Donnerstag, 2.Februar

Heute haben
Johann Christoph Gottsched * 1700
James Joyce * 1882
Aldo Palazzeschi * 1885
Ayn Rand * 1905
Hella Haasse * 1918
Joanna Bator * 1968
Geburtstag
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Kurt Tucholsky

Ich gucke freundlich um die Oecke
und greife voller Seelenruh
der Muse unter ihre Röcke . . .
Und dabei, Leser, siehst du zu –?

Sie quietscht. Ich grinse. Sie verstehen:
Nicht immer gilt der Klassik Maß.
Denn was wir im Verborgnen drehen,
macht uns am allermeisten Spaß –!

(aus: Fromme Gesänge)
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Unser Bilderbuchtipp:


Franz Hohler (Text) und Kathrin Schärer (Illustrationen):
Das kleine Wildschwein und die Krähen
Hanser Kinderbuchverlag € 16,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Das Wildschwein-Ehepaar bringt ihren Kindern bei, wie sie die Erde aufwühlen, um an Wurzeln zu kommen, oder Stängel abknicken, um Maiskolben essen zu können.
Das kleinste Wildschwein hört jedoch lieber den Vögeln zu und grunzt im Bass mit. das gelingt so gut, dass es in den Vogelchor aufgenommmen wird. Großes Kopschütteln bei den verwirrten Eltern. Das kleine Wildschwein teilt sogar seine Maiskolben mit den Vögeln. Das geht so lange gut, bis es krank wird und auch Kastanien, die der Vater extra jenseits des Gotthardpasses holt nichts mehr helfen. Immer dünner wird das Kleine. Auch der Gesang der Vögel nützt nichts mehr. Nur Kastanien aus Paris würden es retten, meint der Wildschweindoktor. Aber so weit kann kein Wildschwein rennen. Wie gut, wenn man Freunde hat, die fliegen können …

Eine herrliche Tiergeschichte von Franz Hohler und in ihrer gekonnten Art passend illustriert von Kathrin Schärer.

Leseprobe
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Hier eine kleine Vorschau unserer Veranstaltungen:

Dienstag, 7.Februar, 19 Uhr
„Die 1.Seite“

Wir stellen folgende Bücher vor:
Claire Keegan: „Das dritte Licht“
H. W. Richter: „Geschichten aus Bansin“
Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“
Adi Hübel & Dietmar Herzog präsentieren ihr Buch: „Bei Anruf Wort“

Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei

Die „1.Seite“ gibt es immer am 1.Dienstag im Monat um 19 Uhr.
Also am 7.3., 4.4. … Im Mai fällt die „1.Seite“ aus.

Dienstag, 14.Februar, 19 Uhr
Jana Bürgers und ihre Zeit in der Ukraine

Im Rahmen der „Winterhilfe für die Ukraine“
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Im Anschluß Lyrik auf ukrainisch und deutsch
Bei uns in der Buchhandlung
Eine Spendenkasse steht bereit

Dienstag, 28.Februar, 19 Uhr
SüdwestPresse Forum
Elisabeth Zoll: „Wir bleiben!“

Warum sich Frauen aus der katholischen
Kirche nicht vertreiben lassen.
Im Stadthaus Ulm
Eintritt € 6,50

Mittwoch, 19.April, 19 oder 20 Uhr
Janina Hecht: „In diesen Sommern“

Sparkasse Ulm, Neue Mitte

Freitag, 28.April, 19 Uhr
Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“

Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 10,00

Mittwoch, 25.Oktober, 19 Uhr
Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“

Ort noch nicht bekannt
Eintritt € 10,00
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Konferenz Arctic Frontiers
„Die Arktis verliert ihren Schutzschild“

Das arktische Eis schmilzt schneller als gedacht. Über die Folgen debattieren Experten auf einer Konferenz im norwegischen Tromsö. Warum die Lage trotzdem nicht ausweglos ist, erklärt Meeresbiologin Boetius im Interview.

tagesschau.de: Bei der Konferenz geht es darum, wie der Klimawandel die Arktis verändert. Wie sehen die Auswirkungen aus?

Antje Boetius: Die sind recht dramatisch, so sagen es alle hier. Ob es die Vereinigung der Bürgermeister der Arktis ist, ob es die Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker sind, ob Wissenschaft oder Politik – alle sind sich einig: Keine andere Region der Erde steht vor solchen Herausforderungen, denn die Erderwärmung schreitet hier drei- bis viermal so schnell voran wie im Rest des Planeten.

Und das merkt man bei Eis und Schnee, bei Extremwettern oder bei der Frage nach den Chancen der jungen Generation. Die Frage ist: Wie geht man damit um, dass diese Krise überall zu merken ist und alle betrifft?

.

Das komplette Interview finden Sie hier auf tagesschau.de vom 1.2.2023

Freitag, 11.Februar


Heute haben
Karoline von Günderrode * 1780
ElseLasker-Schüler * 1869
Georg Hirschfeld * 1873
Irène Némirowsky * 1903
Sidney Sheldon * 1917
Maryse Condé * 1937
Frank Schulz * 1957
Geburtstag
und es ist der Todestag von Sylvia Plath (+ 1963)
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Kurt Tucholsky

Ich gucke freundlich um die Oecke
und greife voller Seelenruh
der Muse unter ihre Röcke …
Und dabei, Leser, siehst du zu -?

Sie quitscht. Ich grinse. Sie verstehen:
Nicht immer gilt der Klassik Maß.
Dann was wir im Verborgnen drehen,
macht uns am allermeisten Spaß -!
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Isabelle Autissier: „Klara Vergessen
Aus dem Französischen von Kirsten Gleinig
Goldmann Verlag € 12,00

Murmansk, nördlich des Polarkreises. Juri kehrt nach langer langer Zeit in seine Heimatstadt zurück. Sein Vater liegt im Sterben und er hat darum gebeten, seinen Sohn zu sehen, der damals vor ihm, einem herrischen und hartherzigem Vater nach Nordamerika geflüchtet ist. Juri, mittlerweile ein ambitionierter Ornithologe, betritt mit gemischten Gefühlen das Krankenzimmer. Sein Vater, ein immer noch verbitterter alter Mann, bittet ihn das Rätsel um seine damals verhaftete Mutter zu lösen. Als vierjähriges Kind wurde sie vor seinen Augen mitgenommen. Er blieb mit seinem Vater allein. Sie kam niemals mehr zurück. Juri sperrt sich, er möchte sich nicht mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, verspricht es aber dann doch und macht sich auf die Suche nach alten Akten. Vor Juri öffnet sich allmählich eine Welt voller Entbehrungen, Unterdrückung und Verbannung.
Seine Großmutter war zur Zeit Stalins eine Geologin. Sie wird als Spionin verdächtigt und verhaftet. Russland sucht fieberhaft nach Uranvorkommen und sie wird auf eine Insel im höchsten Norden gebracht, um dort Bodenproben zu entnehmen und zu analysieren.
Juri wird in den Bann der Geschichte seiner Vorfahren gezogen und stößt schließlich auf eine Wahrheit, die ihm vor Augen führt, wie eng alle Schicksale seiner Familie miteinander verbunden sind.
Ein fesselnder Roman, der den hohen Norden in seiner Naturgewalt leuchten lässt, uns mitnimmt hinaus aufs kalte Meer und über einen Jungen, den die Liebe zu den Vögeln vieles ertragen lässt.
Ein Buch, das ich angefangen habe und nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Dienstag, 21.Dezember

Küken 21 von Anke Raum

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Heute ist Winteranfang und es haben
Jean Racine * 1639
Isolde Kurz * 1853
Heinrich Böll * 1917
Thomas Hürlimann * 1950
Geburtstag.
Es ist der Todestag von Kurt Tucholsky und Leon Feuchtwanger
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„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“
Kurt Tucholsky
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Was für ein toller Fotoband:

Benjamin Grant / Timothy Dougherty: „Unsere Erde – vorher und nachher
250 Satellitenaufnahmen zeigen, wie wir die Welt verändern
Übersetzt von Nina Goldt
DuMont Verlag € 38,00

„Es liegt eine Kraft darin, die Welt von oben zu sehen.“
Benjamin Grant

Roger Willemsen beendet seinen schmales Buch „Wer wir waren“ mit Berichten von Menschen, die die Erde von „aussen“ gesehen haben und wie sich ihre Einstellung zu unserem Planeten geändert hat.
Hier haben wir Dank der modernen Technik phantastische Satellitenaufnahmen unserer Erde. Kunstwerke sind sie. Ob Wüstenlandschaften, der Suezkanal, die grauen Dächer von Neu Dehli, der Strand von Rimini, Industrie- und Straßenlandschaften, Flughäfen – so aus der Ferne betrachtet strahlen sie eine unglaubliche Schönheit aus. Die Gewächshäuser im Süden Spaniens gleichen einem großen Gemälde, Straßenzüge mit Einfamilienhäuser bilden Perlenketten in allen Farben.
Und gleichzeitig spielt in diesem Bildband der Faktor „Zeit“ eine große Rolle.
Wie hat sich unsere Erde in den letzten Jahrzehnten verändert. Die Auswirkungen von Konsum, Urbanisierung, Transportwesen und Umweltkatastrophen werden sichtbar gemacht: Im Niemandsland entstehen neue Städte, durch Brandrodung wird Agrarfläche nutzbar gemacht und durch neue Staudämme verschwinden ganze Landstriche peu à peu unter Wasser. Die Aufnahmen veranschaulichen aber auch, wie die menschliche Kraft für den Klimaschutz genutzt werden kann, z. B. durch die restlose Beseitigung des Mülls von 80.000 Besuchern beim Burning Man Festival.

Ein wunderschöner Bildband, der an eine Ausstellung mit riesigen Ölgemälden erinnert.
Und wenn wir das Museum verlassen brüllt uns der Straßenverkehr entgegen.

Dienstag, 6.Juli

Heute haben
Emil Barth * 1900
Unica Zürn * 1916
Bernhard Schlink * 1944
Bodo Kirchhoff * 1948
Hilary Mantel * 1952
Geburtstag
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Johann Wolfgang von Goethe
Freudvoll und leidvoll

Freudvoll
Und leidvoll
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
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Juli
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 6,00

Am 3.Juli 2018 habe ich das Bändchen auch vorgestellt. So wie jedes Jahr. Damals haben wir wohl unter der Hitze gestöhnt. Jetzt kommen fast täglich Regenschauer und auch heftige Gewitter.
Trotzdem: Der Sommer ist da, die längsten Tage sind schon vorbei und wer im Norden Urlaub macht, oder in Flensburg wohnt, der merkt deutlich die Helligkeit bis in die tiefsten Abendstunden.
Auch in vielen anderen Dingen ist 2021 anders als 2018. Da können Gedichte wahre Wunder wirken.

Der Sommer hat schon lang eröffnet
Sommergewitter
Sommernächte und Gartenfreuden
Endlich Ferien
Sommerfreuden
Hochsommer
heißen die Überschriften und zeigen uns, wo es hier lang geht.

Theodor Storm
Sommermittag

Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.

Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk‘,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
„Nun küsse mich, verliebter Junge;
Doch sauber, sauber! nicht zu laut.“

Kurt Tucholsky
Feldfrüchte

Sinnend geh ich durch den Garten,
still gedeiht er hinterm Haus;
Suppenkräuter, hundert Arten,
Bauernblumen, bunter Strauß.

Petersilie und Tomaten,
eine Bohnengalerie,
ganz besonders ist geraten
der beliebte Sellerie.

Ja, und hier –? Ein kleines Wieschen?
Da wächst in der Erde leis
das bescheidene Radieschen:
außen, rot und innen weiß.

Sinnend geh ich durch den Garten
unsrer deutschen Politik;
Suppenkohl in allen Arten
im Kompost der Republik.
Bonzen, Brillen, Gehberockte,
Parlamentsroutinendreh …
Ja, und hier –? Die ganz verbockte
liebe gute SPD.
Hermann Müller, Hilferlieschen
blühn so harmlos, doof und leis
wie bescheidene Radieschen:
außen rot und innen weiß.


Freitag, 11.Juni

Heute haben
Ben Jonson * 1572
William Styron * 1925
Diana Kempff * 1945
Richard Pietraß *1946
Geburtstag
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Kurt Tucholsky
Park Monceau


Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen.
Hier bin ich Mensch – und nicht nur Zivilist.
Hier darf ich links gehn. Unter grünen Bäumen
sagt keine Tafel, was verboten ist.

Ein dicker Kullerball liegt auf dem Rasen.
Ein Vogel zupft an einem hellen Blatt.
Ein kleiner Junge gräbt sich in der Nasen
und freut sich, wenn er was gefunden hat.

Es prüfen vier Amerikanerinnen,
ob Cook auch recht hat und hier Bäume stehn.
Paris von außen und Paris von innen:
sie sehen nichts und müssen alles sehn.

Die Kinder lärmen auf den bunten Steinen.
Die Sonne scheint und glitzert auf ein Haus.
Ich sitze still und lasse mich bescheinen
und ruh von meinem Vaterlande aus.
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Unser Sachbuchtipp:


Stefan Klein: „Wie wir die Welt verändern

Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes
S.Fischer Verlag € 21,00

Was passiert, wenn man bei einem Sachbuch mit dem letzten Kapitel anfängt?
In diesem Fall bin ich über jede Menge Zahlen gestolpert und war mitten in den Themen Artensterben, Klimawandel und warum wir Menschen nicht kapieren, dass wir jetzt handeln müssen, um diesen Umwandlungen ernsthaft etwas entgegensetzen zu können.
Ein paar Zahlen gebe ich hier weiter:

60 % aller Säugetiere sind Zuchtvieh, 70 % aller Vögel Geflügel.
In den letzten 30 Jahren ging die Zahl der Brutvögel um 14 %, die der Fluginsekten in Deutschland um 80 % zurück.
Zum Thema, dass wir zu viele Menschen auf der Erde sind, schreibt Stefan Klein:
Die Biomasse aller 7,8 Milliarden Menschen bildet zusammen nicht einmal ein Zehntausendstel der irdischen Biomasse der Erde. Im Vergleich zur Biomasse aller Tiere sind es nicht einmal ein Dreißigstel
Die gesamte Weltbevölkerung wiegt weniger als alle Termiten zusammen.
Wir wissen, und nicht erst seit gestern, das wir mitten in einer Klimakrise stecken. Wir merken das sogar mitten in Deutschland. Aber warum wollen wir das nicht wahrhaben?
„Der Zweck der Gemeinschaft ist es, ein Bollwerk gegen das innere und äußere Chaos zu schaffen, um das Leben erträglich zu machen und die menschliche Rasse am Leben zu erhalten.“
Dies schrieb James Baldwin 1962 in einem Essay und Stefan Klein bemerkt dazu, das wir diese Sicherheit als Menschen suchen und brauchen und eine unsichere Zukunft wollen wir nicht an uns heranlassen und er schreibt weiter, dass es zwei Arten der Problembehandlung gibt.
1.Phase: Hier wird nach bewährten Methoden ein Problem behandelt und gelöst.
2.Phase: Wenn dies nicht gelingt, dann kommen unorthodoxe Lösungsmöglichkeiten ins Spiel, die bisher als nicht realisierbar, undenkbar waren und es stellt sich heraus, dass diese Möglichkeiten doch existieren und wir uns wundern, warum wir das nicht schon viel früher gemacht haben.

Was hat dies aber mit dem Rest des Buches zu tun? Darin geht es um die Geschichte des kreativen, schöpferischen Denkens, von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Klein zeigt auf, dass viele wegweisende Ideen lange brauchten, bis sie sich durchgesetzt haben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Kreativität in der Interaktion zwischen Menschen entsteht. (s.a. das Buch „Im Grunde gut“) Einstein hat seine Relativitätstheorie nicht alleine entwickelt, Frau Curies forschte zusammen mit vielen aus ihrer Familie, die mehrere Nobelpreise bekommen haben. Mozart stammt aus einem sehr musikalischen Haus.
Und dies alles zusammen führt uns dann zum letzten Kapitel, in dem wir gefordert sind, an die Probleme des Anthropozäns (s. John Green) gemeinsam heranzugehen.

Gestern abend habe ich mich online zur Jahreshauptversammlung der GLS Bank zugeschaltet. Dort gab es u.a. ein Interview mit Eckhart von Hirschhausen und eine Diskussionsrunde mit einer jungen Frau von der Insel Pellworm, die mit anderen jungen Menschen, die Klage (Recht auf eine lebenswerte Zukunft) ans Bundesverfassungsgericht eingereicht hat und Recht bekommen hat, mit Carola Rackete und dem Vorstandssprecher der Bank. Diese Menschen beschäftigen sich auf verschiedenen Ebenen mit den oben genannten Themen (Klimawandel, Biodiversität, …) und wurden am Schluss gefragt, was sie rückblickend vom Jahr 2030 her gesehen, sagen würden, was sie am meisten gefreut hat.
Einstimmig kam die Antwort, dass wir Menschen es gemeinsam geschafft haben, Lösungen zu finden.

Leseprobe

9. Januar

Heute haben
Karel Capek * 1890
Kurt Tucholsky * 1890
Simone de Beauvoir * 1908
Heiner Müller * 1929
Klaus Schlesinger * 1937
Geburtstag

Kurt Tucholsky
Ach lege Deine Wange

Wenn ich mal wütend bin
Auf meinen Theo
Und er mir Szenen macht,
Weil ich mit Leo,
Wenn er dann „Dirne“ schreit
Und wer weiß was spricht,
Wenn er mich gar bespeit,
Weil er so naß spricht,

Dann zürn‘ ich nicht,
Dann zank‘ ich nicht,
Dann schrei‘ ich nicht,
Dann schelt‘ ich nicht,
Dann bin ich liebenswürdig,
Liebenswürdig,
Liebenswürdig, liebenswürdig,
Ich hab‘ Kultur
Und ich sage nur:

„Ach, lege Deine Wange
Doch mal an meine Wange
Und bleibe da recht lange
Mit Deiner Wange,
Du süßer Herzens-Clown!
Ich kann Dir stundenlang,
Stundenlang, stundenlang,
In die Augen schau’n,
Ja, stundenlang.

Tritt mir im Omnibus
Wer auf die Beine,
Wenn ich mal rausgehn muß
Und da ist schon eine,
Sitz‘ ich am Steuerrad —
Gott soll bewahren! —
Und schreit der Schupo „Wat?
Sie könn’n nicht fahren?“

Dann zürn‘ ich nicht,
Dann zank‘ ich nicht,
Dann schrei‘ ich nicht,
Dann schelt‘ ich nicht,
Dann bin ich liebenswürdig,
Liebenswürdig,
Liebenswürdig, liebenswürdig,
Ich hab‘ Kultur
Und ich sage nur:

„Ach, lege Deine Wange
Doch mal an meine Wange
Und bleibe da recht lange
Mit Deiner Wange,
Du süßer Herzens-Clown!
Ich kann Dir stundenlang,
Stundenlang, stundenlang,
In die – Schnauze hau’n,
Ja, stundenlang!
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Emilia empfiehlt:

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Mary Norton:Die Borger
Aus dem Englischen von Christiane Jung
Neu illustriert von Emilia Dziubak
Sauerländer Verlag € 14,99
Hörbuch gesprochen von Katharina Thalbach € 16,95

Am 19.November stellte Anja Reiprich dieses Kinderbuch vor. Die 10jährige Enkelin Emilia hat das Buch während der Weihnachtsferien gelesen und war sehr begeistert von der Lektüre, dass ich dies hier auf dem Blog erwähnen möchte.
Sehr spannend sei das Buch, die Verfolgungsjagd und die unerwarteten Hilfen, auf die die kleinen Borger treffen.
Seien Sie also nicht besorgt, wenn Ihnen mal ein Löffelchen abhanden kommt. Seifenschalen werden gerne als Badewannen benutzt und Nähgarn als Strickwolle. Alles Kleinzeug, was sich vermeintlich in Ritzen versteckt hat und verloren gegangen ist, befindet sich in guten Borgerhänden.
Aber: Bitte nicht nachforschen, was sich bei Ihnen unter dem Fußboden tummelt. Dann verschwinden nämlich die Borger für immer. Das wäre dann doch auch schade.
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Morgen gibt es die 18.Sonntagsskizzen von Detlef Surrey.
Diesmal: Menschen alleine

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Menschen zu skizzieren, die alleine sind, ist etwas diffizil. Sie sind oft sehr aufmerksam – und bemerken es schnell, wenn sie gezeichnet werden.

In diesem Fall lächle ich, bedanke mich bei ihnen und zeige ich ihnen die Zeichnung. Bisher hatte ich erfreulicherweise ausschließlich positive Reaktionen.

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Straßenmusiker vor dem Kölner Dom
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Wir vergeben zehn Eintrittkarten.
Einfach in der Buchhandlung anrufen und Ihren Namen durchgeben.
Telefon 0731 67137

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Gesprächskonzert mit dem Vogler Quartett

Mittwoch, 13. Januar 2016, 20 Uhr | Ulm
In der Reihe »klassisch!«
Moderation: Jürgen Kanold
Museumsgesellschaft, Neue Str. 85, 89073 Ulm
Eine Kooperation der Südwest Presse mit der Museumsgesellschaft Ulm
www.museumsgesellschaft-ulm.de

Frank Schneider:  „Eine Welt auf sechzehn Saiten

Gespräche mit dem Vogler Quartett

Es ist die Königsdisziplin der Kammermusik, und seit dreißig Jahren zählt das 1985 in Ost-Berlin gegründete Vogler Quartett zu den international renommiertesten Streichquartetten – in unveränderter Besetzung. Diese Gespräche mit Frank Schneider, dem langjährigen Intendanten des Berliner Konzerthauses, zeigen, wie ein gemeinsames Musikerleben über eine so lange Zeit die Spannung halten kann. Eine sehr persönliche Künstlerbiografie, mit Reflexionen zum musikalischen Selbstverständnis, kunstpolitischen Engagement und, natürlich, dem Alltag zu viert.

Donnerstag

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Nicht vergessen:
Freitag, 17.1. um 19 Uhr
Clemens Grote liest „Kühe in Halbtrauer“ von Arno Schmidt
Eintritt frei
Wir beginnen pünktlich
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Heute haben
Kurt Tucholsky * 1890
Karel Capek * 1890
Simone de Beauvoir * 1908
Heiner Müller * 1919
Klaus Schlesinger * 1937
Gisbert Haefs * 1950
Benjamin Lebert * 1982
Geburtstag.
Das ist mal eine illustre Gesellschaft.

Als Nachklapp zum Fest vor ein paar Wochen:

Kurt Tucholsky
Weihnachten

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse gröhlt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
uns Deutsche mir der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!

Und gleich noch eins hinterher:

Silvester

Im niedern Zimmer
zieht sich der Pfeifenrauch in dicken, blauen Schwaden.
Der Nachtsturm rüttelt an den Fensterladen;
die brave Lampe leuchtet mir wie immer.

Wie stets glüht mir der rote Wein
im festen Glase mit dem Kaiserbilde;
ein stiller Wein – er mundet mir so milde –
ich träum ins Glas – was spiegelt sich darein?

Vier lange Jahre.
Es hieß sich immer wieder, wieder ducken
und schweigen und herunterschlucken.
Der Mensch war Material und Heeresware.

Das ist vorbei.
Was ist uns nun geblieben?
Wo ist das Deutschland, das wir ewig lieben?
Wofür die Plackerei?

Für nichts.
Ich tue einen Zug – die Pfeife knastert –
Was hat man uns gebetet und gepastert –
Tag des Gerichts!

Und wißt ihr, wer uns also traf?
Der Koksbaron und der Monokelträger,
das Bürgerlamm und der Karrierejäger –
Ihr lagt im Schlaf.

So wacht heut auf!
Wir trugen unser Kreuz und jene ihre Orden
wir sind gestoßen und getreten worden:
Muschkot, versauf!

Vergeßt ihr das?
Denkt stets daran, wie jene Alten sungen!
Ich aber komm euch in Erinnerungen
ein volles Glas -!
___________________________

Fangen wir doch gleich mal mit einem Werbefilmchen für das Buch an:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=d-rMJiSSqCM]

Nora Gantenbrink: „Verficktes Herz
Rowohlt Verlag € 12,99
als eBook € 10,99

Ganten

„Liebeskummer ist das größte Arschloch, das es gibt. Und das Problem ist, dass es so ein unlösbares Problem ist. Dass du ja nichts dagegen tun kannst. Außer warten. Die Lösung des Problems ist also: Das Warten muss gut sein, verdammt gut. Im Warten braucht es Yoga, braucht es Rausch, braucht es gute Geschichten und noch bessere Kurzgeschichten.“
Ein starker Start für diesen schmalen Band mit 14 Erzählungen, der 1986 geborenen Autorin, die mittlerweile als Journalistin für den Spiegel schreibt. Diesen Hauptberuf merkt man den Geschichten an. Sie sind flüssig geschrieben: knapp, präzise und auf den Punkt gebracht. Nora Gantenbrink schreibt über die Liebe in den verschiedensten Varianten, über Sex ohne Liebe, Verlust und Sehnsucht. Über ein Zuhause, die eigenen vier Wände und über Menschen, die keines haben. „Verficktes Herz“ ist dann auch gleich die erste Geschichte und mit so einem Buchtitel hat man natürlich einen Hingucker. Da war der Verlag pfiffig, hat das schmale Bändchen schön gestaltet und zum Hingucker gemacht.
Wo wir gerade den „Silvester“ von Kurt Tucholsky hatten; auch hier gibt es eine prima Silvestergeschichte, in der die Hauptperson zu einem privaten Fest zum Jahreswechsel eingeladen worden ist. Eigentlich aus Notlösung und auch ihr kommt es komisch vor, dass sie dorthin geht. Jedoch will sie sich nicht langfristig festlegen, sondern nur noch spontan den Jahreswechsel feiern. Die zwei Pärchen, die schon ums Essen sitzen, dürfen nicht reden, weil zu erst „Ekel Alfred“ in der Glotze kommt und dann „Dinner For One“. Also ein Muss für jeden Silvesterabend, der auch so zelebriert werden soll. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Bekannte des Wohnungsbesitzer, dessen Freundin das Sagen hat, das Zimmer stürmen, schwer angeschlagen sind und diverse Überraschungen im Gepäck haben. Die Silvesterfeier eskaliert, es kommt zu großen Streitereien, Zerwürfnissen, einer eingeschlagene Tür und die Polizei taucht auch noch auf. Aus dem trauten geplanten Zusammensitzen, wurde dann doch noch ne wilde Party.
Nora Gantenbrinks Erzählungen lesen sich in einem Rutsch weg. Sie überzeugen nicht immer, haben jedoch einen eigenen Ton und ich hoffe, wir dürfen noch mehr von der jungen Autorin lesen. Vielleicht nicht gleich einen Roman, aber noch ein Bändchen mit Geschichten fände ich sehr prima.

Leseprobe