
So geht die Woche gut los, nach diesem fast sommerlichen Sonntag.
Heute haben
Peter Altenberg * 1859
Agnes Miegel * 1879
Vita Sackville-West * 1892
Marie Cardinal * 1929
Geburtstag
und es ist der Todestag von Charles Bukowski
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Zum ersten Mal am Sonntagmorgen auf der Terasse und bei sommerlichen Temperaturen meine Ration Kafka und das Debüt von Edan Lepucki: „California“ auf dem E-Reader zuende gelesen.
Dabei ergab sich ein kleines Problem. Als ich dachte, ich bin laut Anzeige schon auf den letzten Seiten und ich mich immer mehr gewundert habe, wie die Autorin auf diesen wenigen Seiten noch ein schlüssiges Ende hinbekommt, stellte sich heraus, dass ich mich in der ersten Stelle der Seitenangabe verguckt habe und dass noch 100 Seiten folgen werden. So etwas kann nur beim E-Reader passieren. Hätte ich ein richtiges Buch in der Hand, wüsste ich jederzeit, wann das Ende kommt.
Das Ende ist längst eingeläutet in „California“, das in einer Zeit spielt, als die USA von diversen Katastrophen heimgesucht worden ist und sich Menschen am sichersten in Gated Communities aufhalten, oder alleine in der Wildnis versuchen zu überleben, da die Unterhaltkosten in den Städten unerschwinglich geworden sind.

Edan Lepucki: „California“
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gesine Schröder
Blumenbar Verlag € 20,00
als eBook € 15,99
Der Roman wurde in den USA zu einem Politikum, da er dort zur Verlagsgruppe Hachette gehört. Amazon war/ist in heftigen Verhandlungen mit Hachette und hat dessen Bücher nicht mehr ins Programmm genommen, oder nur mit großer Lieferzeit versendet. In seiner Late-Night-Show hielt Stephen Colbert „California“ in die TV-Kameras und forderte die Zuschauer auf, dieses Buch nicht bei amazon, sondern bei einer unabhängigen Buchhandlung zu bestellen. Dem Aufruf kamen viele ZuschauerInnen nach und diese Debüt landete auf den vorderen Plätze der Verkaufslisten. Aber nicht nur der Verkauf war mehr als gut, auch Besprechungen hagelte es landauf landab und der Roman wurde in vielen Zeitungen zum Debüt des Jahres gewählt. Das wird es hier nicht schaffen, da das Thema doch sehr amerikanisch ist. Eine Lektüre lohnt sich jedoch auf jeden Fall.
#3 New York Times Bestseller
#1 Los Angeles Times Bestseller
#1 San Francisco Chronicle Bestseller
IndieBound Bestseller
“Ambitous, powerful, frightening.”
The San Francisco Chronicle
“A swiftly paced, nerve-racking novel” that is “also a shrewd exploration of a marriage.”
The Miami Herald
“One of the best novels of the year.”
The Boston Herald

Cal und Frida leben allein in einer schäbigen Hütte, die im Sommer zu warm und im Winter zu kalt ist. Sie sind Selbstversorger und hoffen in dieser kargen Einfachheit zu überleben. Cal hat sich an der Universität viel mit Landwirtshaft befasst und versucht am Beginn des Romanes Tierfallen zu konstruieren, da sie sich sonst nur von kärglicher Pflanzenkost ernähren. In regelmäßigen Abständen taucht ein Händler auf, bei dem sie Lebensnotwendiges kaufen / tauschen können. Sie wissen jedoch nicht, woher der Mann mit der verspiegelten Sonnenbrille kommt und wohin er geht. Diese Flucht in die Wildnis schien für die beiden verliebten jungen Leute der einzige Weg, einigermaßen frei weiterleben zu können. Dass es jedoch so hart ist, hätten sie auch nicht gedacht. In Rückblicken efahren wir über ihr Leben vor der Katastrophe und das chaotische Leben in der Stadt danach. Sie haben nur sich, keine Verbindung zu anderen Menschen, was auch gewollt ist, da es jede Menge marodierende Horden gibt, denen sie noch nicht begegnet sind und auch nicht wollen. Deshalb leben sie auch sehr versteckt und zurückgezogen. Eines Tages ergibt sich doch ein Kontakt zu einer anderen Familie mit zwei kleinen Kindern, den alle lose aufrecht erhalten. Es bleibt jedoch schwierig, weil beide Paare nicht allzuviel von sich preisgeben (wollen) und sich sehr langsam aneinander gewöhnen. Als Cal diese Familie eines tot, vergiftet auffindet, sitzt der Schock tief. Frida und Cal ziehen jedoch in deren Haus ein und verlassen ihren schäbigen Unterschlupf. Als Frida schwanger wird, wäre dies ein toller Moment in ihrer Beziehung, hier draußen scheint ein Leben mit einem Säugling fast unmöglich zu sein. Cal hat vom (jetzt toten) Ehemann erfahren, dass es in der Nähe eine Kommune geben soll, die sich „The Land“ nennt und da Frida in panischer Angst um ihr ungeborenes Kind lebt, beschließen die beiden, dort hin zu wandern und dieses neue Zuhause zu verlassen. Sie entdecken die schwergeschütze Ansiedlung, werden dort aufgenommen, sehen dort auch den fliegenden Händler und Frida findet ihren Bruder wieder, der „The Land“ anführt. Sie dachte, dass erlängst tot sei, als er sich vor Jahren als Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hat. Cal und Frida gewöhnen sich lansgam und schwer an die eigenartigen Gebräuche in „The Land“ und entfernen sich durch den neuen Stress von einander. Dass diese Lebensgemeinschaft auch seine dunklen Seiten hat, erfahren sie recht bald und es kommt zu einem rassanten Finale, bei dem sich neue Freunde abwenden und ungeahnte Hilfen auftun.
Edan Lepucki führt uns in eine nahe Zukunft, die vielleicht näher ist, als wir glauben. Solche abgeschirmten Wohnsiedlungen finden wir schon heute, in denen ein luxuriöses Leben ohne Gefahr von aussen möglich ist.
„California“ ist ein Buch über Freundschaft und Liebe, über Betrug und Rache, das sich nicht an Thrillern und Fantasy-Romanen orientiert, sondern feine Einblicke in die Psysche des jungen Paares Frida und Cal gibt. Irritierend, spannend und ein Seitenfresser, der Sie nicht mehr loslässt.
Hier geht es zur Leseprobe, allerdings in englischer Sprache, da ich auf der Seite des Blumenbar Verlages keine deutsche Variante gefunden habe.
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Werner Färbers UNGEREIMTHEIT DER WOCHE
(Agenturmeldungen von enormer Wichtigkeit)
TRANSPARENTE TIGERIN
Durchleuchtet wird die Tigerin,
nachdem sie erste Siegerin
in einem Kampf, welcher nicht gleich.
Nun sucht man in ihr nach der Leich’.
dpa, 25.02.2015: Tierärzte durchleuchten Tigerin
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (… aus der Tierwelt)
EICHHÖRNCHEN CCLCXXX
Sehr weit entfernt, ich seh‘ es kaum,
klettert ein Eichhörnchen im Baum.
Springlebendig hüpft es munter
zwischen Ästen rauf und runter.
Plötzlich springt es kühn hinaus
aus jenem Baum und breitet aus
seine Flügel, um zu entschweben.
Ich hol mal meine Brille, eben.