Heute haben Ferdinand von Saar * 1833 Truman Capote * 1924 Élie Wiesel 1928 Jurek Becker * 1937 Werner Schmidli * 1939 Cecilia Ahern * 1981 Geburtstag. ___________________________________________
Georg Trakl Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht – Das geht in Ruh und Schweigen unter. ___________________________________________
Claudia Wiltschek empfiehlt:
Fabio Andina: „Tage mit Felice“ Aus dem Italienischen von Karin Diemerlin Rotpunktverlag € 24,00
„Er ist es, der klopft und mich weckt. Es ist noch nicht einmal halb sechs. Ich steige die Treppe herunter, mache die Türe auf und sehe ihn dort im Dunkeln unter einem Schirm, das Hemd offen, kurze Hose, barfuß. Ich ziehe mich an und gehe hinaus. An einem Nagel in der Hauswand hängt das Thermometer das Vittoria mir geschenkt hat. Fünf Grad .“ Ein Bergdorf im Tessin. Jeden Morgen, egal ob Regen oder Schnee, zieht Felice los, läuft steil aufwärts durch den Wald um sein tägliches Bad in einer Felsgumpe zu nehmen. Getrocknet wird sich stehend im Wind, dann geht es wieder abwärts, durch das nun langsam erwachende Dorf. Kräuter für den Tee werden gepflückt. Danach hackt Felice Holz, pflückt im Garten, was es gerade so gibt, geht Pilze sammeln, die er verschenkt oder für Käse tauscht. In seinem Haus gibt es nur das, was wirklich gebraucht wird und Spinnweben werden zur Blutstillung einer Wunde im Keller von der Decke geholt. Kaum zu glauben, steigen doch auch hier im Dorf die Jugendlichen mit ihren verkabelten Ohren in den Schulbus. Viel passiert nicht oder doch vielleicht auch gerade sehr viel und das ist genau das, was mich dieses Buch so fasziniert lesen lässt. Tage eines alten Mannes, dessen Zufriedenheit soo gut tut und wir herzerfrischend mit ihm aus der Gumpe steigen. ________________________________________________________________________
Heute haben William Golding * 1911 Carlo Fruttero * 1926 Stefanie Zweig * 1932 Geburtstag. ____________________________
Georg Trakl
Landschaft
Septemberabend; traurig tönen die dunklen Rufe der Hirten Durch das dämmernde Dorf; Feuer sprüht in der Schmiede. Gewaltig bäumt sich ein schwarzes Pferd; die hyazinthenen Locken der Magd Haschen nach der Inbrunst seiner purpurnen Nüstern. Leise erstarrt am Saum des Waldes der Schrei der Hirschkuh Und die gelben Blumen des Herbstes Neigen sich sprachlos über das blaue Antlitz des Teichs. In roter Flamme verbrannte ein Baum; aufflattern mit dunklen Gesichtern die Fledermäuse. ____________________________
Sascha Lobo: „Realitätsschock“ Zehn Lehren aus der Gegenwart Kiepenheuer&Witsch Verlag € 22,00
Morgen, am Freitag findet weltweit ein Klimastreik statt. Hoffentlich bleibt es nicht bei dem einen. Passend dazu erschien letzte Woche das Buch „Realitätsschock von Sascha Lobo. Ein Autor, der sich oft auf verschiedenen Medien zu ploitischen Problemen zu Wort meldet. Ich bin gerade bei den letzten Kapiteln des Buches und restlos begeistert. Dauernd nerve ich meine Mitmenschen mit neuen Infos. Lobo nimmt zehn Problemfelder etwas genauer unter die Lupe: Klima, Migration, Integration, Rechtsruck, China, Künstliche Intelligenz, gesundheit, Soziale Medien, Wirtschaft, Zukunft. Allein ein so ein Problemfeld reicht vollkommen, um unsere gemeinsamen Energien darauf zu verwenden, es zu lösen. Alle zehn gemeinsam sind schon harte Kost. Kein Wunder haben wir das Gefühl, dass unsere Welt aus den Fugen geraten ist und wir nicht mehr wissen, wo anfangen. Lobo stellt keine Lösungen vor, aber er zeigt auf, dass wir unter einem Realitätsschock leiden. Dass unser Denken noch im 20.Jahrhundert verhaftet ist, die Musik aber schon lange im 21.Jahrhundert spielt.
Klimastreik auch in Ulm. Am Freitag, den 20.September ab 15 Uhr auf dem Marktplatz. Wir machen mit und unser Buchladen bleibt von 15 bis 17 Uhr geschlossen.
Heute haben Pierre Corneille * 1606 Alexander Puschkin * 1799 Thomas Mann * 1875 Joyce Carol Oates * 1938 Bernd Schroeder * 1944 Erik Fosnes Hansen * 1965 Geburtstag __________________________
Auf dem Gedichtekalender:
Georg Trakl
Im Dunkel
Es schweigt die Seele den blauen Frühling. Unter feuchtem Abendgezweig Sank in Schauern die Stirne den Liebenden.
O das grünende Kreuz. In dunklem Gespräch Erkannten sich Mann und Weib. An kahler Mauer Wandelt mit seinen Gestirnen der Einsame.
Über die mondbeglänzten Wege des Walds Sank die Wildnis Vergessener Jagden; Blick der Bläue Aus verfallenen Felsen bricht.
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Unser Taschenbuchtipp von Claudia Wiltschek:
Berni Mayer: „Rosalie“ DuMont Taschenbuch € 10,00
Konstantin, von seinen Freunden nur „Der Schwarze“ genannt, wächst in tiefster bayrischer Provinz im kleinen Dorf Praam auf. Schon allein durch seine, als Hard- Rock-Fan, konsequent schwarze Kleidung, passt er nicht so ganz ins traditionverhaftete dörfliche Miteinander und eckt durch seine provokative Art nicht nur im Elternhaus mächtig an. Mit seinen Freunden, dem Bartl und dem Böhmi, macht er sich das manchmal öde „Auf dem Dorf Leben“ so spannend wie möglich . Als plötzlich Rosalie in sein Leben tritt wird alles anders. Rosalie, ist die, die aus der Stadt kommt ,äusserst selbstbewusst auftritt und das Herz von Konstatin erobert. Eine zarte Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang und auf der Suche nach einem heimlichen Plätzchen in dem alten verfallen Schloss machen die beiden eine Entdeckung ,die das ganze ruhige Dorfleben vollkommen ins Wanken bringen wird. Eine alte, verdrängte Geschichte droht ans Licht zu kommen, da die beiden Jugendlichen alles tun, um die Wahrheit zu erfahren. Selten hat mich die Wendung in einem Roman so positiv überrascht: Flapsig,locker und witzig taucht der Leser in die Geschichte ein, ohne zu ahnen, welche Tiefgründigkeit ihn noch erwartet. Ein tolles Sommerbuch, das bis zur letzten Seite fesselt und so ein kleines bisschen an den Herrn Bierbichler erinnert.
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Hartmut Bögels Reise mit dem Rad zur Fußball-WM in Russland. Ein wunderbarer Erlebnisbericht, dem Sie auf seinem Blog folgen können. https://hardy-radelt-2018.tumblr.com/
Richtung Kiew
Noch 75 km bis Kiew; heute der erste Plattfuß der Tour und das auf der Autobahn. Ein kleiner Glassplitter hat sich durch den Mantel gebohrt und den Schlauch erwischt; glücklicherweise konnte ich mich bis zu einem Rasthaus retten und dort in Ruhe flicken. Ansonsten ist die Fahrt auf dem Seitenstreifen der voll ausgebauten Autobahn ziemlich flott, was vor allem am Schiebewind liegt und so kommt mein Kilometeranzeiger auf dem Tacho mit mir prima voran. Ab und an hupt jemand wenn er an mir vorbeifährt, aber besonders zu stören scheine ich niemand. Selbstverständlich radle ich jetzt mit Helm auf dem Kopf.
Die Autobahn geht wie eine Schneise durch ein Waldgebiet und neben dem Seitenstreifen werden, meist von Frauen, Birkenzweige, Eingemachtes, Pilze und Beeren verkauft. Die Birkenzweige braucht man für die russische/ukrainische Banja = Sauna; zum abreiben und fächern.
Tankstellen und Rastplätze gibt es mässig viele und alle sind hier auf der Autobahn vom feinsten und laden zur Kaffeepause mit Wi-Fi ein. Die Preise an der Tanke sind im übrigen ähnlich wie im Laden; also das kennen wir ja anders in Deutschland.
Hinter Kiew
Das war echt eine grenzwertige Erfahrung für Ross und Reiter diese 30 km durch die Stadt Kiew am Abend….je näher ich der Stadt kam, desto dichter wurde der Verkehr; volle Aufmerksamkeit war gefordert: da ein Bus der vor einem losfährt, dann einer der noch grade so vor einem einschert , hier eine Seitenstraße wo ein Auto abfährt, dort eine Auffahrt wo welche einbiegen, rechts ein tiefer Gulli und links von der Hitze gewölbter Asphalt und immer wieder ein tiefes Schlagloch, beissende Abgase und Gasgeruch von den vielen alten gasbetriebenen Vehikel, die unterwegs sind ….alle Sinne waren gefordert und ebenso die Rücksichtsnahme der ukrainischen LKW und PKW Fahrer – ich kam heile durch und war nach diesem Husarenritt durch Kiew und davor über die Autobahn echt so richtig platt…..doch musste ja noch ein Schlafplatz her. Hab an einem Restaurant an der Stadtautobahn angefragt ob ich nicht in einem der kleinen Holzbuden rund ums Restaurant mein Zelt aufschlagen kann und war dann selbst überrascht wie problemlos und spontan das bejaht wurde…..hab dann noch zu meinem wohlverdienten Bier Salat und Pommes gegessen und einfach den Platz, die Gastfreundschaft, die ausgesprochen bemühenden beiden Bedienungen und die schöne Musik, die zum Tanzen aufforderte, genossen….доброї ночі