Heute haben Harry Graf Kessler * 1868 Max Herrmann-Neiße * 1886 Pär Lagerkvist * 1891 Annemarie Schwarzenbach * 1908 Dieter Hildebrandt * 1927 Friedrich Achleitner * 1930 Geburtstag ____________________________________
Max Herrmann-Neiße Ein Licht geht nach dem andern aus
Ein Licht geht nach dem andern aus, und immer dunkler wird das Haus Ich bin allein beim Lampenschein, ein Leuchtturmgeist in all der Nacht, der in dem Schlaf der andern wacht und Angst hat, auf dem Meer zu sein.
Vorn fern und nah umflattern blass der andern Liebe mich und Hass, gelockt von meinem späten Licht; ihr Stöhnen tönt mit Lust und Leid in meine große Einsamkeit, ihr Gram weht kühl um mein Gesicht.
Schon liegen sie, wie Tote tun, als probten sie, im Grab zu ruhn, und nur ihr Atem flackert sacht. Ich fürchte dieses Schlafes Bann, der mich für immer halten kann, und bleibe wach in all der Nacht. ____________________________________
Jetzt, wenn es in den Gärten blüht, passt das Büchlein ausgezeichnet.
Claude Monet (1840-1926) gilt als einer der bedeutendsten französischen Impressionisten, seine Seerosen-Bilder sind weltberühmt. 1883 ließ er sich in Giverny nordwestlich von Paris nieder; dort lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod. Am Zusammenfluss der Flüsse Seine und Epte legte er nach eigenen Vorstellungen seinen Garten an, der mit der „japanischen Brücke“ und dem Seerosenteich zum Motiv einer Vielzahl seiner Bilder wurde. Die hier entstandenen Werke erweiterten die impressionistische Malerei hin zu einem Fest der Farbe, und der gemalte Garten führte Monet schließlich bis an die Grenzen der Abstraktion. In dem vorliegenden Band zeigen Gloria Köpnick und Rainer Stamm die Entwicklung von Monets Bildserie anhand ausgewählter Meisterwerke und erläutern die Geschichte der in Giverny entstandenen Gartenbilder in einem Nachwort. ____________________________________
Ulmer Lyriksommer 2023: Lesung mit Markus Orths: „Mary & Claire„ Auftaktveranstaltung zum 2. Ulmer Lyriksommer Freitag, 26.Mai, 19.30 Uhr, Eintritt € 6,00
Markus Orths mitreißender Roman über die Stiefschwestern und Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont – eine sprudelnde Geschichte über die Literatur, das Leben und die Liebe. Mary & Claire lieben Percy. Und Percy liebt Mary & Claire. An seiner Seite entfliehen die Frauen der Londoner Enge. Sie wollen atmen, reisen, lesen, verrückt sein, lieben und schreiben. Und sie nehmen den schillerndsten Popstar der Literatur Anfang des 19. Jhd. in ihre Gemeinschaft auf: den jungen Lord Byron.
Heute haben George Herbert * 1593 Washington Irving * 1783 Peter Huchel * 1903 Märta Tikkanen + 1935 Johanna Walser * 1957 Geburtstag _____________________________________
Hugo von Fallersleben (* 2.4.1798) Die Gedanken sind frei
Die Gedanken sind frei, Wer kann sie erraten? Sie fliegen vorbei Wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, Kein Jäger sie schießen, mit Pulver und Blei. Die Gedanken sind frei.
Ich denke was ich will Und was mich beglücket, Doch alles in der Still Und wie es sich schicket. Mein Wunsch und Begehren Kann niemand verwehren. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.
Und sperrt man mich ein Im finsteren Kerker, Das alles sind rein Vergebliche Werke; Denn meine Gedanken Zerreißen die Schranken Und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei.
Nun will ich auf immer Den Sorgen entsagen, Und will mich auch nimmer Mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen Stets lachen und scherzen Und denken dabei: Die Gedanken sind frei.
Ich liebe den Wein, Mein Mädchen vor allen, Die tut mir allein Am besten gefallen. Ich sitz nicht alleine Bei einem Glas Weine, Mein Mädchen dabei: Die Gedanken sind frei. ____________________________________
Unser Tipp:
Christophe Boltanski: „Die Leben des Jacob“ Aus dem Französischen von Tobias Scheffel Hanser Verlag € 24,00
Dies ist der zweite Roman von Christophe Boltanski. Wieder begibt er sich auf Spurensuche, die er literarisch verarbeitet. Im Roman „Das Versteck“ erzählte er über seine jüdischen Großeltern anhand ihres Hauses in der Rue de Grenelle in Paris, jetzt kommt er in den Besitz von wahnsinnig vielen Fotostreifen aus Fotoautomaten. Ein gewisser Jacob B’chiri hat sich in den Jahren 1973 bis 1974 immer wieder selbst abgelichtet. Der Autor geht diesem Pänomen nach, er will die Hintergründe dieses merkwürdigen Fundes aufdecken. Die Spur, die von Paris über Rom und Marseille führt, zu den Friedhöfen von Djerba und an die Ränder der israelischen Negev-Wüste, beschreibt er in diesem Buch. Dabei fördert er eine unglaubliche Biographie zu Tage, in der sich Kriegs- und Exilerfahrung mit künstlerischen Ambitionen vermischen. Leichthändig und klug setzt er das Leben eines Fremden zu einer Erzählung über Identität, Glauben und die großen Tragödien des 20. Jahrhunderts zusammen.
Christophe Boltanski, 1962 in Paris geboren, arbeitete lange als Journalist und Kriegsreporter bei Libération und Nouvel Observateur und war Chefredakteur der Zeitschrift XXI. Er ist der Sohn des Soziologen Luc Boltanski und ein Neffe des bildenden Künstlers Christian Boltanski. Sein erster Roman Das Versteck (Hanser, 2017) war ein Überraschungserfolg in Frankreich und wurde mit dem Prix Fémina ausgezeichnet. _____________________________________________
Am kommenden Dienstag, den 4.April gibt es wieder eine „Erste Seite“ mit neuen Büchern, aus den Clemens Grote vorliest: Wir beginnen, wie immer, pünktlich um 19 Uhr. Dieses Mal sind es sogar fünf Bücher.
Carolina Schutti: „Meeresbrise“ Markus Orths: „Mary & Claire“ Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“ Tarjei Vesaas: „Der Keim“ Laurent Mauvignier: „Von Menschen“
Der Eintritt ist frei. ____________________________________________
Liebe Freunde, wir laden Euch/Sie alle herzlich ein zur Vernissage „Kunstwerke von Jesiden“ am Donnerstag, den 06. April 2023 um 18.00 Uhr im Stadthaus Ulm, Münsterplatz, Ulm
In den Jahren 2015/2016 wurden ca. 1000 sexuell missbrauchte Jesid*innen, v.a. Frauen und Kinder aus Syrien und dem Nordirak im Rahmen eines speziellen Sonderkontingents in Baden-Württemberg aufgenommen. Diese Frauen und Kinder waren zuvor aus der IS-Gefangenschaft befreit worden, viele hatten darin Angehörige verloren, waren selbst versklavt, schwer misshandelt und in einem sehr schlechten psychischen und körperlichen Zustand. Das BFU war seinerzeit bei den Planungsrunden zur psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung dieser Jesidinnen in Baden-Württemberg beteiligt. Nach Ulm wurden 65 Jesidinnen verlegt. Davon waren (und sind noch) 35 Klient*innen in kunsttherapeutischer Einzel- oder Gruppenbehandlung im BFU, einige zusätzlich in einzelpsychotherapeutischer Behandlung im BFU. Für die Kunsttherapie wurde eigens ein Atelier im Wohnhaus der Jesid*innen nach deren eigenen Vorstellungen eingerichtet. Die beiden Kunsttherapeutinnen des BFU, Regine Schempp und Indira Grabovac, haben in den vergangenen über 5 Jahren nicht nur therapeutisch Außerordentliches geleistet, sondern sie waren für die jesidischen Mädchen und Frauen, ebenso für die Jungs und die kleineren Kinder wichtige Ankerpersonen geworden. Sie waren fast die einzigen Deutschen, die regelmäßig Kontakt zu den Jesidinnen hatten, denn ihr Wohnort musste wegen der weiter bestehenden Bedrohung durch den IS geheim bleiben.
An der Vernissage werden Bilder und Skulpturen gezeigt, die in den vergangenen 5 Jahren im Rahmen von Gruppen- und Einzelkunsttherapie für Jesid*innen im BFU entstanden sind. Der auf dem Plakat von einer Klientin schön gestaltete Pfau ist der Engel „Tausi-Melek“. Er wird von den Jesiden besonders verehrt, da er an der Schöpfung der Welt aktiv beteiligt gewesen sei. Gott habe Melek Taus als Wächter der Welt und als Vermittler zwischen sich und den Menschen eingesetzt. Er wird als Pfau dargestellt. Neben anderem sehen radikal-islamische Fundamentalisten den Glauben an den Engel Melek als „Teufelsanbetung“ an, auf die sie die Verfolgung der Jesiden gründen.
Ich lade Sie/Euch hiermit herzlich ein zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung!
Das Grußwort spricht Frau Bürgermeisterin Iris Mann. Die beiden Kunsttherapeutinnen werden über die Bilder und den therapeutischen Prozess berichten. Ein jesidischer Musiker (Saher Issa aus Solingen/NRW) wird einige traditionelle jesidische Lieder auf seiner Baglama vortragen.
Für das leibliche Wohl ist gesorgt!
Das BFU-Team und die Jesidischen Klient*innen freuen sich auf Ihr/Euer zahlreiches Erscheinen! Beste Grüße Manfred Makowitzki, Leiter BFU Leiter Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm (BFU) T: 0731 – 88 07 08 91, F: 0731 – 88 07 08 99 Wagnerstr. 65 89077 Ulm m.makowitzki@rehaverein.de
Mary Shelley, geborene Godwin, wächst bei Ihrem Vater, Wiliam Godwin (Sozialphilosph und Anarchist), dessen neuer Frau und ihrer Halbschwester Clara ( päter Claire) auf. Die Mutter ist kurz nach Marys Geburt gestorben, trotzdem hat Mary ein inniges Verhältnis zu ihr und verbringt Stunden und Tage an ihrem Grab. Mary wird wegen ihrer Aufmüpfigkeit ins Internat gesteckt, reißt dort aus und danach landet sie in Schottland auf dem Land. Wieder zurück in London, verliebt sie sich in den Dichter und Romantiker Percy Shelly, auch ihre Halbschwester Claire ist dem Lebemann und Frauenheld verfallen. In seliger Verliebtheit wollen sie von Marys Vater den Segen, setzten sie doch wegen dessen Freigeistigkeit seine Zustimmung voraus. Leider geht diese Rechnung nicht auf, Percy ist noch verheiratet und hat ein Kind, das kann der Vater nicht gelten lassen und verbietet Mary jeglichen Kontakt. Zu dritt (Mary, Claire und Percy) fliehen sie nach Frankreich, wo Percy, durch eine erwartete Erbschaft , ihnen ein tolles Leben verspricht. Leider klappt das nicht wie erwartet, sie leben in immer ärmlicheren Verhältnissen. Percy fängt mit Claire ein Verhältnis an und Mary ist schwanger. Es geht zurück nach England, die Wogen glätten sich und sie leben immer wieder in einer Dreiecksbeziehung, bis Claire sich heillos in Lord Byron verliebt, der sowohl Männer und Frauen liebt , und das in unüberschaubarer Menge. Da in England die Todesstrafe auf Homosexualität steht, wechselt er mit seinem Leibarzt (auch Schriftsteller) an den Genfer See. Das Trio folgt (Claire hat alles eingefädelt) und zwischen Byron und Percy entsteht eine enge Freundschaft, Claire wiederum bekommt nicht, was sie sich erhofft hat, außer ein Kind vom Lord. Ein turbulentes Durcheinander und Miteinander einer Künsterclique, die völlig unkonventionell in die Tage gelebt haben. Das geht natürlich nur mit Geld, und das hatten sie. Alle schreiben, auch die Frauen. Mary Shelly hat am Genfer See ihren „Frankenstein“ geschrieben, den ich jetzt wohl doch mal lesen werde. Ein tolles Buch, ich habe es tatsächlich am Stück verschlungen und empfehle es wärmstens.
Auf der Hanserseite gibt es 5 Fragen an Markus Orths:
Lieber Markus Orths, in Ihrem neuesten Roman geht es um junge Menschen, die sich ins Leben werfen. Es geht um Rausch und um Literatur. Wer sind Mary & Claire? Es sind Mary Shelley und ihre Stiefschwester Claire Clairmont. Mary Shelley ist bekannt als Autorin von Frankenstein. Claire Clairmont kennt man kaum. Auch Claire hat geschrieben. Unter anderem ein verschollenes Manuskript mit dem Titel: Idiot. Die beiden Schwestern entfliehen der Londoner Enge mit ihren Normen und Konventionen, sie sind jung und voller Liebe, sie wollen reisen, schreiben, lesen, das Leben einatmen. An der Seite des Rebells und Dichters Percy Shelley stürzen sie sich in abenteuerliche Fahrten durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Doch die Freiheit schmeckt anders, als sie es sich vorstellen.
Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal dachten, dass hier der Stoff für einen Roman verborgen liegt? Mein Buch hieß ursprünglich Mary. Das Leben von Mary Shelley fand ich schon bei meinem Englisch-Examen erschütternd (so viele tote Menschen um sie her) und aufregend zugleich. Beim Schreiben hat sich Claire immer mehr ins Buch gedrängt. Ihre Briefe haben mich begeistert. In einem dieser Briefe las ich plötzlich von ihrem Buchprojekt Idiot. Ich erfuhr, dass Lord Byron das Manuskript gelesen und gelobt hat. Und fragte mich sofort: Was war das für ein Buch? Warum ist es verschollen? Worum ging es? Was für eine Schriftstellerin ist hier verloren gegangen? So wurde langsam, aber sicher aus dem geplanten Roman Mary der Roman Mary & Claire.
Wie haben Sie recherchiert und was davon findet sich im Roman wieder? Ich habe die Tagebücher und Briefe gelesen, manche Schriften dieser Menschen, aber man muss maßhalten in der Recherche, sonst verliert man den Fokus. Ins Buch fließt alles, was ich selber spannend und verrückt genug finde und was dem roten Faden des Buches entspricht. Bei Claire habe ich auch viel erfunden. Kurz gesagt: Das Bekannte, die Briefe, Tagebücher, Schriften, die vorliegen, bilden den Hintergrund des Romans; all das Unbekannte, die herausgerissenen Seiten aus Tagebüchern und verlorenen Texte bilden den Vordergrund.
Ihr Roman ist Schwesterngeschichte, Liebesgeschichte und Künstlerinnenroman. Was ist für Sie selbst der Kern des Buches? Das Gegensatzpaar Einsamkeit und Alleinsein. Einsamkeit ist im Roman positiv besetzt: Aus ihr erwächst die Kraft für das Schreiben. Sich selbst zum Ausdruck zu bringen gelingt nur im Rückzug vom anderen. Die Einsamkeit aber hat ihre Kehrseite im Alleinsein. Da wird sie zur Qual, zur Hölle. Wie soll man erfüllt leben ohne andere Menschen, ohne Begegnung, Reden, Vorlesen, Zuhören, Liebe? Das Leben für die Romantiker war ein Wechselspiel zwischen der Fülle des Abtauchens in sich selbst und der Fülle der Begegnung mit anderen.
Für Mary & Claire ist Schreiben eine existenzielle Notwendigkeit. Was bedeutet Schreiben für Sie persönlich? Wenn ich aufhöre zu schreiben, gehe ich ein wie eine Primel. Das weiß ich. Das fühle ich. Mit allem Pathos: Ich schreibe um mein Leben. Es ist das, was mir Sinn und Halt gibt, nur aus der Einsamkeit des Schaffens kann Begegnung mit anderen gelingen. So gibt es eine große innere Nähe zum Thema des Buches und zu den Menschen: Mary & Claire & Percy & Byron.