Montag, 3.April

Heute haben
George Herbert * 1593
Washington Irving * 1783
Peter Huchel * 1903
Märta Tikkanen + 1935
Johanna Walser * 1957
Geburtstag
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Hugo von Fallersleben (* 2.4.1798)
Die Gedanken sind frei

Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen,
mit Pulver und Blei.
Die Gedanken sind frei.

Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,
Doch alles in der Still
Und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
Kann niemand verwehren.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.

Nun will ich auf immer
Den Sorgen entsagen,
Und will mich auch nimmer
Mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen
Und denken dabei:
Die Gedanken sind frei.

Ich liebe den Wein,
Mein Mädchen vor allen,
Die tut mir allein
Am besten gefallen.
Ich sitz nicht alleine
Bei einem Glas Weine,
Mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei.
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Unser Tipp:


Christophe Boltanski: „Die Leben des Jacob“
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Hanser Verlag € 24,00

Dies ist der zweite Roman von Christophe Boltanski. Wieder begibt er sich auf Spurensuche, die er literarisch verarbeitet. Im Roman „Das Versteck“ erzählte er über seine jüdischen Großeltern anhand ihres Hauses in der Rue de Grenelle in Paris, jetzt kommt er in den Besitz von wahnsinnig vielen Fotostreifen aus Fotoautomaten. Ein gewisser Jacob B’chiri hat sich in den Jahren 1973 bis 1974 immer wieder selbst abgelichtet. Der Autor geht diesem Pänomen nach, er will die Hintergründe dieses merkwürdigen Fundes aufdecken. Die Spur, die von Paris über Rom und Marseille führt, zu den Friedhöfen von Djerba und an die Ränder der israelischen Negev-Wüste, beschreibt er in diesem Buch. Dabei fördert er eine unglaubliche Biographie zu Tage, in der sich Kriegs- und Exilerfahrung mit künstlerischen Ambitionen vermischen. Leichthändig und klug setzt er das Leben eines Fremden zu einer Erzählung über Identität, Glauben und die großen Tragödien des 20. Jahrhunderts zusammen.

Leseprobe

Christophe Boltanski, 1962 in Paris geboren, arbeitete lange als Journalist und Kriegsreporter bei Libération und Nouvel Observateur und war Chefredakteur der Zeitschrift XXI. Er ist der Sohn des Soziologen Luc Boltanski und ein Neffe des bildenden Künstlers Christian Boltanski. Sein erster Roman Das Versteck (Hanser, 2017) war ein Überraschungserfolg in Frankreich und wurde mit dem Prix Fémina ausgezeichnet.
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Am kommenden Dienstag, den 4.April gibt es wieder eine „Erste Seite“ mit neuen Büchern, aus den Clemens Grote vorliest:
Wir beginnen, wie immer, pünktlich um 19 Uhr.
Dieses Mal sind es sogar fünf Bücher.

Carolina Schutti: „Meeresbrise“
Markus Orths: „Mary & Claire“
Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“
Tarjei Vesaas: „Der Keim“
Laurent Mauvignier: „Von Menschen“

Der Eintritt ist frei.
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Liebe Freunde,
wir laden Euch/Sie alle herzlich ein zur Vernissage „Kunstwerke von Jesiden“ am
Donnerstag, den 06. April 2023 um 18.00 Uhr
im Stadthaus Ulm, Münsterplatz, Ulm

In den Jahren 2015/2016 wurden ca. 1000 sexuell missbrauchte Jesid*innen, v.a. Frauen und Kinder aus Syrien und dem Nordirak im Rahmen eines speziellen Sonderkontingents in Baden-Württemberg aufgenommen. Diese Frauen und Kinder waren zuvor aus der IS-Gefangenschaft befreit worden, viele hatten darin Angehörige verloren, waren selbst versklavt, schwer misshandelt und in einem sehr schlechten psychischen und körperlichen Zustand. 
Das BFU war seinerzeit bei den Planungsrunden zur psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung dieser Jesidinnen in Baden-Württemberg beteiligt. Nach Ulm wurden 65 Jesidinnen verlegt. Davon waren (und sind noch) 35 Klient*innen in kunsttherapeutischer Einzel- oder Gruppenbehandlung im BFU, einige zusätzlich in einzelpsychotherapeutischer Behandlung im BFU. Für die Kunsttherapie wurde eigens ein Atelier im Wohnhaus der Jesid*innen nach deren eigenen Vorstellungen eingerichtet.
Die beiden Kunsttherapeutinnen des BFU, Regine Schempp und Indira Grabovac, haben in den vergangenen über 5 Jahren nicht nur therapeutisch Außerordentliches geleistet, sondern sie waren für die jesidischen Mädchen und Frauen, ebenso für die Jungs und die kleineren Kinder wichtige Ankerpersonen geworden. Sie waren fast die einzigen Deutschen, die regelmäßig Kontakt zu den Jesidinnen hatten, denn ihr Wohnort musste wegen der weiter bestehenden Bedrohung durch den IS geheim bleiben. 

An der Vernissage werden Bilder und Skulpturen gezeigt, die in den vergangenen 5 Jahren im Rahmen von Gruppen- und Einzelkunsttherapie für Jesid*innen im BFU entstanden sind. Der auf dem Plakat von einer Klientin schön gestaltete Pfau ist der Engel „Tausi-Melek“. Er wird von den Jesiden besonders verehrt, da er an der Schöpfung der Welt aktiv beteiligt gewesen sei. Gott habe Melek Taus als Wächter der Welt und als Vermittler zwischen sich und den Menschen eingesetzt. Er wird als Pfau dargestellt. Neben anderem sehen radikal-islamische Fundamentalisten den Glauben an den Engel Melek als „Teufelsanbetung“ an, auf die sie die Verfolgung der Jesiden gründen.

Ich lade Sie/Euch hiermit herzlich ein zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung!

Das Grußwort spricht Frau Bürgermeisterin Iris Mann. Die beiden Kunsttherapeutinnen werden über die Bilder und den therapeutischen Prozess berichten. Ein jesidischer Musiker (Saher Issa aus Solingen/NRW) wird einige traditionelle jesidische Lieder auf seiner Baglama vortragen.

Für das leibliche Wohl ist gesorgt!

Das BFU-Team und die Jesidischen Klient*innen freuen sich auf Ihr/Euer zahlreiches Erscheinen!
Beste Grüße
Manfred Makowitzki, Leiter BFU
Leiter Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm
Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm (BFU)
T: 0731 – 88 07 08 91, F: 0731 – 88 07 08 99
Wagnerstr. 65
89077 Ulm
m.makowitzki@rehaverein.de

Samstag, 25.März

Heute haben
Flannery O’Connor
Wieslaw Mysliwski * 1932
Geburtstag
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Georg Trakl
Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.

Immmer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Markus Orths: „Mary & Claire
Hanser Verlag € 26,00

Mary Shelley, geborene Godwin, wächst bei Ihrem Vater, Wiliam Godwin (Sozialphilosph und Anarchist), dessen neuer Frau und ihrer Halbschwester Clara ( päter Claire) auf. Die Mutter ist kurz nach Marys Geburt gestorben, trotzdem hat Mary ein inniges Verhältnis zu ihr und verbringt Stunden und Tage an ihrem Grab. Mary wird wegen ihrer Aufmüpfigkeit ins Internat gesteckt, reißt dort aus und danach landet sie in Schottland auf dem Land. Wieder zurück in London, verliebt sie sich in den Dichter und Romantiker Percy Shelly, auch ihre Halbschwester Claire ist dem Lebemann und Frauenheld verfallen. In seliger Verliebtheit wollen sie von Marys Vater den Segen, setzten sie doch wegen dessen Freigeistigkeit seine Zustimmung voraus. Leider geht diese Rechnung nicht auf, Percy ist noch verheiratet und hat ein Kind, das kann der Vater nicht gelten lassen und verbietet Mary jeglichen Kontakt.
Zu dritt (Mary, Claire und Percy) fliehen sie nach Frankreich, wo Percy, durch eine erwartete Erbschaft , ihnen ein tolles Leben verspricht. Leider klappt das nicht wie erwartet, sie leben in immer ärmlicheren Verhältnissen. Percy fängt mit Claire ein Verhältnis an und Mary ist schwanger.
Es geht zurück nach England, die Wogen glätten sich und sie leben immer wieder in einer Dreiecksbeziehung, bis Claire sich heillos in Lord Byron verliebt, der sowohl Männer und Frauen liebt , und das in unüberschaubarer Menge. Da in England die Todesstrafe auf Homosexualität steht, wechselt er mit seinem Leibarzt (auch Schriftsteller) an den Genfer See. Das Trio folgt (Claire hat alles eingefädelt) und zwischen Byron und Percy entsteht eine enge Freundschaft, Claire wiederum bekommt nicht, was sie sich erhofft hat, außer ein Kind vom Lord.
Ein turbulentes Durcheinander und Miteinander einer Künsterclique, die völlig unkonventionell in die Tage gelebt haben. Das geht natürlich nur mit Geld, und das hatten sie. Alle schreiben, auch die Frauen.
Mary Shelly hat am Genfer See ihren „Frankenstein“ geschrieben, den ich jetzt wohl doch mal lesen werde.
Ein tolles Buch, ich habe es tatsächlich am Stück verschlungen und empfehle es wärmstens.

Leseprobe

Auf der Hanserseite gibt es 5 Fragen an Markus Orths:

Lieber Markus Orths, in Ihrem neuesten Roman geht es um junge Menschen, die sich ins Leben werfen. Es geht um Rausch und um Literatur. Wer sind Mary & Claire?
Es sind Mary Shelley und ihre Stiefschwester Claire Clairmont. Mary Shelley ist bekannt als Autorin von Frankenstein. Claire Clairmont kennt man kaum. Auch Claire hat geschrieben. Unter anderem ein verschollenes Manuskript mit dem Titel: Idiot. Die beiden Schwestern entfliehen der Londoner Enge mit ihren Normen und Konventionen, sie sind jung und voller Liebe, sie wollen reisen, schreiben, lesen, das Leben einatmen. An der Seite des Rebells und Dichters Percy Shelley stürzen sie sich in abenteuerliche Fahrten durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Doch die Freiheit schmeckt anders, als sie es sich vorstellen.

Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal dachten, dass hier der Stoff für einen Roman verborgen liegt?
Mein Buch hieß ursprünglich Mary. Das Leben von Mary Shelley fand ich schon bei meinem Englisch-Examen erschütternd (so viele tote Menschen um sie her) und aufregend zugleich. Beim Schreiben hat sich Claire immer mehr ins Buch gedrängt. Ihre Briefe haben mich begeistert. In einem dieser Briefe las ich plötzlich von ihrem Buchprojekt Idiot. Ich erfuhr, dass Lord Byron das Manuskript gelesen und gelobt hat. Und fragte mich sofort: Was war das für ein Buch? Warum ist es verschollen? Worum ging es? Was für eine Schriftstellerin ist hier verloren gegangen? So wurde langsam, aber sicher aus dem geplanten Roman Mary der Roman Mary & Claire.

Wie haben Sie recherchiert und was davon findet sich im Roman wieder?
Ich habe die Tagebücher und Briefe gelesen, manche Schriften dieser Menschen, aber man muss maßhalten in der Recherche, sonst verliert man den Fokus. Ins Buch fließt alles, was ich selber spannend und verrückt genug finde und was dem roten Faden des Buches entspricht. Bei Claire habe ich auch viel erfunden. Kurz gesagt: Das Bekannte, die Briefe, Tagebücher, Schriften, die vorliegen, bilden den Hintergrund des Romans; all das Unbekannte, die herausgerissenen Seiten aus Tagebüchern und verlorenen Texte bilden den Vordergrund.

Ihr Roman ist Schwesterngeschichte, Liebesgeschichte und Künstlerinnenroman. Was ist für Sie selbst der Kern des Buches?
Das Gegensatzpaar Einsamkeit und Alleinsein. Einsamkeit ist im Roman positiv besetzt: Aus ihr erwächst die Kraft für das Schreiben. Sich selbst zum Ausdruck zu bringen gelingt nur im Rückzug vom anderen. Die Einsamkeit aber hat ihre Kehrseite im Alleinsein. Da wird sie zur Qual, zur Hölle. Wie soll man erfüllt leben ohne andere Menschen, ohne Begegnung, Reden, Vorlesen, Zuhören, Liebe? Das Leben für die Romantiker war ein Wechselspiel zwischen der Fülle des Abtauchens in sich selbst und der Fülle der Begegnung mit anderen.

Für Mary & Claire ist Schreiben eine existenzielle Notwendigkeit. Was bedeutet Schreiben für Sie persönlich?
Wenn ich aufhöre zu schreiben, gehe ich ein wie eine Primel. Das weiß ich. Das fühle ich. Mit allem Pathos: Ich schreibe um mein Leben. Es ist das, was mir Sinn und Halt gibt, nur aus der Einsamkeit des Schaffens kann Begegnung mit anderen gelingen. So gibt es eine große innere Nähe zum Thema des Buches und zu den Menschen: Mary & Claire & Percy & Byron.

Montag, 20.Februar


Bei den Geburtstagen habe ich mich gestern vertan. Heute ist es richtig.

Heute haben
Johann Heinrich Voß * 1751
Heinz Erhardt * 1909
Julia Franck * 1970
Geburtstag
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„Lesen ist für mich die vergnüglichste und süßeste Beschäftigung für ungefähr zwei bis sechs Stunden täglich. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt mal Tage ganz ohne Lesen verbracht habe. Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich gewinne Zeit, Lebenszeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Anregung, Bilder, Erfahrungen.“
Julia Franck
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Unser Tipp für’s Leben / Lesen:


Nils Freytag & Silke Schlichtmann: „Lesen ist doof
Hanser Verlag € 15,00
Mini-Bilderbuch für alle Alter

Lesen ist doof. Neeeein, auf gar keinen Fall. Aber dauert es nicht manchmal soooo lange? Oder ist es nicht auch mal langweilig? Oder anstrengend? Oder eh alles nur erfunden?
Ja, das stimmt schon, aber wenn dann 20 hochkarätige Illustrator:innen (s. in der Leseprobe) diese Thesen mit ihren frechen Bildern widerlegen, wird das alles zu einem großen Spaß, einem reizvollen Lese- und Sehvergnügen.
Deshalb ist Lesen überhaupt nicht doof, sondern extrem super und dieses Büchlein macht kleinen und großen Leser:innen auf jeden Fall eines: Lust aufs Lesen!



In der Leseprobe finden Sie noch vielmehr Abbildungen.

Donnerstag, 2.Februar

Heute haben
Johann Christoph Gottsched * 1700
James Joyce * 1882
Aldo Palazzeschi * 1885
Ayn Rand * 1905
Hella Haasse * 1918
Joanna Bator * 1968
Geburtstag
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Kurt Tucholsky

Ich gucke freundlich um die Oecke
und greife voller Seelenruh
der Muse unter ihre Röcke . . .
Und dabei, Leser, siehst du zu –?

Sie quietscht. Ich grinse. Sie verstehen:
Nicht immer gilt der Klassik Maß.
Denn was wir im Verborgnen drehen,
macht uns am allermeisten Spaß –!

(aus: Fromme Gesänge)
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Unser Bilderbuchtipp:


Franz Hohler (Text) und Kathrin Schärer (Illustrationen):
Das kleine Wildschwein und die Krähen
Hanser Kinderbuchverlag € 16,00
Bilderbuch ab 3 Jahren

Das Wildschwein-Ehepaar bringt ihren Kindern bei, wie sie die Erde aufwühlen, um an Wurzeln zu kommen, oder Stängel abknicken, um Maiskolben essen zu können.
Das kleinste Wildschwein hört jedoch lieber den Vögeln zu und grunzt im Bass mit. das gelingt so gut, dass es in den Vogelchor aufgenommmen wird. Großes Kopschütteln bei den verwirrten Eltern. Das kleine Wildschwein teilt sogar seine Maiskolben mit den Vögeln. Das geht so lange gut, bis es krank wird und auch Kastanien, die der Vater extra jenseits des Gotthardpasses holt nichts mehr helfen. Immer dünner wird das Kleine. Auch der Gesang der Vögel nützt nichts mehr. Nur Kastanien aus Paris würden es retten, meint der Wildschweindoktor. Aber so weit kann kein Wildschwein rennen. Wie gut, wenn man Freunde hat, die fliegen können …

Eine herrliche Tiergeschichte von Franz Hohler und in ihrer gekonnten Art passend illustriert von Kathrin Schärer.

Leseprobe
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Hier eine kleine Vorschau unserer Veranstaltungen:

Dienstag, 7.Februar, 19 Uhr
„Die 1.Seite“

Wir stellen folgende Bücher vor:
Claire Keegan: „Das dritte Licht“
H. W. Richter: „Geschichten aus Bansin“
Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“
Adi Hübel & Dietmar Herzog präsentieren ihr Buch: „Bei Anruf Wort“

Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei

Die „1.Seite“ gibt es immer am 1.Dienstag im Monat um 19 Uhr.
Also am 7.3., 4.4. … Im Mai fällt die „1.Seite“ aus.

Dienstag, 14.Februar, 19 Uhr
Jana Bürgers und ihre Zeit in der Ukraine

Im Rahmen der „Winterhilfe für die Ukraine“
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Im Anschluß Lyrik auf ukrainisch und deutsch
Bei uns in der Buchhandlung
Eine Spendenkasse steht bereit

Dienstag, 28.Februar, 19 Uhr
SüdwestPresse Forum
Elisabeth Zoll: „Wir bleiben!“

Warum sich Frauen aus der katholischen
Kirche nicht vertreiben lassen.
Im Stadthaus Ulm
Eintritt € 6,50

Mittwoch, 19.April, 19 oder 20 Uhr
Janina Hecht: „In diesen Sommern“

Sparkasse Ulm, Neue Mitte

Freitag, 28.April, 19 Uhr
Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“

Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 10,00

Mittwoch, 25.Oktober, 19 Uhr
Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“

Ort noch nicht bekannt
Eintritt € 10,00
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Konferenz Arctic Frontiers
„Die Arktis verliert ihren Schutzschild“

Das arktische Eis schmilzt schneller als gedacht. Über die Folgen debattieren Experten auf einer Konferenz im norwegischen Tromsö. Warum die Lage trotzdem nicht ausweglos ist, erklärt Meeresbiologin Boetius im Interview.

tagesschau.de: Bei der Konferenz geht es darum, wie der Klimawandel die Arktis verändert. Wie sehen die Auswirkungen aus?

Antje Boetius: Die sind recht dramatisch, so sagen es alle hier. Ob es die Vereinigung der Bürgermeister der Arktis ist, ob es die Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker sind, ob Wissenschaft oder Politik – alle sind sich einig: Keine andere Region der Erde steht vor solchen Herausforderungen, denn die Erderwärmung schreitet hier drei- bis viermal so schnell voran wie im Rest des Planeten.

Und das merkt man bei Eis und Schnee, bei Extremwettern oder bei der Frage nach den Chancen der jungen Generation. Die Frage ist: Wie geht man damit um, dass diese Krise überall zu merken ist und alle betrifft?

.

Das komplette Interview finden Sie hier auf tagesschau.de vom 1.2.2023

Samstag, 14.Januar


Heute haben
John Dos Passos * 1896
Anatoli Rybakow * 1911
Rudolf Hagelstange * 1912
Yukio Mishima * 1925
Marek Hlasko * 1934
Andreas Steinhöfel * 1962
Geburtstag
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„Das habe ich nie vergessen. Dass man liebt, um die Kälte zu vergessen und den Winter zu vertreiben.“
Andreas Steinhöfel aus „Mitte der Welt“
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Jetzt als Taschenbuch:


Dmitrij Kapitelman: “ Eine Formalie in Kiew
dtv € 12,00

Nach 25 Jahren in Deutschland will der Autor Deutscher werden. Damit beginnt ein Ritt durch die Bürokratie, die der Autor mit voller Ironie und treffsicher zu Papier bringt. Warum er als Ukrainischstämmiger, der besser sächselt, als die Leipziger Schalterbeamtin, befremdelt die Menschen, bei denen er vorstellig wird. Aber alles scheint klarzugehen, bis er doch noch eine Geburtsurkunde braucht. Also eine Urkunde mit Stempel, direkt abzuholen in Kiew.
Dmitrij Kapitelman schreibt locker, witzig, hintergründig ernst, über sein Leben in Leipzig, seine Reise in die Stadt seiner Kindheit und über die Versöhnung mit seinem Vater.
Das Buch ist 2021 im Hanser Verlag, in einer Zeit, in der in der Ukraine noch nicht der ganz große Krieg ausgebrochen ist.

Montag, 9.Januar


Heute haben
Kurt Tucholsky * 1890
Karel Capek * 1890
Simone de Beauvoir * 1908
Hans Lebert * 1919
Heiner Müller * 1929
Klaus Schlesinger * 1937
Gisbert Haefs * 1950
Benjamin Lebert * 1982
Geburtstag
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„Der Mensch hat, neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.“
Kurt Tucholsky
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Eine Vorankündigung für Ende Februar 2023.


Percival Everett: „Die Bäume“
Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl
Hanser Verlag € 26,00
Das Buch erscheint Ende Februar.
Als amerikanisches Taschenbuch € 14,90

Nach langer Zeit habe ich ich wieder einen Roman gefunden, den ich, zum allergrößten Teil, in einem Rutsch durchgelesen habe. So eine perfekte Mischung aus Parodie, Slapstick, schnellen Dialogen und einem Krimi, habe ich selten in einem Buch gefunden. Was erst so locker daherkommt, ist eine eiskalte Abrechnung mit dem us-amerikanischen Rassismus. Was mit zwei Morden in der Kleinstadt Money/Mississippi beginnt, endet mit einer großen Welle der Abrechnung.
In den letzten Tagen haben wir viel über die Wahl des Speakers des Kongress der USA lesen können und wie Ultrarechte ihre Macht eingesetzt haben. Diese Rechten, diese Rednecks, bestimmen den Alltag in der Gegend, in der der Roman spielt. Die Großväter haben Schwarze gelyncht und die erwachsenen Enkel sind jetzt noch stolz darauf. Was Percival Everett sich ausgedacht und zu Papier gebracht ist so stark und fesselnd, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ich habe mich amüsiert, war schockiert und als der amerikanische Präsident (der mit der Tolle) auch noch auftaucht und eine seiner Reden hält, legt der Autor seine Finger tief in die Wunde der us-amerikanischen Demokratie.
Jetzt schon vormerken. Wir werden das Buch sicherlich an eine unserer 1.Seite vorstellen.
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„Lützerath muss bleiben“
Aus ganz Deutschland sind Menschen angereist, um die Räumung doch noch zu verhindern.

Zu einem geplanten Dorfspaziergang kam auch die Klimaaktivistin und Fridays-for-future-Sprecherin Luisa Neubauer. Vorab hatte sie Unterstützer dazu aufgerufen, ebenfalls zu kommen.

„Man merkt, dass anscheinend unterschätzt wurde, welche Kraft in diesem Ort steckt“, sagte Neubauer in Lützerath. „Hier zeigt eine Gesellschaft, dass sie versteht: Es geht um alles. Das Dorf hier ist überlaufen von Menschen, die aus der ganzen Republik angereist sind.“ Die Politik traue sich noch nicht, das anzuerkennen, „aber die Zivilgesellschaft schon“, so Neubauer. Die Kohle müsse im Boden bleiben. „Seit Jahren erleben wir die Klimafolgen, im Sommer 2022 wüteten in ganz Europa die gravierendsten Waldbrände, die Zerstörung muss aufhören, die bisher durch die deutsche Politik und Wirtschaft befeuert wird.“

Mehr dazu finden Sie hier.


Mittwoch, 21.Dezember

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Das 21.Küken von Anke Raum.
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Heute haben
Jean Racine * 1639
Ludwig Christoph Heinrich Hölty * 1748
Isolde Kurz * 1853
Oda Schäfer * 1900
Anthony Powell * 1905
Heinrich Böll * 1917
Felix Huby * 1938
Thomas Hürlimann * 1950
Rolf Lappert * 1958
Geburtstag
und es ist der Todestag von Kurt Tucholsky, T.Scott Fitzgerald, Leon Feuchtwanger
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„Der Regen ist hier absolut, großartig, erschreckend. Diesen Regen schlechtes Wetter zu nennen, ist so unangemessen, wie es unangemessen ist, den brennenden Sonnenschein, schönes Wetter zu nennen.“
Heinrich Böll aus: „Irisches Tagebuch“
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Emanuele Coccia: „Das Zuhause“
Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes
Aus dem Italienischen von Andreas Thomsen
Hanser Verlag 22,00

Daniel Schreiber: „Zuhause“
Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen
Hanser Verlag € 20,00

In den nächsten Tagen fahren viele Menschen an ihr altes Zuhause. Dort, wo sie aufgewachsen sind, wo die Eltern noch wohnen. Ist das dann daheim sein?
Was macht unser Zuhause aus? Welche Rolle spielt das Zuhause für das menschliche Glück. Wie kann ich eine Verbindung zu einem Zuhause aufbauen, wenn ich keine Möglichkeit der Auswahl hatte und nehmen musste, was es gab? Kann es in Großstädten ein Zuhause geben?
Philosophisch, soziologisch und sehr persönlich erzählen die beiden Autoren was für sie Zuhause bedeutet.
Wie verändern wir unsere vier Wände und wie verändern diese Räume uns? Wie haben sich Wohnräume z.B. durch Homeoffice verändert.
Zwei Bücher, die Spaß beim Lesen machen und immer wieder zum Nachdenken anregen.
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Ulmer Klimalauf

Beurer-Klimalauf 2022/2023 – beim Wettlauf um die Erde vom 21. Dezember bis 6. Januar zählt jeder Kilometer.

Wer läuft die meisten Kilometer auf dem jeweiligen Breitengrad um die Erde? Die Läuferinnen und Läufer im Süden oder die im Norden? Leer liegt auf dem 54 Breitengrad (Länge 23.529 km), Ulm/Neu-Ulm auf dem 48 Grad (26.861 km). Damit haben die Nordlichter ein bisschen Vorsprung, aber den laufen wir im Süden weg, oder?

Also Laufschuhe an und vom 21. Dezember bis zum 6. Januar Kilometer sammeln und hochladen. Die Anmeldung startet am 01. Dezember.

Zur Anmeldung geht es hier.
Alle Infos über den Wettbewerb, die Idee, das Hochladen der Kilometer finden Sie hier.
Und für alle Schwaben unter uns: Der Lauf ist kostenlos.
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Donnerstag, 22. September


Heute haben
Hans Leip * 1893
Rosemunde Pilcher * 1924
Fay Weldon * 1931
Lutz Rathenow * 1952
Peter Prange * 1955
Geburtstag.
Und auch Hans Scholl * 1918 (Weiße Rose)
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Theodor Storm
Ein grünes Blatt

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf dass es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.
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Unser Buchtipp:

Dylan Thomas: „Unterm Milchwald
Ein Stück für Stimmen
Zweisprachige Ausgabe, aus dem Englischen und einem Nachwort von Jan Wagner
Plus einer Lageskizze von Llareggub von Dylan Thomas
Hanser Verlag € 27,00

„Von diesem grandiosen Klassiker des Wortweltmeisters Dylan Thomas waren sie alle begeistert- die Stones, die Beatles, Anthony Hopkins, Richard Burton, Igor Strwainsky – und ich auch!“
Elke Heidenreich

„To begin at the beginning:

It is spring, moonless night in the small town, starless
and bible-black, the cobblestreets silent and the hunched,
courters’-and-rabbits’ wood limping invisible down to the
sloeblack, slow, black, crowblack, fishingboatbobbing sea.
The houses are blind as moles (though moles see fine to-night
in the snouting, velvet dingles) or blind as Captain Cat
there in the muffled middle by the pump and the town clock,
the shops in mourning, the Welfare Hall in widows’ weeds.
And all the people of the lulled and dumbfound town are
sleeping now.

Hush, the babies are sleeping, the farmers, the fishers,
the tradesmen and pensioners, cobbler, schoolteacher,
postman and publican, the undertaker and the fancy woman,
drunkard, dressmaker, preacher, policeman, the webfoot
cocklewomen and the tidy wives. Young girls lie bedded soft
or glide in their dreams, with rings and trousseaux,
bridesmaided by glowworms down the aisles of the
organplaying wood. The boys are dreaming wicked or of the
bucking ranches of the night and the jollyrodgered sea. And
the anthracite statues of the horses sleep in the fields,
and the cows in the byres, and the dogs in the wetnosed
yards; and the cats nap in the slant corners or lope sly,
streaking and needling, on the one cloud of the roofs.“

Das legendäre Werk des walisischen Dichters Dylan Thomas in einer neuen Übersetzung von Jan Wagner, der „Unterm Milchwald“ als das schönste Stück Literatur bezeichnet, „das jemals über den Äther lief“.
Der Morgen beginnt in dem kleinen Fischerdorf Llareggub an der walisischen Küste und das, was Dylan Thomas und seiner kleinen Seestadt macht, ist so einzigartig, dass ich richtig süchtig geworden bin. Voller Wortwitz, mit verrückten Wortketten und Wortassoziationen lässt er die Einwohner der kleinen Stadt einen Tag lang zu Wort kommen. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht geht der Reigen an der wallisischen Küste. Es wird gelacht, geweint, gesungen und gebrüllt. Es werden Kartoffeln poliert und Bier gesoffen, der Teufel im Wald vertrieben und Orgel gespielt. Die Toten werden wieder lebendig und der Briefträger erzählt den Empfängern der Post gleich an der Türschwelle, was es alles Neues gibt auf den zugestellten Postkarten. Ich kann hier keine Inhaltsangabe schreiben, da das Stück voller überbordender Ideen ist. Was aber Gossamer Beynon, Orgel-Morgan, Mrs Ogmore-Pritchard, Mrs Willy-Nilly, Kapitan Cat, Mr Waldo, Mary Ann Seefahrer, Eli Jenkins, Lily Smalls, Boyo, Mrs Cherry Owen und Sinbad, auf den Straßen, in den Häusern, auf dem Friedhof und in der Kneipe treiben, ist einfach großartig.
Und damit auch der Autor Dylan Thomas.

Leseprobe

Dylan Thomas, 1914 in Swansea geboren, 1953 in New York gestorben, arbeitete ab 1934 für Zeitschriften und die BBC in London. 1949 zog er sich in den kleinen walisischen Fischerort Laugharne zurück. Er schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und das Stück „Unterm Milchwald“, das postum mit dem Prix Italia 1954 ausgezeichnet wurde.
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Der Maro Verlag hat uns eine Kiste voll mit seiner unglaublichen schönen Anthologie „Marotte“ zugeschickt, die wir im Laden verschenken.
Wenn Sie ein Exemplar haben wollen – bitte melden.

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Wir haben während des Klimastreiks unseren Buchladen von 15 bis 17 Uhr geschlossen.
Danach ist bis 18 Uhr wieder geöffnet.

Samstag, 6.August

Heute haben
Paul Claudel * 1868
Christa Reinig * 1926
Kjell Westö * 1961
Geburtstag
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Friedrich Hebbel
Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
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Das neue Buch des Nobelpreisträgers:


Patrick Modiano: „Unterwegs nach Chevreuse
Aus dem Französischen von Elisabeth Edel
Hanser Verlag € 22,00

Patrick Modiano ist immer noch auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Wie in seinen vorhergegangenen Romanen taucht er in die 60er Jahr in Paris ein. Erinnerungen kommen hoch, manchmal verblasst wie Tintenschrift, oder verfärbt wie alte Fotos. Wieso erinnern wir uns plötzlich an Dinge, die längst verschollen sind ?Und waren die Begebenheit tatsächlich so, wie sie jetzt vor uns liegen?
Patrick Modianos Hauptperson, ein alter Mann, sieht die Zeit der 60er Jahre wieder vor sich. Wie er damals in Kontakt kommt mit einer jungen Frau, die sich Totenkopf nennt, aber Camille heißt. Sie bewegt sich in einer undurchsichtigen Clique, von der nicht klar ist, auf was sie hinauswill. Als ihm auffällt, dass die Frau ein Haus mietet, in dem er selbst 15 Jahre zuvor gelebt hat, kann das doch alles kein Zufall sein.
Auf drei Zeitebenden bewegt sich der schmale Roman und reiht sich ein in das Gesamtwerk des großen französichen Autors.

Leseprobe


Dienstag, 2.August

Heute haben
Thomas Mofolo * 1875
Philippe Soupault * 1897
Joseph Hayes * 1918
James Baldwin * 1924
Isabel Allende * 1942
Bei Dao * 1949
Caleb Carr * 1955
Geburtstag
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Not everything that is faced can be changed, but nothing can be changed until it is faced.
James Baldwin
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„Die erste Seite“
Heute abend ab 19 Uhr

Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei

Diese vier Bücher stellen wir heute abend vor.
Ralf Grimminger erzählt über sein Buch „Kleinstadthelden“.
Clemens Grote liest aus den anderen drei Romanen.


Milena Busquets: Meine verlorene Freundin, Suhrkamp Verlag € 22,00
Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee, Suhrkam Verlag € 24,00
Ralf Grimminger: Kleinstadthelden, Gmeiner Verlag € 20,00
Amor Towles: Lincoln Highway, Hanser Verlag € 26,00

Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.