Dienstag, 8.November


Xavier de Maistre * 1763
Martha Gellhorn * 1908
Margaret Mitchell * 1900
Peter Weiss * 1916
Peer Hultberg * 1935
Kazuo Ishiguro * 1954
Geburtstag
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„Um die Wahrheit zu finden, muß man diskutieren.“
Peter Weiss
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Unser Buchtipp:


Dustin Thao: „Bleib bei mir, Sam
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
Originaltitel: You’ve reached Sam
cbj € 16,00
Jugendbuch ab 14 Jahren
Die Erstauflage mit farbigem Buchschnitt

Also wenn schon mal „Sam“ im Titel vorkommt und wenn die Dame von PenguinRandomhouse mir am Telefon sagt, dass ich das Buch unbedingt ein paar Mal auslegen soll, da es in den USA die New Time Bestsellerliste gestürmt hat, na dann mache ich das auch und: Ich habe es gestern ausgelesen.
Es stimmt, die Geschichte lässt einen nicht unegrührt, wenn man kein Herz aus Stein hat.
Sehr amerikanisch und manches auch vorhersehbar, hat der junge Autor, doch immer wieder Schleifen, Rückblicke und Zeitsprünge eingebaut, die das Lesen spannend macht.
Die siebzehnjährige Julie verliert ihren Freund Sam bei einem Autounfall und nimmt alle Schuld auf sich. Sie verkriecht sich, bricht Kontakte zu ihren Freund:innen ab und stellt alle Erinnerungsstücke von Sam in einer Kiste vor die Haustüre, damit es dort von der Müllabfuhr abgeholt wird.
Als sie jedoch einen Text von Sam entdeckt, wird sie wieder so überwältigt von ihrer Sehnsucht, dass sie zum Handy greift und die Nummer von Sam anruft. Und: Er nimmt ab.
Dustin Thao erzählt eine Trauerbewältigungsgeschichte und beschreibt viele Fasetten aus der Gefühlswelt von Julie und trifft oft genau den Punkt, wenn es ums Abschiednehmen, um Trauer, Neuanfang und Weiterleben geht.

Leseprobe
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Heute Abend ab 19 Uhr
Jastrams 1.Seite

Wir stellen wieder vier Romane vor.

Annika Büsing: Nordstadt
Dörte Hansen: Zur See
Anna Woltz: Nächte im Tunnel

und Christiane Wachsmann liest aus ihrem neuen Roman: Lilits Töchter

Mit dabei natürlich Clemens Grote

Freitag, 4.Februar

Heute haben
Pierre Marivaux * 1688
Friedrich Glauser * 1896
Jacques Prévert * 1900
Alfred Andersch * 1914
Betty Friedan * 1921
Werner Schwab * 1958
Stewart O’Nan * 1961
Geburtstag
und es ist der Todestag von Patricia Highsmith (+ 1995)
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Wilhelm Busch

Wenn ich [im Januar] im Garten spazierengehe,
bemerk ich schon dies und das,
was sich langsam anschickt zu blühen,
z.B. die Christrose und der Seidelbast.
Noch immer,
so alt ich auch wurde,
erscheint mir dergleichen doch neu und spaßhaft,
wie vor 10.000 Jahren.
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Wissensbuch des Jahres 2021


Katharina Weiss-Tuider: „Expedition Polarstern
Dem Klimawandel auf der Spur

Mit Illustrationen von Christian Schneider
Mit zahlreichen Fotos Wissensbuch des Jahres 2021
cbj € 22,00
Ein großformatiges Sachbilderbuch ab 10 Jahren

Es ist die größte Arktisexpedition unserer Zeit:
Ein Jahr lang driftet der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“ angedockt an eine Eisscholle durch das Nordpolarmeer. An Bord ist das internationale MOSAiC-Forscherteam, das sich aus über 600 Crewmitgliedern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus über 20 Nationen zusammensetzt. Im Wettlauf mit der hereinbrechenden Polarnacht errichtet das Team mitten auf dem Meereis ein Forschungscamp, um wertvolle Daten zu sammeln. Die Forscherinnen und Forscher aus aller Welt wollen herausfinden, wie sich die dramatischen Veränderungen in der Arktis auf das Weltklima auswirken. Denn die Polarregion gilt als Klimaküche: Was hier passiert, hat großen Einfluss auf den Rest der Erde. Und nirgendwo sonst erwärmt sie sich schneller. Doch wie ist Forschung in extremer Kälte und monatelanger Dunkelheit fernab jeder Zivilisation überhaupt möglich?
„Expedition Polarstern“ berichtet von den Menschen an Bord, dem Abenteuer der Jahrhundert-Expedition und den historischen Vorbildern. Zudem werden wichtige Infos zur Entstehung des Klimas und dem Leben in der Arktis gegeben, und es wird erklärt, was jeder Einzelne von uns tun kann, um die Zukunft der Erde – unsere Zukunft – ein bisschen besser zu machen und den Klimawandel aufzuhalten.

Blick ins Buch
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Gestern auf tagesschau.de:
Meeresspiegel steigt schneller als erwartet
Seit 20 Jahren hat die grönländische Eisdecke rund 4,7 Billionen Tonnen Eis verloren und so rund 1,2 Zentimeter zum weltweiten Meeresspiegelanstieg beigetragen. Das Eis schmelze deutlich schneller als erwartet, so dänische Wissenschaftler.

Hier geht es zum kompletten Bericht.

Freitag, 9.April

Heute haben
Charles Baudelaire * 1821
Ludwig Hohl * 1904
Lew Kopelew * 1912
Johannes Bobrowski * 1917
Carl Améry * 1922
Arnold Stadler * 1954
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Gang aufs Land

An Landauer

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.
Trüb ists heut, es schlummern die Gäng‘ und die Gassen und fast will
Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtglaubige zweifeln an Einer
Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.
Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmel gewonnen,
Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zuletzt.
Nur daß solcher Reden und auch der Schritt’ und der Mühe
Wert der Gewinn und ganz wahr das Ergötzliche sei.
Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte
Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,
Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,
Und von trunkener Stirn‘ höher Besinnen entspringt,
Mit der unsern zugleich des Himmels Blüte beginnen,
Und dem offenen Blick offen der Leuchtende sein.

Denn nicht Mächtiges ists, zum Leben aber gehört es,
Was wir wollen, und scheint schicklich und freudig zugleich.
Aber kommen doch auch der segenbringenden Schwalben
Immer einige noch, ehe der Sommer, ins Land.
Nämlich droben zu weihn bei guter Rede den Boden,
Wo den Gästen das Haus baut der verständige Wirt;
Daß sie kosten und schaun das Schönste, die Fülle des Landes
Daß, wie das Herz es wünscht, offen, dem Geiste gemäß
Mahl und Tanz und Gesang und Stutgards Freude gekrönt sei,
Deshalb wollen wir heut wünschend den Hügel hinauf.
Mög‘ ein Besseres noch das menschenfreundliche Mailicht
Drüber sprechen, von selbst bildsamen Gästen erklärt,
Oder, wie sonst, wenns andern gefällt, denn alt ist die Sitte,
Und es schauen so oft lächelnd die Götter auf uns,
Möge der Zimmermann vom Gipfel des Daches den Spruch tun,
Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan.

Aber schön ist der Ort, wenn in Feiertagen des Frühlings
Aufgegangen das Tal, wenn mit dem Neckar herab
Weiden grünend und Wald und all die grünenden Bäume
Zahllos, blühend weiß, wallen in wiegender Luft,
Aber mit Wölkchen bedeckt an Bergen herunter der Weinstock
Dämmert und wächst und erwarmt unter dem sonnigen Duft.
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Emilia Wiltschek (15) empfiehlt:


Michelle Obama: „Becoming
Erzählt für die nächste Generation
Ausgabe für Jugendliche mit exklusivem Vorwort und bisher unveröffentlichtem Bildmaterial
cbj € 20,00
Ab 13 Jahren

In diesem Buch erzählt Michelle Obama ihr Leben für Jugendliche.
Das Buch nimmt einen zum Anfang in Michelles Lebensgeschichte mit. In ihre Kindheit, die sie in Chicago verbrachte, mit ihren Eltern, die nicht viel hatten, weswegen sie unter äußerst bescheidenen Umständen aufwuchs (was die Familie nicht davon abhielt extrem glücklich und zufrieden zu sein) und mit der Multible Sklerose Erkrankung ihres Vaters, der es sich trotz Einspruch der Familie nicht hat nehmen lassen sein Leben genau so weiter zu leben, wie er es die letzten Jahrzehnte getan hatte. Die Geschichte bezieht die Gedankengänge Michelles in ihrer Kindheit, der Zeit an der Uni bis zu dem Einzug und Auszug ins Weiße Haus mit ein. Sie erzählt welche Träume sie als Kind, als Teenager und Erwachsene hatte und welche davon schlussendlich in Erfüllung gingen. Sie beschreibt wie es für sie war, ihren geliebten Ehemann mit der Politik teilen zu müssen und wie sie es meisterte nicht in den Schatten ihres Mannes als First Lady zu rücken, sondern ihre eigenen Ziele mit Hilfe ihrer Position zu verwirklichen. Auch wie sie sich um ihre Kinder und deren Kindheit sorgte, erzählt sie. Und welchen Hass man ihr und ihrer ganzes Familie nur wegen ihrer Hautfarbe entgegenbrachte. Das Buch ist sehr inspirierend geschrieben und liest sich eher wie ein Roman als wie eine Biografie. Auch wie Michelle einen hinter die Kulissen des Lebens als First Family blicken lässt, ist wahnsinnig brutal und schön zur selben Zeit.
Ein Buch, das man nur empfehlen kann.

Dienstag, 26.Mai

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Heute haben
Edmond Huot de Goncourt* 1822
Vitezslav Nerval * 1900
Erich Hackl * 1931
Geburtstag

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Matthias Claudius
Die Mutter bei der Wiege

Schlaf, süßer Knabe, süß und mild,
Du deines Vaters Ebenbild!
Das bist du; zwar dein Vater spricht,
Du habest seine Nase nicht.

Nur eben itzo war er hier
Und sah dir ins Gesicht,
Und sprach: Viel hat er zwar von mir,
Doch meine Nase nicht.

Mich dünkt es selbst, sie ist zu klein,
Doch muß es seine Nase sein;
Denn wenn’s nicht seine Nase wär,
Wo hätt’st du denn die Nase her?

Schlaf, Knabe, was dein Vater spricht,
Spricht er wohl nur im Scherz;
Hab immer seine Nase nicht,
Und habe nur sein Herz!
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Vanessa Güntzel empfiehlt:

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Karen M. McManus: „One of us is next“
Aus dem Englischen von Anja Galić
Jugendbuch ab 14 Jahre
cbj € 20,00

Willkommen zurück an der Bayview High. Gib’s zu. Du hast es vermisst.
Das letzte Mal an dieser Highschool, waren wir mit dem Buch „One of us is lying“ von Karen McManus. Und um ehrlich zu sein, hat mich das Buch damals eine komplette Nacht gekostet. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe es bis zum nächsten Morgen fertiggelesen und bin dann auf zur Arbeit. Die Story hat einen so in den Bann gerissen, dass ich Angst davor hatte, das neue Buch zu lesen.
Wir lernen Maeve Rojas kennen, die kleine Schwester von Brownwyn, ihren besten Freund Knox und Phoebe, welche dieses Mal die Geschichte erzählen.
Dabei werden Geheimnisse gelüftet und auch gehütet, Freundschaften geschlossen und das jetzige Leben der Bayview Four betrachtet.
Wenn man das Gefühl hat, auf der richtigen Fährte zu sein, würfelt die Autorin nocheinmal alles durcheinander. Man rätselt und tüftelt die ganze Zeit mit und ist wie immer auf der falschen Fährte.
Das Ende hat mich dann doch sprachlos hinterlassen, auch wenn es anders war, als gedacht. Oftmals hatte ich meine Vorahnungen, aber ich war doch ziemlich geplättet, als ich das Buch beendet hatte.

Super Schreibstil, tolle Charaktere und wieder eine Geschichte die einen sofort in den Bann zieht.
Danke, und bitte schreib weiter so, liebe Karen McManus!

Leseprobe

Mittwoch

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Heute haben
Samuel Taylor Coleridge * 1772
Alphonse de Lamartine * 1790
Admondo De Amicis * 1846 (unbedingt „Liebe und Gymnastik“ lesen)
Patrick Kavanagh * 1904
Sabine Deitmer * 1947
Geburtstag.
Es ist der Todestag von Arthur Schnitzler und Jack Kerouac.

Bevor ich zu unserem heutigen Buchtipp komme, zeige ich Ihnen das Video, das mir gestern die Schriftstellerin Jagoda Marinic geschickt hat.

Lieber Samy,
Du hast ja bei meinem letzten Besuch bei Euch (in der Buchhandlung) die Verbindung zu Junot Diaz gezogen und den charmanten Satz mit dem Genius Award getroffen…
Es ist jetzt nicht ganz so, dass ich den bekommen habe, aber eines der renommiertesten Colleges der USA hat mich zusammen mit der Deutschen Botschaft Washington zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit nach drüber als Kulturbotschafterin eingeladen … das ist ja der erste Schritt in die richtige Richtung.

https://www.youtube.com/watch?v=1NZZwG6POhQ

Liebe Jagoda,
Dir weiterhin alles Gute und bis zu einem nächsten Treffen in unserer Buchhandlung.

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Uwe-Michael Gutzschhahn / Sabine Wilharm:
Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her
Das dicke Buch vom Nonsense-Reim
cbj Verlag € 19,99
Ab 6 Jahren
Mit vielen farbigen Illustrationen

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Das dicke Buch vom Nonsens-Reim für unterwegs
und für daheim …

Uwe-Michael Gutzschhahn hat die schönsten Nonsense-Reime hier in diesem dicken Hausbuch zusammengetragen. Von Morgenstern bis F.W.Bernstein, von Karl Valentin bis Ernst Jandl und Michael Ende. Kreuz und quer durch das deutsche Lyrikbeet führt er uns von einem zum anderen Quatschgedicht. Wobei nicht gesagt ist, dass jedes dieser kurzen Werke auch für Kinder mit sechs Jahren geeignet ist. Es gibt jedoch kein anderes, umfangreicheres Buch mit Nonsensegedichten und so gehört es vielleicht doch ins Lyrikregal daheim, wenn eines existiert. Wenn es keines gibt, ist das schon mal ein Grundstock.
Nicht zu vergessen sind natürlich die Illustration von Sabine Wilharm. Wobei es nicht nur zu den Gedichten beigefügte Zeichnungen sind. Sabine Wilharm gestaltete das ganze Buch und fügte zu ihren Bildern die Gedichte dazu. Es ist ein wirkliches Miteinander von Text und Bild und kein Nebeneinander.
Grossartig! Erst dadurch wird dieses Buch zu einem Kunstwerk.

Die Gedichte sind in Kapitel unterteilt und die führen uns gleich mal in die Irre:

– Vorspiel – einen schönen guten Morgen kann ich heute nicht besorgen
– Ich bin ein farsch geleimtes Kind
– Ist’s auch falsch in dieser Welt, anderswo könnt’s stimmen, gelt?
– Im Schattenhaus katzt eine Schnurre
– Jagdst du Flöhe mit dem hammer, gibt es Knochensplitt und Jammer
– Und schaurig klingt von Norden her noch heut’gen Tags die Eskimär
– Nachspiel – den Vers, den hab ich in Vorrat gemacht

Die folgenden Gedichte sind rechtefrei, da die Autoren schon länger tot sind. Leider darf keine von noch lebenden DichterInnen veröffentlichen. Dafür schauen Sie bitte in die Leseprobe. Dort sehen Sie auch die Kunstwerke von Sabine Wilharm.

Friedrich Theodor Vischer
Anwendbar

Ein weich verpackter,
Ein fein befrackter,
Nicht sehr intakter
Charakter.

Den Vers, den hab’ ich im Vorrat gemacht,
Ganz ohne Objekt; ich hab’ halt gedacht:
Ich mach’ ihn einmal, er wird schon passen,
Man kann ih brauchen in allen Gassen.

Joachim Ringelnatz
Ernster Rat an Kinder

Wo man hobelt, fallen Späne.
Leichen schwimmen in der Seine.
An dem Unterleib der Kähne
Sammelt sich ein zäher Dreck.

An die Strähnen von den Mähnen
Von den Löwen und Hyänen
Klammert sich viel Ungeziefer.
Im Gefieder von den Hähnen
Nisten Läuse; auch bei Schwänen.
(Menschen gar nicht zu erwähnen,
Denn bei ihnen geht’s viel tiefer.)

Nicht umsonst gibt’s Quarantäne.

Allen graust es, wenn ich gähne.
Ewig rein bleibt nur die Träne
Und das Wasser der Fontäne.

Kinder, putzt euch eure Zähne!!

Erich Mühsam
Die Ahnung

Ich trank meinen Morgenkaffee und ahnte nichts Böses.
Es klingelte. Ich ahnte noch immer nichts Böses.
Der Briefträger brachte mir ein Schreiben.
Nichts Böses ahnend, öffnete ich es.
Es stand nichts Böses darin.
Ha! rief ich aus. Meine Ahnung hat mich nicht betrogen.

Kurt Schwitters
Kaffeeklatsch

Frau Müller, Frau Meier, Frau Schulze, Frau Schmidt,
Die saßen zusammen beim Kaffee zu dritt.
Die vierte war nämlich zu Hause,
Sie hatte Kaffeeklatschpause.
Die anderen aber berieten zu zwein,
Wer von den vieren die dritte sollt sein,
Und kamen in hitzigem Rate
Zu keinerlei Schlussresultate.

Unbekannter Verfasser

Holder Engel Pumpenschwengel
Heißgeliebtes Trampeltier
Du hast Augen wie Sardellen
Alle Ochsen gleichen dir
Du bist gerührt wie Apfelmus
Und kernig wie Spinat
Dein Herz schlägt wie ein Pferdefuß
Wenn Du Geburtstag hast

Noch’n Unbekannter

Es klapperten die Klapperschlangen
Bis ihre Klappern schlapper klangen

Leseprobe

Mit zwei Ungereimtheiten von Werner Färber beenden wir den heutigen Blogeintrag.

Werner Färbers (kurze) Ungereimtheit der Woche (für Kinder)
Der Wasserhahn CVI

Das Huhn schimpft mit dem Wasserhahn:
„Du tropfst ja aus dem Schnabel, Mann!“

Ungereimtheit der Woche (für Erwachsene)
Klärungsbedarf – 99

Die Leiche in der Kläranlage
dümpelte so viele Tage,
dass die Spuren sind verloren,
da sie in der Brüh‘ vergoren.
Obschon ein Mord niemals verjährt,
wird dieser Fall nie aufgeklärt.

Freitag

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Heute haben
Max Dauthendey * 1867
Elias Canetti* 1905
Paul Watzlawick * 1921

Geburtstag
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Heinrich Heine
Ich hab Euch im besten Juli verlassen

Ich hab Euch im besten Juli verlassen,
Und finde Euch wieder im Januar;
Ihr saßet damals so recht in der Hitze,
Jetzt seid Ihr gekühlt und kalt sogar.

Bald scheid ich nochmals, und komm ich einst wieder,
Dann seid Ihr weder warm noch kalt,
Und über Eure Gräber schreit ich,
Und das eigne Herz ist arm und alt.
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 Warnung: Dieses Buch ist unerhört wild!

Tiger

Peter Brown: „Herr Tiger wird wild“

Originaltitel: Mr. Tiger goes wild
Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael GutzschhahnBilderbuch ab ab 3 Jahren
cbj Verlag  € 13,99
 
Das ist ein wahre Freude solch ein schönes Bilderbuch in die Hand zu bekommen. Prima auch, dass es nicht, wie so viele amerikanischen Bilderbuch in China, sondern hier in Deutschland gedruckt worden ist. Und wie Sie schon in der kleinen Animation sehen, gaben sich die Buchhersteller viel Mühe. Hinter dem Buchumschlag versteckt sich ein knallgrelles Tigerfell. Achtung wilder Tiger!
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Mich erinnert Peter Brown in seiner Maltechnik etwas an Jon Klassen, den ich schon mehrfach hier vorgestellt habe. In dem Videointerview unten können Sie sich ein Bild von seiner Technik machen. Nehmen Sie sich die 5 Minuten Zeit und Sie werden bemerken, dass plötzlich Matisse Pate gestanden hat, dass sich in den horizontal stehenden Häuser, Kamine und anderen Tiere, Herr Tiger plötzlich querstellt. Grandios diese Skizzen und der Weg, wie es zum fertigen Buch kommt.
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Herr Tiger hat es nämlich satt, immer nur angepasst zu sein. Mit steifem Hut auf dem Kopf und eingeschnürt in seinen Anzug. Er beschließt, wild zu werden, seinen eigenen Weg zu suchen (da fällt mir der Buchtip von gestern wieder ein und Herr Wunderlich, der zwar nicht wild wird, aber seinen Weg geht) und frei zu sein. Seine Mitmenschen, äh -Tiere sehen das mit großem Erstauen und können es nicht fassen,was aus ihrem Mitbewohner wird. So springt er von links in einen Brunnen und kommt rechts ganz ohne Klamotten als richtigerTiger wieder heraus. Peter Brown spielt mit reduzierten architektonischen Elementen, mit Planzenformen, mit Farben und Strukturen und verstärkt damit die Veränderung von Herrn Tiger, der sich im Urwald wiederfindet. Als er seine Freunde vermisst und es ihn eines Tages wieder zurück nach Hause zieht, hat sich auch das Leben dort verändert.
„ROOOAAAAR“
„Jetzt hat Herr Tiger das Gefühl, er selbst sein zu können“ und er läuft auf allen Vieren mit Anzug, Fliege und Zylinder verträumt und lächelnd durch die Straßen und sitzt im Blumenhemd auf seinem Hausdach.
Vielleicht ist das auch das ideale Geschenk für verschiedene Freunde und nicht nur für Kinder ab 3 Jahre.

 

Leseprobe

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zYEtFEHlaik]

Montag

William Wordsworth *1770
Jens Peter Jacobsen * 1847
Georg Herwegh * 1875
Victoria Ocampo * 1890
Johannes Mario Simmel * 1924
Cora Stephan * 1951
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Patrick Ness: „Mehr als das
Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
cbj Verlag € 17,99
als eBook € 13,99
Jugendbuch ab 14 Jahren

Gleich mit einem Trailer ins Haus fallen und dann gleich mit so einem, ist nicht immer der passende Einstieg. Bei diesem Buch aber vielleicht doch passend, da es genau der Start in den Roman ist. Mit der Szene, wie der Jugendliche Seth im Meer ertrinkt, wie ihn die Wellen an die Felsen schleudern und er keine Luft mehr bekommt, nimmt uns Patrick Ness gleich mitten rein in die Geschichte.

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Als nächste Szene wacht Seth allerdings wieder auf. In einer Welt, die menschenleer und verlassen ist. In einem Stadtteil, in dem er früher gelebt hat, der allerdings voller Schlamm und Dreck ist und zu großen Teilen auch ausgebrannt. Er versucht sich zu orientieren, an Nahrung und Kleidung zu kommen. Er kann es nicht fassen und meint in der Hölle zu sein. Es übersteigt eindeutig dem, was er sonst von Leben und Tod kennt. Die Geschichte wird immer wieder mit Erinnerungen aus seinem wahren Leben unterbrochen. Diese Seiten sind in kursiver Schrift abgedruckt.
Seths Kindheit war davon überschattet, dass er sich am Tod seines Bruders schuldig fühlte. Allerdings: Wenn sein Bruder mit vier Jahren starb, warum taucht er dann in seiner Erinnerung noch als Junge mit acht auf? Seth hatte einen schönen, festen Freundeskreis, die allerlei Blödsinn veranstalten, die auch nicht immer ganz legal waren. Diese Vierergruppe löst sich jedoch auf, als sehr intime Fotos von ihm und seinem Freund ins Netz gestellt werden. Von wem? Warum? Und wieso kam es dazu? Alle diese Fragen haben ihn beschäftigt und seine Einsamkeit führte auch zu seinem Gang ins eiskalte Meer, der einen tödlichen Ausgang hat.

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Zurück in seiner jetzigen Welt trifft er dann doch noch auf zwei weitere Personen: Regine, ein etwas älteres schwarzes Mädchen und Tomasz einem 12jährigen Jungen, der aus Polen kommt. Alle drei haben ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse. Alle drei sind eines nicht natürlichen Todes gestorben und alle drei werden von einem Jemand mit einem Auto verfolgt, der auf der Suche nach ihnen ist.
So gesehen sind wir mitten in einem Fantasy-Setting, in einem Science Fiction-Buch, das förmlich an Verfilmung riecht. Patrick Ness, lässt auch immer wieder Szenen einfließen, die an solche Filme erinnern. Während unsere drei Jugendlichen nun einerseits auf der Flucht vor diesem Jemand sind, versuchen sie gleichzeitig herauszubekommen wo sie sich eigentlich befinden, und was hinter dem allen hier steckt. Und noch einen Schritt weiter kommen sie ihrer eigenen Geschichte immer näher. Und wir mit ihnen, weil sie sich gegenseitig häppchenweise von sich erzählen.
„Mehr als das“ ist der Titel des enorm spannenden Buches und Patrick Ness will uns damit sagen, dass es in unserem Leben immer noch mehr gibt als das. Dass es neben unser Wirklichkeit immer noch eine ander Möglichkeit der Wahrnehmung gibt. Dass es für eine Situation immer mehrere Weiterführungen gibt, dass ein Problem nicht nur auf eine Möglichkeit gelöst werden kann. Das Jugendliche oft einsam sind und nicht wissen, wie sie weiterleben können. Dass hinter Streitereien im Freundeskreis dieser jungen Menschen meist verschiedene Ursachen liegen. Ein Buch, das zuerst sehr brutal und düster daherkommt, mit enormer Spannung weitermacht, ein unglaublich postives Buch ist. Ein Buch für ältere Jugendliche und junge Erwachsene, das einen bei der Lektüre nicht mehr loslässt und danach noch länger beschäftigt. Gleichzeitig bietet uns Patrick Ness nicht für alles Lösungen, nicht alles wird geklärt. Das lag also nicht nur an mir, dass sich mir nicht alles erschlossen hat. Patrick sagte in einem Interview, dass er genau dies so geplant hat.

Leseprobe