Franz Hohler (Text) und Kathrin Schärer (Illustrationen): „Das kleine Wildschwein und die Krähen„ Hanser Kinderbuchverlag € 16,00 Bilderbuch ab 3 Jahren
Das Wildschwein-Ehepaar bringt ihren Kindern bei, wie sie die Erde aufwühlen, um an Wurzeln zu kommen, oder Stängel abknicken, um Maiskolben essen zu können. Das kleinste Wildschwein hört jedoch lieber den Vögeln zu und grunzt im Bass mit. das gelingt so gut, dass es in den Vogelchor aufgenommmen wird. Großes Kopschütteln bei den verwirrten Eltern. Das kleine Wildschwein teilt sogar seine Maiskolben mit den Vögeln. Das geht so lange gut, bis es krank wird und auch Kastanien, die der Vater extra jenseits des Gotthardpasses holt nichts mehr helfen. Immer dünner wird das Kleine. Auch der Gesang der Vögel nützt nichts mehr. Nur Kastanien aus Paris würden es retten, meint der Wildschweindoktor. Aber so weit kann kein Wildschwein rennen. Wie gut, wenn man Freunde hat, die fliegen können …
Eine herrliche Tiergeschichte von Franz Hohler und in ihrer gekonnten Art passend illustriert von Kathrin Schärer.
Hier eine kleine Vorschau unserer Veranstaltungen:
Dienstag, 7.Februar, 19 Uhr „Die 1.Seite“ Wir stellen folgende Bücher vor: Claire Keegan: „Das dritte Licht“ H. W. Richter: „Geschichten aus Bansin“ Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“ Adi Hübel & Dietmar Herzog präsentieren ihr Buch: „Bei Anruf Wort“ Bei uns in der Buchhandlung Eintritt frei
Die „1.Seite“ gibt es immer am 1.Dienstag im Monat um 19 Uhr. Also am 7.3., 4.4. … Im Mai fällt die „1.Seite“ aus.
Dienstag, 14.Februar, 19 Uhr Jana Bürgers und ihre Zeit in der Ukraine Im Rahmen der „Winterhilfe für die Ukraine“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Im Anschluß Lyrik auf ukrainisch und deutsch Bei uns in der Buchhandlung Eine Spendenkasse steht bereit
Dienstag, 28.Februar, 19 Uhr SüdwestPresse Forum Elisabeth Zoll: „Wir bleiben!“ Warum sich Frauen aus der katholischen Kirche nicht vertreiben lassen. Im Stadthaus Ulm Eintritt € 6,50
Mittwoch, 19.April, 19 oder 20 Uhr Janina Hecht: „In diesen Sommern“ Sparkasse Ulm, Neue Mitte
Freitag, 28.April, 19 Uhr Milena Michiko Flasar: „Oben Erde, unten Himmel“ Bei uns in der Buchhandlung Eintritt € 10,00
Mittwoch, 25.Oktober, 19 Uhr Judith Hermann: „Wir hätten uns alles gesagt“ Ort noch nicht bekannt Eintritt € 10,00 ______________________________________
Konferenz Arctic Frontiers „Die Arktis verliert ihren Schutzschild“
Das arktische Eis schmilzt schneller als gedacht. Über die Folgen debattieren Experten auf einer Konferenz im norwegischen Tromsö. Warum die Lage trotzdem nicht ausweglos ist, erklärt Meeresbiologin Boetius im Interview.
tagesschau.de: Bei der Konferenz geht es darum, wie der Klimawandel die Arktis verändert. Wie sehen die Auswirkungen aus?
Antje Boetius: Die sind recht dramatisch, so sagen es alle hier. Ob es die Vereinigung der Bürgermeister der Arktis ist, ob es die Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker sind, ob Wissenschaft oder Politik – alle sind sich einig: Keine andere Region der Erde steht vor solchen Herausforderungen, denn die Erderwärmung schreitet hier drei- bis viermal so schnell voran wie im Rest des Planeten.
Und das merkt man bei Eis und Schnee, bei Extremwettern oder bei der Frage nach den Chancen der jungen Generation. Die Frage ist: Wie geht man damit um, dass diese Krise überall zu merken ist und alle betrifft?
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Das komplette Interview finden Sie hier auf tagesschau.de vom 1.2.2023
Gestern Abend im Stadthaus Ulm ________________________________________
Heute haben Daniel Casper von Lohenstein * 1635 William Somerset Maugham * 1874 Virginia Woolf * 1882 Eva Zeller * 1923 Silvio Blatter * 1946 Dzevad Karahasan * 1953 David Grossman * 1954 Alessandro Baricco * 1958 Geburtstag __________________________________________
Jung sein ist Glück und vergeht wie Dunst, jung bleiben ist mehr und ist eine Kunst. Friedrich Theodor Vischer __________________________________________
Jetzt neu als Taschenbuch:
Lana Bastašić: „Fang den Hasen„ Aus dem Bosnischen von Rebekka Zeinzinger Fischer Taschenbuch € 14,00
„Eine europäische Literatur, [die] vollbringt, was hervorragende Literatur vollbringen sollte – uns hoffen lassen, dass sich Wunder erfüllen. Lana Bastašićs Geschichten müssen erzählt werden.“ Saša Stanišić
Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Europäischen Union 2020.
Eigentlich wollte ich hier schreiben, wie gut mir der Roman gefallen hat, wie er mich überrascht, überrollt und auf falsche Fährten gebracht hat. Ihnen die vielen tollen Besprechnungen zeigen, die es gab, als der Roman neu erschienen ist. Dann fällt mir auf der Seite des S.Fischer Verlages dieses Interview auf. Na, besser kann ich es doch gar nicht schreiben. Nehmen Sie sich die Zeit. Es lohnt sich.
Roadtrip ins Identitätskuddelmuddel
Lana Bastašić steht ihrer Lektorin Teresa Pütz Rede und Antwort zu ihrem international gefeierten Debütroman „Fang den Hasen“, der Bedeutung weiblicher Solidarität und ihrem Verhältnis zur zersplitterten jugoslawischen Heimat.
Wovon handelt dein Roman, welcher Hase will da gefangen werden – oder eben nicht? Und ohne das Ende vorwegzunehmen, was hat Dürers berühmte Hasenradierung damit zu tun?
An der Oberfläche handelt mein Roman von Lejla und Sara, zwei Kindheitsfreundinnen, die sich nach zwölf Jahren plötzlich wiedersehen und gemeinsam auf einen ziemlich verrückten Roadtrip durch den Balkan bis nach Wien gehen – um Armin zu finden, Lejlas Bruder, der damals in den Kriegswirren verschwand.
Tiefergehend handelt er vom Geschichtenerzählen und Erinnerungen: inwiefern wir eine andere Person und ihr Leben jemals verstehen und beschreiben können, und wie unsere Erinnerungen von ihr anders oder irreführend sein können. Den Hasen zu fangen bedeutet für mich die Suche danach, den anderen zu verstehen. Dürers Hase in der Albertina war dafür eine nützlicher Erzählschluss – der symbolhafte Hase in meinem Roman entwickelt sich von etwas Lebendigem zu etwas Starrem, zur Kunst, und damit zum Unsterblichen.
Mit Lejla und Sara begegnen wir zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die trotzdem eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Was bedeutet Freundschaft für dich persönlich, insbesondere unter Frauen?
Ich empfinde Freundschaft als etwas sehr Schönes, Komplexes und schwer zu Definierendes. Manchmal sind die Grenzen fließend, so dass es schwierig zu sagen ist, was Freundschaft eigentlich ist. In meinem Buch wollte ich einen Blick auf die Beziehung zwischen zwei Frauen werfen, die manchmal wie eine Freundschaft aussieht und dann wiederum sehr toxisch und zerstörerisch sein kann.
Für mich persönlich sind Frauenfreundschaften in der stark patriarchalischen Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, und die uns gelehrt hat, uns gegenseitig als Konkurrentinnen zu betrachten, immer besonders wichtig gewesen. Ich glaube an weibliche Solidarität und die Praxis der Integration im Gegensatz zum patriarchalischen und kapitalistischen Drang andere zu bekämpfen und auszuschließen.
Wie war es im Bosnien der 90er aufzuwachsen? Warum hast du dein Heimatland verlassen, schreibst aber jetzt darüber – und lässt deine Erzählerin harte Worte dafür finden? An einer Stelle in deinem Roman vergleicht Sara Bosnien mit einer Frau, die von einem Mann vergewaltigt und zurückgelassen wird.
Für uns war es völlig normal, einfach weil wir nichts anderes kannten. Ich darf auch behaupten, dass ich eine privilegierte Kindheit hatte – ich war ein serbisches Mädchen, das in einer Stadt lebte, in der Serben die Mehrheit stellten. Meine Eltern waren zudem Zahnärzte, ich konnte mir Dinge leisten, die manchen meiner Freunde verwehrt blieben. Diese Privilegien wollte ich unter anderem in meinem Roman verdeutlichen. Mir ging es wie Sara, die im Gegensatz zu ihrer Freundin Lejla damals den ›richtigen‹ Nachnamen und die ›richtige‹ Religion hatte. Doch im Unterschied zu meiner Protagonistin habe ich mein Land erst mit 25 Jahren verlassen, um in Barcelona zu leben. Ich ging, weil ich fühlte, dass wenn ich im Nachkriegsbosnien – zerrissen von Nationalismus, Korruption und Hass – bleiben würde, ich zu einer bitteren und zornigen Person werden würde. Und dann wäre ich nicht imstande gewesen zu schreiben. Der jugoslawische Literaturnobelpreisträger Ivo Andrić hat einmal gesagt: Ein Mann, der nicht hassen kann und sich entscheidet, nicht zu hassen, wird immer ein Fremder in Bosnien sein. Dennoch ist meine Beziehung zu Bosnien nicht so düster, nicht so bitter wie die meiner Erzählerin. Ich kehre immer wieder zurück in meine Heimat, schreibe in meiner Muttersprache. Aber ja, ich musste zuerst aus bosnischen Denkmustern ausbrechen. Ich brauchte die Distanz, um meinen Roman zu schreiben.
Dein Roman erschien zuerst in einer bosnischen und kroatischen Ausgabe. Von dir kursieren ganz unterschiedliche Biographieangaben, die alle versuchen, deine Nationalität und Muttersprache einzukreisen: Jugoslawisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbokroatisch? Würdest du für uns etwas Licht ins Dunkel bringen?
Meine Freundin und Schriftstellerin Dubravka Ugrešić sagte einmal zu mir, dass ich »die letzte jugoslawische Autorin« sei. Damit meinte sie, dass ich zu einer jüngeren Generation gehöre, aber mein Hintergrund so kompliziert ist, dass nur dieses allumfassende Adjektiv es festnageln kann: jugoslawisch. Meine Familie war serbisch, aber wie viele Serben lebten wir in Kroatien. Die Sprache ist die gleiche, nur die Religion eine andere.
Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war der Nationalismus überall auf dem Vormarsch, auch in Kroatien. An Kiosken wurden Dosen verkauft, die »reine kroatische Luft« beinhalten (Ugrešić schreibt darüber in einer ihrer Essays). Mein Vater verlor seine Arbeit und auf uns wurde Druck ausgeübt, Zagreb zu verlassen. Das taten wir dann auch. Wir zogen nach Bosnien, und mein Bruder und ich blieben bei unseren Großeltern auf dem Land, bis unsere Eltern Arbeit fanden. Jeder glaubte, dass das Ganze schnell vorbei gehen würde. Dann aber begann der Krieg und wir blieben in Banja Luka. Nur hatte sich das Blatt jetzt gewendet: plötzlich waren wir die Mehrheit und die nicht-serbische Bevölkerung wurde niedergemetzelt, vergewaltigt und ins Exil geschickt.
Die Sprache, die in Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro gesprochen wird, wurde ursprünglich einmal als Serbokroatisch bezeichnet. Serbokroatisch haben meine Eltern in der Schule gelernt. Nach dem Zerfall Jugoslawiens und durch den Krieg wollten diese Länder nichts miteinander zu tun haben. Plötzlich wurden Serbisch und Kroatisch zwei unterschiedliche Sprachen. Vielleicht kann man sich das wie Deutsch, Schweizerdeutsch und Österreichisch vorstellen, wenn diese Länder in den Krieg miteinander gezogen wären? Zur gleichen Zeit tauchten zwei neue Sprachen auf, die vorher nicht existiert hatten: Bosnisch und Montenegrinisch. Für einige von uns war das seltsam, wir waren an diese Namen nicht gewöhnt. Im Grunde passierte es also, dass Politik und Nationalismus wichtiger als Sprache und Verstand wurden. Die Wahrheit ist, niemand braucht einen Übersetzer, wenn Menschen aus diesen vier Ländern miteinander sprechen. Aus diesem Grund bevorzuge ich, meine Sprache Serbokroatisch zu nennen, auch wenn ich weiß, dass sie nicht mehr geführt wird – aber sie verdeutlicht mir einfach, dass Sprache keine nationalen Grenzen kennt.
Was bedeutet Heimat für dich als eine Autorin, die ständig unterwegs ist?
Ich habe nur ein Zuhause und das ist die Literatur. Das klingt schmalzig, ist aber wahr. Es ist meine Republik, die ich mit meinen Schriftstellerkolleg*innen teile. Ich sage das nicht, weil ich romantisch bin. Ich sage das, weil ich in einem Land geboren bin, das nicht länger existiert, ich eine Sprache gelernt habe, die nicht länger existiert, und nun habe ich drei verschiedene Nationalitäten. Ich habe also sehr früh verstanden, dass Nationen recht beliebig sind, und dass meine Heimat etwas Größeres sein muss als ein Reihe Koordinaten. Ich bin sehr oft umgezogen und ich reise viel, aber die eine Konstante in meinem Leben, die nie ihre Bedeutung verliert, ist die Literatur.
Welche Bedeutung hat der Literaturpreis der Europäischen Union für dich, mit dem du letztes Jahr ausgezeichnet wurdest? Welche Erfahrungen machst du generell als Autorin im Literaturbetrieb?
Dieser Preis hat mir sehr viel bedeutet, auch weil ich ihn mit zwölf anderen europäischen Preisträgern teile und das Gefühl hatte, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die größer ist als die der serbischen und bosnischen Autor*innen. Frauen werden im Balkan kaum ausgezeichnet, oder überhaupt nominiert. Wir müssen dreimal so hart arbeiten und uns und unseren Platz in der Literaturwelt ständig rechtfertigen. Uns lässt man keine mittelmäßigen oder schlechten Bücher durchgehen – wir müssen Meisterwerke schreiben, um einen Platz an der Tafel zu ergattern. Das ist so ungerecht und leider immer noch allzu sehr Realität. Für mich persönlich bedeutete der Literaturpreis und alle Übersetzungen, die daraus folgten, dass ich woanders akzeptiert werden konnte, dass ich jetzt aufstehen kann und sagen: »Ich bin eine Schriftstellerin«. Ich verstehe heute, dass der sexistische Literaturbetrieb, aus dem ich komme, nur ein winziger Teil einer viel größeren, viel offeneren Gemeinschaft ist.
Was möchtest du Leser*innen zum Schluss mit auf dem Weg geben?
Ich wünsche mir, dass sie sich generell für Bosnien und die Literatur des Balkans interessieren. Mir ist bewusst, dass das, was sie bisher aus Bosnien bekommen, immer nur typische Kriegsgeschichten mit Helden, Bösewichten und Opfern sind. Daher hoffe ich, dass mein Roman sie einen Blick auf die Frauen und jungen Mädchen werfen lässt, die in meiner Heimat aufgewachsen sind und die sich von früh an mit diesem Identitätskuddelmuddel auseinandersetzen mussten. Schlussendlich hoffe ich, sie können sich mit dem ganz universellen Thema identifizieren, dass wir stets bemüht sind, unsere Leben in Geschichten zu verwandeln, dass wir alle versuchen, uns auf die eine oder andere Weise unsterblich zu machen.
Die Bundesregierung soll sich wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen die gesetzlichen Klimaziele vor Gericht verantworten. Einem Zeitungsbericht zufolge reichte der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland Klage gegen die Regierung ein. Er verklagt die Bundesregierung wegen Verfehlung der Klimaziele in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Das berichtet unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“. Der BUND verlangt in seiner beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingereichten Klage den Beschluss von Sofortprogrammen, wie sie das Klimaschutzgesetz vorsieht. …
Heute haben Charles Perrault * 1628 Johann Heinrich Pestalozzi * 1746 Jakob Michael Reinhold Lenz * 1751 Jack London * 1876 Daniil Charms * 1905 Alice Miller * 1923 Haruki Murakami * 1949 David Mitchell * 1969 Geburtstag ________________________________________
Jakob Michael Reinhold Lenz Gute Laune
Gute Laune, Lieb und Lachen Soll mich hier Unaufhörlich glücklich machen, Und die ganze Welt mit mir. Auf dem Sammt der Rosen wiegen Sich die Weisen nur allein. Liebe? ist sie nicht Vergnügen? Nur die Treue macht die Pein. ________________________________________
Unser Tip:
Julia Voss: „Hilma af Klint“ S.Fischer Verlag € 32,00
„Jenseits des Sichtbaren“ Hilma af Klint Regie: Halina Dyrschka DVD 2020 € 17,99
Die Kunstgeschichte muss umgeschrieben werden. Diese Äußerung fiel vor ein paar Jahren, als KunstgeschichtlerInnen die schwedische Malerin Hilma af Klint (1862-1944) entdeckten. Aus allen Wolken sei sie gefallen, sagt Julia Voss, dass sie während ihres Kunstgeschichte-Studiums nie diesen Namen gehört hat. Über 1.500 abstrakte Bilder hinterließ die Künstlerin und sie war es, die vor Kandinsky abstrakt malte. Doch niemand nahm dies war. Kunst war und ist immer noch eine Domäne der Männer. Die außergewöhnliche Gedankenwelt der Hilma af Klint reicht dabei von Biologie und Astronomie über Theosophie bis hin zur Relativitätstheorie und umspannt einen faszinierenden Kosmos aus einzigartigen Bildern und Notizen. Vor zwei Jahren erschien bei S.Fischer die Biografie von Julia Voss und jetzt gibt es einen Dokumentarfilm auf DVD.
Dostojewski wird 200, Kurt Vonnegut hat Geburtstag und auch Luigi Malerba * 1927 Carlos Fuentes * 1928 und Hans Magnus Enzensberger * 1929 __________________________________
„Jeder Städtebewohner weiß, dass die Architektur, im Gegensatz zur Poesie, eine terroristische Kunst ist.“ Hans Magnus Enzensberger __________________________________
Oh Mann, Vinzent ist wirklich klein. Die anderen Rentiere sind um ein Vielfaches größer. So stört er auch bei den Weihnachtsvorbereitungen und geht nur im Weg um. Der Weihnachtsmann steckt ihn die Poststelle, damit Vinzent aus dem Weg ist. Dort entdeckt der Kleine (mit der hübschen Decke) den Brief eines Mädchens, in dem es sich ein kleines Rentier für ihren kleinen Schlitten wünscht, den sie bekommen hat. Vinzent nutzt die Gelegenheit, versteckt sich im Weihnachtsschlitten und springt bei dem kleinen Mädchen ab. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Nur gut, dass es den Weihnachtsmann gibt. Eine rührende Bilderbuchgeschichte darüber, dass auch Kleine ganz große Wünsche erfüllen können.
Heute haben Paul Gerhardt * 1607 Gabriele D’Annunzio * 1863 Heinrich Maria Ledig-Rowohlt * 1908 Jack Kerouac * 1922 Edward Albee * 1928 Kathrin Schmidt * 1958 Jenny Erpenbeck *1967 Geburtstag _____________________________________
Michael Krüger
Eine neue Terrasse, hell, dass der Schneck weiss, wohin er sich wenden soll bei zunehmender Wärme. Ich habe keine Ahnung, zu welcher Art sie gehören, wahrscheinlich Kielschnegel oder Tigerschnegel, es gibt Hunderte von verschiedenen Populationen, die ihr Gehäuse in den Weichkörper hinein verlegt haben. Warum verzichtet man freiwillig auf sein Haus, warum will man sein Grab nicht auf dem Rücken tragen? Von einem Tag auf den andern finden sich diese Tiere auf unserer Terrasse ein, in einer Art Massentourismus kriechen sie von Nord – Ost nach Süd – West, vom Gang der Gestirne gelenkt und vom Wasser. Keiner will sie, keiner mag sie anfassen, sie hinterlassen ein Nichts, wenn sich der schleimig-glitschige Körper in eine Fuge zwischen zwei Kacheln gezwängt hat, mit blossem Auge nicht zu erkennen. Sie gehören dazu, selbst dieser Schneck- ohne – Haus ist unser Bruder, auch wenn er keinen Fuss auf den Boden bekommt. Mein Herz hofft auf Besserung, und die eingelagerten Schmerzen der Gürtelrose, die wunden Nerven in den Fugen der Haut, sollen für immer verschwinden wie der Borkenkäfer, mit dem ein Gespräch sinnlos ist. Wie lange dauert Ungeduld? Was er zurücklässt, der Schnegel, ist eine Art Autografie seines Körpers, direkt neben meinem Schuh, als soll das etwas besagen. Ich habe zu lange gelesen in den dürren Zipfeleien eines Philologen, einem Geizkragen der Phantasie, der mir die Welt erklären will als unermüdliche Arbeit am Ganzen. Aber ich übe mich in Weltanschauung und langem Ausatmen, noch einmal, noch einmal, noch einmal und immer so weiter und fort.
aus Jahrbuch der Lyrik 2021 Vielen Dank an den Schöffling Verlag und Maria Leucht. ___________________________________________________
Carolin Emcke: „Journal„ Tagebuch in Zeiten der Pandemie S.Fischer Verlag € 21,00
Am Montag, 23. März 2020 beginnt Carolin mit ihrem „Journal“, in dem sie die neue Wirklichkeit eines Lockdowns festhält, ihren Gedanken freien Raum lässt. Was macht die Pandemie mit ihr, mit ihren Kontakten, mit Menschen in anderen Regionen, Ländern und Kontinenten? Sie schaut über den Tellerrand hinaus und notiert, wie sich unsere psychische, soziale politische Lage / Einstellung ändert. Daraus ergeben sich sehr persönliche, aber auch allgemein politische und philosophische Notizen. Und immer wieder sind es kleinen Dinge, die sie hinterfragt und fotografisch festhält. Warum wundert sich eine Freundin von ihr, dass es bei uns im Radio so oft Staumeldungen gibt, wenn eine Kuh entlaufen ist, oder ein Auspuffstück auf der Fahrbahn liegt? Und warum der Deutschlandfunk damit jetzt aufgehört hat. Carolin Emcke hat einen hörenswerten Musikpodcast und hat mich dazugebracht Bill Evans aufzulegen. Es geht mir genauso wie ihr: Die Musik tut gut. Das „Journal“ endet mit einem Nachtrag aus dem November 2020.
PREMIERE „Journal – Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ Carolin Emcke im Gespräch mit Verena Lueken Online-Event 12.03.2021 um 19:30 Uhr Am Tag der Veranstaltung wird auf der Website der Schaubühne und in den sozialen Netzwerken der entsprechende Link geteilt.
Heute haben Horaz * 65 v.Chr. John Banville *1945 Louis de Bernières * 1954 Geburtstag. Aber auch Camille Claudel und Jim Morrison. _________________________________________________
Er ist der höchste Kirchturm der Welt. Aber wie hoch ist er?
Passend in dieser besonderen Zeit. Jetzt neu als Taschenbuch.
John Ironmonger: „Der Wal und das Ende der Welt“ Aus dem Englischen von Maria Poets und Tobias Schnettler Fischer Taschenbuch € 12,00
Ein kleines Fischerdorf an der englischen Südküste, abgelegen idyllisch, kaum von Touristen besucht und in den Wintermonaten sind die Bewohner unter sich. Es passiert nicht viel, jeder kennt jeden, es wird viel getrascht und die Dorfschule hat auch nur noch eine Hand voll Kinder, die Lehrerin befürchtet die baldige Schließung. Neues Leben kommt ins Dorf an dem Tag als Joe, ein Banker aus London an Land gespült wird. Fast alle sind bei seiner Rettung dabei und der pensionierte Dorfarzt nimmt ihn bei sich auf. Er ist der geheimnisvolle Fremde und der Besitzer des teuren Autos, das verlassen auf dem Dorfparkplatz stand. Ein Analyst, dessen Leben fast nur noch aus Zahlen und Berechnungen bestand und der sich letztendlich für den Kollaps seiner Bank verantwortlich fühlte.
„In dem Dorf St.Piran erzählt man sich noch immer von dem Tag, als der nackte Mann am Strand angespült wurde. Es war der selbe Tag an den Kenny Kennet den Wal sah. Manche sagen, es sei ein Mittwoch gewesen. Andere scheinen sich ganz sicher zu sein, dass es ein Donnerstag war. Und zwar Anfang Oktober. Vielleicht aber auch Ende September, doch im Durcheinander der Tage und Wochen, die folgten, dachte niemand daran, alles aufzuschreiben. Manche Dorfbewohner behaupteten, sie erinnerten sich an jede Einzelheit, und sie alle erzählen von dem nackten Mann, und sie alle erzählen von dem Wal.“
Ein toller Roman mit liebenswerten Menschen, einem großen Wal und einem Kirchturm voller Proviant.
Heute haben Konstantinos Kavafis * 1863, (der am gleichen Tag 1933 auch gestorben ist) Egon Erwin Kisch * 1885 Walter Mehring * 1896 Walter Kempowski * 1929 Lilian Faschinger * 1950 Geburtstag ___________________________________
Friedrich von Schiller
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel von bessern künftigen Tagen; nach einem glücklichen, goldenen Ziel sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, sie umflattert den fröhlichen Knaben, den Jüngling locket ihr Zauberschein, sie wird mit dem Greis nicht begraben; denn beschließt er im Grabe den müden Lauf, noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn, erzeugt im Gehirne des Toren, im Herzen kündet es laut sich an: zu was Besserm sind wir geboren. Und was die innere Stimme spricht, das täuscht die hoffende Seele nicht.
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Sarah Wiltschek empfiehlt:
Harald Welzer: „Alles könnte anders sein“ Jetzt als Fischer Taschenbuch € 12,00
Bitte lest und lesen Sie dieses Buch! Die bessere Welt, der wir alle nachtrauern, der wir misstrauen und an die wir nicht mehr glauben, steht nämlich genau vor unserer Tür. Wir müssen nur erkennen, wo die Ressourcen und die Errungenschaften unserer demokratischen Gesellschaft sind, die wir auf Teufel komm raus verteidigen sollten (sei es in Form von Gemeinplätze wie das öffentliche Schwimmbad, die Bibliothek oder die Parkanlagen), sei es das Rechtssystem, das keiner Korruption unterworfen ist oder das Gesundheitssystem, zu dem bisher noch jeder gleichermaßen Zugang hat (jedenfalls im Vergleich zu sehr vielen anderen Ländern dieser Erde). Oder auch in Sachen Umwelt- und Klimakatstrophe: Wie viel ist in den letzten Jahren schon viel besser geworden, wie viele Flüsse sind renaturiert, wie viele Wälder wieder aufgeforstet, wie viele Tierarten wieder angesiedelt worden? Der Soziologe Harald Welzer beschönigt nichts. Er fordert uns bloß dazu auf, an das gute Leben zu glauben und auch danach zu handeln. Weg von der destruktiven Untergangshysterie, die bloß denen, die auf Kosten von Mensch und Natur ihren Erfolg gründen, in die Hände spielt. Es geht ihm um Gerechtigkeit, um Solidarität, ja ganz vereinfacht gesprochen, um Freundlichkeit und damit um mehr Autonomie und die Befreiung aus einem Ego-Shooter-Kapitalismus, der in seiner jetzigen Form keinerlei sozial- und umweltverträgliche Zukunft mehr hat, und aus einer digitalen Diktatur, der wir uns willenlos hingeben. Was wir brauchen ist v.a. mehr Zeit, um neue, völlig andere Ideen zu entwerfen. Von uns und einer Gesellschaft, einer ganzen Welt, in der wir gerne leben und in die wir guten Gewissens unsere Kinder und Enkelkinder entlassen. Zeit, die wir außerdem mit Tätigkeiten füllen, die wir als sinnvoll erleben und nicht als Bullshitjobs. Welzer skizziert ganz konkrete Arbeitsmodelle, die er 80/20 nennt. Also 80%, die der Lohnarbeit nachgegangen und 20%, die einer ehrenamtlichen Tätigkeit gewidmet wird. Alles subventioniert vom Staat, der ja auch heute schon darauf angewiesen ist, dass ganze Branchen zum großen Teil in ehrenamtlicher Hand sind. Allein die Flüchtlingshilfe im Sommer 2015 ist so ein Beispiel. Die Arbeitsgeber werden also nicht mehr belastet, haben vielmehr leistungsfähigere, weil nicht chronisch überarbeitete, Angestellte. Das Grundeinkommen ist eine weitere, sehr konkrete Lösung, um ein Gleichgewicht in der Gesellschaft herzustellen, das wirklich gleiche Zugangschancen für alle eröffnet, egal aus welchem Elternhaus man kommt. Bewiesen ist, wer aus armen Verhältnisse kommt, kämpft lebenslang mit Existenzängsten, die keine akademischen Höhenflüge zulassen. Dem Argument, dass mit dieser bedingungslosen Grundsicherung keiner mehr arbeiten würde, gibt er wenig Chance, weil doch die meisten arbeiten, einen strukturierten Tag oder einfach auch mehr Geld haben wollen. Zitat: „Und schließlich gibt es noch die, die tatsächlich nie arbeiten wollen. Na und? Was ist dabei? Wo wäre denn das normative Kriterium, diese Wahl als schlechter anzusehen als die des „Entscheiders“ bei Monsanto, der Bauern vorschreibt, welches Saatgut sie zu kaufen haben? Wer entscheidet denn, wer eine für das Gemeinwohl bessere Rolle spielt – jemand, der sein Leben lang schwimmen geht, Bücher liest, Netflixserien schaut, mit den Kindern spielt oder auch nur: sich besäuft oder ein Automanager, der die Gesellschaft brutal geschädigt hat?“ Auch das Finanzierungskonzept dazu klingt realistisch. So wie Welzer all seine Ideen mit real umsetzbaren Methoden und Herangehensweisen erklärt. Demnach geht es nicht mehr um das, was tatsächlich machbar, sondern um das, was gewollt ist. Eine andere Idee, die, wenn man Welzer zuhört, ganz und gar machbar und ganz sicher keine spinnerte Utopie mehr ist, ist die autofreie Stadt. Spätestens nach dieser Lektüre versteht man nicht mehr, warum es tatsächlich noch Autos in modernen Städten gibt. Zu gut sind die Bilder vom Stadtraum, der den Menschen, den Fußgängern, Fahrradfahrern, den spielenden Kindern gehört! Straßen werden zu Gemeinplätzen, Parkplätze zu Baupflächen für dringend benötigten Wohnraum. Kopenhagen macht es vor, wir können es nach und noch besser machen. Mit einem kostenlosen und perfekt geregelten öffentlichen Nahverkehr, Gemeinschaftsgärten usw. Welzer legt das nötige Zündholz, um optimistisch das zu tun, was jeder und jede in seinem kleinen oder größeren Dunstkreis tun kann. Wir müssen raus aus der lähmenden Denkstruktur: nur die ganz Großen in Politik und Wirtschaft könnten etwas ändern, wenn sie denn wollten. Dass jede und jeder die Macht hat, etwas zu ändern, das zeigt Welzer in vielen realen Beispielen. Sei es der Privatmann Lutz Beisel, der die Schreckensnachrichten aus dem Vietnamkrieg nicht mehr ertragen konnte, bei der Bundeswehr anrief und sie dazu brachte, schwerverwundete vietnamesische Kinder in deutschen Krankenhäuser zu behandeln (und schließlich „terre des hommes“ gründete) oder die gerade zu explosive Urban-Gardening-Bewegung, die wie die grüne Hoffnung einmal rund um die Welt exponierte und nach wie vor Menschen zusammen- und die Natur in die Stadt zurück bringt. Es sind oft kleine Ideen, die Großes bewirken. Fangen wir an, jetzt und heute!
Heute haben Thomas Morus * 1477 Charles Dickens * 1812 Sinclair Lewis * 1885 Ernst Ginsberg * 1904 Paul Nizan * 1905 Herbert Eisenreich * 1925 Doris Gercke * 1937 Geburtstag _________________________
Ernst Ginsberg
Augenschein
Zur Nacht hat ein Sturm alle Bäume entlaubt Sieh sie an, die knöchernen Besen. Ein Narr, wer bei diesem Anblick glaubt Es wäre je Sommer gewesen.
Und ein größerer Narr, wer träumt und sinnt es könnt‘ je wieder Sommer werden. Und grad diese gläubige Narrheit, Kind, ist die sicherste Wahrheit auf Erden. __________________________
Mitarbeiterin Natalia Pfisterer empfiehlt:
Lori Nelson Spielman: „Morgen kommt ein neuer Himmel„ Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer Fischer Taschenbuch € 12,00
Natalia Pfisterer: „Ganz tolles Buch! Eines meiner liebsten Bücher. Hat sich bisher auch als Geschenk hervorragend geeignet..“
Dies schreibt der Verlag:
Können Träume glücklich machen? Eine Mutter zeigt ihrer Tochter den Weg, ihre wahren Träume zu verwirklichen. Ein berührender Roman über die eine Liebe, die uns ein Leben lang nicht verlässt. Wer verscheucht die Monster aus unseren Albträumen? Wer tröstet uns bei Liebeskummer? Und wer kennt uns besser, als wir uns selber kennen? Als Brett 14 Jahre alt war, hatte sie noch große Pläne für ihr Leben, festgehalten auf einer Liste mit Lebenszielen. Heute, mit 34 Jahren, ist die Liste vergessen und Brett mit dem zufrieden, was sie hat: einen Freund, einen Job, eine schicke Wohnung. Doch als ihre Mutter Elizabeth stirbt, taucht die Liste wieder auf: Aus dem Mülleimer gefischt, hat ihre Mutter die Liste aufgehoben, und deren Erfüllung zur Bedingung gemacht, damit Brett ihr Erbe erhält – und zwar innerhalb von 12 Monaten. Aber Brett ist nicht mehr das Mädchen von damals. Ein Baby bekommen? Das hat sie schon lange ad acta gelegt. Ein Pferd kaufen? In ihrer Wohnung sind nicht mal Haustiere erlaubt. Eine gute Beziehung zu ihrem Vater aufbauen? Ha – der ist seit sieben Jahren tot. Sich verlieben? Die einzig wahre, große Liebe gibt es doch nur im Film. Um sie bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen, hat ihre Mutter Brett mehrere Briefe hinterlassen. Wütend, enttäuscht und verletzt liest Brett den ersten Brief – und ist überwältigt von der liebevollen und fürsorglichen Nachricht ihrer Mutter, die gespürt hat, dass Brett in ihrem Leben nicht glücklich ist. Die Briefe ihrer Mutter rufen Brett dazu auf, ihre Träume nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen – denn nur sie selbst kann es ändern … Kann Elizabeth ihrer Tochter dabei helfen, sich selbst wiederzufinden?
Heute haben Felix Dahn * 1834 Amy Lowell * 1874 Brendan Behan * 1923 Thomas Bernhard * 1931 John Maxwell Coetzee * 1940 Alice Walker * 1944 Geburtstag __________________________
Gestern auf dem Duden Gedichtekalender:
Detlev von Liliencron
Mühle in der Ferne
Steht eine Mühle am Himmelsrand, Scharfgezeichnet gegen mäusegraue Wetterwand, Und mahlt immerzu, immerzu.
Hinter der Mühle am Himmelsrand, Ohne Himmelsrand, mahlt eine Mühle, allbekannt, Und mahlt immerzu, immerzu.
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Gestern wurden BuchhändlerInnen nach Stuttgart ins Literaturhaus eingeladen. Der Grund? Das neue Buch von Zsuzsa Bánk, das in diesem Monat noch erscheinen wird. Nach einem Imbiss führte der Lektor Jürgen Hosemann in den Briefroman der Autorin ein, zeigte die Merkmale der beiden Frauen auf, die sich über drei Jahre hinweg Emails schreiben. Seine sehr feine , launige, witzige Rede stimmte bestens ein auf die Lesung der Autorin, die sich eine größere Passage aus dem Februar 2010 herausgesucht hatte, die zum Teil auch in Stuttgart spielt.
In ihrer gewohnt sehr guten Art des Vorlesens war es nicht schwer einzutauchen, wegzutrifften in das Leben der beiden Freundinnen. Danach wurde noch kräftig signiert und der rote Bücherstapel im Hintergrund wurde immer kleiner. Mein Zug fuhr um 23:22 Richtung Ulm und um 1:00 war ich im Bett.
Wenig Schlaf, aber ein gutes Gefühl. „Schlafen werden wir später“ Vielen Dank an den S.Fischer Verlag, vielen Dank an Zsuzsa Bánk. Ach, bevor ich es vergesse: Der Roman ist super. Unbedingt vormerken.
Besprechungen sind sicherlich noch nicht erlaubt. Gelesen habe ich den 700 Seiten Roman schon. Und so drucke ich den Text des S.Fischer Verlages hier ab, der Sie hoffentlich animiert, das Buch zu lesen.
Die Schriftstellerin Márta lebt mit Mann und drei Kindern in einer deutschen Großstadt. Obwohl sie ihre Kinder über alles liebt, kämpft sie jeden Tag darum, in ihrem Leben nicht unterzugehen und ihre Arbeit gegen die Zumutungen des Alltags zu verteidigen. Ihre Freundin Johanna hingegen, mit der sie seit früher Kindheit eine innige Freundschaft verbindet, ist Lehrerin im Schwarzwald und kinderlos. Statt mit ihrer Doktorarbeit über Annette von Droste-Hülshoff weiter zu kommen, kämpft sie mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit: mit dem Mann, der sie verlassen hat, mit dem Krebs, den sie überwunden geglaubt hat, mit ihrem Vater, der so jung gestorben ist. Jetzt, mit Anfang 40, liegt die Mitte des Lebens hinter ihnen, sind Lebensweichen gestellt, wichtige Entscheidungen getroffen, ist ein Richtungswechsel nicht mehr vorgesehen. Aber soll das alles gewesen sein? Márta und Johanna schreiben einander E-Mails von großer Tiefe, Offenheit und Emotionalität. Ihre Mails sind ergreifende Dokumente eines täglichen Ringens um Selbstbehauptung, Freiheit und Glück. Beide Frauen wissen, dass sie mehr wollen als noch nicht sterben. Aber was machen sie jetzt mit diesem Leben, dessen Weg sie zur Hälfte schon gegangen sind? Und was macht das Leben mit ihnen?
Heute haben Hedwig Dohm * 1831 Upton Sinclair * 1878 Joseph Breitbach * 1903 Adolf Endler * 1930 Javier Marias *1951 Geburtstag und auch Sophie Loren und Alexander Mitscherlich
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David Levithan: „Letztendlich geht es nur um dich“ Aus dem Amerikanischen von Martina Tichy S.Fischer Verlag € 16,99 Jugendbuch ab 14
„Kann es sein, dass der A, in den ich mich verliebt habe, jeden Tag in einem anderen Körper lebt? Aber wenn Glück sich so gut anfühlt, ist es eigentlich egal, ob es tatsächlich echt ist oder nicht.“
Endlich ist es soweit. Die Fortsetzung von David Levithans Jugendbuch ist auf dem deutschen Buchmarkt erschienen und liegt bei uns auf dem Neuerscheinungstisch. A, der Junge, der jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht und sich unsterblich in Rhiannon verliebt hat, ist allen, die das Buch gelesen haben immer noch in Erinnerung. Das geht auch gar nicht anders, denn der Roman ist so packend und einfühlsam geschrieben. Aber wie kann man eine Fortsetzung schreiben, die uns LeserInnen wieder in Atem hält, ohne einfach weitere Episoden aneinander zureihen, weitere Tage aus den beiden Leben von A und Rhiannon aufzuschreiben? David Levithan fand einen genialen Trick und erzählt uns im zweiten Band die Geschichte aus der Sicht des Mädchens. Durch ihre Augen lernen wir A kennen, wie er täglich versucht mit ihr in Kontakt zu treten und jeden Tag in einem anderen Körper vor ihr aufzutaucht. Bisher haben wir nur vermutet, wie es in Rhiannon tobt, wie sie diese Tatsache gar nicht glauben kann und wie sich ihre Liebe zu Justin verändert, mit dem sie seit einem Jahr zusammen ist. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen, voller warmer inniger Gefühle und schroffen Abweisungen. Und nun steht da plötzlich A vor ihr und drängt in ihr Leben.
Ein cooler und romantischer Roman über Geborgenheit, Verlässlichkeit und die wahre Liebe. „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreise 2015, Kategorie Jugendjury. In den nächsten Tagen erscheint dieser erste Band als Taschenbuch und somit fällt das Einsteigen noch viel leichter. Ich empfehle Ihnen beide Bücher zur Lektüre. Damit meine ich wirklich, daß Sie als Erwachsene auch reinschauen sollten.
Heute wird die Shortlist für denDeutschen Buchpreisbekanntgegeben und in einer Woche, am Dienstag, den 27.September, veranstalten wir mit Ihnen unser „Shortlistlesen“. Clemens Grote liest aus den sechs Finalisten. Wir danach stimmen wir alle gemeinsam ab und küren den internen Siegertitel. Das offizielle Siegerbuch wird auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober bekanntgeben. Bisher lagen wir immer daneben. Ha, vielleichts ja dieses Mal.