Donnerstag, 18.Mai


Heute haben
Franziska von Reventlow * 1871
Bertrand Russell * 1872
Ernst Wiechert * 1887
Gunnar Gunnarsson * 1889
W.G.Sebald * 1944
Geburtstag
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Rainer Maria Rilke
Erste Rosen erwachen

Erste Rosen erwachen,
und ihr Duften ist zag
wie ein leisleises Lachen;
flüchtig mit schwalbenflachen
Flügeln streift es den Tag;

und wohin du langst,
da ist alles noch Angst.

Jeder Schimmer ist scheu,
und kein Klang ist noch zahm,
und die Nacht ist zu neu,
und die Schönheit ist Scham.
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Genau vor einem Jahr, am 18.5.2022 haben wir hier auf dem Blog das Buch „Brauchbare Menschen“ von Magdalena Schrefel vorgestellt, in dem es um Arbeits- und Lebensbedingungen im Niedriglohnsektor geht. Und gestern ist mir diese Neuerscheinung in die Hände gefallen. Das Thema ist also immer noch mehr als aktuell.


Jana Costas: „Im Minus-Bereich“
Reinigungskräfte und ihr Kampf um Würde
Aus dem Englischen von Richard Barth, Stephan Gebauer und Michael Müller
Edition Suhrkamp € 20,00

Jana Costas hat sich einem Reinigungsteam am Potsdamer Platz angeschlossen. Unter dem glitzernden Komplex liegt der Minus-Bereich: vier Stockwerke mit labyrinthischen Gängen und fensterlosen Räumen. Dort ziehen sich Alex, Ali, Luisa und Marcel um, bevor sie Büros und Luxusapartments putzen. Jenseits aller Klischees ist diese Arbeit für sie auch eine Quelle des Stolzes. Costas schildert ihre Kämpfe um Würde, porträtiert eine expandierende Branche und holt so die oft unsichtbaren Beschäftigten in die Sichtbarkeit. Sie schreibt über das, was wir nicht sehen, denn morgens sind die Schreibtische in den Büros wieder sauber, die Toiletten wie von Zauberhand geputzt.
Diese Unterwelt, dieser Minus-Bereich ist ein sehr lukrativer Industriezweig, der hauptsächlich in Deutschland möglichst unsichtbar auftritt.
Jana Costas hat sich mit der Reinigungsfirma abgesprochen, ihren Mitmenschen gesagt, woher sie kommt und was sie vorhat und dann selbst Hand angelegt.
„Watt, du bist Professorin? Steht das in deinem Perso? Zeich ma!“

Jana Costas, geboren 1982 studierte an der London School of Economics und promovierte an der Cambridge University. Seit 2014 hat sie eine Professur für Personal, Arbeit und Management an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder inne.

Leseprobe

Mittwoch, 18.Mai

Heute haben
Franziska von Reventlow * 1871
Bertrand Russell * 1872
Ernst Wiechert * 1887
Gunnar Gunnarsson * 1889
W.G.Sebald * 1944
Geburtstag
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„Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell, engl. Philosoph und Mathematiker, Nobelpreis 1950
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Magdalena Schrefel: „Brauchbare Menschen
Erzählungen
Edition Suhrkamp € 16,00

Die in Österreich geborene und in Berlin lebende Autorin arbeitet hauptsächlich als Dramaturgin und ist somit schon mitten in ihrem Thema.
Wie leben Menschen von dem bisschen Geld, das sie für harte Arbeit verdienen? Wie gehen sie mit diesem kapitalistischen System der Automatisierung, Ausbeutung, Verunmenschlichung um?
Aber keine Bange – die Erzählungen der Autorin lesen sich wie gut recherierte Reportagen. Wir tauchen ein in die Arbeit eines Schlachters aus Rumänien, der seine eigene Sicht der Dinge erzählt. Eine spielsüchtige Mutter mit Kindern, ein Sexroboter soll das Angebot in einem Bordel erweitern, MitarbeiterInnen einer Flughafen-Security sind nur ein paar wenige Theman in diesen Geschichten. Immer schreibt Frau Schrefel von hart arbeitenden Menschen, die versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen, da Hilfe von aussen nicht zu erwarten ist.
Am Ende lesen wir eine Preisrede (ist es eine?) der Autorin, in der sie ihre Arbeitszeit mit dem Verdienst vergleicht und sich auch bei den Geringverdienenden wiederfindet.
Tolle Geschichten, die ich immer wieder herausziehe, wenn ich mal 15 Minuten Muse habe.

Leseprobe
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Heute abend:

Mittwoch, 18.Mai 2022 um 19:00 Uhr Haus der Begegnung
Ulm, Grüner Hof 7, 89073 Ulm
Lesung Sibylle Knauss „Der Glaube, die Kirche und ich“
Veranstaltung im HdB und online

Bin ich noch Christin? Werden meine Enkel noch Christen sein? Oder wird es eine Zukunft geben, in der die Erzählung von Kreuzestod und Auferstehung des Gottessohns in Vergessenheit geraten sein wird? Nein, sagt entschieden die Autorin, sie ist einfach zu ergreifend. Das größte Narrativ der Welt, nennt sie sie.
Es ist das persönlichste Buch der Romanautorin Sibylle Knauss, in dem sie ihr Leben als eine Beziehungsgeschichte mit Gott erzählt. Eine Beziehung zwischen den Polen Distanz und Nähe, Gläubigkeit und kühler Betrachtung, Ein aufgeklärtes zeitgenössisches Bewusstsein und ChristSein schließen sich nicht aus.

Kostenbeteiligung: 8,-/ ermäßigt 6,-
Infos unter www.hdbulm.de
Tel. 0731 92 000 0
Keine Anmeldung für die Teilnahme vor Ort. Es gilt Maskenpflicht.