Heute haben
Oskar Panizza *1853 und
Hans Werber Richter * 1908
Loriot (Vicco von Bülow) * 1923
Er würde also heute 90 Jahre alt werden.
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Oskar Panizza
Aus dem Tagebuch eines Hundes
Wurde heute an meinen neuen Herrn verkauft. Ich komme vom Lande. Seit gestern bin ich in der Stadt. Alles ist mir, neu und drängt sich in Form merkwürdiger Eindrücke auf. Ich kann sagen, seit gestern fühle ich, daß ich ein Hund bin. Ich denke. Früher that ich dies Alles unbewußt. Ich sehe, Denken ist eine Arbeit, die oft Schmerz bereitet. Was mich beunruhigt, ist, daß man sie nicht freiwillig verrichtet. Ich bin nicht mehr so glücklich wie früher, aber stolzer. – Daß die Menschen in kleinen Hüttchen beieinander wohnen, wußte ich aus meinem früheren Aufenthaltsort. Aber hier geht Alles ins Schauerliche, Steinerne, Unermeßliche. Ganze Aecker lang dehnen sich hier die Straßen, beiderseits mit wuchtigen, pfundigen Stein-Anlagen besetzt, die weit über die Baugeschicklichkeit des Dachses hinausgehen. Diese Stein-Anlagen sind mit Gucklöchern versehen, aus denen die Menschen oft blitzschnell den Kopf herausstrecken. Dabei kommt es vor, daß, während auf der einen Seite Einer einen Kopf herausstreckt, auf der andern Seite Jemand antwortet. Der Eine nimmt dann einen weißen Fetzen, und streckt ihn in kurzen, unbeholfenen Stößen zum Vis-à-vis hinüber. Die Person drüben steht erst lang steif und regungslos dort; dann hebt sich bei ihr die Oberlippe und die obere Reihe weißer Zähne wird sichtbar. Wozu? Was soll das dumme Zeug? …
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Ich habe es wieder einmal geschafft und den Weg ins Kino gefunden. Einmal im Jahr ist es fast schon ein Muss, wenn ein neuer Woody Allen-Film herauskommt.

Die Zeitungen war schon voll des Lobes für den neuen Streifen vom alten Meister aus Manhattan. Und diesmal hatten sie wirklich recht mit ihren Beurteilungen. Es ist zwar ein typischer Woody Allan-Film mit all seinen atemberaubenden Locations und seiner hervorragender Besetzungen (wobei wir hier in Deutschland wohl einige der Schauspieler gar nicht kennen), und trotzdem ist es fast ein Cate Blanchet-Film. War Sandra Bullock in „Gravity“ fast allein unterwegs, so hat Cate Blanchet jede Menge Menschen / Schauspieler/innen um sich herum, steht aber absolut im Mittelpunkt. Wie sie sich wandelt, von der Partykönigin der Upper Eastside zur vorsichhinbrabbelnden Baglady, das ist schon mehr als gekonnt. Der Film arbeitet mit Rückblenden, so dass wir diesem Untergang immer näher kommen.
Es beginnt damit, dass Jasmine (die sprechen das immer „Jazzman“ aus!) im Flugzeug eine ältere Dame volllabert und auch am Gepäckband nicht aufhört. Sie redet und redet. Und so endet der Film auch wieder. Sie redet und redet und redet. Jasmine hat alles verloren. Ihren Satus, ihr Geld, ihren Sohn und ihren Ehemann, der auf offener Straße festgenommen wird, da er Gelder veruntreut hat. Sie kann und will es nicht wahrhaben, dass sie nun mittellos ist und sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern muss. Sie fliegt also von New York nach San Francisco zu ihrer Schwester, die in sehr einfachen Verhältnissen mit ihren Kinder aus erster Ehe lebt. Mit dabei: Ihr Freund, ein Automechaniker. Für Jasmine eine sehr fremde Welt. Gleich zu Beginn kommt Woody Allen auf den Punkt, als er die beiden Schwestern darüber reden lässt, warum Jasmine erster Klasse geflogen ist, wo sie doch kein Geld mehr hat. Ginger sieht das sehr pragmatisch und käme nie auf die Idee, so teuer zu fliegen. Das koste ja soviel wie ein Kleinwagen. Jasmine versteht das überhaupt nicht. Für sie war es eher selbstverständlich mit dem Privatjet unterwegs zu sein.
Ich denke, Sie finden in den Kulturseiten der Zeitungen ausführlichere und detailliertere Besprechungen; dies soll nur ein Anreiz sein, sich den Film anzuschauen. Und da wir wissen, dass es diesmal nicht lustig zugeht und dass der tapsige Zahnarzt, bei dem Jasmin als Arzthelferin arbeiten geht, eher zu den schwächern Partien gehört, müssen wir auch gar nicht auf Allen-Klamauk warten.
Für mich ein grossartiger Kinoabend, der fast etwas theaterhaftes hatte. Cate Blanchet könnte mit dieser Rolle auf die Bühnenbretter gehen und einen Monolog halten. Wir würden es ihr abnehmen, so stark, wie sie das spielt.
Ich bin schon auf das nächste Werk gespannt, da dieser Film, laut Allen, schon zwei Jahre alt ist und eigentlich schon ein nächster fertig sein müsste.
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Trailer in englisch
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Trailer in deutsch
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Woody Allen Interview
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Nochmals Woody Allen