Samstag, 7.Januar

Heute haben
Albrecht Haushofer * 1903
Erwin Wickert * 1915
Roland Topor * 1938
Helga Schubert * 1940
Franz Josef Czernin * 1952
Nicholas Baker * 1957
Friedrich Ani * 1959
Sofie Oksanen * 1977
Geburtstag
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Am gedeckten Kaffeetisch. Bis zum Ende des Sommers.
So konnte ich alle Kälte überleben. Jeden Tag. Bis heute.
Helga Schubert
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Unser Buchtipp (für den nächsten Urlaub):


Grégory Salle: „Superyachten
Luxus und Stille im Kapialozän
Edition Suhrkamp € 16,00

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Grégory Salle nimmt uns mit auf eine ganz besondere Reise zum Superkapitalismus. Jeff Bezos hat eine, Abramowitsch sowieso, die Scheichs warscheinlich mehrere und den russischen Oligarchen werden gerade welche weggenommen. 6.000 soll es geben und in den nächsten Jahren sollen noch 1.000 vom Stapel laufen.Wir reden hier von Superyachten. Sie sind für den Autor der Schlüssel zum Verständnis des gegenwärtigen Kapitalismus. Immer größer, im länger (die 100 Meter Schallmauer ist geknackt) sind diese Luxuschiffe. Sie zerstören den Meeresboden durch ihre Anker, sie verbrauchen Unmengen an Sprit (Einmal volltanken 1,5 Millionen), stoßen jede Menge CO2 aus und zeigen nicht nur auf dem Schiff die krasse Ungerechtigkeit zwischen Besitzenden und Arbeitenden.
Salles Essays geht aber nicht geradlinig voran, sondern listet auch schon mal sehr genau auf, was so ein Schiff alles „unter der Haube“ hat. die Faszination des Monströsen ist auch ihm anzumerken. Und gleichzeitig ist dieser Text eine große Abrechnung mit unserer kapitalistischen Gesellschaft und die darausfolgende Ungerechtigkeit.
Wer sich darauf einlässt, hat bei den 170 jede Menge Spaß.
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Gestern auf tagesschau.de

Studie zu Klimakrise
Schmilzt jeder zweite Gletscher weg?

Als Folge des Klimawandels wird einer im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Studie zufolge rund die Hälfte der Gletscher auf der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden. Selbst bei einer begrenzten Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter dürften nach Schätzungen der Forscherinnen und Forscher 49 Prozent aller 215.000 Gletscher bis zum Jahr 2100 abschmelzen.

Doch die Autorinnen und Autoren haben auch eine positive Botschaft: Sofortige Maßnahmen zum Klimaschutz und jede um ein Zehntelgrad geringere Erwärmung können den Prozess verlangsamen.

Den kompletten Artikel auf tagesschau.de finden Sie hier.

Samstag, 24.September

Bücher im Piemont (Fotos: Uwe)
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Horace Walpole * 1717
C.F.Ramuz * 1878
F.Scott Fitzgerald * 1896
Antonio Tabucchi * 1943
Geburtstag
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Eduard Mörike
Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
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Jetzt als Taschenbuch:


Helga Schubert: „Vom Aufstehen
Ein Leben in Geschichten
dtv € 12,00

Helga Schubert, 1940 in Berlin geboren, erzählt uns in einzelnen Episoden ihr Leben. Vom Vater, den sie nie kennengelernt hat, da er mit 28 Jahren im Krieg gestorben ist, von der Flucht vor den Russen und dem Aufwachsen mit einer traumatisierten Mutter, die diese Erlebnisse wohl nie richtig verarbeiten konnte. Die erste Episode schildert ihre Sommer bei der Großmutter, wo sie in der Hängematte im Garten liegt und es nach Obst und Gebäck riecht. Dort findet sie als Kind zur Ruhe, während sie in Berlin oft die Schule wechselt und von den Mitschülern gehänselt wird.
So öffnen sich immer mehr alte Schachteln mit Geschichten, Erinnerungen, Anektoden. Manchmal die gleichen Begebenheiten aus verschiedenen Perspektiven.
In der DDR arbeitet sie als Psychoanalytikerin und Schiftstellerin, darf aber nicht zu Preisverleihungen in den Westen fahren und kann mit über 50, nach der Wende, an den ersten freien Wahlen ihres Lebens teilnehmen. Was sie immer noch beschäftigt, ist das Verhältnis zu ihrer Mutter, denn sie habe drei Heldentaten in ihrem Leben vollbracht: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. Erst viele Jahre später hat sie ein Gespräch mit einer jungen Pastorin, die ihr zuhört und ihr in wenigen Sätzen die Last dieser Sätze abnimmt. Eine wunderbare Passage.
Helga Schubert hat aber trotz allem nie ihren Lebensmut, ihren Humor und das positive Denken verloren und so ist die letzte Geschichte „Vom Aufstehen“ eine kleine Zusammenfassung, wie sie als alte Dame morgens aus dem Bett steigt, sich um Mann und Frühstück kümmert. Dafür hat sie den Ingeborg Bachmann Preis erhalten.

Mittwoch, 7.April

April, April, der tut , was er will.

Heute haben
William Wordsworth * 1770
Victoria Ocampo * 1890
Johannes Mario Simmel * 1924
Cora Stephan / Anne Chaplet * 1951
Geburtstag
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Clemens Brentano
Palmkätzchen

Flachs von fauler Dirnen Rocken,
Flaum von zarter Knaben Kinn
Stehl ich, streue weiche Flocken
Unter eure Füße hin.

Weit her schlepp ich euch den Teppich,
Daß ihr nicht zerreißt die Socken
An dem Eppich – Wolle stepp ich
Ins Geläut der Blumenglocken.
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Unser Tipp:

Helga Schubert: „Vom Aufstehen
Ein Leben in Geschichten
dtv € 22,00

Helga Schubert, 1940 in Berlin geboren, erzählt uns in einzelnen Episoden ihr Leben. Vom Vater, den sie nie kennengelernt hat, da er mit 28 Jahren im Krieg gestorben ist, von der Flucht vor den Russen und dem Aufwachsen mit einer traumatisierten Mutter, die diese Erlebnisse wohl nie richtig verarbeiten konnte. Die erste Episode schildert ihre Sommer bei der Großmutter, wo sie in der Hängematte im Garten liegt und es nach Obst und Gebäck riecht. Dort findet sie als Kind zur Ruhe, während sie in Berlin oft die Schule wechselt und von den Mitschülern gehänselt wird.
So öffnen sich immer mehr alte Schachteln mit Geschichten, Erinnerungen, Anektoden. Manchmal die gleichen Begebenheiten aus verschiedenen Perspektiven.
In der DDR arbeitet sie als Psychoanalytikerin und Schiftstellerin, darf aber nicht zu Preisverleihungen in den Westen fahren und kann mit über 50, nach der Wende, an den ersten freien Wahlen ihres Lebens teilnehmen. Was sie immer noch beschäftigt, ist das Verhältnis zu ihrer Mutter, denn sie habe drei Heldentaten in ihrem Leben vollbracht: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. Erst viele Jahre später hat sie ein Gespräch mit einer jungen Pastorin, die ihr zuhört und ihr in wenigen Sätzen die Last dieser Sätze abnimmt. Eine wunderbare Passage.
Helga Schubert hat aber trotz allem nie ihren Lebensmut, ihren Humor und das positive Denken verloren und so ist die letzte Geschichte „Vom Aufstehen“ eine kleine Zusammenfassung, wie sie als alte Dame morgens aus dem Bett steigt, sich um Mann und Frühstück kümmert. Dafür hat sie auch letztes Jahr den Ingeborg Bachmann Preis erhalten.

Sowohl dieses Buch, als auch das von Gabriele von Arnim: „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ (das wir hier vor ein paar Tagen vorgestellt haben) sind für mich zwei Entdeckungen, die mich sehr bewegt, berührt und zum Nachdenken angeregt haben, da ich merke, wie klug und mit einem großen Wissen diese beiden Damen über ihr Leben schreiben.

Für mich jetzt schon zwei Höhepunkte in diesem Lesejahr.

Leseprobe