Heute haben Daniel Casper von Lohenstein * 1635 William Somerset Maugham * 1874 Virginia Woolf * 1882 Eva Zeller * 1923 Silvio Blatter * 1946 Dzevad Karahasan * 1953 David Grossman * 1954 Alessandro Baricco * 1958 Geburtstag __________________________________________
“I thought how unpleasant it is to be locked out; and I thought how it is worse, perhaps, to be locked in.” Virginia Woolf __________________________________________
Was für eine tolle Dokumentation.
„Paolo Conte – Via con me“ Regie:Giorgio Verdelli Italienisch mit deutschen Untertiteln DVD, 2020, € 14,99
Seit Jahrzehnten spielt Paolo Conte auf den Bühnen dieser Welt. Seine Lieder kennen in Italien „alle“. Vielleicht ist uns gar nicht klar, dass „Azzuro“ auch von ihm ist und Andriano Celentano dieses Lied „nur“ gesungen hat und wir den Refrain kräftig mitsingen können. Diese Doku ist eine liebenswürdige, witzige Hommage an einen der berühmtesten Cantautore und seiner Musikmischung aus Tango, Jazz und Chanson. Wir treffen Paolo Conte ganz nah in seinem Atelier in Asti und erleben ihn live auf der Bühne über die Jahre hinweg. Und wenn dann noch Bewunderer, wie u.a. Roberto Benigni zu Wort kommen, dann gibt es kein Halten mehr.
Heute haben Annette Kolb * 1870 Gertrude Stein * 1874 Georg Trakl * 1887 Johannes Urzidil * 1896 Simone Weil * 1909 Andrzej Szczypiorski * 1928 Paul Auster * 1947 Henning Mankell * 1948 Geburtstag ____________________________________________________
Ich möchte gern …
Bei uns im Lande gelten strenge Regeln. Die machen Sinn. Wir halten uns daran. Ein Virus tut ganz frei und wild rumsegeln, macht, was es will, und tötet dann und wann. Wir helfen uns und bleiben viel zuhause und lesen, schreiben, kochen ziemlich viel. Das alte Leben ist auf Dauerpause. Denn „Unter Fünfzig!“ heißt das große Ziel.
Aber, ich möchte gern, ich möchte gern mal einen Menschen drücken ganz feste zum Entzücken. Und ich möchte gern, ich möchte gern den Menschen nicht loslassen, dass jeder denkt, die Tassen hat der nicht mehr im Schrank. Na bitte, Gott sei Dank! Aber ich weiß, dass es nicht geht. Das Fünkchen Hoffnung nie vergeht!
Bei mir zuhause kann ich wild rumfläzen. Ich leb‘ allein und keiner sich dran stört. Es kommt auch niemand, nicht einmal ein Mäzen, der nur des Reimes hier jetzt hingehört. Doch auf die Dauer ist das ja kein Zustand. Es geht nicht alles über Resilienz. Die Lösung ist ganz einfach wie ein Glückspfand und lautet drum in aller Konsequenz:
Aber, ich möchte gern, ich möchte gern es wieder richtig wissen und einen Menschen küssen. Ich möchte gern, ich möchte gern den Menschen endlos spüren und mich dabei verlieren. Pfui Deibel, wär das schön, mein Glück dabei zu seh’n. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Das Fünkchen Hoffnung nie vergeht!
Liedtitel ursprünglich „Die Dame von der alten Schule“ aus der Revue: „Es hat geklingelt“ (1932), gesungen von Hilde Hildebrand Text ursprünglich von Hans Hannes (Hans Heinz Zerlett) Musik von Rudolf Nelson (1878 – 1960)
Was für ein großes Vergnügen bei diesem grauen Wetter.
„The Gentlemen“ Regie:Guy Ritchie Darsteller:Matthew McConaughey, Charlie Hunnam, Henry Golding, Michelle Dockery, Jeremy Strong, Eddie Marsan, Colin Farrell, Hugh Grant, Tom Wu
Eine bitterböse Gangsterkomödie, wie sie nur Guy Ritchie hinbekommt. Seine Art, Filme zu machen, sind einzigartig. Mit seinen Einschüben, Rückblicken und Parallelgeschichten, legt er uns eins ums andere Mal rein. So ergeht es auch den diversen Drogenbossen und Gangstern. Jeder betrügt jeden. Und wer zu weit geht, lebt nicht mehr lange. Gab es bei „Bube, Dame, Gras“ einen Hackebeil-Harry, bei „snatch“ Four Fingers, so heisst hier ein chinesischer Emporkömmling, der alles haben will, Dry Eye. Da bleibt keine Auge trocken. Es geht mal wieder um viel Geld. Sehr viel Geld und jede Menge Marihuana. Mickey Pearsen möchte sich zur Ruhe setzen und sein Vermögen mit seiner Frau genießen. Aber wem kann er seine Gras-Farmen verkaufen? (Allein, wo und wie er das Gras anbaut, ist genial). Somit beginnt der Schlamassel. Ein großer Spaß mit Hugh Grant in der Rolle eines schmierigen Journalisten. Super!
„Transit“ Regie: Christian Petzold Schauspieler: u.a. Franz Rogowski/Paula Beer DVD 2018, FSK ab 12 € 9,99
Warum ich „Transit“ vorstelle, hat mit dem neuen Film von Christian Petzold zu tun. Jetzt läuft er endlich im Ulmer Mephisto. Wer die Petzold Filme mag, wird auch von „Undine“ begeistert sein. In „Undine“ verarbeitet er den gleichnamigen Mythos und verlegt ihn in das jetzige Berlin. In „Transit“ nimmt er sich den Roman von Anna Seghers vor und verlegt die Handlung von 1941 in die Gegenwart nach Marseille. Auch hier ist es ein ewiges Suchen und (Nicht)finden, ein Leben zwischen Hoffen und Verzweiflung, Menschsein und -bleiben zwischen Leben und Tod. Petzolds Figuren bewegen sich auf unsicherem Boden, wissen nicht, wo es lang geht, zu wem sie gehören. Oft tauchen sie geisterhaft auf und verschwinden wieder. So auch in „Transit“, den es schon auf DVD zu kaufen gibt. („Undine“ kommt im Oktober 2020 auf DVD). In beiden Filmen spielen Paula Beer und Franz Rogowski die Hauptrollen. Sie bleiben ihren Charakteren treu und das muss wohl sein in Petzolds Filmen. Ich habe beide in den letzten Tag angeschaut und bin noch ganz erfüllt von den Bildern, der Stimmung und vielen Sequenzen, die mir nicht aus dem Kopf gehen.
Heute haben Victor Hugo * 1802 Hermann Lenz * 1913 Elizabeth George * 1949 Leon de Winter * 1954 Michel Houellebecq * 1958 Atiq Rahimi * 1962 Geburtstag und es ist der Todestag von J.L.Carr _________________________
Rok
wenn du gehst
wenn du gehst spielt die zeit verrückt für immer tritt mich gegen die strömung milchstraßenblues der letzte tango der aasgeier unter gewitterhimmel die segel zerrissen geisterschiffe treiben auf stürmischer see und ich sehe dein zartes gesicht verpackt in freiheit alles brennt die häuser die felder die wolken die bäume die blumen die sehnsucht die kälte
(aus : „fünf sterne für eine durchzechte nacht“) ________________________
„Olive Kitteridge“ 2 DVDs mit 4 Episoden € 8,99 Regie: Lisa Cholodenko Darsteller*In: u.a. Frances McDormand, Richard Jenkins, Bill Murray
Ich liebe die Bücher von Elizabeth Strout. Gerade erschien als Taschenbuch ein zweiter Band mit Lucy Barton und demnächst kommt ein weiteres Buch mit Olive Kitteridge. Der erste Roman mit ihr hieß: „Mit Blick aufs Meer“ und Mitte März erscheint der zweite „Die langen Abende“. Wer Olive Kitteridge noch nicht kennt, hat etwas verpasst. Diese eigenwillige Person, Lehrerin und Ehefrau des Apothekers Henry bleibt im Gedächtnis haften. Und wenn Ihnen die Bücher nicht reichen, dann schauen Sie sich die hochkarätig besetzte und höchst gelobte Verfilung von „Mit Blick aufs Meer“ an.
________________________
Der Vorverkauf läuft:
Montag 30.März um 19 Uhr Verena Güntner liest aus ihrem neuen Roman: „Power“ Der Roman steht auf der Shortlist zum Leipziger Buchpreis. Bei uns in der Buchhandlung Eintritt € 8,00
Donnerstag, 30.April um 19 Uhr Jami Attenberg liest aus „All Grown Up / Nicht mein Ding“ Marion Weidenfeld liest die dt.Übersetzung Bei uns in der Buchhandlung Eintritt € 10,00
Unsere nächsten Veranstaltungen:
Mittwoch, 26. Februar um 19 Uhr „Wortreich“ Das Theater Ulm bei uns zu Gast Eintritt € 8,00
Dienstag, 3.März um 19 Uhr „Die 1.Seite“ Bei uns in der Buchhandlung Eintritt ftrei
Freitag, 13.März um 18.30 Uhr Priya Basil: „Gastfreundschaft“ Museum Brot und Kunst
Mittwoch, 18.März um 19 Uhr Gerard Scappini liest Bei uns in der Buchhandlung Eintritt € 5,00
Heute haben Gottfried Keller und Wladimir Kaminer Geburtstag. _______________________
Gottfried Keller
Wandl ich in dem Morgentau
Durch die dufterfüllte Au, Muß ich schämen mich so sehr Vor den Blümlein ringsumher!
Täublein auf dem Kirchendach, Fischlein in dem Mühlenbach Und das Schlänglein still im Kraut, Alles fühlt und nennt sich Braut.
Apfelblüt im lichten Schein Dünkt sich stolz ein Mütterlein; Freudig stirbt so früh im Jahr Schon das Papillonenpaar.
Gott, was hab ich denn getan, Daß ich ohne Lenzgespan, Ohne einen süßen Kuß Ungeliebet sterben muß? _______________________
„Aus dem Nichts„ Regie: Fathi Akin Schauspieler: u.a. Diane Kruger D 2017, FSK ab 12, DVD-Video, Dt, UT: Dt/engl Warner Home Video € 12,99
Aktueller könnte diese DVD gar nicht sein. Der NSU-Prozess ist zu Ende und viele Fragen sind offen. Fathi Akins Film nimmt sich einen dieser Anschläge als Ausgangspunkt und zeigt darin die unfassbare Trauer der Frau, die Mann und Kind durch eine Nagelbombe verloren hat. Diane Kruger, in ihrem ersten deutschsprachigen Film, zeigt eine unglaubliche schauspielerische Leistung. Von der glücklichen jungen Mutter, über die traumatisierte Witwe, bis hin zum Racheangel, der bis zum Schluss schwankend in seiner Entscheidung ist. Fathi Akim, der gemeinsam mit Hark Bohm das Drehbuch geschrieben hat, recherchierte genau und akribisch. Dies zeigt sich in den Gerichtsszenen. So autentisch und nahe, bald wie einem Dokumentarfilm. Viel ist über den Film geschrieben worden, er wurde für den Oscar eingereicht, Diane Kruger hochdekoriert. Er wurde gelobt und kritisiert. Was bleibt ist, ein intensiver Film über rechte Gewalt, über Rassismus, über Vorurteile, über platte Verurteilungen in der Presse, Liebe und Trauer und das Zerbrechen einer jungen Frau, der mich sehr berührt hat.
________________________
Kommenden Dienstag präsentieren wir Ihnen eine bunte Auswahl von Taschenbüchern für die Reisetasche.
Heute haben Matthias Claudius * 1740 Walter Scott * 1771 Stieg Larsson * 1954 Geburtstag
___________________________
Matthias Claudius Der Esel
Hab nichts, mich dran zu freuen, Bin dumm und ungestalt, Ohn‘ Mut und ohn‘ Gewalt; Mein spotten, und mich scheuen Die Menschen, jung und alt; Bin weder warm noch kalt; Hab nichts, mich dran zu freuen, Bin dumm und ungestalt; Muß Stroh und Disteln käuen; Werd‘ unter Säcken alt – Ah, die Natur schuf mich im Grimme! Sie gab mir nichts, als eine schöne Stimme. ________________________
Ferragosto ist einer wichtigsten Feiertage in Italien. In Rom verschwinden um diesen Termin herum alle ans Meer. Viele Restaurants sind geschlossen, Läden haben zu. Rom ist wie leergefegt und auf den Straßen ist nichts mehr vom täglichen Stau zu spüren. Die Hitze steht zwischen den Häusern und es ist der beste Zeitpunkt die Stadt mit dem Rad zu erkunden. Gianni Di Gregori (Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller) hat sich diesen Tag für seinen Film herausgesucht. Er lebt mit seiner dominaten alten Mutter in einer Wohnung, kann keiner Arbeit nachgehen, da die alte Dame ihn komplett fordert. Dies führt zu finanziellen Engpässen. Er ist mit der Miete in Verzug und auch sonst sehr klamm. Just an diesem Tag kommt der Hausverwalter und bietet ihm einen Mietnachlass an, wenn er dessen Mamá und Tante für eine Nacht aufnehmen kann. Desgleichen passiert ihm auch mit dem Arzt, der auf Hausbesuch ist. Nach kurzem Zögern, siegt die Aussicht auf etwas Geld und Gianni hat plötzlich statt einer alten Dame, vier am Hals, die sich alle nicht grün sind. Nun heisst es einkaufen für das Festmahl. Dabei ist ihm sein Kumpel mit der Roller behilflich. Eine Kiste Weisswein (sehr wichtig für den Film) und Fische frisch aus dem Tiber geangelt, bilden den Grundstock. Mit viel Überredungskünsten schafft es der genervte Gianni, die alten Damen unter seinem Dach zu behalten, eine davon wieder zurückzuholen. Als alle versorgt sind und in ihren Betten schlafen, liegt er in der heissen Nacht auf dem Balkon. Ausser Gianni sind alle anderen Mitspielenden LaiendarstellerInnen, die mit großer Lust und Laune mitgemacht haben und dem Film das gewisse Etwas geben. Ein charmanter Sommerfilm, mit viel Witz, über das Leben, Überleben und Altwerden. Und natürlich eine große Homage an die Ewige Stadt. Ein Film voller Hitze, Weisswein und einem Festmahl, an das wir schon nicht mehr glauben wollten. Ein Muß für diesen Tag. Achtung: Halten Sie einen schönen Vorrat an Weisswein im Kühlschrank bereit. Durch den dauertrinkenden Gianni bekommen Sie sicherlich enorme Lust auf ein gut gekühltes Glas (oder auch zwei, …) Buon divertimento!
Via Condotti, die normalerweise mit Handtaschen, Einkaufstaschen und schicken Damen daran voll ist. Im Hintergrund die leere Spanische Treppe.
Auf meiner Rundfahrt auf den leeren Straßen Roms am 15.8.2014
Der Herr mit den kurzen Hosen und den grauen Haaren ist Giannis Freund mit dem Moped. Sein Lieblingsort ist die Bar Calisto im Stadtteil Trastevere.
Heute haben Ernst Rowohlt *1887 Anna Achmatowa * 1889 Wolfgang Koeppen * 1906 Jean Anouilh * 1910 Paul Kersten * 1943 Pascal Mercier * 1944 Geburtstag
___________________________
Endlich auf DVD:
„Paterson„ Regie: Jim Jarmusch Darsteller: Adam Driver, Golshifteh Farahani, Kara Hayward, Jared Gilman, William Jackson Harper, Barry Shabaka Henley Weltkino € 12,99
Paterson heisst der Busfahrer in der Geschichte und Paterson heisst die Stadt, in der er aufgewachsen ist und immer noch wohnt. Aus dieser Kleinstadt in New Jersey stammen auch die Lyriker William Carlos Williams und Allen Ginsberg. Paterson ist ein großer Verehrer der beiden und schreibt in jeder freien Minuten eigene Gedichte in eine Kladde, die er immer mit sich führt. Jim Jarmush hat sich der Gedichte Ron Padgetts bedient und in seinen Film eingebaut. Wir sehen, wie Paterson jeden Morgen im Bett neben seiner Frau aufwacht, wie er sich auf den weg zur Busstation aufmacht und sich über die Vesperbox seiner Frau freut. Es sind die kleinen Alltäglichkeiten eines kleines Mannes, der sich über sein eigenes Schreiben freut. Im Gegensatz dazu Patersons Frau. Laura. Sie ist offen, laut, lustig, sprudelt vor neuer Ideen, Und nicht zu vergessen der Hund Marvin, der eigentliche Held der Geschichte. Mit ihm geht Paterson jeden Abend Gassi, bindet ihn vor seiner Stammkneipe fest und trinkt sein Bier. Marvin strahlt eine stoische Ruhe aus, hat für seine Rolle die Palme für den besten Hundedarsteller in Cannes bekommen und sorgt gegen Ende des Filmes für ein kurzfristiges Desaster. Vieles, das meiste habe ich vergessen zu erwähnen: Die Bilder, die Farben, das Licht, die Musik, die Ruhe und die Freude am Alltäglichen, die Zufriedenheit und Harmonie. Ein großartiges Meisterstück, sowohl was die Darsteller, als auch den Regisseurs anbelangt.
Heute haben Bertha von Suttner * 1843 Rudolf Borchardt * 1877 Richard Friedenthal * 1896 Curzio Malaparte * 1898 Jurij Brezan * 1916 Patricia Cornwell * 1956 Wolfram Fleischhauer * 1961 Geburtstag
__________________________
Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, daß es schreit und zuckt – der hat wohl Nerven, aber – Herz hat er nicht. Bertha von Suttner, Friedensnobelpreis 1905
__________________________
„Manchester by the Sea„ Regie: Kenneth Lonergan Schauspieler: Casey Affleck/Michelle Williams/Kyle Chandler u a, USA 2016 € 14,99 FSK ab 12
Endlich gibt es dieses Film auf DVD. Ein Film, für den Casey Affleck den Oscar für die beste Hauptrolle bekommen hat und in dem Michelle Williams so grandios spielt. Eine Großstadt in den USA. Ein irisches Quartier. Wir sehen Lee Chandler wie er immer und immer wieder Schnee schnippt, Rohre repariert und anderen Hausmeistertätigkeiten nachgeht. Er ist verstockt, redet kaum, hebt nicht die Augen. Es scheint eine selbstgewählte Einsamkeit zu sein, in die er sich gezwängt hat. Nur während seinen abendlichen Trinkgelagen geht er aus sich raus, in dem er Schlägereien provoziert und somit seinen Körper wieder spürt. Wenn auch sehr schmerzhaft. Aus diesem Alltag wir er herausgerrissen, als sein Bruder stirbt und er das Sorgerecht für dessen Sohn bekommt. Ein Unding für ihn. Er, der seinen Job dafür aufgeben und wieder nach Manchester-by-the-Sea ziehen muss. Ein kleines Fischer- und Arbeiterstädtchen an der Ostküste der USA. Dort hat er gelebt, bis ihn ein grausamer Vorfall aus der Spur geworfen hat. Seine Frau lebt noch dort. Hochschwanger von einem neuen Mann. Wie Blitze, wie Einschüsse bekommen wir in kurzen Sequenzen Stück für Stück mit, was damals vorgefallen ist und wie Lee und seine Frau den Boden unter den Füßen verloren haben. Der Film hat jedoch auch jede Menge humorvolle, slapstickartige Szenen. So jongliert sein Neffe, der ihm zugewiesen worden ist, den ganzen Film über mit zwei Schulfreundinnen. Die Dialoge der beiden Männer sind voller kleiner Weisheiten, Fragen an die Welt und Witz, der gut zu den beiden Alleinstehenden passt. „Manchester by the Sea“ ist ein ruhiger Film über die Trauer, über das Versuchen das Leben, das neue Leben zu meistern. Verluste und Hoffnungen sind eng miteinander verbunden. Und wenn sie Hanya Yanagiharas Roman „Ein wenig Leben“ gelesen haben, finden Sie auch dort mit Jude einen Mann, der sein Leben lang versucht, sein Leben zu meistern und sich bei seinen Freunden für sein Fehlverhalten entschuldigt. Dort geht es nicht gut aus. Hier in diesem Film gibt es ein Happy- mit einem Nicht-Happy-End. Ein Ende das zeigt, daß Lee auf dem für ihn passenden Weg ist. Daß er es versucht und die neuen Kontakte nicht verbricht.
Heute haben Friedrich Arnold Brockhaus * 1772 Gerlind Rheinshagen * 1926 Amos Oz * 1939 Graham Swift * 1949 David Guterson * 1956 Geburtstag. Aber auch Audrey Hepburn und Keith Haring und heute ist der Internationale Tag der Feuerwehrleute
_______________________
Heute auf dem Gedichtekalender:
Hermann von Lingg
Das Krokodil
Im heil’gen Teich zu Singapur, Da liegt ein altes Krokodil Von äußerst grämlicher Natur Und kaut an einem Lotosstiel. Es ist ganz alt und völlig blind, Und wenn es einmal friert des Nachts, So weint es wie ein kleines Kind, Doch wenn ein schöner Tag ist, lacht’s.
________________________
Die Rolling Stones in Havana. Jetzt gibt es das Konzert in verschiedenen Varianten auf CD.
Als DVD, auf CDs, auf Blu-ray, LPs, in diversen Mischungen, mit und ohne Buch. Bis hin zur Luxus-Variante mit T-Shirt.
Am 25. März 2016 war es endlich so weit: Die Rolling Stones gaben ihr erstes Konzert in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Viele Jahrzehnte mussten ihre Fans auf diesen Moment warten, denn Rockmusiker waren in Kuba lange verboten.
„Havana Moon“ ist mehr als nur ein Konzertfilm. Irgendwie schaffen es die alten Herren eine unglaubliche Performance daraus zu machen. Wie schon ein paar Jahre früher, als sie im Hyde Park in London spielten, merken wir ihnen ihre Spiellaune an. Auch hier: Ein fetter Sound, warme Farben, starke Eindrücke und halt 450.000 Zuschauer, die zum ersten Mal diese Band auf Kuba erleben durften. Bisher waren sie verboten, verpöhnt. Jetzt endlich gibt es die Möglichkeit und mehrere Generationen von Kubanern lassen sich dieses Spektakel nicht entgehen, zumal der Eintritt frei war.
Klicken Sie auf den Link und genießen Sie das starke Konzert, so lange es kostenlos im Netz steht.
Donnerstag, 4. Mai um 19:30 Uhr Florian Vetsch, Boris Kerenski: Tanger Telegramm (Bilgerverlag) im Gespräch mit Verleger Rico Bilger Steinwerkstatt Vogel, Wileystraße 21, Neu-Ulm Eintritt 10* / 12 Euro
Florian Vetsch und Boris Kerenski nehmen Sie mit auf eine faszinierende Reise in eine Stadt, deren Name allein schon pure Poesie ist: Tanger. Die erste deutschprachige Textsammlung mit der Erinnerung an die „weiße Stadt“ Tanger. Zu diesem Literaturabend passt perfekt ein Konzert der Kultband BUFFZACK, die uns einen exklusiven Vorgeschmack auf ihre neue Scheibe geben wird, die am 5. Mai (!) ihre Premierenfeier in München hat.
Heute haben Alexander Kluge * 1932 und Josef Hader *1962 Geburtstag
__________________________
„Miles Ahead“ Regie: Don Cheadle Darsteller: Ewan McGregor, Don Cheadle, Lakeith Stanfield, Emayatzy Corinealdi, Michael Stuhlbarg USA, 2015 FSK ab 12 freigegeben DVD € 9,99
Don Cheadle muß ein ganz großer Fanvon Miles Davis sein. Er hat das Drehbuch zum Film geschrieben, Regie geführt und spielt selbst die Hauptrolle. Und jetzt kommt’s: Er hat sich wohl das Trompetespielen so gut beigebracht, daß er die Solostücke im Film selbst spielt. Den Film hat er 2015 herausgebracht und auch auf der Berlinale vorgestellt, der Film lief aber nie in deutschen Kinos.
New York, 1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis keine Platte mehr veröffentlicht. Der Jazzmusiker, der mit virtuosen Trompetenspiel die Herzen der Menschen eroberte, lebt zurückgezogen, trinkt und kokst und trauert seiner großen Liebe Frances Taylor nach.
Was nun aber Cheadle nicht wollte, war eine Biografie zu drehen, die sehr nahe am wirklichen Leben der Jazzlegende ist. Nein, ich denke, er wollte das Gefühl beschreiben, das im Kopf von Miles Davis herrschte. Diese Verzweiflung, diese Nähe von Genie und Wahnsinn. Daß Cheadle dazu noch Schießereien und Verfolgungsjagden eingebaut hat, ist dann auch schlüssig. Die Jagd beginnt nämlich damit, daß ein Gerücht herumschwirrt, Davis hätte neue Studioaufnahmen und diverse Plattenfirmen sind richtig wild auf dieses Material.
Damit gehen dann auch die Meinungen sehr auseinander. „Atemberaubende Bilder…Ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Es ist eine Schande, dass einer des besten Filme des Jahres 2016 nicht in die deutschen Kinos kommt.„, epd Film. Und gleichzeitig lese ich Verrisse, daß so etwas ja gar nicht gehe, daß dies doch nichts mehr mit der Legende zu tun hätte. Diverses würde auch gar nicht stimmen. Musiker hätten, so wie im Film, nie zusammengespielt. Dann schreibt der Tagesspiegel: „Das Verdienst, dabei auch den Geist des Meisters getroffen zu haben, gehört vor allem dem Regisseur.“
So können wir den Film einfach genießen. Wir wissen, so war es nicht (ganz) und trotzdem bekommen wir eine Ahnung, was Davis umgetrieben, wie er gedacht und gefühlt hat und, und das ist natürlich das Schönste an Allem, wir bekommen jede Menge Musik zu hören. Während dieser zwei Tage wandern wir in den Zeiten, sehen den jungen Davis im Anzug in Bars spielen und den alten, der seine elektronisch veränderte Trompete spielt. Was dazu führt, daß ich mir viele alte Stücke wieder angehört habe. U.a. auch Live-Konzerte, von denen ich eines unten verlinkt habe.
Mittwoch, 15.Februar um 19 Uhr Marion Weidenfeld liest aus: Elena Ferrantes Roman: „Meine geniale Freundin“ Bei uns in der Buchhandlung Eintritt € 5,00
______________________
Samstag, 18.Februar um 20:30 Uhr Franz Dobler: „Schlag ins Gesicht“ Hudson Bar
_______________________
Dienstag, 7.März um 19 Uhr „Die erste Seite“ Wir stellen vier neue Bücher vor. Es liest Clemens Grote Bei uns in der Buchhandlung Eintritt frei ______________________
Freitag, 31.März um 20 Uhr „Pudel und Superheld“ Fee Kathrin Kanzler und Marco Kerler lesen in der Galeria Tobias Schrade Eintritt € 5,00