Mittwoch, 3.Mai

Heute haben
Novalis * 1772
Gottfried Benn * 1886
Georges-Arthur Goldschmidt * 1928
Gisela Elsner * 1937
Franz Innerhofer * 1944
Angela Krauß * 1950
Geburtstag
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Heute auf dem Gedichtekalender:

Georg Heym
Printemps

Ein Feldweg, der in weißen Bäumen träumt,
In Kirschenblüten, zieht fern über Feld.
Die hellen Zweige, feierlich erhellt,
Zittern im Abend, wo die Wolke säumt,

Ein düstrer Berg, den Tag mit goldnem Grat,
Ganz hinten, wo ein kleiner Kirchturm blinkt.
Das Glöckchen sanft im lichten Winde klingt
Herüber goldnen Tons auf grüner Saat.

Ein Ackerer geht groß am Himmelsrand.
Davor, wie Riesen schwarz, der Stiere Paar,
Ein Dämon vor des Himmels tiefer Glut.

Und eine Mühle faßt der Sonne Haar
Und wirbelt ihren Kopf von Hand zu Hand
Auf schwarze Au, der langsam sinkt, voll Blut.
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Unser Bilderbuchtipp:

Susanne Straßer:So müde und hellwach
Hammer Verlag € 14,00
Pappbilderbuch an 2 Jahren

Oh, wer kennst das nicht. Eigentlich sollten die kleinen Lieben schon lange schlafen. Sie sind müde und quengelig, aber ins Bett? Nie! Ihnen fällt immer noch etwas ganz Wichtiges ein.
Hier schlafen die Tiere schon. Alle in einem großen Bett. Eng aneinandergekuschelt liegen sie da. Nicht alle. Denn der Seebär hat die Augen weit aufgerissen. Er muß noch mal aufs Klo. Na klar. Also raus. „Pitsch, patsch. Pitsch, patsch. Tür auf- Tür zu.
Auf dem nächsten Bild schaut das Krokodil ganz verängstigt, weil ihm eingefallen ist, daß es noch Zähneputzen muß. „Schluurf, schluurf, schluurf. Tür auf – Tür zu.“ Wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir einen verschmitzten Blick im Gesicht, in den Augen des Krokodils. Irgendwie scheint das Zähneputzen nur ein Vorwand zu sein.
Nach und nach verlassen alle das Bett. Ganz zum Schluß geht auch noch der verpennte Igel und trippelt … Ja wohin eigentlich? Na klar! Ins Bett des Kindes, denn sie wollen alle noch einen Gutenacht-Kuß. Danach sind die Tiere plötzlich sooo müde, daß sie dort auf dem, jetzt hellwachen, Kind eingeschlafen sind.
Wie es dann weitergeht, wie das Kind die Tiere wieder loswird und warum plötzlich sein Schlafhase nicht mehr unter dem Kopfkissen ist, müssen Sie schon selber schauen.
Ein Pappbilderbuch für putzmuntere Kinder. Und eines sei schon mal vorneweggestellt. Mit einmal Vorlesen kommen mit diesem bunten Buch nicht durch.
Viel Vergnügen. Gäääähn.

Mittwoch, 20.Juli

Heute haben
Francesco Petrarca * 1304
Cormac McCarthy * 1933
Uwe Johnson * 1934
Geburtstag

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Johann Gottfried Herder
Der Mond

Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
Der kleinen Neidgesellen?
Der hohe Mond, er leuchtet dort,
Und lässt die Hunde bellen
Und schweigt und wandelt ruhig fort,
Was Nacht ist, aufzuhellen.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Der Mond

Der Mond zieht durch die Wolken,
Er kommt so hell heran.
Ihr Kinder, eilt ins Freie!
0 seht den Mond euch an!

Da streckt das kleinste Knäbchen
Die Arm’ hinaus gar weit,
Den Mond, den Mond will’s haben,
Nach ihm es weint und schreit.

Ich kann ihn dir nicht geben,
Auch wenn du größer bist,
Kann ich kein Glück dir geben,
Das nicht auf Erden ist. –

Denk’ bei dem goldnen Monde,
Der hoch am Himmel schwebt,
Dass niemand hier auf Erden
Unmögliches erstrebt.
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Unser heutiger Buchtipp:

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Will Gmehling & Wiebke Oeser (Illustrationen):
Gott, der Hund und ich
Hammer Verlag  € 14,90
Bilderbuch ab 5 Jahren

Das mit Gott ist so eine Sache. Gibt es ihn, ist er einfach nur da, sitzt er auf seiner Wolke? Warum schreitet er nicht ein, bei all dem Durcheinander auf der Erde? Gibt es nur ihn, oder mehrere? Sind die verschiedenen Religionsoberhaupter die gleichen?
In diesem Bilderbuch von Will Gmehling und Wiebke Oeser ist er ein Typ unter vielen. Einer, dem man auf der Straße begegnet und nicht beachtet. Einer, der an einem vorbeiläuft und in der Menge verschwindet.
Der Junge erkennt ihn jedoch sofort und fasst augenblicklich uneingeschränktes (Gott)vertrauen in ihn. Aus diesem stinknormalen Tag in einer stinknormalen Stadt auf einem stinknormalen Spielplatz wird plötzlich etwas Besonderes. Der Junge geht mit dem Fremden in der alten Jacke spazieren, weg von seiner Schaukel, auf der er alleine gesessen ist. Seine Ängste verfliegen auf der Stelle. Sie fahren ohne Fahrkarte in den Supermarkt, holen sich Eis ohne zu bezahlen und reden mit der Mutter des Jungen, die dort an der Kasse sitzt und Geld für die Familie verdient. Sie sieht ganz anders aus, als zuhause und versucht konzentriert alles richtig zu machen. Auch als es Ärger mit einer Kundin gibt, hat sie alles unter Kontrolle, so meint es der Junge. Am Ende legt ihr Gott die Hände auf den Kopf  „Und ich schwöre, für einen Moment fing Mama an zu leuchten, in tausend Farben„.
Sie besuchen den Papa des Jungen, der mit zwei anderen Arbeitslosen dem Training der örtlichen Fußballmannschft zuschaut. Auch mit ihnen kommt Gott ins Gespräch, verteilt Zigarren und hört zu. Ja, er hört nur zu und lässt sie von ihren Sorgen reden. „Gott sah sie an, nur sie. Nichts anderes zählte in diesem Moment. Er war nur für sie da. Ich werde es nie vergessen, wie er sie ansah. Und wie gut es ihnen danach ging. Sogar auf dem Platz konnten die das spüren.Danach sagt Papa, dass er jetzt aber schnell heim müsse, um seinem Sohn Mittagessen zu kochen, mit einem tollen Nachtisch.
Der Junge und Gott gehen weiter, befreien einen angeleinten Hund und Gott zieht weiter.
„Dann gingen sie los,Gott und der Hund. Sie verschwanden hinter den Büschen und sahen aus wie alle, die immer unterwegs sind.“
Eine Geschichte, die mich bei jedem Durchblättern sehr bewegt hat und nicht mehr loslässt. Ein Bilderbuch, dem hoffentlich viele Preise zufliegen. Es sei ihm und seinen Machern zu wünschen. Aber vielleicht genügt es ihnen auch, wenn möglichst viele diese Buch erwerben. Und jetzt sind sie an der Reihe.
P.s. Am Ende gibt es eine kurze Widmung: „Für Neil Young“.

Leseprobe

https://www.youtube.com/watch?v=zBFGkUmVkAs

Rosenmontag, 8.Februar

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Heute haben
Jules Vernes * 1828
Theodor Lessing * 1872
Martin Buber * 1878
Heinrich Spoerl * 1887
Siegfried Kracauer * 1889
Ludwig Marcuse * 1894
Eva Strittmatter * 1930
Gert Jonke * 1946
John Grisham * 1955
Geburtstag.
Aber auch Paula Modersohn-Becker und James Dean.
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Unser Buchtipp passt nicht nur zum Rosenmontag.

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Nadia Budde: „Vor meiner Tür auf einer Matte
Hammer Verlag
Bilderbuch ab 4 Jahren

Vor meiner Tür auf einer Matte
steht jeden Tag die blonde Ratte.

Selten lade ich sie ein,
meistens quetscht sie sich mit rein.

Schneller als ich denken kann
hat sie meine Latschen an.

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Da steht sie nun, die übergroße Ratte und macht sich häuslich. Nicht nur die Puschen des Wohnungsbesitzers hat sie an. Sie setzt sich auf seinen Stuhl, liegt in seinem Bett, frisst ihm den Kühlschrank leer, telefoniert ohne Ende, pfeift laut und falsch zur Musik aus dem Radio, lässt Teekannen fallen und schlürft in der Badewanne das Wasser weg. Die Augenringe des langmütigen Helden werden immer größer und es platzt ihm der Kragen.
Am nächsten Tag ist das blonde Tier weg. Nirgends zu finden. Nicht auf dem Kanapee, nicht in der Wanne, noch im Kühlschrank, oder im Spiegel. Niemand schnieft beim Vorlesen von Büchern und niemand benutzt den superlauten Föhn im Bad.
Ach, irgendwie triste und öde.
Unser Mann macht sich auf die Suche nach dem liebgewonnenen, lästigen Freund. Und da steht die Ratte auch plötzlich wieder an der Türe. Sie essen gemeinsam und die Ratte erzählt, was sie erlebt hat. Mit Fliege am Hals und den Latschen an den Füßen. Aber so einfach gestaltet sich das gemeinsame Leben dann doch nicht.

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Nadia Budde ist und bleibt die Königin. Sie reimt, wie eine Weltmeisterin und ihre Bildern sind einzigartig treffend, witzig zeigen die Schwierigkeiten dieser kleinen Wohngemeinschaft.
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Werner Färbers Ungereimntheit der Woche

Der Jaguar

Ein Jagu- und ein Fegruar,
eröffneten das neue Jahr.
Und erst im Monat März
bemerkte man den Scherz.

XY … ungelöst

Dunkel ist’s schon lang im Garten.
Ein Fremder nähert sich dem Haus,
um geduldig drauf zu warten,
dass er ein Leben lösche aus.

Geräuschlos dringt der Fremde ein,
nachdem im Hause alles döst.
Keiner hört das Opfer schrei’n.
Auch dieser Fall bleibt ungelöst.
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Stadthaus Ulm
17. Dezember 2015 bis 13. März 2016
Nadja Wollinsky: Am Rand
Fotografien aus Ulm, Neu-Ulm und Umgebung

“Ich würde nie etwas fotografieren, das ich hässlich finde.”
Diese Fotos soll man sich genau anschauen. Man soll sich Zeit für sie nehmen, denn hier kann es aufs ganz kleine Detail ankommen. “Im Idealfall”, sagt sie stattdessen, “funktionieren die Bilder auf drei Ebenen: Farbe, Form und Inhalt. Klappt leider nicht immer.”
In Ulm und Neu-Ulm entdeckt Nadja Wollinsky Randerscheinungen, doch bildet sie keine Tristesse ab. Ihre Settings sind meist menschenleer, doch nicht vereinsamt. Nicht selten erzählen die Bilder von einem Scheitern, doch immer sind sie tröstlich. Sie sind leise lustig, doch nie sich lustig machend. Sie sind subtil und niemals platt. Und ein Saurier vor einer Neu-Ulmer Bahntrasse-und-Parkhaus-Kulisse ist irgendwie “menschlich”.

Nadja Wollinsky, Jahrgang 1967, wurde Mitte der 90er Jahre am Stadtarchiv Ulm zur Fotografin ausgebildet und leitet seit 2006 die Bilddokumentation der Stadt Ulm. Dazwischen absolvierte sie ein Studium “Digitale Medien” und war zuständig für Grafik und Fotografie in der Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Ulm.

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Nicht vergessen:

Donnerstag , 18.Februar um 19 Uhr
Zora del Buono liest aus:
„Gotthard“ und „Das Leben der Mächtigen“
Bei uns in der Buchhandlung € 10,00

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Donnerstag

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Heute haben
Joris-Karl Huysmans * 1848
George Saiko * 1892
Henriette Hardenberg * 1894
William S. Burroughs * 1914
Richard Yates * 1926
Inka Parei * 1967
Terézia Mora * 1971
Geburtstag
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Endlich mal nicht vorlesen müssen. Endlich mal ein Bilderbuch ohne Worte.
Aber halt! Sie lesen zwar die Geschichte nicht vor, aber es gibt so viel zu erzählen, dass das Durchblättern des Bilderbuches sicherlich länger dauert, wie wenn Sie jeweils zwei Zeilen Text unter den Illustrationen hätten.

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Ronan Badel: „Der faule Freund“
Hammer Verlag € 9,90
Bilderbuch ohne Worte ab drei Jahren

Und was für ein Held in dieser Geschichte! Ein Faultier! Es kämpft nicht, es streitet nicht, spielt nicht mit seinen Freunden, es will auch nicht ins Bett, weil es eh die ganz Zeit schläft. Aber nicht nur das. Schlafen heisst ja auch, sich von einer auf die andere Seite zu wälzen. Nein, unser Faultier bleibt regungslos an einem Ast und später an der Schlange hängen. Ach! Hätten wir Alten auch nur so einen guten Schlaf.

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Aber zur Geschichte:
Während Schlange, Papagei und Frosch auf einem großen Baum beim Kartenspielen sind, hängt über ihnen das Faultier und pennt. Es schläft so tief und fest, dass es gar nicht merkt, wie der Baum, an dem es hängt, umkippt. Die anderen Tiere können sich gerade noch auf einen anderen Baum retten, müssen von dort aber erkennen, dass die Waldarbeiter mit den großen Motorsägen, den Baum kleinschneiden und auf einen großen Laster packen. Mitsamt ihrem Freund! Was tun?

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Die Schlange gibt sich furchtlos und versucht das Faultier zuretten. Sie schafft es zwar mit auf den Laster zu kommen. Mehr aber auch nicht, da der kurz danach losbraust. Es wird eine wilde Fahrt und nicht immer lustig für die Schlange. Als dann der Baumstamm mit Faultier und Schlange auch noch vom Laster in einen Fluss mit Krokodilen kippt, als sie dann auch noch von denen verfolgt werden und als dann auch noch ein Wasserfall droht, …. Spannung pur für die kleinen ZuhörerInnen. Aber: Die Schlange ist zwar schwer erschöpft und kann aber das Faultier retten. Das merkt allerdings gar nichts davon, hängt sich an die Schlange, die ganz müde zwischen den hohen Bäume des Urwaldes erschöpft eingeschlafen ist, während die Freunde wieder am Zocken sind.
Herrlich!

Mittwoch

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Heute haben
George Orwell * 1903
Ingeborg Bachmann * 1926
Eric Carle * 1929
Barbara Gowdy * 1950
Yann Martel *1963
Geburtstag.
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Alles Gute zum Geburtstag, wo immer auch Sie jetzt sitzen und malen, lieber Eric Carle.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=vkYmvxP0AJI]
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Unser Tagestipp.
Gestern ganz frisch ausgepackt und sofort schickte der Verlag gleich eine Sondermeldung hinterher, damit wir auf das Buch auch wirklich aufmerksam gemacht werden. Damit haben sie recht, es ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Fluss

Alessandro Sanna: „Der Fluss
Peter Hammer Verlag € 29,90

Alessandro Sanna hat mit diesem großforamtigen Bilderbuch, Bildband, Kunstbuch oder auch Graphic Novel etwas geschaffen, was ich in dieser Form noch nicht in Händen gehalten habe.
Geboren 1975 in Italien, hat er dort schon 40 Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, im New Yorker und der New York Times Bilder veröffentlicht. Er unterrichtet an der Universität in Bologna und wohnt in Mantua.
Jahrelang hat er sich in seiner norditalienischen Heimat am Fluss, am Po umgeschaut. Hat gezeichnet, aquarelliert, ausgetestet und so langsam eine Idee entwicklet. Dieser große Fluss prägt die Landschaft und die Menschen. Es gibt viele Bücher über ihn, über Flüsse überhaupt. Der Fluss trennt und verbindet. Ach, wem erzähle ich das – wir haben ja die Donau vor der Haustüre und Anfang Juli beginnt hier das Internationale Donaufest.
Sanna nähert sich hier mit vier Geschichten über das ganze Jahr und nennt seine Kapitel dann auch Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Er erzählt darin jeweils eine abgeschlossene Geschichte. Aber nicht so, wie wir uns das vorstellen. Er erzählt ohne Worte, sondern nur mit seinem (digitalen) Pinsel von Stürmen und Nebel, von der Hitze des Sommers und lauen Nächten, von Liebe, Geburt und Gemeinschaft. Die jeweils vier Aquarellstreifen pro Seiten zeigen fantastische Szenen, Mythologisches, Düsteres, und oft besonders Schönes. Wir wissen manchmal nicht, sind die Menschenreihen echt, oder gleichen sie den Baumreihen entlang des Flusses. Was zum Teil bedrückend wirkt, löst sich plötzlich in einer Hochzeitsgesellschaft auf. Ein Zirkus kommt und geht, ein Boot fährt durch den Nebel und wir sehen nur das helle Licht der Laterne in den Händen des Fischers. Im Herbst sehen wir den Atem, der grau, weiss aus Menschen und Tieren kommt. Die Sonne geht unter, Schnee fällt und ein wildes Tier bricht aus dem Zirkus aus. Aber ist er wirklich gefährlich, oder braucht der Maler ihn als Vorlage für ein Porträt? Was ist Wirklichkeit, was ist Fantasie? Damit spielt Sanne. Und das gekonnt. Der Verlag nennt es ein Silent Book. Wer hätte das gedacht. Noch eine neue Formulierung. Egal. Genießen Sie die einzelnen Bildergschichten, die einzelnen Bildstreifen, die Farben, die Ideen, die dahinterstecken und ich garantiere Ihnen, Sie werden gleich wieder von vorne beginnen und schauen, welches Ihr Lieblingsbild ist. Das wird jedoch schwierig.

Ins Buch schauen

Homepage des Autors

Sanna malt den Fluss auf einem Video
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Heute abend kommt Uli Deurer und stellt den Antje Kunstmann Verlag vor.

Donnerstag

Heute haben
Anais Nin * 1903
Raymond Queneau * 1903
David Foster Wallace * 1962

Otfried Preußler ist tot.
Er starb starb gestern im Altern von 89 Jahren.
Gut, dass seine Bücher immer weiterleben werden.
Hier geht es zu einem kleinen Artikel aus buchmarkt.de.
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Das heutige Gedicht kommt von
Samuel Taylor Coleridge,
der es am 21.Februar 1825 geschrieben hat.

Work Withour Hope

All nature seems at work. Slugs leave their lair—
The bees are stirring—birds are on the wing—
And Winter, slumbering in the open air,
Wears on his smiling face a dream of Spring!
And I, the while, the sole unbusy thing,
Nor honey make, nor pair, nor build, nor sing.

Yet well I ken the banks where amaranths blow,
Have traced the fount whence streams of nectar flow.
Bloom, O ye amaranths! bloom for whom ye may,
For me ye bloom not! Glide, rich streams, away!
With lips unbrighten’d, wreathless brow, I stroll:
And would you learn the spells that drowse my soul?
Work without Hope draws nectar in a sieve,
And Hope without an object cannot live.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=O9HsJmZBmpU]

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Nadia Budde: „Und außerdem sind Borsten schön
Hammer Verlag € 14,90
Bilderbuch ab 3 Jahren

Wir wären doch alle gern ein bisschen schöner! Blonder, muskulöser, um die Hüften eine Spur schlanker. Kein Grund zur Scham, mit diesen eitlen Träumen snd wir nicht allein!
Nadia Budde holt die ganze schräge Verwandtschaft – von Onkel Waldemar bis Opa Archibald – jede Menge guter Freunde und illustre Nachbarn auf die Seiten dieses Bilderbuches und wir sehen gleich, wo es hapert: „Unser Nachbar Thilo Schramm hat zu viele Kilogramm„. Der kleine Bruder Olli träumt von einem ordentlichen Bizeps, Waldemar von glattem Haar, die kleinen Jungs im Nachbarhaus wären gern wie Supermann und sind – wenn wir ehrlich sind – davon so weit entfernt wie ihre vierschrötigen Schwestern in Rosa von wahren Elfen. Und weil sie alle ganz hinreißend (und so lustig!) sind, wie sie da stehen, hadernd mit dem, was fehlt oder zuviel ist, spricht uns am Ende einer aus der Seele, den der ganze Firlefanz um die Schönheit nicht juckt. Es ist Onkel Parzival, dem ist sein Äußeres egal. Und der findet: „Eins ist wichtig, wie du bist, so bist du richtig!“ Und wenigstens kurzzeitig sind Onkel Waldemar, Thilo Schramm und unsere properen Elfen doch ziemlich erleichtert!

Nadia Budde ist einfach die Königin, wenn es um diese Nonsense-Bilderbücher geht, die so irre illustriert und einfach extrem witzig sind.
„Eins Zwei Drei Tier“, „Trauriger Tiger toastet Tomaten“, „Kurz nach sechs kommt die Echs“, „Unheimliche Begegnungen auf Quittenquart“ und „Flosse, Fell und Federbett“ sprühen so von Energie und verrückten Ideen, dass sich diese Bücher zu wirklich Klassikern entwickelten, die wir immer im Laden vorrätig haben.

Hier können Sie ins Buch schauen.
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Und weiter geht es in der „Underground New York Public Library

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„The New Rabbi“ von Stephen Fried

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„Persepolis: The Story of a Childhood“ von Marjane Satrapi

Mittwoch

Heute hat Johann Heinrich Voss Geburtstag (* 1751)
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Nun ist es endlich erschienen.
Seit Wochen veröffentliche ich hier Textschnipsel aus diesem Buch und jetzt können wir es in die Hände nehmen.

Galeano

Eduardo Galeano: „Kinder der Tage
Peter Hammer Verlag € 24,00

Eduardo Galeano ist besessen von dem Wunsch, Geschichte zu erinnern.
Und immer tut er dies auf besondere Art: In sprachlich eleganten Miniaturen,
kaum mehr als eine halbe Seite lang, erzählt er von kuriosen, empörenden,
bemerkenswerten Begebenheiten. Sie spielen auf allen Kontinenten und handeln
von allerlei Dingen. Doch immer geraten sie zu einer Anklage all derer,
die die Welt in ihrem Sinne zu lenken wussten. Und zur Bekundung tiefempfundener Solidarität mit den Unterdrückten.
Kinder der Tage ordnet seine 365 pointierten Geschichten an der Chronologie
des Kalenders vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, wobei jede Geschichte
mit dem jeweiligen Datum in Verbindung steht. Springend durch die Jahrhunderte
und fortschreitend durch das Jahr zeigt Eduardo Galeano das immerwährende
Prinzip von Oben und Unten, Macht und Ohnmacht.
Die Leichtigkeit und der feine Humor nehmen den Geschichten nie die
Schärfe, machen sie aber zum großen Lesevergnügen.

Heute, am 20.Februar gibt es eine Geschichte aus Brasilien.
Ein Mann reist mit der Kutsche und nimmt immer eine Fahrkarte dritter Klasse. Er versteht nicht, was der Unterschied der teuren Karten der ersten und zweiten Klasse zur dritten Klasse ist. Das Gerumpele ist doch immer das gleiche.
Bis die Kutsche eines Tages im Schlamm stecken bleibt und er Kutscher ruft:
„Erste Klasse sitzen bleiben!
Zweite Klasse zu Fuß weitergehen!
Dritte Klasse, ab zu Schieben!“

Und hier noch die letzten beiden Textschnipsel, die der Verlag zur Verfügung gestellt hat:

Dezember
15
Grüner Mann

Heute wäre der Geburtstag von Chico Mendes gewesen.
Wäre gewesen.
Doch die Mörder des Amazonas-Regenwaldes töten die Bäume, die stören, und sie töten auch die Menschen, die stören.
Menschen wie Chico Mendes.
Seine Eltern, Sklaven durch Verschuldung, waren aus der weit entfernten Wüste von Ceará zu den Kautschukplantagen gekommen.
Mit vierundzwanzig Jahren lernte er lesen.
Im Amazonas-Gebiet organisierte er Gewerkschaften und brachte die Vereinzelten zusammen, die versklavten Tagelöhner, die vertriebenen Indios, gegen die Verschlinger von Ländereien und ihre bezahlten Killer, und gegen die Experten der Weltbank, die die Vergiftung der Flüsse und die Bombardierung des Regenwaldes finanzieren.
Und er wurde zum Abschuss frei gegeben.
Die Schüsse kamen durchs Fenster.

Dezember
16

Bekämpfen Sie die Armut: Frisieren Sie die Zahlen!

Über viele Jahre feierten die großen Desinformationsmedien mit Pauken und Trompeten die Siege im Krieg gegen die Armut. Jahr auf Jahr war die Armut dabei auf dem Rückzug.
Und so war es bis zum heutigen Tag im Jahre 2007. Da aktualisierten die Experten der Weltbank mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds und einiger Unterabteilungen der Vereinten Nationen ihre Statistiken zur Kaufkraft der Weltbevölkerung. In einem Bericht des International Comparison Program, das kaum oder gar keine Verbreitung fand, korrigierten die Experten einige Zahlen ihrer vorherigen Erhebungen. Unter anderen kleinen Fehlern entdeckten sie, dass die Armen fünfhundert Millionen mehr waren als die internationalen Statistiken bisher gezählt hatten.
Sie, die Armen, wussten es längst.
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UNYPL

“Wonder Boys“ von Michael Chabon
(gefunden bei UNYPL)
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Mittwoch

Heute wird
George Simenon 110 Jahre
und F.C.Delius 70 Jahre alt.
Wir gratulieren.
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Ein Faschingsnachklapp, der ein wenig an Mick Jagger erinnert.
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Lessmore

William Joyce: „Die fliegenden Bücher des Mister Morris Lessmore
mit Illustrationen von William Joyce, Joe Bluhm
übersetzt von Hardy Krüger jr.
Boje Verlag € 14,99
Bilderbuch ab 4 Jahren

Dieses Bilderbuch beruht auf einen animierten Kurzfilm, der mit einem Oscar prämiert worden ist. Den Link zu diesem 15minuten Film habe ich hier vor einiger Zeit auf diesem Blog veröffentlicht. Hier unten kommt er noch einmal. Nehmen Sie sich diese Zeit und schauen Sie sich dieses Filmchen an. So schön anrührend und halt ein richtiger Bücherfilm, ein BücherleserInnenfilm. Ein phantastischer Film über die Magie der Bücher. Darüber, dass Bücher einen durch das Leben begleiten und unser Leben erfüllen und auffüllen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=VljJIQuPDSE]
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Eduardo Galeano neuestes Textschnipsel:

September
28
Rezept zur Beruhigung der Leser

Der heutige Tag ist international dem Menschenrecht auf Information gewidmet.
Vielleicht ist es angebracht daran zu erinnern, dass etwas mehr als einen Monat, nachdem die Atombomben Hiroshima und Nagasaki vernichtet hatten, die New York Times die Gerüchte zerstreute, die die Welt in Angst und Schrecken versetzten.
Am 12. September 1945 veröffentlichte diese Zeitung auf ihrer ersten Seite einen Artikel ihres Wissenschaftsredakteurs William L. Laurence. Der Artikel widersprach den alarmierenden Stimmen und versicherte, dass es in den zerstörten Städten überhaupt keine Radioaktivität gäbe und dass diese Radioaktivität „nichts weiter als eine japanische Propagandalüge“ sei.
Dank dieser Enthüllung erhielt Laurence den Pulitzer-Preis.
Ein Weilchen später wurde bekannt, dass er zwei Monatsgehälter bezog: Eins zahlte ihm die New York Times, das andere kam aus dem Militärhaushalt der Vereinigten Staaten.
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Auf arte lief am Montagabend um 23:30 der Dokumentarfilm:
„Oma und Bella“ von Alexa Karolinski.
Nach dem Uri Caine Konzert bekam ich den Tipp. Ich wollte ihn mir aufnehmen, habe es aber vergessen. Dann ist mir wieder eingefallen, dass alle Filme auf arte eine Woche lang übers Netz nachzuschauen sind. Dies habe ich nun gestern gemacht. Es hat sich gelohnt.

Hier kommen Sie auf die Website des Filmes, auf der Sie u.a. einen Trailer und das Kochbuch zum Film anschauen und kaufen können.
Und hier können Sie noch ein paar Tage den kompletten Film anschauen.
Nehmen Sie sich die Zeit.