Samstag, 18.November


Heute haben
Richard Dehmel * 1863
Klaus Mann * 1906
Vassilis Vassilikos * 1933
Margaret Atwood * 1939
Christoph Wilhelm Aigner * 1954
Geburtstag
und es ist der Todestag von Marcel Proust
______________________________

„Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss. Und dann? Auch am Schluss steht noch ein Fragezeichen.“
Klaus Mann
_______________________________

Irgendwie steht Weihnachten vor der Tür.



Jaroslav Rudi: „Weihnachten in Prag“

Mit Illustrationen von Jaromir 99
Luchterhand Verlag € 16,00

Das Gespann Jaroslav Rudis und Jaromir 99 hat vor Jahren die sehr erfolgreiche Graphic Novel „Alois Nebel“, die auch verfilmt wurde, herausgebracht. Mit Rudis und dem Zeichner Nicolas Mahler waren auch schon mal eine Nacht in Prag und einem langen Spaziergang durch diverse Bierkneipen. „Nachtgestalten“ hieß das illustrierte Buch, das wir hier auf dem Blog auch schon vorgestellt haben.
Jetzt ist als Weihnachten, Heilig Abend, und Rudis auf Besuch bei seinen Eltern. Allerdings erst am 1. Weihnachtsfeiertag. Jetzt am 24.12. möchte er sich mit seinen Freunden für eine Runde durch die Stadt treffen. Diese melden sich jedoch nicht und so beginnt er seine Tour alleine. Allerdings trifft er sehr schnell auf Kavka (genannt: Kafka), den König von Prag, der alle Schlüssel der Stadt hat und darauf wartet, dass alle ihre Häuser verlassen, bei Freunden sind, und er dann nachschauen kann, was es dort zu holen gibt, und auf eine Italienerin aus Mailand.
Dieser Rundgang ist voller schräger Begegnungen, Erinnerung an früher und Gespräche zwischen den vieren.
Eine wunderbare Hommage an die Metropole an der Moldau, an ihre Bewohne, Besucher und hauptsächlich an die große Bierkultur und ihre dazu passenden Kneipen.
Was die „große Zoorunde“ bedeutet, verrate ich hier nicht.

Ein Blick ins Buch lohnt sich.
______________________________________

freitag, 18.November


Heute haben
Richard Dehmel * 1863
Klaus Mann * 1906
Vassilis Vassilikos * 1933
Margaret Atwood * 1939
Christoph Wilhelm Aigner * 1954
Geburtstag
und es ist der Todestag von Marcel Proust.
__________________________________

Richard Dehmel
Die stille Stadt

Liegt eine Stadt im Tale,
ein blasser Tag vergeht;
es wird nicht lange dauern mehr,
bis weder Mond noch Sterne;
nur Nacht am Himmel steht.

Von allen Bergen drücken
Nebel auf die Stadt;
es dringt kein Dach, nicht Hof noch Haus,
kein Laut aus ihrem Rauch heraus, Kaum Türme noch und Brücken,

Doch als den Wandrer graute,
da ging ein Lichtlein auf im Grund;
und durch den Rauch und Nebel
begann ein leiser Lobgesang,
aus Kindermund.
_____________________________________

Jetzt wird es aber Zeit:


„Bredle & Plätzle“
Schwäbische Weihnachtsbäckerei mit Rezepten aus der Region
Südwest Presse Edition € 17,90

Mit knapp 50 Rezepten haben Sie in der zweiten Ausgabe von „Bredle & Plätzle“ die Qual der Wahl: Sie reicht von Klassikern wie Lebkuchen, Ausstecherle oder Florentinern über neue Kreationen mit Joghurt und Rosmarin bis hin zu Köstlichkeiten aus anderen Ländern, wie Baci di Dama aus Italien, französischen Macarons oder portugiesischen Mandelplätzchen.
Kernstück von „Bredle & Plätzle“ sind die Rezepte von Leser:innen der Südwest Presse Ulm, die von Bäckermeisterin Lisa Unseld und dem Team der Kornmühle verfeinert und nachgebacken wurden.

Da kann ja nichts schiefgehen.
Wir in der Buchhandlung testen gerne Ihr Weihnachtsgebäck.
_________________________________________

Freikarten gefällig?
Dann einfach am Dienstagabend zu uns in Buchhandlung kommen und dem Vortrag über
Otl Aicher lauschen.


Dienstag, 22.November, 19 Uhr
Dr.Martin Mäntele stellt uns Otl Aicher vor.

100 Jahre Otl Aicher, 100 Plakate im Hfg-Archiv
Eintritt frei

Achtung!!
Alle, die zum Vortrag kommen, erhalten eine Freikarte für die Otl Aicher-Ausstellung oben in der Hfg.

Mittwoch

IMG_6661

Heute haben
Richard Dehmel * 1863
Klaus Mann * 1906
Vassilis Vassilikos * 1933
Margaret Atwood * 1939
Christoph Wilhem Aigner * 1954
Geburtstag
und es ist der Todestag von Marcel Proust.
____________________

Richard Dehmel
Empfang

Aber komm mir nicht im langen Kleid!
komm gelaufen, daß die Funken stieben,
beide Arme offen und bereit!
Auf mein Schloß führt keine Galatreppe;
über Berge geht’s, reiß ab die Schleppe,
nur mit kurzen Röcken kann man lieben!

Stell dich nicht erst vor den Spiegel groß!
Einsam ist die Nacht in meinem Walde,
und am schönsten bist du blaß und bloß,
nur beglänzt vom schwachen Licht der Sterne;
trotzig bellt ein Rehbock in der Ferne,
und ein Kuckuck lacht in meinem Walde.

Wie dein Ohr brennt! wie dein Mieder drückt!
rasch, reiß auf, du atmest mit Beschwerde;
o, wie hüpft dein Herzchen nun beglückt!
Komm, ich trage dich, du wildes Wunder:
wie dich Gott gemacht hat! weg den Plunder!
und dein Brautbett ist die ganze Erde.
__________________

Neben der Reihe „Menschen und Orte“ in seiner kleinen, feinen, geklammerten Form, in der sehr bibliophil zu Leben und Lebensorte bedeutender Menschen erzählt wird, gibt es in der Edition A.B.Fischer auch noch die Reihe „Wegmarken“. Werden in den ersteren Heftchen Orte, oder Fleckchen Erde, an denen Künstler Ruhe fanden, ungestört arbeiten oder eine persönliche Krise bewältigen konnten, beschrieben, die man heute noch besuchen kann, nähern wir uns in den „Wegmarken“ einer Biografie des Künstlers. Nicht immer sind die Häuser oder die Ateliers berühmter Schriftsteller und Künstler erhalten. Oft lassen sich ihre Spuren nur noch an verstreuten Erinnerungsorten finden – in Städten, Dörfern und Landschaften. Eine hervorragende Möglichkeit sich diesen rastlosen Dichtern, unbehausten Künstlern und geistigen Exilanten zu nähern.

IMG_6704

Irene Fußl, Arturo Larcati:Das Rom der Ingeborg Bachmann
Wegmarken
Edition A. B. Fischer € 12,00

IMG_6705IMG_6706

 

Dieser biografische Essay mit alten und neuen Fotos in besten Qualität entführt uns in das Rom der Bachmann. Für sie war Italien nicht ein Sehnsuchtsort, wie für so viele andere. Sie kam über eine Einladung von Henze dorthin und nicht mehr von dort los. Mit einer kurzen Unterbrechung (nach der Trennung von Max Frisch) lebte sie die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens in der Ewigen Stadt. Eine Stadt, die sie nicht mehr losließ. Ein Stadt, die ihr Werk intensiv gesprägt hat, in der sie die allegria fand, die im Gegensatz zu ihrem Leben stand. Wir wissen um ihre Alkohol- und Medikamentenprobleme, wir wissen um Probleme mit ihrem Vater. Und hier nun fand sie einen Ort, der sie empfing, der einfach da war, den sie zu Fuß erkundete und in dem sie sich wahrscheinlich besser auskannte, als so mancher Römer. Ingeborg Bachmanns kurzer Text „Was ich in Roma sah und hörte“ dient dem Büchlein als roter Faden. Einzelne Passagen werden unterfüttert mit Fotos und Orten in Rom. Der Tiber, die Menschen, der Himmel, die Luft. Alles ist darin enthalten und immer noch da. Wenn sie sich eines der architektonischen Spielchen von Borromini anschauen, dann müssen sie sich nur umdrehen und sie stehen vor einem der ersten Wohnungen der Bachmann. Stehen Sie vor der Spanischen Treppe, ist es nur ein Katzensprung von ihrer berühmten Wohnung in der Via Bocca di Leone 60 entfernt, über die auch Uwe Johnson schrieb, der dort zu Besuch war. Auf Ihrem Weg von der Altstadt in Richtung Vatikan können sie durch eine ruhige, verwunschene Straße direkt an ihrer Wohnung vorbeigehen, in der es zu dem schrecklichen Unfall kam, an dessen Folgen Ingeborg Bachmann kurz darauf im Krankenhaus starb.
Dieser Werkmarken-Band eignet sich natürlich nicht als Reiseführer mit Stadtplan etc, ist jedoch eine perfekte Ergänzung, wenn Sie sich in der Ewigen Stadt aufhalten. Lassen Sie sich treiben, gehen Sie ein paar Umwege. Der Trevi-Brunnen ist nachts um eins eh am Schönsten. Schlendern Sie durch das Rom der Bachmann, nehmen Sie sich die Textzitate aus dem Buch vor und Sie verstehen, warum die Autorin sich hier wohlfühlte und wo und wie dieses Rom-Gefühl in ihrem Werk auftaucht.

„Ich hörte, daß es in der Welt mehr Zeit als Verstand gibt, aber daß uns die Augen zum Sehen gegeben sind.“
So endet der Rom-Text von Ingeborg Bachmann.
___________________

Gestern großes Aufgebot bei uns in der Buchhandlung.
Pressegespräch mit Manfred Spitzer, der am kommenden Freitag in der Neu-Ulmer Ratiopharm Arena einen Vortrag aufgrund seines neuen Buches „Cyberkrank“ hält.
Der Beitrag von Regio TV soll heute abend zu sehen sein.

IMG_6686IMG_6692
IMG_6701
________________________

Heute abend ab 19 Uhr in der Buchhandlung.
„Vergessene Bücher“
Wir stellen Bücher vor und Clemens Grote liest daraus.
Kennen Sie „Donner über dem Meer“, oder „Murmeljagd“?
Nein? Na dann lohnt sich aber ein Besuch bei uns.
Der Eintritt ist frei.

Freitag

Heute haben
Jules Vernes * 1828
Theodor Lessing * 1872
Siegfried Kracauer * 1889
Eva Strittmatter * 1930
und
James Dean * 1931
_______________________

Wieder eine neue Autorin entdeckt.
Paley

Grace Paley: „Die kleinen Widrigkeiten des Lebens“
Storys übersetzt aus dem Amerikanischen von Sigrid Ruschmeier
Schöffling Verlag € 19,95

Ich kannte den Namen der Autorin nicht, geschweige denn eines ihrer Werke.
Nun plant der Schöffling Verlag eine Gesamtausgabe und hat den ersten Band mit Erzählungen veröffentlicht. Für mich also ein Grund hineinzulesen. Das war ein Fehler, da „hineinlesen“ hier gar nicht geht. Naja, schon, aber Sie finden den Weg nicht mehr hinaus. So ging es bei mir weiter unter dem Motto: „Noch eine, noch eine, …“
Grace Paley hat einen so lakonischen Ton, der mich für diese Zeit verwundert. Die Liebe einer unbedeutenden, dicken Frau zu einem großen Schauspieler, der Nachmittag eines geschiedenen Ehepaares, der ganz anders verläuft als geplant. Es sind die kleinen Widrigkeiten des ganz normalen Lebens, die sie hier erzählt. Und doch blitzt immer wieder das Besondere, das Eigene, das Eigenwillige heraus.
Leider haben keiner meiner Buchgroßhändler eines ihrer Bücher im Programm. Somit bekommen wir ihre Erzählungen nur als Importware. Wie sich das schon anhört.
Ich schreibe an meinen Grossisten, ob er sich etwas auf’s Lager legen will.
Sie merken, es hat mich mal wieder gepackt. Und das ist ja gerade das Schöne am Lesen, dass so etwas immer wieder passiert.

Hier können Sie die erste Erzählung komplett lesen.

_________________

Hier ein weiterer Textschnipsel von Eduardo Galeanos Buch: „Kinder der Zeit“:

September
15
Adoptieren Sie einen kleinen Banker!

Im Jahre 2008 brach die New Yorker Börse zusammen.
Hysterische Tage, historische Tage: Die Banker, die gefährlichsten Bankräuber, hatten ihre eigenen Unternehmen ausgeraubt, obwohl sie nie von den Überwachungskameras gefilmt wurden und keine Alarmglocke schrillte. Und es gab keine Möglichkeit mehr, den allgemeinen Zusammenbruch aufzuhalten. Die ganze Welt stürzte ein, und sogar noch der Mond bekam Angst, seinen Job zu verlieren und sich einen neuen Himmel suchen zu müssen.
Die Magier der Wall Street, Experten im Verkauf von Luftschlössern, raubten Millionen Häuser und Arbeitsplätze, doch nur ein einziger Banker ging dafür ins Gefängnis. Die anderen bettelten lauthals um ein milde Gabe, um der Liebe Gottes Willen, und erhielten als Belohnung für so viel Mühe die größte Belohnung, die jemals in der Menschheitsgeschichte gegeben wurde.
Diese riesige Summe hätte ausgereicht, allen Hungernden dieser Welt zu essen zu geben, einschließlich Nachtisch und das in alle Ewigkeit. Niemand kam auf die Idee.
_____________________

Einstein
Guter alter Einstein in Washington
(gefunden bei jamiatt.tumblr.com)