Freitag, 19.Mai

Heute haben
Rahel Varnhagen von Ense * 1771
Fritz Rudolf Fries * 1935
Otto Jägersberg 1942
David Glattauer * 1960
Jodi Picoult * 1966
Geburtstag
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Heute ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.
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Friedrich Rückert
Himmelsschlüsselchen

Himmelschlüsselchen ist genannt ein goldnes
Feingebildetes Blümchen auf der Wiese,
Weil den Himmel auf Erden sieht die Unschuld
Aufgeschlossen im Frühling unter Blumen.
Himmelschlüsselchen nenn‘ ich, sprach ein Jüngling,
Dich mit eigenem Rechte, weil ein Himmel
Mir auf Erden, ein Herz, sich aufgeschlossen,
Ein geliebtes, im Frühling, als zum ersten
Kranz ich schüchtern dich wand mit andern Blumen.
Himmelschlüsselchen! den mir aufgeschloss’nen
Himmel schließe mir jeden Frühling neu auf,
Still verschließ’ ihn vor jedem Blick des Neides!
Jedem anderen aber sei ein andrer
Himmel offen, den ich nicht ihm beneide.

(aus dem unten besprochenen Buch)
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Unser Buchtipp:

Es flüstern und sprechen die Blumen
Eine Blütenlese in Bild und Gedicht
Ausgewählt von von Karl-Heinz Göttert
Reclam Verlag € 14,00

Die Eisheiligen halten sich dieses Jahr sehr tapfer. Es ist immer noch kühl, windig und nass. Ja, wir brauchen dringend den Regen, aber unsere Seele braucht auch Sonne und etwas Wärme in die Knochen.
Diese Neuerscheinung im Reclam Verlag zeigt, was wir jetzt schon sehen und im Laufe des Frühjahrs und des Frühsommers wieder entdecken können. Die Natur wird bunt, überall im Garten, in den letzten Ecken, spitzelt etwas Buntes. Kein Wunder, dass sich auch Dichter und Künstler von Rose und Hyazinthe seit jeher beflügelt fühlten. Dieses Buch versammelt eine wunderbare Auswahl kunstvoller Naturmalerei von Maria Sibylla Merian, Albrecht Dürer, Pierre Joseph Redouté und anderen und Gedichte von Eduard Mörike, Clemens Brentano, Elisabeth Langgässer, Joachim Ringelnatz und vielen anderen.


Leseprobe

Freitag, 9.September

Heute haben
Clemens Brentano * 1778
Leo Tolstoi 1828
James Hilton * 1900
Cesare Pavese * 1908
Javier Tomeo * 1932
Harald Martenstein * 1953
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Clemens Brentano
Singet leise, leise, leise

Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.
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Joan Didion: „Slouching Towards Bethlehem
Aus dem Amerikanischen an Antje Rávik Strubel
Ullstein Verlag € 22,99

Joan Didions erste Essaysammlung hat wohl die amerikanische Literatur verändert. Schon in den frühen sechziger Jahren spürt sie die Zerissenheit, die Orientierungslosigkeit ihres Landes. In ihren Texten, die in dieversen Magazinen erschienen sind, schreibt sie nicht nur über große Politik, Pearl Harbor, Kalifornien, die Hippies, sondern auch über ganz „normale“ Menschen. Und das mal böse, aber auch liebevoll und zärtlich.
Ihr kommt ihre unscheinbare Gestalt zu gute. Sie sagt, sie sei so klein, dass sie nicht beachtet wird. Aber Achtung. Sie schaut genau hin und hat eine spitze Feder.

Joan Didion: „Das weiße Album
Aus dem Amerikanischen an Antje Rávik Strubel
Ullstein Verlag € 22,99

„Wir erzählen Geschichten, um zu leben“. Dies ist der erste Satz dieser Sammlung.

Dieser weitere Band mit Essays zeigt nochmals den American Dream, der eigentlich nicht so ist, wie wir ihn gerne hätten. Und doch hat dieser Traum nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Sie schreibt über Charles Manson, die Black Panther und Shopping Malls.  
Aber auch über Doris Lessing, Georgia O’Keeffe, die Frauenbewegung, Hollywood und über „Im Bett“.  
Unglaublich wie aktuell diese Texte immer noch sind und wie sich durch die Regierung Trump die Lage nicht gebessert hat.

Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u. a. Mitherausgeberin der Vogue. Sie gilt als eine der wichtigsten Stimmen der amerikanischen Literatur, die mit ihren fünf Romanen und zahlreichen Essaybänden das intellektuelle Leben der USA im 20. Jahrhundert entscheidend prägte. Joan Didion verstarb im Dezember 2021.
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Gestern auf tagesschau.de

EU-Klimawandeldienst
Wärmster jemals gemessener Sommer

Der alte Rekord hielt nur ein Jahr – der Sommer 2022 ist laut dem EU-Klimawandeldienst der wärmste jemals in Europa gemessene gewesen. In weiten Teilen des Kontinents war er zudem auch außergewöhnlich trocken.

Den kompletten Artikel finden Sie hier.
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Ulm, Münsterplatz, 17 Uhr

Donnerstag, 9.September


Heute haben
Clemens Brentano * 1778
Leo Tolstoi * 1828
James Hilton * 1900
Cesare Pavese * 1908
Geburtstag
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Clemens Brentano
Nachtigall, ich hör dich singen

Nachtigall, ich hör dich singen
′s Herz im Leib möcht mir zerspringen,
Komme doch und sag mir bald,
Wie sich alles hier verhalt′.
Nachtigall, ich seh dich laufen,
An dem Bächlein tust du saufen,
Tunkst hinein dein Schnäbelein,
Meinst es sei der beste Wein!
Nachtigall, wohl ist gut wohnen
In der Linde grünen Kronen,
Bei dir, lieb Frau Nachtigall,
Küß dich Gott viel tausendmal!
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Cecilia Davidsson nach einer Erzählung von Tove Jansson:“Die Mumins und der unsichtbare Gast
Illustriert von Filippa Widlund
Urachhaus Verlag € 18,00
Kinderbuch ab 4 Jahren

Eines Abends im Herbst bekommen die Mumins einen sonderbaren Gast. Ninni ist in ihrem Leben so oft erschreckt worden, dass sie immer blasser und schließlich unsichtbar wurde. Nun sollen die freundlichen, höflichen Mumins sie wieder sichtbar machen. Stück für Stück gelingt das – nur Ninnis Gesicht bleibt leer.
Ninni kann nicht spielen, versteht keine Witze, kann nicht wütend werden (sehr zum Ärger der Kleine Mü). Wie soll das bloß weitergehen?
Als die Familie einen Tag am Wasser verbringt und der Muminvater die Muminmutter ins Wasser schubsen möchte, geschieht das Unglaubliche.

Cecilia Davidsson hat eine Erzählung von Tove Jansson, gemeinsam mit der Illustratorin Widlund, zu einem humorvollen, aber hintergründigen Bilderbuch gemacht.
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1.Welches Buch lesen Sie gerade?
2.Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3.Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Martin Klein (Kinderbuchautor, u.a. „Rita das Raubschaf“) empfiehlt:

Meine Antworten, mach ich sehr gern, macht doch Spaß! Ist es erlaubt/opportun/akzeptiert/in Kauf genommen, teils etwas mehr zu schreiben? Ich hoffe es (sonst kürze es einfach raus, ist auch in Ordnung :-):  

  • Ich lese gerade Der Stechlin von Fontane. In echt, kein Schmuh, ich will nicht angeben. Ich habe den alten Theodor wirklich und wahrhaftig schätzen, nein, tatsächlich mehr noch: lieben gelernt. Als Jungscher habe ich mal vergeblich versucht, Effi Briest zu lesen, das hat sowohl freiwillig wie auch von außen angestoßen (Schule) nicht geklappt. Ich habe allerdings als Teenager schon den Herrn von Ribbeck als große Kunst wahrgenommen, seinerzeit verstärkt durch die Rockmusik-Version von Achim Reichel (auf Vinyl / Regenballade). Seit ich Wahl-Brandenburger bin, hatte ich mir vorgenommen, mal in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg zu gucken, hab´s dann irgendwann gemacht – und war begeistert. Kürzlich war ich in der Uckermark am Stechlinsee; – es gibt nicht viel, was man sowohl lesen als auch wo man drin baden kann, oder?
  • Ich empfehle unbedingt Träume von Babylon von Richard Brautigan und Träumen von Robert Walser. Diese unterschiedlichen Träumereien aus so verschiedenen Zeiten und Welten haben es mir voll angetan.
  • Die beiden soeben genannten Werke natürlich, aber das mache ich sowieso hier und da mal. Da lässt sich jeweils auch ganz problemlos zwischendurch immer mal wieder reinschauen. Ansonsten: Uh, da gibt´s so viele, die ich mal WIEDER lesen will (Ungelesene Bücher na klar; noch viel mehr). Ok, zwei schon mal gelesene müssen reichen: Milch & Kohle von Ralf Rothmann und Krabat von Otfried Preußler.

Vielen Dank !!!
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Hallo zusammen,

die große IAA-Demo am 11.09.2021 in München wirft ihre Schatten voraus: Es gibt eine Radstafette durch ganz Baden-Württemberg mit dem Ziel München. Am Donnerstag, 09.09. macht sie Station in Ulm. Der Ulmer ADFC empfängt die Radler*innen um 18 Uhr bei der Kirche in Sonderbuch mit einer Kundgebung zur Sonderbucher Steige, deren Zukunft derzeit heftig diskutiert wird. Es wird geprüft, ob ein aufwändiger Neubau erfolgt oder sie künftig nur noch für den Fuß- und Radverkehr offen bleibt. Danach wird über Blaustein weiter nach Ulm geradelt, wo auf dem Münsterplatz eine weitere Veranstaltung geplant ist. Weiterfahrt Richtung Augsburg ist dann am 10.09. um 9:00 Uhr auf dem Münsterplatz. Weitere Mitfahrer sind willkommen!

Bitte gebt diese Info auch über Eure Verteiler weiter. Je mehr Aufmerksamkeit wir erzielen, desto besser!

Rückfragen bitte an: Thomas Rißel, thomas.rissel@adfc-ulm.de

Euer ADFC-Team

Mittwoch, 7.April

April, April, der tut , was er will.

Heute haben
William Wordsworth * 1770
Victoria Ocampo * 1890
Johannes Mario Simmel * 1924
Cora Stephan / Anne Chaplet * 1951
Geburtstag
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Clemens Brentano
Palmkätzchen

Flachs von fauler Dirnen Rocken,
Flaum von zarter Knaben Kinn
Stehl ich, streue weiche Flocken
Unter eure Füße hin.

Weit her schlepp ich euch den Teppich,
Daß ihr nicht zerreißt die Socken
An dem Eppich – Wolle stepp ich
Ins Geläut der Blumenglocken.
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Unser Tipp:

Helga Schubert: „Vom Aufstehen
Ein Leben in Geschichten
dtv € 22,00

Helga Schubert, 1940 in Berlin geboren, erzählt uns in einzelnen Episoden ihr Leben. Vom Vater, den sie nie kennengelernt hat, da er mit 28 Jahren im Krieg gestorben ist, von der Flucht vor den Russen und dem Aufwachsen mit einer traumatisierten Mutter, die diese Erlebnisse wohl nie richtig verarbeiten konnte. Die erste Episode schildert ihre Sommer bei der Großmutter, wo sie in der Hängematte im Garten liegt und es nach Obst und Gebäck riecht. Dort findet sie als Kind zur Ruhe, während sie in Berlin oft die Schule wechselt und von den Mitschülern gehänselt wird.
So öffnen sich immer mehr alte Schachteln mit Geschichten, Erinnerungen, Anektoden. Manchmal die gleichen Begebenheiten aus verschiedenen Perspektiven.
In der DDR arbeitet sie als Psychoanalytikerin und Schiftstellerin, darf aber nicht zu Preisverleihungen in den Westen fahren und kann mit über 50, nach der Wende, an den ersten freien Wahlen ihres Lebens teilnehmen. Was sie immer noch beschäftigt, ist das Verhältnis zu ihrer Mutter, denn sie habe drei Heldentaten in ihrem Leben vollbracht: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. Erst viele Jahre später hat sie ein Gespräch mit einer jungen Pastorin, die ihr zuhört und ihr in wenigen Sätzen die Last dieser Sätze abnimmt. Eine wunderbare Passage.
Helga Schubert hat aber trotz allem nie ihren Lebensmut, ihren Humor und das positive Denken verloren und so ist die letzte Geschichte „Vom Aufstehen“ eine kleine Zusammenfassung, wie sie als alte Dame morgens aus dem Bett steigt, sich um Mann und Frühstück kümmert. Dafür hat sie auch letztes Jahr den Ingeborg Bachmann Preis erhalten.

Sowohl dieses Buch, als auch das von Gabriele von Arnim: „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ (das wir hier vor ein paar Tagen vorgestellt haben) sind für mich zwei Entdeckungen, die mich sehr bewegt, berührt und zum Nachdenken angeregt haben, da ich merke, wie klug und mit einem großen Wissen diese beiden Damen über ihr Leben schreiben.

Für mich jetzt schon zwei Höhepunkte in diesem Lesejahr.

Leseprobe