Montag, 30.Januar


Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
Hans Erich Nossack * 1901
Barbara Tuchman * 1912
Claudio Rodriguez * 1934
Richard Brautigan * 1935
und Barbara Wood * 1947
Thomas Brezina * 1963
Geburtstag
__________________________________________

Heinrich Wilhelm Gerstenberg (1737 – 1823)
An eine Rose

Du kleine Rose, glaube mir,
Du sollst Lucindens Busen schmücken.
Ich selber will dich ihr
Itzt auf den vollen Busen drücken.

Dann sag ich: „Mädchen, küsse mich,
Sieh, dies hat Flora dir geweihet.
Sieh, wie die Rose sich
Schon über ihre Stelle freuet:“

Doch untersteht ein Jüngling sich
Dich von dem Busen abzubrechen:
Dann, Rose, räche mich,
Dann musst du ihn gewaltsam stechen.

Doch wenn in meines Mädchens Brust
Nach mir sich zarte Wünsche regen –
O die geliebte Brust !
Dann hauch ihr süßen Duft entgegen.
____________________________________________

Unser Buchtipp:


Claire Keegan: „Kleine Dinge wie diese und Das dritte Licht
Übersetzt aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Jeweils € 20,00, schön in Leinen gebunden

Claire Keegan war für mich eine der Entdeckungen aus dem letzten Jahr. Ihre Erzählung, ihr schmaler Roman „Kleine Dinge wie diese“ habe ich lange nicht beachtet, nach der Lektüre war ich jedoch hellauf begeistert. Jetzt hat der Steidl Verlag „Das dritte Licht“ neu herausgebracht und wieder ist es ein herausragender Lesegenuss.
Bei beiden Büchern hatte ich Furcht, dass etwas Schlimmes passiert, da die Kurzinhaltsangabe bei „Das dritte Licht“, oder das Nachwort bei „Kleine Dinge“ so etwas vermutenließen. Dies war jedoch nicht der Fall und es sind jeweils Männer die ein großes Herz haben und dies auch durch ihre Taten nach und nach zeigen.
So auch in „Das dritte Licht“, in dem die Erzählerin davon berichtet, wie sie als Mädchen zu ihrer Tante und ihrem Onkel geschickt wird, da ihre Eltern sehr ärmlich leben, der Vater Trinker ist und die Mutter gerade noch ein Kind (zu den anderen) bekommt. So ist eine Mitesserin am Tisch weniger sehr passend.
Bei den Verwandten angekommen, erlebt das Mädchen einen schönen Sommer mit viel Zuneigung und Liebe. Ein Geheimis lastet auf dem Ehepaar, das gegen Ende auch aufgeklärt wird, aber sich nicht auf das freundliche Verhältnis der drei auswirkt. Im Gegenteil.
Auf unserem Büchertisch liegt ein Stapel dieses schmalen Bändchens und ich lege es Ihnen ans Herzen. Die Lektüre wird sie nicht unberührt lassen.

„Das dritte Licht“ („Foster“) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet und in Irland als „The Quite Girl“, ebenfalls preisgekrönt, verfilmt.
______________________________________

Am Dienstag in einer Woche, am 7.Februar ab 19 Uhr, gibt es wieder eine „1.Seite“
und wir stellen Ihnen vier neue Bücher vor.
Mit dabei natürlich Clemens Grote als Vorleser.
Der Eintritt ist frei.
Wir beginnen pünktlich.

Mittwoch, 5.Juni

5d07f87e-d8b1-48db-840e-047f762ea130

Heute haben
Federico Garcia Lorca * 1898
Otto F.Walter * 1928
Ermanno Cavazzoni * 1947
Thomas Kling * 1957
Geburtstag
____________________

Heute auf dem Gedichtekalender:

Conrad Ferdinand Meyer
Eingelgte Ruder

Meine eingelegten Ruder triefen,
Tropfen fallen langsam in die Tiefen.

Nichts, das mich verdroß! Nichts, das mich freute!
Niederrinnt ein schmerzenloses Heute

Unter mir – ach, aus dem Licht verschwunden –
Träumen schon die schönern meiner Stunden.

Aus der blauen Tiefe ruft das Gestern:
Sind im Licht noch manche meiner Schwestern?
___________________________

cover.do

Britta Teckentrup: „Fische, Fische überall“
Aus dem Englischen von Angelika Leik
Prestel Verlag € 20,00
Sachbilderbuch ab 6 Jahren

An die einhundert Bilderbücher hat Britta Teckentrup illustriert. Vieles zuerst bei englischen Verlagen, da sie dort studiert und lange gewohnt hat. Hier in Deutschland wurde sie durch ihre Suchwimmelbücher bekannt und schuf wahre Meisterwerke zum Thema: Federn und Eier. Die Nacht, der Mond, der Fuchs, Bäume und das Wetter, die Bienen tauchen bei ihren Büchern auf. Ja, die Natur scheint ihr sehr wichtig zu sein.
Jetzt also Fische. Überall Fische. Überall finden wir sie. Nicht nur in den Ozeanen. Und es gibt sie in allen Formen und Farben. Dies zu illustrieren ist Teckentrups große Stärke. Sie sind klein und dick, groß und sehr lang, die leuchten, sie blinken, sie sind stachelig, könnern sich verändern und gut verstecken. Sie leben an der Oberfläche und aber auch ganz tief unten am Meeresgrund.
Wie lange gibt es Fische schon? Von was ernähren sie sich? Wie sehen sie von innen aus? Können Fische erwachsen werden? Aber auch: Was macht unser Müll, die wir in die Meere kippen mit den Fischen?
Dies und viel mehr finden wir in diesem großen Bilderbuch mit vielen, vielen leuchtenden, collageartigen Bildern.
Warum das Buch allerdings in China gedruckt werden musste? Vielleicht sollte sich der Verlag darüber auch mal Gedanken machen.

Leseprobe
______________________________

Hier noch ein ganz spezieller Tipp:

04_Satanszwerge

Die Satanszwerge von Sylt
Die wortreichen Sieben

Die Frieseninsel Sylt hat ein schreckliches Geheimnis. Jahrhundertelang ruhte es unter dem Sand, wurde erst zur Legende und geriet dann in Vergessenheit. Doch der mysteriöse Tod eines Insulaners bringt den Syltern die Erkenntnis: Das Böse ist wieder da…und es hat einiges nachzuholen! Geisterjäger John Sinclair und sein Kollege Suko müssen alle Kräfte mobilisieren, um ihren Gegnern Einhalt zu gebieten – denn sie sind klein, heimtückisch und zahlreich: Die Satanszwerge von Sylt. Schnallen Sie sich an für eine Achterbahnfahrt durch die Untiefen des Trash: Spannend, komisch und zu 99% ernst gemeint. Ein Kultklassiker der Groschenromane als Livehörspiel für Augen, Ohren, Zwerchfell und die ultimative Gänsehaut.

Ensemble: „Die wortreichen Sieben“
Regie: Fabian Gröver
Musik: Benjamin Künzel
Mitwirkende: Christel Mayr, Tini Prüfert, Stefan Maaß, Gunther Nickles, Florian Stern, Benjamin Künzel, Fabian Gröver und Benedikt Paulun

Veranstalter: ROXY gemeinnützige GmbH
Termine:
Samstag, 8.Juni
Dienstag, 11.Juni
Dienstag, 18.Juni
Jeweils um 20 Uhr.
Eintritt: € 14,00

Mittwoch, 30.Januar

img_1546

Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
Richard Brautigan * 1935
und Barbara Wood * 1947
Thomas Brezina * 1963
Geburtstag
_________________________

Adelbert von Chamisso
Der Spielmann

Im Städtchen gibt es des Jubels viel,
Da halten sie Hochzeit mit Tanz und mit Spiel.
Dem Fröhlichen blinket der Wein so rot,
Die Braut nur gleicht dem getünchten Tod.

Ja tot für den, den nicht sie vergißt,
Der doch beim Fest nicht Bräutigam ist:
Da steht er immitten der Gäste im Krug,
Und streichelt die Geige lustig genug.

Er streichelt die Geige, sein Haar ergraut,
Es schwingen die Saiten gellend und laut,
Er drückt sie ans Herz und achtet es nicht,
Ob auch sie in tausend Stücke zerbricht.

Es ist gar grausig, wenn einer so stirbt,
Wenn jung sein Herz um Freude noch wirbt.
Ich mag und will nicht länger es sehn!
Das möchte den Kopf mir schwindelnd verdrehn!

Wer heißt euch mit Fingern zeigen auf mich?
O Gott – bewahr uns gnädiglich,
Daß keinen der Wahnsinn übermannt.
Bin selber ein armer Musikant.
______________________________

Neu auf DVD:

8715

„Gundermann“
Regie: Andreas Drese,
Schauspieler: Alexander Scheer/Anna Unterberger u a, D 2018, FSK ab 0
DVD € 15,99

Ins Kino habe ich es nicht geschafft, obwohl mir viele Freunde dazu geraten haben. Na, hätte ich es doch mal besser gemacht. Diese Verfilmung des Lebens und seines Werkes als Liedermacher, Rockmusiker und Baggerfahrer im Braunkohltageabbau ist großartig. Der Zugang zu seinem eigenwilligen Leben erfolgt über die Musik und die Texte und Melodien spiegeln gleichzeitig seine Gefühle, sein Leben wieder.
1955 in der DDR geboren, blieb er bis zu seinem Tode 1984 dort und erlangte immer Erfolg mit seiner Musik. Mit seinen Vorgesetzten, der Partei eckte er öftern an, da er sich nie verbiegen ließ und die Wahrheiten, die Tatsachen direkt ansprach. Er arbeitete als IM und ging damit später auch an die Öffentlichkeit. Gundi führte ein asketischtes Leben, gegen später mit Frau Conny und vier Kindern, sagte, dass er Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen und nicht nur von der Kunst leben wolle.
Mit nur 43 Jahren starb er 1998 an einem Schlaganfall. Wohl eine Auswirkung seines intensiven Doppellebens zwischen Bagger und Gitarre.
Mir hat der Name Gundermann nichts gesagt. Erst mit dem Kinofilm wurde ich darauf aufmerksam. Jetzt gehen mir seine Melodien und seine Liedzeilen nicht mehr aus dem Kopf.

https://www.youtube.com/watch?v=H2YJ2Xxi5pI

Auf Wikipedia gibt es einen ausführlichen Eintrag.

Mittwoch 31.Oktober

img_0419

Heute haben
John Keats * 1795
Nadeschda Mandelstam * 1899
Jean Amery * 1912
Dick Francis * 1920
Geburtstag
___________________________

John Keats
Ode to Autumn

Season of mists and mellow fruitfulness,
Close bosom-friend of the maturing sun;
Conspiring with him how to load and bless
With fruit the vines that round the thatch-eaves run;
To bend with apples the mossed cottage-trees,
And fill all fruit with ripeness to the core;
To swell the gourd, and plump the hazel shells
With a sweet kernel; to set budding more,
And still more, later flowers for the bees,
Until they think warm days will never cease,
For Summer has o’er-brimmed their clammy cell.

Who hath not seen thee oft amid thy store?
Sometimes whoever seeks abroad may find
Thee sitting careless on a granary floor,
Thy hair soft-lifted by the winnowing wind;
Or on a half-reaped furrow sound asleep,
Drowsed with the fume of poppies, while thy hook
Spares the next swath and all its twined flowers;
And sometimes like a gleaner thou dost keep
Steady thy laden head across a brook;
Or by a cider-press, with patient look,
Thou watchest the last oozings, hours by hours.

Where are the songs of Spring? Ay, where are they?
Think not of them, thou hast thy music too,—
While barred clouds bloom the soft-dying day,
And touch the stubble-plains with rosy hue;
Then in a wailful choir, the small gnats mourn
Among the river sallows, borne aloft
Or sinking as the light wind lives or dies;
And full-grown lambs loud bleat from hilly bourn;
Hedge-crickets sing; and now with treble soft
The redbreast whistles from a garden-croft,
And gathering swallows twitter in the skies.
___________________________

Filmtipp der Woche:

0889853047192

Mustang
Regie: Deniz Gamze Ergüven
Frankreich/BRD/Türkei, 2015
FSK ab 12 freigegeben

Fünf Schwestern, die am Meer in der Türkei bei Onkel und Oma wohnen, verabschieden sich am letzten Schultag von ihrer Lehrerin und statt mit dem Bus heim zu fahren, tollen sie und ein paar Jungs im Meer. Dies löst eine gewaltige Lawine aus. Der unbändige Freiheitsdrang und der Zusammenhalt der fünf Mädchen wird auf große Proben gestellt.
Mit lichten und zarten Bilden setzt der Film ein Gegengewicht zum dramatischen Geschehen. Zarte Gefühle gegen tradierte Brutalität.
Und mitten drin die Jüngste der Schwestern. Lale nimmt die Zügel in die Hand und rettet, was zu retten gilt.
Ein starker Film, der Mut macht, ein Film, der einen traurig und erfüllt zurücklässt.
Dazu noch die Musik von Warren Ellis und Nick Cave.

Nominiert für den Oscar 2016.
Nimoniert für den Golden Globe 2016.
Überwältigend“ (New York Times)
Ja, genau. Sag ich doch.
______________________

Heute abend ab 19 Uhr ist das Theater Ulm bei uns zu Gast.

IMG_0328
______________________

Der Jastram blog verabschiedet sich bis Sonntag. Dann darf Detlef Surrey wieder ran.

Dienstag, 30.Januar

Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
Richard Brautigan * 1935
und Barbara Wood * 1947
Thomas Brezina * 1963
Geburtstag
_________________________

Adelbert von Chamisso
Der Spielmann

Im Städtchen gibt es des Jubels viel,
Da halten sie Hochzeit mit Tanz und mit Spiel.
Dem Fröhlichen blinket der Wein so rot,
Die Braut nur gleicht dem getünchten Tod.

Ja tot für den, den nicht sie vergißt,
Der doch beim Fest nicht Bräutigam ist:
Da steht er immitten der Gäste im Krug,
Und streichelt die Geige lustig genug.

Er streichelt die Geige, sein Haar ergraut,
Es schwingen die Saiten gellend und laut,
Er drückt sie ans Herz und achtet es nicht,
Ob auch sie in tausend Stücke zerbricht.

Es ist gar grausig, wenn einer so stirbt,
Wenn jung sein Herz um Freude noch wirbt.
Ich mag und will nicht länger es sehn!
Das möchte den Kopf mir schwindelnd verdrehn!

Wer heißt euch mit Fingern zeigen auf mich?
O Gott – bewahr uns gnädiglich,
Daß keinen der Wahnsinn übermannt.
Bin selber ein armer Musikant.
______________________________

Gehen Sie unbedingt in den Film „Weit“. Seit 50 Wochen läuft er in deutschen Kinos, hat sich zu einem der erfolgreichsten unabhängigen Filme entwickelt. „Weit“ zeigt die Reise von Gwen und Ptrick, die drei Jahre immer nach Osten gereist sind und zu dritt (mit dem in Mexiko geborenen Bruno) wieder in Freiburg angekommen sind.

Prolog

Uns zieht es hinaus.
Mit Rucksack, Zelt und nur dem, was wir wirklich brauchen.
Und das alles über Land.
Nie den Kontakt zur Erde verlieren.
Immer Strecke spüren.
Über die Meere mit dem Schiff,
denn jeden Meter wollen wir mit all unseren Sinnen wahrnehmen,
mit Zeit reisen.



Wir lernen Grenzen kennen.
Wollen lernen was Verzicht heißt und was Genuss bedeutet.
Es ist der Versuch nicht mehr als 5 Euro am Tag auszugeben.
2 oder 3 Jahre.
Vielleicht mehr, vielleicht weniger.
Wir folgen unserem Weg, sind nichts Besonderes,
hören lediglich auf das Gefühl im Bauch.
Dabei sind Spontanität und Neugierde unsere engsten Begleiter. 



Wir verlassen unser Zuhause, um zu lernen was für andere Heimat bedeutet.
Und es wird einen Film geben.
Irgendwann.
Denn dann sind wir so weit in den Osten gereist,
dass wir über den Westen wieder zurück gekehrt sind.

Schauen Sie sich den Trailer an, gehen Sie ins Kino, egal zu welcher Uhrzeit und in welchem Saal es spielt. Und wenn Sie es nicht schaffen, ab Mitte Februar haben wir hoffentlich diese einzigartige Reise als DVD im Buchladen. Zusammen mit dem Reisetagebuch und der Musik auf CD.

Diese Bilder, diese verschiedenen Menschen werden Sie nicht mehr loslassen. Nicht, dass wir nun unbedingt auch losziehen müssen. Aber wir merken, dass sich Afghanistan nicht nur auf ein politisches Land aus den Nachrichten reduziert, sondern dass es dort auch Menschen gibt. Mit Freude und Lachen, mit Gastfreundschaft und Hoffnungen. Ob in der Mongolei oder Georgien, Mexiko oder Russland – überall gibt es hilfsbereite Menschen. Alle auf dieser einen Welt, egal, was in Davos entschieden wird.

Freitag, 18.August

Heute haben
Elsa Morante * 1912
Alain Robbe-Grillet * 1922
Ulrich Woelk * 1960
Geburtstag.
Aber auch Roman Polanski, Robert Redford und Harald Schmidt.
_______________________

Im Duden Gedichtekalender gefunden:

August Kopisch
Die Roggenmuhme

Laß stehn die Blume!
Geh nicht ins Korn!
Die Roggenmuhme
Zieht um da vorn!
Bald duckt sie nieder,
Bald guckt sie wieder:
Sie wird die Kinder fangen,
Die nach den Blumen langen!
___________________________

Judith Fülle, Producerin bei Akzente Film, bat mich, ob ich nicht auf die Romanverfilmung von „Tigermilch“ der Autorin Stefanie de Velasco hinweisen könnte, der bei ihnen gedreht worden ist .
Mache ich gerne, zumal mir der Roman sehr gut gefallen. Schwer verkäuflich, aber starker Stoff. Der Film lief gestern in den Kinos an, den Jugendroman gibt es schon als Taschenbuch.

Judith Fülle hat mir drei Kino-Freikarten versprochen.
Also bitte schnell melden und ich verschenke sie.

0731- 67137
in**@ja*************.de

Hier geht es zur Filmkritik in der ZEIT

 

9783462047530
Stefanie de Velasco:Tigermilch
Kiepenheuer & Witsch € 9,99

Dienstag, 20.Juni

IMG_4876

Heute hat
Kurt Schwitters * 1887
Geburtstag

IMG_4877

Kurt Schwitters
An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner; Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!

Wer bist Du , ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.

Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die
Hände,
auf den Händen wanderst Du.

Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägst,
Rot liebe ich, Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – – wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?

Preisfrage:
1.) Anna Blume hat ein Vogel,
2.) Anna Blume ist rot.
3.) Welche Farbe hat der Vogel.

Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir!
Das gehört beiläufig in die – – – Glutenkiste.

Anna Blume, Anna, A – – – – N – – – -N- – – – -A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.

Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten und von vorne:
A – – – – – – N – – – – – N – – – – – -A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich – – – – – – – liebe – – – – – – – Dir!
IMG_4879
_____________________________

9783868739848_3Dn

Francesco Giustozzi: „50 Kulissen 50 Filme
Übersetzt von: Christine Schnappinger
Knesebeck Verlag € 9,95

Katz‘ Delikatessen, Louis‘ Restaurant und weitere 48 andere Kultkulissen finden sich in dem kleinformatigen Buch, das wir heute vorstellen. 50 mal raten, um was für einen Film es sich handelt. Wer gut aufgepasst hat, wer sich mit den alten Klassikern auskennt, ist hier klar im Vorteil. Zum Teil sehr einfach. Dann wiederum total verzwickt, da sich die Häuser doch sehr ähneln und wir auf klitzekleine Details achten müssen, wie zum Beispiel eine Telefonzelle, oder eine Leuchtreklame. Ich höre Sie schon rufen: „Oh Mist, ja ich kenne den Film, ich erinnere mich an die Szene, aber mir fällt der Filmtitel nicht ein!“. Oder andersherum, daß Sie beim Spickeln in der Lösung sagen: „Ja klar, den Film habe ich doch auch gesehen!“

Viel Vergnügen beim gemeinsamen Rätseln mit Freunden an einem dieser herrlich warmen Sommerabende. Wenn Sie nicht genug davon haben, es gibt in gleicher Ausstattung auch noch „50 Delikatessen – 50 Filme“.

Jetzt sind Sie gefordert:

1

2

Dienstag, 14.Februar

img_1709

Heute haben
Alexander Kluge * 1932
und Josef Hader *1962
Geburtstag
__________________________

5

„Miles Ahead“
Regie: Don Cheadle
Darsteller: Ewan McGregor, Don Cheadle, Lakeith Stanfield, Emayatzy Corinealdi, Michael Stuhlbarg
USA, 2015
FSK ab 12 freigegeben
DVD € 9,99

Don Cheadle muß ein ganz großer Fanvon Miles Davis sein. Er hat das Drehbuch zum Film geschrieben, Regie geführt und spielt selbst die Hauptrolle. Und jetzt kommt’s: Er hat sich wohl das Trompetespielen so gut beigebracht, daß er die Solostücke im Film selbst spielt.
Den Film hat er 2015 herausgebracht und auch auf der Berlinale vorgestellt, der Film lief aber nie in deutschen Kinos.

New York, 1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis keine Platte mehr veröffentlicht. Der Jazzmusiker, der mit virtuosen Trompetenspiel die Herzen der Menschen eroberte, lebt zurückgezogen, trinkt und kokst und trauert seiner großen Liebe Frances Taylor nach.

Was nun aber Cheadle nicht wollte, war eine Biografie zu drehen, die sehr nahe am wirklichen Leben der Jazzlegende ist. Nein, ich denke, er wollte das Gefühl beschreiben, das im Kopf von Miles Davis herrschte. Diese Verzweiflung, diese Nähe von Genie und Wahnsinn. Daß Cheadle dazu noch Schießereien und Verfolgungsjagden eingebaut hat, ist dann auch schlüssig. Die Jagd beginnt nämlich damit, daß ein Gerücht herumschwirrt, Davis hätte neue Studioaufnahmen und diverse Plattenfirmen sind richtig wild auf dieses Material.

Damit gehen dann auch die Meinungen sehr auseinander.
Atemberaubende Bilder…Ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Es ist eine Schande, dass einer des besten Filme des Jahres 2016 nicht in die deutschen Kinos kommt.„, epd Film.
Und gleichzeitig lese ich Verrisse, daß so etwas ja gar nicht gehe, daß dies doch nichts mehr mit der Legende zu tun hätte. Diverses würde auch gar nicht stimmen. Musiker hätten, so wie im Film, nie zusammengespielt. Dann schreibt der Tagesspiegel:
Das Verdienst, dabei auch den Geist des Meisters getroffen zu haben, gehört vor allem dem Regisseur.“

So können wir den Film einfach genießen. Wir wissen, so war es nicht (ganz) und trotzdem bekommen wir eine Ahnung, was Davis umgetrieben, wie er gedacht und gefühlt hat und, und das ist natürlich das Schönste an Allem, wir bekommen jede Menge Musik zu hören. Während dieser zwei Tage wandern wir in den Zeiten, sehen den jungen Davis im Anzug in Bars spielen und den alten, der seine elektronisch veränderte Trompete spielt.
Was dazu führt, daß ich mir viele alte Stücke wieder angehört habe. U.a. auch Live-Konzerte, von denen ich eines unten verlinkt habe.

https://www.youtube.com/watch?v=9h6xZ8ho04U

____________________________

Veranstaltungen bei und mit uns:

1

Mittwoch, 15.Februar um 19 Uhr
Marion Weidenfeld liest aus:
Elena Ferrantes Roman:
Meine geniale Freundin
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 5,00
______________________

dobler-4

Samstag, 18.Februar um 20:30 Uhr
Franz Dobler: „Schlag ins Gesicht“
Hudson Bar
_______________________

Dienstag, 7.März um 19 Uhr
„Die erste Seite“
Wir stellen vier neue Bücher vor.
Es liest Clemens Grote
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei
______________________

lesung_fee_marco

Freitag, 31.März um 20 Uhr
„Pudel und Superheld“
Fee Kathrin Kanzler und Marco Kerler lesen in der
Galeria Tobias Schrade
Eintritt € 5,00

Donnerstag, 5.Januar

img_1492

Heute haben
Paula Ludwig * 1900
Fred Wander * 1917
Friedrich Dürrenmatt * 1921
Juan Gyotisolo * 1931
Umberto Eco * 1932
Geburtstag
__________________________

Lange auf der Liste und jetzt endlich geschafft:

4006680065618

Inside Llewyn Davis
DVD USA 2013
Drama / Musikfilm, 100 Min.
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Oscar Isaac, Carey Mulligan, Justin Timberlake
€ 7,99

Ich wusste doch, daß das ein guter Film ist. Im Kino ging er mir raus und auf DVD habe ich ihn erst jetzt angeschaut. Herrlich schräg, angenehm, verwirrend und schön. Die Coen-Brüder können auch witzig sein. Nicht immer, wie dieser Film zeigt, aber sie haben einen großen Schelm im Nacken, der hier immer wieder zum Vorschein kommt. Lleweyn Davis lebt im Village in New York 1961. Genauer gesagt lebt er vielleicht da, aber er schläft auf diversen Sofas von diversen Freunden und Freundinnen. Sprich: kein einfaches Leben für einen, der für die Folkmusik lebt und in dessen Leben so fast alle schief geht. Also wirklich: fast alles. Immer wieder haben wir die Hoffnung, daß er es jetzt, ja genau in diesem Moment schafft und dann ist der Karton mit dem Schifferpatent doch im Altpapier gelandet.
Als besonderen Gag haben die Brüder u.a. eine Katze eingebaut, die verschwindet, wieder eingefangen wird und sich als die falsche herausstellt, bis die richtige wieder auftaucht und dann auch noch den Namen Odysseus trägt.
Aber wovon der Film wirklich erzählt, ist die Folkmusik Anfang der 60er in New York in all seinen Facetten. Daß es dabei auch schon ordendlich Müll gab, zeigen die Coen-Brüder genauso, wie die vielen Lieder, die Llewyn Davis zur Gitarre singt und voller Herzblut sind. Alle Manager sind fasziniert und wir starren mit offenem Mund zu, was sie wohl sagen. Aber außer: „Damit ist kein Geld zu verdienen“ haben sie dem Musiker nicht zu bieten.
Daß die Musiker danach mit den Liedern auf Tour gingen verwundert nicht.
Ein großartiger Musikfilm, eine großartige Homage an die Folkmusik, gerade jetzt, wo olle Bob Dylan den Nobelpreis bekommen hat. Und genauso endet auch der Film. Nach einer weiteren Schlappe verläßt Llewyn Davis den Club, in dem er gespielt hat und sieht einen lockigen Sänger mit Gitarre, der mit näselnden Stimme singt.

Die Website zum Film

Freitag, 30.Dezember

img_1439

Heute haben
Theodor Fontane * 1819
Rudyard Kipling * 1865
Paul Bowles * 1910
Douglas Coupland * 1961
Geburtstag
und auch Patti Smith.
______________________________


______________________________

5053083019761

Im Labyrinth des Schweigens
Regie: Giulio Ricciarelli
Universal DVD  € 9,99

Johann Radmann (Alexander Fehling) ist seit Kurzem Staatsanwalt und muss sich wie alle Neulinge um Verkehrsdelikte kümmern. Als der Journalist Thomas Gnielka (André Szymanski) im Gerichtsgebäude für Aufruhr sorgt, wird er hellhörig: Ein Freund Gnielkas hat einen Lehrer als ehemaligen Auschwitz-Wärter erkannt, doch niemand will seine Anzeige aufnehmen. Gegen den Willen seiner direkten Vorgesetzten beginnt Radmann sich mit dem Fall zu beschäftigen – und stößt auf ein Geflecht aus Verdrängung, Verleugnung und Verklärung. Von „Auschwitz“ haben in diesen Jahren die einen nie gehört, keiner spricht darüber und die zurückgekehrten Soldaten schweigen. So findet sich in der Bibliothek nichts über Polen und nur zwei Bücher über Auschwitz. Eines ist jedoch vergriffen, das andere nur über die Fernausleihe bestellbar. Lieferzeit ca. acht bis zehn Wochen. Radmann und Gnielka lassen nicht locker und während der Journalist weiß, was in Ausschwitz passiert ist, meint Radmann, daß es sich bei dem erkannten Mörder um einen Einzelfall handelt. Um die beiden herum spielt das lustige Leben des Nachkriegsdeutschland mit Jazz, Tanz und viel Alkohol. Wir sehen das biedere Deutschland, das vergessen will, das sich verklemmt an die alten Werte und Normen klammert und nicht merkt, wie sich doch so viel geändert hat. Der Film zeigt diese Naivität, dieses Schweigen in vielen Bilder und wir meinen schon, daß er oberflächlich enden wird. Doch Radmann läßt nicht locker, bohrt, fragt, überschreitet seine Kompetenzen, verschließt sich immer mehr vor seinen Freunden, wird ungerecht und selbstherrllch, findet jedoch Dokumente, die er dem Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Gert Voss) vorlegen kann. Dieser sieht endlich die Chance einen ganz großen Prozeß gegen diese Nazi-Verbrecher zu führen. insbesondere auch Eichmann und Mengele vor ein deutsches Gericht zu bekommen.
Zwei Stunden dauert der Film und keine Minute herrscht Langeweile. Der Regisseur zeigt seine Figuren nicht platt und einseitig, sondern läßt oft beide Seiten einer Biografie zu. Auch Radmann ist nicht immer nur der gute Journalist und sein direkter Vorgesetzer nicht ein alter Nazi.
Daß es dann doch zu dem langersehnten Prozeß kommt, der die deutsche Geschichtsschreibung revolutionieren wird, sehen am Ende des Filmes, der einen gelungenen Spagat zwischen Spielfilm und Dokumentation gewagt hat.
Es war das erste Mal, dass ein Volk Verantwortliche für Kriegsverbrechen selbst vor Gericht stellte. Angesichts der aktuellen Kriege in Syrien, im Irak, der Ukraine und vielen anderen Ländern hat das nichts an Bedeutung verloren. Nicht nur deshalb lohnt es sich, sich diesen Film anzuschauen.

 Die website zum Film mit sehr vielen Informationen und Trailer usw.