Dienstag, 31.Januar


Heute haben
Marie Luise Kaschnitz * 1901
John O’Hara * 1905
Benoite Groult * 1920
Kurt Marti * 1921
Norman Mailer * 1923
Kenzaburo Oe * 1935
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Morgensonne im Winter

Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum und Scholle an zu treiben…

Löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen…

Herz, o Herz, nach langem Wähnen
laß auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!
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Morgen geht es los:

978-3-15-019112-5


“Februar”
Herusgegeben von Christine Schmidjell und Evelyne Polt-Heinzl
Reclam Verlag € 6,00

Wieder sind es fast 70 Gedichte, die hier in das Februar-Heftchen aufgenommen worden sind und wieder ist kein Goethe dabei. Die beiden Damen halten an ihrem Prinzip fest.

Dafür dichtet sich Ringelnatz schon in den Karneval:

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Berta, wir gehn zum Faschingsball,
Zu Karnevallerie Krawall,
Pot-Pickles, Mixed-Pourri und Drall.
Denn mancherlei im Leben
vielerlei!
Das man nicht sagt, läßt tanzen sich und gröhlen
Und köstlich ist ein unverbindlich Küssen.

In der Anthologie hat es Überschriften wie “Das wilde Treiben”, “Ballgeflüster”, “Frühlingserwartung” und “Vorfrühling”. Wir bleiben jedoch noch bei den Rubriken “Immer noch Winter” und “Stille Februartage”. Wer weiß, was noch alles vom Himmel fällt, oder wie lange der Winter noch andauert?


Christian Friedrich Hebbel
Winter-Landschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub’ ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf’s öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.


Joseph von Eichendorff
Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künft’ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.


Richard Dehmel
Winterwärme

Mit brennenden Lippen,
unter eisblauem Himmel,
durch den glitzernden Morgen hin,
in meinem Garten,
hauch ich, kalte Sonne, dir ein Lied.

Alle Bäume scheinen zu blühen;
von den reifrauhen Zweigen
streift dein Frühwind
schimmernde Flöckchen nieder,
gleichsam Frühlingsblendwerk;
habe Dank!

An meiner Dachkante hängt
Eiszapfen neben Zapfen,
starr,
die fangen zu schmelzen an,
Tropfen auf Tropfen blitzt,
jeder dem andern unvergleichlich,
mir ins Herz.
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Das erste Konzert ist am Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm.

Der Universitätschor Ulm singt als Hauptwerk von Wolfgang Amadeus Mozart das „d-moll Requiem“.
Die Solisten kommen aus den Reihen der beiden Unichöre. Begleiten werden ein Streichquintett mit Musiker:inen aus dem Ulmer Theater und an der Orgel Andreas Weil.
Die musikalische Leitung hat Manuel Sebastian Haupt.
Neben dem Requiem erklingt noch das „Nachtlied“ von Max Reger auf ein Gedicht von Petrus Herbert für fünfstimmigen Chor a cappella sowie das Andante non lento aus dem Streichquartett a-Moll von Felix Mendelssohn.

Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm 
Eintritt 18,00 € / ermäßigt 9,00 €
Abendkasse ab 17:30 Uhr

Donnerstag, 16.September

Heute haben
Hans Arp * 1887
Werner Bergengruen * 1892
Friedrich Torberg * 1908
Esther Vilar * 1935
Breyten Breytenbach * 1939
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Sommernacht

Geliebte, Freundin
Nimm dir eine Handvoll
Leben Aus der Nacht
Und halt deine Nase
Hinaus in den Wind
Pollenflugweit
Frag nicht nach gestern
Oder übermorgen
Gib dem Feenstaub eine Chance
Irgendwann
Wird deine Welt sowieso
Explodieren
In den Wehen des Lichts
Und tausend bunte Schmetterlinge
Werden
wagemutig leicht
Mit dir
Aufsteigen
Den Sternen zu…
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Unser Musiktipp:


Vikingur Olafsson: „Mozart & Contemporaries
Mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Baldassare Galuppi (1706-1785), Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), Domenico Cimarosa (1749-1801), Joseph Haydn (1732-1809)
Deutsche Grammophon € 22,99

„Der neue Superstar des klassischen Klaviers“, nannte ihn der Daily Telegraph.

Mich haben seine ersten drei Alben mit Musik von Philip Glas, Bach, Debussy und Rameau begeistert.
Seine Art, wie er alte und neue Musik miteinander verbindet, sie auf den Alben hintereinanderstellt, seine Leichtigkeit zu Spielen, sind schon sehr besonders.
Jetzt also späte Musik von Mozart, in Verbindung mit seinen Zeitgenossen Haydn, C. P. E. Bach und auch der Italiener Galuppi und Cimarosa, die selten in Aufnahmen zu hören sind.
Ólafsson sagt: „In dieser Phase brachte Mozart nicht nur die klassische Tradition zum Höhepunkt, sondern unterlief sie auch ganz subtil … Die Schatten sind dunkler, die Nuancierungen und Zweideutigkeiten tiefgründiger.“
Eine CD, die ich in den letzten Wochen immer wieder angehört habe und merke, wie gut sie mir tut.



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Heute Abend ist es so weit.
Donnerstag, 16.September, 19.30 Uhr
Stadtbibliothek Ulm
„Blinddatelesung“
Ein/e Autor:in aus der Longlist zum Dt.Buchpreis kommt zu uns.
Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich überraschen.

Karten für € 5,00 gibt es an der Abendkasse.
Es gelten die aktuellen Corona-Regeln.
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Am kommenden Sonntag sind wir im Club Orange der vh Ulm.
Um 11 Uhr stellen wir im Rahmen unserer „1.Seite“ vier aktuelle Romane vor.
Es liest Clemens Grote.

Diesmal mit dabei:
Helga Schubert: Vom Aufstehen
Caleb Azumah Neslon: Freischwimmen
Jo Lendle: Eine Art Familie
Shida Bazyar: Drei Kameradinnen

Bitte pünktlich erscheinen, da wir die Einganstüre nach Beginn schließen müssen.
Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.
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Donnerstag, 22.April

Zimmer frei! Kein Beherbergungsverbot.

Heute haben
Henry Fielding * 1707
Madame de Stael * 1766
Ludwig Renn * 1889
Guillermo Cabrera Infante * 1929
Geburtstag
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Mya
Jedem sein Struggle


Ach, haben wirs nicht alle schwer,
auf online Unterricht kein Bock mehr,
und das Atmen mit der Maske fällt so schwer,
ja wirklich wir leiden alle sehr.
Ja bla, bla, du bist auf der Flucht,
Versteckst dich vor der Grenzkontrolle in der Bucht.
Schau mal ich kann nicht mehr shoppen
Und mein letztes TikTok Video war auch am Floppen.
Schön für dich, dass du nichts zu essen hast.
Ich kann nicht mehr meine Freunde sehen,
nicht mehr auf Partys gehen.
Das ist wirklich eine Last.
Pandemie, die macht uns alle ein bisschen gleicher,
ja, ich bin ein paar Geldbündel unter meinem Arsch reicher,
da tut es nicht so weh
auf dem Boden der Tatsachen zu fallen.
Wir sind doch nun wie auf offener See,
im gleichen Boot, mit allen.
Vielleicht bin ich eher auf einem Kreuzfahrschiff,
und ihr bekommt euer Schlauchboot kaum in den Griff.
Aber wir kommen alle an im sicheren Hafen,
was, die FRONTEX trieb euch vom Ufer weg?
Während ich in der Kajüte war am Schlafen,
hattet ihr Angst, dass ihr verreckt?
Jetzt werd sogar ich weicher
Ja, vielleicht hab ich es leichter,
-bin ein bisschen reicherhab
für dich gespendet,
wenn sich jetzt nicht alles zum Guten wendet.
Hab auch die Grünen gewählt,
wenn das nicht plus Punkte auf meinem Karma Konto zählt.
Noch schnell das allen mit ner Insta Story zeigen,
all diesen Ignoranten die Meinung geigen.

Mya (17 Jahre) ist Schülerin in München
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Theater Ulm
SängerInnen und Sänger des Ensembles zeigen ein Arien-Programm.
Vielen Dank ans Theater und Ihnen viel Vergnügen beim Zuhören und Zusehen.

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Jetzt aber. Hopp. Mitgemacht.

Montag, 16.November

Heute haben
José Saramago * 1922
Anne Holt * 1958
Karen Duve * 1961
Geburtstag.
Und es ist der Todestag von Ringelnatz.
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Joachim Ringelnatz
Abschied der Seeleute

Chor der Seeleute:

Wir Fahrensleute
Lieben die See.
Die Seemannsbräute
Gelten für heute,
Sind nur für to-day.

Die Mädchen, die weinen,
Sind schwach auf den Beinen.
Was schert uns ihr Weh !
Das Weh, ach das legt sich.
Unsre Heimat bewegt sich
Und trägt uns in See,
Far-away.

Chor der Mädchen:

Wir, die Bräute
Der Fahrensleute,
Lieben und küssen,
Doch wissen, sie müssen
Zur Seefahrt zurück.

Und wenn sie ertrinken,
Dann – wissen wir – winken
Uns andre zum Glück.
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Auf geht’s in eine neue Woche mit Arien von Mozart.
Das tut gut in dieser Zeit, in dieser Welt.

Regula Mühlemann: „Mozart Arias II“
Mit dem Kammerorchester Basel unter Umberto Benedetti Michelangeli
SONY Classics € 19,99

Arien aus Idomeneo KV 366, Le Nozze di Figaro KV 492; Lucio Silla KV 135, Il Re pastore KV 208, Die Zauberflöte KV 620, Zaide KV 344, La Finta semplice KV 51; Konzertarien KV 538 & 579

„Viele denken, Mozarts Musik sei einfach. Je mehr Erfahrung ich als Sängerin habe, desto überzeugter bin ich davon, dass seine Kompositionen mitunter das Schwierigste sind, was man singen kann. Hinter der vermeintlichen Einfachheit, der Ehrlichkeit und Echtheit ist absolut kein Raum für Unsicherheiten – weder technischer noch interpretatorischer Art. Wenn man Mozart nicht zu 100% meint und fühlt, merkt jeder das sofort.“
2016 hat Regula Mühlemann als Debüt Mozart Arien eingespielt und die Fachwelt begeistert.
Danach veröffentlichte Sie das Album „Lieder der Heimat“, mit dem Themenkreis Heimat, Natur, Wandern, Abschied und Sehnsucht. Zwischendurch noch eine „Kleopatra“ Einspielung.
Jetzt steht sie als Pamina bei den Salzburger Festspielen fest.
Genießen Sie diese Einspielung. Sie wird Ihnen gut tun. Und velleicht erwischen Sie sich bei der Arbeit, dass Sie die Melodie aus „Zaide“ summen.

Donnerstag, 4.Juli

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Heute haben
Christian Fürchtegott Gellert * 1715
Nathaniel Hawthorne * 1804
Christine Lavant * 1915
Neil Simon * 1927
Dean Meyer * 1958
Geburtstag
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Christian Fürchtegott Gellert
Der Kuckuck

Der Kuckuck sprach mit einem Star,
der aus der Stadt entflohen war.
„Was spricht man“, fing er an zu schrein,
Was spricht man in der Stadt von unsern Melodein?
Was spricht man von der Nachtigall?“
„Die ganze Stadt lobt ihre Lieder.“ –
„Und von der Lerche?“ rief er wieder.
„Die halbe Stadt lobt ihrer Stimme Schall.“
„Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
„Auch diese lobt man hier und dort.“ –
„Ich muß dich doch noch etwas fragen:
Was“, rief er, „spricht man denn von mir,“
„Das“, sprach der Star, „das weiß ich nicht zu sagen;
denn keine Seele red′t von dir.“ –
„So will ich“, fuhr er fort, „mich an dem Undank rächen
und ewig von mir selber sprechen.“
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Wolfgang Amadeus Mozart: „Klavierkonzerte Nr.11,15,27“
Fassung für Akkordeon & Orchester mit Viviane Chassot und der Camerata Bern
Sony Classical € 19,99

Mozart und kein Ende. Was soll denn noch alles kommen, frage ich mich.
Und dann höre ich in die neue Einspielung der Akkordeonistin Viviane Chassot und bin schwer ergriffen von der Schönheit dieser Musik. Mozarts Leichtigkeit und Schwermut finden sich in dieser Akkordeonfassung bestens aufgehoben. Vivian Chassot hat sich speziell das 27. und letzte Klavierkonzert herausgesucht, da es für sie einen Rückblick auf Mozarts Schaffen ist und gleichzeit ein Ausblick in Neues.
Neben den Großmeisterns Rameau und Haydn hat sie Musik des 20.Jahrhunderts eingespielt. Auch eine CD mit Akkordeon und Zither.

Freitag

Heute haben
Georg Büchner * 1813
Alfred Polgar * 1873
Ernst Blaß * 18909
Nathanael West * 1906
Arthur Miller * 1915
Geburtstag.
Aber auch der Regisseur Christoph Marthaler.
Und es ist der Todestag von Ingeborg Bachmann.
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Georg Büchner
Leise hinter düstrem Nachtgewölbe

Leise hinter düstrem Nachtgewölbe
Tritt des Mondes Silberbild hervor,
Aus des Wiesentales feuchtem Grunde
Steigt der Abendnebel leicht empor.

Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schweigt des Waldes Sängerchor,
Nur aus stillem Hain, einsam klagend,
Tönet Philomenes Lied hervor.

Schweigend steht des Waldes düstre Fichte,
Süß entströmt der Nachtviole Luft,
Um die Blumen spielt des Westwinds Flügel,
Leis hinstreichend durch die Abendluft.
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[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=lSTtxkj8PB0]

Die wunderbare Arie „Voi che sapete“ mit Christinne Schäfer aus Mozarts: Le Nozze di Figaro“ in einer Inszenierung von Christop Marthaler.
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Im aktuellen Heft von Sinn und Form gibt es die Tagebuchaufzeichnungen von Christine Koschel, die sie während Ingeborg Bachmanns Aufenthaltes im Krankenhaus, geschrieben hat. So bekommen wir zum ersten Mal einen sehr nahen und persönlichen Eindruck der letzten Wochen der Autorin.
Auf der Website des Heftes gibt es einen kleinen Auschnitt eines Interviews mit Christine Koschel.
Der Bachmann glaube ich, was sie schreibt
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Nun haben wir genug über die Geburts- und Todestage gehört und gesehen und kommen zu einem verregneten Aufenthalt auf Helgoland.

Wohl

Torsten Wohlleben: „Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?“

Carlsen Verlag € 14,90
Jugendbuch ab 14

Das tut richtig gut. Ein deutschsprachiges Jugendbuch, das so locker geschrieben ist und das Innenleben eines 16jährigen Jungen erzählt und nicht in den ganzen Untiefen herumwühlt. Mit sehr großem Vergnügen haben wir das Buch gelesen und finden, dass es natürlich nicht nur eines fürs Jungs, sondern genauso gutfür Mädchen ist, damit die mitbekommen, wie Jungs so ticken.
Torsten Wohlleben lässt Henner erzählen. Er ist klein, also nicht so groß würde ich mit meinen 1,70 sagen. Aber wenn er auf dem Sofa bei Starbucks zwischen seinen zwei Freunden mit über 1,80 sitzt, kommt er sich vor, wie Harry Potter ohne Brille und Zauberstab. Seine beiden Kumpels sind überall beliebt, zeigen sich von ihrer besten Seite und schauen von oben auf Henner (Henni Penni) herunter. Er ist sich dessen bewusst, weiss aber nicht, wie er aus dieser Situation herauskommt. Zuhause gibt es eine fürsorgliche Mutter und einen immer Arbeit befindlichen Vater. In der Schule hätte er eine Klasse überspringen können. Er will aber nicht, dass dies jemand erfährt. (Passiert aber doch). Verliebt ist er auch noch und zwar in die schöne Valerie mit den besonderen Klamotten. Er traut sich jedoch nicht, sie anzusprechen, hat nur Augen und Ohren für sie. Allein ihr Duft …. So vermasselt er auch gleich eine Geschichtsarbeit.
Alles könnte sich ändern, als die Jungs ein Angebot bekommen auf Helgoland Urlaub zu machen. Dort steht eine Wohnung frei und als sie erfahren, dass Mädels aus ihrer Klasse, inkl. Valerie, auch dort sind, gibt es für Henner kein Halten mehr. Auf Facebook wird organisiert und geschrieben und gepostet, was das  Zeug hält. Nur auf Henners Account ist nix zu sehen. Es klappt dann für Henner doch noch mit der Reise und als sie auf der Insel ankommen, regnet es in Strömen (hier auch), sie können die Wohnung beziehen und gehen sofort los um einzukaufen: Alkohol natürlichund kiloweise Krautsalat, weil der in der Menge so günstig ist.
Torsten Wohlleben schreibt in der Sprache dieser Jugendlichen, wird aber nie flapsig oder flach. Er benutzt den Slang, biedert sich jedoch nicht an. Der Roman liest sich flott weg und oft haben wir Passagen zum Schmunzeln oder Lachen. Es tauchen natürlich alle Utensilien auf, die die heutigen 16jährigen lebensnotwendig bauchen. Facebook, Smartphones, McDonald’s und Starbacks. Jede Menge Filmschauspieler und Zitate aus deren Filme und natürlich Musik. Aber auch hier hat Wohlleben ein klugen Händchen bewiesen und hält die Balance und nervt uns als Leser nicht. Jugendliche werden sich zu 100% wiederfinden. Und zwischen den Zeilen lesen wir natürlich eine große Kritik an diesen Konsumgütern, die für uns so selbstverständlich geworden sind. Aber sind sie wirklich so lebensnotwendig, wie zu Beginn Facebook für Henner?
Ob es mit Valerie klappt, oder ob es doch noch was wird mit Henner und Lefke, die übrigens Facebook doof findet, das dürfen Sie selbst herausfinden. Auf jeden Fall merkt Henner, wenn er sich innerlich verändert, anders einstellt, dann wird auch sein Verhältnis zu den beiden Freunden und zu den Mädchen ein anderes. Alles wird entspannter, sie können endlich normal miteinander reden und sich austauschen.
Ein klugen, witziges Buch. Ein tolles Geschenk.
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Heute abend ab 19 Uhr: „Ulmer Fraune schreiben und lesen“ bei uns in der Buchhandlung.
Der Vortrag am Sonntag um 11 Uhr im Weidacher Spatzennest („Partisanenpfade im Piemont“ fällt aus gesundheitlichen Gründen des Autors aus. Schade.
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Samstag

Heute haben
William Somerset Maugham * 1874
Virginia Woolf * 1882
Eva Zeller * 1923
Silvio Blatter * 1946
Geburtstag
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Und dies entdeckte ein Kunde in unserem Arno Schmidt-Fenster, nachdem gestern zum ersten Mal Schnee vom Himmel fiel. In Ulm blieb zwar nichts liegen, auf Alb jedoch schon mal 10 cm.CIMG9565
aus: Arno Schmidt: Zettels Traum

Foto
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Julia-Lezhneva-Alleluia-CD-Cover

Julia Lezhneva: „Alleluia“
Il Gardiono Armonico unter Giovanni Antonini
DECCA  CD € 9,99

Vivaldi: Motette RV 626 „In furore iustissima irae“
Händel: Motette HWV 240 „Saevit tellus inter rigores“
Porpora: „In caelo stele clare fulgescant“
Mozart: „Exsultate, jubilate“ KV 165

Warum ich diese CD hier vorstelle, ist der neue Preis. Na, das ist jetzt gemein, da ja der preis nicht der Grund ist. Aber diese genial gute Einspielung für diesen Preis zu bekommen ist wirklich unglaublich. Der Preisverfall in der Musikindustrie ist jedoch gigantisch.
Julia Lezhneva ist Jahrgang 1989 (Jawohl, gerade mal 24 Jahre) und hat schon die perfekte Stimme. Angefangen hat es bei ihr mit Einspielung von Rossini und Vivaldi und 2013 kam diese Einspielung mit Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart heraus. Nicht erschrecken: hinter dem Titel „Alleluia“ versteckt nicht ein zusammengeschustertes programm für diese junge Stimme, wie so oft zu finden ist. Das Programm der CD ist Musik aus dem 18.Jahrhundert, das speziell für junge Sängerinnen geschrieben worden ist. Und der Sopran von Julia Lezhneva passt wie angegossen.
Entdeckt wurde die russische Sängerin übers Internet. Ihr Moskauer Lehrer meinte, er habe ein Video von ihr auf youtube gesehen und gehört. Da soll mal noch einer sagen, …. und die NSA hätte da auch ruhig mal reinhören können.
Was mich persönlich besonders beeindruckt, ist, dass sie die Motetten ohne Vibrato angeht. Dies tut meinen Ohren doch sehr gut.
Bevor ich mich nun aber verplappere und Unfug schreibe, hier ein paar Musikbeispiele

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=MeXS8S3ftwU]

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=DlIPyey3_YY]

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Yw1A5TQVwvQ]

Samstag

Heute haben Andrej Belyi * 1880
und Ulrich Plenzdorf * 1934 Geburtstag
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CIMG0285

Die Sommerzeit geht zu Ende: In der Nacht zum Sonntag (27.10.) werden die Uhren in Deutschland und weiten Teilen Europas wieder um eine Stunde zurückgestellt. Langschläfer können dann eine Stunde länger im Bett bleiben.
Um genau 3.00 Uhr müssen die Uhren wieder auf 2.00 Uhr zurückgedreht werden. Damit zeigen die Uhren für die nächsten fünf Monate wieder die normale Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) an, bevor am 30. März nächsten Jahres wieder die Sommerzeit beginnt. Über die Wintermonate ist es dadurch morgens früher hell und nachmittags eher dunkel.
Eher dunkel ist gut. Dann ist es um 18 Uhr kuhnacht und die morgendliche Helle verliert sich doch auch im Dunkel. Das kann ja was werden.
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esel

Esel
Ein Portrait von Jutta Person
Mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Kleinoktav-Format
144 Seiten, flexibler Einband, fadengeheftet und mit Kopfschnitt
40 Abbildungen.
In der Reihe Naturkunden, die von Judith Schalansky herausgegeben wird.
Matthes und Seitz Verlag € 18,00

Störrisch, dumm, eigensinnig und geil – die Eigenschaften, die dem Esel zugeschrieben werden, sind selten schmeichelhaft. Und doch spielt kaum ein Tier in der Kulturgeschichte eine so bedeutende Rolle wie der Esel.
Jutta Person erzählt die erstaunlich reiche Geschichte dieses faszinierenden Lastentiers und betreibt eine Charakterologie des Esels. Sie trifft prominente Eselzüchter und portraitiert domestizierte und wilde Eselarten. Nicht zuletzt zeigt sie, wie klug dieses vermeintlich dumme Tier mit den schönen Augen ist – und wie viel wir von ihm lernen können. Aber nicht nur das. Die Eselzüchter sind nämlich der Schwäbischen Alb und aus einer Herde von 70 Tieren i-aht es gehörig durch die Seiten. Und bitte nicht vergessen: Der Esel in der Weltliteratur. Auch das ist er störrisch und dumm, aber auch ein ausgezeichneter Liebhaber und Träger prominenter Menschen, wie z.B. Jesus.
Es beginnt mit den Ohren. Die Stellungen, ihre Drehungen sind eines der markanten Zeichen des Tieres. Nietzsche war stolz auf seine kleine Ohren und bezeichnete sich, als ausgewiesener Eselhasser, als Antiesel. Mit diesen großen Ohren könnte man ja fast wegfliegen, und im Italienischen ist ein asino volante, also ein fliegender Esel, einer, dem man alle erzählen kann.
Jutta Person stellt am Ende des Büchleins verschiedene Eselarten vor, dargestellt in schönen alten Stichen. Aber bis wir dort ankommen staunen wir wieder über das spezielle Vorsatzpapier. Diesmal in pink. Ein knallrot leuchtet uns von den Fäden entgegen, die die Seiten zusammenhalten. Warum nur diese Faben? Beim ersten Band über die „Krähen“ gab es die gelbe Farbe für die Schnäbel. Aber rot? Das könnte uns Frau Schalansky irgendwann erklären. Aber zurück zum Inhalt des Buches: Woher sie kommen, die Eseltiere erzählt uns Jutta Person, genauso wie die irren Vermischungen von Mensch und Esel in Darstellungen zur Phsiognomik.
Am Schönsten sind natürlich für uns Buchhändler  sind die Zitate aus der Literatur. Das mit Jesus haben ich schon erwähnt. „Der Esel Benjamin“ kennen wir seit unserer Kindergartenzeit, später kam noch Sancho Panzas Esel dazu. Die Eselmetamorphose in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ nicht zu vergessen. Und für uns Erwachsene gibt es einen der ältesten Romane überhaupt: „Der goldene Esel“, in dem sich ein Mann durch eine Salbe in einen Esel verwandelt, anstatt dass die Salbe ihm als eine Art Viagra dienen sollte. (Diese Römer!). Es gibt Buridans Esel, der sich zwischen zwei Futterhaufen nicht entscheiden kann und dadurch verhungert. Stevenson wanderte mit einem Esel durch die Cevennen, wir landen bei Giordano Bruno und es gibt natürlich noch „I-Ah“, den melancholische Esel aus Puh der Bär.
Sie merken schon, die paar wenigen Seiten haben es in sich. Dabei habe ich nur einen Bruchteil von dem erwähnt, was Sie alles noch darin finden werden.
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Um nochmals auf Christine Schäfer zurückzukommen, deren Bachkantaten-CD ich gestern erwähnt habe.
Hier die wunderbare Arie des Cherubinos: „Voi che sapete“ aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“ mit Netrobko und Nikolaus Harnoncourt am Pult.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=t69uywrlatU]

Die komplette Aufführung finden Sie in zwei Teilen auch auf youtube.

Hier die gleiche Arie, die gleiche Sängerin, aber in der Inszenierung von Christoph Marthaler.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=TlQA2Cgg18Y]

Sonntag

Heute haben
Anna Achmatowa (* 1889)
Wolfgang Koeppen (* 1906)
Jean Anouilh (*1910)
Urs Jaeggi (* 1931)
Geburtstag
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Michael Haneke hat Mozarts: „Così fan tutte“ in Madrid inszeniert inszeniert und am Freitag lief die Aufführung auf arte. Dort können Sie alle Sendungen eine Woche lang nochmals über’s Netz anschauen und in diesem Fall meine ich, müssen Sie das machen. Ich bin überwältigt von der Schönheit der Bilder und der Klarheit der Situationen. Bis hin zum sehr realistischen Ende.

Auschnitt zum Anschauen, bzw. die ganze Oper:
http://www.arte.tv/guide/de/048633-000/cosi-fan-tutte#details-videos

Zum Schluss singen dann alle fünf:

Glücklich der Mensch,
der alles von der richtigen Seite nimmt
und sich in guten wie in schlimmen Tagen
von der Vernunft leiten läßt.
Was andere stets weinen läßt,
sei für ihn ein Grund zum Lachen,
und mitten in den Stürmen der Welt
wird er holden Frieden finden.

Das gab es arte (im Netz) auch noch zum Anschauen:

Eine Sezierung in Bildern