Donnerstag, 1. Dezember

Das 1.Türle des Adventkalender von Anke Raum.
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Heute haben
Rex Stout * 1886
Ernst Toller * 1893
Tahar Ben Jelloun * 1944
Geburtstag
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978-3-15-019122-4

Dezember
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00
Dezember
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Zwar seit Jahren immer der gleiche Inhalt und doch wieder jeden Monat „neu“.

Das sind die Überschriften der Lyrik-Anthologie:

Erwartungsvoller Auftakt samt Nikolaus
Schneefall im Advent
Traurig-schöne Dezembertage
Christnacht – damals und heute
Weihnachtsfeiern vielerorts
Das Jahr klingt aus

Christian Morgenstern
Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie im Traum.

Die fiel dazu wie im Traum …
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
Aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
und dazu fiel eine Flocke,
so leise wie im Traum.

So leis als wie ein Traum.
Und als viertausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Rainer Maria Rilke

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zu Ewigkeit.
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Gestern auf tagesschau.de

Klares Indiz für den Klimawandel
Die wärmsten ersten elf Monate seit Beginn der Aufzeichnungen

Der Herbst 2022 hat bereits einige Temperaturrekorde aufgestellt. Er ist der drittwärmste seit 1881. Doch nicht nur dies ist außergewöhnlich: Der gesamte Jahreszeitraum bis einschließlich November war so warm wie nie zuvor registriert.

Der Zeitraum von Januar bis November 2022 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch nie seit 1881 sind diese Monate in Deutschland so warm gewesen wie in diesem Jahr, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen mitteilte. Der Herbst 2022 war nach Angaben des DWD der drittwärmste seit Messbeginn.

Der Mittelwert seit Jahresanfang liege bei 11,3 Grad Celsius. Der bisherige Höchststand von 2020 lag bei 0,2 Grad weniger. Der diesjährige Herbst sei „außergewöhnlich warm“ gewesen, hieß es weiter. Das Temperaturmittel habe mit 10,8 Grad Celsius um zwei Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 gelegen. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode – von 1991 bis 2020 – habe die Abweichung 1,5 Grad Celsius betragen. Für Meteorologen endet der Herbst mit dem November. Kalendarisch dauert er noch bis zum 21. Dezember.

Bereits die Periode von Januar bis Oktober war mit einer Durchschnittstemperatur von 11,8 Grad Celsius die wärmste, die bisher gemessen wurde. „Besonders der Oktober war ein Exot“, bilanziert der DWD. Der Monat ging mit seinem „Partner“ 2001 als wärmster in Deutschland in die Geschichte ein. Dass die wärmsten Oktobermonate der vergangenen rund 140 Jahre alle in dieses Jahrtausend fallen, wertet der Wetterdienst als klares Indiz für den Klimawandel.

Trotz teils sommerlicher Temperaturen im Herbst wurde die Trockenheit, die zuvor herrschte, aber beendet. Die dritte Jahreszeit des Jahres war laut DWD „leicht überdurchschnittlich nass“. Es fielen deutschlandweit im Mittel rund 205 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – zwölf Prozent mehr als in der Referenzperiode 1961 bis 1990. Zeitgleich habe sich aber auch die Sonne überdurchschnittlich oft gezeigt: Im Herbst habe es mit 370 Stunden fast 20 Prozent mehr Sonne gegeben als in der Referenzperiode.

Der komplette Artikel auf tagesschau.de


Freitag, 14.Oktober


Heute haben
Katherine Mansfield * 1888
E.E.Cummings * 1894
Geburtstag
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Risk! Risk anything! Care no more for the opinions of others, for those voices. Do the hardest thing on earth for you. Act for yourself. Face the truth.

Katherine Mansfield
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Der Oktober ist schon halb vorbei, die Gedichte passen jedoch immer noch.


Oktober
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Robert Walser, Carl Zuckmayer, Rose Ausländer, Ingeborg Bachmann, Christoph Meckel, Friederike Mayröcker, Kaschnitz, Kunze, Jandl, Artmann, Rilke, Gernhardt, und und und.
In gewohnter Art führen uns die beiden Herausgeberinnen durch den Monat Oktober. Vom Spätsommer, bis zum kalten Herbst ist alles dabei. Nur kein Goethe. Den sie brauchen nicht, weil sie so viele andere AutorInnen haben.
Hier eine kleine Auswahl:

Detlev von Liliencron
Herbst

Astern blühen schon im Garten;
Schwächer trifft der Sonnenpfeil
Blumen die den Tod erwarten
Durch des Frostes Henkerbeil.

Brauner dunkelt längst die Haide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt im blauen Duft.

Pfirsich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
Welke Rosen, reife Frucht.

Theodor Fontane
Spätherbst

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh’ Stille, Schnee und Winter kommt.

Christian Morgenstern
Oktobersturm

Schwankende Bäume
im Abendrot –
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod –

Blättergeplauder –
wirbelnder Hauf –
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.

Dienstag, 30.August

Heute haben
Mary Shelley *1797
Ivan Kusan * 1933
Libuse Monikova * 1945
Geburtstag
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Bald ist es soweit:

September
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Kaum zu glauben. Jetzt hatten wir einen heißen Sommer, kaum Regen und doch bricht so langsam der Herbst an. Die Tage werden kürzer, morgens brauche ich Licht zum Arbeiten und abends zum Lesen ist es das Gleiche. Rote Tomaten, Zwetschgen in allen Farben gibt es zu kaufen und die Morgennebel hängen in den Ebenen.
Die Klimaveränderung zeigt sich bei uns immer deutlicher. Wassermangel in den Flüssen und Dürren auf den Feldern. In Ulm hat sich ein Klimabündnis gegründet, in dem viele Gruppierungen teilnehmen. Vielleicht ist es Ihnen auch ein Bedürfnis mitzumachen.
Doch zunächst zwei Gedichte auf den sich anbahnenden Herbst.

Rainer Maria Rilke
Herbsttag

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Friedrich Hebbel
Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
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Dienstag, 6.September, 19.00 Uhr
„Die erste Seite“

Wir stellen vier neue Bücher vor:


Eeva-Liisa Manner: „Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“
Giulia Caminito: „Das Wasser des Sees ist niemals süß“
Shelly Kupferberg: „Isidor“
Kristina Gorcheva-Newberry: „Das Leben vor uns“

Es liest Clemens Grote
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Der Jastram-Blog macht ein paar Tage Ferien und Pause und meldet sich nächste Woche wieder.

Mittwoch, 1.Juni


Heute haben
Ruth Rehmann * 1922
Colleen McCullough * 1937
Rudolf Bussmann * 1947
Geburtstag
und vorgestern ist ist F.C.Delius gestorben.
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Winfried Hermann Bauer
New Orleans

Vergiss niemals
Kassandra, Pandora oder Katrina
Singt der Soulman
Und weist auf den Halbmond
Über dem Dreieck
Zwischen dem Meer, dem See und dem Fluss
Frauen verheißen nicht immer nur Gutes

Er singt von Hurrikans und Sturmfluten
Von Leichen in öligem Schlamm
Vom Behördenwahn
Und der bangen Gereiztheit in jedem Jahr
Bevor es wieder losgeht mit den Stürmen
Aber auch von Hand in Hand
With a lot of help from my friends

Mit Genugtuung
In seiner kehligen Stimme
Erhebt er sein Glas
Und singt von der Wiederauferstehung
Unter Girlanden von
Louisiana-Moos und Mardi-Gras-Beads
Die in den Lebenseichen hängen

Es ist der Spirit
Vergangener Kulturen
Der durch die Legenden der Stadt führt
Der alte Mann schlürft Gumbo und Jambalaya
Und fühlt die Fiddle-Klänge
Wie Farbspritzer
Auf Zunge und Ohr

Seine Augen leuchten
In der fiebrigen Nacht
Und er flüstert
Wenn die ruhmreiche Lilie
Aus den Sümpfen steigt
Und über den Fluss tanzt
Als wäre sie ein Irrlicht im Strömen der Zeit
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Juni
Gedichte
Hrsg.: Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Und schon ist der Juni da, die kurzen Nächte kommen und in drei Wochen haben wir den längsten Tag des Jahres. Alles blüht, Grüns in allen Schattierungen.
Und doch ist die Welt aus den Fugen. Vielleicht helfen uns diese sommerlichen Gedichte über die vielen traurigen Nachrichten hinweg und geben uns Kraft zum Helfen.

Im bunten Wiesenstück
Blütenduft und erste Früchte
Düstere Junitage
Der Sommer ist da
Besondere Tage

So nennen die Herausgeberinnen die einzelnen Kapitel.
Herausgesucht habe ich drei Gedichte aus der bunten Auswahl in diesem Reclam Bändchen.

Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug‘ dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.

Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duften nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach

Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen.

Das Denken träumt
Gelächter reimt die Straßen
zum Tanz des Blutes
schläfenaufundab
die Adern blinzeln Frühling durch die Knochen
und schlürfen tief den schweren Himmel ein
Wind spielt der Augen froh geschwellte Segel
der Stirne Knoten löst vom Tode sich
weiß über Wiesen schnattern Dörfer hin
die Städte fauchen
und zankend zerrn die Pulse ihre Zügel
nur deine Seele spielt im Sternjasmin
Lieb-Brüderchen Maßloslieb-Schwesterlein

Rosen nicken aus den Junistunden
trällern Sommerblau den Matten hin
mild aus tiefstem Herzen grünt die Heimat
ihre Lippen murmeln wälderschwer
überwelthin schwingt die Sterne Zeit
Kinderwangliebkinderwanggereiht
Krieg brüllt auf
die wilden Blumen schrein
Sonne leckt Gestöhn aus allen Poren
Frieden holt den tiefen Atem ein
und der Nächte durchgewühlte Locken

schmeicheln um der Seele zitternd Knie
Angst zerreißt der Sterne Himmelglanz
und der Abend drückt die Augen blind
einsam geigt
tief hinter Blut geduckt
ewger Kindheit wildumsehntes Glück
und der Sehnsucht über die Welt
hängende Herzen
schlagen

Klabund
Die Wirtschafterin

Drei Wochen hinter Pfingsten,
Da traf ich einen Mann,
Der nahm mich ohne den geringsten
Einwand als Wirtschafterin an.

Ich hab‘ ihm die Suppe versalzen
Und auch die Sommerzeit,
Er nannte mich süße Puppe
Und strich mir ums Unterkleid.

Ich hab‘ ihm silberne Löffel gestohlen
Und auch Bargeld nebenbei.
Ich heizte ihm statt mit Kohlen
Mit leeren Versprechungen ein.

Ich habe ihn angesch…
So kurz wie lang, so hoch wie breit.
Er hat mich hinausgeschmissen;
Es war eine wundervolle Zeit …
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Donau I Zeit I Reise“ – was uns der Fluss erzählt

Ein Film-Essay, der Zeit zum Schauen, zum Zuhören und zum Nachdenken lässt. In zehn Jahren bereiste der Autor die Donau von den Quellflüssen Brigach und Breg bis weit hinter das Eiserne Tor. Vom Ufer, aus der Luft aber vor allem vom Schiff aus ziehen Städte und Landschaften vorüber. Nicht im Eiltempo eines Hotelschiffes, sondern im gemächlichen Reise-Tempo eines Ulmer Traditionsschiffes, der „Ulmer Schachtel“. Genügend Zeit, um einige wichtige europäische Schriftsteller*innen kennenzulernen, mit Ihren Gedanken zu diesem großen europäischen Strom und über das nicht einfache Zusammenleben der Menschen an seinen Ufern.
Immer wieder blendet der Film für kurze Passagen in das Jahr 1928 zurück, als ein deutsches Filmteam die gesamte Donau bereiste und die Vielfalt der Länder und ihrer Menschen in schwarz-weiß Bildern festhielt. Aber was wäre die Donau ohne Musik? Erst durch das klingende Element, von Händel über Strauss bis zu Gypsy Swing und Weltmusik wird der Film zu einem besonderen, einmaligen Reiseerlebnis.

Kamera und Regie: Günter Merkle, Produktion 2022: www.protel-film.de

Premiere am 05. Juni 2022 im Ulmer Mephisto Kino, 11:00 Uhr
Weitere 11:00 Uhr Sonntags-Matinee Vorführungen am 12. / 19. und 26. Juni
im Ulmer Mephisto-Kino

Karten über: www.arthauskinos-ulm.de

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Hartmut Bögel radelt

Tag 5
145 – recht flache- Kilometer von Aachen über Maastricht, Hasselt und Aarschot nach Grimbergen bei Brüssel.
Geniale Fahrradbedingungen in Holland, super Radwege, klasse Überführungen und schnelle Wegführung. Das ist in der Tat eine ganz andere Liga, wie bei uns in Deutschland, wo man manchmal das Gefühl hat, der Radweg ist nur dazu da, um die Radelnden von der Straße weg zu haben. Auch in Belgien ist das Radnetz sehr klar, nur die Wege etwas holpriger wie in den Niederlanden. Aber auch für  Belgien ein klares Daumen hoch.

Mehr Bilder und Texte (z.B. 1. Platten) auf https://hardyontour.wordpress.com

Freitag, 22.April

Heute haben
Henry Fielding * 1707
Madame de Stael * 1766
Ludwig Renn * 1889
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Geburtstag
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„Wir Deutschen sind ja berüchtigt dafür, daß wir immer fremde Völker erziehen wollen, während in unserem eigenen Lande der Faschismus zur Herrschaft kam und wir nicht genug gegen ihn gekämpft haben, – was doch unsere Hauptaufgabe gewesen wäre.“
Ludwig Renn
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Unser Lyriktipp:


„Ein Tag am See“
Gedichte
Herausgegeben von Eberhard Scholing
Reclam Verlag € 7,00

Stillt ruht der See und lädt ein zur Betrachtung und Kontemplation.
Wir wissen aber nicht, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt.
Und so bleibt bei Sommer- und Winterseen immer eine gewisse Unsicherheit, auch wenn die Romantik über die Ufer schwappt.

Sommersee, Abend am See, Berge und See, Fahrt auf dem See, Nixenzauber, Seegetier, Wintersee heissen die Themenüberschriften und quer durch die Literaturgeschichte hat Eberhard Scholing AutorInnen zusammengetragen. Eva Strittmatter, Sarah Kirsch,Droste-Hülshoff, Bertolt Brecht, Alfgred Andersch, Justinus Kerner, Wilhelm Waiblinger, Schiller, Goethe, Fontane, Eichendorff, und und und.

Wilhelm Busch
Wassermuhmen

In dem See die Wassermuhmen
wollen ihr Vergnügen haben,
fangen Mädchen sich und Knaben,
machen Frösche draus und Blumen.

Wie die Blümlein zärtlich knicksen,
wie die Frösche zärtlich quaken,
wie sie flüstern, wie sie schnaken,
so was freut die alten Nixen.
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Hermann Hesse
Berge in der Nacht

Der See ist erloschen,
Schwarz schläft das Ried,
Im Traume flüsternd.
Ungeheuer ins Land gedehnt
Drohen die hingestreckten Berge.
Sie ruhen nicht.
Sie atmen tief, und sie halten
Einer den andern an sich gedrückt.
Tief atmend,
Mit dumpfen Kräften beladen,
Unerlöst in verzehrender Leidenschaft.
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Christian Morgenstern
Der Hecht

Ein Hecht, vom heiligen Antōn
bekehrt, beschloß, samt Frau und Sohn,
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporzuranken.

Er aß seit jenem nur noch dies:
Seegras, Seerose und Seegrieß.
Doch Grieß, Gras, Rose floß, o Graus,
entsetzlich wieder hinten aus.

Der ganze Teich ward angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Antōn, gerufen eilig,
sprach nichts als »Heilig! heilig! heilig!«
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Noch mehr Gedichte in der Leseprobe.
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Mi, 11.5.2022 um 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr
Unsere Welt neu denken“ – Workshop zum Buch von Maja Göpel

Alles weiter wie bisher auf unserem Planeten? Vom Klimawandel über den Ressourcenverbrauch, von globaler Ungerechtigkeit bis zum Wachstumsmantra hinterfragt die Transformationsforscherin Maja Göpel überkommene Denkmuster und lädt zu einem anderen Blick auf die vielfältigen Problemlagen.

Anhand konkreter Themen aus ausgewählten Kapiteln aus dem Buch  von Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung (zu beziehen im Buchhandel für € 11,99) diskutieren unterschiedliche Generationen gemeinsam die Frage, wie Transformation möglich ist. Teilnehmende sind Studierende im Aicher-Scholl-Kolleg und alle Interessierte.

Anmeldung unter se*********@hd****.de bis zum 8.5.22 erbeten. Dort erhalten sie die Angabe der ausgewählten Kapitel für den Workshop.

Veranstalter: Haus der Begegnung und Aicher-Scholl-Kolleg. Eintritt frei.Haus der Begegnung, Grüner Hof 7, 89073 Ulm

Mit besten Grüßen,
Andrea Luiking
Geschäftsführerin, Haus der Begegnung Ulm, Kulturpfarrerin an der Pauluskirche
Grüner Hof 7, 89073 Ulm
0731 92 000 0
an************@hd****.de
www.hdbulm.de
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Donnerstag, 2.September


Heute haben
Caroline Schelling * 1763
Joseph Roth * 1894
Geburtstag
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Gedichte sind Balsam auf Unstillbares im Leben
Caroline Schlegel
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September
Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Und schon ist wieder ein neuer Monat angebrochen und der Sommer, der keiner war, ist endgültig vorbei. Die Tage werden kürzer, morgens brauche ich Licht zum Arbeiten und abends zum Lesen ist es das Gleiche. Rote Tomaten, Zwetschgen in allen Farben gibt es zu kaufen und die Blättern beginnen, bunt zu werden.
Der Bahnstreik hat meinen Urlaub auf der Raketenstation verkürzt. Auch ein Grund, warum es gestern keinen Blogeintrag gab. Dafür aber ein Käferbild von der danebenliegenden Insel Hombroich.


Rainer Maria Rilke
Herbsttag

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Friedrich Hebbel
Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

Theodor Fontane
Herbstmorgen

Die Wolken ziehn, wie Trauergäste,
Den Mond still – abwärts zu geleiten;
Der Wind durchfegt die starren Äste,
Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten.

Schon flattern in der Luft die Raben,
Des Winters unheilvolle Boten;
Bald wird er tief in Schnee begraben
Die Erde, seinen großen Toten.

Ein Bach läuft hastig mir zur Seite,
Es bangt ihn vor des Eises Ketten;
Drum stürzt er fort und sucht das Weite,
Als könnt‘ ihm Flucht das Leben retten.

Da mocht  ich länger nicht inmitten
So todesnaher Öde weilen;
Es trieb mich fort, mit hastgen Schritten
Dem flüchtgen Bache nachzueilen.
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Peter Stamm (Schriftsteller, u.a. „Das Archiv der Gefühle„) empfiehlt:

1.Dag Solstad, „Armand V.„, ein Buch, das aus Fussnoten zu einem nie geschriebenen Roman besteht, die sich aber lesen wie ein Roman. Wie immer bei Dag Solstad fast ereignislos und dennoch spannend zu lesen.
2.Die Kurzgeschichten von Katherine Mansfield, die ich kürzlich wiederentdeckt habe, sehr gut geschrieben, frisch, humorvoll, sehr wagemutig und ihrer Zeit weit voraus.
3.“Der grüne Heinrich“ von Gottfried Keller. Ich habe ihn jung gelesen und sehr gemocht, aber ich glaube, heute würde er mir noch viel besser gefallen.

Vielen Dank und Grüße über den Bodensee.
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Zwei Meldungen auf tagesschau.de:

Ausläufer von Hurrikan „Ida“
Notstand wegen Starkregen in New York

Vollgelaufene U-Bahn-Stationen, Autos, die durch Straßen treiben und ein neuer Regenrekord: Ein historisches Unwetter hat in New York zu Überflutungen geführt. Bürgermeister de Blasio rief den Notstand aus.

Waldbrände in Kalifornien
Tausende Einsatzkräfte kämpfen gegen Feuer

In den USA wüten weiterhin heftige Waldbrände. Besonders betroffen ist der Bundesstaat Kalifornien. Mehr als 4100 Feuerwehrleute und Helfer versuchten am Lake Tahoe, ein Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Dienstag, 6.Juli

Heute haben
Emil Barth * 1900
Unica Zürn * 1916
Bernhard Schlink * 1944
Bodo Kirchhoff * 1948
Hilary Mantel * 1952
Geburtstag
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Johann Wolfgang von Goethe
Freudvoll und leidvoll

Freudvoll
Und leidvoll
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
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Juli
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Am 3.Juli 2018 habe ich das Bändchen auch vorgestellt. So wie jedes Jahr. Damals haben wir wohl unter der Hitze gestöhnt. Jetzt kommen fast täglich Regenschauer und auch heftige Gewitter.
Trotzdem: Der Sommer ist da, die längsten Tage sind schon vorbei und wer im Norden Urlaub macht, oder in Flensburg wohnt, der merkt deutlich die Helligkeit bis in die tiefsten Abendstunden.
Auch in vielen anderen Dingen ist 2021 anders als 2018. Da können Gedichte wahre Wunder wirken.

Der Sommer hat schon lang eröffnet
Sommergewitter
Sommernächte und Gartenfreuden
Endlich Ferien
Sommerfreuden
Hochsommer
heißen die Überschriften und zeigen uns, wo es hier lang geht.

Theodor Storm
Sommermittag

Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.

Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk‘,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
„Nun küsse mich, verliebter Junge;
Doch sauber, sauber! nicht zu laut.“

Kurt Tucholsky
Feldfrüchte

Sinnend geh ich durch den Garten,
still gedeiht er hinterm Haus;
Suppenkräuter, hundert Arten,
Bauernblumen, bunter Strauß.

Petersilie und Tomaten,
eine Bohnengalerie,
ganz besonders ist geraten
der beliebte Sellerie.

Ja, und hier –? Ein kleines Wieschen?
Da wächst in der Erde leis
das bescheidene Radieschen:
außen, rot und innen weiß.

Sinnend geh ich durch den Garten
unsrer deutschen Politik;
Suppenkohl in allen Arten
im Kompost der Republik.
Bonzen, Brillen, Gehberockte,
Parlamentsroutinendreh …
Ja, und hier –? Die ganz verbockte
liebe gute SPD.
Hermann Müller, Hilferlieschen
blühn so harmlos, doof und leis
wie bescheidene Radieschen:
außen rot und innen weiß.


Mittwoch, 2.Juni

Heute haben
de Sade * 1740
Thomas Hardy * 1840
Max Aub * 1903
Marcel Reich-Ranicki * 1920
Sibylle Berg * 1962
Geburtstag
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Unser Tipp für den ganzen Monat Juni:


Juni
Gedichte
Hrsg.: Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

„Frühling lässt sein blaues Band ….“
Naja, es war doch ein arg kühler Mai und es hat immer noch an Regen gefehlt, habe ich gelesen.
Und schon sind wir im Juni, die VerlagsvertreterInnen und -Vertreter scharren mit den Hufen und noch drei Wochen und wir haben den längsten Tag des Jahres.

Im bunten Wiesenstück
Blütenduft und erste Früchte
Düstere Junitage
Der Sommer ist da
Besondere Tage

So nennen die Herausgeberinnen die einzelnen Kapitel.
Herausgesucht habe ich drei Gedichte aus der bunten Auswahl in diesem Reclam Bändchen.

Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug‘ dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.

Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duften nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach

Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen.

Das Denken träumt
Gelächter reimt die Straßen
zum Tanz des Blutes
schläfenaufundab
die Adern blinzeln Frühling durch die Knochen
und schlürfen tief den schweren Himmel ein
Wind spielt der Augen froh geschwellte Segel
der Stirne Knoten löst vom Tode sich
weiß über Wiesen schnattern Dörfer hin
die Städte fauchen
und zankend zerrn die Pulse ihre Zügel
nur deine Seele spielt im Sternjasmin
Lieb-Brüderchen Maßloslieb-Schwesterlein

Rosen nicken aus den Junistunden
trällern Sommerblau den Matten hin
mild aus tiefstem Herzen grünt die Heimat
ihre Lippen murmeln wälderschwer
überwelthin schwingt die Sterne Zeit
Kinderwangliebkinderwanggereiht
Krieg brüllt auf
die wilden Blumen schrein
Sonne leckt Gestöhn aus allen Poren
Frieden holt den tiefen Atem ein
und der Nächte durchgewühlte Locken

schmeicheln um der Seele zitternd Knie
Angst zerreißt der Sterne Himmelglanz
und der Abend drückt die Augen blind
einsam geigt
tief hinter Blut geduckt
ewger Kindheit wildumsehntes Glück
und der Sehnsucht über die Welt
hängende Herzen
schlagen

Klabund
Die Wirtschafterin

Drei Wochen hinter Pfingsten,
Da traf ich einen Mann,
Der nahm mich ohne den geringsten
Einwand als Wirtschafterin an.

Ich hab‘ ihm die Suppe versalzen
Und auch die Sommerzeit,
Er nannte mich süße Puppe
Und strich mir ums Unterkleid.

Ich hab‘ ihm silberne Löffel gestohlen
Und auch Bargeld nebenbei.
Ich heizte ihm statt mit Kohlen
Mit leeren Versprechungen ein.

Ich habe ihn angesch…
So kurz wie lang, so hoch wie breit.
Er hat mich hinausgeschmissen;
Es war eine wundervolle Zeit…

Montag, 1.März

Trotz Corona: Dieses Hotel hat geöffnet.

Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag
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März
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Johann Wolfgang Goethe
Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Der Februar hatte es in sich. Viel Schnee und Kälte, aber auch schon warme Tage. Gestern konnte man an windstillen Orten im Pulli sitzen und drei Meter weiter pfiff der kalte Ostwind vorbei. Schaun wir mal, was der März bringt. Politisch wird es zumindest in Baden-Württemberg spannend.

So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Friedrich Rückert
Ich hab’ in mich gesogen

Ich hab’ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Mittwoch, 18.November

Heute haben
Richard Dehmel * 1863
Klaus Mann * 1906
Vassilis Vassilikos * 1933
Margaret Atwood * 1939
Christoph Wilhem Aigner * 1954
Geburtstag
und es ist der Todestag von Marcel Proust.
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Richard Dehmel
Empfang

Aber komm mir nicht im langen Kleid!
komm gelaufen, daß die Funken stieben,
beide Arme offen und bereit!
Auf mein Schloß führt keine Galatreppe;
über Berge geht’s, reiß ab die Schleppe,
nur mit kurzen Röcken kann man lieben!

Stell dich nicht erst vor den Spiegel groß!
Einsam ist die Nacht in meinem Walde,
und am schönsten bist du blaß und bloß,
nur beglänzt vom schwachen Licht der Sterne;
trotzig bellt ein Rehbock in der Ferne,
und ein Kuckuck lacht in meinem Walde.

Wie dein Ohr brennt! wie dein Mieder drückt!
rasch, reiß auf, du atmest mit Beschwerde;
o, wie hüpft dein Herzchen nun beglückt!
Komm, ich trage dich, du wildes Wunder:
wie dich Gott gemacht hat! weg den Plunder!
und dein Brautbett ist die ganze Erde.
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Pünktlich zu seinem Todestag, veröffentlicht der Reclam Verlag eine dreibändige Ausgabe von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ und auch dieses Nachsachlagewerk:

Auf der Suche nach Marcel Proust
Ein Album in Bildern und Texten
Hrsg.: Bernd-Jürgen Fischer

Ja, es ist wirklich ein Album geworden. In diesem Portrait finden wir Fotos, Gemälde von Proust und Personen aus seiner Familie, seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Zusammen mit den vielen Originaldokumenten gelingt dem Herausgeber ein Bild des Autors, das uns ein wenig näher kommt. Auszüge aus Proust Briefen und Schulaufsätzen zeigen ihn als Menschen und nicht als übergroßen Autor. So sind die 230 Seiten dieses Bilderbuches, ein Nachschlagewerk, ein Album, für Proust-LeserInnen, aber auch für solche, die der Person Marcel Proust entdecken wollen.
Und: Das Buch passt in jede Versandtasche und ist vielleicht das ideale Geschenk für den Proust-Fan im Freundeskreis.

Marcel Proust: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“
Übersetzt von Bernd-Jürgen Fischer
Reclam Verlag € 44,00