
Heute haben
Ivan Bunin * 1870
Doris Lessing * 1919
Jacques Berndorf * 1936
Geburtstag

Am kommenden Dienstag ist es so weit.
Christian Ruzicska stellt ab 19 Uhr „seinen“ Secession Verlag vor.
2009 gegründet, verlegt er hauptsächlich internationale und deutsche Gegenwartsliteratur, hat aber aber auch hin und wieder Lyrik im Programm. Und was für gute. Es gibt illustrierte Bücher, schwerverkäufliche moderne Romane und den einen oder anderen Besteller. Wie zum Beispiel „Glückskind“ von Steven Uhly, der sogar verfilmt worden ist..
Im Programm u.a. auch Jérôme Ferrari, ein französischer Starautor (Prix Goncourt 2012), aber hier in Deutschland nicht auf den den Bestsellerlisten zu finden.
Besprechungen der jeweiligen Neuheiten bekommen großen Platz in den überregionalen Zeitungen und zeigen die große Innovativität und Entdeckerkraft des Verlages.
Wir kennen alle Lars Gustafsson als Autor im Hanser Verlag. Seine mathematische Phantasie „Gegen Null“ ist bei Secession erschienen.

Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung tendiert das Ereignis unserer Existenz gegen Null – und doch sind wir da. Lesen zum Beispiel gerade diesen Text oder gehen durch schneeverhüllte Landschaften im Norden Schwedens spazieren. Mit unserem Hund, der die Fährte eines Wildes aufnimmt, während wir versuchen, uns zu orientieren. Wo bin ich? Und das bei Eis und Schnee! – Schlechte Kontexte sind das, um uns zu helfen! Wir brauchen, so scheint es, Anhaltspunkte, um Klarheit zu gewinnen. Fixpunkte der Orientierung. Logische Operatoren. Alice im Spiegelland weiß bestens darüber Bescheid.
Lars Gustafsson, der große Erzähler aus dem Norden, legt einen scharfen Blick auf die nicht weniger scharfen Punkte der Logik und verbindet ihre Aussagen zu einer neuen Perspektive auf die menschliche Existenz. Er bedient sich anschaulich der modernen Physik und Mathematik und führt auch für den Laien verständlich deren schwindelerregende Antworten immer wieder zurück auf eine Frage: die nach dem menschlichen Bewusstsein.
Unter der Voraussetzung eines zutiefst kalten Universums schreibt Lars Gustafsson seine höchst unwahr-
scheinliche menschliche Wärme in die Logik ein: Bis im Spiegel der Betrachtung das menschliche Dasein aufleuchtet. Bis spürbar wird, wie kostbar der Augenblick des Menschseins ist. Bis sichtbar wird, wie un-
umgänglich das Erzählen in einer Welt ist, die erst mit der Erzählung beginnt. Um sich von der Null zu entfernen, also lebendig zu werden, und somit sterblich zu sein, und sich wieder der Null zu nähern. – Ahnen Sie, worüber wir sprechen?

Steven Uhly: „Glückskind“
„Das literarische Ausnahmetalent!“
Die Zeit
Deutschland 2012. »Warum war ich überhaupt so, wie ich war ?«, fragt sich Hans D.
Jahrelang hatte er keine Fragen mehr. Im Gegenteil, er war kurz davor, fraglos aufzugeben.
Und dann?
Dann bringt er den Müll hinunter, geht zu den Tonnen, findet im Müll ein Kind.
Es beginnt ein berührender Prozess über die Entscheidung, was geschehen muss. Das Kind behalten, es verbergen? Und die Mutter? Eine Mordanklage zulassen, wider besseres Wissen? Was ist gerecht?
Wie handeln? Am Ende der Geschichte sind die Dinge neu geordnet. Ein Kind wird überlebt haben und mit Hans D. werden wir wissen, dass Liebe der Schlüssel ist für Erkenntnis, Veränderung, ein gutes Leben.

Jérôme Ferrari: „Predigt auf den Untergang Roms“
(Le sermon sur la chute de Rome)
Aus dem Französischen von Christian Ruzicska
Ein korsisches Dorf. Das Leben, vom Alltag bestimmte Monotonie. Sommer, Hitze,
Jagd auf Wild, wiederkehrend Tag um Tag. Und dann: ein Ereignis, eine Erschütterung.
Folgenreich. Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Zur allgemeinen Verwunderung
haben zwei Söhne des Dorfes ihr vielversprechendes Philosophiestudium auf
dem Kontinent vorzeitig beendet und übernehmen die Dorfkneipe. Um ganz im Sinne
der Leibnizschen Lehre in ihrem Dorf die „beste aller möglichen Welten“ zu errichten.
Aber: es richtet sich die Hölle selbst am Tresen ein. Und es wird eine korsische Dorfkneipe
zur Weltenbühne des menschlichen Dramas. Mit prächtiger Sprache erzählt,
dicht und bildkräftig, ein Wunder an Ausgewogenheit von Wucht, Weite, Tiefe und
Leichtigkeit.

Jérôme Ferrari: „Das Prinzip“
(Le Principe)
Auf dem Französischen übersetzt von Christian Ruzicska und Paul Sourzac
„Mit reinem Genuss zu lesen.“
Elke Schmitter, Der Spiegel
Interview mit Ferrari auf der leipziger Buchmesse 2015.
„Das blaue Sofa„

Tanikawa Shuntaro: „minimal (minimal)“
30 Gedichte
Deutsch und Japanisch
Aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein
„I don’t fear death, because I’ve been writing.“
Tanikawa Shuntarõ
„minimal“ birgt eine Fülle an Dichtungen, die in ihrer kargen sprachlichen Reduziertheit ein Glücksfall sind im Werk des großen japanischen Dichters Tanikawa Shuntarō, dessen verspieltes Wesen bislang weitläufige Formen des Ausdrucks prägte. Im Nachwort schreibt er darüber: »Ich nehme an, es war das unterschwellige Verlangen zu schweigen, noch einmal ins Schweigen zurückzukehren und neu mit dem Schreiben zu beginnen, was mich veranlasste, eine solche mir bis dahin nicht geläufige Kurzform zu wählen.« – Wir hören förmlich, wie beredt das Schweigen ist, wie klingend die Stille hinter dem Rauschen unserer Zeit! Wir bedanken uns beim Dichter und bei jenem Zauber, der ihn veranlasst hat, das Schweigen zu verdichten!
Wir freuen, wenn Sie am kommenden Dienstag den Weg in unsere Buchhandlung finden.
Wahrscheinlich ist wieder Fußball im Fernsehen, aber wir beginnen um 19 Uhr und diese Veranstaltung funktioniert ohne Schwarzgeldkonten und Schmiergeld.
Der Eintritt ist kostenlos!