Freitag, 23.September


Heute haben
Theodor Körner * 1791
Jaroslav Seifert * 1901 (Nobelpreis 1984)
Dominique Aury * 1906
Per Olov Enquist * 1934
Geburtstag
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Alfred Lichtenstein (1889 – 1914)
Kriegers Sehnsucht

Möchte in meinem Bett
Liegen im weißen Hemd,
Wünschte, der Bart wäre weg,
Der Kopf gekämmt.

Die Finger wären rein,
Die Nägel dazu,
Du, meine weiche Frau,
Sorgtest für Ruh.
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Eine Wiederentdeckung:


Friedrich Gorenstein: „Haus mit Türmchen
Aus dem Russichen von Olga Radetzkaja
Mit einem Nachwort von Katja Petrowskaja
Friedenauer Presse € 16,00

Die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, ein kleiner Junge fährt mit seiner Mutter in einem Evakuierungszug durchs Land. Die Mutter ist schwer erkrankt, wird bei einem Halt aus dem Zug geholt und auf einer Bahre weggetragen. In dem Durcheinander verlieren sich die beiden und der Junge bleibt zurück bei einem Haus mit Türmchen. Doch er gibt nicht auf, ist dauernd am Rennen, findet seine Mutter im Krankenhaus und erlebt dort ihren Tod mit. Mit ein paar Habseligkeiten begibt er sich auf eine weitere Zugfahrt zu seinem Großvater.
In einer fast dokumentarischen Sprache erzählt Gorenstein, der selbst Vater und Mutter verloren hat, die Reise des Jungen zwischen den vielen Erwachsenen. Er trauert, tritt aber dennoch bestimmt auf. Ihm wird geholfen, er wird betrogen und trotzdem geht die Reise weiter.
1964 erschien diese kleine Erzählung und es war der einzige Text, der in der Sowjetunion veröffentlicht werden durfte. Er zeigt Menschen in einer Ausnahmesituation und wie man im Krieg Mensch bleiben kann.
Das Nachwort von Katja Petrowskaja trägt sehr zum Verständnis der Hintergründe bei und zieht auch immer wieder Paralellen zum jetzige Krieg in der Ukraine.

Friedrich Naumowitsch Gorenstein, 1932 in Kiew als Sohn jüdischer Eltern geboren, war Schriftsteller und Drehbuchautor; er schrieb u. a. das Skript von Andrej Tarkowskijs „Solaris“ (1972). Sein Vater wurde als „Staatsfeind“ erschossen, seine Mutter starb während des Kriegs an Tuberkulose. „Haus mit Türmchen“ erschien 1964. Er starb 2002 in Berlin.
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Wir haben während des Klimastreiks unseren Buchladen von 15 bis 17 Uhr geschlossen.
Danach ist bis 18 Uhr wieder geöffnet.

Donnerstag, 19.Mai

Besuch am frühen Morgen

Heute haben
Rahel Varnhagen von Ense * 1771
Fritz Rudolf Fries * 1935
Otto Jägersberg 1942
David GLattauer * 1960
Jodi Picoult * 1966
Geburtstag
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Heute auf dem Gedichte-Kalender:

Karl Bröger (1886-1944)
Aufschwung

Unter uns gähnt Nacht und Grauen
und ein Meer von totem Blut.
Brüder, laßt uns aufwärts schauen,
wo allein die Rettung ruht.

Droben schwingt in hoher Runde
Stern bei Sternen aus und ein,
Zeichen einem neuen Bunde
zwischen Mensch und Mensch zu sein.

Brüder, schaut, wie frisches Hoffen
leuchtend in das Dunkel bricht.
Morgen tritt, vom Glanz getroffen,
der versöhnte Mensch ins Licht.
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Unser Buchtipp:


Katja Petrowskaja: „Das Foto schaute mich an
Bibliothek Suhrkamp € 25,00

Katja Petrowskaja ist in Kiew geboren, lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Berlin. Die Kiewer Vororte Butscha und Irpin sind die Orte ihrer Kindheit und auch die letzten Sommer hat sie dort verbracht. In der FAZ schreibt sie seit 2015 Texte zu Fotos und jetzt erscheint eine Sammlung von 52 Kolumnen.
Es sind Fotos aus privaten Alben. Fotos, die sie in Ausstellungen gesehen hat, oder in diversen Tageszeitungen und wie man halt über Fotos stolpert. Wir finden das rauchvernebelte schwarze Gesicht eines Grubenarbeiters, ein syrisches Geflüchtetenpaar bei der Landung auf Lesbos („Venus ist wieder da“), ihre Mutter Jahre vor ihrer Geburt, Eisblumen in Davos und einen schwarzer Opernsänger 1953 in einem Park in Leningrad. Ein blinder Junge und eine Frau mit hochtoupierter Frisur inmitten von vielen anderen Frauen am Fließband in Bottrop.
Dazu denkt sie sich Geschichten aus, recherchiert aber auch akribisch, wo und wann das Foto entstanden ist und wer die Person darauf ist. Es entstehen kleine Prosastücke wie Perlen an einer Kette. Ein Stück Zeitgeschichte erzählt in einer minimalistischen Form.
Ein Foto zeigt sie selbst als Mädchen, wie sie mit der linken Hand ein Bild malt. Jetzt wird ihr klar, dass sie irgendwie anders ist, woher ihre Macken kommenund dass sie wohl umerzogen worden ist in der Sowjetunion. Bis sie am Ende entdeckt, dass das Foto spiegelverkehrt ausgedruckt worden ist. Also ist sie doch keiner der Engel über Berlin. Aber es hätte ja sein können. Ein bißchen von diesen Gedanken bleiben in ihr.

Leseprobe
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Heute in der Stadtbibliothek:

Buchpräsentation in der Stadtbibliothek Ulm
Donnerstag, 19.Mai, 19:30 Uhr

Christine Langer: „Ein Vogelruf trägt Fensterlicht“

Traumnuance
Das ist poetisches Denken, sagst du,
Dieses Befinden zwischen Bewegung und Stillstand,
Schließ die Augen, ich lese dich auf.


An der Schwelle
Lichtrisse schieben den Himmel vor sich her, bevor sie die Abend-
Glocken in die Baumwipfel hängen
Schwer wiegen sich die Schatten des Walds in den Wolken
Und spannen Laken über die Erde
Der Geruch feuchter Steine trägt Spuren wilder Tiere in mein Haus:
Ich habe die Stirn gelehnt an die offene Tür der Nacht

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tagesschau.de / Von Kathrin Hondl, ARD-Studio Genf:

Weltwetterorganisation zu Klimakrise
„Größte Gefahr in diesem Jahrhundert“

Höchststände bei Treibhausgasen und Meeresspiegel – Klimaforscher melden alarmierende Werte in mehreren Bereichen. Und eine Trendwende beim Klimawandel ist nicht in Sicht.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprach von einer „düsteren Litanei des Versagens der Menschheit“. Der neue Bericht der Weltwetterorganisation WMO hält fest: Auch 2021 gab es wieder klare Zeichen für den menschengemachten Klimawandel – neue Rekorde bei Treibhausgaskonzentrationen, dem Anstieg des Meeresspiegels, sowie Temperaturanstieg und Versauerung der Ozeane.
Extremwetter habe Menschenleben und Wohlstand zerstört und zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von Hunderten von Milliarden Dollar geführt.
Weiteres Hitzerekordjahr wird kommen
Der neue Klimabericht bestätigt auch: Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Auszeichnungen. 2021 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,11 Grad über dem vorindustriellen Niveau. 
Das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels – also die Begrenzung der globalen Erhitzung auf 1,5 Grad – sei eine enorme Herausforderung, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem weiteren Hitzerekordjahr komme.

Der komplette Bericht auf tagesschau.de

Samstag, 5.März

Heute haben
Rosa Luxemburg  * 1871
Pier Paolo Pasolini * 1922
Geburtstag
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„Reden ist unser Privileg. Wenn wir ein Problem haben, das wir nicht durch Reden lösen können, dann hat alles keinen Sinn.“
Rosa Luxemburg
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Neue Bände aus der Inselbücherei

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„Seit Tagen lebt meine Mutter in einem Luftschutzkeller. Sie ist 86. Sie ist Kriegskind und hat schon einmal die Stadt zerbombt gesehen. Sie sitzt dort unten mit 150 Leuten in einem Kellerraum unter einer Schule in Kiew. Die ganze Zivilbevölkerung in den europäischen Staaten muss auf die Straße gehen.“
Katja Petrowskaja, Schriftstellerin


Literaturhaus Stuttgart
„Ukraine im Krieg“

Montag, 14.03.22 / 19.00 Uhr

Einordnen 19.00 – 19.45 Uhr
Karl Schlögel (Berlin) und Christian Neef (Hamburg)
Moderation: Volker Weichsel (Berlin)
Kurzlesungen aus Texten von: Serhij Zhadan und Tanja Maljartschuk

Schreiben 20.00 – 20.45 Uhr
Tanja Maljartschuk (Wien/Iwano-Frankiwsk), Viktor Martinowitsch (Minsk), Sasha Filipenko (Belarus/Schweiz) und Katharina Raabe (Berlin)
Moderation: Schamma Schahadat (Tübingen)
Kurzlesungen aus Texten von: Viktor Martinowitsch und Juri Andruchowytsch

Handeln 21.00 – 21.45 Uhr
Oxana Matiychuk (Czernowitz), Kateryna Stetsevych (Berlin/Czernowitz)
Gitte Zschoch (Stuttgart), Kateryna Mishchenko (Kiew)
Moderation: Claudia Dathe (Jena)
Kurzlesungen aus Texten von: Valzhyna Mort und Katja Petrowskaja

Der Abend ist eine Initiative des Literaturhaus Stuttgart im Partnerverbund mit der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Institut für Auslandsbeziehungen, dem Netzwerk der Literaturhäuser und in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Stuttgart, dem Haus der Heimat BW und der Stadt Stuttgart.

Lesung und Gespräch

Volker Weichsel (Moderation)
Schamma Schahadat (Moderation)
Claudia Dathe (Moderation)

Eintritt frei

Den Livestream finden Sie am Montag 14,03.22. ab 18.45 Uhr unter www.literaturhaus-stuttgart.de/event/ukraine-im-krieg-5215.html oder auf vimeo.com/683720956.


Mittwoch

Heute haben
Christian Weise * 1642
Fritz von Herzmanovsky-Orlando * 1877
Jaroslav Hasek * 1883
Luise Rinser * 1911
Sven Nordqvist * 1946 (da freuen sich aber Findus und Pettersson)
Ulla Hahn * 1946
Alexander Osang * 1962
Geburtstag.
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Nach unserer Buchhandelstagung fuhren wir direkt ins Literarhaus Stuttgart, um Katja Petrowskaja live erleben zu können. Es wurde ein sehr interessanter Abend mit einer sympatischen, aber auch kantigen Autorin, die viel über sich und ihr Buch erzählte.

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Ich habe zwei signierte Ausgaben ihres Buches: „Vielleichter Esther“ mitgebracht, die sich dann ab heute vormittag auf unserem Büchertisch befinden.

Esther

Da es dann aber ein so langer Tag geworden ist und ich sehr spät ins Bett kam, passiert heute nicht mehr auf dem Blog. Wenn ich wieder ausgeschlafen bin, geht es munter wieder weiter.

Dienstag

Heute haben Johanna Schopenhauer * 1766
Herman Burger * 1942
und Tom Hanks * 1956
Geburtstag.
Tom Hanks hat sich eingeschlichen, nicht weil er auch Bücher geschrieben hat, aber spielt halt den Großbuchhändler Fox in „eM@il für Dich“ / „You’ve got Mail“, gegen den die Besitzerin der kleinen Buchhandlung um die Ecke kämpft.
Ein Muss für mich an regnerischen Tagen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=1-0EUud1v-g]

Und für Alle, den gleich mal den Schluss sehen wollen.
Hier kommt er:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=SPA8v06EsIY]
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Während der schönsten Sommertagen erscheint dieses Winter-DVD.
Sehr gut, dann haben Sie jede Menge Zeit, sich die „Winternomaden“ zu kaufen und später anzuschauen. Und das sollten Sie wirklich machen, denn es ist ein großartiger Film.

Winter

Winternomaden
Regie: Manuel von Stürler

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Yo7Zo09Jnzk]

Drei Monate dauert der Almabtrieb der 800 Schafe, den die beiden Schäfer jedes Jahr bewerkstelligen. Er macht es seit 32 Jahren, sie ist deutlich jünger als er und erst seit Kurzem dabei. Regisseur Stürler ist eigentlich Musiker und hat auf diesem Gebiet gleich ein Meisterwerk abgeliefert. Er hat einen Abtrieb ohne Kamera mit den beiden gemacht, sich so ihr Vertrauen gewonnen und das nächste Jahr ging es dann mit der Kamera los.
Ein Film, so archaisch, dass einem fast die Spucke wegbleibt. Wir erfahren und viel und ganz wenig über die beiden Schäfer Carole und Pascal. Wir wissen lange auch gar nicht, wie es zwischen ihnen steht. Die Schafe sind im Mittelpunkt und die Kälte, der Schnee, der Winter. Die Schäfer übernachten mit ihnen auf  freiem Feld, nur mit einer Plastikplane überdacht. Der Film zeigt genau das Gegenteil unserer schnellen, modernen Welt. Hier gibt es keine Goretex-Klamotten und das Neueste vom Neuen. Hier kleiden sich die beiden in Wolle und Mützen und Regenhosen aus Plastik. Gearbeitet wird so, wie es die Tage und wie es die Veränderung der Natur zulassen. Jedes Jahr gibt es Veränderungen. Nicht jeder Bauer liebt es, wenn diese Herde über sein Kleefeld läuft. Neue Siedlungen stören den Zug der Herde. Es gibt bewegende Momente im Film, wenn die Schafe entlang einer Schnellstraße entlangzotteln, wie die Schäfer unter einer Autobrücke, an einem Pfeiler, rasten. Das Bild, wenn sie vorausgeht,die Leitschafe mit Brot anfüttert und er hinten versucht diese Schafwolke in die richtige Richtung zu drängeln; wenn die Hunde um die Herde sausen und die vollgepackten Esel nebenher trotten, das werden Sie nicht mehr vergessen.
Es ist ein Film, der weit ab allem Mainstream ist, ein Film, der einen so richtig erdet, wenn wir die zufriedenen Gesichter von Carole und Pascal sehen, wenn sie am Lagerfeuer sitzen.
Der Film erhielt den Europäischen Filmpreis.
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Katja Petrowskaja hat mit ihrem Text: „Vielleicht Esther“ (über die Vertreibung der Juden in Kiew im 2. Weltkrieg) den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis gewonnen.
Weitere Preise gingen an Verena Güntner, Benjamin Maack und Heinz Helle. Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an Nadine Kegele.
Der kelag-Preis ging an Verena Güntner, die in Ulm geboren ist für „Es bringen“.

Hier können Sie die Texte nachlesen und sich das eine oder andere Video anschauen.