Dienstag

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Heute haben
Peter Rosegger *1843
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Cees Nooteboom * 1933
Martin Mosebach * 1951
Joanne Rowling * 1965
Nina Bouraoui * 1967
Geburtstag
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Johannes Trojan
Das Kornfeld

Was ist schöner als ein Feld,
wenn die Halme, all die schlanken,
leise schwanken
und ein Halm den anderen hält?

Wenn im Korn die Blumen blühn,
leuchtend rot und blau dazwischen,
und sich mischen
lieblich in das sanfte Grün?

Wenn es flüsternd wogt und wallt,
Lerchen sich daraus erheben,
drüber schweben,
und ihr Lied herniederschallt?

Dann den schmalen Pfad zu gehen
Durch das Korn, welch eine Wonne!
Nur die Sonne,
nur die Lerche kann uns sehn.
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Jetzt als Taschenbuch:

9783423146777

Graham Swift: „Ein Festtag“
Aus dem Englischen von Susanne Höbel
dtv  € 10,90

„Es war März 1924. Es war nicht Juni, aber es war ein Tag wie im Juni. Es musste kurz nach zwölf Uhr mittags sein. Ein Fenster stand offen und er ging unbekleidet durch das sonnendurchströmte Zimmer, sorglos, nackt; er wirkte wie ein Tier. Es war ja sein Zimmer. Da konnte er tun und lassen, was er wollte. Das konnte er. Und sie war noch nie hier gewesen, würde auch nie wieder herkommen.
Auch sie war nackt.
30. März 1924. Vor langer Zeit.“

Sonst sind Graham Swifts Bücher in der Gegenwart angesiedelt. Dieses Mal sechs Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Die nackte Jane ist Zimmermädchen der reichen Familie und schon seit Jahren mit Paul befreundet. Zuerst als jugendliche Liebelei, dann als wirkliche Geliebte. So wie wir es auch in den ersten obigen Zeilen mitgeteilt bekommen.
Die Familie hat ihre Söhne alle bis auf Paul im Krieg verloren. eine große Trauerglocke hängt über dem Haus und gleichzeitig auch eine angespannte Atmosphäre, weil Paul sich anschickt, eine Dame aus der Gesellschaft zu heiraten.
Dieses Gefühl, diese Vibrationen fängt Swift genial ein. Er schreibt seine Bücher nicht nach Selbsterlebten, sondern aus einem Flimmern und Flirren in seinem Kopf heraus. Eiigentlich aus dem Nichts, wie er selbst sagt.

„Sie hatte nicht das Laken über sich gezogen. Sie hatte sogar die Hände hinter dem Kopf verschränkt, um ihn besser ansehen zu können. Und er konnte sie ansehen.“

So passt das Titelbild von Modigliani perfekt zu dieser Novelle. So könnten wir uns diese Situation vorstellen. Das Haus ist leer. die beiden jungen Leute treffen sich heimlich, gehen mit einander ins Bett und verabschieden sich. Nicht mit einem Kuss, oder einer Umarmung, sondern mit einem Blick. Paul steigt in seinen Sportwagen, Jane bleibt liegen, genießt die Ruhe, zum ersten Mal alleine im Haus zu sein. Heimlich und voll mit Düften dieses Liebesabenteuers.
Dieser Festtag findet somit auf verschiedenen Ebenen statt. Einerseits im Bett, aber auch bei einer Art Verlobungsfeier, zu der Paul fährt.

„Dann war er fort. Kein Gruß. Kein alberner Kuss. Nur ein letzter Blick. Als würde er sie in sich aufnehmen, in sich hinein trinken. Und was er ihr zurückließ: das ganze Haus. Er ließ es für sie da. Es gehörte ihr, zu ihrer Unterhaltung. Sie konnte es auf den Kopf stellen, wenn sie wollte. Alles ihres. Und was sollte ein Dienstmädchen tun, wenn es am Muttertag frei bekommen hatte, aber kein Zuhause hatte, wohin es gehen konnte?“

Das war es dann auch schon. Das Ende werde ich Ihnen nicht verraten. Nur so viel: Jane entdeckt, dass sie schreiben muss. Das Ereignis wird zur Initialzündung Schriftstellerin zu werden.
Graham Swift hat ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Fein, flirrend, erotisch und mit einer nachhaltigen Tiefe, die ein ganzes Menschenleben beinflusst hat.

Freitag

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50 Shades of Grey

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Heute haben
Iwan Krylow * 1769
Georges Simenon * 1903
Sybil Gräfin Schönfeldt * 1927
F.C.Delius * 1943
Urs Faes * 1947
Katja Lange-Müller * 1951
Irene Dische * 1952
Geburtstag
und es ist der Todestag von Elio Vittorini + 1966.

Wer bei dieser Auswahl an neuen Taschenbüchern nichts findet, …

modick

Klaus Modick: „Klack“
KiWi € 8,99
Ein wunderbarer Wirtschaftwunderroman.
Nicht allzu tiefschürfend, aber mit genauer Beobachtungsgabe geschrieben.

Pildau

Max Scharnigg: „Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau“
Heyne € 9,99
Jasper Jungbrods Kindheit auf dem Lande.
Und was für eine. Mit in den Himmel ragenden „Maibäumen“. Verträumt schön.

brasch

Thomas Brasch: „Die nennen das Schrei“
Gesammelte Gedichte
Suhrkamp Sonderausgabe € 28,00
Vom Widmungs- und Gelegenheitsgedicht über Ballade und Lied bis hin zu Stückcollagen und Fototext, die Gesammelten Gedichte ermöglichen es zum ersten Mal, sich ein umfassendes Bild seines im Verlauf von 40 Jahren entstandenen lyrischen Werks zu machen.

sedaris

David Sedaris: „Sprechen wir über Eulen – und Diabetes“
Heyne € 9,99
Ob er seine Kindheit aufarbeitet die Hölle eines amerikanischen Vorortes, seiner Jugend nachspürt der Versuch, der Hölle durch haarsträubende Jobs und persönlichkeitsverändernde Drogen zu entkommen oder sich über sein Leben im englischen Wahlexil wundert: Sedaris Beobachtungen und Erinnerungen sind immer präzise, ernstlich überraschend und wahrhaft komisch.

murakami

Haruki Murakami: „Sputnik Sweetheart“
DuMont € 9,99
Diese Liebes- Verschwinde- und Suchgeschichte kennen Murakami-Fans.
Für alle anderen: Es lohnt sich.

Swift

Graham Swift: „Letzte Runde“
dtv € 10,90
Eine Kneipenrunde auf dem Weg ans Meer, um die Asche eines Kumpels dort zu verstreuen. Ein Buch über Freundschaft und gleichzeitig ein großes Gesellschaftsbild.

Meyer

Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie wahr“
KiWi € 9,99
Der zweite Band seiner „Biografie“ spielt in der Psychiatrie und Meyerhoff schildert, wie er mit den Insassen zusammen aufgewachsen ist. Sehr lustig und wieder sehr ernst.
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Heute abend ab 19 Uhr bei uns in de Buchhandlung:

Tobias Wahren: “Kopf an Kopf“
Der „Ulmer“ Tobias Wahren liest aus seinem dritten Roman

Tobias Wahren kennen wir als Leiter unzähliger Chöre hier in Ulm, als
Klavierspieler (demnächst im Stadthaus) und Mitspieler bei “Trias”. Dass er
einen Abend schmeissen kann, wissen wir. Lassen Sie sich das nicht entgehen.
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