Samstag, 9.September

Heute haben
Clemens Brentano * 1778
Leo Tolstoi * 1828
James Hilton * 1900
Cesare Pavese * 1908
Geburtstag
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Friedrich Hebbel
Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
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Eigentlich geht das gar nicht.
Ein Winterbuch mit viel Schnee und draußen hat es dann wieder 28 Grad.


Anne Herbauts: „Zu Hause bei Hadek und Miezke
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger
Gerstenberg Verlag € 14,00
VorleseBilderbuch ab 4 Jahren


In einem Baumhaus wohnen die Katze Miezke und der Rüsselkäfer Hadek. Draußen fallen dicke Schneeflocken. Drinnen brummelt der kleine Ofen und macht die Wohnung warm. Miezke schaut aus dem Fenster und ist fasziniert von dem Naturschauspiel. Hadek hat es sich mit vielen Büchern und einer Tasse Tee gemütlich gemacht. Als es aber immer weiter schneit und gar nicht mehr aufhören will, wird es Miezke langweilig. So liest ihm Hadek Geschichten aus seinen Büchern vor. Gemeinsam schauen sich die unterschiedlichen Bücher an. Anne Herbauts hat für uns ein paar Seiten aus den unterschiedlichen Büchern gezeichnet. Von Abenteuergeschichten bis zu Kochbüchern, die Miezke sehr toll findet.
Als dann Hadek aus dem Fenster schaut und sagt, dass es immer noch schneit, hebt Miezke kaum den Kopf aus seinem Buch und meint nur: „Unglaublich“.
Ja, unglaublich ist das richtige Wort für dieses schöne Buch. Ein warmherziges Winterbuch, bei dem man sich gleich in kuschelige Decken packen will. So wie die beiden das auch machen.
Aber auch eine Liebeserklärung an das Buch, das Bücherlesen und Büchervorlesen.
Und das geht wiederum auch bei fast 30 Grad im Schatten eines großen Baumes.

Blick ins Buch

Anne Herbauts, 1976 in Belgien geboren, studierte an der Kunstakademie in Brüssel und veröffentlicht seit 1998 Bilderbücher für Kinder und Erwachsene und Comics. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. 2021 wurde sie für ihr Gesamtwerk mit dem im Dreijahresrhythmus vergebenen und mit 15.000 € dotierten Kinderliteraturpreis des französischsprachigen Belgiens ausgezeichnet.
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In wenigen Tagen stellen sich sechs engagierte Klimaaktivist:innen 32 Regierungen entgegen, um ihre Rechte inmitten der Klimakrise zu verteidigen. Mit Mut und Entschlossenheit treten sie gegen eine Vielzahl von Regierungsanwält:innen an, die Emissionssenkungen ablehnen. Eine riesige Welle der Unterstützung würde sie enorm anfeuern, wenn sie vor Gericht treten und die Welt zusieht. Klicken Sie hier, um Ihre Unterstützung zu zeigen, und hinterlassen Sie eine Nachricht. Klicken, um den Kindern beizustehen
Liebe Freundinnen und Freunde, rasende Waldbrände haben in ihrem Land ganze Wälder verbrannt und über 100 Menschen getötet.Cláudia, Catarina, Martim, Sofia, André und Mariana erleben eine Kindheit inmitten von eskalierenden Hitzewellen. Mit gebrochenem Herzen sehen sie, wie die bedrohliche Realität des Klimachaos sich unaufhaltsam ihrem Zuhause nähert.Doch sie geben nicht auf.Sie verklagen 32 Regierungen vor einem der mächtigsten Gerichte der Welt. Wenn sie gewinnen, werden all diese Länder rechtlich gezwungen sein, ihre Kohlenstoffemissionen zu senken und aus fossilen Brennstoffen auszusteigen.Sie stehen einer Übermacht an Regierungsanwält:innen gegenüber, die darauf setzen, dass dieser Fall unbeachtet bleibt. Nach jahrelanger Vorbereitung auf diesen entscheidenden Augenblick müssen diese Klimaheld:innen spüren, dass sie nicht alleine sind. Avaaz wird unsere Botschaften direkt zu diesen Kindern und Jugendlichen bringen und sie für alle sichtbar am Gerichtsgebäude projizieren, damit klar ist: Die Welt schaut zu.
KLICKEN, UM DEN KINDERN BEIZUSTEHEN ❤︎ Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist bei der Auswahl der Fälle, die er behandelt, äußerst wählerisch – und dennoch haben die Richter:innen diesen Fall im Schnellverfahren behandelt. Das zeigt, wie wichtig dieser Fall ist.Dieses Verfahren hat das Potenzial, zahlreiche einflussreiche europäische Regierungen zu konkreten Senkungen der Kohlenstoffemissionen zu verpflichten. Es könnte zudem Klimaklagen weltweit, die derzeit vor den Gerichten liegen, großen Anschub verleihen!Denn das Zögern der Regierungen in Sachen Klimaschutz hat eine Menschenrechtskrise verursacht. Diese Kinder erheben nun mutig ihre Stimmen, um sich gegen die Klimakrise zu wehren – und ohne die Unterstützung von Avaaz-Mitgliedern wie Ihnen wären sie nicht so weit gekommen.Gemeinsam haben wir dabei geholfen, das gewaltige Anwaltsteam dieser Kinder zu finanzieren und haben bahnbrechende Studien unterstützt, die eine Verbindung zwischen dem Verhalten von Regierungen und den Klima-Ängsten von jungen Menschen zeigen.Und jetzt brauchen sie noch einmal unsere Hilfe. Werden Sie den Klimaheld:innen zur Seite stehen, wenn sie vor Gericht gehen? KLICKEN, UM DEN KINDERN BEIZUSTEHEN ❤︎ Wir haben bereits erlebt, wie einflussreich juristische Maßnahmen sein können: In Deutschland musste aufgrund der Klage von mutigen Jugendlichen das Klimagesetz überdacht werden. In den Niederlanden forderte ein Richter den Umweltsünder Shell auf, seine Emissionen drastisch zu senken. Nun haben wir die Chance, diese mutigen Kinder zu unterstützen, die 32 Regierungen herausfordern, um den Klimaschutz voranzutreiben. Lasst uns gemeinsam, noch vor dem Urteilsspruch, ein riesiges Zeichen setzen – und gemeinsam Geschichte schreiben!In SolitaritätRuth, Nell, Pascal, Mélanie, Nick, Alice, Daniel, Fey, Emilie, und das ganze Team von Avaaz


Samstag

Heute haben
Annette von Droste-Hülshoff * 1797
Alexei Nikolajewitsch Tostoi * 1883
Axel Eggebrecht * 1899
Ingeborg Drewitz * 1923
Yasmina Khadra * 1949
Geburtstag

Annette von Droste-Hülshoff
Am Weiher
Ein milder Wintertag

An jenes Waldes Enden,
Wo still der Weiher liegt
Und längs den Fichtenwänden
Sich lind Gemurmel wiegt;

Wo in der Sonnenhelle,
So matt und kalt sie ist,
Doch immerfort die Welle
Das Ufer flimmernd küßt:

Da weiß ich, schön zum Malen,
Noch eine schmale Schlucht,
Wo all die kleinen Strahlen
Sich fangen in der Bucht;

Ein trocken, windstill Eckchen,
Und so an Grüne reich,
Daß auf dem ganzen Fleckchen
Mich kränkt kein dürrer Zweig.

Will ich den Mantel dichte
Nun legen übers Moos,
Mich lehnen an die Fichte,
Und dann auf meinen Schoß

Gezweig’ und Kräuter breiten,
So gut ich’s finden mag:
Wer will mir’s übel deuten,
Spiel ich den Sommertag?

Will nicht die Grille hallen,
So säuselt doch das Ried;
Sind stumm die Nachtigallen,
So sing’ ich selbst ein Lied.

Und hat Natur zum Feste
Nur wenig dargebracht:
Die Lust ist stets die beste,
Die man sich selber macht.

Und passend zum Sturm, der über uns hinwegbläst:

Am Turme

Ich steh‘ auf hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und lass‘ gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare;
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!

Und drunten seh‘ ich am Strand, so frisch
Wie spielende Doggen, die Wellen
Sich tummeln rings mit Geklaff und Gezisch,
Und glänzende Flocken schnellen.
O, springen möcht‘ ich hinein alsbald,
Recht in die tobende Meute,
Und jagen durch den korallenen Wald
Das Walroß, die lustige Beute!

Und drüben seh ich ein Wimpel wehn
So keck wie eine Standarte,
Seh auf und nieder den Kiel sich drehn
Von meiner luftigen Warte;
O, sitzen möcht‘ ich im kämpfenden Schiff,
Das Steuerruder ergreifen,
Und zischend über das brandende Riff
Wie eine Seemöve streifen.

Wär‘ ich ein Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär‘ ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!
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brahms

Johannes Brahms: „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?“
Brahms: Choral Works
Cappella Amsterdam unter der Leitung von Daniel Reuss

Inhalt:
Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen op. 74 Nr. 1; Intermezzo op. 119 Nr. 1; 5 Gesänge op. 104; Schicksalslied op. 54; 3 Motetten op. 110; 3 Quartette; Fest- und Gedenksprüche op. 109

Diese Musik passt vielleicht zu diesem stürmischen Wetter und diesen unberechenbaren Zeiten. Darauf gestossen bin ich auf eine Besprechung in der Lokalpresse und den darauffolgenden Anfragen unserer Kunden. Brahms „Deutschen Requiem“ ist vielen von uns bekannt und auch seine anderen kammermusikalischen Werke. Diese Motetten und Chormusik kam mir bisher noch nicht unter. Nun bin ich überhaupt kein Fachmann in klassicher Musik und schon gar nicht in Chormusik, das, was ich aber auf dieser CD zu hören bekam, hat mich stark berührt. Irgendwie scheint Brahms hier all seine Erfahrung eingebaut zu haben und es ist wie eine musikalischer Spaziergang von der Renaissance bis ins 19.Jahrhundert. Nun ist Weihnachten vorbei und das Auflegen von besinnlicher Musik schon wieder in weite Ferne gerückt. Wenn Sie sich jedoch etwas Gutes tun wollen und aus dem Alltag entfliehen, dann legen Sie sich diese CD auf und genießen die musiklaische Meisterleistung.

Hier die drei Fragen an den Dirigenten Daniel Reuss, die in der Ulmer Südwestpress veröffentlicht worden sind:

Herr Reuss, was gab den Ausschlag für die Auswahl der zu hörenden Stücke?

Auf der CD sollten wirklich nur die allerbesten Stücke versammelt sein, die Brahms für Chor geschrieben hat. Die Betonung lag dabei auf seinem Spätwerk. Ich habe versucht, die Werke so anzuordnen, dass hoffentlich ein durchgängiger Spannungsbogen zu hören ist.

Was hat es mit der Klavierbearbeitung des Schicksalsliedes auf sich?

Diese Bearbeitung des Werks hat der Komponist Karsten Gundermann vor rund zehn Jahren vorgenommen. Sie orientiert sich an Brahms‘ eigener Bearbeitung des Deutschen Requiems für Klavier zu vier Händen. Das kammermusikalische Element, das bei Johannes Brahms ja immer präsent ist, kommt darin, wie ich finde, hervorragend zum Ausdruck.

Welche Bedingungen stellen Sie an den Chor und die Akustik?

Wir haben vor der Aufnahme eine Tour mit sechs Konzerten gemacht und die CD dann anschließend in einer sehr schön klingenden, nicht zu großen Kirche in Amsterdam eingespielt – mit genügend Zeit für alle Stücke. Mein akustisches Ideal ist der geschlossene Chorklang, bei dem man einfach alle Stimmen hören kann, also nicht zu sopranlastig, was ja doch bei Brahms recht schnell passieren kann, sondern mit Betonung auf Harmonie und Transparenz.

Auf der Seite von jpc, unserem CD-Grosshändler, können sie in die einzelnen Stücke hineinhören.

Freitag

Heute haben
Annette von Droste-Hülshoff * 1797
Alexei Nikolajewitsch Tostoi * 1883
Axel Eggebrecht * 1899
Ingeborg Drewitz * 1923
Yasmina Khadra * 1949
Geburtstag

Und deshalb gibt es heute auch ein Gedicht von der Droste, das zwei sehr bemerkenswerte letzte Seiten hat.

Annette von Droste-Hülshoff
Am Weiher
Ein milder Wintertag

An jenes Waldes Enden,
Wo still der Weiher liegt
Und längs den Fichtenwänden
Sich lind Gemurmel wiegt;

Wo in der Sonnenhelle,
So matt und kalt sie ist,
Doch immerfort die Welle
Das Ufer flimmernd küßt:

Da weiß ich, schön zum Malen,
Noch eine schmale Schlucht,
Wo all die kleinen Strahlen
Sich fangen in der Bucht;

Ein trocken, windstill Eckchen,
Und so an Grüne reich,
Daß auf dem ganzen Fleckchen
Mich kränkt kein dürrer Zweig.

Will ich den Mantel dichte
Nun legen übers Moos,
Mich lehnen an die Fichte,
Und dann auf meinen Schoß

Gezweig‘ und Kräuter breiten,
So gut ich’s finden mag:
Wer will mir’s übel deuten,
Spiel ich den Sommertag?

Will nicht die Grille hallen,
So säuselt doch das Ried;
Sind stumm die Nachtigallen,
So sing‘ ich selbst ein Lied.

Und hat Natur zum Feste
Nur wenig dargebracht:
Die Lust ist stets die beste,
Die man sich selber macht.
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Im aktuelle Heft von „Lettre International“ fand ich gestern einen Text von Priya Basil, die 2011 bei uns in der Buchhandlung aus ihrem wirklich tollen Roman „Die Logik des Herzens“ gelesen hat. Der Roman passt gut zu Zadie Smiths: „London NW“, das ich vor ein paar Tagen vorgestellt habe. Auch er schildert ein junges Paar mit verschiedenster Herkunft. Sowohl kulturell als auch wirtschaftlich und wie die beiden versuchen ihr Glück zu finden.

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Hier schreibt sie in 81 kurzen, durchnummerierten Abschnitten über das Alter, über das Altern, auch über das Sterben ihres geliebten Grossvaters, der in London lebte und den sie oft von Berlin aus besucht hat. Sie schreibt über Veränderungen in unserem Körper, aber auch in der Gesellschaft. Und zwar global. Sie zitiert alte Philosphen und ihren Grossvater. Sie schreibt über sich und das, was uns alle einmal erwartet. Das Alter und auf jedenfall der Tod.

1. Langsam, aber stetig nimmt mit Erreichen des dreißigsten Lebensjahres die Herzleistung ab. Wie aber kann das sein, dass ich doch nie intensiver empfunden habe als gerade?

2. Der Körper altert, Geist und Seele aber halten sich nicht an die Beschränkungen der Zeit.

3. Wir werden uns wohl nicht wiedersehen“, meinte Grossvater Papaji …

Das ist der Aufhänger für diese Seite in „Lettre“. Grossvater Papaji, schon immer ein Hypochonder (im Alter), merkt, dass es mit ihm zu Ende geht, was er aber schon immer wieder in den letzten Jahren meint/gesagt hat. Als Priya ihn bittet, mit dem Sterben noch etwas zu warten, meint er: „Ich verspreche dir, mir größte Mühe zu geben„.
Das tut er auch und sie hat noch einige gute Gespräche mit dem alten Herrn und macht sich für sich selbst ihre Gedanken. Worin hat er recht, obwohl es auf den ersten Moment nicht so scheint und was kann sie für sich selbst sehr gut übernehmen? In England wird Ärzen geraten nicht länger von „Geriatrie“, sondern von „elderly care“ / „Altenpflege“ zu reden. Also auch eine kosmetische Mutation der Sprache. Wir erfahren, dass eine weltweite Studie herausgefunden hat, dass alle unsere staatlichen Altersversorgungen nicht genügend Geld und Mittel haben, um mit der großen Anzahl von Altern klarzukommen, die es in den nächsten Jahren geben wird.

34. Wir wäre das Leben, wären wir schon vor dem Schaden klug.

Priya schreibt auch darüber, dass wir nicht einfach von der Kindheit, Jugend, in das Erwachsensein und ins Alter wechseln, sondern, dass wir täglich zwischen diesen Formen hin und her wechseln. Wenn wir morgens aufstehen, merken wir unser Altern, wenn wir aber mit einem Spiel (mit Freunden) beschäftigt sind, können wir uns wie Kinder verhalten. Desgleichen sind wir wahre Erwachsene, wenn wir ernsthaft irgendwelche Dinge diskutieren. Dies und noch viel mehr interessante Gedanken bringt Priya Basil hier zu Papier, die ich gar nicht alle auflisten kann, sich aber zu Lesen lohnen.
Am Ende des Artikels schreibt sie, dass Seneca meint, dass das Leben lang ist, wenn wir es nützen und dass sie sich auf die durchschnittliche Lebenserwartung (für Frauen in England) von 82 Jahren freut, zumal sie in Indien nur bei 69 ist. Das wünsche ich Ihr auch und hoffe noch mehr von ihr lesen zu können und vielleicht kommt sie mal wieder in unsere Buchhandlung.
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