Donnerstag, 16.März

Heute haben
César Vallejo * 1892
Sybille Bedford * 1911
Tiziano Scarpa * 1963
Zoe Jenny * 1974
Geburtstag
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Theodor Storm
März

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
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Unser Buchtipp:

Toni Morrison: „Rezitativ
Aus dem Amerikanischen von Tanja Handels
Mit einem langen Nachwort von Zadie Smith
Rowohlt Verlag € 20,00
Random House € 14,90

1983 veröffentlichte Toni Morrison diese Erzählung. „Rezitativ“ bleibt ihre einzige in ihrem umfangreichen Werk. In deutsch steht sie uns jetzt jetzt zum ersten Mal zur Verfügung.
Wie ein Experiment mutet die Lektüre im Nachklang an. Eine Versuchanordnung, über die wir lange gemeinsam diskutieren könnten.
Twyla und Roberta trafen sich in einem Kinderheim. Ihre alleinerziehende Mütter konnten sich nicht ausreichend um die beiden Mädchen kümmern. Twylas Mutter hatte die Nächte durchgetanzt und ihr Kind allein gelassen. Robertas Mutter war ständig krank. Vier Monate lebten sie dort zusammen.
„Schlimm genug, früh am Morgen aus dem eigenen Bett geholt zu werden – aber dann noch an einem fremden Ort festzusitzen, zusammen mit einem Mädchen von ganz anderer Hautfarbe. Und Mary, so heißt meine Mutter, hatte ja recht. Von Zeit zu Zeit hörte sie nämlich gerade so lange mit dem Tanzen auf, um mir was Wichtiges zu erklären, und unter anderem hat sie mir erklärt, dass die sich nie die Haare waschen und komisch riechen.“
Eines der beiden Mädchen ist schwarz, das andere weiss. Nach diesem Zitat ist klar, wer. Aber stimmt das? Toni Morrison lässt das, ganz bewusst, offen. Bis zum Schluss, wissen wir es nicht, erahnen, verwerfen.
Dieses raffinierte Spiel mit den verschiedenen Wahrnehmungen zieht sich durch den kompletten Text. Dazu kommen noch die Fallstricke mit unseren Erinnerungen, an denen wir ein halbes Leben festhalten, obwohl es sich vielleicht/wahrscheinlich ganz anders ereignet hat. Denn Jahre später treffen sich die beiden Frauen mehrfach wieder. Irgendwie sind die Rollen, die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen sie leben, wie auf den Kopf gedreht, wenn wir uns an die beiden Mädchen zu Beginn der Erzählung erinnern.
Die Rassentrennung ist seit den 60er Jahren in den USA abgeschafft, aber weder 1983, noch 2023 hat die Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung nachgelassen. Erst vor zwei Tagen haben wir das in den Texten von Mumia Abu-Jamal zu hören bekommen.

Wichtig an dieser Ausgabe ist das sehr lange Nachwort (im Original heisst es: Einführung) von Zadie Smith, das unglaublich klug, erhellend ist und uns die Erzählung nochmals aufdröselt, in das Werk der Nobelpreisträgerin einführt und die Bezüge zum täglichen Rassismus herstellt.

Eine kleine Sensation.

Leseprobe
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Mittwoch, 1.März


Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag
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Theodor Storm
rz

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
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Bruno Monsaingeon: Ich denke in Tönen
Gespräche mit Nadia Boulanger
Aus dem Französischen von Joachim Kalka
Berenberg Verlag € 28,00

Nadia Boulanger war Lehrerin und Ideengeberin vieler ­berühmter Komponisten, Pianisten, Musiker und Intellektueller im 20. Jahrhundert. Die Liste ihrer Schüler ist lang und prominent: ­Leonard Bernstein und Igor Strawinsky blieben ihr zeitlebens mit ihr befreundet. Ravel, Philip Glass und Quincy Jones hatten ihr viel zu verdanken. Aaron Copland, Grażyna Bacewicz, Elliott Carter, sogar Quincy Jones gingen in ihrer kleinen Wohnung aus und ein. Paul Valéry sagte über seine Freundin: „Sie atmet, was wir hören.“
Sie war Komponistin, Dirigentin, Lehrerin, hasste in ihrer Kindheit Musik und kam erst durch die Töne eines Krankenwagens zu ihrer Berufung. Gleichzeitig hat sie zeitlebens unter der Last ihrer Mutter gelitten.
Das Buch mit Gesprächsnotizen zeigt die Zerissenheit der Person, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe. Interessant wäre nun eine „unabhängige“ Biografie über Nadia Boulanger, die dieses Leben von weiteren Blickwinkeln betrachtet.

Leseprobe
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Dürre in Italien und Frankreich
„Wesentlich trockener als in normalen Jahren“

Frankreich und Italien leiden aktuell unter großer Dürre. Im Interview erklärt Klimaforscher Marx, was die Gründe sind, warum ein paar Tage Regen nicht reichen – und was vor dem Sommer getan werden sollte.

tagesschau.de: Was ist da im Moment im Süden Europas los? Zu wenig Regen, zu wenig Schnee. Was ist passiert?

Andreas Marx: Eigentlich ist es im Winterhalbjahr ja so, dass es relativ nass sein sollte. Das heißt, wir haben eigentlich das Niederschlagsmaximum in den Wintermonaten im Winterhalbjahr. Der Schneespeicher baut sich auf und kann dann im nächsten Jahr ins Frühjahr bis in den Sommer hinein vor allem den Flüssen Wasser zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig sorgt der Regen aber eben auch großflächig dafür, dass die Grundwasserstände sich in Europa wieder erholen und wieder ansteigen. Die Situation aktuell ist aber so, dass es durch die ausbleibenden Niederschläge der letzten Wochen ein Defizit gibt. Gleichzeitig stellen aber nicht nur die letzten Wochen ein Problem dar, sondern auch die Tatsache, dass die Niederschlagsdefizite und die Hitze der letzten Jahre dazu geführt haben, dass sich langsam ein großes Wasserdefizit aufgebaut hat. …

Das komplette Interview gibt es hier auf tagesschau.de
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Mittwoch, 17.März

Die Kornkreise sind zurück
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Heute haben
Siegfried Lenz * 1926
Hans Wollschläger * 1935
Geburtstag
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Johann Wolfgang von Goethe
März

Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Dass von den Blümlein allen,
Dass von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.

Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.

Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
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Etwas für die Ohren (und die Augen):


Hope@home
Daniel Hope & Gäste
Deutsche Grammophon € 19,99

Was für eine grandiose Idee.
Daniel Hope musizierte während des Lockdowns mit unterschiedlichen MusikerInnen. Er lud sie zu sich in sein Wohnzimmer ein und alle kamen. Rapper, Jazz-Trompeter und Tangospieler. Freunde aus der klassichen Musik – alle waren in seinem Wohnzimmer. Hope wollte weg von der Handy-Qualität und hat sich mit Arte zusammengetan. Gemeinsam haben sie ein professionelles Tonstudio geschaffen. Einen Raum, in dem sich seine Gäste wohlfühlten. Daraus wurde eine Serie, die Sie auf der Mediathek des Senders anschauen können. Hören können Sie einen kleinen Querschnitt auf dieser CD.
Klassische Musik, Volkslieder, Filmmusik, Schlager und Jazz – Hope setzt musikalisch keine Grenzen.
Herausgekommen ist authentische Musik für ruhige Stunden in bester Qualität und hochkarätigen InterpretInnen.
Gut gemacht Daniel Hope.
Auf Arte geht Daniel Hopes Idee mit einer Reise durch Europa weiter. Schauen Sie auf der Mediathek.

Montag, 1.März

Trotz Corona: Dieses Hotel hat geöffnet.

Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag
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März
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Johann Wolfgang Goethe
Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Der Februar hatte es in sich. Viel Schnee und Kälte, aber auch schon warme Tage. Gestern konnte man an windstillen Orten im Pulli sitzen und drei Meter weiter pfiff der kalte Ostwind vorbei. Schaun wir mal, was der März bringt. Politisch wird es zumindest in Baden-Württemberg spannend.

So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Friedrich Rückert
Ich hab’ in mich gesogen

Ich hab’ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Donnerstag, 1.März

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Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag.
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März
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Ha! Von wegen ohne Goethe. Hier haben sie einen ins Heft geschmuggelt.

Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Im Moment haben wir die kältesten Nächte und Tage des ganzen Winters. Und doch spüren wir die Kraft der Sonne und erahnen das helle, zarte Grün auf den Wiesen. Die Amseln sind mächtig am Lärmen, der Specht hämmert. Der Winter ist angezählt und hängt schon in den Seilen, 0bwohl er sicherlich noch ein paar Mal mit aller Kraft aus seiner Ecke kommt.

So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Was wollen wir mehr.

Friedrich Rückert
Ich hab’ in mich gesogen

Ich hab’ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Theodor Däubler

Der Frühling ist da und am Korso erscheinen
Die lieblichsten Frauen in offenem Wagen,
Es wollte ganz Rom seine Grazien vereinen,
Das Wetter erlaubt, lichte Kleider zu tragen.

Ein Mädchen, das alle Bewerber verlachte,
Erschien uns soeben in Lilien gebettet,
Sie will, daß die Männerwelt lechze und schmachte:
Wer weiß, welcher Geck sein Geschlecht doch noch rettet?

Ei, seht das Gespann, alle Pferde und Räder
Sind herrlich mit Rosen geschmückt und umwunden,
Die Damen, die drin sind, besuchen die Bäder
Und haben dort immer Bewunderer gefunden.

Da kommen noch prächtige Wagen mit Damen,
Die Gäste des Hauses mit Sträußen beschenken.
Da sieht man auch Bräute in blühendem Rahmen
Vergnüglich an Bälle und Bräutigam denken.

Norbert C.Kaser
maerz

furche& bauer
der krah auf derlauer
nach samen

die zeiten keimen

Georg Trakl
Ein Frühlingsabend

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.

Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.

Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt’ Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Mittwoch, 1.März

img_1813

Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag.
Aber auch Frédédric Chopin und Glenn Miller.
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IMG_3192

März
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Ha! Von wegen ohne Goethe. Hier haben sie einen ins Heft geschmuckelt.

Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Wobei der März zwar den Frühling erahnen lässt, man tut jedoch gut daran, die Winterkleidung nicht allzuweit wegzuräumen. Oben können Sie die beschneiten Alpen erkennenund gleichzeitig spitzeln die ersten Blumen aus der Erde. Die Amseln machen Lärm und der Specht tockert an den Bäumen.
So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Was wollen wir mehr.

Friedrich Rückert
Ich hab’ in mich gesogen

Ich hab’ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Theodor Däubler

Der Frühling ist da und am Korso erscheinen
Die lieblichsten Frauen in offenem Wagen,
Es wollte ganz Rom seine Grazien vereinen,
Das Wetter erlaubt, lichte Kleider zu tragen.

Ein Mädchen, das alle Bewerber verlachte,
Erschien uns soeben in Lilien gebettet,
Sie will, daß die Männerwelt lechze und schmachte:
Wer weiß, welcher Geck sein Geschlecht doch noch rettet?

Ei, seht das Gespann, alle Pferde und Räder
Sind herrlich mit Rosen geschmückt und umwunden,
Die Damen, die drin sind, besuchen die Bäder
Und haben dort immer Bewunderer gefunden.

Da kommen noch prächtige Wagen mit Damen,
Die Gäste des Hauses mit Sträußen beschenken.
Da sieht man auch Bräute in blühendem Rahmen
Vergnüglich an Bälle und Bräutigam denken.

Norbert C.Kaser
maerz

furche& bauer
der krah auf derlauer
nach samen

die zeiten keimen

Georg Trakl
Ein Frühlingsabend

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.

Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.

Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt’ Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Mittwoch, 2.März

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Heute haben
Sholem Alejchem * 1859
Tom Wolfe * 1931
John Irving * 1942
Geburtstag.
Aber auch Kurt Weill, Michail Gorbatschow und Lou Reed.

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Gestern hatten wir den ersten März, den ersten Dienstag des Monats, eine rappelvolle „Erste Seite“, tolle Stimmung und gutes Pumator-Bier.

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März
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Ha! Von wegen ohne Goethe. Hier haben sie einen ins Heft geschmuckelt.

Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Wobei der März zwar den Frühling erahnen lässt, man tut jedoch gut daran, die Winterkleidung nicht allzuweit wegzuräumen. Am Montagabend noch Schneegestöber, gestern mit dem Rad durchs Eis von der Alb heruntergeradelt und abends wieder Schnee von oben. Heute morgen um die null Grad. Der Winter hat jedoch verloren und unsere Augen freuen sich über jedes Blümchen, was aus der Erde spitzelt.
So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Was wollen wir mehr.

Friedrich Rückert
Ich hab’ in mich gesogen

Ich hab’ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Theodor Däubler

Der Frühling ist da und am Korso erscheinen
Die lieblichsten Frauen in offenem Wagen,
Es wollte ganz Rom seine Grazien vereinen,
Das Wetter erlaubt, lichte Kleider zu tragen.

Ein Mädchen, das alle Bewerber verlachte,
Erschien uns soeben in Lilien gebettet,
Sie will, daß die Männerwelt lechze und schmachte:
Wer weiß, welcher Geck sein Geschlecht doch noch rettet?

Ei, seht das Gespann, alle Pferde und Räder
Sind herrlich mit Rosen geschmückt und umwunden,
Die Damen, die drin sind, besuchen die Bäder
Und haben dort immer Bewunderer gefunden.

Da kommen noch prächtige Wagen mit Damen,
Die Gäste des Hauses mit Sträußen beschenken.
Da sieht man auch Bräute in blühendem Rahmen
Vergnüglich an Bälle und Bräutigam denken.

Norbert C.Kaser
maerz

furche& bauer
der krah auf derlauer
nach samen

die zeiten keimen

Georg Trakl
Ein Frühlingsabend

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.

Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.

Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt’ Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

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Dienstag

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Gestern im Kultur Spiegel.
Jami Attenbergs „Middlesteins“ unter den Lesetipps für das Frühjahr.
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Heute haben
Gudrun Pausewang * 1928
Josef Winkler * 1953
Nicholas Shakespeare * 1957
Isabel Abedi * 1967
und Gesine Cresspahl Geburtstag, die sicherlich als ganz alte Dame am Strand den Wellen zuschaut.
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„März“
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Ha! Von wegen ohne Goethe. Hier haben sie einen ins Heft geschmuckelt.

Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So gehts von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum im Garten,
Die erste Blüt am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön,!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Wobei der März zwar den Frühling erahnen lässt, man tut jedoch gut daran, die Winterkleidung nicht allzuweit wegzuräumen. Gestern mittag, Sonne, Wind, Regen. Abends dann ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner und einem Schneegstöber, das sich gewaschen hat. Danach wieder herrlicher Sternenhimmel. Und heute morgen minus 3 Grad.
Der Winter hat jedoch verloren und unsere Augen freuen sich über jedes Blümchen, was aus der Erde spitzelt.
So nennen die beiden Herausgeberinnen ihr erstes Kapitel auch gleich
Der Frühling wird kommen.
Danach kommen:
Grossstadtfrühling
Im Märzen
Dunkler Frühling
Frühling manchmal trügerisch
Blumengrüße

Was wollen wir mehr.

Friedrich Rückert
Ich hab‘ in mich gesogen

Ich hab‘ in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.

Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au’n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.

Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.

Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.

Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.

Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.

Theodor Däubler

Der Frühling ist da und am Korso erscheinen
Die lieblichsten Frauen in offenem Wagen,
Es wollte ganz Rom seine Grazien vereinen,
Das Wetter erlaubt, lichte Kleider zu tragen.

Ein Mädchen, das alle Bewerber verlachte,
Erschien uns soeben in Lilien gebettet,
Sie will, daß die Männerwelt lechze und schmachte:
Wer weiß, welcher Geck sein Geschlecht doch noch rettet?

Ei, seht das Gespann, alle Pferde und Räder
Sind herrlich mit Rosen geschmückt und umwunden,
Die Damen, die drin sind, besuchen die Bäder
Und haben dort immer Bewunderer gefunden.

Da kommen noch prächtige Wagen mit Damen,
Die Gäste des Hauses mit Sträußen beschenken.
Da sieht man auch Bräute in blühendem Rahmen
Vergnüglich an Bälle und Bräutigam denken.

Norbert C.Kaser
maerz

furche& bauer
der krah auf derlauer
nach samen

die zeiten keimen

Georg Trakl
Ein Frühlingsabend

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.

Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.

Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt‘ Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.

Adelbert von Chamisso
Märzveilchen

Der Himmel wölbt sich rein und blau;
Der Reif stellt Blumen aus zur Schau.

Am Fenster prangt ein flimmernder Flor,
Ein Jüngling steht ihn betrachtend davor.

Und hinter den Blumen blühet noch gar
Ein blaues, ein lächelndes Augenpaar.

Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn!
Der Reif wird angehaucht zergehn.

Eisblumen fangen zu schmelzen an –
Und Gott sei gnädig dem jungen Mann!

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

So, das muss reichen. Lassen wir uns überraschen, was die nächsten vier Wochen bringen.
Auf jeden Fall gibt es heute abend unser „Shortlistlesen“.
Ab 19 Uhr stellen wir die fünf nominierten Bücher für den Leipziger Buchpreis vor.
Es liest Clemens Grote.

Montag

Danke an die Aufpasserinnen. Ich habe mal wieder vergessen, den Blog öffentlich zu machen.
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Heute haben
Karl Gutzkow * 1811
Patrick Hamilton * 1904
Siegfried Lenz * 1926
Hans Wollschläger * 1935
William Gibson * 1948
Geburtstag
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Heinrich Heine
Die Liebe begann im Monat März

Die Liebe begann im Monat März,
Wo mir erkrankte Sinn und Herz.
Doch als der Mai, der grüne, kam:
Ein Ende all mein Trauern nahm.

Es war am Nachmittag um Drei
Wohl auf der Moosbank der Einsiedelei,
Die hinter der Linde liegt versteckt,
Da hab ich ihr mein Herz entdeckt.

Die Blumen dufteten. Im Baum
Die Nachtigall sang, doch hörten wir kaum
Ein einziges Wort von ihrem Gesinge,
Wir hatten zu reden viel wichtige Dinge.

Wir schwuren uns Treue bis in den Tod.
Die Stunden schwanden, das Abendrot
Erlosch. Doch saßen wir lange Zeit
Und weinten in der Dunkelheit.
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Sonntag war wieder Lesetag. Endlich. So konnte ich das neue Buch von Toni Morrison lesen, das mit seinen 155 Seiten leicht zu schaffen sei; so dachte ich.

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Toni Morrison: „Heimkehr
Rowohlt Verlag € 18,95

In ihrem neuesten Roman führt die 83jährige Nobelpreisträgerin ihre Geschichtsschreibung der schwarzen Bevölkerung in den USA weiter. Noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen (an diesem Roman arbeitet sie noch), nimmt sie sich Frank „Smart“ Money und seine Schwester zur Hand, um uns über den alltäglichen Rassismus in den USA des 20.Jahrhunderts zu erzählen. Dazu braucht sie keine 500 Seiten. Die ganze Grausamkeit, die Hilflosgkeit und den Hoffnungsschimmer verpackt sie in einen schnalen Band. Nicht viel länger als eine Erzählung und trotzdem voll mit Stoff, das mir manchmal die Spucke weggeblieben ist.
Drei Jungs aus dem rassistischen Höllenloch Lotus, Georgia, haben sich freiwillig nach Korea gemeldet. Zwei kehren nicht zurück, der dritte, Frank führt nach dem Krieg zunächst ein haltloses Vagabundendasein. Traumatisiert durch seine Kriegserlebnisse, bei denen er nicht nur Opfer, sondern auch Täter war, findet er sehr schlecht in die amerikanischen Gesellschaft zurück. Es beginnt damit, dass er aus einer psychiatrischen Anstalt ausbricht, in die er zwei Tage zuvor nach einer Schlägerei eingewiesen worden ist. Draußen, im tiefen Winter, spürt er nicht nur die Kälte des Eises und des Schnees, sondern auch die Kälte seiner Mitmenschen und den ungebrochen fortgesetzten Rassismus des weißen Amerika der fünfziger Jahre, aber auch die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und deren Solidarität. Ausgebrochen ist er deshalb, weil er einen Brief erhalten hat, dass seine Schwetser Cee dringend Hilfe braucht und wenn er trödelt, ist sie wohl tot. Er begibt sich also auf eine lange Reise mit Bus und Zug zu ihr und würde dies alles nicht überleben, wären nicht immer wieder helfenden, schwarze Hände, die ihn mit Geld, Kleidung, Essen und überlebenswichtige Tipps versorgen würden. Er rettet seine Schwester und gemeinsam beziehen sie ihr Elternhaus wieder, das verwahrlost noch steht und an das sie keine besonders guten Erinnerungen haben.
Dies ist aber nur die Kurzform, damit ich Ihnen nicht zuviel erzähle. Es ist eine „Heimkehr“ für die beiden, die im Original „Home“ heisst. Also nicht direkt Heimkehr, sondern Zuhause, Heimat. Das, was die schwarze Bevölkerung nie erlebt hat. So sagt es Toni Morrison selbst in einem Interview mit „Der Welt“, das ich unten velinkt habe. Heimatlos und von einem tödlichen Rassismus bedroht, ist es schwer eine Art Heimat zu finden.
In diesem Roman hat mich beindruckt, dass sie die Schwarzen nicht nur als Opfer zeichnet, sondern ihre eigenen sehr strengen und harten Regeln beschreibt. Die allerdings nicht an die Unmenschlichkeit der Weissen heranreicht, die dadurch gezeigt wird, dass Toni Morrison einen Kampf zwischen zwei Männern beschreibt. Es sind Vater und Sohn, beide schwarz, die gezwungen werden mit dem Messer so lange gegeneinander zu kämpfen, bis einer von beiden tot ist. Um sie herum wetten die Weissen, betrinken sich und bedrohen beide mit dem Leben.
Ein engagierter Roman über das Widerstehen, die Würde des Menschen und die Kraft der Wahrheit.

Leseprobe

Interview in „Der Welt“
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Am kommenden Mittwoch ist es soweit.
Christoph Öhm stellt seinen neuen historischen Thriller vor.

Die Entführung
Mehr als zwanzig Jahre später, am 1. August 1778,
circa eine Stunde vor Mitternacht

Ich wachte wegen eines Geräusches auf, war aber nicht sicher, ob ich es nur geträumt hatte. Doch da war es wieder. Ein lautes Klopfen! Ich schüttelte mich, um munter zu werden, sprang aus dem Bett und spähte durchs Fenster. Draußen war es dunkel, tiefe Nacht. Unten vor dem Haus, vor der Tür unseres Tuchladens, erkannte ich einen Mann. Er blickte zu mir herauf, als ich mich hinausbeugte. Ich wollte ihn beschimpfen und verjagen, er musste einer jener Trunkenbolde sein, die sich regelmäßig nachts in der Tür irrten oder Ärger suchten. Der Mann rief zu mir hoch: »Sind Sie Herr David
Stark?« »Wer sind Sie, wer fragt dies?« »Ich habe einen Brief für Sie. Es ist dringend!« Entgegen meiner üblichen Vorsicht entschied ich, den Unbekannten zu dieser späten Stunde einzulassen. Etwas an seiner Redeweise, an seinem Tonfall erweckte ihn mir den Eindruck, dass er es ehrlich meinte und dass die Angelegenheit wichtig war. Als ich ihm die Ladentür, die zugleich unsere Haustür war, aufsperrte und ihn hereinbat, sah ich sogleich, dass er kein Herumtreiber war. Er war fein gekleidet, sein Haar trotz schwüler Sommernacht mit einem Dreispitz bedeckt, darunter Perücke mit französischem Zopf, der dunkle Gehrock und seine Beinkleider aus seidig glänzendem Stoff. Er zog aus
seinem Revers einen Umschlag und reichte ihn mir. »Bitte, Herr Stark, ein wichtiger Brief. Sie müssen ihn sofort lesen.« Er sprach eigentümlich, drückte sich aber gewählt aus, ich hatte diesen Dialekt jüngst bei Reisenden aus Berlin vernommen, die Halt in der Stadt gemacht hatten.

Dies ein weiterer Textschnipsel aus dem Buch „Der Schatz des Preussenkönigs“ des Wahl-Neu-Ulmer Autoren.

Buchpräsentation: Mittwoch, 19.3. um 19.30 Uhr.
Eintritt kosntenlos.