Dienstag, 14.November


Heute haben
Carlo Emilio Gadda * 1893
Astrid Lindgren * 1907
Eric Malpass * 1910
Carola Stern * 1925
Marianne Fritz * 1949
Geburtstag
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„Zivilcourage kann auch heißen, Ängsten Ausdruck zu geben.“
Carola Stern
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Unser Filmtipp:


Im Ulmer Roxy läuft im Obscura Kino „Anatomie eines Falls„.
Ein unglaublich guter Film, der vom Drehbuch und von der Regie auf die Schauspielerin Sandra Hüller zugeschnitten worden ist. „Anatomie eines Falls“ wurde mit der Goldenen Palme 2023 ausgezeichnet und Sandra Hüller steht wohl auf der Liste für einen Oscar.
Während der 150 Minuten befinden wir uns lange in einem Gerichtssaal, in dem verhandelt wird, ob die Ehefrau schuld am Tod ihres Mannes ist. Es jedoch gerade das Gegenteil von einem us-amerikanischen Gerichtsthriller. Er arbeitet mit ganz anderen Mitteln und hauptsächlich mit der unglaublichen schauspielerischen Leistung von Sandra Hüller.
Den Trailer packte ich hier nicht dazu. Ich will nicht zu viel verraten und Sie finden ihn überall im Netz.
Ich kann nur soviel sagen: Gehen Sie in diesen Film. Sie erwartet ein cineastisches Meisterwerk.
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In der Vorschau wurden gleich zwei Romanverfilmungen angekündigt.
Seethalers: „Ein ganzes Leben“ läuft ja schon seit Wochen.


Claire Keegans Buch „Das dritte Licht„, im Original „Foster„, kommt als „The Quiet Girl“ demnächst ins Kino. (Dass sie sich nicht auf einen Titel einigen konnten?)
Ein Lieblingsbuch von mir. Eine schmale sehr bewegende, ruhige und doch dramatische Geschichte.
Die Verfilmung hat jede Menge gute Besprechungen bekommen. Ich bin gespannt.

Und dann noch Ottessa Moshfegh düsterer Roman: „Eileen„, den es im Deutschen schon länger als Taschenbuch gibt.
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Auf tagesschau.de gefunden:

UN-Bericht
347 Millionen Kindern in Südasien mangelt es an Wasser

In Südasien leiden mehr Kinder an Wasserknappheit als in jeder anderen Weltregion. Dort seien 347 Millionen Menschen unter 18 Jahren „einer hohen oder extrem hohen Wasserknappheit ausgesetzt“, so das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.
In Südasien leiden weltweit am meisten Kinder an Wasserknappheit. Insgesamt sind es 347 Millionen, wie eine Analyse des UN-Kinderhilfswerks UNICEF zeigt. In der bevölkerungsreichsten Region der Welt lebten mehr als ein Viertel aller Kinder. Gleichzeitig gebe es dort aber nur vier Prozent des Wassers in der Welt.
„Sicheres Wasser ist ein Grundmenschenrecht, aber Millionen von Kindern in Südasien haben nicht genügend zu trinken in einer Region, die von Überschwemmungen, Trockenheit und anderen extremen Wetterereignissen, die zunehmend vom Klimawandel ausgelöst werden, geplagt ist“, sagte der für die Region zuständige UNICEF-Chef, Sanjay Wijesekera. …

Den kompletten Bericht finden Sie hier:
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/wasserknappheit-asien-100.html

Montag

Nach diesem grauen, geschäftig und auch faulen Wochenende, geht es nun in eine neue Woche.
Der Arche Kinderkalender startet mit einem sehr unpassenden Gedicht:

Jack Prelutsky
Sleepy Sam

Sleepy Sam, the sleepyhead,
slept all morning in his bed,
…..

Also davon kann nun wirklich keine Rede sein, lieber Herr Prelutsky.
Putzmunter sind wir schon alle, gell?!
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Klaus Mann * 1906
Margaret Atwood * 1939
und Compay Segundo * 1907
haben heute Geburtstag.

Und hier spielt der alte Herr, der 2003 gestorben ist, in Paris. Einfach anklicken und nebenher laufen lassen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=ER0oHIkKrlw]
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Falls Sie nicht wissen, was Sie heute kochen können, sollen, müssen,
dann habe ich vielleicht den richtigen Ratgeber.

Blake

Stephanie Blake:Ich will Nudeln!
Moritz Verlag € 12,95
Bilderbuch ab 2 Jahren

Stephanie Blake wurde in den USA geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Paris. Dort hat sie mit den Büchern um ihren kleinen Hasen Simon einen riesiegen Erfolg. Der Moritz Verlag hat bisher ein Simon-Buch veröffentlicht: „Pipikack“ Wir können uns schon vorstellen, worum es dabei geht. Es sind die Wörter, die die Kleinen nicht sagen sollen und dauernd benutzen. Wer kennt das nicht.
Diesmal geht es um die Essensgewohnheiten der Kleinen. „Ich will Nudeln!„, schreit Simon und meint es auch so. Oh ja, auch das kennen wir gut. Nur Nudeln und keine Soße und, oder nur Käse. Oder gleich pur. Jeden Tag und nix anderes. Da freuen sich die Restaurants, wenn die Kleinen nur Nudeln mit Soße wollen. So also auch unser kleine Hase Simon mit der Zahnlücke. Haferflocken schmecken ihm nicht. Grüne Nudeln lehnt er ab, auch das Schnitzel. Als Simon dann auch noch die Kürbissuppe ablehnt, reicht es seiner Mutter und sie schickt ihn ins Bett. Dort flüstert er zuerst ganz leise: „Ich will Nudeln!“, wird immer lauter, bis er so richtig ins Toben kommt.

Aber als er hörte, wie seine Mama zu seinem Papa sagte: „Oh! Mein Liebling! Dein Schokoladenkuchen ist köstlich!“, beruhigte er sich und fragte: „Kann ich auch ein Stück Schokoladenkuchen bekommen?“

Na klar, das geht. Aber zuerst soll er die Suppe auslöffeln, dann gibt es auch den Schokokuchen. Was Simon auch ganz brav macht.
Als sein Vater ihn am nächsten Tag zum Mittagessen ruft: „Komm und iss deine Nudeln!“, dann ruft der kleine Simon ganz vergnügt:

ICH WILL POMMES!“

Hier können Sie ein paar Seiten des Bilderbuches anschauen.
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Noch eine weitere Illustration möchte ich Ihnen zeigen.
Ebo Leichtle hat seine Eindrücke nach der Lektüre des „Trafikanten“ von Robert Seethaler als kleine Skizze zu Papier gebracht. Die Buchbesprechung finden Sie hier auf diesem Blog.

ebo

Montag

Vergessene und übergangene Geburtstage vom vergangenen Wochenende:
Am Samstag hatte Jochen Schmidt,
am Sonntag
Friedrich Schiller * 1759
und
Arnold Zweig * 1887
Geburtstag.
Heute gibt es folgende Namen zu feiern:
Dostojewski * 1821
Kurt Vonnegut * 1922
Luigi Malerba * 1927
Carlos Fuentes * 1928
HM Enzensberger * 1929
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Friedrich Schiller
Macht des Weibes

Mächtig seid ihr, ihr seids durch der Gegenwart ruhigen Zauber,
Was die stille nicht wirkt, wirket die rauschende nie.
Kraft erwart ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt er,
Aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib.
Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Taten,
Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt.
Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit,
Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich zeigt.
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Seethaler

Robert Seethaler: „Der Trafikant
Kein & Aber Verlag € 9,90

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik – einem Tabak-und Zeitungsgeschäft – sein Glück zu suchen. Bisher hat er im Salzkammergut glücklich gelebt, da er, dank einer Liebschaft seiner Mutter, keine Geldsorgen hatte. Der reiche Liebhaber ertrinkt bei einem Gewitter im See und er wird nach Wien zu einem Bekannten (ehemaligen Liebhaber) der Mutter geschickt. Das Eintreffen dort ist, nach dem Schock der Grossstadt, sehr ernüchternd. Beim Trafikanten Otto Trsnjek ist alles alt, eng und muffig und dann soll er auch noch alle Tageszeitung durchlesen, so möchte es der Besitzer. So langsam bekommt Franz immer mehr Sicherheit und lernt die Stammkunden kennen. Dabei ist auch ein wirklicher Herr Doktor, ein „Deppendoktor“, der Herr Dr. Freud.
Bis dahin hat Seethaler einen luftig leichten, mit Sparchwitz gefütterten Roman geschrieben. Als aber das Thema „Juden“ aus Tablett kommt, der Nachbar, ein Metzger, die Trafik vollschmiert, ändert sich auch der Ton. Parallel dazu ändert sich auch Franz. Er hat sich nämlich in ein Mädchen verliebt, mit dem er ein paar Bier getrunken hat, deren Namen und Adresse er nicht kennt. So ist ein gang zum Herrn Doktor unvermeidlich, da er ihn im Rat bitten will. Den bekommt er auch und Franz ist ein guter Frager, was wiederum Freud angenehm auffällt.

„‚Hm‘, meinte Franz und legte eine Hand an seine Stirn, um das wilde Durcheinander seiner Gedanken dahinter ein wenig einzudämmen. ‚Könnte es vielleicht sein, dass Ihre Couchmethode nichts anderes macht, als die Leute von ihren ausgelatschten, aber gemütlichen Wegen abzudrängeln, um sie auf einen völlig unbekannten Steinacker zu schicken, wo sie sich mühselig ihren Weg suchen müssen, von dem sie nicht die geringste Ahnung haben, wie er aussieht, wie weit er geht und ob er überhaupt zu irgendeinem Ziel führt?‘ Freud hob die Augenbrauen und öffnete langsam den Mund. ‚Könnte das sein? Habe ich etwas unglaublich Blödsinniges gesagt?‘ wiederholte Franz. Freud schluckte. ‚Nein, das hast du nicht. Das hast du ganz und gar nicht.'“

Er bekommt Ratschläge, die er nach und nach umsetzt. Sogar den, dass er seine Träume aufschreiben soll. Franz ändert das gegen später in sofern, dass er die Zettelchen mit diesen Aufschreiben täglich ins Fenster hängt.
Franz trifft seine gesuchte, geliebte Frau wieder und es entwickelt sich eine wilde Liebesgeschichte, die aber nur sporadisch anhält, da sie ihm immer wieder aus den Händen gleitet. Gleichzeitig ändert sich die Stimmung in der Stadt drastisch. Das Aufkommen der Nazis ist nicht mehr zu übersehen, die Schikanen gegenüber den Juden und Sozialisten nicht mehr zu übersehen. Dies merken auch die beiden Trafikler Otto und Franz.

„Die Stadt brodelte wie der Gemüsetopf auf Mutters Herd. Alles war in ununterbrochener Bewegung, selbst die Mauern und die Straßen schienen zu leben, atmeten, wölbten sich. Es war, als könnte man das Ächzen der Pflastersteine und das Knirschen der Ziegel hören. Überhaupt der Lärm: Ein unaufhörliches Brausen lag in der Luft, ein unfassbares Durcheinander von Tönen, Klängen und Rhythmen, die sich ablösten ineinander flossen, sich gegenseitig übertönten, überschien. Dazu das Licht. Überall ein Flimmern, Glänzen, Blitzen und Leuchten. Eine Frau kreischte wie ein Schlachthuhn.“

Hier ändert sich auch der Ton im Roman. Er hat trotz allem immer noch eine große Leichtigkeit, bald wie ein Tagtraum, aber es ist alles brutale Realität. Vielleicht passt das auch geade jetzt wieder, da der 9.11. und das Andenken an die Programnacht gerade vorbei ist.
Bevor ich Ihnen jetzt den ganzen Roman nacherzähle, höre ich hier auf und hoffe, Sie ein wenig angefixt zu haben, damit Sie Lust bekommen die 250 Seiten zu lesen. Es lohnt sich.

Robert Seethaler liest aus „Der Trafikant“

http://www.zeit.de/video/2012-12/2029624672001/videolesung-robert-seethaler-liest-aus-der-trafikant

„Der Trafikant“ im Schweizer Literaturclub vom 29.01.2013

http://www.srf.ch/player/tv/literaturclub/video/der-trafikant-von-robert-seethaler?id=94b549a0-ebee-466a-8b54-9f3d54c5b37f