Samstag, 13.Mai


Heute haben
Alphonse Daudet * 1840
Daphne du Maurier * 1907
Gregor von Rezzori * 1914
Adolf Muschg * 1934
Bruce Chatwin * 1940
Arminstead Maupin * 1944
Christopher Reid * 1949
Geburtstag.
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„Proust, more perspicaciously than any other writer, reminds us that the ‚walks‘ of childhood form the raw material of our intelligence.“
Bruce Chatwin aus „Songlines“
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Ditt iss ooch Berlin


Lorenz Maroldt, Ann-Kathrin Hipp, Nadine Voß: „Berliner Inseln
Lieblingsorte 23
Insel Taschenbuch € 18,00

Also falls die Bahn mal wieder fährt und Sie entspannt mit der richtigen Wagenreihung und ohne Lokschaden in Berlin ankommen, dann nehmen Sie sich vielleicht dieses Taschenbuch mit und entdecken damit viel Unbekanntes in der großen Stadt.
Mehr als 50 Inseln und fast 60 km² Wasserfläche besitzt Berlin, (grüne) Strände finden sich in allen Himmelsrichtungen und fast jedem Bezirk. Die Insel der Jugend, der Sandstrand von Valentinswerder, Inseln im Seddinsee und natürlich die Pfaueninsel.
Die Autor:innen dieses Buches stellen auch die unzugänglichen Inseln vor, denn die vielen unter Naturschutz stehenden Bereiche sind trotz Zutrittsverbot alles andere als unbewohnt: Wildschweine rotten sich zum Insel-Hopping zusammen, Vogelchöre veranstalten Gesangswettbewerbe, und Fledermäuse besetzen in Berliner Manier leerstehende Gemäuer.

Leseprobe
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Montag, 15.Mai, 19 Uhr
Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden
Hotel Kleber Post, Die Gruppe 47 in Saulgau
Texte & Resonanzen

Mit der Herausgeberin Katrin Seglitz
Bei uns in der Buchhandlung
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Danke an alle Mitradelnde im Jastram-Team.
Super viele Kilometer sind da schon zusammengekommen.
Ich hänge mächtig hinterher, da ich zwei Wochen ohne Rad im Urlaub war.
Aber: Ich strample ab jetzt hinterher.
Und für alle anderen: Sie können immer noch mitmachen.

Montag, 6.März

Heute haben
Cyrano de Bergerac * 1619
Elizabeth Barrett Browning * 1806
Stanislaw Jerzy Lec * 1909
Will Eisner * 1917
Gabriel Garcia Marquez * 1927
Günter Kunert * 1929
Geburtstag
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Albert Ehrenstein
Der Frühling liebt die Wiesen grün

Der Frühling singt die Wiesen grün,
Der Sommer schwellt Dir Früchte in den Schoß,
Der Herbst verbellt das Sterben gelb,
Dahinter ist still Winter.

So möchte ich noch einmal blühn,
Mit Dir einwandern in das wilde Grün.
Des Monds Kürbisgesicht wär nachts Laterne,
Leuchtkäfer, Licht und Sterne.
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Dienstag, 7.März, 19 Uhr
„Die erste Seite“

Clemens Grote liest aus folgenden vier Neuerscheinungen:

Birgit Birnbacher: Wovon wir leben
Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert
Michel Bergmann: Mameleben
Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts

Wir beginnen pünktlich.
Der Eintritt ist frei.
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Ausstellung: „Frau, Leben, Freiheit“                                         

Illustrationen von Demonstrierenden der Revolution im Iran vom 11.3.- 21.4.2023
täglich 9-18 Uhr, Sonntag bis 16 Uhr im Haus der Begegnung

Herzlich willkommen zur Vernissage: 11. März um 18.00 Uhr im Haus der Begegnung
Bei der Vernissage wird es eine Liveschaltung zu der Künstlerin Naghmeh Jah aus Kanada geben und die Schauspielerin Jasmin Tabatabai spricht per Videobotschaft zur Situation im Iran.

Unter den politischen Slogans des Jahres 2022 dürfte jener aus dem Iran der bekannteste sein: „Frau, Leben, Freiheit“ riefen Tausende in den Straßen der Islamischen Republik. Auslöser der landesweiten Massendemonstrationen in Iran war der Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin JînaMahsa Amini.
Mittlerweile sind es Proteste von enormem Ausmaß, angeführt von Frauen, die unter Einsatz ihres Lebens ihre Stimme erheben gegen brutale Menschenrechtsverletzungen. Es ist demographisch die jüngste Widerstandsbewegung, die auch von mutigen Männern unterstützt wird.
Mittlerweile gibt es ca. 19000 inhaftierte Demonstrierende und unzählige Ermordungen und Hinrichtungen. Die im Exil lebende iranische Künstlerin Frau Naghmeh Jah möchte diese mutigen Menschen, die entweder hingerichtet, ermordet, gefoltert oder inhaftiert wurden und werden ein unvergessliches Gesicht geben, indem sie tagesaktuell auf social Media kunstvolle Grafiken von ihnen veröffentlicht.

Veranstalter*innen:   Diakonische Bezirksstelle, Iraniansofulm, Haus der Begegnung
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Dienstag, 14.März, 19 Uhr
Mumia Abu-Jamal: „Texte aus dem Todestrakt“
Buchpräsentation
Organisiert von Amnesty International Ulm
Es liest Clemens Grote

Dienstag

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Heute haben
André Malraux * 1901
Dieter Wellershoff * 1925
F.K.Waechter * 1937
Martin Cruz Smith * 1942
Jan Faktor * 1951
Geburtstag

Unser heutiger Buchtipp:

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Ilija Trojanow und Susann Urban: „Durch Welt und Wiese
oder Reisen zu Fuß
Andere Bibliothek Bandnummer: 370
Die hier vorliegende Buchnummer: 3887 von 4.444 Exemplaren
€ 42,00

IMG_6523IMG_6524IMG_6525IMG_6526IMG_6527IMG_6528Trojanow. der deutschprachige Weltenbummler, Schriftsteller, politisch engagierter Schreiber, Herausgeber und Hans Dampf in der Literaturwelt, hat hier mit Susann Urban eine Sammlung literarischer Texte zum Thema „Gehen“ herausgebracht. Gegangen wird schon seit Langem und nicht erst seit der neuen Pilgerbewegung und „Ich bin dann mal weg“. Gehen unterscheidet uns auch von den Tieren, denn diese hüpfen, springen, schleichen, rennen. Aber dieses gezielte, gewollte Gehen ist etwas sehr Besonderes, sagt Trojanow. Mit dem Auto fahren wir in unserem Leben ca. 820.000 km. Zu Fuss sind es nur ca. 25.000 km. Gehen ist auch anarchistisch. Wir brauchen keine Wege, Straßen, Autobahnen, Geleise. „Durch Welt und Wiese“ heisst der Band und dies ist auch das Motto, das sich durch die Textausschnitte zieht. Gehen kann zur Droge werden. So hat der Ex-Junkie und jetziger englische Schriftsteller Will Self mit ein paar Meilen angefangen und absolviert mittlerweile locker 100-Meilen-Märsche. Überhaupt die Engländer. Laut Trojanow sind sie die Wanderkönige. Nirgends wird dort in der Literatur so viel gegangen. Inklusive der SchriftstellerInnen, die sich auch dieser Fortbewegungsart verschrieben haben. Bei den Brontes wird über die Felder marschiert, genau so in den Romanen von Jane Austen. Trojanow zählt noch mehr englischer Geher auf, von denen wir nicht ahnten, wieviel sie zu Fuss unterwegs waren.
Werner Herzog sagt: „Nur wer geht, sieht die Mäuse.“
Wenn wir mal schnell Milch holen gehen, dann beanspruchen wir 600 Muskeln und 100 Gelenke und die Outdoor-Industrie hat einen riesigen Markt, den es zu bedienen gilt.
„Gehen ist eine Reise aus der Welt, die wir geschaffen haben, in die Welt, die uns geschaffen hat“, schreibt Trojanow. Es gab große Wanderungen, die in die Literatur eingegangen sind. Nach Italien wurde gewandert, über die Alpen und nach Syrakus. Eichendorffs Taugenichts war zu Fuss unterwegs, wie Tiecks Gestiefelter Kater. Es gab eine große Vagabunden-Bewegung, die dann durch die Nazis ausgelöscht worden ist. Der Tramp von Charlie Chaplin ist uns bekannt, wie die Trapper bei Jack London. Es gab die Grossstadtflaneure wie Franz Hessel, der uns seine Eindrücke von Berlin zu Papier brachte. Und natürlich Robert Walser, zu dessen Ehren ein Robert Walser-Gedächts-Rundweg errichtet worden ist, dessen Begehung lohnt.
Nach einem Vorwort von Ilja Trojanow, ist das Buch in sechs Kapitel aufgeteilt:

Aufbrüche
Betrachtungen
Meditationen
Spaziergänge
Entbehrungen
Verwandlungen

und enthält Texte u.a. von Balzac, Espedal, Thoreau, Stasiuk, Handke, Fermor, Büchner, Dickens, Stifter, Sebald, Robert Walser, Rosenlöcher, Poe, Woolf und natürlich Teju Cole, der ein mehr als grossartiges Erkundungsbuch über Manhattan geschrieben hat. Es folgen noch Basho, Seume, Ransmayr, David-Néel, Moritz und Jack Kerouac. Wobei dies nur ein Teil der AutorInnen ist.

Das würde eigentlich schon reichen für ein prall gefülltes Taschenbuch. Aber die Andere Bibliothek wäre nicht die Andere Bibliothek, wenn sie nicht auch noch Wert auf eine schöne Aufmachung legen würde. So kommt das Buch in einem Schuber und liegt, nach dem Herausschieben, grün und weich, wie Moos in der Hand.
Die Herstellungs-Angaben lesen sich dann so ähnlich wie eine Todesanzeige in der FAZ, wenn wir die vielen Namen einer adligen Familie lesen.

Dieses Buch wurde von Katja von Ruville, Frankfurt am Main (da müsste doch jetzt ein Komma hin, oder?) mit der Schrift DTL Documenta gesetzt und gestaltet.
Schlaufe und Bezug gestaltete Katja Holst, Frankfurt am Main.
Die Herstellung betreute Katrin Jaobson, Berlin.

Das Memminger MedienCentrum druckte auf 100 g/qm holz- und säurefreies, ungestrichenes Munken Pure.
Dieses wurde von Artic Paper ressourcenschonend hergestellt.
Den Einband besorgte die Verlagsbinderei Conzella in Aschheim-Dornbach.
Das Bezugsmaterial heißt Softy White. Es wurde im Offset bedruckt und kommt von der Firma Favini.

Jetzt nur noch € 42 auf die Theke der Buchhandlung legen und das Kunstwerk gehört Ihnen.

Johann Gottfried Seume: „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Erster Teil. Von Leipzig nach Syrakus
Dresden, den 9ten Dez. 1801

Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen. Eine Karawane guter gemütlicher Leutchen gab uns das Geleite bis über die Berge des Muldentals, und Freund Großmann sprach mit Freund Schnorr sehr viel aus dem Heiligtume ihrer Göttin, wovon ich Profaner sehr wenig verstand. Unbemerkt suchte ich einige Minuten für mich, setzte mich oben Sankt Georgens großem Lindwurm gegenüber und betete mein Reisegebet, daß der Himmel mir geben möchte billige, freundliche Wirte und höfliche Torschreiber von Leipzig bis nach Syrakus, und zurück auf dem andern Wege wieder in mein Land; daß er mich behüten möchte vor den Händen der monarchischen und demagogischen Völkerbeglücker, die mit gleicher Despotie uns schlichten Menschen ihr System in die Nase heften, wie der Samojete seinen Tieren den Ring.

Nun sah ich zurück auf die schöne Gegend, die schon Melanchthon so lieblich fand, daß er dort zu leben wünschte; und überlief in Gedanken schnell alle glücklichen Tage, die ich in derselben genossen hatte: Mühe und Verdruß sind leicht vergessen. Dort stand Hohenstädt mit seinen schönen Gruppen, und am Abhange zeigte sich Göschens herrliche Siedelei, wo wir so oft gruben und pflanzten und jäteten und plauderten und ernteten, und Kartoffeln aßen und Pfirschen: an den Bergen lagen die freundlichen Dörfer umher, und der Fluß wand sich gekrümmt durch die Bergschluchten hinab, in denen kein Pfad und kein Eichbaum mir unbekannt waren.

Die Sonne blickte warm wie im Frühling, und wir nahmen dankbar und mit der heitersten Hoffnung der Rückkehr von unsern Begleitern Abschied. Noch einmal sah ich links nach der neuen Mühle auf die größte Höhe hin, die uns im Gartenhause zu Hohenstädt so oft zur Grenze unserer Aussicht über die Täler gedient hatte, und wir wandelten ruhig die Straße nach Hubertsburg hinab. In Altmügeln empfing man uns mit patriarchalischer Herzlichkeit, bewirtete uns mit der Freundschaft der Jugend und schickte uns den folgenden Morgen mit einer schönen Melodie von Goethens Liede – Kennst du das Land? – unter den wärmsten Wünschen weiter nach Meißen, wo wir eben so traulich willkommen waren. Wenn wir uns doch die freundlichen Bekannten an der südlichen Küste von Sizilien bestellen könnten! Die Elbe rollte majestätisch zwischen den Bergen von Dresden hinab. Die Höhen glänzten, als ob eben die Knospen wieder hervorbrechen wollten, und der Rauch stieg von dem Flusse an den alten Scharfenberg romantisch hinauf. Das Wetter war den achten Dezember so schwül, daß es unserm Gefühl sehr wohltätig war, als wir aus der Sonne in den Schatten des Waldes kamen.
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Heute abend können Sie auch gerne mit dem Rad kommen und Clemens Grote zuhören, wie er aus vier Büchern vorliest, die wir ab 19Uhr bei uns in der Buchhandlung vorstellen.

Montag

Danke an die Aufpasserinnen. Ich habe mal wieder vergessen, den Blog öffentlich zu machen.
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Heute haben
Karl Gutzkow * 1811
Patrick Hamilton * 1904
Siegfried Lenz * 1926
Hans Wollschläger * 1935
William Gibson * 1948
Geburtstag
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Heinrich Heine
Die Liebe begann im Monat März

Die Liebe begann im Monat März,
Wo mir erkrankte Sinn und Herz.
Doch als der Mai, der grüne, kam:
Ein Ende all mein Trauern nahm.

Es war am Nachmittag um Drei
Wohl auf der Moosbank der Einsiedelei,
Die hinter der Linde liegt versteckt,
Da hab ich ihr mein Herz entdeckt.

Die Blumen dufteten. Im Baum
Die Nachtigall sang, doch hörten wir kaum
Ein einziges Wort von ihrem Gesinge,
Wir hatten zu reden viel wichtige Dinge.

Wir schwuren uns Treue bis in den Tod.
Die Stunden schwanden, das Abendrot
Erlosch. Doch saßen wir lange Zeit
Und weinten in der Dunkelheit.
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Sonntag war wieder Lesetag. Endlich. So konnte ich das neue Buch von Toni Morrison lesen, das mit seinen 155 Seiten leicht zu schaffen sei; so dachte ich.

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Toni Morrison: „Heimkehr
Rowohlt Verlag € 18,95

In ihrem neuesten Roman führt die 83jährige Nobelpreisträgerin ihre Geschichtsschreibung der schwarzen Bevölkerung in den USA weiter. Noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen (an diesem Roman arbeitet sie noch), nimmt sie sich Frank „Smart“ Money und seine Schwester zur Hand, um uns über den alltäglichen Rassismus in den USA des 20.Jahrhunderts zu erzählen. Dazu braucht sie keine 500 Seiten. Die ganze Grausamkeit, die Hilflosgkeit und den Hoffnungsschimmer verpackt sie in einen schnalen Band. Nicht viel länger als eine Erzählung und trotzdem voll mit Stoff, das mir manchmal die Spucke weggeblieben ist.
Drei Jungs aus dem rassistischen Höllenloch Lotus, Georgia, haben sich freiwillig nach Korea gemeldet. Zwei kehren nicht zurück, der dritte, Frank führt nach dem Krieg zunächst ein haltloses Vagabundendasein. Traumatisiert durch seine Kriegserlebnisse, bei denen er nicht nur Opfer, sondern auch Täter war, findet er sehr schlecht in die amerikanischen Gesellschaft zurück. Es beginnt damit, dass er aus einer psychiatrischen Anstalt ausbricht, in die er zwei Tage zuvor nach einer Schlägerei eingewiesen worden ist. Draußen, im tiefen Winter, spürt er nicht nur die Kälte des Eises und des Schnees, sondern auch die Kälte seiner Mitmenschen und den ungebrochen fortgesetzten Rassismus des weißen Amerika der fünfziger Jahre, aber auch die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und deren Solidarität. Ausgebrochen ist er deshalb, weil er einen Brief erhalten hat, dass seine Schwetser Cee dringend Hilfe braucht und wenn er trödelt, ist sie wohl tot. Er begibt sich also auf eine lange Reise mit Bus und Zug zu ihr und würde dies alles nicht überleben, wären nicht immer wieder helfenden, schwarze Hände, die ihn mit Geld, Kleidung, Essen und überlebenswichtige Tipps versorgen würden. Er rettet seine Schwester und gemeinsam beziehen sie ihr Elternhaus wieder, das verwahrlost noch steht und an das sie keine besonders guten Erinnerungen haben.
Dies ist aber nur die Kurzform, damit ich Ihnen nicht zuviel erzähle. Es ist eine „Heimkehr“ für die beiden, die im Original „Home“ heisst. Also nicht direkt Heimkehr, sondern Zuhause, Heimat. Das, was die schwarze Bevölkerung nie erlebt hat. So sagt es Toni Morrison selbst in einem Interview mit „Der Welt“, das ich unten velinkt habe. Heimatlos und von einem tödlichen Rassismus bedroht, ist es schwer eine Art Heimat zu finden.
In diesem Roman hat mich beindruckt, dass sie die Schwarzen nicht nur als Opfer zeichnet, sondern ihre eigenen sehr strengen und harten Regeln beschreibt. Die allerdings nicht an die Unmenschlichkeit der Weissen heranreicht, die dadurch gezeigt wird, dass Toni Morrison einen Kampf zwischen zwei Männern beschreibt. Es sind Vater und Sohn, beide schwarz, die gezwungen werden mit dem Messer so lange gegeneinander zu kämpfen, bis einer von beiden tot ist. Um sie herum wetten die Weissen, betrinken sich und bedrohen beide mit dem Leben.
Ein engagierter Roman über das Widerstehen, die Würde des Menschen und die Kraft der Wahrheit.

Leseprobe

Interview in „Der Welt“
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Am kommenden Mittwoch ist es soweit.
Christoph Öhm stellt seinen neuen historischen Thriller vor.

Die Entführung
Mehr als zwanzig Jahre später, am 1. August 1778,
circa eine Stunde vor Mitternacht

Ich wachte wegen eines Geräusches auf, war aber nicht sicher, ob ich es nur geträumt hatte. Doch da war es wieder. Ein lautes Klopfen! Ich schüttelte mich, um munter zu werden, sprang aus dem Bett und spähte durchs Fenster. Draußen war es dunkel, tiefe Nacht. Unten vor dem Haus, vor der Tür unseres Tuchladens, erkannte ich einen Mann. Er blickte zu mir herauf, als ich mich hinausbeugte. Ich wollte ihn beschimpfen und verjagen, er musste einer jener Trunkenbolde sein, die sich regelmäßig nachts in der Tür irrten oder Ärger suchten. Der Mann rief zu mir hoch: »Sind Sie Herr David
Stark?« »Wer sind Sie, wer fragt dies?« »Ich habe einen Brief für Sie. Es ist dringend!« Entgegen meiner üblichen Vorsicht entschied ich, den Unbekannten zu dieser späten Stunde einzulassen. Etwas an seiner Redeweise, an seinem Tonfall erweckte ihn mir den Eindruck, dass er es ehrlich meinte und dass die Angelegenheit wichtig war. Als ich ihm die Ladentür, die zugleich unsere Haustür war, aufsperrte und ihn hereinbat, sah ich sogleich, dass er kein Herumtreiber war. Er war fein gekleidet, sein Haar trotz schwüler Sommernacht mit einem Dreispitz bedeckt, darunter Perücke mit französischem Zopf, der dunkle Gehrock und seine Beinkleider aus seidig glänzendem Stoff. Er zog aus
seinem Revers einen Umschlag und reichte ihn mir. »Bitte, Herr Stark, ein wichtiger Brief. Sie müssen ihn sofort lesen.« Er sprach eigentümlich, drückte sich aber gewählt aus, ich hatte diesen Dialekt jüngst bei Reisenden aus Berlin vernommen, die Halt in der Stadt gemacht hatten.

Dies ein weiterer Textschnipsel aus dem Buch „Der Schatz des Preussenkönigs“ des Wahl-Neu-Ulmer Autoren.

Buchpräsentation: Mittwoch, 19.3. um 19.30 Uhr.
Eintritt kosntenlos.