Heute haben Marieluise Fleißer * 1901 Paul Celan * 1920 Herbert Achternbusch * 1938 Marcel Beyer * 1965 Geburtstag ____________________________________
Nikolaus Lenau Winternacht
Vor Kälte ist die Luft erstarrt, Es kracht der Schnee von meinen Tritten, Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart: Nur fort, nur immer fortgeschritten!
Wie feierlich die Gegend schweigt! Den Mond bescheint die alten Fichten, Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt, Den Zweig zurück zur Erde richten.
Frost! Friere mir in’s Herz hinein Tief in das heißbewegte, wilde! Daß einmal Ruh’ mag drinnen sein, Wie hier im nächtlichen Gefilde! ___________________________________
Die Damen Müller haben sich für die diesjährige Adventszeit etwas besonders Schönes ausgedacht und Texte, Illustrationen, Collagen hergestellt. Die Doppelkarten sind einzeln, oder in einer Schachtel zu erwerben. In jeder Schachtel (es gibt nur noch sehr wenige) befinden sich eine bestimmte Auswahl, die sich von den anderen Schachteln unterscheidet und auch nicht ausgetauscht werden kann. Eine Auswahl der Karten finden Sie in unserem Schaufenster unter dem großen Flügel und an der Kasse. Jede Karte ist ein Unikat.
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Gestern Abend, auf meinem Weg nach Hause, bin ich an der Ukraine-Kundgebung vorbeigeradelt, die regelmäßig, seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine, an verschiedenen Orten in Ulm stattfindet Dieses Mal wurde an den Holomodor erinnert, bei dem die Sowjetregierung in den 30er Jahren ein gezieltes Aushungern der ukrainischen Bevölkerung veranlasst hat. Die Zahl der Toten wird auf 3,5 bis 14 Millionen Menschen geschätzt.
Heute haben Oliver Goldsmith * 1728 Friedrich Schiller * 1759 Arnold Zweig * 1887 Jiri Grusa * 1938 Werner Söllner * 1951 Neil Gaiman * 1960 Geburtstag ____________________________________
„Die Verteidigung des Friedens ist identisch mit der Verteidigung der Kultur.“ Arnold Zweig _____________________________________
Jeden Monat stellen wir die passenden Gedichtbände aus dem Reclam Verlag vor. Dieser verwertet seine Anthologien weiter und Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell haben aus 12 nun 4 Ausgaben zusammengestellt. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jedes Heft kostet € 7,00. Zusammen nur € 24,00.
Aus dem Herbstbändchen hier zwei Gedichte:
Nikolaus Lenau Der Kranich
Stoppelfeld, die Wälder leer. Und es irrt der Wind verlassen, Weil kein Laub zu finden mehr, Rauschend seinen Gruß zu fassen.
Kranich scheidet von der Flur, Von der kühlen, lebensmüden. Freudig ruft ers, daß die Spur Er gefunden nach dem Süden.
Mitten durch den Herbstesfrost Schickt der Lenz aus fernen Landen Dem Zugvogel seinen Trost, Heimlich mit ihm einverstanden.
O wie mag dem Vogel sein, Wenn ihm durch das Nebeldüster Zückt ins Herz der warme Schein Und das ferne Waldgeflüster!
Hoch im Fluge übers Meer Stärket ihn der Duft der Auen; O wie süß empfindet er Ahndung, Sehnsucht und Vertrauen!
Nebel auf die Stoppeln taut; Dürr der Wald; – ich duld es gerne. Seit gegeben seinen Laut Kranich, wandernd in die Ferne.
Hab ich gleich, als ich so sacht Durch die Stoppeln hingeschritten. Aller Sensen auch gedacht, Die ins Leben mir geschnitten;
Hab ich gleich am dürren Strauch Andres Welk bedauern müssen, Als das Laub, vom Windeshauch Aufgewirbelt mir zu Füßen:
Aber ohne Gram und Groll Blick ich nach den Freudengrüften, Denn das Herz im Busen scholl, Wie der Vogel in den Lüften;
Ja, das Herz in meiner Brust Ist dem Kranich gleich geartet, Und ihm ist das Land bewußt, Wo mein Frühling mich erwartet.
Theodor Storm Das ist der Herbst
Das ist der Herbst; die Blätter fliegen, Durch nackte Zweige fährt der Wind; Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen – Leb wohl, du reizend Schifferkind! —
Sie schaute mit den klaren Augen Vom Bord des Schiffes unverwandt, Und Grüße einer fremden Sprache Schickte sie wieder und wieder ans Land.
Am Ufer standen wir und hielten Den Segler mit den Augen fest – Das ist der Herbst! wo alles Leben Und alle Schönheit uns verläßt.
Heute haben Leo Perutz * 1882 Gyula Illyés * 1902 Odysseas Elytis * 1911 Hera Lind * 1957 Joey Goebel * 1980 Geburtstag __________________________________
Christian Morgenstern Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach innen; ohne Not geht niemand aus; alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund, stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund, träumen Mensch und Erde. _________________________________
„November“ Gedichte Zusammengestellt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell Umschlaggestaltung von Nikolaus Heidelbach Reclam Verlag € 6,00
Schon wieder ist ein Monat vergangen. Der November ist gerademal zwei Tage alt. Mit der Gedichtauswahl haben wir einen schönen lyrischen Querschnitt in der Tasche, der uns durch die immer kürzeren Tage begleitet. Schauen wir mal, was das Wetter in den nächsten Wochen für Kapriolen schlägt. Sie finden das Reclam-Bändchen, wie immer, bei uns an der Kasse.
Gottfried Keller Wie nun alles stirbt und endet
Und das letzte Lindenblatt Müd sich an die Erde wendet In die warme Ruhestatt, So auch unser Tun und Lassen, Was uns zügellos erregt, Unser Lieben, unser Hassen Sei zum welken Laub gelegt.
Reiner weisser Schnee, o schneie, Decke beide Gräber zu, Dass die Seele uns gedeihe Still und kühl in Wintersruh! Bald kommt jene Frühlingswende, Die allein die Liebe weckt, Wo der Hass umsonst die Hände Dräuend aus dem Grabe streckt. ________________________________
Nikolaus Lenau Herbstlied
Ja, ja, ihr lauten Raben Hoch in der kühlen Luft, ’s geht wieder ans Begraben, Ihr flattert um die Gruft!
Die Wälder sind gestorben, Hier, dort ein leeres Nest; Die Wiesen sind verdorben; O kurzes Freudenfest!
Ich wandre hin und stiere In diese trübe Ruh, Ich bin allein und friere Und hör euch Raben zu.
Auch mir ist Herbst, und leiser Trag ich den Berg hinab Mein Bündel dürre Reiser, Die mir das Leben gab.
Einst sah ich Blüten prangen An meinem Reiserbund, Und schöne Lieder klangen Im Laub, das fiel zu Grund.
Die Bürde muß ich tragen Zum letzten Augenblick; Den Freunden nachzuklagen, Ist herbstliches Geschick.
Soll mit dem Rest ich geizen Und mit dem Reisig froh Mir meinen Winter heizen? Ihr Raben, meint ihr so?
Erinnerungen schärfen Mir nur des Winters Weh; Ich möchte lieber werfen Mein Bündel in den Schnee. ____________________________________
Morgen, Freitag, den 3.November, liest Germana Fabiano aus ihrem Roman: „Mattanza„. Beginn: 19 Uhr Eintritt € 10,00 Bei uns in der Buchhandlung
So beginnt das Buch und gibt uns zunächst ein Rätsel auf, das die Autorin alsbald löst und uns durch die nächsten Jahre und Jahrzehnte auf der kleinen italienischen Insel im Mittelmeer führt.
1960 Wenn es Gott gab, hatte er diesmal einen Fehler begangen. Dieser gotteslästerliche Gedanke stand allen sechs Tonna- roti ins Gesicht geschrieben, die sich in der Bar Peppe Vino e Cu- cina zu dieser späten Stunde eingefunden hatten, als hätte sie je- mand gerufen, aber so war es nicht. Die Thunfischfänger waren aus eigenem Antrieb hergekommen, durch die dunkle Nacht, selbst auf die Gefahr hin, sich einen Fuß oder das Kreuzbein zu brechen. In der allgemeinen Fassungslosigkeit mussten sie mit- einander reden und Trost suchen. Der Fehler war geschehen, der große Fehler, und es gab kein Mittel dagegen. »Es gibt gegen alles ein Mittel«, sagte jedoch Nicola Valenti, hüllte sich enger in seine Wolljacke und strich sich über den Bart. Er war der Älteste von ihnen, und alle hörten auf ihn, ganz beson- ders an jenem unglückseligen Abend, als niemand wusste, wie es weitergehen sollte. »Er ist ausgeblieben. Er hätte nicht ausbleiben dürfen, aber er ist ausgeblieben. Nach vierhundert Jahren. Was für ein Mittel soll es dagegen geben?«, wandte Saro Vitale ein, der zu jung war, um mit Don Nicola in diesem Ton zu sprechen, aber es war eben eine außergewöhnliche Nacht, und deshalb musste man ihm die Un- höflichkeit verzeihen, dachten alle.
Heute haben Nikolaus Lenau * 1802 Rudolf Georg Binding * 1867 Mikael Niemi * 1959 Geburtstag ___________________________________
Nikolaus Lenau An meine Rose
Frohlocke, schöne junge Rose, Dein Bild wird nicht verschwinden, Wenn auch die Glut, die dauerlose, Verweht in Abendwinden.
So süßer Duft, so helle Flamme Kann nicht für irdisch gelten, Du prangst am stolzen Rosenstamme, Verpflanzt aus andern Welten.
Aus Büschen, wo die Götter gerne Sich in die Schatten senken, Wenn sie in heilig stiller Ferne Der Menschen Glück bedenken.
Darum mich ein Hinübersehnen Stets inniger umschmieget, Je länger sich in meinen Thränen Dein holdes Antlitz wieget.
O weilten wir in jenen Lüften, Wo keine Schranke wehrte, Daß ich mit deinen Zauberdüften Die Ewigkeiten nährte! _________________________________________________
Unsere literarische Veranstaltungen
Mittwoch, 25.10., 19 Uhr in der vh Ulm, Club Orange
Es gibt keine Eintrittskarten im Vorverkauf. Einfach vorbeikommen, anrufen, ne Mail schicken und wir reservieren Ihnen die gewünschte Anzahl Plätze. Wir freuen uns auf die beiden, jetzt schon sehr gelobten und ausgezeichneten, Debüts (Luca Kieser und Charlotte Gneuß). Die Veranstaltung mit Judith Hermann findet im Club Orange in der vh Ulm statt. Dafür gibt es schon einige Reservierungen. Den Abschluss für dieses Jahr bildet der Roman „Mattanza“ von Germana Fabiano, der uns auch ausgesprochen gut gefällt. Schauen Sie im Laden vorbei und in die Bücher rein.
Heute haben Maxim Gorki * 1868 Bohumil Hrabal * 1914 Gerhard Fritsch * 1924 Marianne Fredrikssen * 1927 Mario Vargas Llosa * 1936 Jürgen Lodemann * 1936 Tilman Röhrig * 1945 Geburtstag ______________________________________
„Kein Frühling weiß so traut und wohl zu klingen, Als wenn zum Herzen Freundesworte dringen; So tönt kein Lied in kummervollen Stunden, Wie wenn der Freund das rechte Wort gefunden.“ Nikolaus Lenau _______________________________________
Unser Jugendbuchtipp:
Véronique Petit: „Sechs Leben„ Aus dem Französischen von Anne-Kathrin Häfner Mixtvision Verlag € 9,00 Jugendbuch ab 12 Jahren
Was machen mit sechs Leben? Die Autorin Véronique Petit spielt in ihren Romanen immer wieder mit Fantasy-Elementen. So auch hier. Es ist klar, dass Menschen mehrere Leben bekommen können. Sechs ist die Höchstzahl und der 15-jährige Gabriel hat sie bekommen. Er bekommt sofort psychologische Betreuung, wie alle, denen es auch so ergeht. Aber was jetzt machen mit diesen unverhofften Möglichkeiten? Wie gehen seine Mitschüler:innen mit ihren Leben um, wie gehen sie mit ihm um, der den Höchstpreis bekommen hat? Véronique Petit erzählt rasant von Abenteuer zu Abenteuer und wir lesen mit wachsender Spannung. Entstanden ist dabei kein Thriller, kein Fantasy-Roman, sondern ein Stück im Leben Gabriels vom Kind zum Erwachsenwerden.
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse und dem Schwerpunktland Österreich haben wir den Droschl Verlag und Milena Michiko Flašar zu uns eingeladen.
Donnerstag, 20.April, 19 Uhr. Der Literaturverlag Droschl stellt sich vor.
Kurz bevor Österreich Gastland auf der Leipziger Buchmesse ist, präsentiert sich Österreichs feine Adresse für Literatur: Verlegerin Annette Knoch stellt ihren Verlag vor, erzählt zu Programm, Idee und Geschichte des Hauses. Danach werden zwei druckfrische Neuerscheinungen präsentiert:
Die Tirolerin Carolina Schutti, Droschl-Autorin seit 2021, liest aus ihrem Roman „Meeresbrise„. „Ein schmales Buch, aber eines, das eine ganze Welt in sich birgt, eine Welt aus Lügen und Märchen, mit denen eine etwas seltsame Mutter ihre zwei Töchter eingesponnen hat.“ (Martin Sailer, ORF)
Anschließend tritt Bodo Hell auf, Droschl-Autor der ersten Stunde, der gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert hat und nach wie vor jeden Sommer als Senner im Dachsteingebirge arbeitet. In seinem neuen Buch „Begabte Bäume“ gibt er vom Ahorn bis hin zur Zirbe Botanisches, Historisches, Kulturgeschichtliches, Erstaunliches, Listiges und Listen zum Besten und führt uns durch Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Nach der Veranstaltung lädt der Verlag zu einem Glas steirischen Wein.
„Alleinstehend. Mit Hamster“, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung. Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. „Fräulein Suzu“, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion. Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein. Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹. __________________________________
Bitte reservieren Sie sich rechtzeitig Plätze, damit Sie sie bei den besonderen Veranstaltungen dabei sein können.
Heute haben Luise Gottsched * 1713 Wieland Herzfelde * 1896 Sándor Nárai * 1900 Marlen Haushofer * 1920 Franz Herre * 1926 Geburtstag _______________________________________________
Heute auf dem Gedichtekalender:
Nikolaus Lenau (*1802) Schilflieder
Auf dem Teich, dem regungslosen. Weilt des Mondes holder Glanz, Flechtend seine bleichen Rosen In des Schilfes grünen Kranz.
Hirsche wandeln dort am Hügel, Blicken in die Nacht empor; Manchmal regt sich das Geflügel Träumerisch im tiefen Rohr.
Weinend muß mein Blick sich senken; Durch die tiefste Seele geht Mir ein süßes Deingedenken, Wie ein stilles Nachtgebet! _________________________________________
Ein Filmtipp:
„Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“ Regie: Jerry Rothwell
Wie Autisten die Welt wahrnehmen schildert Jerry Rothwell anhand fünf junger Protagonisten in seinem eindringlichen und preisgekrönten Dokumentarfilm.
Sie stammen aus Indien, Großbritannien, den USA und Sierra Leone und sie eint ein gemeinsames Schicksal: Die jungen Menschen sind autistisch und ihr Alltag unterscheidet sich in vielen Bereichen von den Erfahrungen ihrer Mitmenschen. Jerry Rothwell lässt in seiner auf dem Buch von Naoki Higashida, basierenden Dokumentation fünf von ihnen schildern, wie ihr Leben mit Autismus aussieht. 2007 veröffentlichte der 13 jährige Autist Naoki Higashida ein Buch mit dem gleichnamigen Titel (ins Englische übertragen vom amerikanischen Schriftsteller Dvaid Mitchell mit dem Titel „The Reason I Jump) und sorgte damit für Aufsehen. Wie kann ein jugendlicher Autist, der nicht sprechen kann, sich so genau ausdrücken? Seine Gefühle, seine Gedanken, seine Sichtweise haben die Fachwelt verblüfft und zu einem Umdenken im Umgang mit Autisten geführt. Der Regisseur Jerry Rothwell zeigt uns den Alltag der fünf jungen Menschen und lässt auch deren Eltern zu Wort kommen. Die Textpassagen aus dem Buch verarbeitet er filmisch, in dem er Nahaufnahmen, Töne, Geräusche, schnelle Schnitte verwendet und dann wieder seinen Figuren viel Zeit lässt. Eine beeindruckende Dokumentation, die morgen, Dienstag, 12.4. um 18 Uhr im Ulmer Obscura läuft.
Heute hat Nikolaus Lenau * 1802 Geburtstag ____________________________________
Nikolaus Lenau Sommerfäden
Mädchen, sieh, am Wiesenhange, Wo wir oft gewandelt sind, Sommerfäden, leichte, lange, Gaukeln hin im Abendwind.
Deine Worte, laut und munter Flattern in die kühle Luft; Keines mehr, wie sonst, hinunter In des Herzens Tiefe ruft.
Winter spinnet los und leise An der Fäden leichtem Flug, Webt daran aus Schnee und Eise Bald den Leichenüberzug.
Künden mir die Sommerfäden, Daß der Sommer welk und alt, Merk ich es an deinen Reden, Mädchen, daß dein Herz wird kalt! ______________________________________
Unser Tipp:
Baru: „Autoroute du Soleil“ Aus dem Französischen von David Basler Handlettering Michael Hau Reprodukt Verlag € 20,00
Jetzt gibt es den französischen Klassiker wieder. In einer kleineren, günstigeren Ausgabe. Leider nicht mehr auf dem guten Papier mit dem knalligen schwarz. Egal. Barus Roadmovie durch Frankreich, immer auf der Flucht vor den Rechtsradikalen, da Karim sich mit der Frau des Spitzenkandidaten des Elan National hat erwischen lassen, ist einfach genial. 1994 ist dieses dicke Werk erschienen und hat von seiner Wucht nichts verloren. Diese wahnwitzige Fahrt spiegelt die französische Gesellschaft mit seinem alltäglichen Rassismus und hinter den Fassaden schauen wir auf eine Welt voller Drogen, Gewalt und Ausgrenzung. Immer wieder ziehe ich diese Graphic Novel heraus und freue mich jetzt über diese Neuausgabe.
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1. Welches Buch lesen Sie gerade? 2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt? 3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?
Dirks Drews (Buchhändler und ehemaliger Verlagsvertreter) empfiehlt:
Heute haben Edgar Allan Poe * 1809 Patricia Highsmith * 1921 Julian Barnes * 1946 Geburtstag. _________________________
Nikolaus Lenau
Bitte
Weil auf mir, du dunkles Auge, Übe deine ganze Macht, Ernste, milde, träumerische, Unergründlich süße Nacht!
Nimm mit deinem Zauberdunkel Diese Welt von hinnen mir, Daß du über meinem Leben Einsam schwebest für und für.
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Wie kann man untere einem Strichcode schlafen? Zu zweit? Wie wird aus einem Teebeutel die gestärkte Weste eines Butlers? Und aus einem Kopfhörer ein mürrisches Gesicht?
Christoph Niemann ist einer der gefragtesten Illustratoren der Welt. In seinem Atelier in Berlin-Mitte gestaltet er Bilder für The New Yorker, Die Zeit und viele weitere renommierte Zeitungen und Zeitschriften. In diesem dicken Buch stellt er einen Querschnitt seiner bisherigen Arbeiten vor. Unglaublich, was in seinem Kopf vorgeht. Er sieht wahrscheinlich sehr viele Dinge einfach doppelt. Die eine Wirklichkeit und das, was das Objekt ja auch noch sein könnte. So wird aus einem Herbstblatt der Kopf eines Mammuts und aus einem Ei auf einem Löffel der Ball und das Bein eines Fußballers, der gerade voll abzieht. Daneben seine Collagen, seine Gummibären-Geschichten und unglaublich gekonnte Aquarelle. Dieses Bild von Manhattan, oder der Rennradler von hinten. Hammer!
Nebenbei erklärt er auch noch warum er aus Manhattan weggezogen ist, da das Leben dort nur mit einem jährlichen Lottogewinn möglich ist und warum er sich in Berlin so wohl fühlt
Ende April erscheint im Diogenes Verlag ein weiteres Buch von Christoph Niemann.
Das gibt es dann auch als Vorzugsausgabe mit einem Originalsiebdruck für € 300,00.
Und wenn Sie sich den neuen Suter genauer anschauen ….das rosa Elefantchen ist auch von Christoph Niemann.
Heute haben Nikolaus Lenau * 1802 Mikael Niemi * 1959 Amélie Nothomb * 1966 Geburtstag
Nikolaus Lenau
Glück vom Himmel
Du hattest kein Glück und ich hatte keins; Wir nahmen einander, nun haben wir eins Wo haben wir es denn hergenommen? Es ist vom Himmel auf uns gekommen.
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Lesen bei Sonnenuntergang, Brooklyn auf DVD und Sternschnuppen finden bis tief in die Nacht. Mehr geht fast nicht an einem Abend.
„Plötzlich Gigolo /Fading Gogolo“ Regie: John Turturro Mit John Turturro, Woody Allan, Vanessa Paradis, Liev Schreiber, Sharon Stone u.a. USA 2013 DVD € 15,99
Woody Allen als Buchhändler! Und das noch mitten in Manhattan. Leider muss Murry Schwartz, so der Name des Buchhändlers, seinen kleinen Laden nach drei Generationen schließen und sieht sich einem ungewissen Ende entgegen. Schade, ich hätte mir Allen gerne noch etwas länger als schwadronierender Bücherwurm angeschaut. Wobei noch einmal eine schöne Szene im Film auftaucht, als die junge jüdische Witwe Avigail (gespielt von Vanessa Paradis) an ein Buchregal tritt, ein Buch herauszieht und ihre Nase darin versenkt. Das war’s dann aber auch schon mit den Bücher. Also Schwartz hat Geldnot, aber ein großes Herz. Er hütet die fünf schwarzen Kinder seiner Nachbarin und geht mit ihnen zum Baseballspielen in den Park. Murrays langjähriger, viel jüngerer Freund Fioravante ist teilzeit Blumenhändler und steckt während des Filmes immer wieder wunderbare Gestecke, hätte auch gerne etwas mehr Geld in der Tasche, ist jedoch in seiner ruhigen, melancholischen Art zufrieden mit sich. Ihm vertraut unser Ex-Buchhändler an, dass seine Hautärztin (Sharon Stone) Lust auf eine menage a trois hätte und ob er, Murray, da nicht einen passenden Mann dafür wüsste. Der Blumenhändler versteht die Welt nicht mehr, als er mitbekommt, dass er der gesuchte Mann sei und meint sein Freund macht einen Scherz mit ihm. Doch nicht mit Murray. Er verteilt im Kopf schon die Einnahmen und denkt an eine Zukunft als Zuhälter. Sie einigen sich, nach einer langen Murray-Woody-Rede auf 60:40 und das Spiel kann beginnen. John Turturro, der das Drehbuch, Regie, den Blumenhändler und Liebhaber spielt, hat hier einen Film gedreht, der auf Woody Allen zugeschnitten ist. Er hat alle Zutaten, die wir vom Grossmeister erwarten, zusammengemixt. Manhattan, Brooklyn, jüdisches Leben, großer Sprachwitz und viel Platz für den Redeschwall in allen Lagen für Murray, den Buchhändler. Dass wir nebenbei noch zusehen können, wie ein Eggcream mit Schokoladegeschmack gerührt wird, ist dann schon ein klitzkleines Highlight. Wenn Sie nun denken, dass wir mit den beiden Männern in die Gesellschaft der oberen Zehntausend eintauchen, in das Leben der liebeshungrigen Hautärztin und ihrer Freundin, die gerne mal $ 1.00 bis $ 2.000 für ein Liebesabenteuer bezahlen, dann werden Sie sicherlich entäuscht. Sharon Stone zeigt sich natürlich wieder in voller Länge, aber eigentlich ist es eine ganz zarte Liebesgeschichte zwischen Fioravante und Avigail. Hier pralllen zwei Lebensweisen aufeinander und gleichzeitig auch zwei einsame Herzen. Turturro nimmt uns mit auf eine Reise durch das herbstliche Williamsburg, dem Viertel der orthodoxen Juden, verzichtet auf große visuelle Gags, lässt seine Schauspieler agieren und reden. Und wenn Avigail = Vanessa Paradis ihre große Zahnlücke zeigt, dann finde ich das doch sehr angenehm, wo doch sonst alle Gebisse gleich kinotauglich aussehen. Ein warmherziger Woody Allen Film, der keiner ist, ein Film über einen Buchhändler, der zum Zuhälter wird, über das Leben, wie es ist und wie es sein könnte. Zeigt er doch, dass es ein Leben neben dem eines Floristen geben kann und dass man sein Herz doch noch verlieren und wiederfinden kann. Und als am Ende des Filmes Fioravante beschließt, die Stadt zu verlassen, kommt es dann wieder ganz anders und wieder hat Murray seine Hände mit im Spiel.
Heute haben Nikolaus Lenau * 1802 Mikael Niemi * 1959 Amélie Nothomb * 1966 Geburtstag. Aber auch Karl Liebknecht * 1871 Alfred Hitchcock * 1899 und Fidel Castro * 1926 ______________________
Nikolaus Lenau
Der nächtliche Gang
Tieft Nacht; — der stille Vollmond Hebt sich jenseits von den Auen, Und die Wellen der Durann Sind ein Silberstrom zu schauen.
Flüchtig eilen sie vorüber An den mondbeglänzten Nissen, Und von rätselhafter Wehmut Fühlt der Wandrer sich ergriffen;
Denn er hört im ruhelosen, Immergleichen Wellenschlage Ewig an die Sterne tönen Seines Herzens bange Frage:
Ein Verrauschen, ein Verschwinden Alles Leben! — doch von wannen? — Doch wohin? — die Sterne schweigen, Und die Welle rauscht von dannen. …
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Wie es der Zufall mal wieder so will. Ich wollte das untenstehende Buch eigentlich schon vor ein paar Tagen vorstellen, habe es aber auf heute verschoben. Oscar Niemeyer erwähnt darin seine Freundschaft mit Fidel Castro und genau der hat heute Geburtstag.
Oscar Niemeyer: „Wir müssen die Welt verändern“ Kunstmann Verlag € 12,95
„Die Architektur ist nur ein Vorwand. Wichtig ist das Leben, wichtig ist der Mensch, dieses merkwürdige Wesen mit Seele und Gefühl, das nach Gerechtigkeit und Schönheit hungert.“ Im Alter von 104 Jahren ist der wohl berühmteste Architekt unserer Zeit im Dezember 2012 gestorben. Oscar Niemeyer spricht in diesem schmalen Bändchen über Freundschaften, die er sehr intensiv pflegte. So zum Beispiel mit dem Autoren Jorge Amada, aber auch mit Fidel Castro und Jean-Paul Sartre. Er spricht somit auch über Politik und Kunst und warum gerade Architektur auch dabei eine wichtige Rolle spielt. „Jeder muss seinen Teil beitragen, Neues wagen, Ideen in die Welt setzen.“ Er spricht über die ungerechte Verteilung von Geld und Ressourcen. Von falschen Ansätzen in der Politik und möchte dies mit seiner Art der Architektur etwas geradebiegen.
Daraus ist aber keine Anklage gegen die reichen Staaten der Welt geworden, sondern ein Buch voller Hoffnung, Lebensmut und Leidenschaft. Oscar Niemeyer ist wahrscheinlich der einzige Architekt, der eine ganze Hauptstadt konzipiert und gebaut hat. Er hat sich genauso an Kirchenbauten, wie auch an Museen herangetraut. Für ihn steht immer der Mensch im Mittelpunkt und diese Einstellung durchzieht das ganze Büchlein.
Alberto Riva, der Herausgeber des Bandes, hat noch ein ausführliches und erläuterndes Nachwort hinzugefügt und überschreibt seinen Text mit dem Titel: „Der Junge, der in die Luft zeichnete.“Denn genau das tat Niemeyer als Kind, als er kein Papier und keine Stifte hatte. Dieses leichte Zeichnen ohne Raster und Vorgaben finden wir auch wieder in seinen Skizzen und Entwürfen, von denen einige hier abgebildet sind.
Die „Jahrestage“ rücken näher.
Am Donnerstag in einer Woche starten wir um 19 Uhr unsere Marathonlesung.
Das heisst, dass eine stattliche Anzahl von VorleserInnen jeweils einige Seiten von Beginn des Romanes von Uwe Johnson lesen werden. Gedacht ist an eine Endzeit von 3:30 Stunden, sprich ca. 22:30. Ob wir das halten können, oder doch noch etwas länger lesen, …. wer weiss. Lassen Sie sich überraschen, hören Sie zu beim ersten Ulmer Marathon des Jahres 2014, bevor der Laufmarathon einen Monat später über die Straßen geht.
Ort: Kulturbuchhandlung Jastram.
Keine Startgebühr.
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