Donnerstag, 7.September

www.stielecht.de

Heute haben
Catharina Regina von Greiffenberg * 1633
Edith Sitwell * 1887
Taylor Caldwell * 1900
Geburtstag
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Hermann Hesse
Spätsommer

Noch einmal, ehe der Sommer verblüht,
wollen wir für den Garten sorgen,
die Blumen giessen, sie sind schon müd,
bald welken sie ab, vielleicht schon morgen.

Noch einmal, ehe wieder die Welt
irrsinning wird und von Kriegen gellt,
wollen wir an den paar schönen Dingen
uns freuen und ihnen Lieder singen.
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Für jeden Tag des Jahres 2024 ein Blatt.



„Tag für Tag“
Weltliteratur zum Abreißen
Reclam Verlag € 16,80

„Abreißen, loslassen“
Großartige Gedanken und Lebensweisheiten
Diogenes Verlag € 18,00

„Karicartoon 2024“
Espresso Verlag € 15,90

„365 Gute Tom-Tage!
Lappan Verlag € 16,00
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Unser Jahresplaner ist in kleiner Auflage wieder da.
Einfach vorbeikommen und abholen.


Mittwoch, 9.August


Heute haben
Michail Soschtschenko * 1894
P.L. Travers * 1899
Tommaso Landolfi * 1908
Tove Jansson * 1914
Willi Heinrich * 1920
Klaus Nonnenmann * 1922
Linn Ullmann * 1966
Geburtstag
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Hermann Hesse (+9.August 1962)
August

Das war des Sommers schönster Tag,
Nun klingt er vor dem stillen Haus
In duft und süßem Vogelschlag
Unwiederbringlich leise aus.

In dieser Stunde goldnen Born
Gießt schwelgerisch in roter Pracht
Der Sommer aus sein volles Horn
Und feiert seine letzte Nacht.
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Wir freuen uns riesig über den Deutschen Buchhandlungspreis 2023 und auf die Verleihung am 2.Oktober in Stuttgart. Vielen Dank für die vielen Glückwünsche, die uns auf verschiedene Art erreicht haben.
Aber was wäre unsere Buchhandlung ohne die tollen KundInnen, die uns täglich besuchen kommen.

Danke.
Das ganze Jastram-Team

Freitag, 27.August


Hermann Hesse
Spätsommer

Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.

Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.

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Unser Kinderbuchtipp:

Kim Fupz Aakeson: „Hugo & Hassan forever
Illustrationen: Rasmus Bregnhøi
Aus dem Dänischen von Franziska Gehm
Klett Kinderbuchverlag € 15,00
Kinderbuch ab 8 Jahren

(Illustrationen: Rasmus Bregnhøi)

Hugo und Hassan sind zurück. Und wie! Die beiden (Maul)Helden halten sich für die Größten, gründen eine Heavy Metall Band (also fast), verdienen Millionen auf YouTube (also fast) und werden fast noch Gangster. Ansonsten sind sie halt doch noch Buben, streiten sich, toben rum und haben tolle Ideen.
Eine schöne Idee der beiden Buchmacher ist, als Hugo bei Hassan zum Fastenbrechen eingeladen ist und in den Sprechblasen nur arabische Schriftzeichen zu lesen sind und Hugo und wir nichts verstehen.
Ich habe mich so auf den zweiten Band gefreut, als ich ihn in Händen gehalten habe und diese Vorfreude wurde noch übertroffen.
Hurra!

Schauen Sie in die Leseprobe.
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen

Bettina Gabbe (Journalistin, Rom) empfiehlt:

1.Arnold Hauser: „Sozialgeschichte der Kunst und Literatur„, Gert Loschütz „Besichtigung eines Unglücks“ und Elizabeth Bowens „Der letzte September„.
2.Als Neuerscheinung würde ich unbedingt Bowen empfehlen. Als spannenden Klassiker die „Odyssee„.
3.Immer schon mal wieder lesen wollte und will ich Manzonis „Die Verlobten/Die Brautleute„.

Grazie mille.

Donnerstag, 5.August

Heute haben
Guy de Maupassant * 1850
Per Wahlöö * 1926
David Baldacci * 1960
Geburtstag
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Heute ist auch der
internationaler Tag der Verkehrsampel – International Traffic Light Day
Tag der Auster – National Oyster Day in den Vereinigten Staaten
Tag des Abrackerns – National Work like a Dog Day in den USA
Tag der Unterwäsche – der amerikanische National Underwear Day

Mannmannmann
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Christine Lauer aus Frankfurt schreibt:

Im Garten meiner Mutter blühten in dieser Jahreszeit immer die Zinnien und ich fand in einem 1998 erschienenenTaschenbuch „Freude am Garten“von Hermann Hesse (Insel Verlag) den Text über die Zinnien, der aus seinen intensiven Gartenbetrachtungen um 1900 entstand.
So hatte ich heute die Idee, euch einen Auszug zu lesen…..
Gelesene Blumen, die euch entgegenblühen mögen…..

Und wir sagen DANKE!!

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Unser Bilderbuchtipp:


Heinz Janisch (Text) und Helga Bansch (Illustrationen):
Kitzeln kann man sicht nicht allein
Jungbrunnen Verlag € 16,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Kitzeln kann man sich nicht allein.
Es geht nicht.
Ich habe es probiert.
Mit den Fingerspitzen.
Mit einer Feder.
Mit einem Luftzug.
Ich habe es im Sitzen probiert, im Liegen und im Stehen.
Ich habe sogar einen Handstand dabei gemacht.

Ja, das stimmt. Sich selber kitzeln geht nicht so gut. Das Kind im Bilderbuch versucht es auch. Es klappt nicht. Es kann viele Dinge alleine machen: auf dem Baum sitzen und in die Gegend schauen, lesen, Lärm machen oder auf einem Bein stehen. Das schon.
Aber wenn Kinder zusammen sind, dann funktioniert das super. Bis sie Tränen lachen müssen.
Es gibt jedoch noch was viel Schöneres, was man machen kann, wenn man zu zweit, zu dritt, … ist.
Und das funktioniert auch bei Erwachsenen.
Ich verrat’s nicht. Einfach im Bilderbuch nachschauen.
Helga Bansch hat mit ihren sehr eigenen Art der Illustration und ihre Collagetechnik eine schöne Phantasiewelt geschaffen, die den Text erst zu einem Gesamtkunstwerk macht.
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Eine Buchhändlerin aus der Buchhandlung Idstein empfiehlt:

1.Benedict Wells: „Hard Land
2.Delia Owens: „Der Gesang der Flusskrebse
3.Gioconda Belli: „Die bewohnte Frau

Danke!!!
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Die € 2.000 sind geschafft.
Vielen Dank für’s Mitmachen. Es geht weiter.
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Paraná-Fluss
Südamerikas Lebensader in Gefahr

tagesschau.de: 04.08.2021 17:17 Uhr

Der Paraná-Fluss führt so wenig Wasser wie seit Jahrzehnten nicht mehr, dabei ist er die Lebensader für viele Landstriche in Südamerika. Auch hier ist Urwaldzerstörung eine Ursache – mit dramatischen Folgen.
Von Matthias Ebert, ARD-Studio Südamerika

Hier geht es zum Artikel

Mittwoch, 26.Mai

Sonnenuntergang in Böfingen. Foto: Christa Lessner

Heute haben
Edmond Huot de Goncourt* 1822
Vitezslav Nerval * 1900
Erich Hackl * 1931
Geburtstag
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Hermann Hesse
Frühlingstag

Wind im Gesträuch und Vogelpfiff
Und hoch im höchsten süßen Blau
Ein stilles, stolzes Wolkenschiff. . .
Ich träume von einer blonden Frau,
Ich träume von meiner Jugendzeit,
Der hohe Himmel blau und weit
Ist meiner Sehnsucht Wiege,
Darin ich stillgesinnt
Und selig warm
Mit leisem Summen liege,
So wie in seiner Mutter Arm
Ein Kind.
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Unser Buchtipp:


Jessica Bruder: „Nomaden der Arbeit

Überleben in den USA im 21.Jahrhundert
Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner und Iris Hansen
Blessing Verlag € 22,00
Nomadland“ TB € 13,90

Wo gibt es denn so etwas? „Nomadland“, ein Film, der 3 Oscars, 2 Golden Globes, den Goldenen Löwen in Venedig bekam und Sieger beim Filmfestival in Toronto war, beruht auf eine Reportage. Und zwar eine höchstdotierte und vom New Yorker zum Buch des Jahres erkoren. Zurest gab es eine Kurzversion in Harper’s Magazine, bevor der ganz große Erfolg kam.
Jessica Bruder hat über Jahre hinweg Kontakte zu diesen Arbeitsnomaden gepflegt, ist mit ihnen gereist, hat mit ihnen gewohnt und auch gearbeitet. Einerseits das Gefühl von Freiheit, andererseits, und das überwiegt bei weitem, ein letzter Hoffungsschimmer für die vielen Menschen über 60, die eigentlich in Ruhe ihre Rente genießen könnten. Sie wohnen in ihren Wohnwagen und Wohnmobilen, ziehen von Job zu Job, verdienen meist nur den Mindestlohn und schauen, ob sie etwas für ein warmes Essen auf die Seite legen, oder für eine Zahnprothese sparen können. Sie arbeiten als ErntehelferInnen, auf Campingplätzen und sehr häufig bei Amazon, der sich diese Menschen an sich bindet. Amazon weiss, dass sie auf das (wenige) Geld angewiesen sind und ohne zu murren täglich 20 km in den Gängen zwischen den Regalen Warencontainer schieben und scannen, bis alles weh tut. Kein Problem: In den Gängen gibt es kostenlos Schmerzmittel – gesponsert von Amazon. Der hat noch einen weiteren Vorteil: da diese „Rentner“ während ihrer Zeit bei Amazon keine Sozialhilfe bekommen, erhält Amazon eine Steuererleichterung vom Staat. Aaah, so geht das.
Linda May (im Film gespielt von Frances McDormand) ist die Person, die sich durch die Reportage zieht, mit der Jessica Bruder den nähesten Kontakt hält, ohne bis ganz tief in deren Beweggründe, sich auf so ein Leben einzulassen, vorzudringen.
Sie haben alles verloren: den Job, das Haus, das Ersparte (durch die Finanzkrise 2008) und versuchen mit einer Art Galgenhumor über die Runden zu kommen. So lange zu arbeiten, bis ….
In dieser Reportage zeigt sich, dass die Schere zwischen arm und reich in den USA immer größer wird und deutsche Kritiker zeigen auf, dass Deutschland davon überhaupt nicht weit entfernt ist.

Leseprobe

Mittwoch

Sondermeldung / Eilmeldung
Der Abend mit dem Jaja Verlag am kommenden Freitag fällt wegen Fussball-WM (Frankreich – Deutschland) aus.
Aber: Das Imperium schlägt zurück.
Wir planen die Veranstaltung für den Herbst diesen Jahres.

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Heute haben
Abraham a Santa Clara * 1644
Friedrich Gottlieb Klopstock * 1724
Hermann Hesse * 1877
Josef Guggenmoos * 1922
Wislawa Szymborska * 1923
Jürg Amann * 1947
Geburtstag
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Friedrich Gottlieb Klopstock
Ihr Schlummer

Sie schläft. O gieß ihr, Schlummer, geflügeltes
Balsamisch Leben über ihr sanftes Herz!
Aus Edens ungetrübter Quelle
Schöpfe den lichten, kristallenen Tropfen!

Und lass‘ ihn, wo der Wange die Röt’ entfloh,
Dort duftig hintaun! Und du, o bessere,
Der Tugend und der Liebe Ruhe,
Grazie deines Olymps, bedecke

Mit deinem Fittig Cidli. Wie schlummert sie,
Wie stille! Schweig, o leisere Saite selbst!
Es welket dir dein Lorbeersprössling,
Wenn aus dem Schlummer du Cidli lispelst!

An sie

Zeit, Verkündigerin der besten Freuden,
Nahe selige Zeit, dich in der Ferne
Auszuforschen, vergoss ich
Trübender Tränen zu viel

Und doch kommst du! O dich, ja Engel senden,
Engel senden dich mir, die Menschen waren,
Gleich mir liebten, nun lieben
Wie ein Unsterblicher liebt.

Auf den Flügeln der Ruh, in Morgenlüften,
Hell vom Taue des Tags, der höher lächelt,
Mit dem ewigen Frühling,
Kommst du den Himmel herab.

Denn sie fühlet sich ganz, und gießt Entzückung
In dem Herzen empor die volle Seele,
Wenn sie, dass sie geliebt wird,
Trunken von Liebe, sichs denkt!
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Martin Amanshauser: „Falsch reisen“

Alle machen es
100 Geschichten
Picus Verlag €16,90
Auch als eBook für € 13,99 erhältlich

Martin Amanshauser, geboren 1968 in Salzburg, lebt in Wien und Berlin. Er ist Autor, Übersetzer aus dem Portugiesischen und Reisejournalist, u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“. Er ist ständig unterwegs, schreibt dazwischen aber Romane und Sachbücher und jeden Freitag die Reisekolumne „Amanshausers Welt“ in der Tageszeitung „Die Presse“.
www.amanshauser.at

In Form eines schicken kleinen Metallrollkoffers präsentiert sich dieses Reisebuch und will ein Handbuch des Weltenbummlers sein. Aber es ist weit mehr. Amanshauser erzählt uns in seinen hundert Geschichten, die auch noch alphabetisch sortiert sind alles, oder fast alles, über das Reisen und all die Fettnäpfchen, in die wir reintreten. Das betrifft nicht nur den Globetrotter, auch die Italienreisende, die am Gardasee schon haltmachen. Sei es das Trinkgeldgeben, das Rucksacktragen und wann überhaupt die Idee aufkam, mit einem Citybag herumzulaufen, Billighotels und Birdwatching sind weitere Themen. Haben wir nicht schon selbst nach einem Bier aus der Region gefragt und bekamen doch die gleiche Plörre, wie in all den anderen Flaschen? Unter dem Buchstaben K finden wir u.a. folgende Überschriften: Kinderfernreise, Kofferträger, Kotztüte, Kreditkarte, Kreuzfahrt und Krisengewinnler. Lustig wird es in der Geschichte: Reiseapotheke. Wer sich da nicht selbst findet???
Und mit den Geschichten: Warten, Weinkenner, Wein-Nachschenken, Weißer Sand und Zelturlaub entlässt uns Amanshauser in unseren wohlverdienten Urlaub. Wenn Sie das kleine Rollkofferbüchle mit im Reisegepäck haben, dann kann Ihnen fast nix mehr passieren. Obwohl? Ein anderer Österreichischer Schriftsteller lässt seine Romane mit „Jetzt ist wieder was passiert“ beginnen.
Na dann viel Vergnügen, denn nach der Lektüre der hundert gleichermaßen kurzweiligen wie erhellenden Betrachtungen zu nahezu allen Aspekten des Reisens will man tatsächlich nur eins: Koffer packen und wegfahren!

Freitag

Heute ist Hermann Hesses Todestag (+ 1962)
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Hermann Hesse
Bücher

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

Dort ist alles was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
Denn das Licht, danach du frugst,
In dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
In den Büchereien,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt –
Denn nun ist sie dein.
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Letzte Woche habe ich endlich diesen Film angeschaut und war sehr beeindruckt, nachdem die Romanvorlage schon enorm gut ist.

KevinBuchKevinDVD

Lionel Shriver: „Wir müssen über Kevin reden
Ullstein TB  € 9,99

We need to talk about Kevin
Großbritannien 2011
Regie: Lynne Ramsay
Buch: Lynne Ramsay, Rory Kinnear
Darsteller: Tilda Swinton, Ezra Miller, John C. Reilly, Rocky Duer, Jasper Newell
Länge: 110 Minuten
DVD € 14,99

Eva und Franklin sind glücklich verheiratet und erfolgreich im Beruf. Sie leben im Trubel von Manhattan. Was noch zu fehlen scheint, ist ein Kind. Als Eva schwanger wird, zieht es Franklin immer mehr auf’s Land und kauft dort ein riesiges Haus, das zwar mit dem Teuersten eingerichtet ist, aber eine enorme Kälte ausstrahlt. Kevin kommt zur Welt und seine Mutter Eva kann/will keine positive Beziehung zu ihm aufnehmen. Diese Kälte zwischen den beiden wird im Laufe der Jahre nicht besser. Wenn Franklin daheim ist, gibt sich Kevin ganz anders; er ist lustig, glücklich. Über das, was Kevin seiner Mutter tagsüber angetan hat, lächelt Franklin nur und tut es als Bubenstreiche ab. Eva wird immer agressiver, beurotischer und ist ein Nervenbündel. Auch als sieben Jahre später eine Tochter auf die Welt kommt (das wahre Gegenteil von Kevin), ändert sich nichts an dem Verhältnis von Mutter und Sohn. Auch die Beziehung der Eltern leidet immer mehr und eine Trennung steht im Raum. Mittlerweile ist Kevin 15 und zieht mit seinem Bogen und einem Köcher voller Pfeile in die Schule. Dort kommt es dann zu einem Massaker.
Das in Kurzform,was Lionel Shriver in ihrem Buch aufgeschrieben hat. Der Roman ist in Briefform gehalten, eine sehr persönliche Art der Kommunikation. Wie in einer Art Tagebuch notiert sie genau das, wie sie als Mutter das alles erlebt hat und wie es zu dieser großen Tragödie kommen konnte. Es war ja Geld vorhanden, Kevin bekam die beste Schulausbildung. Shriver will uns keine Anklage über die schlechten Eltern präsentieren, sondern lässt Eva zu Wort kommen und zwar nur sie.
Der Film arbeitet viel mit den Mitteln des Horrorfilm. Rot ist die prägende Farbe. Beginnend mit einer Tomatenschlacht und einer Unmenge von Menschen, die sich mit dieser Masse bewerfen und in der Tomatenmatsche liegen. Wir sehen Evas roten Hände und den Wasserhahn, wie sie versucht, sich die Farbe (Blut?) herunterzuwaschen. Immer wieder ist es diese knallige Farbe, die uns ins Auge springt. Dies konkuriert mit dem Wehen eines weißen Vorhanges und dem museumshaften Interieur ihres großen Hauses. Der Film springt in den Zeiten. Nicht kronologisch, wie das Buch, sind wir mal ganz zu Beginn der Partnerschaft von Eva und Franklin, dann sehen wir sie in einem alten, kleinen Holzhaus in der Vorstadt. Sie sieht schlecht aus und versucht sich einen Job zu angeln. Warum ist dieses Haus mit roter Farbe beschmiert? Warum sieht Eva so schlecht aus? Wo sie doch in der nächsten Szene wieder die schicke Mutter ist, die vezweifelt versucht mit ihrem Sohn zu spielen, zu kommunizieren. Die Sprünge gehen zwei Schritte vor und einen zurück. Wir merken, dass dies Ganze in einer Katastrophe enden wird, aber die Regisseurin Lynne Ramsay spannte mich ordentlich auf die Folter. Wir sehen Eva mit dem kleinen Kevin in ihrem teuren Auto und in der nächsten Sequenz, wie sie ihn im Gefängnis besucht. Auch dort herrscht beängstigte Sprachlosigkeit zwischen den beiden. Auch als, gegen Ende des Films, Kevin ein Paket mit lauter Fahrradschlösser erhält, weiß ich immer noch nicht, wofür das gut sein soll. Sein Vater lobt ihn für sein wirtschaftliches Denken, da Kevin meint, er hätte sie günstig bei ebay gekauft und könnte sie mit viel Gewinn in der Schule verkaufen.
Auch hier ist es keine Anklage. Der Film zeigt uns in seiner mosaikartigen Weise, wie die Tragödie seinen Lauf nimmt. Sehr bewegend und unheimlich gut gespielt von Tilda Swinton.

Leseprobe aus dem Roman

Trailer zum Film