Heute haben William Gaddis * 1922 Jo Pestum * 1936 Brigitte Kronauer * 1940 Christian Kracht * 1966 Geburtstag und es ist der Todestag von Rainer Maria Rilke _______________________________________
Rainer Maria Rilke
In dem Wiedersehn mit Kindheitstagen lernen wir uns wiedersehn: zwar wir wußten, dass die Jahre gingen, doch nun fühlen wir auch, wie wir gehn. ________________________________________
Unser Buchtipp:
Norris von Schirach: „Beutezeit“ Penguin Verlag € 24,00
Als Putin im Jahr 2000 an die Macht kommt, verlässt der Rohstoffhändler Anton Russland und genießt die Langeweile in New York, bis ein Headhunter ihm ein mehr als verlockendes Angebot macht und er wieder zurückkehrt. Doch der Turbokapitalismus hat das Land und Menschen sehr verändert und was ihn in Kasachstan erwartet, hätte er nicht vermutet. Dort soll er mit anonymen Geld ein Stahlwerk hochziehen, verfängt sich jedoch im Sumpf aus Korruption und Terror. Menschen und Natur haben kein Gewicht im Kampf um Bodenschätze, die von den Clans vehement verteidigt werden. Aktueller geht es nicht.
„Wer Russland heute verstehen will, sollte Norris von Schirach lesen.“ Viktor Jerofejew __________________________________________
Wichtig für alle, die diesen Blog abonniert haben. Ich musste den Blog „umziehen“, da es rechtliche Probleme mit der Datensicherheit gibt. WordPress lässt einen solchen „Umzug“ nicht so einfach zu. Wir sind in den nächsten Tagen dennoch soweit, haben aber das Problem, dass Sie sich auf der „neuen“ Seite (da hat sich äußerlich nichts verändert) neu anmelden müssen, um die täglichen Einträge zu bekommen. Wir bereiten das so vor, dass dies für Sie ganz einfach geschieht. Ich hoffe, dass alles klappt.
Heute haben Samuel Taylor Coleridge * 1772 Alphonse de Lamertine * 1790 Edmondo de Amicis * 1846 Jewgeni Lwowitsch Schwarz * 1896 Patrick Kavanagh *1904 Sabine Deitmer * 1947 Geburtstag ____________________________________________
Rainer Maria Rilke Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin. _____________________________________________
Ich liste Ihnen einfach die Inhaltsangabe mit Kurzfassungen der Artikel auf und dabei lässt sich leicht erkennen, wie breit gefächert diese neue Du-Ausgabe aufgestellt ist.
Anina Rether Klimakiller auf dem Teller Die Herstellung von Lebensmitteln verursacht einen Drittel aller Treibhausgase weltweit. Auch auf nationaler Ebene sieht die Bilanz nicht besser aus. In der Schweiz macht die Ernährung über zwei Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr aus. Zeit für einen neuen Menüplan.
Daniel Zinnenlauf Der Gratwanderer Die Klimajugend beklatscht seine Auftritte, während sich andere an seiner hohen Medienpräsenz stossen. Der ETH-Professor Reto Knutti bewegt sich als Vermittler im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Politik. Als Klimaphysiker und Leitautor von Weltklimaberichten scheut er die Öffentlichkeit nicht. Er möchte Wirkung erzielen.
Christian Pfister Nach der Ära der Verschwendung Ab den späten 1950er-Jahren wurde Energie günstig. Die Ölfunde im Mittleren Osten machten es möglich. Sie beschleunigten unseren Lebenswandel, steigerten die Produktivität der Wirtschaft gewaltig und erhöhten die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in nie da gewesenem Ausmass. Diese Entwicklung gerät nun an ihr Ende.
Esther Hürlimann Folgenreiche Entdeckungen Der Glaube an die Wissenschaften ist eng mit der Hoffnung auf einen ständigen Fortschritt verbunden. Dass technologische Errungenschaften auch nachteilige Folgen für Mensch und Umwelt haben können, wird am Klimawandel besonders deutlich. Joseph Black – der Entdecker des Kohlenstoffdioxids, der zugleich die Entwicklung der Dampfmaschine befeuerte – verkörpert diese Ambivalenz exemplarisch.
Dominik Joos Bäume können es nicht mehr richten Neue Technologien ermöglichen es, CO2 aus der Luft zu filtern oder bei der Entstehung einzufangen und irgendwo für immer zu speichern. Ist das die klimarettende Lösung?
Simonetta Sommaruga im Gespräch mit Esther Hürlimann und Reto Wilhelm «Gute Klimapolitik muss sozialverträglich sein» Zur Erreichung eines globalen Klimaschutzes ist die Politik gefordert. Wo setzt die Schweiz als kleines Land mit einer starken internationalen Ausstrahlung ihre klimapolitischen Ziele? Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat als Umwelt-, Verkehrs- und Energieministerin gerade drei Dossiers in ihren Händen, die für das Erreichen einer gesunden Klima- und Energiepolitik notwendig sind. Wir haben sie zum bigger picture interviewt.
Stephen Neff im Gespräch mit Daniel Zinnenlauf «Uns geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um ein Maximum an Klimaschutz» Die Kompensation von Kohlenstoffdioxid kann gegen das globale Phänomen der Klimaerwärmung helfen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Umsetzung komplex – und weltpolitisch nicht unumstritten. Die Stiftung Myclimate gehört zu den bekanntesten Schweizer Kompensationsanbietern – und dies seit zwanzig Jahren. CEO Stephen Neff über die Effektivität der Kompensation.
Dominik Joos Weniger Verbrauch bei zunehmender Mobilität Der Verkehr muss fossilfrei werden. Daher verbannt die EU den Verbrennungsmotor. Neue, klimaneutrale Treibstoffe und Antriebe wie Elektro oder Wasserstoff werden es gemeinsam richten müssen.
Dominic Roser im Gespräch mit Anina Rether «Es ist eine Illusion, dass sich acht Milliarden Menschen freiwillig in eine Richtung bewegen» Der Klimawandel wirft als Erstes wirtschaftliche und politische Fragen auf. Wie steht es aber mit den ethisch-moralischen Herausforderungen, die damit unweigerlich einhergehen? Welche Verpflichtungen haben wir zukünftigen Generationen gegenüber? Welches Handeln ist moralisch? Der Philosoph und Ökonom Dominic Roser gibt Antworten.
rika Suter Klimafakten und Klimalügen – ein Check Wie ist es möglich, dass der wissenschaftliche Konsens systematisch ignoriert, geleugnet und verfälscht wird? Ein Blick hinter die Mechanismen der Desinformation.
Heute haben T.S.Eliot * 1888 Victor O.Stomps * 1897 Ernst Schnabel * 1913 Minette Walters * 1949 Jane Smiley * 1949 Geburtstag ________________________________________
Rainer Maria Rilke Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, Und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; Gib ihnen noch zwei südlichere Tage, Dränge sie zur Vollendung hin und jage Die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben Und wird in den Alleen hin und her Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. ____________________________________________
Sehr informativ und hochaktuell berichten die vier Autor:innen, was sich geändert hat nach dem Mauerfall, nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in Osteuropa. Was ist eigentlich der Osten? Wo liegt er`? Wo beginnt er? Gab es schon immer ein Ost- West, oder war es vor langer Zeit nicht eher ein Nord-Süd, was die Gesellschaften geprägt hat? Nach einem geschichtlichen Abriss, landen wir immer wieder beim Krieg in der Ukraine und wir merken, dass Gorbatschows Traum von einem vereinten Europa ferner denn je ist. Diktatur in Russland, Staatsterror in Belarus, Verfassungsänderungen bedrohen in Polen und Ungarn die erst jüngst erkämpfte Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Die Autor:innen werfen einen kritischen Blick zurück und schauen, was auf uns zukommen könnte, schreiben aber mehrfach, dass wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse nicht vorhergesehen worden sind. Im zweiten Kapitel gehen die Autor:innen auf die aktuelle Literatur in Osteuropa ein und erwähnen u.a. einen Artikel in der NZZ, den der polnische Autor Szczepan Twardoch („Morphin“, „Der Boxer“, „Schwarzes Königreich“, alle bei Rowohlt) am 6.4.2022, also kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine, veröffentlichte. Hier geht es zum Beitrag in der NZZ. ____________________________________________
Hooligan Til gibt es wirklich und Ralph Hammerthaler hat über ihn, seine Clique, sein Leben im Privaten und im Stadion einen sehr intensiven Roman geschrieben. Til ist nicht nur ein Großkotz und Wochenendschläger, sondern hat auch seine angenehmen und sympatischen Züge. Dies ist kein Enthüllungsroman, sondern beschreibt sehr angenehm über einen Menschen, der in zwei Welten lebt und nach einer Nacht, nach der im Krankenhaus landet, eine Entscheidung trifft. ___________________________________________
Dienstag, 4.Oktober, 19 Uhr „Die erste Seite“ Diesmal mit einem Shortlistlesen aus den nominerten Büchern zum Deutschen Buchpreis. Es liest Clemens Grote Eintritt frei
Die letzte Nacht vor dem Sommer (mit dem Ulmer Münster ganz rechts)
Heute haben
Heute haben Jean Paul Sartre * 1905 Helmut Heißenbüttel * 1921 Erik Neutsch * 1931 Wulf Kirsten * 1934 Francoise Sagan * 1933 Adam Zagajewski * 1945 Ian McEwan * 1948 Jane Urquhart * 1949 Robert Menasse * 1954 Geburtstag ____________________________________
Rainer Maria Rilke Sommerabend
Die große Sonne ist versprüht, der Sommerabend liegt im Fieber, und seine heiße Wange glüht. Jach seufzt er auf: „Ich möchte lieber …“ Und wieder dann: „Ich bin so müd …“
Die Büsche beten Litanein, Glühwürmchen hangt, das regungslose, dort wie ein ewiges Licht hinein; und eine kleine weiße Rose trägt einen roten Heiligenschein. _______________________________________
Unser Buchtipp:
Milena Busquets: „Meine verlorene Freundin„ Aus dem Spanischen von Svenja Becker Suhrkamp Verlag € 22,00
Erst beim Lesen fiel mir auf, dass ich schon einmal einen Roman der spanischen Autorin gelesen habe. 2016 kam „Auch das wird vergehen“ heraus. Ein Sommer in Barcelona, in dem ihre Mutter stirbt und sie mit Bekannten, Ex-Mann und jetzigem Liebhaber, ihren Kindern ein paar Wochen auf dem Land am Meer verbringen. Es wird viel geredet, getrunken, gestritten und geliebt. Im jetzigen Roman sind wir wieder bei dieser Frau mit ihren beiden Kindern, mit 11 und 16, ihrem jetzigen Liebhaber, mitten in der Stadt. Sie erinnert sich an ihre Mutter, ihren Vater und dabei fällt ihr ihre erste beste Freundin ein, die mit 15 an Leukemie gestorben ist. Wie war das damals? Hat sie sie wirklich noch einmal auf dem Schulhof gesehen. Ihre Freundinnen bringen Informationen, Tipps und Hinweise, aber war das alles wirklich so? Immer wieder tauchen auch Szenen mit ihrer Mutter auf, die im Alter Fotoalben zerschnitten hatten und die Vergangenheit neu ordnen wollte. Was für ein Spielchen macht unsere Erinnerung mit uns? Milena Busquets verpackt dieses schwere Thema in einen leichten, flüssigen Roman, der an einen Film von Pedro Almadóvar erinnert und riesig Spaß beim Lesen macht.
Sofortige Einstellung des Verfahrens gegen Tsitsi Dangarembga und Julie Barnes!
Am kommenden Montag, den 27. Juni 2022, entscheidet das Antikorruptionsgericht in Harare (Simbabwe) darüber, ob das Verfahren gegen die Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga und die Journalistin Julie Barnes eingestellt wird oder ob Haftbefehle ausgestellt werden. Die Anklage gegen Barnes und die Friedenspreisträgerin von 2021 lautet auf Teilnahme an einer Versammlung mit der Absicht, zu öffentlicher Gewalt, Landfriedensbruch und Bigotterie aufzurufen. Zudem sollen sie gegen die geltenden Coronamaßnahmen verstoßen haben. Mehr Informationen auf der Seite „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels„ ____________________________________
Hardy on Tour
Tag 25 107 km von Pitlochry nach Aviemore
Gleich mal vorneweg: das Hinterrad läuft nicht wirklich rund, aber die Speichen haben gehalten. Was will ich mehr.. Ein richtig entspannter Radtag war das heute, zudem mein kürzester seit ich unterwegs bin. Schon um halb fünf hatte ich mein Tagesziel -trotz eines Abstechers zum Loch (See) an Eilein- erreicht und hab es mir in dem Touri-Ort Aviemore gut gehen lassen. Ich bin nun in den schottischen Highlands. Hier ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Outdoor Aktivitäten. Noch sind keine Schulferien, in 2 Wochen ist hier dann richtig was los. Die Berge hier erreichen immerhin Höhen um die 1150 Meter (Wintersportgebiet) und auch ich hab heut mit der Überradelung vom „Pass of Drumochter“ den höchsten Punkt meiner Tour geschafft (auf 462 m). Es war ein sehr sehr moderater Anstieg in sehenswerter Umgebung auf der alten, jetzt autofreien, Landstraße bei herrlichem Wetter und ruhigem Rückenwind. Ein richtiges Geschenk heute. Die nächsten Tage sollen wettermäßig unbeständiger und kühler werden. Je nördlicher ich komme, je länger ist es hell. So wirklich dunkel wird es hier oben auch nachts um diese Jahreszeit gar nicht mehr. Ich bin gespannt, wie das dann am nördlichsten Punkt meiner Tour sein wird. 3 Tagesetappen noch entfernt. Heut habe ich mich wieder mal auf einem Campingplatz eingemietet. 15 Euro kostet er hier, sonst sind es meist um die 12 Euro. Der Rasen war die letzten Nächte immer besser als hier; aber ich will nicht klagen. Die heiße Dusche und der ganze andere Komfort sind schließlich nicht zu verachten. Auffallend viele ukrainische Fahnen sind hier zu sehen, als Zeichen der Solidarität. Ist mir in England schon aufgefallen und hier oben in Schottland noch deutlich mehr. Auch haben mir manche schon ihr Leid über den Brexit zum Ausdruck gebracht. Die Schotten hatten ja deutlich gegen ihn gestimmt und nicht wenige würden Great Britain für die EU verlassen wollen, obwohl das ja irgendwie auch nicht recht vorstellbar ist.
Die aktuellen Corona-Bestimmungen schreiben vor: 2 G im Buchladen und das Tragen einer FFP2 Maske. Bitte zeigen Sie uns Ihren digitalen Impfausweis und Ihre Identkarte. Danke!!! ____________________________________________
Am Samstag, den 8.Januar haben wir ganztätig wegen Inventur geschlossen. ____________________________________________
Heute haben Jakob Grimm * 1785 Gao Cingijan * 1940 Geburtstag und es ist der Todestag von Henri Bergson, Albert Camus, T.S.Eliot, Christopher Isherwood und Aharon Appelfeldt. _____________________________________
Rainer Maria Rilke Das Karussel
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht sich eine kleine Weile der Bestand von bunten Pferden, alle aus dem Land, das lange zögert, eh es untergeht. Zwar manche sind an Wagen angespannt, doch alle haben Mut in ihren Mienen; ein böser roter Löwe geht mit ihnen und dann und wann ein weißer Elefant.
Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald, nur dass er einen Sattel trägt und drüber ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge und hält sich mit der kleinen heißen Hand dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und auf den Pferden kommen sie vorüber, auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge schauen sie auf, irgendwohin, herüber –
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und das geht hin und eilt sich, dass es endet, und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel. Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, ein kleines kaum begonnenes Profil -. Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet, ein seliges, das blendet und verschwendet an dieses atemlose blinde Spiel. . . ____________________________________________
Mit diesem Rilke Gedicht sind wir auch schon bei unserem heutigen Tipp:
„Paris“ Werke von Rainer Maria Rilke und Erik Satie Marit Beyer, Lesung Olivia Trummer, Klavier Malte Prokopowitsch, Regie und Dramaturgie Tina Walz, Produktion 1 CD Spielzeit 70 Minuten, € 17,00 Verlag Der Diwan
„Heute war ein schöner, herbstlicher Morgen. Ich ging durch die Tuilerien. Alles, was gegen Osten lag, vor der Sonne, blendete. Das Angeschienene war vom Nebel verhangen wie von einem lichtgrauen Vorhang. Grau im Grauen sonnten sich die Statuen in den noch nicht enthüllten Gärten. Einzelne Blumen in den langen Beeten standen auf und sagten: Rot, mit einer erschrockenen Stimme.“, schreibt Rilke in seinem „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“. Und so müssen wir uns auch diese CD vorstellen. Gleich einem Spaziergang durch die Parks von Paris sind Texte, Gedichte und Musik zusammengestellt. Olivia Trummer spielt Gymnopédies, Gnossiennes und das bekannte Lied „Je te veux“ und wechselt sich mit Marit Beyer ab, die in einem unaufgeregtem, feinen Ton, Gedichte und Texte aus „Malte Laurids Brigge“ vorträgt. Rilke und Satie lebten gleichzeitig in Paris und vielleicht sind sie sich in einem der Parks über den Weg gelaufen. Wir können das Zusammenspiel von Musik und Text hier auf dieser Aufnehme auf jeden Fall genießen.
(Foto: Christina Kratzenberg)
Und wenn wir an den Tipp mit den „Cafés in Paris“ denken und uns vorstellen, wir sitzen an einem warmen Frühlingstag in den Tuilerien an einem der runden Tische, dann passen die beiden Hörbeispiele ausgezeichnet.
Beim Versuch, per Boot spanischen Boden zu erreichen, sind 2021 mehr als 4400 Migranten gestorben. Laut der Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ hatte es die Mehrzahl über den Atlantik versucht – mit dem Ziel Kanarische Inseln.
Mehr als 4400 Migranten sind nach Angaben einer spanischen Hilfsorganisation im vergangenen Jahr bei dem Versuch gestorben, Spanien auf dem Seeweg zu erreichen. Die Zahl habe sich im Vergleich zu 2020 verdoppelt – damals seien 2170 Migranten gestorben, teilte das in Afrika sehr gut vernetzte Hilfswerk „Caminando Fronteras“ mit. So viele Todesopfer wie 2021 habe es noch nie gegeben.
Auch heute gilt die 3G-Regel in unserer Buchhandlung. Die Infektionszahlen steigen, die Intensivbetten füllen sich. Bitte zeigen Sie uns einen Ihrer Nachweise beim Hereinkommen in unsere Buchhandlung. Das entspannt die Lage in unserem kleinen Buchladen. Vielen Dank dafür. ____________________________________
Heute haben Marieluise Fleißer * 1901 Paul Celan * 1920 Geburtstag _____________________________________
Rainer Maria Rilke Blätter
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält. _________________________________________
Unser Sachbuchtipp:
Ciani-Sophia Hoeder: „Wut und böse„ Hanser Verlag € 18,00
Was für ein starker Text. Ciani-Sophia Hoeder, freie Journalistin, „SZ Magazin“-Kolumnistin sowie Gründerin und Geschäftsführerin von „RosaMag“, dem ersten Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen in Deutschland, stellt den Begriff „Wut“ in den Mittelpunkt ihres Sachbuches. Woher kommt Wut, wie entsteht sie, wie wird sie benannt, wie äußert und entlädt sie sich? Was hat es mit dem Begriff Wurbürger auf sich? Warum werden Politiker gewählt, die sich offen zu ihrer Wur bekennen? Und: was ist der Unterschied zwischen männlicher Wut und der von Frauen? Wie gehen Frauen mit Aggression um? Frauen, die ihrer Wut freien Lauf lassen, haben schnell einen schlechten Ruf. Doch diese Wut kann eine mächtige Waffe gegen persönliche und politische Unterdrückung sein. Ciani-Sophia Hoeder fragt nach: Wie haben wütende Frauen Geschichte und Popkultur geprägt? Welchen Einfluss haben die Erziehung von Mädchen und der abfällige Umgang mit Sorgearbeit auf die seelische Gesundheit von Frauen? Und wie wird aus Wut Mut zur Veränderung?
Heute haben Caroline Schelling * 1763 Joseph Roth * 1894 Geburtstag ___________________________________
Gedichte sind Balsam auf Unstillbares im Leben Caroline Schlegel ___________________________________
„September“ Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell Reclam Verlag € 5,00
Und schon ist wieder ein neuer Monat angebrochen und der Sommer, der keiner war, ist endgültig vorbei. Die Tage werden kürzer, morgens brauche ich Licht zum Arbeiten und abends zum Lesen ist es das Gleiche. Rote Tomaten, Zwetschgen in allen Farben gibt es zu kaufen und die Blättern beginnen, bunt zu werden. Der Bahnstreik hat meinen Urlaub auf der Raketenstation verkürzt. Auch ein Grund, warum es gestern keinen Blogeintrag gab. Dafür aber ein Käferbild von der danebenliegenden Insel Hombroich.
Rainer Maria Rilke Herbsttag
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein gib Ihnen noch zwei südlichere Tage dräng sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.
Friedrich Hebbel Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Theodor Fontane Herbstmorgen
Die Wolken ziehn, wie Trauergäste, Den Mond still – abwärts zu geleiten; Der Wind durchfegt die starren Äste, Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten.
Schon flattern in der Luft die Raben, Des Winters unheilvolle Boten; Bald wird er tief in Schnee begraben Die Erde, seinen großen Toten.
Ein Bach läuft hastig mir zur Seite, Es bangt ihn vor des Eises Ketten; Drum stürzt er fort und sucht das Weite, Als könnt‘ ihm Flucht das Leben retten.
Da mocht ich länger nicht inmitten So todesnaher Öde weilen; Es trieb mich fort, mit hastgen Schritten Dem flüchtgen Bache nachzueilen. ___________________________________
1. Welches Buch lesen Sie gerade? 2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt? 3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?
1.Dag Solstad, „Armand V.„, ein Buch, das aus Fussnoten zu einem nie geschriebenen Roman besteht, die sich aber lesen wie ein Roman. Wie immer bei Dag Solstad fast ereignislos und dennoch spannend zu lesen. 2.Die Kurzgeschichten von Katherine Mansfield, die ich kürzlich wiederentdeckt habe, sehr gut geschrieben, frisch, humorvoll, sehr wagemutig und ihrer Zeit weit voraus. 3.“Der grüne Heinrich“ von Gottfried Keller. Ich habe ihn jung gelesen und sehr gemocht, aber ich glaube, heute würde er mir noch viel besser gefallen.
Vielen Dank und Grüße über den Bodensee. ______________________________________
Vollgelaufene U-Bahn-Stationen, Autos, die durch Straßen treiben und ein neuer Regenrekord: Ein historisches Unwetter hat in New York zu Überflutungen geführt. Bürgermeister de Blasio rief den Notstand aus.
In den USA wüten weiterhin heftige Waldbrände. Besonders betroffen ist der Bundesstaat Kalifornien. Mehr als 4100 Feuerwehrleute und Helfer versuchten am Lake Tahoe, ein Feuer unter Kontrolle zu bringen.
Heute haben Lawrence Sterne * 1713 Carlo Collodi * 1826 Arundhati Roy * 1961 Geburtstag _________________________________
Rainer Maria Rilke Der Leser
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten, das nur das schnelle Wenden voller Seiten manchmal gewaltsam unterbricht?
Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss, ob er es ist, der da mit seinem Schatten Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten, was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis
er mühsam aufsah: alles auf sich hebend, was unten in dem Buche sich verhielt, mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend anstießen an die fertig-volle Welt: wie stille Kinder, die allein gespielt, auf einmal das Vorhandene erfahren; doch seine Züge, die geordnet waren, blieben für immer umgestellt. _______________________________________________
Maria Popova: „Findungen“ Aus dem Amerikanischen von Stefanie Schäfer, Heike Reissig und Tobias Rothenbücher Diogenes Verlag € 28,00
Im Internet, in ihren Blogs ist Maria Popova in den USA sehr bekannt. Ich kannte den Namen bisher nocht nicht, traute mich auch nicht an die fast 900 Seiten hin. Knall gelb, das passt irgendwie gar nicht zu Diogenes und was dahintersteckt, war mir nicht klar. Kaum mit Lesen begonnen, hatte ich einen mächtigen Spaß. Die Autorin verknüpft ihr Wissen über Wissenschaft, Literatur, Kunst, Musik, … zu einem spannenden Lesevergnügen. Das machen auch ihre Internettexte aus, in denen sie ihre Netz-Fundsachen zu einem großen Teppich zusammenwebt und wir erkennen können, dass viele Dinge, Personen, Ideen und Erfindungen eng zusammenhängen. Im Buch nun, stellt sie uns Personen vor, die mit dem was sie machten, die Ersten ihrer Zeit waren. Johannes Kepler z.B., an dessen Eintrag am Ulmer Rathaus ich fast täglich vorbeiradle, Maria Mitchell, die einen Komente entdeckte, die Journalistin Margaret Fuller, eine Pionierin der amerikanischen Frauenbewegung, Emily Dickinson und ihre Lyrik und auch Rachel Carson, die mit ihrem Buch „Der stumme Frühling“ als Vorreiterin der weltweiten Umweltbewegung wurde. Dies nur ein paar Beispiele aus dem dicken Buch. Das alles liest sich flott und der Text wird immer mit Einschüben unterbrochen, wenn der Autorin ein wichtiger Link, ein passendes Zitat aus einer anderen Epoche einfällt. Also keine Angst vor 900 Seiten. Und auch bestens für jüngere LeserInnen geeignet.
Heute haben George Herbert * 1593 Washington Irving * 1783 Peter Huchel * 1903 Märta Tikkanen + 1935 Johanna Walser * 1957 Geburtstag
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Rainer Maria Rilke
Aus einem April
Wieder duftet der Wald. Es heben die schwebenden Lerchen mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war; zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, – aber nach langen, regnenden Nachmittagen kommen die goldübersonnten neueren Stunden, vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen. Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser über der Steine ruhig dunkelnden Glanz. Alle Geräusche ducken sich ganz in die glänzenden Knospen der Reiser.
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Pocketbook eBook-Reader € 119,00
Ich weiß, ich weiß, so ein eBook-Reader ist kein Buch. Das Gerät raschelt nicht beim Seiten umblättern, es riecht nicht und man kann auch keine richtigen Eselsohren reinknicken und Straßenbahnfahrkarten als Lesezeichen reinstecken. Aber handlich und nützlich sind diese Dinger schon. Für die Reise, im Bett mit Beleuchtung. Und die 1.000 Seiten des Romanes von Frau Haratischwili liegen auch viel leichter in der Hand. In der jetzigen Zeit, wenn wir doch nicht unbedingt aus dem Haus sollen, ist natürlich so ein Gerät und der einfache Download eines Buches von unserer Homepage (www.jastram-buecher.de) direkt nach Hause, extrem praktisch.
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Der Randomhouse Verlag veranstaltetOnline-Lesungenfür Kinder und Erwachsene. Auf demTerminkalenderfinden sie die Uhrzeiten und die passenden Bücher dazu. Viel Vergnügen. ________________________________
vielleicht habt ihr Lust, wieder Radio zu hören:: mein neuer Klassik-Klub auf WDR3 wird im Zeichen der Karwoche stehen, der „Heiligen Woche“ vor Ostern, jenen Tagen tiefer Spiritualität. Eine Hymne der großen Mystikerin Hildegard Von Bingen eröffnet mein Set und führt gleich weiter zu einer Station aus Franz Liszts Via Crucis (interpretiert vom kürzlich verstorbenen Reinbert de Leeuw) – weitere Stationen folgen. Bachs Choräle „ Ach Großer König“ und „Als Jesus Christus in der Nacht“ aus der Johannespassion spiele ich in einer Version für Streichorchester von und mit der großartigen Patricia Kopatchinskaja. Weitere Linien des Sets bilden David Langs Song-Zyklus „Death Speaks“ (die Sängerin Shara Worden, wird von einer Band bestehend aus Owen Pallett, Bryce Dessner und Nico Muhly begleitet), Rossinis Sakralwerk „Stabat Mater“ (u.a. mit Katia Ricciarelli und Carlo Maria Guilini), einem weiteren Sakralwerk, der „Passio domini nostri Jesu Christi secundum Joannem“ von Alessandro Scarlatti und Stücken Jóhann Jóhannssons. Außerdem werde ich Musik u.a. von oder mit Hayden Chisholm, Francesco Donadello, Hildur Guðnadóttir, Antonio Caldara, Ólafur Arnalds, Sebastian Studnitzky und Jürgen Friedrich spielen.
Ich wünsche euch viel Vergnügen beim Hören jener Musik in dieser speziellen Zeit
Juergen a.k.a. Simon Sarow
WDR 3 Klassik-Klub mit Simon Sarow Sonntag 5.4. / 16h05 – 17h45 nur Livestream / kein Podcast
Heute haben Aleksandar Tisma *1924 Susan Sontag * 1933 Inger Christensen * 1935 Reinhard Jirgl * 1953 Geburtstag _______________________ Rainer Maria Rilke Wintermorgen
Der Wasserfall ist eingefroren, die Dohlen hocken hart am Teich. Mein schönes Lieb hat rote Ohren und sinnt auf einen Schelmenstreich.
Die Sonne küßt uns. Traumverloren schwimmt im Geäst ein Klang in Moll; und wir gehn fürder, alle Poren vom Kraftarom des Morgens voll. _______________________
George Saunders: „Fuchs 8“ Aus dem amerikanischen Englisch genial von Frank Heibert Mit Illustrationen von Chelsea Cardinal Luchterhand Verlag € 12,00
Solche Dinge passieren. Da erscheint im Herbst ein kleines, buntes Buch von George Saunders, einem der wichtigsten Stimmen der USA und nennt sich „Fuchs 8“. So richtig beachtet wird es allerdings nicht, bis im Literarischen Quartett, kurz vor Weihnachten, Thea Dorn dieses Buch hochhält und meint, dass es das lustigste Buch aller Zeiten sei. Oder so ähnlich. Plötzlich wollen alle „Fuchs 8“ lesen und der Verlag kann nicht liefern. Mal hat das Barsortiment Exemplare, dann sind auch die wieder weg. Irgendwann sind alle Vormerkungen bei uns im Abholfach und einige Kund*Innen haben mittlerweile Ihre Bestellung vergessen und vielleicht auch Fuks 8. Das ist der Lauf der Literatur. Aber wer ist Fuks 8? In seiner Großfamilie bekommen die Kinder keine Namen, sondern Nummern. Und er hat die acht. Was ihn zu einem Romanhelden werden lässt, ist seine Gabe „mänschisch“ zu verstehen und reden zu können. Dies hat er am Fenster zu einem Kinderzimmer gelauscht und gelernt. Dort wurde all abendlich vorgelesen. „Libe Leserinen und Leser: Zuers möchte ich sagen, Entschuldigung für alle Wörter di ich falsch schreibe.“ Was nützt ihm aber, die Menschen zu verstehen? Ganz einfach: In einem Brief an die Menschen (das ist dieser Roman) erzählt er seine abenteuerliche Geschichte, die er gerade erlebt hat und die sein Leben komplett aus der Bahn geworfen hat. Und wenn wir Menschen nicht achtgeben, geschieht mit uns noch Schlimmeres. In seinem Revier wird ein Einkaufszentrum gebaut, eine Mall, oder wie er sagt „Moll„. „Der Boden ist wi Glas. Oder Eis. Und was wir da geseen haben, Froinde!“ Nämlich: „Zobedaf, mit gefangenen Kazzen!“, „ein klein Flus, der flos zwar, aber roch nich richtig“, dazu noch „falsche Fälsen“, „Boime“ und natürlich eine lange „Fressmaile„. Hier beginnt die Vertreibung aus dem Paradies und George Saunders wirft sich wieder auf die Seite der Schwachen, der Aussenseiter, in dem er die Reise dorthin von Fuks 8 und seinem Freund Fuks 7 in dieser Form erzählt. Dies geht nicht gut aus. Fuks 8 findet jedoch nach langem Suchen ein neues Zuhause. Ja, das Buch ist lustig, das stimmt schon. Aber es ist vielmehr ein Buch, wie Fuks 8 diese Tragödie überlebt und verarbeitet und wie wir Menschen mitten in eine Umwelttragödie schlittern, in dem es überall glitzern und klingeln muss und wir nicht daran denken, was wir durch unser Leben alles zerstören. Für mich ist es ein trauriges, sentimentales, hoffnungsvolles Buch, das man mindestens zweimal lesen und unendlich oft vorlesen sollte.