Heute haben Peter Altenberg * 1859 Agnes Miegel * 1879 Umberto Saba * 1883 Vita Sackville-West * 1892 Marie Cardinal * 1929 Ota Filip * 1930 Keri Hulme * 1947 Geburtstag. Es ist der Todestag von Charles Bukowski. ___________________________________
„Das Leben ist so kurz, und die Menschen verstehen es nicht einmal, sich aus den doch noch bestehenden vierundzwanzig Stunden ein kleines, feines, flüchtiges Paradies zu machen!“ Peter Altenberg ____________________________________
Gestern erschienen:
Gilda Sahebi: „‚Unser Schwert ist Liebe‘„ Die feministische Revolte im Iran S.Fischer Verlag € 24,00
Gilda Sahebi, im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist ausgebildete Ärztin und studierte Politikwissenschaftlerin. Sie arbeitet als freie Journalistin mit den Schwerpunkten Antisemi-tismus und Rassismus, Frauenrechte, Naher Osten und Wissenschaft. Sie ist Autorin für die ‚taz‘ und den ‚Spiegel‘ und arbeitet unter anderem für die ARD. Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini und der darauf folgenden Protestbewegung berichtet sie unermüdlich über die Geschehnisse im Iran. Diese aktuellen Berichte finden sich in dieser Neuerscheinung wieder. Fast unerträglich ist es zu lesen, wie das Regime in Iran Menschen auf offener Straße ermordert, Jugendliche erschießt, in Gefängnisse steckt und nach ein paar Tagen behauptet, die Personen hätten Selbstmord begangen. Kaum zu glauben, dass es immer noch zu Protesten kommt, wo doch die Repressalien immer heftiger werden. Gilda Sahebis Buch ist gestern, zum Weltfrauentag, erschienen und sie schreibt: „Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte.“ Gilda Sahebi schreibt, in historischen Rückblicken, wie es dazu kommen konnte, wie der Unterdrückungsapparat seit Jahrzehnten existiert und zum Machterhalt des Regimes dient. Auf Kosten von Freiheit und vieler, vieler Menschenleben.
Gilda Sahebi ist Morgen, Freitag, 10.März, von 14.00 bis 16.30 Uhr im Stadthaus Ulm und hält einen Vortrag genau zu diesem Thema im Rahmen derUlmer Denkanstöße.
Am Samstag, den 11.März ist die Vernissage zur Ausstellung im Haus der Begegnung Ulm.
Ausstellung: „Frau, Leben, Freiheit“
Illustrationen von Demonstrierenden der Revolution im Iran vom 11.3.- 21.4.2023 täglich 9-18 Uhr, Sonntag bis 16 Uhr im Haus der Begegnung
Herzlich willkommen zur Vernissage: Samstag, 11. März um 18.00 Uhr im Haus der Begegnung Bei der Vernissage wird es eine Liveschaltung zu der Künstlerin Naghmeh Jah aus Kanada geben und die Schauspielerin Jasmin Tabatabai spricht per Videobotschaft zur Situation im Iran.
Heute haben Felix Dahn * 1834 Amy Lowell * 1874 Brendan Behan * 1923 Thomas Bernhard * 1931 John Maxwell Coetzee * 1940 Alice Walker * 1944 Geburtstag ________________________________________
Frank Wedekind ( 1864-1918) Morgenstimmung
Leise schleich ich wie auf Eiern Mich aus Liebchens Paradies, Wo ich hinter dichten Schleiern, Meine besten Kräfte ließ.
Traurig spiegelt sich der bleiche Mond in meinem alten Frack; Ach die Wirkung bleibt die gleiche, Wie das Kind auch heißen mag.
Wilhelmine, Karoline, ’s ist gesprungen wie gehupft, Nur daß hier die Unschuldsmiene, Dort dich die Routine rupft. ___________________________________________
Zum 100.Geburtstag von Brendan Behan hat der Wagenbach einen Salto-Band mit Erzählungen herausgebracht.
Brendan Behan: „Frau ohne Rang und Namen„ Herausgegeben sowie aus dem Englischen und Irischen übersetzt und mit einem Nachwort von Hans-Christian Oeser Wagenbach Verlag € 22,00
Oh, was hätte da noch alles erscheinen können, wenn Brendan Behan nicht schon mit knapp über 40 Jahren gestorben wäre. War er doch der literarische Star der damaligen Zeit und viele seiner Bücher sind auch ins Deutsche übersetzt worden. Jetzt also einen Leinenbändchen zum 100. mit Erzählungen, die nur so strotzen vom prallen Leben der Arbeiterklasse. Hier wir gestritten und gesoffen und die Texte sind gespickt mit Liedern und Redewendungen und voller Respektlosigkeit gegenüber der Obrigkeit. Und wenn die Großmutter wieder aus dem Altersheim abgeholt werden muss, weil sie dort schwer angetrunken abgeliefert worden ist, dann macht das auch nichts. Sie stirbt dann friedlich daheim. Vielen Dank an den Wagenbach Verlag und allen Leser:innen viel Vergnügen bei der Lektüre. Vielleicht sollten Sie sich doch vorher noch n Bierchen, oder besser noch, einen Whisky eingießen.
Das Nachwort des Übersetzers Hans-Christian Oeser ist so erhellend und erfrischend, dass ich es hier abdrucke, mit der freundlichen Genehmigung des Wagenbach Verlages.
Nachwort Für Brendan Behan (1923–1964), den notorischen Sauf- und Raufbold mit der empfindsamen Seele, ist >Erzähler< kein hinreichender Begriff. Er war ein begnadeter Raconteur, mündlich wie schriftlich, in seinem Leben wie in seinem Werk. Seine Romane, Theaterstücke und autobiographischen Schriften sind von Schnurren, Schoten, Zoten und Anekdoten ebenso durchzogen wie von Liedern und Balladen. Eigentliche Kurzgeschichten verfasste er nur wenige und veröffentlichte sie zu Lebzeiten nur in Zeitungen und Zeitschriften oder als Füllsel in dem Band „Brendan Behan’s Island“. Dabei hätte die kleine epische Form mit ihrem überschaubaren Personal und ihrem erzählerischen Fokus sein volatiles Temperament in geordnetere Bahnen lenken können. In dieser aus Anlass seines 100. Geburtstags am 9. Februar 2023 zusammengestellten Ausgabe finden sich die Erzählungen, vollzählig versammelt, ergänzt um das Fragment des Romans „Die Katakomben“, an dem Behan 1958 auf Ibiza arbeitete, ohne ihn jemals abschließen zu können. Es handelt sich um Kindheitserinnerungen an exzen-trische Charaktere, skurrile Milieus und groteske Situationen, um Berichte über seine Erfahrungen als jugendlicher IRA-Kämpfer und Gefängnis-insasse (Behan wurde in Haftanstalten erwachsen: Von sechzehn bis vierundzwanzig Jahren saß er in Großbritannien wegen eines geplanten Bombenanschlags auf Kriegsschiffe und in Irland wegen Pistolenschüssen auf Geheimpolizisten ein) und über eine eher säkulare »Pilgerreise« nach Rom, aber auch um fiktionale Texte, in denen das erzählende Ich eine weibliche Identität oder die eines Homosexuellen auf strategischem Verführungs- und Eroberungsfeldzug annimmt. Behans literarisches Œuvre ist vergleichsweise schmal. Zu undiszipliniert war der Autor, zu sehr dem Alkohol verfallen, zu sehr drängte seine vitale, anarchische Persönlichkeit ins Rampenlicht, zu sehr stieg ihm der überwältigende internationale Erfolg zu Kopf, zu früh verstarb er mit nur knapp zweiundvierzig Jahren an Diabetes. Da sind vor allem die beiden bekannten Bühnenwerke „The Quare Fellow“ (1956, dt. „Der Mann von morgen früh“ bzw. „Der Spaßvogel“) und „The Hostage“ (1958, dt. „Die Geisel“) sowie die von Alan Simpson vollendete Politrevue „Richard’s Cork Leg“ (postum 1973, dt. „Richards Korkbein“), Stücke, die über Jahrzehnte auch in Deutschland mit großem Echo gespielt wurden – erinnert sei an Peter Zadeks legendäre Ulmer Inszenierung der „Geisel“, 1962 die »Aufführung des Jahres« (Theater heute). Nach dem großen Wurf seines autobiographischen Romans „Borstal Boy“(1958, dt. „Borstal Boy“) vermochte Behan kein größeres Prosawerk mehr zu schreiben. Sowohl dessen Nachfolgeband „Confessions of an Irish Rebel“ (postum 1965, dt. „Bekenntnisse eines irischen Rebellen“) als auch „Brendan Behan’s Island“ (1962) und „Brendan Behan’s New York“ (postum 1964) wurden seiner Lektorin und »literarischen Hebamme« Rae Jeffs unter beträchtlichen Qualen auf Tonband diktiert. Ebenfalls postum erschien die Kriminalkömodie „The Scarperer“ (1964, dt. „Der Spanner“). In allen seinen Werken verlieh Behan der Dubliner Arbeiterklasse, der er selbst entstammte (wenn auch einem »gehobeneren«, politisch engagierten und literarisch nicht ungebildeten Segment), mit Warmherzigkeit, Wortwitz, Galgenhumor und respektloser Weltsicht eine literarische Stimme. Er nahm eine Perspektive »von unten« ein, setzte sich als Republikaner, Sozialist und »Atheist bei Tage, Katholik bei Nacht« von einem übersteigerten irischen Nationalismus ebenso ab wie vom Chauvinismus der Kolonialmacht Großbritannien und den Allüren der Bessergestellten. Ereilte ihn der Tod auch vor der Zeit, so rang er seinem kurzen Leben doch eine Vielzahl unterschiedlichster Aktivitäten ab: Bereits im Alter von vier Jahren konnte der frühreife Knabe lesen, mit acht Jahren wurde er Mitglied von Fianna Éireann, der Jugendorganisation der IRA, mit zwölf schrieb er ein (später von Mikis Theodorakis vertontes) Gedicht auf den »laughing boy« Michael Collins, Anführer des irischen Unabhängigkeitskrieges 1919–1921, mit dreizehn veröffentlichte er seine erste Erzählung, mit fünfzehn trat er der IRA bei und wollte sich den im Spanischen Bürgerkrieg kämpfenden Internationalen Brigaden anschließen, und in Mountjoy Prison, Arbour Hill und The Curragh erlernte er die irische Sprache mit solcher Perfektion, dass er seine Gedichte und die Vorstufen zu seinen Bühnenstücken auf Gälisch verfasste. In Behans Erzählungen voller Zeit- und Lokalkolorit ist der Tod omnipräsent: ob Mrs Murphy »in berrauschtem Zustand« ins Sterbeasyl eingeliefert wird, ob es Miss McCann, die Näherin von Totenhemden, selbst bald hinwegrafft, ob zwei IRA-Kämpfer den Tod durch den Strang erleiden, ob der »ausgelassenste kleine Ex-Füsilier in Dublins Straßen« im Sanatorium an Tuberkulose stirbt, ob in einer weiteren Dreiecksgeschichte die Ehefrau des vom Erzähler begehrten Mannes dem Krebs erliegt, stets bildet der Tod die Folie, vor der sich die Ereignisse entfalten. Aus dem gesteckten Rahmen fällt die drastischste Erzählung, »Die Hinrichtung«, nicht nur deshalb heraus, weil Behan weder an einer Exekution beteiligt noch Zeuge einer solchen war, sondern auch, weil der Erzählton ein anderer ist: äußerste Verknappung, Dialogarmut, Absätze, die sich am Ende meist auf nur einen Satz beschränken. Man meint geradezu, einen anderen Autor vor sich zu haben, der sich jede Bramarbasie, jede Selbst-inszenierung versagt, sich vielmehr ganz auf den ungeheuerlichen Akt der Tötung eines Verräters durch seine Kampfgenossen beschränkt – ein moralisches Dilemma zwischen militärischer Disziplin und menschlichem Mitgefühl, das thematisch von ferne an Bertolt Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“, in seinem lakonischen Stil jedoch eher an Ernest Hemingway erinnert. Vielleicht war das unablässige Reden und Singen, für das Behan bekannt und berühmt war, immer auch ein Anreden und Ansingen gegen den Tod. Norman Mailer jedenfalls schrieb über diesen Dubliner Rebellen und Rabauken in seinen letzten Lebensjahren: »Er war wie eine Dampfmaschine: peng, peng, peng in dein Ohr. Nahe dem Ende hatte er das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Er wollte dich erreichen, als wüsste er, dass er sterben werde. […] Ich habe eine Theorie: Wenn ein Mensch im Sterben liegt und ein Gespräch mit dir führen kann, wird er nicht sterben. Behan wusste, dass er den Tod in sich trug – er wusste, dass er krank war.« Hans-Christian Oeser
Brendan Behan: a mural of the writer in Summerhill in Dublin captures just one of the incarnations of the great Irish writer. Photograph: Nick Bradshaw
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Nächsten Dienstag, 14.Februar, 19 Uhr ist Jana Bürgers bei uns zu Gast in der Buchhandlung und berichtet über ihre Zeit in der Ukraine.
Kvartyrka oder Fortotschka heißen im Osten Europas die kleinen Lüftungsfensterchen, die wärmesparendes Lüften ermöglichen sollen. Fenster sind auch immer Verbindungen, durch sie kann man raus- und reinschauen, sie sorgen für Luftaustausch, aber auch für Informationsaustausch. Eine solche ukrainische kvartyrka wollen wir öffnen, Einblicke geben in geschichtliche Epochen und Ereignisse, die bis heute wichtig sind für die nationale Identität der Ukraine – gerade auch in Abgrenzung zum Russischen Reich. Garniert mit Lyrik und kleinen Häppchen Prosa auf ukrainisch und deutsch, was in einer Küche eben so gereicht wird: privat, politisch, literarisch. Jana Bürgers
Der Eintritt ist frei. Wir stellen eine Spendenkasse auf und wollen, im Rahmen der Aktion: „Winterhilfe für die Ukraine“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sammeln.
Heute haben Diana Gabaldon * 1952 und Katharina Hacker * 1967 Geburtstag _____________________________________________
„Happiness is but a mere episode in the general drama of pain.“ Thomas Hardy, der heute seinen Todestag hat ______________________________________________
Heute ist der Erstverkaufstag dieser beiden Romane.
Hanya Yanagihara: „Zum Paradies„ Aus dem Englischen von Stephan Kleiner Claassen Verlag € 30,00
Verlagsinfo: 1893, in einem Amerika, das anders ist, als wir es aus den Geschichtsbüchern kennen: New York gehört zu den Free States, in denen die Menschen so leben und so lieben, wie sie es möchten – so jedenfalls scheint es. Ein junger Mann, Spross einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien, entzieht sich der Verlobung mit einem standesgemäßen Verehrer und folgt einem charmanten, mittellosen Musiklehrer. 1993, in einem Manhattan im Bann der AIDS-Epidemie: Ein junger Hawaiianer teilt sein Leben mit einem deutlich älteren, reichen Mann, doch er verschweigt ihm die Erschütterungen seiner Kindheit und das Schicksal seines Vaters. 2093, in einer von Seuchen zerrissenen, autoritär kontrollierten Welt: Die durch eine Medikation versehrte Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers versucht ohne ihn ihr Leben zu bewältigen – und herauszufinden, wohin ihr Ehemann regelmäßig an einem Abend in jeder Woche verschwindet. Drei Teile, die sich zu einer aufwühlenden, einzigartigen Symphonie verbinden, deren Themen und Motive wiederkehren, nachhallen, einander vertiefen und verdeutlichen: Ein Town House am Washington Square. Krankheiten, Therapien und deren Kosten. Reichtum und Elend. Schwache und starke Menschen. Die gefährliche Selbstgerechtigkeit von Mächtigen und von Revolutionären. Die Sehnsucht nach dem irdischen Paradies – und die Erkenntnis, dass es nicht existiert. Und all das, was uns zu Menschen macht: Angst. Liebe. Scham. Bedürfnis. Einsamkeit.
Michel Houellebecq: „Vernichten„ DuMont Verlag € 28,00
Verlagsinfo: Michel Houellebecq zählt zu den großen Autoren unserer Gegenwart. Nicht zuletzt seit der über ihn erschienenen Essaysammlung in der berühmten Reihe der Cahiers de l’Herne ist das unbestritten. Seine Bücher stehen stets wochenlang auf den internationalen Bestsellerlisten und erreichen eine große Medienpräsenz. Mit seinem kurzfristig angekündigten neuen Roman, der im Januar zeitgleich in Frankreich und Deutschland erscheinen wird, untermauert Michel Houellebecq seine Bedeutung für die Literatur und unsere Gesellschaft. Wieder einmal schreibt der Prix-Goncourt-Preisträger nicht nur über die drängenden Themen unserer Zeit, er analysiert sie bis in die letzte Konsequenz, die sich aus ihnen für uns und unser Zusammenleben ergeben. Sein Scharfsinn und seine Unerschrockenheit machen seine Bücher für seine Leserinnen und Leser immer wieder zu einer singulären Lektüre.