Freitag, 10.März


Heute haben
Friedrich von Schlegel * 1772
Joseph von Eichendorff * 1788
Jakob Wassermann * 1873
Boris Vian * 1920
Ake Edwardson * 1953
Geburtstag
_____________________________________

Joseph von Eichendorff
Die Sperlinge

Altes Haus mit deinen Löchern,
Geizger Bauer, nun ade!
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen unsre Schnäbel wir,
Durch die Hecken rauf und runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!

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Unser Buchtipp:


Antony Penrose: „Immer lieber woandershin
Die Leben der Lee Miller
Aus dem Englischen von Brigitte Heinrich
Insel Verlag € 20,00

Der Titel für das Buch könnte nicht besser sein.
Ja, Lee Miller hat es ganz schön in der Welt herumgetrieben und „Die Lieben der Lee Miller“ passt auch wunderbar, denn es waren wirklich mehrere unterschiedliche Leben, Karrieren, Lebensabschnitte, die sie durchlaufen hat. Beruflich wie privat ging sie von Anfang an ihren eigenen Weg und scherte sich nicht um Konventionen.
Sie war Supermodel und Titelgesicht der Vogue, Geliebte von Man Ray und Muse der Surrealisten, sie war eine begnadete Fotografin, und ihre Bilder von der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau sowie ihr Selbstporträt in Hitlers Badewanne gingen um die Welt.
Ihr Sohn Antony Penrose hat im Insel Verlag schon Bücher mit Fotos von Lee Miller veröffentlicht. Jetzt folgt die Biografie dieses bewegten Lebens.

Antony Penrose, der 1947 in London geboren wurde, ist Schriftsteller, Fotograf sowie Filmemacher und der Sohn von Lee Miller und Sir Roland Penrose. Als Nachlassverwalter des Lee-Miller-Archivs und der Roland-Penrose- Collection leitet er im früheren Wohnhaus seiner Eltern, dem Farleys House in Chiddingly (East Sussex), das Museum. Er hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter zwei Sammlungen mit den Fotografien seiner Mutter, sowie einige Kinderbücher.

Leseprobe
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Heute Nachmittag ist Gilda Sahebi ist von 14.00 bis 16.30 Uhr im Stadthaus Ulm und hält einen Vortrag genau zu diesem Thema im Rahmen der Ulmer Denkanstöße.

Morgen, Samstag, 11.März, 18.00 Uhr ist im Haus der Begegnung Ulm die Vernissage zur Ausstellung: „Frau, Leben, Freiheit“.                                   
Illustrationen von Demonstrierenden der Revolution im Iran.
Vom 11.3.- 21.4.2023 täglich 9-18 Uhr, Sonntag bis 16 Uhr.
Bei der Vernissage wird es eine Liveschaltung zu der Künstlerin Naghmeh Jah aus Kanada geben und die Schauspielerin Jasmin Tabatabai spricht per Videobotschaft zur Situation im Iran.

Montag, 13.Februar


Heute haben
Georges Simenon * 1903
Sybil Gräfin Schönfeldt * 1927
F.C.Delius * 1943
Katja Lange-Müller * 1951
Irene Dische * 1952
Geburtstag
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Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857)
Schneeglöckchen

’s war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
„Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh’s noch jemand hat gedacht.“ –
’s war kein Singen, ’s war ein Küssen,
Rührt’ die stillen Glöcklein sacht,
Daß sie alle tönen müssen
Von der künftgen bunten Pracht.
Ach, sie konntens nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
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Sinn und Form
Erstes Heft 2023 / Januar-Februar
tableau € 11,00

Und wieder ist ganz still und leise ein Sinn und Form-Heft erschienen. Unscheinbar liegt es im Regal und bleibt unbeachtet liegen, inmitten der bunten, auffallenden Buchumschlägen der Bücher nebendran.
Aber was im Heft zu finden ist, sind jedesmal wahre Perlen und Fundgruben.
Witold Gombrowicz schreibt Günter Grass, Annie Ernaux über ihre Art des Schreibens, der polnische Autor Marek Zagancyzk über sein Berlin, der russische Autor Maxim Ossipow, der nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ausgereist ist und mittlerweile in Berlin lebt, schreibt Erzählungen „Große Möglichkeiten“. Und vieles, vieles mehr gibt sich in dieser Ausgabe zuentdecken.

Z.B. George Gissing: „Bücher und das ruhige Leben“, woraus sie hier eine Leseprobe finden.

IV.
Es regnete fast den ganzen Tag, dennoch war es für mich ein Tag der Freude. Ich hatte gefrühstückt und war in eine Karte von Devon vertieft (wie liebe ich doch gute Karten!), um eine Reiseroute zu erkunden, die ich im Auge hatte. Da klopfte es an meine Tür, und Mrs. M. trug ein großes Paket in braunem Papier herein, das, wie ich mit einem Blick sah, Bücher enthalten mußte. Die Bestellung hatte ich vor einigen Tagen nach London geschickt, aber nicht erwartet, daß meine Bücher schon so bald eintreffen würden. Mit pochendem Herzen legte ich das Paket auf den Tisch und behielt es im Auge, während ich das Feuer unterhielt; dann nahm ich mein Federmesser und öffnete die Sendung mit zitternden Händen, feierlich und bedächtig.

Es ist ein Vergnügen, Buchhändlerkataloge durchzusehen und hier und da eine mögliche Erwerbung anzukreuzen. Früher, als ich kaum Geld auf die Seite legen konnte, hielt ich Kataloge so gut es ging außer Sichtweite; jetzt genieße ich sie Seite für Seite und mache eine angenehme Tugend aus der Zurückhaltung, die ich mir unbedingt auferlegen muß. Noch größer aber ist das Glück, Bände auszupacken, die ich, ohne sie vorher zu sehen, gekauft habe. Ich jage keinen Raritäten nach, ich mache mir nichts aus Erstausgaben und Großformaten – was ich kaufe, ist Literatur, ist Nahrung für die menschliche Seele. Der erste Anblick der Bindung, wenn der innere Schutzumschlag zurückgeklappt ist! Der erste Geruch von Büchern! Der erste Schimmer einer Titelvergoldung! Hier ist ein Werk, dessen Ruf ich mein halbes Leben lang kenne, das ich aber noch nie gesehen habe; ich nehme es ehrfürchtig in die Hand, öffne es vorsichtig; meine Augen sind vor Aufregung getrübt, wenn ich einen schnellen Blick auf die Kapitelüberschriften werfe, und geben mir eine Ahnung vom Genuß, der mich erwartet. Wer hat sich mehr als ich den Satz der »Imitatio« zu Herzen genommen – »In omnibus requiem quaesivi, et nusquam inveni nisi in angulo cum libro«?

Ich hatte die Anlagen zu einem Gelehrten, und mit Muße und geistiger Ruhe hätte ich es auch zu Gelehrsamkeit gebracht. Innerhalb der College-Mauern hätte ich so glücklich, so unschuldig gelebt – meine Phantasien immer mit der Alten Welt beschäftigt. In der Einleitung zu seiner Geschichte Frankreichs sagt Michelet: »Ich bin an der Welt vorbeigegangen und habe die Geschichte für das Leben gehalten.« Das war, so kann ich jetzt erkennen, mein wahres Ideal; während all meiner Kämpfe und Nöte lebte ich eher in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Zu der Zeit, als ich in London buchstäblich hungerte, als es unmöglich schien, daß ich meinen Lebensunterhalt jemals mit Schreiben verdienen würde, wie viele Tage verbrachte ich da im British Museum und las so uninteressiert, als ginge es mich nichts an! Ich erinnere mich verwundert, wie ich mich an ein Pult im großen Lesesaal setzte und dabei Bücher vor mir hatte, die unmöglich eine Quelle unmittelbaren Nutzens sein konnten – mit nichts in meiner Tasche als trockenem Brot zum Frühstück und einem weiteren Bissen fürs Mittagessen. In jener Zeit arbeitete ich mich durch deutsche Wälzer über Altertumsphilosophie, in jener Zeit las ich Apuleius und Lukian, Petronius und die Griechische Anthologie, Diogenes Laertius und weiß der Himmel was noch! Mein Hunger war vergessen; über die Dachstube, in die ich für die Nacht zurückkehren mußte, machte ich mir keinerlei Gedanken. Alles in allem kann ich darauf wohl eher stolz sein, und also lächle ich beifällig über jenen dünnen, blassen Jugendlichen. Ich? Mein wahres Selbst? Nein, nein! Er ist in diesen dreißig Jahren tot gewesen.

Gelehrsamkeit im hohen Sinne war mir versagt, und jetzt ist es zu spät. Doch nun weide ich mich an Pausanias und nehme mir vor, jedes Wort von ihm zu lesen. Wer auch nur eine Spur für alte Literatur übrig hat, würde der nicht lieber Pausanias selbst lesen anstelle bloßer Zitate und Verweise auf ihn? Hier sind die Bände von Dahns »Die Könige der Germanen«: Wer würde nicht gerne so viel wie möglich über die teutonischen Eroberer Roms wissen? Und so weiter und so weiter. Bis an mein Ende werde ich lesen – und vergessen. Ach, das ist das Schlimmste von allem! Beherrschte ich das ganze Wissen, das ich zu allen Zeiten besessen hatte, so könnte ich mich einen gelehrten Mann nennen. Gewiß ist nichts so schlecht für das Gedächtnis wie lang andauernde Sorgen, Aufregungen, Ängste. Ich kann nicht mehr als ein paar Bruchstücke dessen behalten, was ich lese, doch lesen werde ich, beharrlich und mit Freude. Ob ich Belesenheit für ein zukünftiges Leben anhäufen würde? Es beunruhigt mich allerdings nicht länger, daß ich vergesse. Der vorüberziehende Augenblick beglückt mich, und was kann ein Sterblicher mehr verlangen?

(…)
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Morgen, Dienstag, 14.Februar, 19 Uhr
Jana Bürgers und ihre Zeit in der Ukraine
Im Rahmen der „Winterhilfe für die Ukraine“ des Börsenvereins des Dt.Buchhandels.
Im Anschluß Lyrik auf ukrainisch und deutsch
Bei uns in der Buchhandlung
Eine Spendenkasse steht bereit

Dienstag, 31.Januar


Heute haben
Marie Luise Kaschnitz * 1901
John O’Hara * 1905
Benoite Groult * 1920
Kurt Marti * 1921
Norman Mailer * 1923
Kenzaburo Oe * 1935
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Morgensonne im Winter

Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum und Scholle an zu treiben…

Löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen…

Herz, o Herz, nach langem Wähnen
laß auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!
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Morgen geht es los:

978-3-15-019112-5


“Februar”
Herusgegeben von Christine Schmidjell und Evelyne Polt-Heinzl
Reclam Verlag € 6,00

Wieder sind es fast 70 Gedichte, die hier in das Februar-Heftchen aufgenommen worden sind und wieder ist kein Goethe dabei. Die beiden Damen halten an ihrem Prinzip fest.

Dafür dichtet sich Ringelnatz schon in den Karneval:

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Berta, wir gehn zum Faschingsball,
Zu Karnevallerie Krawall,
Pot-Pickles, Mixed-Pourri und Drall.
Denn mancherlei im Leben
vielerlei!
Das man nicht sagt, läßt tanzen sich und gröhlen
Und köstlich ist ein unverbindlich Küssen.

In der Anthologie hat es Überschriften wie “Das wilde Treiben”, “Ballgeflüster”, “Frühlingserwartung” und “Vorfrühling”. Wir bleiben jedoch noch bei den Rubriken “Immer noch Winter” und “Stille Februartage”. Wer weiß, was noch alles vom Himmel fällt, oder wie lange der Winter noch andauert?


Christian Friedrich Hebbel
Winter-Landschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub’ ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf’s öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.


Joseph von Eichendorff
Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künft’ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.


Richard Dehmel
Winterwärme

Mit brennenden Lippen,
unter eisblauem Himmel,
durch den glitzernden Morgen hin,
in meinem Garten,
hauch ich, kalte Sonne, dir ein Lied.

Alle Bäume scheinen zu blühen;
von den reifrauhen Zweigen
streift dein Frühwind
schimmernde Flöckchen nieder,
gleichsam Frühlingsblendwerk;
habe Dank!

An meiner Dachkante hängt
Eiszapfen neben Zapfen,
starr,
die fangen zu schmelzen an,
Tropfen auf Tropfen blitzt,
jeder dem andern unvergleichlich,
mir ins Herz.
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Das erste Konzert ist am Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm.

Der Universitätschor Ulm singt als Hauptwerk von Wolfgang Amadeus Mozart das „d-moll Requiem“.
Die Solisten kommen aus den Reihen der beiden Unichöre. Begleiten werden ein Streichquintett mit Musiker:inen aus dem Ulmer Theater und an der Orgel Andreas Weil.
Die musikalische Leitung hat Manuel Sebastian Haupt.
Neben dem Requiem erklingt noch das „Nachtlied“ von Max Reger auf ein Gedicht von Petrus Herbert für fünfstimmigen Chor a cappella sowie das Andante non lento aus dem Streichquartett a-Moll von Felix Mendelssohn.

Sonntag, 5. Februar 2023, 18 Uhr in der Wengenkirche Ulm 
Eintritt 18,00 € / ermäßigt 9,00 €
Abendkasse ab 17:30 Uhr

Samstag, 5.November

Heute haben
Hans Sachs * 1494
John Berger * 1926
Hanns-Joseg Ortheil * 1951
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Zwielicht

Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken ziehn wie schwere Träume —
Was will dieses Graun bedeuten?

Hast ein Reh du, lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger ziehn im Wald und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.

Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tück’schen Frieden.

Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neugeboren.
Manches bleibt in Nacht verloren —
Hüte dich, bleib wach und munter!
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Wissen to go
Schnell in 3 Minuten die wichtigsten Fakten für dich

Die Erde“ und „Ozeane
Carlsen Verlag je € 10,00
Kindersachbuch ab 8 Jahren

Zwei Sachbilderbücher voller Fakten, Zeichnungen und Links zu interssanten, weiterführenden Internetseiten.
30 Themen werden je auf einer Doppelseite abgehandelt und in Kurzform präsentiert.
Nach einem Überblick, einem Glossar geht es dann sofort los:

Erddrehung, Gesteine, Vulkane, Erdbeben, Erdatmosphäre, Tornados, Klimazonen, Meere, Küsten, Seen, Gletscher, Regenwälder, Wüsten, Klimawandel, Müllbekämpfung, Lebensraumzerstörung, So retten wir die Welt sind einiger Themen im Erde-Buch.

Dies wird unter anderem im Ozeane-Buch behandelt: Ebbe und Flut, Ströumungen, Meeresboden, Küstenbildung, Korallenkönigreiche, eisige Welten, Tsunamis, steigende Meeresspiegel, Entdecker, Schatzsuche in der Tiefe, Nahrung aus dem Meer, Leben am Meer, So schützen wir die Ozeane.
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Meeresschutzabkommen für Antarktis gescheitert
Der Erhalt der Antarktis ist für das Bewältigen der Klimakrise laut Wissenschaft unerlässlich. Die Verhandlungen zum Schutz wichtiger Meeresgebiete scheiterten heute trotzdem – zum sechsten Mal.
Das zähe Ringen um ein Abkommen zum Schutz der Meere in der Antarktis ist zum sechsten Mal in Folge gescheitert. Auch bei der 41.Konferenz der „Antarktis-Kommission zum Schutz des maritimen Lebensraums“ – kurz CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) – kam im australischen Hobart keine Einigung zu Stande. Beraten wurde über die Ausweisung neuer, vier Millionen Quadratkilometer großer Schutzgebiete im Südpolarmeer. Das Abkommen scheiterte am Veto von Russland und China.
Auch strengere Fischereimaßnahmen konnten im größeren Rahmen nicht durchgesetzt werden. Ganz oben auf der Liste schützenswerter Güter steht für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) der Krill. Die winzigen Krebstierchen sind fundamentale Grundlage der gesamten antarktischen Nahrungskette. Werden sie zu stark überfischt, droht dem gesamten Ökosystem des Kontinents der Kollaps. In der Industrie wird Krill vor allem zu Fischfutter und Öl weiter verarbeitet.
Ein Brutgebiet für 60 Millionen Paare des antarktischen Eisfisches sollte ebenfalls unter Schutz gestellt werden. Das Fischen mit Netzen, die den Meeresgrund berühren, wäre damit verboten worden.

Mehr auf tagesschau.de


Mittwoch, 24.August

Heute haben
Jean Rhys * 1890
Jorge Luis Borges * 1899
AS Byatt * 1936
Joshua Sobel * 1939
Paulo Coelho * 1947
Stephen Fry * 1957
Michael Kleeberg * 1959
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Treue

Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.

Wenn die Bäume all verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewiggrün.

Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!
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Esther Hagenmaiers wunderschöner Katalog


Esther Hagenmaier
BILDFALLEN

Hardcover, Fadenheftung
26 x 21 cm, 116 Seiten, 91 Abbildungen
Texte von Gerhard Glüher und Helga Sandl
Deutsch / Englisch
Gestaltung: lahaye tiedemann gestalten
ISBN 978-3-00-071316-3
30,00 Euro
inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

Esther Hagenmaier erschafft mit ihrer Kunst neue Bildräume
und hinterfragt dabei auf ebenso subtile wie ästhetische
Weise unsere Wahrnehmung. Die Publikation „Bildfallen“
präsentiert einen Überblick über Hagenmaiers Arbeiten der
letzten 10 Jahre und umfasst die Werkgruppen der shaped
photographies, der kameralos in der Dunkelkammer erzeugten
Fotogramme und ihre ortsspezifischen Raumzeichnungen.

Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin entwickelt die
Ideen der konkreten Kunst weiter zu einer eigenständigen
fotografischen Position. Mit welcher unglaublichen Präzision
sie dabei vorgeht, zeigen ihre shaped photographies. Für diese
unterzieht Esther Hagenmaier fotografierte Architekturausschnitte
einem konzentrierten Prozess des Wegnehmens und der Reduktion.
Indem sie ihre Fotografien radikal beschneidet, generiert sie eine
neue Bildordnung und erhebt den Umriss zum Gestaltungselement.
Es entstehen frei geformte, objekthafte Fotografien, die die Frage
nach unserer Idee von Raum aufwerfen.

Das hochwertige Katalogbuch wurde von lahaye tiedemann gestalten
in Zusammenarbeit mit der Künstlerin aufwändig und anspruchsvoll
gestaltet und produziert.

Mit einem Essay von Gerhard Glüher, Professor für Philosophie
an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität
Bozen und einem Beitrag der Kunsthistorikerin und Kuratorin
Helga Sandl.

………………………………………………….

evtl. interessante Fakten:
Papier : 160 g/m. Enviro Clever U, matt ungestrichen, aus 100 % Altpapier, mit bis zu 1,25-fachem Volumen, alterungsbeständig, Ausgezeichnet mit: FSC® Recycled, EU Ecolabel, Blauer Engel

Beteiligte
Gestaltung / Design: lahaye tiedemann gestalten
Fotografien / Photography: Esther Hagenmaier
Bildbearbeitung / Picture Editing: Hans Wolfgang Leeb
Texte / Texts: Gerhard Glüher, Helga Sandl
Übersetzungen / Translations: Kunstbüro 22
Lektorat / Text Editor: Simone Kimmel

Förderungen

Das Projekt wurde gefördert durch ein Projektstipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Arno Buchegger Stiftung und die LBBW Stiftung.
Mit freundlicher Unterstützung von Kunstverein Schwäbisch Hall e.V., SMUDAJESCHECK München,
BEGE Galerien Ulm, Kunstverein Wolfenbüttel e.V..
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Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022 ist veröffentlicht.
Deutscher-Buchpreis.de
Buchliste

Sonntag, 31.Juli


Heute haben
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Joanne K.Rowling * 1965
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
In der Fremde


Ich hör die Bächlein rauschen
Im Walde her und hin,
Im Walde in dem Rauschen
Ich weiß nicht, wo ich bin.

Die Nachtigallen schlagen
Hier in der Einsamkeit,
Als wollten sie was sagen
Von der alten, schönen Zeit.

Die Mondesschimmer fliegen,
Als säh ich unter mir
Das Schloß im Tale liegen,
Und ist doch so weit von hier!

Als müßte in dem Garten,
Voll Rosen weiß und rot,
Meine Liebste auf mich warten,
Und ist doch lange tot.
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Unser Buchtipp:


Maria Barbal: „Wie ein Stein im Geröll“
Diana Verlag € 12,00 (überarbeitete Neuausgabe)
Diana Taschenbuch € 9,99

Ein Klassiker, der vor vielen Jahren zur Frankfurter Buchmesse und dem Schwerpunktland Katalonien erschienen ist.
Damals ein riesiger Erfolg und eine wirkliche Überraschung, mit welchem Ton die damals unbekannte Autorin ihre Geschichte erzählt. In Spanien erreichte das Buch über 50 Auflagen. Bei uns ging die Taschenbuchausgabe unzählige Male über den Ladentisch. Wir haben gerade noch welche bestellt, bevor es jetzt eine Neuausgabe geben wird.
Maria Barbal erzählt darin das karge Leben der Ich-Erzählerin Conxa, deren Leben durch die Kriege hindurch eine Reihe von Verlusten erleidet. Arbeit ist ein Wort, das oft in diesem Roman vorkommt und harte Arbeit bestimmt auch das Leben der „ungebildeten“ Frau.
Die schnörkellose Sprache verbindet sich mit der steinigen Landschaft, dem harten Leben und vielleicht auch mit der Diskriminierung das Katalanischen in der spanische Gesellschaft.
„Wie ein Stein im Geröll“ ist ein Roman, den wir nicht vergessen und auch ein zweites Mal lesen sollten. Er passt, mit seinen 200 Seiten, in jeden Urlaubsrucksack.

Leseprobe

Donnerstag, 10.März

Blauer Himmel über Ulm

Heute haben
Friedrich von Schlegel * 1772
Joseph von Eichendorff * 1788
Jakob Wassermann * 1873
Boris Vian * 1920
Ake Edwardson * 1953
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Die Sperlinge

Altes Haus mit deinen Löchern,
Geizger Bauer, nun ade!
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen unsre Schnäbel wir,
Durch die Hecken rauf und runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!
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Unser Kinderbuchtipp:


Isabel Pin: „Später möchte ich mal …
Hanser Kinderbuch Verlag € 15,00
empfohlen ab 6 Jahren

„Später möchte ich mal …“ Ja es gibt die unterschiedlichsten Dinge, die man machen kann. Zum Beispiel umd die Welt reisen, oder daheim bleiben und ein Haus bauen. Viele Kinder und Tiere haben, oder alleine in Ruhe wohnen. Einen Gemüsegarten anlegen und das essen, was dort wächst, oder aber immer mit Freunden ins Restaurant gehen. Schick sein, oder einfach nur bequem.
Jedes Kind hat andere Wünsche, Träume und Vorstellungen von seiner Zukunft. Dieses Buch stellt 40 Wünsche, Ideen und Hoffnungen von Mädchen und Jungen vor und stellt sie auf jeweils einer Doppelseite, mit kunterbunten Collagen, gegenüber.

„Später wird sowieso alles anders sein als jetzt …
und deshalb fangen wir heute schon mit später an.“

lautet der letzte Satz.

Isabel Pin,1975 in Versailles geboren, lebt in Berlin. Sie studierte Illustration in Straßburg und an der Hamburger Hochschule für Gestaltung. Seit ihrem Abschluss sind in Zusammenarbeit mit deutschen und ausländischen Verlagen über 40 Bücher mit Illustrationen und Texten von ihr entstanden, die vielfach übersetzt wurden. Zu den bekanntesten gehören „Ein Regentag im Zoo“ und „Die Geschichte vom kleinen Loch“.
Ihre Bücher wurden mit deutschen und internationalen Preisen ausgezeichnet und mehrfach für den Astrid Lindgren-Gedächtnis-Preis (ALMA) nominiert.

Samstag, 31.Juli

Unsere Abholstation im Erdapfel-Bistro hat von Montag, 9.8. bis zum Sonntag, 28.8. geschlossen.
Wir liefern Ihre Bestellungen vorne an den Erdapfel-Bioladen.

Heute haben
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Joanne K.Rowling * 1965
Geburtstag
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Josef von Eichendorff
Aus der Fremde

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt micht dort keiner mehr.

Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
rauschet die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner mehr kennt mich auch hier.
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Unser Tipp:


Juliane Ranck, Laura Setzer: „Urban Farming
Gemüse anbauen, gemeinschaftlich gärtnern, Ernährungssouveränität schaffen
Löwenzahn Verlag € 24,90

Obst und Gemüse mitten in der Stadt anbauen? Kein Problem. Die „Gemüseheldinnen“ zeigen uns wie das sogar in einer Stadt wie Frankfurt möglich ist. Anbau auf kleinster Fläche? Gar kein Ding. Eine Stadt in England versorgt sich mittlerweile komplett selbst. Geht.
Anbauen, säen, pflanzen nach den Prinzipien der Permakultur zeigen uns die beiden Autorinnen und vermitteln viel Spaß und auch ein wenig Revolution. Sehnsucht nach einem Fleckchen Grün, einem Ort der Erholung, einer Oase des Austauschs und vielleicht auch ein kleiner Schritt zu einer innerstädtischen Veränderung. Raus mit den fetten Autos und rein ins Gemüsebeet.
Viel Vergnügen bei der Lektüre und den vielen Tipps, die darin zu finden sind.

Hier geht es zur Leseprobe.
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Wenn Sie auch die drei Fragen beantworten wollen? Gerne! Ja!
Wir freuen und riesig.

1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Winfried Bauer (eigentlich Pensionär, der sich nun dem Schreiben widmet und ab und an hier auf dem Blog seine Gedichte veröffentlicht) hat geantwortet:

  1. Aktuell lese ich:
    Ich ist nicht Gehirn“ (Markus Gabriel)
    The Jew in the Lotus“ (Roger Kamenetz)
    Eine Geschichte, die uns verbindet“ (Guillaume Musso)
  2. Unbedingt empfehlen würde ich aktuell: „Der Gesang der Flusskrebse“ (Delia Owens)
  3. Unbedingt mal wieder lesen will ich „Don Quijote“ von Cervantes. ________________________________________________

Dürre in Kalifornien
Der Kampf ums Wasser hat begonnen

tagesschau.de: 30.07.2021 10:09 Uhr

Der US-Bundesstaat Kalifornien erlebt eine neue Dürreperiode – und das Wasser wird knapp. Deswegen bohren immer mehr Landwirte selbst nach Wasser. Die Folge: Ganze Städte sinken mittlerweile ab.
Von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles

Hier geht es zum kompletten Artikel.

Freitag, 30.Juli

Heute haben
Emily Bronte * 1818
Patrick Modiano * 1945
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
In der Fremde


Ich hör die Bächlein rauschen
Im Walde her und hin,
Im Walde in dem Rauschen
Ich weiß nicht, wo ich bin.

Die Nachtigallen schlagen
Hier in der Einsamkeit,
Als wollten sie was sagen
Von der alten, schönen Zeit.

Die Mondesschimmer fliegen,
Als säh ich unter mir
Das Schloß im Tale liegen,
Und ist doch so weit von hier!

Als müßte in dem Garten,
Voll Rosen weiß und rot,
Meine Liebste auf mich warten,
Und ist doch lange tot.
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„Sieben Wegkapellen“
Architektonische Landmarken im Donautal
Hg. Peter Fassl, Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung
Hirmer Verlag € 39,90

Vor ein paar Wochen habe ich hier von den sieben Kapellen im Landkreis Dillingen vorgeschwärmt, auf dem Blog Bilder veröffentlicht und im Laden viel erzählt, erklärt, geredet.
Jetzt habe ich (durch eine Kundenbestellung) entdeckt, dass es im Hirmel Verlag einen super Bildband zu den sieben Kapellen gibt. Voll mit besonderen Fotos, technischen Zeichungen und viel Hintergrundinformation.
Ein tolles Buch.

Der Verlag schreibt:
Sieben Radwegkapellen errichtete die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung in der Umgebung von Dillingen bis 2020, für deren Realisierung die renommierten Architekten John Pawson, Hans Engel, Wilhelm Huber, Alen Jasarevic, Frank Lattke, Christoph Mäckler und Volker Staab gewonnen werden konnten. An landschaftlich markanten Orten entwickelten sie einfühlsame und moderne Gestaltungen, die die Tradition des Kapellenbaus in zeitgenössischer Architektur weiterentwickeln. Vorgabe war es dabei, dass alle Kapellen das nachhaltige Naturprodukt Holz nutzen. Entstanden sind so architektonisch herausragende Kleinode, die zum Besuch und Pilgern einladen.

Blick ins Buch

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Ich habe eine kleine Umfrage gestartet und schon die erste Antwort auf meine drei Fragen bekommen.

1. Welches Buch lesen sie gerade gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch möchten Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Das hat Sebastian Guggolz, Verleger des Guggolz Verlages, geantwortet:

  1. »Kristin Lavranstochter« von Sigrid Undset (erschienen in der Übersetzung von Gabriele Haefs beim Kröner Verlag), wofür Undset mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Endlich hat Gabriele Haefs diesen großen Roman mit ihrer Neuübersetzung wieder verfügbar gemacht.
  2. »Sommer« von Ali Smith (erschienen in der Übersetzung von Silvia Morawetz bei Luchterhand), sowie mindestens noch die ganze Jahreszeitentetralogie von Ali Smith, wenn nicht gar alles von dieser fantastischen Autorin.
  3. Da gibt es jede Menge Lektüre, die noch vor mir liegt. Aber schon mindestens seit dem Erscheinen der Übersetzung schleiche ich um »Die Fahnen« von Miroslav Krleza herum (erschienen im Wieser Verlag in der Übersetzung von Gero Fischer und Silvija Hinzmann), 5 Bände, Krlezas epochales Hauptwerk. Irgendwann komme ich dazu!

Vielen Dank!!!
Ha! „Sommer“ und die „Fahnen“ stehen bei uns in der Buchhandlung.
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Samstag, 10.Juli

Heute haben
Marcel Proust * 1871
Günther Wiesenborn * 1902
Paul Wühr * 1927
Alice Munro * 1931
Kurt Brasch * 1937
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Morgendämmerung

Gedenk ich noch der Frühlingsnächte
Vor manchem, manchem Jahr,
Wie wir zusammen im Garten standen
Und unten über den Landen
Alles so still noch war.

Wie wir standen in Gedanken,
Bis eine Morgenglocke erwacht‘ –
Das alles ist lange vergangen;
Aber die Glocken, die da klangen,
Hör ich noch oft bei Nacht.
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Verena Güntners Lesung aus dem Buch „Power“ haben wir vom März 2020 auf den Juli 2020 verschoben und dann ist, wegen Corona, gar nichts daraus geworden. So ist es eines dieser Bücher geworden, die wir zwar gut verkauft haben, viel besprochen wurde und dennoch untergegangen ist.
Jetzt gibt es diesen starken, verwirrenden, intensiven Roman als Taschenbuch und ich empfehle ihn immer noch auf’s Wärmste.

Sarah hat ihn damals besprochen.


Verena Güntner: „Power
Penguin Verlag € 12,00

Power ist verschwunden. Der Hund der alten Hitschke, die sonst niemanden mehr hat, seit ihr Mann verschwunden ist. Die Hitschke bittet das Nachbarmädchen Kerze, ihr zu helfen, weil Kerze immer Rat hat und außerdem keine Angst. Kerze nimmt den Auftrag ernst und schart immer mehr Kinder aus dem Dorf um sich, die mit ihr, auf der Suche nach Power, tiefer und tiefer im Wald verschwinden.

Während die Kinder über Wochen auf allen Vieren halb nackt durch den Wald streunen, um am Ende mehr Hund als Mensch zu sein, ist die Verwandlung der verzweifelten, nach ihren Kindern suchenden, Erwachsenen scheinbar marginal. Denn eigentlich lauert sie schon immer unter dem Deckmantel von Anstand und Moral. Der kleinste Anlass aber, den sorgfältig antrainierten Benimm über Bord zu werfen, macht aus den Dorfbewohnern in Güntners Geschichte eine immer enthemmtere Ausschlussgesellschaft, die sich wehrlose Opfer sucht und vor nichts zurückschreckt. Die Hitschke, die ja der Auslöser für die Power-Suche und das Verschwinden der Kinder war, kommt da gerade recht.

Der Ausweg der Kinder, allen gesellschaftlichen Konsens bzw. die menschliche Spezies als denkende Kreatur, hinter sich zu lassen, aus Unverständnis über die Einfalt und die Angst der Erwachsenen und die stets schwelende Rückfälligkeit in archaische Strukturen, scheint total konsequent. Denn schon vor dem Ausnahmezustand und dem Verschwinden der Kinder, haben die Erwachsenen Angst vor Kerze, einem Kind. Weil sie keine Angst hat. Angst ist das, was Gesellschaft zerfrisst und hier eben auch das Dorf. Ausgeschlossen haben sie schon davor. Diejenigen, die anders waren. Einen Oberbauern, der diktatorisch die Gemeinde führt, gibt es auch. Richtige Nazis hingegen gibt’s nur im Nachbardorf. Bei Henne, dem Nachwuchsnazi möchte keiner mitmachen. Nazis sind die, so vermutet Kerze, die Angst haben, dass ihnen was weggenommen wird. Aber vor Henne hat keiner Angst. Das funktioniert hier also nicht. Vielmehr muss Henne sich unterordnen im Kinderhunderudel, wenn er dazugehören will.
Angst ist das zentrale Motiv in diesem Roman. Angst und was sie mit uns als Individuum und als Gemeinschaft macht. So ist dieses Dorf gleichwohl eine ziemlich zeitgemäße Parabel auf unser Heute, das von der Angst vor dem Fremden bestimmt wird.

Und am Ende ist der ganze Spuk mit einem Mal vorbei. Als hätten wir das alles nur geträumt. So jedenfalls endet der Roman.
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Wenn wir in Deutschland nur die Hälfte unserer Lebensmittel nicht wegwerfen würden, würden wir 6 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Ein Fünftel weniger Fleisch essen ergeben 10 Millionen Tonnen CO2 Ersparnis. 12 Millionen Tonnen sind es beim Verzicht auf ein Fünftel neuer Kleidung und der Umstieg von innerdeutschen Flügen auf die Bahn ergeben 2 Millionen.
Nur vier einfache Rechenbeispiele.
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