Heute haben
Ivo Andric * 1892 (unbedingt lesen: „Die Brücke über die Drina“)
Mercè Rodereda * 1909
Claude Simon * 1913
Andrea Zanzotto * 1921
Harold Pinter * 1930 (noch n Nobelpreisträger)
Jonathan Littell * 1967
Geburtstag.
Aber auch Verdi, Giacometti und der Schauspieler Gert Voss.
_________________________
Und wenn Sie mal eben zwei und eine halbe Stunde Zeit haben, dann schauen Sie sich Verdis „La Traviata“ in einer Inszenierung in der Miländer Scala an.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=n3N2tYOXm4E]
________________________
Gestern, punkt 13 Uhr wurde der Literatur Nobelpreis bekanntgegeben. Zum ersten Mal schaute ich dabei im Inernet zu, lies eine digitale Anzeigeauf 0:00 herunterzählen, bis die Tür aufging und ein Mann im schönsten Schwedisch „Patrick Modiano“ verkündete.
Als Buchhändler und Leser freue ich mich über diese Entscheidung, hat mir die Lektüre seiner Bücher doch immer großes Vergnügen bereitet. Ich kann sie gut empfehlen und insgesamt werden viele Exemplare über die Büchertheken wandern. Sicherlich auch große Freude in den Verlagshäusern von Hanser und dtv, die ihn in Deutschland verlegen. Meckern möchte ich dann aber doch, da sich die Jury nicht viel zutraut. Hatten wir letztes Jahr Alice Munro, mit hervorragenden Erzählungen, wäre doch diese Mal vielleicht ein Autor an der Reihe gewesen, den es in Europa noch zu entdecken gilt. Ein Autor, eine Autorin, die in „fremden“ Länder überall gelesen werden und hohe Auflagen haben, bei uns in Europa und in den USA aber nicht grossartig auftauchen. Ich denke, dass es da noch einen großen Nachholbedarf gibt. Literatur, die auch eines großen Preises würdig sind.
So ist der Literatur Nobelpreis dann halt doch auch nur eine Jury-Entscheidung. Wenn auch eine sehr bedeutende. Ich freue mich jedes Jahr mit den jeweilig gewürdigten Autoren, in ihre Bücher eintauchen zu dürfen.
Am 29.Juli 2013 habe ich auf dem Blog Patrick Modianos neues Buch vorgestellt.
Ich mache es mir heute also ganz einfach und reblogge diesen Beitrag.
Patrick Modiano: “Der Horizont“
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl
Hanser Verlag € 17,90
als eBook € 13,99
„An jenem Abend hatten sich, auf der großen Fläche der Place de l’Opéra, Demonstranten vor einer Reihe von CRS-Männern versammelt, die entlang des ganzen Boulevards eine Kette bildeten, offenbar, um eine offizielle Fahrzeugkolonne zu schützen.”
Mit diesem Satz beginnt dieser Roman und Patrick Modiano ist ein Verführer. Mit seinen letzten Romanen, die im Hanser Verlag in einem kleinen, hübschen, passenden Format herausgekommen sind, nimmt er uns mit in einen vergangene Welt in Paris. Nicht nur vergangen, auch verschwunden sind die Zeiten der Kneipen und Bars aus seinem Roman: “Im Café der verlorenen Jugend”. Verschwunden auch die Zeiten in der Buchhandlung, wo man noch mal eben ein Schild in die Türe hängen konnte: “Bin gleich wieder da”. Diese beiden Romane siedelt Modiano, der 1945 geboren wurde, in den frühen 60er Jahren an.
“Der Horizont” bringt zwei Menschen zueinander, die sich ineinander verlieben und auch wieder schnell verlieren.
Während einer Demonstration stoßen sie in einem Metroeingang zufällig zusammen, Margaret Le Coz und Jean Bosmans. Sie, geboren in Berlin als Tochter einer französischen Mutter, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, er schreibt an seinem ersten Roman. Beide meinen, dass sie verfolgt werden. Vielleicht ist es auch das, was sie aneinanderschweisst. Sie zeigt ihm wieder Menschen, die ihr auflauern und er stellt einen auch zur Rede, der dies allerdings (zu Recht) bestreitet. Auch er “flieht” vor seiner Mutter und ihrem Freund. Modiano beherrscht es, uns an die Hand zu nehmen, die Dinge zu erwähnen, wie einen roten Faden durch’s Buch laufen zu lassen und doch vieles nicht aufzuklären. Wir erfahren also nie, was es mit den Verfolgern auf sich hat, wir erfahren nicht, warum und wohin die junge Frau geflohen ist.
Aber: Ich mag nicht zu viel verraten. Was der Verlag noch erwähnt, ist, dass er sich 40 Jahre später aufmacht, um seine kurze Liebe wieder zu finden und er folgt dieser Spur bis zu einer Buchhandlung in Berlin.
Für mich als Buchhändler ist das natürlich sehr schön, dass es Romane gibt, in denen Buchhandlungen zu zentralen Orten werden, auch wenn sie dort nicht unbedingt spielen.
Genießen Sie diesen schmalen Roman mit seinen 176 Seiten. Ich denke, es liegt auch an der Übersetzung von Elisabeth Edl, dass sich der Text im Deutschen so flüßig lesen lässt.