Dienstag, 25.Januar

Stadtbibliothek Ulm zum gestrigen Tag der Bildung

Heute haben
Daniel Casper von Lohenstein * 1635
William Somerset Maugham * 1874
Virginia Woolf * 1882
Eva Zeller * 1923
Silvio Blatter * 1946
Dzevad Karahasan * 1953
David Grossman * 1954
Alessandro Baricco * 1958
Geburtstag
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“I thought how unpleasant it is to be locked out; and I thought how it is worse, perhaps, to be locked in.”
Virginia Woolf
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Was für eine tolle Dokumentation.


„Paolo Conte – Via con me“
Regie: Giorgio Verdelli
Italienisch mit deutschen Untertiteln
DVD, 2020, € 14,99

Seit Jahrzehnten spielt Paolo Conte auf den Bühnen dieser Welt. Seine Lieder kennen in Italien „alle“. Vielleicht ist uns gar nicht klar, dass „Azzuro“ auch von ihm ist und Andriano Celentano dieses Lied „nur“ gesungen hat und wir den Refrain kräftig mitsingen können.
Diese Doku ist eine liebenswürdige, witzige Hommage an einen der berühmtesten Cantautore und seiner Musikmischung aus Tango, Jazz und Chanson.
Wir treffen Paolo Conte ganz nah in seinem Atelier in Asti und erleben ihn live auf der Bühne über die Jahre hinweg.
Und wenn dann noch Bewunderer, wie u.a. Roberto Benigni zu Wort kommen, dann gibt es kein Halten mehr.

Mittwoch, 3.Februar

Heute haben
Annette Kolb * 1870
Gertrude Stein * 1874
Georg Trakl * 1887
Johannes Urzidil * 1896
Simone Weil * 1909
Andrzej Szczypiorski * 1928
Paul Auster * 1947
Henning Mankell * 1948
Geburtstag
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Ich möchte gern …

Bei uns im Lande gelten strenge Regeln.
Die machen Sinn. Wir halten uns daran.
Ein Virus tut ganz frei und wild rumsegeln,
macht, was es will, und tötet dann und wann.
Wir helfen uns und bleiben viel zuhause
und lesen, schreiben, kochen ziemlich viel.
Das alte Leben ist auf Dauerpause.
Denn „Unter Fünfzig!“ heißt das große Ziel.

Aber, ich möchte gern,
ich möchte gern mal einen Menschen drücken
ganz feste zum Entzücken.
Und ich möchte gern,
ich möchte gern den Menschen nicht loslassen,
dass jeder denkt, die Tassen
hat der nicht mehr im Schrank.
Na bitte, Gott sei Dank!
Aber ich weiß, dass es nicht geht.
Das Fünkchen Hoffnung nie vergeht!

Bei mir zuhause kann ich wild rumfläzen.
Ich leb‘ allein und keiner sich dran stört.
Es kommt auch niemand, nicht einmal ein Mäzen,
der nur des Reimes hier jetzt hingehört.
Doch auf die Dauer ist das ja kein Zustand.
Es geht nicht alles über Resilienz.
Die Lösung ist ganz einfach wie ein Glückspfand
und lautet drum in aller Konsequenz:

Aber, ich möchte gern,
ich möchte gern es wieder richtig wissen
und einen Menschen küssen.
Ich möchte gern,
ich möchte gern den Menschen endlos spüren
und mich dabei verlieren.
Pfui Deibel, wär das schön,
mein Glück dabei zu seh’n.
Aber ich weiß, dass das nicht geht.
Das Fünkchen Hoffnung nie vergeht!

Liedtitel ursprünglich „Die Dame von der alten Schule“ aus der Revue: „Es hat geklingelt“ (1932),
gesungen von Hilde Hildebrand
Text ursprünglich von Hans Hannes (Hans Heinz Zerlett)

Musik von Rudolf Nelson (1878 – 1960)

© Thomas Dietrich
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Was für ein großes Vergnügen bei diesem grauen Wetter.

„The Gentlemen“
Regie:Guy Ritchie
Darsteller:Matthew McConaughey, Charlie Hunnam, Henry Golding, Michelle Dockery, Jeremy Strong, Eddie Marsan, Colin Farrell, Hugh Grant, Tom Wu

Eine bitterböse Gangsterkomödie, wie sie nur Guy Ritchie hinbekommt. Seine Art, Filme zu machen, sind einzigartig. Mit seinen Einschüben, Rückblicken und Parallelgeschichten, legt er uns eins ums andere Mal rein. So ergeht es auch den diversen Drogenbossen und Gangstern. Jeder betrügt jeden. Und wer zu weit geht, lebt nicht mehr lange.
Gab es bei „Bube, Dame, Gras“ einen Hackebeil-Harry, bei „snatch“ Four Fingers, so heisst hier ein chinesischer Emporkömmling, der alles haben will, Dry Eye. Da bleibt keine Auge trocken.
Es geht mal wieder um viel Geld. Sehr viel Geld und jede Menge Marihuana.
Mickey Pearsen möchte sich zur Ruhe setzen und sein Vermögen mit seiner Frau genießen. Aber wem kann er seine Gras-Farmen verkaufen? (Allein, wo und wie er das Gras anbaut, ist genial). Somit beginnt der Schlamassel.
Ein großer Spaß mit Hugh Grant in der Rolle eines schmierigen Journalisten. Super!

Dienstag, 7.Juli

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Heute haben
Ludwig Ganghofer * 1855
Lion Feuchtwanger * 1893
Geburtstag
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Von Hysterie bis scheißegal

Sitz‘ daheim am Pianoforte,
spiele Lieder ohne Worte
und versuche auszuschalten,
wie manch‘ Leute sich verhalten.

Viele immer noch nicht checken,
Mund und Nase zu bedecken.
Denn auch Niesen birgt Gefahr.
Das ist einfach, logisch, klar.

Halbherzig die Welt zu schützen,
wird uns allen garnichts nützen.
Hier gibt’s keine Qual der Wahl,
außer man denkt: „Scheißegal!“

Andre Leute sich verstecken
in den heimischen vier Ecken,
schauen höchstens aus dem Fenster
und seh’n aus fast wie Gespenster.

Und auch dieses ist fatal,
denn ihr Leben wird zur Qual.
Glücklich scheinen selten sie
in dem Zustand Hysterie.

Neulich war ich in der Schweiz.
Und das hatte seinen Reiz,
ohne Maske einzukaufen –
dafür aber Menschenhaufen.

Auch in Austria nebenan
man die Maske sparen kann.
Ach, was soll ich denn nur tun,
dass ich bleibe g’sund, immun?

Keiner weiß es, viele raten
dies und das und andre Taten.
Mag Extreme nicht so leiden.
In der Mitte liegt’s Bescheiden.

© Thomas Dietrich
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„Transit“
Regie: Christian Petzold
Schauspieler: u.a. Franz Rogowski/Paula Beer
DVD 2018, FSK ab 12 € 9,99

Warum ich „Transit“ vorstelle, hat mit dem neuen Film von Christian Petzold zu tun. Jetzt läuft er endlich im Ulmer Mephisto. Wer die Petzold Filme mag, wird auch von „Undine“ begeistert sein. In „Undine“ verarbeitet er den gleichnamigen Mythos und verlegt ihn in das jetzige Berlin. In „Transit“ nimmt er sich den Roman von Anna Seghers vor und verlegt die Handlung von 1941 in die Gegenwart nach Marseille. Auch hier ist es ein ewiges Suchen und (Nicht)finden, ein Leben zwischen Hoffen und Verzweiflung, Menschsein und -bleiben zwischen Leben und Tod.  Petzolds Figuren bewegen sich auf unsicherem Boden, wissen nicht, wo es lang geht, zu wem sie gehören. Oft tauchen sie geisterhaft auf und verschwinden wieder. So auch in „Transit“, den es schon auf DVD zu kaufen gibt. („Undine“ kommt im Oktober 2020 auf DVD).
In beiden Filmen spielen Paula Beer und Franz Rogowski die Hauptrollen. Sie bleiben ihren Charakteren treu und das muss wohl sein in Petzolds Filmen.
Ich habe beide in den letzten Tag angeschaut und bin noch ganz erfüllt von den Bildern, der Stimmung und vielen Sequenzen, die mir nicht aus dem Kopf gehen.

https://www.youtube.com/watch?v=HJq0nVtAOks

Mittwoch, 26.Februar

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Heute haben
Victor Hugo * 1802
Hermann Lenz * 1913
Elizabeth George * 1949
Leon de Winter * 1954
Michel Houellebecq * 1958
Atiq Rahimi * 1962
Geburtstag und es ist der Todestag von J.L.Carr
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Rok
wenn du gehst

wenn du gehst spielt die zeit
verrückt für immer
tritt mich gegen die strömung
milchstraßenblues
der letzte tango der aasgeier
unter gewitterhimmel
die segel zerrissen
geisterschiffe treiben
auf stürmischer see
und ich sehe dein zartes gesicht
verpackt in freiheit
alles brennt
die häuser die felder die wolken
die bäume die blumen
die sehnsucht die kälte

(aus : „fünf sterne für eine durchzechte nacht“)
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„Olive Kitteridge“
2 DVDs mit 4 Episoden € 8,99
Regie: Lisa Cholodenko
Darsteller*In: u.a. Frances McDormand, Richard Jenkins, Bill Murray

Ich liebe die Bücher von Elizabeth Strout. Gerade erschien als Taschenbuch ein zweiter Band mit Lucy Barton und demnächst kommt ein weiteres Buch mit Olive Kitteridge. Der erste Roman mit ihr hieß: „Mit Blick aufs Meer“ und Mitte März erscheint der zweite „Die langen Abende“.
Wer Olive Kitteridge noch nicht kennt, hat etwas verpasst. Diese eigenwillige Person, Lehrerin und Ehefrau des Apothekers Henry bleibt im Gedächtnis haften.
Und wenn Ihnen die Bücher nicht reichen, dann schauen Sie sich die hochkarätig besetzte und höchst gelobte Verfilung von „Mit Blick aufs Meer“ an.


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Der Vorverkauf läuft:

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Montag 30.März um 19 Uhr
Verena Güntner liest aus ihrem neuen Roman: „Power“
Der Roman steht auf der Shortlist zum Leipziger Buchpreis.
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 8,00

Attenberg

Donnerstag, 30.April um 19 Uhr
Jami Attenberg liest aus „All Grown Up / Nicht mein Ding“
Marion Weidenfeld liest die dt.Übersetzung
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 10,00

Unsere nächsten Veranstaltungen:

Mittwoch, 26. Februar um 19 Uhr
„Wortreich“
Das Theater Ulm bei uns zu Gast
Eintritt € 8,00

Dienstag, 3.März um 19 Uhr
„Die 1.Seite“
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt ftrei

Freitag, 13.März um 18.30 Uhr
Priya Basil: „Gastfreundschaft“
Museum Brot und Kunst

Mittwoch, 18.März um 19 Uhr
Gerard Scappini liest
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 5,00

Donnerstag, 19.Juli

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Heute haben Gottfried Keller und Wladimir Kaminer Geburtstag.
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Gottfried Keller
Wandl ich in dem Morgentau

Durch die dufterfüllte Au,
Muß ich schämen mich so sehr
Vor den Blümlein ringsumher!

Täublein auf dem Kirchendach,
Fischlein in dem Mühlenbach
Und das Schlänglein still im Kraut,
Alles fühlt und nennt sich Braut.

Apfelblüt im lichten Schein
Dünkt sich stolz ein Mütterlein;
Freudig stirbt so früh im Jahr
Schon das Papillonenpaar.

Gott, was hab ich denn getan,
Daß ich ohne Lenzgespan,
Ohne einen süßen Kuß
Ungeliebet sterben muß?
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Aus dem Nichts
Regie: Fathi Akin
Schauspieler: u.a. Diane Kruger
D 2017, FSK ab 12, DVD-Video, Dt, UT: Dt/engl
Warner Home Video  € 12,99

Aktueller könnte diese DVD gar nicht sein. Der NSU-Prozess ist zu Ende und viele Fragen sind offen. Fathi Akins Film nimmt sich einen dieser Anschläge als Ausgangspunkt und zeigt darin die unfassbare Trauer der Frau, die Mann und Kind durch eine Nagelbombe verloren hat. Diane Kruger, in ihrem ersten deutschsprachigen Film, zeigt eine unglaubliche schauspielerische Leistung. Von der glücklichen jungen Mutter, über die traumatisierte Witwe, bis hin zum Racheangel, der bis zum Schluss schwankend in seiner Entscheidung ist.
Fathi Akim, der gemeinsam mit Hark Bohm das Drehbuch geschrieben hat, recherchierte genau und akribisch. Dies zeigt sich in den Gerichtsszenen. So autentisch und nahe, bald wie einem Dokumentarfilm.
Viel ist über den Film geschrieben worden, er wurde für den Oscar eingereicht, Diane Kruger hochdekoriert. Er wurde gelobt und kritisiert. Was bleibt ist, ein intensiver Film über rechte Gewalt, über Rassismus, über Vorurteile, über platte Verurteilungen in der Presse, Liebe und Trauer und das Zerbrechen einer jungen Frau, der mich sehr berührt hat.


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Kommenden Dienstag präsentieren wir Ihnen eine bunte Auswahl von Taschenbüchern für die Reisetasche.

Dienstag, 15.August

Heute haben
Matthias Claudius * 1740
Walter Scott * 1771
Stieg Larsson * 1954
Geburtstag
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Matthias Claudius
Der Esel

Hab nichts, mich dran zu freuen,
Bin dumm und ungestalt,
Ohn‘ Mut und ohn‘ Gewalt;
Mein spotten, und mich scheuen
Die Menschen, jung und alt;
Bin weder warm noch kalt;
Hab nichts, mich dran zu freuen,
Bin dumm und ungestalt;
Muß Stroh und Disteln käuen;
Werd‘ unter Säcken alt –
Ah, die Natur schuf mich im Grimme!
Sie gab mir nichts, als eine schöne Stimme.
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DER Film zum heutigen Tag.

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Das Festmahl im August / Pranzo di ferragosto“
Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller: Gianni di Gregori
Italien 2008
DVD € 5,99

Ferragosto ist einer wichtigsten Feiertage in Italien. In Rom verschwinden um diesen Termin herum alle ans Meer. Viele Restaurants sind geschlossen, Läden haben zu. Rom ist wie leergefegt und auf den Straßen ist nichts mehr vom täglichen Stau zu spüren. Die Hitze steht zwischen den Häusern und es ist der beste Zeitpunkt die Stadt mit dem Rad zu erkunden.
Gianni Di Gregori (Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller) hat sich diesen Tag für seinen Film herausgesucht. Er lebt mit seiner dominaten alten Mutter in einer Wohnung, kann keiner Arbeit nachgehen, da die alte Dame ihn komplett fordert. Dies führt zu finanziellen Engpässen. Er ist mit der Miete in Verzug und auch sonst sehr klamm. Just an diesem Tag kommt der Hausverwalter und bietet ihm einen Mietnachlass an, wenn er dessen Mamá und Tante für eine Nacht aufnehmen kann. Desgleichen passiert ihm auch mit dem Arzt, der auf Hausbesuch ist. Nach kurzem Zögern, siegt die Aussicht auf etwas Geld und Gianni hat plötzlich statt einer alten Dame, vier am Hals, die sich alle nicht grün sind. Nun heisst es einkaufen für das Festmahl. Dabei ist ihm sein Kumpel mit der Roller behilflich. Eine Kiste Weisswein (sehr wichtig für den Film) und Fische frisch aus dem Tiber geangelt, bilden den Grundstock. Mit viel Überredungskünsten schafft es der genervte Gianni, die alten Damen unter seinem Dach zu behalten, eine davon wieder zurückzuholen. Als alle versorgt sind und in ihren Betten schlafen, liegt er in der heissen Nacht auf dem Balkon.
Ausser Gianni sind alle anderen Mitspielenden LaiendarstellerInnen, die mit großer Lust und Laune mitgemacht haben und dem Film das gewisse Etwas geben. Ein charmanter Sommerfilm, mit viel Witz, über das Leben, Überleben und Altwerden. Und natürlich eine große Homage an die Ewige Stadt. Ein Film voller Hitze, Weisswein und einem Festmahl, an das wir schon nicht mehr glauben wollten.
Ein Muß für diesen Tag.
Achtung: Halten Sie einen schönen Vorrat an Weisswein im Kühlschrank bereit. Durch den dauertrinkenden Gianni bekommen Sie sicherlich enorme Lust auf ein gut gekühltes Glas (oder auch zwei, …)
Buon divertimento!

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Via Condotti, die normalerweise mit Handtaschen, Einkaufstaschen und schicken Damen daran voll ist. Im Hintergrund die leere Spanische Treppe.

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Auf meiner Rundfahrt auf den leeren Straßen Roms am 15.8.2014

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Der Herr mit den kurzen Hosen und den grauen Haaren ist Giannis Freund mit dem Moped. Sein Lieblingsort ist die Bar Calisto im Stadtteil Trastevere.

Ausgezeichnet mit dem Preis für den besten Debütfilm in Venedig 2008.
Website des Filmes mit Bildern und einem Zander-Rezept.
Trailer deutsch
Trailer italienisch

Freitag, 23.Juni

Heute haben
Ernst Rowohlt *1887
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Geburtstag
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Endlich auf DVD:

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Paterson
Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Adam Driver, Golshifteh Farahani, Kara Hayward, Jared Gilman, William Jackson Harper, Barry Shabaka Henley
Weltkino € 12,99

Paterson heisst der Busfahrer in der Geschichte und Paterson heisst die Stadt, in der er aufgewachsen ist und immer noch wohnt. Aus dieser Kleinstadt in New Jersey stammen auch die Lyriker William Carlos Williams und Allen Ginsberg. Paterson ist ein großer Verehrer der beiden und schreibt in jeder freien Minuten eigene Gedichte in eine Kladde, die er immer mit sich führt. Jim Jarmush hat sich der Gedichte Ron Padgetts bedient und in seinen Film eingebaut. Wir sehen, wie Paterson jeden Morgen im Bett neben seiner Frau aufwacht, wie er sich auf den weg zur Busstation aufmacht und sich über die Vesperbox seiner Frau freut. Es sind die kleinen Alltäglichkeiten eines kleines Mannes, der sich über sein eigenes Schreiben freut. Im Gegensatz dazu Patersons Frau. Laura. Sie ist offen, laut, lustig, sprudelt vor neuer Ideen, Und nicht zu vergessen der Hund Marvin, der eigentliche Held der Geschichte. Mit ihm geht Paterson jeden Abend Gassi, bindet ihn vor seiner Stammkneipe fest und trinkt sein Bier. Marvin strahlt eine stoische Ruhe aus, hat für seine Rolle die Palme für den besten Hundedarsteller in Cannes bekommen und sorgt gegen Ende des Filmes für ein kurzfristiges Desaster. Vieles, das meiste habe ich vergessen zu erwähnen: Die Bilder, die Farben, das Licht, die Musik, die Ruhe und die Freude am Alltäglichen, die Zufriedenheit und Harmonie. Ein großartiges Meisterstück, sowohl was die Darsteller, als auch den Regisseurs anbelangt.

Freitag, 9.Juni

Heute haben
Bertha von Suttner * 1843
Rudolf Borchardt * 1877
Richard Friedenthal * 1896
Curzio Malaparte * 1898
Jurij Brezan * 1916
Patricia Cornwell * 1956
Wolfram Fleischhauer * 1961
Geburtstag
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Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, daß es schreit und zuckt – der hat wohl Nerven, aber – Herz hat er nicht.
Bertha von Suttner, Friedensnobelpreis 1905
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Manchester by the Sea
Regie: Kenneth Lonergan
Schauspieler: Casey Affleck/Michelle Williams/Kyle Chandler u a,
USA 2016 € 14,99
FSK ab 12

Endlich gibt es dieses Film auf DVD. Ein Film, für den Casey Affleck den Oscar für die beste Hauptrolle bekommen hat und in dem Michelle Williams so grandios spielt.
Eine Großstadt in den USA. Ein irisches Quartier. Wir sehen Lee Chandler wie er immer und immer wieder Schnee schnippt, Rohre repariert und anderen Hausmeistertätigkeiten nachgeht. Er ist verstockt, redet kaum, hebt nicht die Augen. Es scheint eine selbstgewählte Einsamkeit zu sein, in die er sich gezwängt hat. Nur während seinen abendlichen Trinkgelagen geht er aus sich raus, in dem er Schlägereien provoziert und somit seinen Körper wieder spürt. Wenn auch sehr schmerzhaft.
Aus diesem Alltag wir er herausgerrissen, als sein Bruder stirbt und er das Sorgerecht für dessen Sohn bekommt. Ein Unding für ihn. Er, der seinen Job dafür aufgeben und wieder nach Manchester-by-the-Sea ziehen muss. Ein kleines Fischer- und Arbeiterstädtchen an der Ostküste der USA. Dort hat er gelebt, bis ihn ein grausamer Vorfall aus der Spur geworfen hat. Seine Frau lebt noch dort. Hochschwanger von einem neuen Mann.
Wie Blitze, wie Einschüsse bekommen wir in kurzen Sequenzen Stück für Stück mit, was damals vorgefallen ist und wie Lee und seine Frau den Boden unter den Füßen verloren haben.
Der Film hat jedoch auch jede Menge humorvolle, slapstickartige Szenen. So jongliert sein Neffe, der ihm zugewiesen worden ist, den ganzen Film über mit zwei Schulfreundinnen. Die Dialoge der beiden Männer sind voller kleiner Weisheiten, Fragen an die Welt und Witz, der gut zu den beiden Alleinstehenden passt.
„Manchester by the Sea“ ist ein ruhiger Film über die Trauer, über das Versuchen das Leben, das neue Leben zu meistern. Verluste und Hoffnungen sind eng miteinander verbunden. Und wenn sie Hanya Yanagiharas Roman „Ein wenig Leben“ gelesen haben, finden Sie auch dort mit Jude einen Mann, der sein Leben lang versucht, sein Leben zu meistern und sich bei seinen Freunden für sein Fehlverhalten entschuldigt. Dort geht es nicht gut aus. Hier in diesem Film gibt es ein Happy- mit einem Nicht-Happy-End. Ein Ende das zeigt, daß Lee auf dem für ihn passenden Weg ist. Daß er es versucht und die neuen Kontakte nicht verbricht.

Donnerstag, 4.Mai

Heute haben
Friedrich Arnold Brockhaus * 1772
Gerlind Rheinshagen * 1926
Amos Oz * 1939
Graham Swift * 1949
David Guterson * 1956
Geburtstag.
Aber auch Audrey Hepburn und Keith Haring und heute ist der
Internationale Tag der Feuerwehrleute

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Heute auf dem Gedichtekalender:

Hermann von Lingg
Das Krokodil

Im heil’gen Teich zu Singapur,
Da liegt ein altes Krokodil
Von äußerst grämlicher Natur
Und kaut an einem Lotosstiel.
Es ist ganz alt und völlig blind,
Und wenn es einmal friert des Nachts,
So weint es wie ein kleines Kind,
Doch wenn ein schöner Tag ist, lacht’s.
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Die Rolling Stones in Havana.
Jetzt gibt es das Konzert in verschiedenen Varianten auf CD.

Als DVD, auf CDs, auf Blu-ray, LPs, in diversen Mischungen, mit und ohne Buch. Bis hin zur Luxus-Variante mit T-Shirt.

Am 25. März 2016 war es endlich so weit: Die Rolling Stones gaben ihr erstes Konzert in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Viele Jahrzehnte mussten ihre Fans auf diesen Moment warten, denn Rockmusiker waren in Kuba lange verboten.
„Havana Moon“ ist mehr als nur ein Konzertfilm. Irgendwie schaffen es die alten Herren eine unglaubliche Performance daraus zu machen. Wie schon ein paar Jahre früher, als sie im Hyde Park in London spielten, merken wir ihnen ihre Spiellaune an. Auch hier: Ein fetter Sound, warme Farben, starke Eindrücke und halt 450.000 Zuschauer, die zum ersten Mal diese Band auf Kuba erleben durften. Bisher waren sie verboten, verpöhnt. Jetzt endlich gibt es die Möglichkeit und mehrere Generationen von Kubanern lassen sich dieses Spektakel nicht entgehen, zumal der Eintritt frei war.
Klicken Sie auf den Link und genießen Sie das starke Konzert, so lange es kostenlos im Netz steht.

Hier können Sie noch ein paar Tage das Konzert anschauen. Es lief auf 3Sat am 1.Mai und ist wohl noch bis zum Wochenende auf deren Mediathek.
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Heute abend in der literaturwoche:

Donnerstag, 4. Mai um 19:30 Uhr
Florian Vetsch, Boris Kerenski: Tanger Telegramm (Bilgerverlag)
im Gespräch mit Verleger Rico Bilger
Steinwerkstatt Vogel, Wileystraße 21, Neu-Ulm
Eintritt 10* / 12 Euro

Florian Vetsch und Boris Kerenski nehmen Sie mit auf eine faszinierende Reise in eine Stadt, deren Name allein schon pure Poesie ist: Tanger. Die erste deutschprachige Textsammlung mit der Erinnerung an die „weiße Stadt“ Tanger.
Zu diesem Literaturabend passt perfekt ein Konzert der Kultband BUFFZACK, die uns einen exklusiven Vorgeschmack auf ihre neue Scheibe geben wird, die am 5. Mai (!) ihre Premierenfeier in München hat.

Dienstag, 14.Februar

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Heute haben
Alexander Kluge * 1932
und Josef Hader *1962
Geburtstag
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„Miles Ahead“
Regie: Don Cheadle
Darsteller: Ewan McGregor, Don Cheadle, Lakeith Stanfield, Emayatzy Corinealdi, Michael Stuhlbarg
USA, 2015
FSK ab 12 freigegeben
DVD € 9,99

Don Cheadle muß ein ganz großer Fanvon Miles Davis sein. Er hat das Drehbuch zum Film geschrieben, Regie geführt und spielt selbst die Hauptrolle. Und jetzt kommt’s: Er hat sich wohl das Trompetespielen so gut beigebracht, daß er die Solostücke im Film selbst spielt.
Den Film hat er 2015 herausgebracht und auch auf der Berlinale vorgestellt, der Film lief aber nie in deutschen Kinos.

New York, 1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis keine Platte mehr veröffentlicht. Der Jazzmusiker, der mit virtuosen Trompetenspiel die Herzen der Menschen eroberte, lebt zurückgezogen, trinkt und kokst und trauert seiner großen Liebe Frances Taylor nach.

Was nun aber Cheadle nicht wollte, war eine Biografie zu drehen, die sehr nahe am wirklichen Leben der Jazzlegende ist. Nein, ich denke, er wollte das Gefühl beschreiben, das im Kopf von Miles Davis herrschte. Diese Verzweiflung, diese Nähe von Genie und Wahnsinn. Daß Cheadle dazu noch Schießereien und Verfolgungsjagden eingebaut hat, ist dann auch schlüssig. Die Jagd beginnt nämlich damit, daß ein Gerücht herumschwirrt, Davis hätte neue Studioaufnahmen und diverse Plattenfirmen sind richtig wild auf dieses Material.

Damit gehen dann auch die Meinungen sehr auseinander.
Atemberaubende Bilder…Ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Es ist eine Schande, dass einer des besten Filme des Jahres 2016 nicht in die deutschen Kinos kommt.„, epd Film.
Und gleichzeitig lese ich Verrisse, daß so etwas ja gar nicht gehe, daß dies doch nichts mehr mit der Legende zu tun hätte. Diverses würde auch gar nicht stimmen. Musiker hätten, so wie im Film, nie zusammengespielt. Dann schreibt der Tagesspiegel:
Das Verdienst, dabei auch den Geist des Meisters getroffen zu haben, gehört vor allem dem Regisseur.“

So können wir den Film einfach genießen. Wir wissen, so war es nicht (ganz) und trotzdem bekommen wir eine Ahnung, was Davis umgetrieben, wie er gedacht und gefühlt hat und, und das ist natürlich das Schönste an Allem, wir bekommen jede Menge Musik zu hören. Während dieser zwei Tage wandern wir in den Zeiten, sehen den jungen Davis im Anzug in Bars spielen und den alten, der seine elektronisch veränderte Trompete spielt.
Was dazu führt, daß ich mir viele alte Stücke wieder angehört habe. U.a. auch Live-Konzerte, von denen ich eines unten verlinkt habe.

https://www.youtube.com/watch?v=9h6xZ8ho04U

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Veranstaltungen bei und mit uns:

1

Mittwoch, 15.Februar um 19 Uhr
Marion Weidenfeld liest aus:
Elena Ferrantes Roman:
Meine geniale Freundin
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt € 5,00
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Samstag, 18.Februar um 20:30 Uhr
Franz Dobler: „Schlag ins Gesicht“
Hudson Bar
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Dienstag, 7.März um 19 Uhr
„Die erste Seite“
Wir stellen vier neue Bücher vor.
Es liest Clemens Grote
Bei uns in der Buchhandlung
Eintritt frei
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Freitag, 31.März um 20 Uhr
„Pudel und Superheld“
Fee Kathrin Kanzler und Marco Kerler lesen in der
Galeria Tobias Schrade
Eintritt € 5,00