Montag, 18.September


Heute haben
Samuel Johnson * 1709
Justinus Kerner * 1786
William March * 1893
Jens Rehn * 1918
Geburtstag
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Winfred Hermann Bauer
Over The Edge

Ein Tretminenfeld hinter mir
Den Abgrund
Vor Augen
Überkommt mich eine überraschende Leichtigkeit
Ja Lebendigkeit
Angesichts des Todes
Als wäre er die geheime Triebfeder
Der Kampfkraft
Insbesondere in einem Krieg
Den wir doch immer vermeiden wollten
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Unser Buchtipp:


Birgit Schönau: „Die Geheimnisse des Tibers
Rom und sein ewiger Fluss
C.H.Beck Verlag € 28,00

Die ewige Stadt lässt Birgit Schönau nicht los. So hat sie vor Jahren für die Süddeutsche Zeitung u.a. über die beiden römischen Fußballmanschaften die italienische Fußballnationalmannschaft geschrieben. In der Casa die Goethe haben wir gemeinsam mit ihr und einer Reisegruppe ihr Buch „Gebrauchsanweisung für Rom“ präsentiert. Lang ist’s her.
Jetzt dreht sie den Spieß um und erzählt nicht über die ewige Stadt, sondern über den ewigen Fluss. Wobei beide sehr eng miteinander verbunden sind und wir natürlich eine 3000-jährige Geschichte der Stadt Rom präsentiert bekommen. Nur aus einem anderen Blickwinkel. Und wie sie das schreibt und Geschichten an Geschichten reiht, macht ungemein Laune das Buch zu lesen. So viele Dinge wusste ich nicht und ich freue mich über jedes neue Kapitel.
So beginnt Birgit Schönau mit der Mythenwelt, mit Legenden, der Aeneis, geht über zum römischen Weltreich, in die Renaissance und die Welt der Päpste, bis in die Gegenwart. Dies alles verschmilzt in einander, da die alte Geschichte mit der Neuzeit eng verknüpft ist.
Der Fluss (il fiume), wie die RömerInnen sagen, war schon immer ein Transportweg, eine Lebensader und ein Teil der Industrialisierung durch seine vielen Mühlen im Wasser. Er wird geliebt und gefürchtet. Die Hochwasserhöchstände sind immer noch in der Altstadt an Kirchenwänden markiert. Die Reichen bauten ihre Villen bis an den Tiber, die Armen wurden dort hinverfrachtet. Dort wo das ganze Abwasser, der Müll und die Krankheiten existierten.
Aber auch in der Gegenwart lässt uns der Fluß nicht los. In vielen Filmen taucht er auf und da er im letzten Sommer nur noch ein Rinnsal war, hat ein Filmemacher den Fluss (digital) ganz austrocknenlassen, um zu zeigen, was es mit dem Klimawandel auf sich hat.
Diese Doppelbiographie zeigt die ganze Bandreite von Geschichte, Politik, Kunst und Kloake und dies in vielen unbekannten Episoden aus den letzten 3.000 Jahren.

Leseprobe
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„Das Weib ist ein Kerl“
Schauspiel von Wolfgang Schukraft

Uraufführung am 14.10.2023
Im Kunstverein Ulm, Kramgasse 4
Darsteller: Sven Djurovic
Inszenierung: Wolfgang Schukraft

Die aktuelle und mit viel Leidenschaft geführte Gender-Diskussion mag vielen als Thema erscheinen, das erst in unseren Tagen die Öffentlichkeit bewegt. Aber dem ist nicht so. Wohl immer schon gab es Menschen, die sich nicht in die „normalen“ Rollenbilder von Mann und Frau fügen konnten und wollten. So gab es im Frankreich des 18. Jahrhunderts eine historisch verbürgte Person: die Chevalière d’Eon. In ihrer Biografie schreibt sie, dass sie zwar als Frau geboren, aber zum Mann erzogen wurde und das Leben eines Mannes führte: als Spion am Zarenhof, hochdekorierter Kämpfer in französischen Kriegen undbevollmächtigter Minister in England. Mit 50 Jahren zwang sie der Befehl Ludwig des XV, ihr restliches Leben als Frau zu leben.

Ganz anders und doch so ähnlich stellt sich in dem neuen Stück von Wolfgang Schukraft das Schicksal eines Bundeswehroffiziers dar. Auch er ist, wie der französische Edelmann, Soldat, Afghanistan-Veteran, Ehemann und Familienvater. Mit 40 Jahren unterzieht er sich, nicht durch äußeren Zwang wie der Chevalier, sondern aus freien Stücken und seinem tiefen inneren Empfinden folgend, einer Geschlechtsumwandlung. Zwölf Stunden vor der entscheidenden Operation lässt er sein Leben Revue passieren. Er steht an einem „Point of no return“.

Die Schicksale des französischen Chevaliers aus dem 18. Jahrhundert und des deutschen Offiziers von heute ergänzen sich in vielfacher Hinsicht, in ihren Gemeinsamkeiten ebenso wie in ihren Unterschieden. Vor allem aber machen sie den Kopf frei für das Verständnis für Menschen, die nur eines wollen: Sein zu dürfen, was und wie sie sind.

Beginn jeweils 19 Uhr

Premiere:
Samstag, 14.10.23
Sonntag, 15.10.23
Sonntag, 22.10.23
Freitag, 27.10.23
Samstag, 28.10,23
Samstag, 04.11.23
Sonntag, 05.11.23
Samstag, 11.11.23
Sonntag, 12.11.23
Samstag, 18.11.23
Sonntag, 19.11.23
Samstag, 25.11.23
Sonntag, 26.11.23

Karten ab sofort bei der Bücherstube Jastram

Wolfgang Schukraft, Theaterei-Prinzipal a.D.
wschukraft@gmail.com
www.schukrafts.de

Sonntag, 6.November

Dienstag, 8.November ab 19 Uhr
Jastrams 1.Seite

Wir stellen wieder vier Romane vor.

Annika Büsing: Nordstadt
Dörte Hansen: Zur See
Anna Woltz: Nächte im Tunnel

und Christiane Wachsmann liest aus ihrem neuen Roman: Lilits Töchter

Mit dabei natürlich Clemens Grote

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Am Mittwoch, den 16.November geht es los.
Wolfgang Schukrafts neues Theaterstück „Revoluzzerkind“ hat Premiere.
Immer ab 19 Uhr im Kunstverein Ulm.
Vorverkauf bei uns in der Buchhandlung.

Premiere am Mittwoch, 16.11., 19 Uhr
Revoluzzerkind“ von Wolfgang Schukraft.
Es spielen Celia Endlicher und Marion Weidenfeld
Inszenierung: Wolfgang Schukraft

Danach immer am Donnerstag und Sonntag um 19 Uhr
Weitere Infos auf www.schukrafts.de

Freitag, 4.November


Heute haben
Felix Braun * 1885
Klabund * 1890
Gert Ledig * 1921
Judith Herzberg * 1934
Bettina Wegner * 1947
Erich Wolfgang Skwara * 1948
Geburtstag
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Verurteile nie einen Menschen, in dessen Lage du nicht gewesen bist.
Gert Ledig
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Dienstag, 8. November ab 19 Uhr
„Die 1.Seite“

Wir stellen folgende Bücher vor:

Annika Büsing: Nordstadt
Dörte Hansen: Zur See
Anna Woltz: Nächte im Tunnel

und Christiane Wachsmann liest aus ihrem neuen Roman: Lilits Töchter

Mit dabei natürlich Clemens Grote
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Am Mittwoch, den 16.November geht es los.
Wolfgang Schukrafts neues Theaterstück „Revoluzzerkind“ hat Premiere.
Immer ab 19 Uhr im Kunstverein Ulm.
Vorverkauf bei uns in der Buchhandlung.


Wolfgang Schukraft:

Für die einen waren sie Revolutionäre und Idealisten, die den Versuch unternahmen, die politischen Zustände in Deutschland zu ändern, für die anderen waren sie Terroristen und Verbrecher, die keine Skrupel kannten.

Ein Konflikt, der auch noch heute emotional geführt wird.

In meinem Stück „Revoluzzerkind“ möchte ich die Geschichte von einer anderen Warte aus erzählen. Viele dieser RAF-Mitglieder hatten Kinder, die nicht mit im Untergrund leben konnten, sondern versorgt werden mussten. Wie haben sie diese Zeit erlebt, was ist aus ihnen geworden?

Dem menschlichen Aspekt wird der gesellschaftlich-politische Aspekt gegenübergestellt. Das Stück beginnt mit einer schicksalhaften Begegnung bei einer Ausstellungseröffnung und es entsteht eine berührende Geschichte über die ersten Opfer der RAF: die Kinder. Auch wenn in diesem Theaterstück das Motive aus dem Leben von Ulrike Meinhof anklingen, sind Personen und Handlung dennoch fiktiv.

Felix Huby, der bekannte, jüngst verstorbene Autor von Fernsehsendungen, Theaterstücken und Büchern ließ Wolfgang Schukraft nach der Lektüre seines Stückes wissen: „Für mich war es besonders spannend, weil ich ja ein Zeitzeuge der 68er Jahre bin. Ich finde, Schukraft hatte eine wunderbare Idee, und sie ist genial umgesetzt. Man kann dem Stück nur wünschen, dass es Erfolg hat, wenn die Theater endlich wieder spielen dürfen.

Anlass zu meinem Stück war die Information, dass viele der damaligen Top-Terroristen Kinder hatten:

Gudrun Ensslin hatte einen Sohn, Felix
Ulrike Meinhof hatte Zwillinge, Bettina und Regine
Andreas Baader hatte eine Tochter, Suse
Angelika und Volker Speitel hatten einen Sohn, Grischa
Susanne Albrecht hatte einen Sohn, Felix
Marianne Herzog hatte einen Sohn, dessen Name ich nicht kenne.

Mich beschäftigte die Frage: Was wurde aus den Kindern, als die Eltern in den Untergrund gingen? Wie wirkten sich diese Erfahrungen bei ihnen aus.

Nach den umfangreichen Recherchen (übrigens das Schönste für mich beim Stückeschreiben) habe ich ein Theaterstück geschrieben, in das Berichte und Erfahrungen dieser Kinder einflossen. Es hat trotzdem eine eigene Wahrheit und Wirklichkeit und kann nicht auf reale Personen eingeengt werden.

Ich bin Ulrike Meinhof begegnet. Von 1968 bis 1971 (damals war ich gerade 21 Jahre alt) arbeitete ich als Redakteur in der Fernsehabteilung des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart. In dieser Zeit wurde dort ein Drehbuch von Ulrike Meinhof verfilmt: „Bambule“.

Sie schildert darin die autoritären Methoden der Heimerziehung in einem Berliner Mädchenheim. Es kommt zu einer Revolte der Heiminsassinnen gegen die unterdrückerischen Strukturen. Es ist eine „Bambule“, ein Aufstand.

Der Film kann auch als eine Parabel auf die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit und als ein indirekter Aufruf zum Klassenkampf verstanden werden.

Frau Meinhof war während der Dreharbeiten oft im Stuttgarter Fernsehstudio. Ich meine mich zu erinnern, dass der Regisseur Eberhard Itzenplitz sich oft gegen die Forderung von Frau Meinhof wehren musste, in jedem Satz ihre politische Botschaft unterzubringen. Es sollte ja ein Fernsehspiel werden und kein offensichtliches politisches Manifest. Da sich Ulrike Meinhof nicht in allem durchsetzen konnte, zog sie sich vor Drehende zurück.

Außerdem erinnere ich mich an die Darstellerinnen der Mädchen, die aus Fürsorgeeinrichtungen kamen und sehr authentisch ihre Situation gespielt haben.

Am 24.Mai 1970 sollte dieser Fernsehfilm ausgestrahlt werden. 10 Tage vorher beteiligte sich Ulrike Meinhof an der Befreiung von Andreas Baader und lebte von da an im Untergrund. Daraufhin wurde „Bambule“ aus dem Programm genommen. Erst 25 Jahre später wurde der Film gesendet.

Mi, 16.11._19 UhrKunstverein Ulm, Kramgasse 4
(hinter dem Ulmer Münster)
Premiere Revoluzzerkind
von Wolfgang Schukraft. Es spielen Celia Endlicher und Marion Weidenfeld, Inszenierung: Wolfgang Schukraft
Do, 17.11._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
So, 20.11._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
Do, 01.12._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
So, 04.12._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
Do, 08.12._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
So, 11.12._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
Do, 12.01._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind
So, 15.01._19 UhrKunstverein UlmRevoluzzerkind