Mittwoch, 8.November


Heute haben
Xavier de Maistre * 1763
Martha Gellhorn * 1908
Margaret Mitchell * 1900
Peter Weiss * 1916
Peer Hultberg * 1935
Kazuo Ishiguro * 1954
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Auf dem Narrenschiff

Mitschiffs bunte Fähnchen
Halbmond, Sterne hochgehalten
Kein Käpt‘n weit und breit
Überm Ruder hängt der Steuermann
Das Drachensegel knattert
Vom Krähennest ertönt ein schriller Schrei
Leichtmatrosen singen achtern
OM
Auftritt der Teufel
Mit der Sichel in der Hand
Er kappt die Taue, setzt das Deck in Flammen
Der Schiffsrumpf ächzt, neigt sich nach rechts
Es riecht nach Teer, nach Feuer, Rum
Da brüllt der Hein
Auf Moses, höchste Zeit, füttern wir das Bilgenschwein!
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Unser Buchtipp:

Helena Arendt: „Naturgeschenke zu jeder Jahreszeit
75 Ideen zum Gestalten mit Kindern
75 Projekte mit Naturmaterial, passend zu den Jahreszeiten
Naturgeschenke basteln zu Weihnachten, Ostern oder Geburtstagen
Für Kinder ab 5 Jahren
Haupt Verlag € 26,00

Naturgeschenke basteln kann man das ganze Jahr über. Ob zu Weihnachten, zu Ostern oder zu den Geburtstagen, es macht in jeder Jahreszeit Spaß, aus Fundstücken etwas für die Liebsten zu zaubern. Und das Schöne dabei: Jedes Geschenk ist einzigartig, weil auch jeder Stein, jede Blüte und jedes Holzstück einmalig ist. Bis auf wenige Hilfsmittel findet man nämlich alle Materialien gratis in der Natur.
Helena Arendt stellt in ihrem neuen Buch 75 weitere Naturgeschenke vor, welche den Kindern wie auch den Beschenkten Freude bereiten. Gegliedert im Jahreslauf, entstehen aus Blüten, Blättern und Gräsern, Samen, Gemüse und Früchten, Holz, Sand und Steinen originelle Geschenke wie Duftsäckchen, Hustenbonbons oder lustige Stockfiguren.

Samstag, 26.November

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Heute haben
Georg Forster * 1754
Franz Jung * 1888
Eugène Ionesco * 1909
und Charles M.Schulz * 1922
Geburtstag.
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Werner Wollenberger:Janine
Fast eine Weihnachtsgeschichte
Unionsverlag € 15,00

»Wenn eine Fee käme und sagen würde, ›Janine, du
kannst dir wünschen, was du willst.‹ Was würdest du
dir dann wünschen?«
Das Kind schaute den Vater an. Es überlegte scharf.
Dann lächelte es und dann schüttelte es den Kopf.
»Das würde ja nicht gehen!«
»Was würde nicht gehen?«
»Dass bald Weihnachten ist!«

Werner Wollenberger (1927–1982) war ein Schweizer Schriftsteller und Publizist. Bekanntheit erlangte er in jungen Jahren mit seinen satirischen Texten für den Nebelspalter und das Cabaret Federal. Er prägte die deutschsprachige Kabarettszene der Nachkriegszeit als einer ihrer beliebtesten Autoren und schrieb später für Radio, Film, Fernsehen und die Bühne, für die Zürcher Woche, die Neue Presse, die Weltwoche und viele mehr. Sein Werk zeugt von einer in seiner Zeit ungewöhnlichen, engagierten Präsenz.

Endlich ist diese kleine Weihnachtsgeschichte wieder lieferbar. Gerade rechtzeitig noch, bevor alle gemeinsam Weihnachten feiern. Weihnachten beginnt mit dem Heiligen Abend am 24.12..Darauf folgen die beiden Feiertage. Das war schon immer so. Naja zumindest so lange, wie wir uns erinnern können. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und um dieses Fest der Liebe geht es in „Janine – Fast eine Weihnachtsgeschichte“. Ich kannte den Text noch nicht und habe ihn mit auf eine Zugfahrt mitgenommen. Allzuviel Zeit brauchen Sie nicht für die Lektüre. Umso länger hält sich die Geschichte im Gedächtnis.
Wir befinden uns in einem Schweizer Juradorf Ende der 50er Jahre. Ein Bäcker, ein paar Kneipen, ein Elektrogeschäft, eine Kirche und eine Schule. Jeder kennt jeden und es könnte alles gut sein, wenn nicht die 8jährige Janine an Leukämie erkrankt wäre und, laut den Ärzten, nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Und dieser Weihnachtstermin wird zum großen Problem für die Familie. Der Vater kommt nämlich auf die Idee, den Termin für dieses Fest vorzuverlegen. Das geht doch nicht, meint seine Frau. Aber der Vater sagt, ein Fest der Liebe kann auch einmal etwas vorverlegt werden. Oder vielleicht noch krasser: Können wir nicht öfter ein Fest der Liebe feiern. Und wenn es doch der große Wunsch seiner Tochter ist. Und so beginnt er im Dorf herumzufragen, stößt erst auf Ablehnung und finder dann doch offene Ohren. Sogar beim Pfarrer, der von einem besonnenen jungen Mann überzeugt wird, daß dieses Jahr im Dorf Weihnachten schon zwei Wochen vorher gefeiert, der Kirchgang am 25.12. und 26.12.genauso begangen wird, wie immer. Nur dieser Heilige Abend, mit den Geschenken usw. ist davon betroffen. Und so verändert sich das Dorf in diesem Jahr schon früher. Die Auslagen in den Geschäften werden früher umdekoriert. Es wird schon gebacken und verpackt, damit das vorverlegte Fest auch richtig begangen werden kann. Als es dann so weit ist, schafft es der Elektrohändler, daß er Weihnachtsmusik über das Radio im Dorf senden kann.
Das Mädchen Janine ist überglücklich, dass ihr großer Wunsch in Erfüllung gegangen ist und stirbt zwei Tage später.

Werner Wollenberger hat hier eine zarte, etwas freche, etwas andere Weihnachtsgeschichte aufgeschrieben, die an die Seele rührt und nicht rührselig ist. Schnell sind die 80 Seiten gelesen. Und prima, daß der Unionsverlag den Roman wieder in dieser schönen Ausgabe veröffentlicht hat.

Donnerstag

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Nicht vergessen:
Freitag, 17.1. um 19 Uhr
Clemens Grote liest „Kühe in Halbtrauer“ von Arno Schmidt
Eintritt frei
Wir beginnen pünktlich
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Heute haben
Kurt Tucholsky * 1890
Karel Capek * 1890
Simone de Beauvoir * 1908
Heiner Müller * 1919
Klaus Schlesinger * 1937
Gisbert Haefs * 1950
Benjamin Lebert * 1982
Geburtstag.
Das ist mal eine illustre Gesellschaft.

Als Nachklapp zum Fest vor ein paar Wochen:

Kurt Tucholsky
Weihnachten

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse gröhlt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
uns Deutsche mir der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!

Und gleich noch eins hinterher:

Silvester

Im niedern Zimmer
zieht sich der Pfeifenrauch in dicken, blauen Schwaden.
Der Nachtsturm rüttelt an den Fensterladen;
die brave Lampe leuchtet mir wie immer.

Wie stets glüht mir der rote Wein
im festen Glase mit dem Kaiserbilde;
ein stiller Wein – er mundet mir so milde –
ich träum ins Glas – was spiegelt sich darein?

Vier lange Jahre.
Es hieß sich immer wieder, wieder ducken
und schweigen und herunterschlucken.
Der Mensch war Material und Heeresware.

Das ist vorbei.
Was ist uns nun geblieben?
Wo ist das Deutschland, das wir ewig lieben?
Wofür die Plackerei?

Für nichts.
Ich tue einen Zug – die Pfeife knastert –
Was hat man uns gebetet und gepastert –
Tag des Gerichts!

Und wißt ihr, wer uns also traf?
Der Koksbaron und der Monokelträger,
das Bürgerlamm und der Karrierejäger –
Ihr lagt im Schlaf.

So wacht heut auf!
Wir trugen unser Kreuz und jene ihre Orden
wir sind gestoßen und getreten worden:
Muschkot, versauf!

Vergeßt ihr das?
Denkt stets daran, wie jene Alten sungen!
Ich aber komm euch in Erinnerungen
ein volles Glas -!
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Fangen wir doch gleich mal mit einem Werbefilmchen für das Buch an:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=d-rMJiSSqCM]

Nora Gantenbrink: „Verficktes Herz
Rowohlt Verlag € 12,99
als eBook € 10,99

Ganten

„Liebeskummer ist das größte Arschloch, das es gibt. Und das Problem ist, dass es so ein unlösbares Problem ist. Dass du ja nichts dagegen tun kannst. Außer warten. Die Lösung des Problems ist also: Das Warten muss gut sein, verdammt gut. Im Warten braucht es Yoga, braucht es Rausch, braucht es gute Geschichten und noch bessere Kurzgeschichten.“
Ein starker Start für diesen schmalen Band mit 14 Erzählungen, der 1986 geborenen Autorin, die mittlerweile als Journalistin für den Spiegel schreibt. Diesen Hauptberuf merkt man den Geschichten an. Sie sind flüssig geschrieben: knapp, präzise und auf den Punkt gebracht. Nora Gantenbrink schreibt über die Liebe in den verschiedensten Varianten, über Sex ohne Liebe, Verlust und Sehnsucht. Über ein Zuhause, die eigenen vier Wände und über Menschen, die keines haben. „Verficktes Herz“ ist dann auch gleich die erste Geschichte und mit so einem Buchtitel hat man natürlich einen Hingucker. Da war der Verlag pfiffig, hat das schmale Bändchen schön gestaltet und zum Hingucker gemacht.
Wo wir gerade den „Silvester“ von Kurt Tucholsky hatten; auch hier gibt es eine prima Silvestergeschichte, in der die Hauptperson zu einem privaten Fest zum Jahreswechsel eingeladen worden ist. Eigentlich aus Notlösung und auch ihr kommt es komisch vor, dass sie dorthin geht. Jedoch will sie sich nicht langfristig festlegen, sondern nur noch spontan den Jahreswechsel feiern. Die zwei Pärchen, die schon ums Essen sitzen, dürfen nicht reden, weil zu erst „Ekel Alfred“ in der Glotze kommt und dann „Dinner For One“. Also ein Muss für jeden Silvesterabend, der auch so zelebriert werden soll. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Bekannte des Wohnungsbesitzer, dessen Freundin das Sagen hat, das Zimmer stürmen, schwer angeschlagen sind und diverse Überraschungen im Gepäck haben. Die Silvesterfeier eskaliert, es kommt zu großen Streitereien, Zerwürfnissen, einer eingeschlagene Tür und die Polizei taucht auch noch auf. Aus dem trauten geplanten Zusammensitzen, wurde dann doch noch ne wilde Party.
Nora Gantenbrinks Erzählungen lesen sich in einem Rutsch weg. Sie überzeugen nicht immer, haben jedoch einen eigenen Ton und ich hoffe, wir dürfen noch mehr von der jungen Autorin lesen. Vielleicht nicht gleich einen Roman, aber noch ein Bändchen mit Geschichten fände ich sehr prima.

Leseprobe