Donnerstag, 2.November


Heute haben
Leo Perutz * 1882
Gyula Illyés * 1902
Odysseas Elytis * 1911
Hera Lind * 1957
Joey Goebel * 1980
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Novembertag

Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.

Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.

Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.
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November
Gedichte
Zusammengestellt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Umschlaggestaltung von Nikolaus Heidelbach
Reclam Verlag € 6,00

Schon wieder ist ein Monat vergangen. Der November ist gerademal zwei Tage alt. Mit der Gedichtauswahl haben wir einen schönen lyrischen Querschnitt in der Tasche, der uns durch die immer kürzeren Tage begleitet. Schauen wir mal, was das Wetter in den nächsten Wochen für Kapriolen schlägt.
Sie finden das Reclam-Bändchen, wie immer, bei uns an der Kasse.

Gottfried Keller
Wie nun alles stirbt und endet

Und das letzte Lindenblatt
Müd sich an die Erde wendet
In die warme Ruhestatt,
So auch unser Tun und Lassen,
Was uns zügellos erregt,
Unser Lieben, unser Hassen
Sei zum welken Laub gelegt.

Reiner weisser Schnee, o schneie,
Decke beide Gräber zu,
Dass die Seele uns gedeihe
Still und kühl in Wintersruh!
Bald kommt jene Frühlingswende,
Die allein die Liebe weckt,
Wo der Hass umsonst die Hände
Dräuend aus dem Grabe streckt.
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Nikolaus Lenau
Herbstlied

Ja, ja, ihr lauten Raben
Hoch in der kühlen Luft,
’s geht wieder ans Begraben,
Ihr flattert um die Gruft!

Die Wälder sind gestorben,
Hier, dort ein leeres Nest;
Die Wiesen sind verdorben;
O kurzes Freudenfest!

Ich wandre hin und stiere
In diese trübe Ruh,
Ich bin allein und friere
Und hör euch Raben zu.

Auch mir ist Herbst, und leiser
Trag ich den Berg hinab
Mein Bündel dürre Reiser,
Die mir das Leben gab.

Einst sah ich Blüten prangen
An meinem Reiserbund,
Und schöne Lieder klangen
Im Laub, das fiel zu Grund.

Die Bürde muß ich tragen
Zum letzten Augenblick;
Den Freunden nachzuklagen,
Ist herbstliches Geschick.

Soll mit dem Rest ich geizen
Und mit dem Reisig froh
Mir meinen Winter heizen?
Ihr Raben, meint ihr so?

Erinnerungen schärfen
Mir nur des Winters Weh;
Ich möchte lieber werfen
Mein Bündel in den Schnee.
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Morgen, Freitag, den 3.November, liest Germana Fabiano aus ihrem Roman: „Mattanza„.
Beginn: 19 Uhr
Eintritt € 10,00
Bei uns in der Buchhandlung

So beginnt das Buch und gibt uns zunächst ein Rätsel auf, das die Autorin alsbald löst und uns durch die nächsten Jahre und Jahrzehnte auf der kleinen italienischen Insel im Mittelmeer führt.

1960

Wenn es Gott gab, hatte er diesmal einen Fehler begangen.
Dieser gotteslästerliche Gedanke stand allen sechs Tonna-
roti ins Gesicht geschrieben, die sich in der Bar Peppe Vino e Cu-
cina zu dieser späten Stunde eingefunden hatten, als hätte sie je-
mand gerufen, aber so war es nicht. Die Thunfischfänger waren
aus eigenem Antrieb hergekommen, durch die dunkle Nacht,
selbst auf die Gefahr hin, sich einen Fuß oder das Kreuzbein zu
brechen. In der allgemeinen Fassungslosigkeit mussten sie mit-
einander reden und Trost suchen. Der Fehler war geschehen, der
große Fehler, und es gab kein Mittel dagegen.
»Es gibt gegen alles ein Mittel«, sagte jedoch Nicola Valenti,
hüllte sich enger in seine Wolljacke und strich sich über den Bart.
Er war der Älteste von ihnen, und alle hörten auf ihn, ganz beson-
ders an jenem unglückseligen Abend, als niemand wusste, wie es
weitergehen sollte.
»Er ist ausgeblieben. Er hätte nicht ausbleiben dürfen, aber er
ist ausgeblieben. Nach vierhundert Jahren. Was für ein Mittel soll
es dagegen geben?«, wandte Saro Vitale ein, der zu jung war, um
mit Don Nicola in diesem Ton zu sprechen, aber es war eben eine
außergewöhnliche Nacht, und deshalb musste man ihm die Un-
höflichkeit verzeihen, dachten alle.

Mittwoch, 2.August


Heute haben
Thomas Mofolo * 1875
Philippe Soupault * 1897
Joseph Hayes * 1918
James Baldwin * 1924
Isabel Allende * 1942
Bei Dao * 1949
Caleb Carr * 1955
Geburtstag
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Joachim Ringelnatz
Landregen


Der Regen rauscht. Der Regen
Rauscht schon seit Tagen immerzu.

Und Käferchen ertrinken
Im Schlammrinn an den Wegen. – –
Der Wald hat Ruh.
Gelabte Blätter blinken.

Im Regenrauschen schweigen
Alle Vögel und zeigen
Sich nicht.

Es rauscht urewige Musik.

Und dennoch sucht mein Blick
Ein Streifchen helles Licht.
Fast schäm ich mich, zu sagen:
Ich sehne mich nach etwas Staub.

Ich kann das schwere, kalte Laub
Nicht länger mehr ertragen.
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Und wieder beginnt ein neuer Monat.

august


August
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
78 Seiten, Reclam Verlag € 6,00

Es dürften fast 70 Gedichte sein, die sich in diesem Büchlein befinden.
Von Hochsommer kann im Moment nicht die Rede sein und es ist keine große Veränderung in Sicht. Vielleicht haben sich die heissen Wochen in den Juni verschoben.
So lesen wir halt Gedichte über diesen Sommermonat und freuen uns, dass wir bei angehmen nächtlichen Temperaturen gut schlafen können.
U.a. finden wir Erich Kästner,Ernst Jandl, Gottfried Benn, Eugen Roth, Nicolas Born, Günter Grass, Joachim Ringelnatz, Novalis und natürlich die üblichen Verdächtigen, wie Erich Fried, Robert Gernhardt, Enzensberger und Eichendorff, Hesse, Jandl und kein Goethe.

Joseph Freiherr von Eichendorff
Treue

Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.

Wenn die Bäume all verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewiggrün.

Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!

Christian Morgenstern
Hochsommernacht

Es ist schon etwas, so zu liegen,
im Aug der Allnacht bunten Plan,
so durch den Weltraum hinzufliegen
auf seiner Erde dunklem Kahn!

Die Grillen eifern mit den Quellen,
die murmelnd durch die Matten ziehn;
und droben wandern die Gesellen
in unerhörten Harmonien.

Und neben sich ein Kind zu spüren,
das sich an deine Schulter drängt,
und ihr im Kuß das Haar zu rühren,
das über hundert Sterne hängt …

Es ist schon etwas, so zu reisen
im Angesicht der Ewigkeit,
auf seinem Wandler hinzukreisen,
so unaussprechlich eins zu zweit …
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Heute abend in der Stadtbibliothek.
Ich vermute mal nicht im Freien.


Kultur auf Stufen: Lesung mit Caroline Wahl aus „22 Bahnen“
Mittwoch, 2. August, 19:30 Uhr, Freilichtforum der Glaspyramide / Stadtbibliothek Ulm
Eintritt frei

Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, Geld verdienen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern – und manchmal auch um die Mutter. Ihre Freunde leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist in der trostlosen Kleinstadt geblieben, einer muss ja Verantwortung für Ida übernehmen. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda glaubt, alles könnte gut werden, gerät die Situation außer Kontrolle.
Eines der besten Romane dieses Jahres.
Caroline Wahl, 1995 in Mainz geboren, wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik und Deutsche Literatur studiert. „22 Bahnen“ ist ihr Debütroman.

Mittwoch, 28.Juni

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Heute haben
Jean-Jacques Rousseau * 1712
Anton Philipp Reclam * 1807
Luigi Pirandello * 1867
Berthold Viertel * 1885
Eric Ambler * 1909
Jürg Federspiel * 1931
Juan José Saer * 1937
Marlene Streeruwitz * 1950
Geburtstag
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Heinrich von Kleist
An S[ophie] v. H[aza]

(als sie die Kamille besungen wissen wollte)

Das Blümchen, das, dem Tal entblüht,
Dir Ruhe gibt und Stille,
Wenn Krampf dir durch die Nerve glüht,
Das nennst du die Kamille.

Du, die, wenn Krampf das Herz umstrickt,
O Freundin, aus der Fülle
Der Brust, mir so viel Stärkung schickt,
Du bist mir die Kamille.
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Unser Buchtipp:


Andrea Schomburg, Nikolaus Heidelbach: „Schimpfwörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt
Mit 50 Aquarellen von Nikolaus Heidelbach
DuMont Verlag € 20,00

Nach „Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt“, folgen jetzt 50 Schimpwörter, die wir zum größten Teil wohl noch nie gehört haben.
Gut, wir kennen wahrscheinlich den Entaklemmer, den Halbdackel und den Dipfalesscheisser, aber was ist ein Pienzje (saarländisch), ein Bullerballer (plattdeutsch), oder ein Kluntjeknieper (ostfriesisch)?
Andrea Schomburg hat bei DuMont die Bändchen „Der geheime Ursprung der Wörter“ und „Der geheime Ursprung der Redensarten“ veröffentlich und schreibt in einem ausführlichen Vorwort, wie sie von ihrer Großmutter aus Suhl das erste Wort, das man nicht sagen durfte, hörte. Sogar in den Buddenbrooks wird auf diese Weise geschimpft und geflucht, hat sie herausgefunden.
So können wir uns kreuz und quer durch den deutschsprachigen Raum schimpfen. Von Friesland, über das Berner Oberland, bis hinein nach Österreich. Und vielleicht lassen wir dann auch mal die fünfe gerade sein und führen uns nicht auf wie ein Dipfalesscheisser, ein Mensch, der in „hohem Maße pingelig und genau ist, der sich immer in Kleinigkeiten verliert und auch für seine Umwelt eine echte Prüfung darstellt“. Also halt so ein richtiger Korintenkacker.
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Mittwoch, 28.Juni, 19:30 Uhr
Freilichtforum der Glaspyramide
Lesung mit Franzobel: „Einsteins Hirn“
Moderation: Ingo Bergmann, Bibliotheksgesellschaft Ulm e. V.
In Kooperation mit dem Museum „Die Einsteins“
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Dienstag, 4.Juli, 19 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor.
Es liest Clemens Grote.
Bei uns in der Buchhandlung. Eintritt frei
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Samstag, 1.April



Heute haben
Nikolai Gogol * 1809
A.Kollontai * 1872
Edgar Wallace * 1875
Carl Sternheim * 1878
Milan Kundera * 1929
Rolf Hochhuth * 1931
Geburtstag
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Eduard Mörike
Zitronenfalter im April

Grausame Frühlingssonne,
Du weckst mich vor der Zeit,
Dem nur in Maienwonne
Die zarte Kost gedeiht!
Ist nicht ein liebes Mädchen hier,
Das auf der Rosenlippe mir
Ein Tröpfchen Honig beut,
So muss ich jämmerlich vergehn
Und wird der Mai mich nimmer sehn
In meinem gelben Kleid.
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Nach dem Zitronenfalter, jetzt Hummeln und Bienen:


Von Bienen, Hummeln und Menschen
Gedichte herausgegeben von Eberhard Scholing
Reclam Verlag € 7,00

Noch habe ich keine gesehen. Aber lange kann es nicht mehr dauern und die gestreiften Insekten sind wieder unterwegs. So hoffe ich doch zumindest. Hier bekommen Sie schon einen ganzen Schwung davon. Das kleine Bändchen versammelt eine große Auswahl an Poeten und Poetinnen aus Jahrhunderten, die Gedichte über die fleißigen Brummer verfasst haben. Lassen Sie sich überraschen.

Die Kapitel-Überschriften lauten:

Emsig unterwegs
Fabelbienen
Liebesgesumm
Stachelstiche
Poetischer Honig
Heile Bienenwelt
Ein Bienenjahr geht zu Ende

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Gotthold Ephraim Lessing
Die Biene

Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief.

Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und stach.

Wilhelm Müller
Die Bienen

Biene, dich könnt‘ ich beneiden,
Könnte Neid im Frühling wachsen,
Wenn ich dich versunken sehe,
Immer leiser leiser summend,
In dem rosenroten Kelche
Einer jungen Apfelblüte.

Als die Knospe wollte springen
Und verschämt es noch nicht wagte,
In die helle Welt zu schauen,
Jetzo kamst du hergeflogen
Und ersahest dir die Knospe;
Und noch eh‘ ein Strahl der Sonne
Und ein Flatterhauch des Zephyrs
Ihren Kelch berühren konnte,
Hingest du daran und sogest.

Sauge, sauge! – Schwer und müde
Fliegst du heim nach deiner Zelle:
Hast dein Tagewerk vollendet,
Hast gesorgt auch für den Winter!

Leseprobe
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Am kommenden Dienstag, den 4.April ist es wieder soweit.
Ab 19 Uhr liest Clemens Grote aus neuen Romanen und wir sagen noch ein paar Worte dazu.
Dieses Mal sind es sogar fünf Bücher.

Carolina Schutti: „Meeresbrise“
Markus Orths: „Mary & Claire“
Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“
Tarjei Vesaas: „Der Keim“
Laurent Mauvignier: „Von Menschen“

Der Eintritt ist frei.


Donnerstag, 1. Dezember

Das 1.Türle des Adventkalender von Anke Raum.
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Heute haben
Rex Stout * 1886
Ernst Toller * 1893
Tahar Ben Jelloun * 1944
Geburtstag
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978-3-15-019122-4

Dezember
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00
Dezember
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Zwar seit Jahren immer der gleiche Inhalt und doch wieder jeden Monat „neu“.

Das sind die Überschriften der Lyrik-Anthologie:

Erwartungsvoller Auftakt samt Nikolaus
Schneefall im Advent
Traurig-schöne Dezembertage
Christnacht – damals und heute
Weihnachtsfeiern vielerorts
Das Jahr klingt aus

Christian Morgenstern
Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie im Traum.

Die fiel dazu wie im Traum …
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
Aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
und dazu fiel eine Flocke,
so leise wie im Traum.

So leis als wie ein Traum.
Und als viertausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Rainer Maria Rilke

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zu Ewigkeit.
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Gestern auf tagesschau.de

Klares Indiz für den Klimawandel
Die wärmsten ersten elf Monate seit Beginn der Aufzeichnungen

Der Herbst 2022 hat bereits einige Temperaturrekorde aufgestellt. Er ist der drittwärmste seit 1881. Doch nicht nur dies ist außergewöhnlich: Der gesamte Jahreszeitraum bis einschließlich November war so warm wie nie zuvor registriert.

Der Zeitraum von Januar bis November 2022 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch nie seit 1881 sind diese Monate in Deutschland so warm gewesen wie in diesem Jahr, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen mitteilte. Der Herbst 2022 war nach Angaben des DWD der drittwärmste seit Messbeginn.

Der Mittelwert seit Jahresanfang liege bei 11,3 Grad Celsius. Der bisherige Höchststand von 2020 lag bei 0,2 Grad weniger. Der diesjährige Herbst sei „außergewöhnlich warm“ gewesen, hieß es weiter. Das Temperaturmittel habe mit 10,8 Grad Celsius um zwei Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 gelegen. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode – von 1991 bis 2020 – habe die Abweichung 1,5 Grad Celsius betragen. Für Meteorologen endet der Herbst mit dem November. Kalendarisch dauert er noch bis zum 21. Dezember.

Bereits die Periode von Januar bis Oktober war mit einer Durchschnittstemperatur von 11,8 Grad Celsius die wärmste, die bisher gemessen wurde. „Besonders der Oktober war ein Exot“, bilanziert der DWD. Der Monat ging mit seinem „Partner“ 2001 als wärmster in Deutschland in die Geschichte ein. Dass die wärmsten Oktobermonate der vergangenen rund 140 Jahre alle in dieses Jahrtausend fallen, wertet der Wetterdienst als klares Indiz für den Klimawandel.

Trotz teils sommerlicher Temperaturen im Herbst wurde die Trockenheit, die zuvor herrschte, aber beendet. Die dritte Jahreszeit des Jahres war laut DWD „leicht überdurchschnittlich nass“. Es fielen deutschlandweit im Mittel rund 205 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – zwölf Prozent mehr als in der Referenzperiode 1961 bis 1990. Zeitgleich habe sich aber auch die Sonne überdurchschnittlich oft gezeigt: Im Herbst habe es mit 370 Stunden fast 20 Prozent mehr Sonne gegeben als in der Referenzperiode.

Der komplette Artikel auf tagesschau.de


Freitag, 14.Oktober


Heute haben
Katherine Mansfield * 1888
E.E.Cummings * 1894
Geburtstag
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Risk! Risk anything! Care no more for the opinions of others, for those voices. Do the hardest thing on earth for you. Act for yourself. Face the truth.

Katherine Mansfield
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Der Oktober ist schon halb vorbei, die Gedichte passen jedoch immer noch.


Oktober
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Robert Walser, Carl Zuckmayer, Rose Ausländer, Ingeborg Bachmann, Christoph Meckel, Friederike Mayröcker, Kaschnitz, Kunze, Jandl, Artmann, Rilke, Gernhardt, und und und.
In gewohnter Art führen uns die beiden Herausgeberinnen durch den Monat Oktober. Vom Spätsommer, bis zum kalten Herbst ist alles dabei. Nur kein Goethe. Den sie brauchen nicht, weil sie so viele andere AutorInnen haben.
Hier eine kleine Auswahl:

Detlev von Liliencron
Herbst

Astern blühen schon im Garten;
Schwächer trifft der Sonnenpfeil
Blumen die den Tod erwarten
Durch des Frostes Henkerbeil.

Brauner dunkelt längst die Haide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt im blauen Duft.

Pfirsich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
Welke Rosen, reife Frucht.

Theodor Fontane
Spätherbst

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh’ Stille, Schnee und Winter kommt.

Christian Morgenstern
Oktobersturm

Schwankende Bäume
im Abendrot –
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod –

Blättergeplauder –
wirbelnder Hauf –
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.

Dienstag, 30.August

Heute haben
Mary Shelley *1797
Ivan Kusan * 1933
Libuse Monikova * 1945
Geburtstag
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Bald ist es soweit:

September
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Kaum zu glauben. Jetzt hatten wir einen heißen Sommer, kaum Regen und doch bricht so langsam der Herbst an. Die Tage werden kürzer, morgens brauche ich Licht zum Arbeiten und abends zum Lesen ist es das Gleiche. Rote Tomaten, Zwetschgen in allen Farben gibt es zu kaufen und die Morgennebel hängen in den Ebenen.
Die Klimaveränderung zeigt sich bei uns immer deutlicher. Wassermangel in den Flüssen und Dürren auf den Feldern. In Ulm hat sich ein Klimabündnis gegründet, in dem viele Gruppierungen teilnehmen. Vielleicht ist es Ihnen auch ein Bedürfnis mitzumachen.
Doch zunächst zwei Gedichte auf den sich anbahnenden Herbst.

Rainer Maria Rilke
Herbsttag

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Friedrich Hebbel
Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
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Dienstag, 6.September, 19.00 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor:


Eeva-Liisa Manner: „Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“
Giulia Caminito: „Das Wasser des Sees ist niemals süß“
Shelly Kupferberg: „Isidor“
Kristina Gorcheva-Newberry: „Das Leben vor uns“

Es liest Clemens Grote
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Der Jastram-Blog macht ein paar Tage Ferien und Pause und meldet sich nächste Woche wieder.

Mittwoch, 1.Juni


Heute haben
Ruth Rehmann * 1922
Colleen McCullough * 1937
Rudolf Bussmann * 1947
Geburtstag
und vorgestern ist ist F.C.Delius gestorben.
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Winfried Hermann Bauer
New Orleans

Vergiss niemals
Kassandra, Pandora oder Katrina
Singt der Soulman
Und weist auf den Halbmond
Über dem Dreieck
Zwischen dem Meer, dem See und dem Fluss
Frauen verheißen nicht immer nur Gutes

Er singt von Hurrikans und Sturmfluten
Von Leichen in öligem Schlamm
Vom Behördenwahn
Und der bangen Gereiztheit in jedem Jahr
Bevor es wieder losgeht mit den Stürmen
Aber auch von Hand in Hand
With a lot of help from my friends

Mit Genugtuung
In seiner kehligen Stimme
Erhebt er sein Glas
Und singt von der Wiederauferstehung
Unter Girlanden von
Louisiana-Moos und Mardi-Gras-Beads
Die in den Lebenseichen hängen

Es ist der Spirit
Vergangener Kulturen
Der durch die Legenden der Stadt führt
Der alte Mann schlürft Gumbo und Jambalaya
Und fühlt die Fiddle-Klänge
Wie Farbspritzer
Auf Zunge und Ohr

Seine Augen leuchten
In der fiebrigen Nacht
Und er flüstert
Wenn die ruhmreiche Lilie
Aus den Sümpfen steigt
Und über den Fluss tanzt
Als wäre sie ein Irrlicht im Strömen der Zeit
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Juni
Gedichte
Hrsg.: Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Und schon ist der Juni da, die kurzen Nächte kommen und in drei Wochen haben wir den längsten Tag des Jahres. Alles blüht, Grüns in allen Schattierungen.
Und doch ist die Welt aus den Fugen. Vielleicht helfen uns diese sommerlichen Gedichte über die vielen traurigen Nachrichten hinweg und geben uns Kraft zum Helfen.

Im bunten Wiesenstück
Blütenduft und erste Früchte
Düstere Junitage
Der Sommer ist da
Besondere Tage

So nennen die Herausgeberinnen die einzelnen Kapitel.
Herausgesucht habe ich drei Gedichte aus der bunten Auswahl in diesem Reclam Bändchen.

Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug‘ dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.

Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duften nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach

Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen.

Das Denken träumt
Gelächter reimt die Straßen
zum Tanz des Blutes
schläfenaufundab
die Adern blinzeln Frühling durch die Knochen
und schlürfen tief den schweren Himmel ein
Wind spielt der Augen froh geschwellte Segel
der Stirne Knoten löst vom Tode sich
weiß über Wiesen schnattern Dörfer hin
die Städte fauchen
und zankend zerrn die Pulse ihre Zügel
nur deine Seele spielt im Sternjasmin
Lieb-Brüderchen Maßloslieb-Schwesterlein

Rosen nicken aus den Junistunden
trällern Sommerblau den Matten hin
mild aus tiefstem Herzen grünt die Heimat
ihre Lippen murmeln wälderschwer
überwelthin schwingt die Sterne Zeit
Kinderwangliebkinderwanggereiht
Krieg brüllt auf
die wilden Blumen schrein
Sonne leckt Gestöhn aus allen Poren
Frieden holt den tiefen Atem ein
und der Nächte durchgewühlte Locken

schmeicheln um der Seele zitternd Knie
Angst zerreißt der Sterne Himmelglanz
und der Abend drückt die Augen blind
einsam geigt
tief hinter Blut geduckt
ewger Kindheit wildumsehntes Glück
und der Sehnsucht über die Welt
hängende Herzen
schlagen

Klabund
Die Wirtschafterin

Drei Wochen hinter Pfingsten,
Da traf ich einen Mann,
Der nahm mich ohne den geringsten
Einwand als Wirtschafterin an.

Ich hab‘ ihm die Suppe versalzen
Und auch die Sommerzeit,
Er nannte mich süße Puppe
Und strich mir ums Unterkleid.

Ich hab‘ ihm silberne Löffel gestohlen
Und auch Bargeld nebenbei.
Ich heizte ihm statt mit Kohlen
Mit leeren Versprechungen ein.

Ich habe ihn angesch…
So kurz wie lang, so hoch wie breit.
Er hat mich hinausgeschmissen;
Es war eine wundervolle Zeit …
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Donau I Zeit I Reise“ – was uns der Fluss erzählt

Ein Film-Essay, der Zeit zum Schauen, zum Zuhören und zum Nachdenken lässt. In zehn Jahren bereiste der Autor die Donau von den Quellflüssen Brigach und Breg bis weit hinter das Eiserne Tor. Vom Ufer, aus der Luft aber vor allem vom Schiff aus ziehen Städte und Landschaften vorüber. Nicht im Eiltempo eines Hotelschiffes, sondern im gemächlichen Reise-Tempo eines Ulmer Traditionsschiffes, der „Ulmer Schachtel“. Genügend Zeit, um einige wichtige europäische Schriftsteller*innen kennenzulernen, mit Ihren Gedanken zu diesem großen europäischen Strom und über das nicht einfache Zusammenleben der Menschen an seinen Ufern.
Immer wieder blendet der Film für kurze Passagen in das Jahr 1928 zurück, als ein deutsches Filmteam die gesamte Donau bereiste und die Vielfalt der Länder und ihrer Menschen in schwarz-weiß Bildern festhielt. Aber was wäre die Donau ohne Musik? Erst durch das klingende Element, von Händel über Strauss bis zu Gypsy Swing und Weltmusik wird der Film zu einem besonderen, einmaligen Reiseerlebnis.

Kamera und Regie: Günter Merkle, Produktion 2022: www.protel-film.de

Premiere am 05. Juni 2022 im Ulmer Mephisto Kino, 11:00 Uhr
Weitere 11:00 Uhr Sonntags-Matinee Vorführungen am 12. / 19. und 26. Juni
im Ulmer Mephisto-Kino

Karten über: www.arthauskinos-ulm.de

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Hartmut Bögel radelt

Tag 5
145 – recht flache- Kilometer von Aachen über Maastricht, Hasselt und Aarschot nach Grimbergen bei Brüssel.
Geniale Fahrradbedingungen in Holland, super Radwege, klasse Überführungen und schnelle Wegführung. Das ist in der Tat eine ganz andere Liga, wie bei uns in Deutschland, wo man manchmal das Gefühl hat, der Radweg ist nur dazu da, um die Radelnden von der Straße weg zu haben. Auch in Belgien ist das Radnetz sehr klar, nur die Wege etwas holpriger wie in den Niederlanden. Aber auch für  Belgien ein klares Daumen hoch.

Mehr Bilder und Texte (z.B. 1. Platten) auf https://hardyontour.wordpress.com

Freitag, 22.April

Heute haben
Henry Fielding * 1707
Madame de Stael * 1766
Ludwig Renn * 1889
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Geburtstag
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„Wir Deutschen sind ja berüchtigt dafür, daß wir immer fremde Völker erziehen wollen, während in unserem eigenen Lande der Faschismus zur Herrschaft kam und wir nicht genug gegen ihn gekämpft haben, – was doch unsere Hauptaufgabe gewesen wäre.“
Ludwig Renn
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Unser Lyriktipp:


„Ein Tag am See“
Gedichte
Herausgegeben von Eberhard Scholing
Reclam Verlag € 7,00

Stillt ruht der See und lädt ein zur Betrachtung und Kontemplation.
Wir wissen aber nicht, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt.
Und so bleibt bei Sommer- und Winterseen immer eine gewisse Unsicherheit, auch wenn die Romantik über die Ufer schwappt.

Sommersee, Abend am See, Berge und See, Fahrt auf dem See, Nixenzauber, Seegetier, Wintersee heissen die Themenüberschriften und quer durch die Literaturgeschichte hat Eberhard Scholing AutorInnen zusammengetragen. Eva Strittmatter, Sarah Kirsch,Droste-Hülshoff, Bertolt Brecht, Alfgred Andersch, Justinus Kerner, Wilhelm Waiblinger, Schiller, Goethe, Fontane, Eichendorff, und und und.

Wilhelm Busch
Wassermuhmen

In dem See die Wassermuhmen
wollen ihr Vergnügen haben,
fangen Mädchen sich und Knaben,
machen Frösche draus und Blumen.

Wie die Blümlein zärtlich knicksen,
wie die Frösche zärtlich quaken,
wie sie flüstern, wie sie schnaken,
so was freut die alten Nixen.
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Hermann Hesse
Berge in der Nacht

Der See ist erloschen,
Schwarz schläft das Ried,
Im Traume flüsternd.
Ungeheuer ins Land gedehnt
Drohen die hingestreckten Berge.
Sie ruhen nicht.
Sie atmen tief, und sie halten
Einer den andern an sich gedrückt.
Tief atmend,
Mit dumpfen Kräften beladen,
Unerlöst in verzehrender Leidenschaft.
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Christian Morgenstern
Der Hecht

Ein Hecht, vom heiligen Antōn
bekehrt, beschloß, samt Frau und Sohn,
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporzuranken.

Er aß seit jenem nur noch dies:
Seegras, Seerose und Seegrieß.
Doch Grieß, Gras, Rose floß, o Graus,
entsetzlich wieder hinten aus.

Der ganze Teich ward angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Antōn, gerufen eilig,
sprach nichts als »Heilig! heilig! heilig!«
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Noch mehr Gedichte in der Leseprobe.
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Mi, 11.5.2022 um 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr
Unsere Welt neu denken“ – Workshop zum Buch von Maja Göpel

Alles weiter wie bisher auf unserem Planeten? Vom Klimawandel über den Ressourcenverbrauch, von globaler Ungerechtigkeit bis zum Wachstumsmantra hinterfragt die Transformationsforscherin Maja Göpel überkommene Denkmuster und lädt zu einem anderen Blick auf die vielfältigen Problemlagen.

Anhand konkreter Themen aus ausgewählten Kapiteln aus dem Buch  von Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung (zu beziehen im Buchhandel für € 11,99) diskutieren unterschiedliche Generationen gemeinsam die Frage, wie Transformation möglich ist. Teilnehmende sind Studierende im Aicher-Scholl-Kolleg und alle Interessierte.

Anmeldung unter sekretariat@hdbulm.de bis zum 8.5.22 erbeten. Dort erhalten sie die Angabe der ausgewählten Kapitel für den Workshop.

Veranstalter: Haus der Begegnung und Aicher-Scholl-Kolleg. Eintritt frei.Haus der Begegnung, Grüner Hof 7, 89073 Ulm

Mit besten Grüßen,
Andrea Luiking
Geschäftsführerin, Haus der Begegnung Ulm, Kulturpfarrerin an der Pauluskirche
Grüner Hof 7, 89073 Ulm
0731 92 000 0
andrea.luiking@hdbulm.de
www.hdbulm.de
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Donnerstag, 2.September


Heute haben
Caroline Schelling * 1763
Joseph Roth * 1894
Geburtstag
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Gedichte sind Balsam auf Unstillbares im Leben
Caroline Schlegel
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September
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Und schon ist wieder ein neuer Monat angebrochen und der Sommer, der keiner war, ist endgültig vorbei. Die Tage werden kürzer, morgens brauche ich Licht zum Arbeiten und abends zum Lesen ist es das Gleiche. Rote Tomaten, Zwetschgen in allen Farben gibt es zu kaufen und die Blättern beginnen, bunt zu werden.
Der Bahnstreik hat meinen Urlaub auf der Raketenstation verkürzt. Auch ein Grund, warum es gestern keinen Blogeintrag gab. Dafür aber ein Käferbild von der danebenliegenden Insel Hombroich.


Rainer Maria Rilke
Herbsttag

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Friedrich Hebbel
Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

Theodor Fontane
Herbstmorgen

Die Wolken ziehn, wie Trauergäste,
Den Mond still – abwärts zu geleiten;
Der Wind durchfegt die starren Äste,
Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten.

Schon flattern in der Luft die Raben,
Des Winters unheilvolle Boten;
Bald wird er tief in Schnee begraben
Die Erde, seinen großen Toten.

Ein Bach läuft hastig mir zur Seite,
Es bangt ihn vor des Eises Ketten;
Drum stürzt er fort und sucht das Weite,
Als könnt‘ ihm Flucht das Leben retten.

Da mocht  ich länger nicht inmitten
So todesnaher Öde weilen;
Es trieb mich fort, mit hastgen Schritten
Dem flüchtgen Bache nachzueilen.
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Peter Stamm (Schriftsteller, u.a. „Das Archiv der Gefühle„) empfiehlt:

1.Dag Solstad, „Armand V.„, ein Buch, das aus Fussnoten zu einem nie geschriebenen Roman besteht, die sich aber lesen wie ein Roman. Wie immer bei Dag Solstad fast ereignislos und dennoch spannend zu lesen.
2.Die Kurzgeschichten von Katherine Mansfield, die ich kürzlich wiederentdeckt habe, sehr gut geschrieben, frisch, humorvoll, sehr wagemutig und ihrer Zeit weit voraus.
3.“Der grüne Heinrich“ von Gottfried Keller. Ich habe ihn jung gelesen und sehr gemocht, aber ich glaube, heute würde er mir noch viel besser gefallen.

Vielen Dank und Grüße über den Bodensee.
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Zwei Meldungen auf tagesschau.de:

Ausläufer von Hurrikan „Ida“
Notstand wegen Starkregen in New York

Vollgelaufene U-Bahn-Stationen, Autos, die durch Straßen treiben und ein neuer Regenrekord: Ein historisches Unwetter hat in New York zu Überflutungen geführt. Bürgermeister de Blasio rief den Notstand aus.

Waldbrände in Kalifornien
Tausende Einsatzkräfte kämpfen gegen Feuer

In den USA wüten weiterhin heftige Waldbrände. Besonders betroffen ist der Bundesstaat Kalifornien. Mehr als 4100 Feuerwehrleute und Helfer versuchten am Lake Tahoe, ein Feuer unter Kontrolle zu bringen.