Samstag, 25.März

Heute haben
Flannery O’Connor
Wieslaw Mysliwski * 1932
Geburtstag
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Georg Trakl
Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.

Immmer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Markus Orths: „Mary & Claire
Hanser Verlag € 26,00

Mary Shelley, geborene Godwin, wächst bei Ihrem Vater, Wiliam Godwin (Sozialphilosph und Anarchist), dessen neuer Frau und ihrer Halbschwester Clara ( päter Claire) auf. Die Mutter ist kurz nach Marys Geburt gestorben, trotzdem hat Mary ein inniges Verhältnis zu ihr und verbringt Stunden und Tage an ihrem Grab. Mary wird wegen ihrer Aufmüpfigkeit ins Internat gesteckt, reißt dort aus und danach landet sie in Schottland auf dem Land. Wieder zurück in London, verliebt sie sich in den Dichter und Romantiker Percy Shelly, auch ihre Halbschwester Claire ist dem Lebemann und Frauenheld verfallen. In seliger Verliebtheit wollen sie von Marys Vater den Segen, setzten sie doch wegen dessen Freigeistigkeit seine Zustimmung voraus. Leider geht diese Rechnung nicht auf, Percy ist noch verheiratet und hat ein Kind, das kann der Vater nicht gelten lassen und verbietet Mary jeglichen Kontakt.
Zu dritt (Mary, Claire und Percy) fliehen sie nach Frankreich, wo Percy, durch eine erwartete Erbschaft , ihnen ein tolles Leben verspricht. Leider klappt das nicht wie erwartet, sie leben in immer ärmlicheren Verhältnissen. Percy fängt mit Claire ein Verhältnis an und Mary ist schwanger.
Es geht zurück nach England, die Wogen glätten sich und sie leben immer wieder in einer Dreiecksbeziehung, bis Claire sich heillos in Lord Byron verliebt, der sowohl Männer und Frauen liebt , und das in unüberschaubarer Menge. Da in England die Todesstrafe auf Homosexualität steht, wechselt er mit seinem Leibarzt (auch Schriftsteller) an den Genfer See. Das Trio folgt (Claire hat alles eingefädelt) und zwischen Byron und Percy entsteht eine enge Freundschaft, Claire wiederum bekommt nicht, was sie sich erhofft hat, außer ein Kind vom Lord.
Ein turbulentes Durcheinander und Miteinander einer Künsterclique, die völlig unkonventionell in die Tage gelebt haben. Das geht natürlich nur mit Geld, und das hatten sie. Alle schreiben, auch die Frauen.
Mary Shelly hat am Genfer See ihren „Frankenstein“ geschrieben, den ich jetzt wohl doch mal lesen werde.
Ein tolles Buch, ich habe es tatsächlich am Stück verschlungen und empfehle es wärmstens.

Leseprobe

Auf der Hanserseite gibt es 5 Fragen an Markus Orths:

Lieber Markus Orths, in Ihrem neuesten Roman geht es um junge Menschen, die sich ins Leben werfen. Es geht um Rausch und um Literatur. Wer sind Mary & Claire?
Es sind Mary Shelley und ihre Stiefschwester Claire Clairmont. Mary Shelley ist bekannt als Autorin von Frankenstein. Claire Clairmont kennt man kaum. Auch Claire hat geschrieben. Unter anderem ein verschollenes Manuskript mit dem Titel: Idiot. Die beiden Schwestern entfliehen der Londoner Enge mit ihren Normen und Konventionen, sie sind jung und voller Liebe, sie wollen reisen, schreiben, lesen, das Leben einatmen. An der Seite des Rebells und Dichters Percy Shelley stürzen sie sich in abenteuerliche Fahrten durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Doch die Freiheit schmeckt anders, als sie es sich vorstellen.

Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal dachten, dass hier der Stoff für einen Roman verborgen liegt?
Mein Buch hieß ursprünglich Mary. Das Leben von Mary Shelley fand ich schon bei meinem Englisch-Examen erschütternd (so viele tote Menschen um sie her) und aufregend zugleich. Beim Schreiben hat sich Claire immer mehr ins Buch gedrängt. Ihre Briefe haben mich begeistert. In einem dieser Briefe las ich plötzlich von ihrem Buchprojekt Idiot. Ich erfuhr, dass Lord Byron das Manuskript gelesen und gelobt hat. Und fragte mich sofort: Was war das für ein Buch? Warum ist es verschollen? Worum ging es? Was für eine Schriftstellerin ist hier verloren gegangen? So wurde langsam, aber sicher aus dem geplanten Roman Mary der Roman Mary & Claire.

Wie haben Sie recherchiert und was davon findet sich im Roman wieder?
Ich habe die Tagebücher und Briefe gelesen, manche Schriften dieser Menschen, aber man muss maßhalten in der Recherche, sonst verliert man den Fokus. Ins Buch fließt alles, was ich selber spannend und verrückt genug finde und was dem roten Faden des Buches entspricht. Bei Claire habe ich auch viel erfunden. Kurz gesagt: Das Bekannte, die Briefe, Tagebücher, Schriften, die vorliegen, bilden den Hintergrund des Romans; all das Unbekannte, die herausgerissenen Seiten aus Tagebüchern und verlorenen Texte bilden den Vordergrund.

Ihr Roman ist Schwesterngeschichte, Liebesgeschichte und Künstlerinnenroman. Was ist für Sie selbst der Kern des Buches?
Das Gegensatzpaar Einsamkeit und Alleinsein. Einsamkeit ist im Roman positiv besetzt: Aus ihr erwächst die Kraft für das Schreiben. Sich selbst zum Ausdruck zu bringen gelingt nur im Rückzug vom anderen. Die Einsamkeit aber hat ihre Kehrseite im Alleinsein. Da wird sie zur Qual, zur Hölle. Wie soll man erfüllt leben ohne andere Menschen, ohne Begegnung, Reden, Vorlesen, Zuhören, Liebe? Das Leben für die Romantiker war ein Wechselspiel zwischen der Fülle des Abtauchens in sich selbst und der Fülle der Begegnung mit anderen.

Für Mary & Claire ist Schreiben eine existenzielle Notwendigkeit. Was bedeutet Schreiben für Sie persönlich?
Wenn ich aufhöre zu schreiben, gehe ich ein wie eine Primel. Das weiß ich. Das fühle ich. Mit allem Pathos: Ich schreibe um mein Leben. Es ist das, was mir Sinn und Halt gibt, nur aus der Einsamkeit des Schaffens kann Begegnung mit anderen gelingen. So gibt es eine große innere Nähe zum Thema des Buches und zu den Menschen: Mary & Claire & Percy & Byron.

Sonntag, 19.März


Heute haben
Philip Roth * 1933
Kirsten Boie * 1950
Thomas Lang * 1967
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin

Die Sonne kehrt zu neuen Freuden wieder,
Der Tag erscheint mit Stralen, wie die Blüte,
Die Zierde der Natur erscheint sich dem Gemüte,
Als wie entstanden sind Gesang und Lieder.

Die neue Welt ist aus der Tale Grunde,
Und heiter ist des Frühlings Morgenstunde,
Aus Höhen glänzt der Tag, des Abends Leben
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Angela McAllister und Anna Shepta (Illustrationen): „Gutenachtgeschichten rund um die Welt
Aus dem Englischen von Kristin Lohmann
Ravensburger Verlag € 18,99


Ene Reise ins Land der Träume

50 zauberhafte Gutenachtgeschichten aus aller Welt nehmen Groß und Klein mit auf eine Reise und erzählen fantastische Geschichten von Träumen, Abenteuern und Tieren.
Europa, Afrika, Asien, Australien und Ozeanien, Nordamerika, Naher Osten, Südamerika u.a. mit „Aladin und die Wunderlampe“ (Orient), „Das Sternenmädchen“ (Nordamerika), „Das Schwert im Stein“ (England), „Die Frau, die das Meer stahl“ (Fidschi), „Der Mäsuekönig“ (Bolivien), „Die schlaue Schildkröte“ (Nigeria), „Der Sack voller Winde“ (Griechenland) und vielen mehr.
Es sind Geschichten die wir (in Varianten) kennen und Entdeckungen aus fernen Ländern und Kontinenten. Der Umfang einer Gutenachtgeschichte beträgt meistens nicht mehr als eine Seite, dazu noch die märchenhaften, folkloristischen Illustrationen. Somit eignen sie sich bestens für das Vorleseritual im Bett.

Samstag, 25.Februar


Heute haben
Victor Hugo * 1802
Hermann Lenz * 1913
Elizabeth George * 1949
Leon de Winter * 1954
Michel Houellebecq * 1958
Atiq Rahimi * 1962
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Frühling

Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt
Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
An Bergen, wo die Bäume grünen,
Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,

O! welche Freude haben die Menschen! froh
Gehn an Gestaden Einsame, Ruh‘ und Lust
Und Wonne der Gesundheit blühet,
Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
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Christoph Marx
(Text) & Dieter Wiesmüller (Illustrationen):
Deutsche Geschichte in 100 Zitaten

Von Tacitus bis Merkel
Duden Verlag € 29,00

„Ora et labora.“, „Frisch, fromm, fröhlich, frei.“, „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders.“ „So schnell schießen die Preußen nicht.“, „Ich bin ein Berliner.“, „Wir sind Papst.“, „Wir schaffen das!“, „Wie könnt ihr es wagen?!“.
Das sind ein paar der 100 Zitate, die chronologisch, von der Antike bis in die Gegenwart, aufgelistet sind und danach auf dem historischen Hintergrund erläutert und zugeordnet und ihr heutiger Gebrauch erklärt werden. Christoph Marx schreibt über die Persönlichkeiten, von der das jeweilige Zitat stammt, aus welchem Zusammenhang es entnommen wurde und was der geschichtliche Hintergrund dazu ist. Er wirft somit Schlaglichter auf die deutsche Geschichte und macht sie damit lebendig.
Am Ende eines jeden Kapitels findet sich noch eine Kurzbiographie der Person.
Ein Lesebuch, ein Nachschlagewerk, ein Zitatenschatz für Junge und Alte.

Dienstag, 5.April


Heute haben
Robert Bloch * 1917
Arthur Hailey * 1920
Hugo Claus * 1929
Bora Cosic * 1932
Jochen Ziem * 1932
Werner J.Egli * 1943
Geburtstag
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Lessie Sachs (1897-1942)
Frühling

Die Sonne scheint, und man ist bass erstaunt,
Die Bäume schmücken sich mit Perlen-Schnüren,
Und haben, weiss Gott, junge-Braut Allüren,
Und alle Welt ist plötzlich gut gelaunt.

Der Frühling kommt wahrhaftig jetzt in Gang,
Der Herr von nebenan pfeift „Winterstürme“, –
Der Häftling denkt, wie er am besten türme, –
Du denkst: wie werd‘ ich wieder jung und schlank? –

Man sollte jetzt sofort die Grosstadt fliehn,
Die Kinder spielen draussen Ringelreihe, …
Vielleicht kann man am Sonntag doch in’s Freie, …
Doch hat man leider garnichts anzuziehn. –

Man wärs eigentlich jetzt gern zu zwei’n,
Man ist bereit zu jeder Art von Märchen, –
Zur Hälfte sind die Menschen Liebespärchen,
Die and’re Hälfte möcht es gerne sein.
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Christine Langer: Ein Vogelruf trägt Fensterlicht
Gedichte
Kröner Verlag / Edition Klöpfer € 20,00

An der Schwelle

Lichtrisse schieben den Himmel vor sich her bevor sie die Abend-
Glocken in die Baumwipfel hängen

Schwer wiegen sich die Schatten des Walds in den Wolken
Und spannen Laken über die Erde

Der Geruch feuchter Steine trägt Spuren wilder Tiere in mein Haus:
Ich habe die Stirn gelehnt an die offene Tür der Nacht

Christine Langers Gedichte aus diesem neuen Band spüren den Kleinigkeiten in der Natur nach. Spiegelungen am Himmel, im Fenster werden zu Lyrik umgewandelt, die wiederum irgendwo in der Natur auftauchen.

Der Blick aus dem Fenster geht mit dem Sturm,
Bald bricht sich Zweig um Zweig an jenem Baum,
Von dem es hieß, daß der Himmel darin wächst.

Es ist eine Reise durch das eigene Zimmer, durch den Garten vor dem Haus, den Wiesen und dem Wald um die Ecke, mit allem was sich darin und darüber bewegt, in Verse gesetzt, die eine große Leichtigkeit in sich bergen und doch nicht auf den ersten Moment schlüssig sind. Das zweite und dritte Lesen machen den Reiz der Gedichte aus.
Erinnerungen mischen sich mit Gefühlen und verbinden sich mit dem Klang der Wörter zu einem stimmigen Ganzen.

Das Krähenpaar im offenen Fenster holt den Morgen
aus dem Winterschlaf eines fremden Tiers


Montag, 14.März

35.000 Menschen bei der Friedensdemo in Stuttgart

Heute haben
Peter Paul Zahl * 1944
Jochen Schimmang * 1948
Christian Dithfurth * 1953
Geburtstag
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Theodor Fontane
Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
»Er kam, er kam ja immer noch«,
die Bäume nicken sich’s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.«

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh‘,
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du!
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Unser Bilderbuchtipp:


Miriam Zedelius: „Picknick mit Herrn Klein / Picknick mit Frau Groß
Rotfuchs Pappbilderbuch € 10,00
ab 2 Jahre

Das kleinformatige Pappbilderbuch enthält gleich zwei Geschichten. Einmal lädt Herr Klein Frau Groß zu sich ein. Aber: Das Haus ist viel zu klein und den Minikuchen macht Frau Groß auch nicht satt. Aber sie können ja zusammen auf die Wiese gehen, ein Picknick veranstalten und die Kirschen vom Baum pflücken. Gemeinsame liegen sie danach unter der Sonne und ruhen sich aus.
Danach: Einfach umdrehen!
Jetzt lädt Frau Groß Herrn Klein ein. Aber der Stuhl und der Tisch sind viel zu groß. Also nix wie raus auf die Wiese. Vom riesigen Kuchen von Frau Groß bekommen alle Vögel aus dem Park noch etwas ab und die beiden liegen unter der Sonne und ruhen sich aus.
Hier auf der Wiese, unter der Sonne, in der Mitte des Buches treffen sich nämlich die beiden und wir können das Buch wieder umdrehen und von vorne beginnen.
Eine schöne Freundschaftsgeschichte über alle Hindernisse hinweg.

Montag, 19.April

Heute haben
August Wilhelm Iffland * 1759
Riccardo Bacchelli * 1891
Richard Hughes *1900
Stefan Schütz * 1944
Pierre Lemaitre * 1951
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Frühling

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.
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Susanne Link empfiehlt:


Steffen Kopetzky: „Monschau“
Rowohlt Berlin Verlag € 22,00

Angelockt von dem Namen Monschau (zu meinen Schulzeiten die stärkste Volleyballschulmannschaft) und um das Wissen, wie schön es dort ist,h abe ich mir das Buch fürs Wochenende geschnappt und bin eingetaucht in die Welt der jungen Bundesrepublik. 1962, Wirtschaftswunderzeit, Karneval und die Pocken in der Eifel. Ein junger kretischer Arzt, der die Menschen in Quarantäne schickt und sich in die reiche Erbin verliebt und natürlich der Hürtgenwald mit seiner Geschichte ganz in der Nähe. Aus diesen vielen verschiedenen Erzählfäden hat Kopetztky einen spannenden Roman gestrickt, der brandaktuell ist und auf wahren Begebenheiten basiert.
Lesenswert.

Leseprobe
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Dies schrieb unser Verband am Sonntag:

Baden-Württemberg-Notbremse ab Montag, 19. April 2021 ­
­Sehr geehrter Herr Wiltschek,

wie am Freitag verkündet, möchte die Landesregierung Baden-Württemberg nicht auf die „Bundes-Notbremse“ warten. Mit der gestern Nacht verkündeten und am morgigen Montag, den 19. April in Kraft tretenden CoronaVO werden ab einer Inzidenz von 100 strengere Maßnahmen verordnet. Im wesentlichen sind das:
– verschärfte Kontaktbeschränkungen (eigener Haushalt plus eine weitere Person über14 Jahren)
– Ausgangsbeschränkungen zwischen 21 und 5 UhrBau- und Raiffeisenmärkte müssen schließen
-für Friseurbesuche ist ein negativer Coronatest vorgeschrieben
Wichtig für Buchhandlungen in Baden-Württemberg ist, dass entgegen der Aussagen von Sozialminister Lucha am Freitag Click & Collect auch bei einer Inzidenz von über 100 weiter erlaubt bleibt.
Dieser Vorschlag wurde in der Ressortabstimmung gestrichen, wir gehen davon aus, dass das Wirtschaftsministerium, getrieben vom massiven Widerspruch, den sowohl wir als auch Handelsverband und IHK eingelegt haben, das verhindern konnte.
Die für die sog. Bundes-Notbremse vorgesehene Einreihung des Buchhandels in die Sortimente des täglichen Bedarfs hat Baden-Württemberg nicht übernommen. Aufgrund der weiter bestehenden Entscheidung des VGH Mannheim war das aber auch nicht zu erwarten.

Was heisst das für die Buchhandlungen in Baden-Württemberg?

Die ab Montag, den 19. April geltende CoronaVO bringt für Buchhandlungen in Baden-Württemberg  keine Veränderungen. Es gilt weiterhin:
– bei einer Inzidenz von weniger als 50 darf unter Beachtung der Regelungen zur maximalen Kundenzahl pro Quadratmeter geöffnet werden
– bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 ist Click&Meet erlaubt
ab einer Inzidenz von 100 ist nur Click&Collect und Lieferung erlaubt.
Also der Verkauf an der Ladentür.
An diesen Regelungen wird nach jetzigem Stand auch die sog. „Bundes-Notbremse“ nichts ändern, falls sie in der kommenden Woche verabschiedet wird. Denn nach dem bisher vorliegenden Entwurf bleiben „weitergehende Regelungen“ der Länder unberührt. Sollte sich an dieser Einschätzung etwas ändern, werden wir Sie informieren.

MIttwoch 14.April

Heute hat
Peter Esterházy * 1950
Geburtstag
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Friedrich Schiller
An den Frühling

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und ’s Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbat ich mir von dir –
Ich komm‘ und bitte wieder,
Und du? – du gibst es mir.

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
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Unser heutiger Tipp:

Sara Pennypacker: „Hier im echten Leben
Kann ein Träumer die Welt verändern?
Aus dem Amerikanischen von Brigitt Krollmann
Mit ein Vignetten von Jon Klassen
Sauerländer Verlag € 17,00
Jugendbuch ab 11 Jahren

Wade ist ein 11-jähriger pummeliger, verträumter Junge, der von seinen Eltern (der Vater ist Flugzeugeinwinker, die Mutter Managerin in einem Krisenzentrum) überbehütet wird. In diesem Sommer soll er ins Ferienlager, da Vater und Mutter Doppelschichten arbeiten wollen, damit sie ihr Haus abbezahlen können. Schwierig für Wade, der sich gerne in der Welt der Ritter und ihrer Art zu leben und ihrem Ehrencodex lebt. Kontakt zu anderen Gleichaltrigen aufzunehmen, fällt ihm schwer.
Schon nach einem Tag geht er nicht mehr ins Lager, sondern ein eine eingezäunte Gelände mit einer eingefallenen Kirche, auf der Jolene Papayas in kleinen Blechdosen großzieht. Jolene ist eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Isa aus den Romanen von Wolfgang Herrndorf. Sie ist das Gegenteil von verträumt und wirft Wade immer wieder vor, dass er im Wunderland lebe, hier aber das echte Leben sei. Im Gegensatz zu Wade hat sie keine Helikoptereltern. Ganz im Gegenteil.
Wie diese beiden Jugendlichen, die unterschiedlicher wohl kaum sein könnten, an sich wachsen und reifen, erzählt uns Sara Pennypacker mit großer Wärme und Empathie.
Mit dem Auftauchen von Ashley nimmt die Geschichte nochmals Fahrt auf, da sie weiß, was mit dem Gelände geschehen soll und gemeinsam hecken sie diverse Pläne aus, wie sie ihre eigene Welt, die sie in dieser Brache geschaffen haben, retten können.
Es endet dann doch ganz anders, aber mit einem fulminanten Ende, bei dem sich nicht nur bei Wade Veränderungen zeigen, sondern sich auch seine Eltern und Jolene öffnen und merken, dass Vertrauen für den jeweils anderen sehr wichtig ist.
Vielen Dank Sara Pennypacker für dieses Jugendbuch.

Dienstag, 23.März

Heute haben
C.F.D.Schubart * 1739
William Morris * 1834
Dario Fo * 1926
Martin Walser  wird 90. * 1927
Peter Bichsel * 1935
Geburtstag
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Fred Endrikat
Frühling ist’s

Frühling ist’s! Die Hennen glucksen
Veilchen raus – und weiße Buxen.
Frauen schnüren sich geringer,
und der Bauer schiebt den Dünger.
Fliegen klettern unverdrossen
auf den Nasensommersprossen.
Ringsum blüht’s an allen Hecken –
und es riecht aus den Ap’theken.
Ich steck mir voll Übermut
’nen Sonnenstrahl an meinen Hut.
Freudig jubeln und frohlocken
Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.
Frühling wird’s mit Vehemenz.
Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!
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Claudia Wiltschek empfiehlt:


Iain Lawrence : „Skeleton Tree
Verlag Freies Geistesleben  € 19,00
Jugendbuch ab 12 Jahren


Chris lebt nach dem tödlichen Unfall seines Vaters allein mit seiner Mutter. Um ihn ein bisschen aus der Trauer zu locken, lädt ihn sein Onkel Jack zu einer Segeltour an der Küste Alaskas ein. Seine Mutter willigt nur zögerlich ein, ist doch Onkel Jack als risikofreudiger Draufgänger bekannt. Aufgeregt und voller Freude besteigt Chris das Boot, wird aber etwas enttäuscht, befindet sich doch noch ein Junge dort, etwas älter als er. Frank ist mürrisch, überheblich und wechselt mit Chris eigentlich kein Wort. Chris wird zu alledem noch seekrank. In einem Sturm erleiden sie Schiffbruch und mit letzter Kraft können sich nur Frank und Chris ans Ufer retten. Menschenleere und völliger Wildnis sind die beiden nun ausgesetzt und für beide beginnt ein Leben, das von Nahrungssuche und Kämpfen gegen Bären und Wölfen bestimmt ist. Zudem hat sich Franks Verhalten gegenüber Chris nicht geändert und so muss Chris auch noch täglich Demütigungen ertragen. Die Situation ändert sich, als ein großer Rabe Zutrauen zu Chris findet und eine rührende Beziehung zwischen den beiden entsteht. Die Klugheit dieses Tieres rettet sie aus vielen gefährlichen Situationen und auch Frank wird zugänglicher und erzählt endlich Chris, warum er so abweisend war.
Ich wollte eigentlich nur kurz in das Buch reinlesen: Es hat mich aber so gefesselt und daraus sind einige aufregende Lesestunden geworden. Ein tolles Buch für für alle, die Abenteuer und ein bisschen Grusel mögen und es sich leisten können einige Stunden auf dem Sofa oder sonstwo vor Spannung festgeklebt zu sein. Bestens geeignet für lesemüde Jungs, die sich sicher auch durch das tolle gelungene Cover angesprochen fühlen.
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Heute ab 19.30 Uhr online im Literaturhaus Köln
Hildegard E. Keller: „Was wir scheinen“
Ein Roman über Hannah Arendt
https://literaturhaus-koeln.de/programm/hildegard-e-keller-was-wir-scheinen/23-03-2021/

Freitag, 19.März

Heute haben
Ovid * 43 v.Chr.
Friedrich Hölderlin * 1770
Henrik Ibsen * 1828
Ralph Giordano * 1923
David Malouf * 1934
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Frühling


Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag‘ entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

d. 24 April 1839.
mit Untertänigkeit
Scardanelli.
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Lana Bastašić: „Fang den Hasen
Aus dem´Bosnischen von Rebekka Zeinzinger
S.Fischer Verlag € 22,00

Eigentlich wollte ich hier schreiben, wie gut mir der Roman gefallen hat, wie er mich überrascht, überrollt und auf falsche Fährten gebracht hat. Auch noch erzählen, wie interessant die Buchpräsentation und das Gespräch mit der Autorin vor ein paar Wochen auf Zoom war.
Und dann fällt mir auf der Seite des S.Fischer Verlages dieses Interview auf. Na, besser kann ich es doch gar nicht schreiben. Nehmen Sie sich die Zeit. Es lohnt sich.

Roadtrip ins Identitätskuddelmuddel

Lana Bastašić steht ihrer Lektorin Teresa Pütz Rede und Antwort zu ihrem international gefeierten Debütroman „Fang den Hasen“, der Bedeutung weiblicher Solidarität und ihrem Verhältnis zur zersplitterten jugoslawischen Heimat.

Wovon handelt dein Roman, welcher Hase will da gefangen werden – oder eben nicht? Und ohne das Ende vorwegzunehmen, was hat Dürers berühmte Hasenradierung damit zu tun?

An der Oberfläche handelt mein Roman von Lejla und Sara, zwei Kindheitsfreundinnen, die sich nach zwölf Jahren plötzlich wiedersehen und gemeinsam auf einen ziemlich verrückten Roadtrip durch den Balkan bis nach Wien gehen – um Armin zu finden, Lejlas Bruder, der damals in den Kriegswirren verschwand.

Tiefergehend handelt er vom Geschichtenerzählen und Erinnerungen: inwiefern wir eine andere Person und ihr Leben jemals verstehen und beschreiben können, und wie unsere Erinnerungen von ihr anders oder irreführend sein können. Den Hasen zu fangen bedeutet für mich die Suche danach, den anderen zu verstehen. Dürers Hase in der Albertina war dafür eine nützlicher Erzählschluss – der symbolhafte Hase in meinem Roman entwickelt sich von etwas Lebendigem zu etwas Starrem, zur Kunst, und damit zum Unsterblichen.

Mit Lejla und Sara begegnen wir zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die trotzdem eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Was bedeutet Freundschaft für dich persönlich, insbesondere unter Frauen?

Ich empfinde Freundschaft als etwas sehr Schönes, Komplexes und schwer zu Definierendes. Manchmal sind die Grenzen fließend, so dass es schwierig zu sagen ist, was Freundschaft eigentlich ist. In meinem Buch wollte ich einen Blick auf die Beziehung zwischen zwei Frauen werfen, die manchmal wie eine Freundschaft aussieht und dann wiederum sehr toxisch und zerstörerisch sein kann.

Für mich persönlich sind Frauenfreundschaften in der stark patriarchalischen Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, und die uns gelehrt hat, uns gegenseitig als Konkurrentinnen zu betrachten, immer besonders wichtig gewesen. Ich glaube an weibliche Solidarität und die Praxis der Integration im Gegensatz zum patriarchalischen und kapitalistischen Drang andere zu bekämpfen und auszuschließen.

Wie war es im Bosnien der 90er aufzuwachsen? Warum hast du dein Heimatland verlassen, schreibst aber jetzt darüber – und lässt deine Erzählerin harte Worte dafür finden? An einer Stelle in deinem Roman vergleicht Sara Bosnien mit einer Frau, die von einem Mann vergewaltigt und zurückgelassen wird.

Für uns war es völlig normal, einfach weil wir nichts anderes kannten. Ich darf auch behaupten, dass ich eine privilegierte Kindheit hatte – ich war ein serbisches Mädchen, das in einer Stadt lebte, in der Serben die Mehrheit stellten. Meine Eltern waren zudem Zahnärzte, ich konnte mir Dinge leisten, die manchen meiner Freunde verwehrt blieben. Diese Privilegien wollte ich unter anderem in meinem Roman verdeutlichen. Mir ging es wie Sara, die im Gegensatz zu ihrer Freundin Lejla damals den ›richtigen‹ Nachnamen und die ›richtige‹ Religion hatte. Doch im Unterschied zu meiner Protagonistin habe ich mein Land erst mit 25 Jahren verlassen, um in Barcelona zu leben. Ich ging, weil ich fühlte, dass wenn ich im Nachkriegsbosnien – zerrissen von Nationalismus, Korruption und Hass – bleiben würde, ich zu einer bitteren und zornigen Person werden würde. Und dann wäre ich nicht imstande gewesen zu schreiben. Der jugoslawische Literaturnobelpreisträger Ivo Andrić hat einmal gesagt: Ein Mann, der nicht hassen kann und sich entscheidet, nicht zu hassen, wird immer ein Fremder in Bosnien sein. Dennoch ist meine Beziehung zu Bosnien nicht so düster, nicht so bitter wie die meiner Erzählerin. Ich kehre immer wieder zurück in meine Heimat, schreibe in meiner Muttersprache. Aber ja, ich musste zuerst aus bosnischen Denkmustern ausbrechen. Ich brauchte die Distanz, um meinen Roman zu schreiben.

Dein Roman erschien zuerst in einer bosnischen und kroatischen Ausgabe. Von dir kursieren ganz unterschiedliche Biographieangaben, die alle versuchen, deine Nationalität und Muttersprache einzukreisen: Jugoslawisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbokroatisch? Würdest du für uns etwas Licht ins Dunkel bringen?

Meine Freundin und Schriftstellerin Dubravka Ugrešić sagte einmal zu mir, dass ich »die letzte jugoslawische Autorin« sei. Damit meinte sie, dass ich zu einer jüngeren Generation gehöre, aber mein Hintergrund so kompliziert ist, dass nur dieses allumfassende Adjektiv es festnageln kann: jugoslawisch. Meine Familie war serbisch, aber wie viele Serben lebten wir in Kroatien. Die Sprache ist die gleiche, nur die Religion eine andere.

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war der Nationalismus überall auf dem Vormarsch, auch in Kroatien. An Kiosken wurden Dosen verkauft, die »reine kroatische Luft« beinhalten (Ugrešić schreibt darüber in einer ihrer Essays). Mein Vater verlor seine Arbeit und auf uns wurde Druck ausgeübt, Zagreb zu verlassen. Das taten wir dann auch. Wir zogen nach Bosnien, und mein Bruder und ich blieben bei unseren Großeltern auf dem Land, bis unsere Eltern Arbeit fanden. Jeder glaubte, dass das Ganze schnell vorbei gehen würde. Dann aber begann der Krieg und wir blieben in Banja Luka. Nur hatte sich das Blatt jetzt gewendet: plötzlich waren wir die Mehrheit und die nicht-serbische Bevölkerung wurde niedergemetzelt, vergewaltigt und ins Exil geschickt.

Die Sprache, die in Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro gesprochen wird, wurde ursprünglich einmal als Serbokroatisch bezeichnet. Serbokroatisch haben meine Eltern in der Schule gelernt. Nach dem Zerfall Jugoslawiens und durch den Krieg wollten diese Länder nichts miteinander zu tun haben. Plötzlich wurden Serbisch und Kroatisch zwei unterschiedliche Sprachen. Vielleicht kann man sich das wie Deutsch, Schweizerdeutsch und Österreichisch vorstellen, wenn diese Länder in den Krieg miteinander gezogen wären? Zur gleichen Zeit tauchten zwei neue Sprachen auf, die vorher nicht existiert hatten: Bosnisch und Montenegrinisch. Für einige von uns war das seltsam, wir waren an diese Namen nicht gewöhnt. Im Grunde passierte es also, dass Politik und Nationalismus wichtiger als Sprache und Verstand wurden. Die Wahrheit ist, niemand braucht einen Übersetzer, wenn Menschen aus diesen vier Ländern miteinander sprechen. Aus diesem Grund bevorzuge ich, meine Sprache Serbokroatisch zu nennen, auch wenn ich weiß, dass sie nicht mehr geführt wird – aber sie verdeutlicht mir einfach, dass Sprache keine nationalen Grenzen kennt.

Was bedeutet Heimat für dich als eine Autorin, die ständig unterwegs ist?

Ich habe nur ein Zuhause und das ist die Literatur. Das klingt schmalzig, ist aber wahr. Es ist meine Republik, die ich mit meinen Schriftstellerkolleg*innen teile. Ich sage das nicht, weil ich romantisch bin. Ich sage das, weil ich in einem Land geboren bin, das nicht länger existiert, ich eine Sprache gelernt habe, die nicht länger existiert, und nun habe ich drei verschiedene Nationalitäten. Ich habe also sehr früh verstanden, dass Nationen recht beliebig sind, und dass meine Heimat etwas Größeres sein muss als ein Reihe Koordinaten. Ich bin sehr oft umgezogen und ich reise viel, aber die eine Konstante in meinem Leben, die nie ihre Bedeutung verliert, ist die Literatur.

Welche Bedeutung hat der Literaturpreis der Europäischen Union für dich, mit dem du letztes Jahr ausgezeichnet wurdest? Welche Erfahrungen machst du generell als Autorin im Literaturbetrieb?

Dieser Preis hat mir sehr viel bedeutet, auch weil ich ihn mit zwölf anderen europäischen Preisträgern teile und das Gefühl hatte, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die größer ist als die der serbischen und bosnischen Autor*innen. Frauen werden im Balkan kaum ausgezeichnet, oder überhaupt nominiert. Wir müssen dreimal so hart arbeiten und uns und unseren Platz in der Literaturwelt ständig rechtfertigen. Uns lässt man keine mittelmäßigen oder schlechten Bücher durchgehen – wir müssen Meisterwerke schreiben, um einen Platz an der Tafel zu ergattern. Das ist so ungerecht und leider immer noch allzu sehr Realität. Für mich persönlich bedeutete der Literaturpreis und alle Übersetzungen, die daraus folgten, dass ich woanders akzeptiert werden konnte, dass ich jetzt aufstehen kann und sagen: »Ich bin eine Schriftstellerin«. Ich verstehe heute, dass der sexistische Literaturbetrieb, aus dem ich komme, nur ein winziger Teil einer viel größeren, viel offeneren Gemeinschaft ist.

Was möchtest du Leser*innen zum Schluss mit auf dem Weg geben?

Ich wünsche mir, dass sie sich generell für Bosnien und die Literatur des Balkans interessieren. Mir ist bewusst, dass das, was sie bisher aus Bosnien bekommen, immer nur typische Kriegsgeschichten mit Helden, Bösewichten und Opfern sind. Daher hoffe ich, dass mein Roman sie einen Blick auf die Frauen und jungen Mädchen werfen lässt, die in meiner Heimat aufgewachsen sind und die sich von früh an mit diesem Identitätskuddelmuddel auseinandersetzen mussten. Schlussendlich hoffe ich, sie können sich mit dem ganz universellen Thema identifizieren, dass wir stets bemüht sind, unsere Leben in Geschichten zu verwandeln, dass wir alle versuchen, uns auf die eine oder andere Weise unsterblich zu machen.

Das Gespräch führte und übersetzte Teresa Pütz.

Leseprobe
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Donnerstag, 16.Mai

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Heute haben
Friedrich Rückert * 1788
Jakob van Hoddis * 1887
Juan Rulfo * 1918
Geburtstag
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Adelbert von Chamisso
Frühling

Der Frühling ist kommen, die Erde erwacht,
Es blühen der Blumen genung.
Ich habe schon wieder auf Lieder gedacht,
Ich fühle so frisch mich, so jung.

Die Sonne bescheinet die blumige Au‘,
Der Wind beweget das Laub.
Wie sind mir geworden die Locken so grau?
Das ist doch ein garstiger Staub.

Es bauen die Nester und singen sich ein
Die zierlichen Vögel so gut.
Und ist es kein Staub nicht, was sollt‘ es denn sein?
Mir ist wie den Vögeln zu Muth.

Der Frühling ist kommen, die Erde erwacht,
Es blühen der Blumen genung.
Ich habe schon wieder auf Lieder gedacht,
Ich fühle so frisch mich, so jung.
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Zack Scott: „Apollo“
Der Wettlauf zum Mond
Droemer Verlag € 28,00

Am 21.Juli 1969 war es soweit. Ich habe mir mit meinem Vater und meinem Bruder die Nacht um die Ohren gehauen, stundenlang vom Sessel aus auf einen grieseligen, knisternden Fenrsehapparat gestarrt, bis es endlich so weit war.
Die Mondlandefähre Eagle landete auf dem Mond und Armstrong setzte seinen Fuß in den Sand. 50 Jahre ist es her und wir werden in diesem Sommer noch viel davon zu sehen bekommen. Zwei Bücher haben wir schon im Laden. Einerseits eine Graphic Novel im Carlsen Verlag und dieses sehr schön gemachte Sachbuch mit seinen feinen Schautafeln und Grafiken. Ein schönes Bilderbuch voller Fakten, ein Sachbuch zum darin Versinken. In edlem All-Dunkelgrau erfahren wir allerhand Details aus dem Apollo-Programm der Nasa, bei dem 400.000 Menschen beteiligt waren, das 120 Milliarden US Dollar gekostet hat, dessen Höhepunkt die Mondlandung stand und bei der ich einer von 500 Millionen Zuschauern war.

Ein Blick ins Buch lohnt sich.