Donnerstag, 21.September

Heute haben
HG Wells * 1866
Leonard Cohen * 1934
Klaus Kordon * 1934
Stephen King * 1947
Frédéric Beigbeder * 1965
Geburtstag
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„There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in“
Leonard Cohen
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Clemency Burton-Hill: „Ein neues Jahr voller Wunder

Klassische Musik für jeden Tag / Band 2
Aus dem Englischen von Barbara Neeb, Ulrike Schimming und Katharina Schmidt
Diogenes Verlag € 29,00

Die preisgekrönte Violinistin und Moderatorin Clemency Burton-Hill hat einen zweiten Band ihres Musikkalenders veröffentlicht. Wieder hat sie 365 klassische Musikstücke herausgesucht und stellt sie uns in einem kurzen Text vor. (Was machen wir bloß im nächsten Jahr, in dem es 366 Tage gibt?) Unterschiedlichste Musikrichtungen sind vertreten, genauso wie beim ersten Band, den wir so oft verkauft haben. Für heute steht im neuen Band Choralmusik aus England auf dem Programm.
Es ist der Autorin wieder ein Anliegen, dass wir aus klassischer Musik Kraft für unseren Alltag finden, aber auch Ruhe und Inspiration. Vielleicht legen wir abends dann die passende Musik auf, oder hören uns die Playlist auf apple music an.
Und als immerwährender Buchkalender können wir Ein neues Jahr voller Wunder jederzeit in den kommenden Jahren benutzen.

Clemency Burton-Hill, geboren 1981 in London, ist Autorin, Radio- und Fernsehmoderatorin und preisgekrönte Violinistin. Sie moderiert Klassiksendungen auf BBC Radio 3 und ist Kreativchefin bei WQXR, dem New Yorker Klassikradio. Als Kulturjournalistin schreibt sie zudem auch für The Economist, The Financal Times, The Guardian und The Observer. Als Violinistin hat sie unter der Leitung von Dirigenten wie Daniel Barenboim in einigen der wichtigsten Musiksäle der Welt gespielt. Sie ist Mitbegründerin des mehrfach ausgezeichneten Aurora Orchestra und lebt mit ihrer Familie in London und New York.
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Heute abend geht es u.a. mit einem Trawler ins ewige Eis und in die tiefsten Tiefen.
Lassen Sie sich überraschen, was die acht Tentakelen des Riesenkalamar zu erzählen haben und was Luca Kieser über sein Erstlingswerk berichtet.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Mittwoch, 20.September


Heute haben
Hedwig Dohm * 1831
Upton Sinclair *1878
Joseph Breitbach * 1903
Hanns Cibulka * 1920
Adolf Endler * 1930
Paulus Böhmer * 1936
Javier Marias * 1951
Michael Wildenhain * 1958
Geburtstag
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„Glaube nicht, es muss so sein, weil es so ist und immer so war.
Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne.
Schaffe Möglichkeiten.“
Hedwig Dohm
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Ein neues Du-Heft ist erschienen:


Cindy Sherman – Verwandlungskünstlerin
Du Kulturmagazin 922 € 15,00

In der Stuttgarter Staatsgalerie war bis zum 10. September eine große Cindy Sherman Ausstellung zu sehen. Das aktuelle Du-Heft zeigt einen Querschnitt ihres Lebens und ihres Werkes.

Die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman gehört seit Jahrzehnten zu den wichtigsten und einflussreichsten Akteuren der Kunstwelt. In ihren Fotografien inszeniert sie sich ausschliesslich selbst. Perfekt maskiert, verkleidet und geschminkt verkörpert sie die unterschiedlichsten Charaktere, nimmt unterschiedliche Identitäten an. Es geht ihr darum, Stereotypen aufzuzeigen und sie zu hinterfragen.

Das Magazin enthält zudem Fotografien Shermans neuester Arbeit ‚New Faces‘ aus dem Jahr 2023. In ihr setzt die Künstlerin und Fotografin mit digitaler Collagetechnik Gesichter neu zusammen.
Vom 7. Oktober 2023 bis zum 28. Januar 2024 hängen ihre Werke in den Deichtorhallen Hamburg


Aus dem Inhalt:

Alessandra Nappo
Verschleierte Identitäten
Cindy Sherman hat zur Modewelt ein ambivalentes Verhältnis. Sie kann deren Schönheits- und Jugendwahn nicht ausstehen, mag aber die aufwendigen Kreationen der Modehäuser. Seit den 1980er-Jahren arbeitet sie immer wieder mit Designern und Magazinen zusammen, produziert Kampagnen und Bildstrecken für sie. Und unterläuft dabei ihre Konventionen und Regeln.

Cindy Sherman
Brigitte Bardot, Sophia Loren und City Girl
Die Untitled Film Stills gehören zu Cindy Shermans frühesten Arbeiten. In ihnen stellt die Künstlerin stereotype Film­figuren nach, etwa das unschuldige Mädchen vom Land oder die Verführerin. Sie erklärt, wie sich ihr Zugang zu dieser Serie – die prägend für ihr späteres Schaffen wurde – entwickelte und wie sie an ihr arbeitete.

Laura Allsop
Verletzlich und entblösst
In der Serie Society Portraits zeigt Cindy Sherman Frauen der Hautevolee in royalem Ambiente. Warum diese Frauen trotz ihrem Reichtum und ihren Privilegien eine tiefe Traurigkeit ausstrahlen, erklärte die Künstlerin in einem Gespräch, das kurz nach der Veröffentlichung der Serie 2009 geführt wurde.

Cindy Sherman im Gespräch mit Liam Freeman
«Es gab eine Zeit, in der ich mich jeden Abend ins Bett legte und auf Instagram surfte»
Seit ein paar Jahren macht Cindy Sherman Bilder, die sie auf Instagram postet, zu Wandteppichen. Es sind die ersten nicht fotografischen Werke ihrer Karriere. Die Teppiche werden in Belgien hergestellt. Sie sind eine Hommage an die jahrhundertealte Webereitradition des Landes. Sherman schlüpft für jede Arbeit in eine andere Rolle.

Cindy Sherman im Gespräch mit Freunden und Kollegen
«Oder ich bin eben einfach sehr, sehr klug»
Ende der 2000er-Jahre, die ein besonders erfolgreiches Jahrzehnt für Cindy Sherman waren, bat das Magazin Interview Freunde, Wegbegleiter und Kollegen aus der Kunstwelt, ihr Fragen zu stellen. Manche sind sehr persönlich, andere kunsttheoretisch. Die Künstlerin wich keiner aus.
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„Weil da war was im Wasser“ von Luca Kieser hat es zwar nicht von der Long- auf die Shortlist geschafft. Trotzdem ist es einer der orginellsten, sprachwitzigsten, phantasiereichsten Romane des Jahres 2023.
Erzählt von den acht Tentakeln einer Riesenkrake, bewegen wir uns auf einem Trawler im ewigen Eis, erfahren sehr viel über Kalamare und weitere Ungeheuer der Meere, wie z.B. den weissen Hai in all seinen Varianten. Bis sich der Autor selbst einmischt und bis die Geschichte auf der Alb bei Tübingen endet, dort, wo Luca Kieser geboren ist, ist es ein sehr unterhaltsamer, versponnener, kluger Roman.

Luca Kieser: „Weil da war etwas im Wasser“
Lesung aus dem Debutroman am Donnerstag, 21.9., 19 Uhr.

Dienstag, 12.September

Heute haben
Johann Heinrich Jung-Stilling * 1740
Getrud Bäumer * 1873
Han Suyin * 1917
Stanislaw Lem * 1921
Michael Ondaatje * 1943
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Aufruhr

Hitze herrscht
Selbst unter Bäumen
Flirrt die Luft
Bäche rinnen über Bauch und Rücken
An den Beinen blüht der Brand
Schrunden, Schrammen, Narben
knochentrocken wie der Gottesacker
Draußen vor dem Wald
Aus dem die Hölle steigt
Und sich über die Welt zu stülpen scheint

Thor und Teufel
Wetterleuchten in der Wand
Reißen Äste aus den Bäumen
Ein Hammerschlag
Lässt Raum und Zeit erbeben
Es platscht und plattert
Peitschen knallen über Kronen
Stämme biegen sich, sie ächzen, stöhnen
Auch wenn der Engel letztlich fällt
Im Chaos keimt das Leben
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Unser Buchtipp:

Giuseppe Micciché: „NO PONTE
Edition Patrick Frey € 78,00

Der Fotograf Giuseppe Micciché hat sich in einer Langzeitstudie mit dem Phänomen einer Brücke von Sizilien auf das italienische Festland auseinandergesetzt.

„In den Sommerferien, in denen wir wie viele andere ins Ausland emigrierte Familien in unser Dorf zurückkehrten, waren der erste Geschmack der Heimat die Arancini, die es auf der Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien zu essen gab. Von weitem sichtbar am anderen Ufer begrüsste uns die goldglänzende Madonnina, die Schutzpatronin von Messina.
Erst viel später begann ich mich für den Küstenstrich um Messina zu interessieren, der seit der Antike geografisch und geopolitisch grosse Bedeutung hatte. Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner:innen seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2005 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit als Premier zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeprojekt diskutiert, geplant und schliesslich wieder verworfen. Es wäre die bisher längste und höchste Hängebrücke der Welt – erbaut auf erdbebengefährdetem, sandigem Grund. Für die einen ein Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs Siziliens, schwebt die Brücke für die anderen wie ein Damoklesschwert über der Region und Italien.
Entstanden ist bei meinem Langzeitprojekt ein Porträt einer Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen, frustrierten oder auch hoffnungsvollen Wartens. Es dokumentiert die Veränderung der (sub)urbanen Küstenabschnitte, die zögerlichen Versuche einer Aufwertung und zeigt Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst aus der Schwertfischjagd schon lange nicht mehr zum Leben reicht. NO PONTE ist ein Essay darüber, wie die Absenz von etwas uns so stark beeinflusst wie dessen Präsenz es tun würde. Ein Bild der Brücke wird in dieser Serie nie zu sehen sein. Die letzte Fotografie werde ich schiessen, wenn der Grundstein gelegt ist.“

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Am Wochenende gab es auf SWR2 ein 10minütiges Interview mit Luca Kieser, dessen Erstlingsroman auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht und der am Donnerstag, 21.September ab 19 Uhr bei uns in der Buchhandlung daraus vorlesen wird.
Einfach den Link anklicken und reinhören.


https://www.swr.de/swr2/literatur/weil-da-war-etwas-im-wasser-der-debutroman-von-luca-kieser-100.html

Mittwoch, 23.August


Heute haben
Alfred Lichtenstein * 1889
Georges Perros * 1923
Ephraim Kishon * 1924
Nelson DeMille * 1943
Ilija Trojanow * 1965
Geburtstag
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Alfred Lichtenstein
Sommerabend

Faltenlos sind alle Dinge,
Wie vergessen, leicht und matt.
Heilighoch spült grüner Himmel
Stille Wasser an die Stadt.

Fensterschuster leuchten gläsern.
Bäckerläden warten leer.
Straßenmenschen schreiten staunend
Hinter einem Wunder her.

… Rennt ein kupferroter Kobold
Dächerwärts hinauf, hinab.
Kleine Mädchen fallen schluchzend
Von Laternenstöcken ab.
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Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 ist veröffentlicht worden.

Die drei Debütant*Innen, die wir zu Veranstaltungen eingeladen haben sind mit auf der Liste.
Wie toll ist das denn.


Donnerstag, 22.Februar 2024, 19 Uhr,
Elena Fischer: „Paradise Garden“

Lesung bei uns in der Buchhandlung

Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023

Der Deutsche Buchpreis hat die 20 Titel umfassende Longlist für die Auszeichnung veröffentlicht. Seit Ausschreibungsbeginn wurden dafür 196 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2022 und dem 19. September 2023 (Bekanntgabe der Shortlist) erschienen sind oder noch erscheinen.

Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Tomer Dotan-Dreyfus: Birobidschan (Verlag Voland & Quist, Februar 2023)
  • Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen (Klett-Cotta, Januar 2023)
  • Sherko Fatah: Der große Wunsch (Luchterhand Literaturverlag, August 2023)
  • Elena Fischer: Paradise Garden (Diogenes Verlag, August 2023)
  • Charlotte Gneuß: Gittersee (S. Fischer Verlag, August 2023)
  • Luca Kieser: Weil da war etwas im Wasser (Picus Verlag, August 2023)
  • Angelika Klüssendorf: Risse (Piper Verlag, August 2023)
  • Sepp Mall: Ein Hund kam in die Küche (Leykam Verlag, August 2023)
  • Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens (Luchterhand Literaturverlag, August 2023)
  • Thomas Oláh: Doppler (Müry Salzmann Verlag, Februar 2023)
  • Angelika Overath: Unschärfen der Liebe (Luchterhand Literaturverlag, April 2023)
  • Necati Öziri: Vatermal (claassen, Juli 2023)
  • Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein Verlag, Februar 2023)
  • Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück (Klett-Cotta, März 2023)
  • Kathrin Röggla: Laufendes Verfahren (S. Fischer Verlag, Juli 2023)
  • Tonio Schachinger: Echtzeitalter (Rowohlt Verlag, März 2023)
  • Sylvie Schenk: Maman (Carl Hanser Verlag, Februar 2023)
  • Clemens J. Setz: Monde vor der Landung (Suhrkamp Verlag, Februar 2023)
  • Tim Staffel: Südstern (Kanon Verlag Berlin, September 2023)
  • Ulrike Sterblich: Drifter (Rowohlt Verlag Hundert Augen, Juli 2023)

Jurysprecherin Katharina Teutsch kommentiert die Auswahl: „Eine Longlist ist nicht einfach nur eine Liste mit Titeln, die eine Jury preiswürdig findet. Sie bildet einen kollektiven Leseprozess ab. Was treibt uns an? Was finden wir wichtig? Welche literarischen Entdeckungen haben wir gemacht? Unsere Auswahl ist auch in diesem Jahr wieder der Beweis dafür, dass die deutschsprachige Gegenwartsliteratur voller Überraschungen ist. Newcomer*innen stehen selbstbewusst neben etablierten Autor*innen; kleine Verlage wechseln sich mit großen Verlagen ab; Geschichten von tragischem Ernst stehen neben Kapriolen der Fantasie. Wichtig war der diesjährigen Jury, auch den literarischen Humor zu würdigen. Er ist in vielen der ausgewählten Titel nicht nur Treibstoff des Erzählens, sondern auch Ausdruck eines sympathisch undogmatischen Weltverhältnisses, das uns besonders in dieser Zeit beeindruckt hat.“

Diese Jury traf die Auswahl:

  • Shila Behjat (Journalistin und Publizistin)
  • Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Lisa Schumacher (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach)
  • Katharina Teutsch (freie Kritikerin)
  • Florian Valerius (Gegenlicht Buchhandlung, Trier)
  • Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form)

Um eine „größtmögliche Unabhängigkeit der Auszeichnung“ zu gewährleisten, wählt die Akademie Deutscher Buchpreis die Jury in jedem Jahr neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich.

Shortlist am 19. September

Im nächsten Schritt wählen die Jurymitglieder aus den Titeln der Longlist sechs Romane für die Shortlist aus, die am 19. September 2023 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autorinnen und Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Für den Sieg gibt es ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2500 Euro. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2023 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen.

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den deutschsprachigen „Roman des Jahres“ aus. Ziel des Preises ist es, über Ländergrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu schaffen für deutschsprachige Autorinnen und Autoren, das Lesen und das Leitmedium Buch. 

Sonntag, 13.August


Heute haben
Nikolaus Lenau * 1802
Rudolf Georg Binding * 1867
Mikael Niemi * 1959
Geburtstag
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Nikolaus Lenau
An meine Rose

Frohlocke, schöne junge Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Glut, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.

So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten,
Du prangst am stolzen Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten.

Aus Büschen, wo die Götter gerne
Sich in die Schatten senken,
Wenn sie in heilig stiller Ferne
Der Menschen Glück bedenken.

Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget,
Je länger sich in meinen Thränen
Dein holdes Antlitz wieget.

O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte!
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Unsere literarische Veranstaltungen


Es gibt keine Eintrittskarten im Vorverkauf. Einfach vorbeikommen, anrufen, ne Mail schicken und wir reservieren Ihnen die gewünschte Anzahl Plätze.
Wir freuen uns auf die beiden, jetzt schon sehr gelobten und ausgezeichneten, Debüts (Luca Kieser und Charlotte Gneuß). Die Veranstaltung mit Judith Hermann findet im Club Orange in der vh Ulm statt. Dafür gibt es schon einige Reservierungen. Den Abschluss für dieses Jahr bildet der Roman „Mattanza“ von Germana Fabiano, der uns auch ausgesprochen gut gefällt.
Schauen Sie im Laden vorbei und in die Bücher rein.

Dienstag, 19.Juli

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Heute haben u.a.
Gottfried Keller und Wladimir Kaminer Geburtstag.

Gottfried Keller
Sommernacht

Das ist die üppige Sommerzeit,
Wo alles so schweigend blüht und glüht,
Des Juli stolzierende Herrlichkeit
Langsam das schimmernde Land durchzieht.

Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn
Fern in des Gebirges dämmerndem Blau;
Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,
Sie schneiden die Sorge auf brennender Au.

Sie sehnen sich nach Gewitternacht,
Nach Sturm und Regen und Donnerschlag,
Nach einer wogenden Freiheitsschlacht
Und einem entscheidenden Völkertag!


Wenn schlanke Lilien wandelten

Wenn schlanke Lilien wandelten, vom Weste leis geschwungen,
Wär doch ein Gang, wie deiner ist, nicht gleicherweis gelungen!
Wohin du gehst, da ist nicht Gram, da ebnet sich der Pfad.
So dacht ich, als vom Garten her dein Schritt mir leis erklungen.
Und nach dem Takt, in dem du gehst, dem leichten, reizenden,
Hab ich im Nachschaun wiegend mich dies Liedchen leis gesungen.

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Urlaubszeit ist Reisezeit.
Sie können mit Martin Amanshauser in 111 Geschichten um die ganze Welt reisen.

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Martin Amanshauser:Typisch Welt
111 Geschichten zum weiter Reisen
Picus Verlag € 20,00

111 ist die magische Zahl im Buchhandel. „111 Orte in Ulm“ hatte ich gerade vorgestellt und die gleichnamige Reihe ist sehr erfolgreich rund um die Welt. Also lässt sich der Wiener Picus Verlag nicht lumpen und stellt aus über 200 Reiseberichten des Journalisten und Buchautors Amanshauser diese genannten 111 zusammen. Wahrscheinlich letztes Jahr im Sommer habe ich hier sein Buch „Falsch reisen“ vorgestellt“. Umso größer war die Freude, daß es einen Sammelband seiner Reportagen gibt. In 111 Geschichten um die Welt. Genauer gesagt in 77 verschiedene Länder. Ich denke, sie hatten im Verlag einen großen Spaß mit den Zahlenspielen und noch einen größeren mit den Geschichten selbst, die aus seiner über 20jährigen Reisezeit stammen. Für Amanshauser ist es nicht nur die Lust am Reisen, sondern sein Beruf. Und so taucht er auch ein in die Luxushotels dieser Welt, bewegt sich aber genaus so mit dem Moped durch den Urwald. Er muss aufpassen, dass er in Kirgisien nicht verheiratet wird. Er macht Smalltalk auf den Bahamas, bis sein Chauffeur in der Strechlimousine sagt, daß er daheim jetzt sicherlich seine Schuhe abstreifen würde und vielleicht auf den ganzen Luxus verzichten könne. Es spukt in England, er amüsiert sich über die albanische Schreibweisen, er vergreift sich an einem Kunstobjekt von Yoko Ono, er geht in Polen zum Arzt. Er besucht Aleppo, sieht den Krieg mit eigenen Augen und wird darauf angesprochen, dass Rapid Wien Fußballmeister wird.
Amanshausers Berichten sind nicht Reiseberichte mit Hotel- und Strandtipps, sondern lassen uns hinter die Kulissen blicken. Sie zeigen die Armut, die Globalisierung und den Krieg und wie wie Menschen damit umgehen. Er weiß, wie einfach es ist, sich einen Flug zu buchen. Egal wohin. Ein paar professionelle Mausklicks und wir haben ein Ticket in der Hand. Auch ist er sich seines ökologischen Fußabdrucks bewusst, der ihm schon Albträume verschafft hat. Und doch lässt er sich nicht in die Schablonen des zeitgenössischen Tourismus pressen – und führt höchst vergnüglich eine moderne Art des individuellen Reisens vor.
Ein wahrlich großes Vergnügen und eine wunderbare Vorstellung in den lauen Sommerabenden von fernen Ländern zu lesen, zu träumen und sich nicht den ganzen Strapazen aussetzen zu müssen.

Eine japanische Leseprobe
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Passend dazu Werner Färber Ungereimtheit der Woche

Illegale Einreise

Obschon die Einfuhr illegal,
hatten die zwei ihr Gift dabei,
welches gefährlich und fatal.
Klandestin am Zoll vorbei
ging die Reise an den Ort,
an dem die Ware ward bestellt.
Zum Verkauf wurde sie dort
entpackt und auch bereitgestellt.
Erst als die beiden Immigranten,
aufgeschreckt von ein paar Kunden,
aus der Bananenkiste rannten,
wurden sie dann doch gefunden.
Trotz acht Beinen war’n die Spinnen
chancenlos und konnten ihren
Jägern am Ende nicht entrinnen,
wurden so zu Tierpark-Tieren.

Samstag

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Heute haben
Georg Büchner * 1813
Alfred Polgar * 1873
Ernst Blaß * 1890
Nathanael West * 1906
Arthur Miller * 1915
Geburtstag

Kann man einen Roman über die Atomindustrie, über die Energiewende, über unsere Politiker und die Verfilzung von Industrie und Politik schreiben? Und: Kann das auch funktionieren?

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Eva Ladipo:Wende
Picus Verlag € 22,90
als E-Book € 17,99

Die Autorin Eva Ladipo, geboren 1974, studierte in Cambridge Politische Wissenschaften und wurde mit einer Arbeit über das russische Steuersystem promoviert. Begann als Journalistin bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und arbeitete zuletzt für die „Financial Times“. Lebte längere Zeit in Russland und Kolumbien und wohnt jetzt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. „Wende“ ist ihr erster Roman.
Nach dieser Biografie zu schließen, hat Eva Lapido Einblick in Wirtschaft rund um den Erdball. Sie kennt die Beziehungsgeflechte und Machenschaften der Staatengemeinschaften und ich vermute schwer, dass hinter dem Roman ein großer Haufen Wahrheit steckt.
Atemberaubend spannend schreibt sie ihren Roman, den Sie, wenn Sie die ersten Seiten gelesen haben, nicht mehr aus den Händen legen werden. Sehr gekonnt auch das Umschlagsfoto. Wie ein Standfoto aus einem alten Spionagefilm. Es könnte ein Filmplakat sein.
Die Wende ist im Roman doppelt besetzt. Einerseits die Energiewende, die nach dem Reaktorunglück von Fukushima in Deutschland heftig diskutiert wurde und natürlich die Wende in Deutschland im Jahr 1989. Eva Lapido leistet sich den Luxus aus den vielen Fakten, die sich sicherlich bei ihr stapeln, kein Sachbuch zu schreiben, sondern wagt sich an einen Roman, der voll von verzwickten Geschichten und immer neuen Ideen steckt. Während ich gefesselt den Roman las, klickte es immer wieder in meinem Kopf, als mir dieses und jenes in einem ganz anderen Blickwinkel dargeboten wurde, wie ich es bisher in Tageszeitungen gelesen hatte. Wahrscheinlich ist die Realität noch schlimmer, als das, was hinter den Ideen der Autorin steckt. Warum schwenkt Angela Merkel so plötzlich von der Atomkraft weg? Was wurde aus den Ideen der rot-grünen Regierung? Und wer zog dort die Fäden? Ein Ministerpräsident, der die Grünen am Liebsten aus der Regierung gejagt hätte, bejaht plötzlich diese neue Koallition. Was haben die Stasi, der KGB mit der Energiewende zu tun? Und wer profitierte denn bei diesen beiden Wenden?
Der junge Ostdeutsche René Hartenstein lebt, nach dem Jurastudium, mit seiner Freundin in Frankfurt und steigt langsam die Karrieretreppe in der Energieindustrie hoch. Als sein engster Freund Martin Jäger tot aufgefunden wird (erhängt am eigenen Gürtel und als Selbstmord deklariert), wird Hartenstein misstrauisch und findet in den Unterlagen seines Kollegen Dinge, die er nicht für möglich gehalten hätte. Er nimmt sich seines Kalenders an, um Martin Jägers Termine abzusagen. Dabei stößt er auf den Namen Anna Smoktum, die in der Investmentbranche in London arbeitet. Dort hat sich Jäger auf eine Stelle beworben. Hartenstein trifft sich mit ihr in London und sie bietet im ein hochdotierten Job an. Anna Smoktum könnte, vom Alter her, fast seine Mutter sein und doch entwickelt sich eine Art von Liebesbeziehung zwischen den beiden. Parallel dazu forscht er in der Vergangenheit seiner neuen Chefin und fragt sich, woher sie das Startkapital für ihr Unternehmen hat. Sehr schnell landet er bei sehr brisanten Verbindungen, die ihm bisher noch nicht klar waren.
Ich mag gar nicht mehr dazu schreiben. Lesen Sie selbst das Erstlingswerk „Wende“ und sie werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen und dabei auf höchstem Spannungsniveau unterhalten.
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Tanja Hanser hat bei uns wieder ein Fenster dekoriert, neue Postkarten und ein neues Büchle drucken lassen, die es bei uns zu kaufen gibt.

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Morgen ist es wieder soweit.
Es gibt neue Sonntagsskizzen von Detlef Surrey.

Sonntagsskizzen von Detlef Surrey

Mittwoch

Sondermeldung / Eilmeldung
Der Abend mit dem Jaja Verlag am kommenden Freitag fällt wegen Fussball-WM (Frankreich – Deutschland) aus.
Aber: Das Imperium schlägt zurück.
Wir planen die Veranstaltung für den Herbst diesen Jahres.

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Heute haben
Abraham a Santa Clara * 1644
Friedrich Gottlieb Klopstock * 1724
Hermann Hesse * 1877
Josef Guggenmoos * 1922
Wislawa Szymborska * 1923
Jürg Amann * 1947
Geburtstag
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Friedrich Gottlieb Klopstock
Ihr Schlummer

Sie schläft. O gieß ihr, Schlummer, geflügeltes
Balsamisch Leben über ihr sanftes Herz!
Aus Edens ungetrübter Quelle
Schöpfe den lichten, kristallenen Tropfen!

Und lass‘ ihn, wo der Wange die Röt’ entfloh,
Dort duftig hintaun! Und du, o bessere,
Der Tugend und der Liebe Ruhe,
Grazie deines Olymps, bedecke

Mit deinem Fittig Cidli. Wie schlummert sie,
Wie stille! Schweig, o leisere Saite selbst!
Es welket dir dein Lorbeersprössling,
Wenn aus dem Schlummer du Cidli lispelst!

An sie

Zeit, Verkündigerin der besten Freuden,
Nahe selige Zeit, dich in der Ferne
Auszuforschen, vergoss ich
Trübender Tränen zu viel

Und doch kommst du! O dich, ja Engel senden,
Engel senden dich mir, die Menschen waren,
Gleich mir liebten, nun lieben
Wie ein Unsterblicher liebt.

Auf den Flügeln der Ruh, in Morgenlüften,
Hell vom Taue des Tags, der höher lächelt,
Mit dem ewigen Frühling,
Kommst du den Himmel herab.

Denn sie fühlet sich ganz, und gießt Entzückung
In dem Herzen empor die volle Seele,
Wenn sie, dass sie geliebt wird,
Trunken von Liebe, sichs denkt!
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Martin Amanshauser: „Falsch reisen“

Alle machen es
100 Geschichten
Picus Verlag €16,90
Auch als eBook für € 13,99 erhältlich

Martin Amanshauser, geboren 1968 in Salzburg, lebt in Wien und Berlin. Er ist Autor, Übersetzer aus dem Portugiesischen und Reisejournalist, u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“. Er ist ständig unterwegs, schreibt dazwischen aber Romane und Sachbücher und jeden Freitag die Reisekolumne „Amanshausers Welt“ in der Tageszeitung „Die Presse“.
www.amanshauser.at

In Form eines schicken kleinen Metallrollkoffers präsentiert sich dieses Reisebuch und will ein Handbuch des Weltenbummlers sein. Aber es ist weit mehr. Amanshauser erzählt uns in seinen hundert Geschichten, die auch noch alphabetisch sortiert sind alles, oder fast alles, über das Reisen und all die Fettnäpfchen, in die wir reintreten. Das betrifft nicht nur den Globetrotter, auch die Italienreisende, die am Gardasee schon haltmachen. Sei es das Trinkgeldgeben, das Rucksacktragen und wann überhaupt die Idee aufkam, mit einem Citybag herumzulaufen, Billighotels und Birdwatching sind weitere Themen. Haben wir nicht schon selbst nach einem Bier aus der Region gefragt und bekamen doch die gleiche Plörre, wie in all den anderen Flaschen? Unter dem Buchstaben K finden wir u.a. folgende Überschriften: Kinderfernreise, Kofferträger, Kotztüte, Kreditkarte, Kreuzfahrt und Krisengewinnler. Lustig wird es in der Geschichte: Reiseapotheke. Wer sich da nicht selbst findet???
Und mit den Geschichten: Warten, Weinkenner, Wein-Nachschenken, Weißer Sand und Zelturlaub entlässt uns Amanshauser in unseren wohlverdienten Urlaub. Wenn Sie das kleine Rollkofferbüchle mit im Reisegepäck haben, dann kann Ihnen fast nix mehr passieren. Obwohl? Ein anderer Österreichischer Schriftsteller lässt seine Romane mit „Jetzt ist wieder was passiert“ beginnen.
Na dann viel Vergnügen, denn nach der Lektüre der hundert gleichermaßen kurzweiligen wie erhellenden Betrachtungen zu nahezu allen Aspekten des Reisens will man tatsächlich nur eins: Koffer packen und wegfahren!