Mittwoch, 1.März


Heute haben
Giorgos Seferis * 1900
Ralph Ellison * 1914
Franz Hohler * 1943
Delphine de Vigan * 1966
Franzobel * 1967
Geburtstag
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Theodor Storm
rz

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
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Bruno Monsaingeon: Ich denke in Tönen
Gespräche mit Nadia Boulanger
Aus dem Französischen von Joachim Kalka
Berenberg Verlag € 28,00

Nadia Boulanger war Lehrerin und Ideengeberin vieler ­berühmter Komponisten, Pianisten, Musiker und Intellektueller im 20. Jahrhundert. Die Liste ihrer Schüler ist lang und prominent: ­Leonard Bernstein und Igor Strawinsky blieben ihr zeitlebens mit ihr befreundet. Ravel, Philip Glass und Quincy Jones hatten ihr viel zu verdanken. Aaron Copland, Grażyna Bacewicz, Elliott Carter, sogar Quincy Jones gingen in ihrer kleinen Wohnung aus und ein. Paul Valéry sagte über seine Freundin: „Sie atmet, was wir hören.“
Sie war Komponistin, Dirigentin, Lehrerin, hasste in ihrer Kindheit Musik und kam erst durch die Töne eines Krankenwagens zu ihrer Berufung. Gleichzeitig hat sie zeitlebens unter der Last ihrer Mutter gelitten.
Das Buch mit Gesprächsnotizen zeigt die Zerissenheit der Person, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe. Interessant wäre nun eine „unabhängige“ Biografie über Nadia Boulanger, die dieses Leben von weiteren Blickwinkeln betrachtet.

Leseprobe
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Dürre in Italien und Frankreich
„Wesentlich trockener als in normalen Jahren“

Frankreich und Italien leiden aktuell unter großer Dürre. Im Interview erklärt Klimaforscher Marx, was die Gründe sind, warum ein paar Tage Regen nicht reichen – und was vor dem Sommer getan werden sollte.

tagesschau.de: Was ist da im Moment im Süden Europas los? Zu wenig Regen, zu wenig Schnee. Was ist passiert?

Andreas Marx: Eigentlich ist es im Winterhalbjahr ja so, dass es relativ nass sein sollte. Das heißt, wir haben eigentlich das Niederschlagsmaximum in den Wintermonaten im Winterhalbjahr. Der Schneespeicher baut sich auf und kann dann im nächsten Jahr ins Frühjahr bis in den Sommer hinein vor allem den Flüssen Wasser zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig sorgt der Regen aber eben auch großflächig dafür, dass die Grundwasserstände sich in Europa wieder erholen und wieder ansteigen. Die Situation aktuell ist aber so, dass es durch die ausbleibenden Niederschläge der letzten Wochen ein Defizit gibt. Gleichzeitig stellen aber nicht nur die letzten Wochen ein Problem dar, sondern auch die Tatsache, dass die Niederschlagsdefizite und die Hitze der letzten Jahre dazu geführt haben, dass sich langsam ein großes Wasserdefizit aufgebaut hat. …

Das komplette Interview gibt es hier auf tagesschau.de
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Mittwoch, 25. Mai


Heute haben
Ralph Waldo Emerson * 1803
Max von der Grün * 1926
Raymond Carver * 1938
Jamaica Kincaid * 1949
Geburtstag
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Ernst Lissauer (1882-1937)
Balkons in de Vorstadt

Stuben an Stuben, langhin aneinandergestaut,
Stockwerk auf Stockwerk getürmt, Wolken und Sterne verbaut,
Weithin Stein und Asphalt —
Wächst irgendwo Weizen und Wald?
Dunst, Rauch, Staub —
Rauscht irgendwo Welle und Laub?

Nie von starkem Leuchten besonnt,
Wie gemauerter Nebel starrt die unendliche Front.

Doch an jedem Haus, jedem Geschoß, immer zu zweit,
Balköne, schwebende Zimmer, hangen
ln langen
Fluchten zur Rechten und Linken die Straße hinuntergereiht;
Aus Wein und aus Efeu geflochten Wände aus Grün,
Irdene Töpfe, drin rote Geranien und Fuchsien blühn,
Stücke Wiese und Wuchs, verwehte, verstreute, —
Land der landlosen Leute.
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Unser Buchtipp:


Adania Shibli: Eine Nebensache
Aus dem Arabischen von Günther Orth
Berenberg Verlag € 22,00

Was für ein starker Roman. So schmal und unscheinbar, so einfach in der Sprache, fast wie ein Bericht, eine Tagebuchaufzeichnung. Und ist die Geschichte packend und sehr erhellend, da wir viel über das Palästina Ende der 40er Jahre und den Zustand im heute und jetzt erfahren.
Im Sommer 1949 wird ein palästinensisches ­Beduinenmädchen von israelischen Soldaten missbraucht und ermordet. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist ­fasziniert, ja besessen davon, vor allem, weil er sich auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrer Geburt zugetragen hat.
Unvorstellbar ist schon die Situation, während israelische Soldaten ein Camp aufbauen und der Hauptmann das Beduinenmädchen mitbringt. Einerseits hat er wahnsinnige Schmerzen durch einen Stich im Oberschenkel, andererseits kommt es zu dieser Gewalt, die nicht geschildert wird, an dem Mädchen.
Angst und mögliche Gewalt spielen auch im zweiten Teil, in der Gegenwart ein große Rolle, da die junge Frau, die auf der Suche nach dem Ort des damaligen Geschehens ist, mit nicht ganz legalen Papieren auf israelischem Gebiet unterwegs ist.

Der Roman wird am Freitag im Literarischen Quartett besprechen. Ich bin gespannt.

Adania Shibli, geboren 1974 in Palästina, schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist zudem in der akademischen Forschung und Lehre tätig. »Eine Nebensache« ist ihre erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, die englische Übersetzung war für den ­National Book Award (2020) sowie für den ­International Booker Prize (2021) nominiert. Adania Shibli lebt in Palästina und Deutschland.

Leseprobe

Donnerstag, 30.September

Heute haben
Ferdinand von Saar * 1833
Truman Capote * 1924
Élie Wiesel 1928
Dorothee Sölle *1929
Jurek Becker * 1937
Werner Schmidli * 1939
Cecilia Ahern * 1981
Geburtstag
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Ferdinand von Saar
An den Mond

Längst, du freundliches Nachtgestirn,
Ist dein Geheimnis verweht.
Erkenntnisstolz blickt der Knabe schon
Zu dir empor,
Denn verfallen bist du, wie alles jetzt,
Der Wissenschaft,
Die deine Höhen und Tiefen mißt –
Und wer weiß, ob du nicht endlich doch noch
Erstiegen wirst auf der Münchhausenleiter
Der Hypothesen.

Dennoch, du alter, treuer Begleiter der Erde,
Webt und wirkt dein alter Zauber fort,
Wenn du, Aug‘ und Herz erfreuend, emportauchst
Mit dem sanftschimmernden Menschenantlitz
Und seligen Frieden gießest
Über tagmüde Gefilde.
Noch immer, wachgeküßt von deinem Strahl,
Seufzt Liebe zu dir hinan –
Und immer noch, ach! besingen dich Dichter.
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„Herausragend“
The New York Times Book Review

„Stimmt“
Samy Wiltschek


María José Ferrada:Kramp
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Berenberg Verlag € 22,00

Eine einzige Schraube, die nicht ordentlich festsitzt, kann das Ende der Welt herbeiführen.“

Sie kennen sicherlich noch den Film „Paper Moon“, in dem Vater und Tochter Bibeln an Haustüren verkaufen. Dieses schmale, kleine Bändchen erinnert natürlich daran, aber ist doch ganz anders.
Wir sind in den 80er Jahren in Chile. Eine politisch schlimme Zeit, in der ein Vertreter für Eisenwaren von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Hotel zu Hotel tingelt. Die Marke „Kramp“ ist führend und somit hat der Vater zuerst keine Schwierigkeiten, seine Schrauben, Zangen und Sägen loszuwerden. Doch die Zeiten ändern sich und mit dem Trick, seine kleine Tochter an der Schule krankzumelden und mit auf Tour zunehmen, kann er seine Umsätze wieder steigern. So erfährt die Tochter eine zweite Erziehung, neben der in der Schule.
Sehr humorvoll und schräg präsentiert sich der Roman, mit seiner kindlichen Sicht auf den ruppigen Alltag eines Vertreters. Doch auch dieses Leben auf der Straße findet ein jähes Ende und bildet auch einen Schnitt in der Kindheit des Mädchens.

Hier geht es zur Leseprobe.
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„Ich bin Traute Mainzer“ von Wolfgang Schukraft
nach einer Anregung von Dr. Klaus Grosspeter

Uraufführung eines dokumentarischen Spiels.
Premiere ist am Freitag, 1.10., um 19 Uhr,
im Kunstverein Ulm
.
Ein Beitrag zum Jubiläumsjahr
„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Es spielt Celia Endlicher
Inszenierung: Wolfgang Schukraft
Bühne: Jörg Stroh-Schnell

​Nichts ist spannender als erlebte Geschichte. Die Auf-führung „Ich bin Traute Mainzer“ ist nicht nur politisch und historisch, sondern auch menschlich bewegend. Im Zentrum steht das außergewöhnliche Leben von Gertrud (Traute) Mainzer, einer in Frankfurt geborenen und auf-gewachsenen Jüdin, die in Amerika Rechtsgeschichte geschrieben hat.

Im Rückblick auf ihr Leben geht es Gertrud Mainzer weniger um die Schrecken der Verfolgung und Lager in Westerbork und Bergen-Belsen, als um die Erkenntnisse daraus, die sie in New York zu einer beachteten und richtungweisenden Familienrichterin werden ließen.

Dienstag, 8.September

Heute haben
Catharina Regina von Greiffenberg * 1633
Edith Sitwell * 1887
Geburtstag.
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Friedrich Freiherr von Logau

Der Frühling ist zwar schön;
doch wenn der Herbst nicht wär’,
wär’ zwar das Auge satt,
der Magen aber leer.
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Nominiert für den deutschen Buchpreis 2020

Christine Wunnicke: „Die Dame mit der bemalten Hand“
Berenberg Verlag  € 22,00

Auf Christine Wunnickes Romane freue ich mich jedes Mal. Ungefähr alle zwei Jahre taucht im kleinen Berenberg Verlag ein schmales Bändchen auf. Voll von wilden Geschichten, geschrieben in einer zarten Sprache mit einer ironischen Note. Immer wieder taucht sie in die Wissenschaftswelt ein, bringt Historisches zwischen die Buchdeckel und weiß großartig zu unterhalten.
Die Besprechungen sind immer sehr gut, aber mit dem Verkauf tut sie sich schwer. Es sind keine laute, aufgemotzte Romane, sondern entsprechen der Art der Autorin, die  sehr selten in der Öffentlichkeit auftritt.
„Die Dame mit der bemalten Hand“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Wie schön. Der Roman über zwei Forschungsreisende im 18. Jahrhundert ist eine Geschichte, die zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt.
Auf einer abgelegenen Insel vor Indien trifft der persische Astrolabien-Baumeister Musa, dessen Schiff es wegen mangelnden Windes 1764 auf die Insel verschlägt, auf den deutschen Mathematiker Carsten Niebuhr. Nahe dem Dellirium peppelt ihn Meister Musa, mit Hilfe einer Inselfamilie, wieder auf. Es treffen zwei Kulturen aufeinander, zwei unterschiedliche Sichtweisen, Vorgehensweisen und auch zwei Charaktere. Der eine ernst und zögerlich, Meister Musa voller Witz und Lebenslust. Aktueller könnte es nicht sein, wenn ich das Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen um 21.Jahrhundert betrachte. Unsere Herangehensweise auf gemeinsame Probleme, oder die Großmauligkeit verschiedener Staatsmänner.
Dieses Inselgleichnis macht Spaß, ist klug komponiert und recherchiert und sieht diese damalige wilde Zeit in einem ironischen Licht. Wie passend aktuell.

Leseprobe

© privat/

Christine Wunnicke geboren 1966, lebt in München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kas­tratensängers Filippo Balatri, »Die Nachtigall des Zaren«, den Bayerischen Staatsförderungspreis für Literatur. Für den Roman »Serenity« bekam sie 2008 den Tukan-Preis. Bei Berenberg erschienen u. a. ihre Romane »Der Fuchs und Dr. Shimamura« (2015) und »Katie« (2017), die beide für den Deutschen Buchpreis nominiert waren (Longlist), sowie, im Taschenbuch, die Novelle ­»Nagasaki, ca. 1642« (2020). Zuletzt wurde sie mit dem Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet (2020). Ihr neuer Roman »Die Dame mit der bemalten Hand« (Herbst 2020) steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.
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https://www.stadtradeln.de/ulm
Bald geht’s los!
Die Stadt Ulm nimmt vom 14. September bis 04. Oktober 2020 am STADTRADELN teil. Alle, die in der Stadt Ulm wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen, können beim STADTRADELN mitmachen.

Mehr Infos unter stadtradeln.de/app

Wir haben ein Team: Buchhandlung Jastram.
Schließt Euch an, meldet Euch an, registriert Euch, oder gebt uns Bescheid und wir tragen Eure Kilometer ein.
Wir freuen uns auf alle, die mitmachen und gemeinsam Kilometer sammeln.
Los geht’s.

Freitag, 17.Juli

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Eine tolle Ausstellung im Stadthaus Ulm. „Die Welt, ein Raum mit Flügeln“

Heute haben
Clara Viebig * 1860
Christiane Rochefort * 1917
Johannes Arnold * 1928
Rainer Kirsch * 1934
Geburtstag
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Friedrich Hölderlin
Der Sommer

Im Tale rinnt der Bach, die Berg an hoher Seite,
Sie grünen weit umher an dieses Tales Breite,
Und Bäume mit dem Laube stehn gebreitet,
Daß fast verborgen dort der Bach hinunter gleitet.

So glänzt darob des schönen Sommers Sonne,
Daß fast zu eilen scheint des hellen Tages Wonne,
Der Abend mit der Frische kommt zu Ende,
Und trachtet, wie er das dem Menschen noch vollende.

Mit Untertänigkeit

Scardanelli.

d. 24 Mai 1758.
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Eliot Weinberger: „Neulich in Amerika“
Herausgegeben von Beatrice Faßbender
Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender, Eike Schönfeld und Peter Torberg
Berenberg Verlag € 16,00

Eliot Weinberger ist nicht nur einer der origi­nellsten Essayisten, er ist auch einer der schärfsten politischen Kommentatoren der USA. In seinen Texten über die Politik unter den Regierungen Bush und Trump lässt er die beiden Präsidenten zu Wort kommen.
Ich habe gleich mit dem zweiten Teil des Buch angefangen und bin erschüttert, fassunglos und aufgewühlt, wenn ich diese Originalzitate lese.
Weinberger beginnt, dass er andere Republikaner, in höchsten Ämtern, zitiert. Das, was diese Menschen sagen, ist unterirdisch schlecht, rassistisch, sexistisch, homophob, glänzt mit enormen Unwissen. Gleichzeitig schreibt Weinberger auf, in welche Betrügereien diese Politiker verstrickt sind.
Trumps Art zu reden, seine Wortwahl, seine narzisstische Gehässigkeit, haut dann dem Fass den Boden aus. Ich hätte mir das nicht so abgrundtief böse vorgestellt, um eines seiner Lieblingsworte zu benutzen.
Was mich sehr nachdenklich gemacht hat, ist, dass diese Männer gewählt worden sind. Was ist das für eine Gesellschaft? Wie muss es den Menschen gehen, die seit Jahren gegen diese Art von Menschenverachtung angehen und keinen Fuss auf den Boden bekommen? Wie muss es Obama und seinen Regierungsleute gehen, wenn sie sehen, wie all ihre Versuche, das Klima zu retten, die Bedingungen der Bevölkerung zu verbessern, wieder rückgängig und verschlechtert worden sind? Wenn das die Zukunft unserer Demokratie ist, wenn sich unsere Gesellschaften dort hin bewegen, ja dann Gute Nacht.

Schauen Sie bitte in die Leseprobe unter der Überschrift: „Zehn typische Tage in Trumps Amerika„.

Freitag, 29.April

Heute haben
Egon Erwin Kisch * 1885
Kurt Pinthus * 1886
Walter Janka * 1914
Walter Kempowski * 1929
Bjarne Reuter * 1950
Lilian Faschinger * 1950
Andrew Miller * 1960
Geburtstag.
Aber auch Duke Ellington.

Unser heutiger Buchtipp:

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Selva Almada:Sengender Wind
Berenberg Verlag € 20,00

Der Wind, ein Sturm, die unendliche nordargentinische Pampa, eine Autopanne und vier Personen und 120 Seiten. Dies sind Selva Almadas Zutaten für ihren großen Erstlingsroman.
Es ist der Wind, den wir aus Pedro Almodóvars Film „Volver“ kennen und der Menschen verrückt macht, oder der Sturm, den Shakespeare als Aufhänger für sein Versteckspiel braucht. Die ewige Einöde finden wir auch zu Beginn von Lucía Puenzo intensiven Roman „Wakolda“ über Mengele und die beiden Erwachsenen mit ihren Kindern sind die Idealbesetzung für ein kleines Kammerstück.
Ein Wanderprediger bleibt mit seinem Auto inmitten dieser kargen Landschaft liegen. Gerade dort, wo sich eine kleine Tankstelle und Werkstatt und Schrotthaufen befindet. Der Priester ist ständig im Auftrag des Herrn unterwegs. Auf der Rückbank sitzt seine schwer genervte Tochter, die das Leben von Hotel zu Hotel satt hat. Der Werkstattbesitzer ist ein alter Gringo, der schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Unterschiedlicher könnten die beiden Charaktere nicht sein. Sein Sohn (ist er es überhaupt?) hilft ihm und gemeinsam leben sie mit ihren täglichen Ritualen.

„Anfangs schauten sie nur still zu den Sternen, in dem, was die Musik von der Stille übrig ließ.“

Selva Almada führt uns sehr vorsichtig an die einzelnen Personen und deckt Schicht für Schicht auf. Wir entdecken, dass hinter den harten, schroffen Fassaden deutlich mehr versteckt ist, als wir erwartet haben.
Nach der sengenden Hitze, in der der Mechaniker am Auto schraubt, oder schrauben will, wird Nacht und es zieht ein heftiges Gewitter auf. Eines dieser reinigenden Unwetter, das das Innerste nach aussen stülpt und uns mit offenem Mund weiterlesen lässt.
Selva Almadas sinnliche Sprache, ihre Beschreibungen der Natur und der Menschen lässt viel Platz für die eigene Imagination. Vieles bleibt unausgesprochen, bleibt angedeutet. Und gleichzeitig wird die Spannung immer größer und die Lektüre der 120 Seiten wird zu einem unglaublich, intensiven Lesegenuß.

Donnerstag, 14.1.2016

Heute haben
John Dos Passos * 1896
Anatoli Rybakow * 1911
Rudolf Hagelstange * 1912
Yukio Mishima * 1925
Marek Hlasko * 1934
Andreas Steinhöfel * 1962
Geburtstag
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Frank Schneider:Eine Welt auf sechzehn Saiten
Gespräche mit dem Vogler Quartett

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„Burschen, Ihr müsst Quartett spielen!“, sagte der Lehrer zu den Jungs vom noch nicht existierenden Vogler Quartett. Das war noch damals zu DDR-Zeiten. Getroffen haben sich die Burschen schon in der 6. bzw. 7.Klasse. Sie kommen aus Pfarrers- und Musikerfamilien und es war dort klar, dass die Musik ein Weg sein kann, den Mechanismen der DDR-Regierung zu entkommen. Seit 31 Jahren ist das Vogler Quartett, in unveränderter Besetzung, zusammen. Sie spielen auf der ganzen Welt. Demnächst in Japan und Kanada. Gestern kamen sie gerade aus Lausanne.
Das Quartettspiel gilt als Königsdiszipin, was gestern abend deutlich zu Tage kam.
Das Vogler Quartett war auf Einladung der Museumsgesellschaft und der Südwestpresse Ulm zu Gast. Jürgen Kanold, Musikredakteur der Zeitung, befragte die schon angegrauten Herren und diese spielten dazwischen aus Herzenslust kurze Stücke von Dvorak, Strawinsky, Haydn und Bach. Schön daran war, dass sie dem Publikum die Musikstücke durch Erklärungen näherbrachten. Sie spielten ein kurzes Strawinsky-Stück, erläuterten, was sie sich dabei gedacht haben, was Strawinsky sich wohl dabei gedacht hat und spielten es danach noch einmal. Dann ging ein großes Ahaaa durchs Publikum. Ähnlich verfuhren sie mit einem ersten Satz aus einem Haydn Quartett. Sie inszinierten, wie Haydn den Auftrag bekommt, ein Quartett innerhalb einer Woche zu komponieren. Das Vogler Quartett spielt auch vor Kindern und ein Teil aus diesem Kinderprogramm war dann die Herangehensweise an dieses Musikstück. Was Kinder kapieren, verstehen auch wir Alten und so war es ein großer Spaß, mit zuerleben, wie Haydn auf seinem nachdenklichen Gang durch den Park, plötzlich auf Vogelstimmen, Esels-I-A und Pferdegetrappel stolpert und diese in seinen ersten Satz mit einbaut.
Grund der Einladung war das Buch, über das Vogler Quartett. Es ist im Berenberg Verlag erschienen und wieder eines dieser schön gemachten Bücher geworden. Frank Schneider, langjähriger Intendant des Berliner Konzerthauses, befragte die Musiker und aus diesen sehr ausführlichen Gesprächen und vier Monologen der einzelnen Musiker besteht dieses Werk. Wer Interesse an Musik hat, wem die kleine Form des Spiels gefällt, wer Lust auf Geschichten aus der Musikwelt hat, dem lege ich dieses Buch sehr ans Herz. Es ist eine sehr persönliche Künstlerbiografie, mit Reflexionen zum musikalischen Selbstverständnis, kunstpolitischen Engagement und, natürlich, dem Alltag zu viert.
Wie lebt es sich zu viert? Wie ist es, wenn man immer nur zu viert eingeladen wird? Was sagen die Ehepartner zu dieser engen Verbindung? Wie war das mit dem Opel Senator, den sich das Quartett gebraucht aus dem Westen gekauft hat? Wie und wo haben sie die Wende miterlebt? Wie ist die Herangehensweise an alte, an moderne Musik?
Ein Durchmarsch durch die Musikgeschichte, gespickt mit vielen abenteuerlichen Ereignissen.
Die Herren haben sich gestern abend das Mikrophon von Hand zu Hand gereicht, ausführlich auf die Fragen geantwortet und uns alle scharf auf die Lektüre gemacht.
Ich habe noch ein signiertes Buch (und einige unsignierte) im Laden.

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Leseprobe

Montag

Es schneit, es schneit! Allerdings nur auf dem Blog.

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Jastram bei Nacht. Heimlich fotografiert und zugeschickt von Bernhard. Danke!

Heute haben:
Abraham a Santa Clara * 1709
Rex Stout * 1886
Ernst Toller * 1893
Tahar Ben Jelloun * 1944
Geburtstag.
Und Woody Allen * 1935.
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Und hier kommt Woody Allen als Buchhändler in New York.
Hallelujah, das ehrt unseren Berufsstand.


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Im Dezember stellen wir das das Beste vom Besten aus dem Jahre 2014 vor.
Ein Rückblick durch den Jastramblog, auf Bücher, die nicht vergessen werden sollen.

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Im Januar konnten Sie u.a. über dieses Buch lesen, das einen einzigartigen Einblick in das künstlerische Rom der 50er und 60er Jahre gewährt.

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Maike Albath: „Rom, Träume“
Berenberg Verlag € 25,00

„Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita“ heisst der Untertitel und schildert die kulturelle Nachkriegszeit in Rom. Es sind die 50er und 60er Jahre, die nachträglich geprägt sind durch Fellini und seiner römischen Filmwelt Cinecittà, die Via Veneto, die Stars und ihre Cafés. Im Vorfeld jedoch waren es die Freunde Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita, die den Weg dorthin ebneten. Sie waren es, die durch ihre umstrittenen Bücher und Filme, die zum Teil hohe Auflagen erreichten, mit dem Faschismus abrechneten und polarisierten durch ihre Arbeiten immer wieder das politische und kulturelle Geschehen.
Maike Albath hat in ihrem ersten Buch “Der Geist von Turin“, das ebenfalls im Berenberg Verlag erschienen ist und sich um den Verlag Einaudi dreht, gezeigt, dass sie eine flotte, gute Schreibe hat und dass ihre Thesen genau recherchiert sind.
In diesem Buch beginnt sind mit Moravia, dem Übervater dieser Zeit, der mit seinen Bücher großen Erfolg erzielte. Im Deutschen sind immer noch Romane wie “Die Römerin” lieferbar (und lohnenswert). Sie schreibt über Dacia Mariani und Elsa Morante, die auf einem steinigen Weg den Erfolg erlangten und über Carlo Gadda, der auf verschlungen Pfaden durch sein literarisch, politisches Leben ging. Die Kapitel des Buches lauten dann: „TESTACCIO. Im Bauch von Rom“, „ABENDS IM CAFÉ. Piazza del Popolo“, „CAMPO DE’ FIORI. Die bittere Stadt“, die uns so langsam zu Pasolini führen. Zu seiner Jugend und Kindheit im Friaul. Seine Prägungen durch Menschen Sprache und Familie. Seine Zeit als Junglehrer dort in einer Schule und seine „Flucht“ nach Rom, die dann in seiner Ermordung endet. „AM WASSERFLUGHAFEN VON OSTIA. Tod eines Freibeuters“. Sie schreibt über seine Zerissenheit, über seine Arbeiten, politischen Ansichten und persönlichen Neigungen. Sie machte mich so neugierig, dass ich die von ihr erwähnte Diskussionsszene in Berlin auf youtube suchte. Dort fand ich auch Pasolinis komplette Filme zum Anschauen. Maike Albath stellt u.a. noch Ennio Flaiano vor, von dem ich bis jetzt noch nichts gehört und gelesen habe, der (im Hintergrund) einer der ganz wichtigen Personen war und mit seinen Drehbücher (u.a. zu „La Dolce Vita“) Fellini zu Weltruhm verhalf.
„FINALE. Frauen in Rom“ heisst passenderweise das letzte Kapitel und beschließt ein sehr informatives, gut lesbares Buch, in das man immer wieder reinlesen mag.

Leseprobe

Montag

Heute haben
Horst Lange * 1904
Yasar Kemal * 1923
Louis Begley * 1933
Sulvio Huonder * 1954
Geburtstag.
Und auch Le Corbusier, über den gerade ein sehr interessantes Buch im Berenberg Verlg erschienen ist.
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Deutscher Buchpreis 2014: Die Preisverleihung im Live-Stream mitverfolgen.
Heute abend ab 18 Uhr ist es soweit. Dann erfahren wird endlich, wer den begehrten Preis bekommt. Wir haben ja im Buchladen schon abgestimmt und Thomas Steinfest als Sieger gekürt. Schau mer mal.
Auf jeden Fall können wir morgen bei unserer „Ersten Seite“ (Di. ab 19 Uhr) das Siegerbuch hochhalten, wenn wir noch welche vorrätig haben.
Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz.
Radio im Internet
Fernsehen im Internet.
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Ein ganz starkes Buch habe ich übers Wochenende gelesen und war und bin immer noch hin und weg.

Hodgen

Christie Hodgen: „Fünf Menschen, die mir fehlen“
Originaltitel: Elegies for the Brokenhearted
Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel
Knaus Verlag € 19,99

„Eine Handgranate in literarischer Form.“, schrieb die The New York Times, als das Buch 2010 in den USA herausgekommen ist. Und damit hat sie recht, auch wenn die Formulierung etwas zu drastisch ist. Christie Hodgen hat eine starke, laute, witzig, freche und lakonische Sprache, dass die mir manchmal wegblieb. Sie erzählt von Mary, die in einer kaputten Industriestadt aufwächst. Ihre Mutter ist schön wie Liz Taylor und versucht mit immer wechselnden Männern einen Zipfel vom Glück zu erhaschen. Dass dies nicht gelingt, merken wir schon auf den ersten Seiten. Die Stadt hat seine besten Seiten gesehen und die kleine Familie um Mary, ihre ältere Schwester und ihre Mutter, kennen die guten Seiten des Lebens nur aus Filmen und Vorabendserien.
Christie Hodgen hat ihren Roman in fünf große Kapitel aufgeteilt, in denen sie über fünf Menschen aus Mary Umfeld schreibt, die gestorben sind. Es ist ihr großspuriger Onkel, Klassenidiot, eine College Zimmergenossinm ein hochbegabter Pianist und zum Schluss auch noch ihre Mutter. Mit unglaublicher Wucht beginnt Christie Hodgen über diese Aussenseiter zu schreiben und setzt ihnen jeweils ein Denkmal, das wir nicht so schnell vergessen werden.

1

So beginnt dieses Buch und die Beschreibung des Bruders ihrer Mutter, der es nie zu etwas gebracht hat, immer mit großer Klappe durchs Leben lief, die Kinder mit seinem großen Auto durch die Gegend fuhr, und einen Absturz nach dem anderen erlebt, bis er Tod in einem Motelzimmer gefunden wird. Trotz dieses dramatischen Lebens, schafft es die Autorin, uns zum Lachen zu bringen. Situations- und Sprachcomic sind das, was diesen Roman ausmacht. Der Klassenidiot ist genauso ein Aussenseiter, wie die fette, schwarze Studentin auf dem College („fett und schwarz, fett und schwarz“), die sich mit Mary ein Zimmer teilt. Dass sie nie etwas lernt, durch alle Prüfungen fällt und gegen Ende nur noch vor dem Fernseher lebt, beruht auf einem Geheimnis, das Mary erst nach deren Tod erfährt. So langsam werden die Episoden ruhiger. Sie schreibt über einen begabten Musiker, der als Barpianist in einem Restaurant endet, in dem Mary als Tellerwäscherin arbeitet. Mary ist dort auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester gestrandet (hört sich so ähnlich an wie in Lutz Seilers Roman. „Kruso“).
Diese Schwester gibt vor, ihr Leben im Griff zu haben, was natürlich nicht stimmt, da ihr Partner ganz groß im Drogengeschäft ist. Marys Suche war zwar erfolgreich, aber eine wahre Schwester hat nun doch nicht gefunden.
Das letzte Kapitel über ihre Mutter erblüht nun vor lauter Liebe zu dieser Person, die auf der Suche nach dem Glück war, fünf mal geheiratet hat und jede Möglichkeit gesucht hat, aus dem Schlamassel herauszukommen. Dass sie sich selbst oft genug dort hineinmanöwriert hat, wird ihr gar nicht bewusst. Schuld sind immer die anderen.
Christie Hodgen hat mit Mary, die die Geschichten erztählt, einen Gegenpol zu all diesem Chaos gefunden. Sie ist ruhig, zurückhaltend in dieser lauten Umgebung. Sie weiss zwar auch nicht, wie sie ihr Leben organisieren soll, erlebt genauso ihre Abstürze, versucht aber immer wieder und ganz langsam aus diesem Sumpf herauszukommen. Ihr Leben stellt sich am Schluss des Roman auch als ein anderes heraus, wie es Mary sich vorgestellt hat. Sie hat ihrern Weg gefunden, ist zufrieden und schaut mit großer Verwunderung auf ihre Familie zurückt. Erstaunt, dass sie es herausgeschafft hat. Wenn auch anders, als geplant.
Für mich war dieser Roman ein grossartziges Leseerlebnis. Es ist schon unglaublich, was für Perlen (und nicht nur Handgranaten) sich in den Bücherregalen verstecken.

Leseprobe
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Werner Färber
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE: (KW 40 aus dem Wandkalender 2014)

SUPERMARKTKASSE

Nur drei Teile sind im Wagen,
lang jedoch die Kassenschlange.
Ich versuch‘ es zu ertragen,
vielleicht dauert’s heut‘ nicht lange.

Die Wagen vor mir sind randvoll,
stelle ich dann leicht verdrossen
fest und finde es nicht sehr toll,
dass fünf Kassen sind geschlossen.

Vorwärts geht’s in Trippelschritten,
rückwärtig spür‘ ich Attacken.
„’tschuldigung, darf ich Sie bitten,
zu verschonen meine Hacken?“

„Kommen Sie gerne auch zu mir!“,
ruft, schon sprint‘ ich blitzeschnelle,
’ne zweite Frau von Kasse vier.
Ich dring‘ vor zur dritten Stelle.

Fast bin ich stolz! Bald ist’s geschafft!
Doch dann ist viel zu kompliziert
ein Storno für die Aushilfskraft.

Und schon bin ich erneut frustriert.

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UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (UNGEREIMTHEITEN AUS DER TIERWELT):

DIE NASCHKATZE XXXVII 

Sie weiß genau: es ist verboten!
Und doch schleicht sie auf leisen Pfoten
heran an feine Leckerbissen,
die Herr- & Frauchen später missen.
Ein Häppchen hier, ein Maul voll dort,
schon sind die feinen Sachen fort.
Doch solche Nasch- und Diebestouren
hinterlassen sichtbar Spuren.

Nach kurzer oder läng’rer Zeit
wird die Katze nämlich breit.
Und dicker wird natürlich auch
der wohlgenährte Katzenbauch.

Die Katzenklappe – Maß der Dinge –
meldet erste Wohlstandsringe.
Zunächst nur Fell am Rahmen reibt.
Am End’ die Katze stecken bleibt!

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Donnerstag

Heute haben
Adalbert von Chamisso * 1781
Hans Erich Nossack * 1901
Barbara Tuchman * 1912
Richard Brautigan * 1935
Barbara Wood * 1947
Thomas Brezina * 1963
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albath

Maike Albath:Rom, Träume
Berenberg Verlag  € 25,00
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„Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita“ heisst der Untertitel und schildert die kulturelle Nachkriegszeit in Rom. Es sind die 50er und 60er Jahre, die nachträglich geprägt sind durch Fellini und seiner römischen Filmwelt Cinecittà, die Via Veneto, die Stars und ihre Cafés. Im Vorfeld jedoch waren es die Freunde Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita, die den Weg dorthin ebneten. Sie waren es, die durch ihre umstrittenen Bücher und Filme, die zum Teil hohe Auflagen erreichten, mit dem Faschismus abrechneten und polarisierten durch ihre Arbeiten immer wieder das politische und kulturelle Geschehen.
Maike Albath hat in ihrem ersten Buch „Der Geist von Turin„, das ebenfalls im Berenberg Verlag erschienen ist und sich um den Verlag Einaudi dreht, gezeigt, dass sie eine flotte, gute Schreibe hat und dass ihre Thesen genau recherchiert sind.
In diesem Buch beginnt sind mit Moravia, dem Übervater dieser Zeit, der mit seinen Bücher großen Erfolg erzielte. Im Deutschen sind immer noch Romane wie „Die Römerin“ lieferbar (und lohnenswert). Sie schreibt über Dacia Mariani und Elsa Morante, die auf einem steinigen Weg den Erfolg erlangten und über Carlo Gadda, der auf verschlungen Pfaden durch sein literarisch, politisches Leben ging. Die Kapitel des Buches lauten dann: „TESTACCIO. Im Bauch von Rom“, „ABENDS IM CAFÉ. Piazza del Popolo“, „CAMPO DE‘ FIORI. Die bittere Stadt“, die uns so langsam zu Pasolini führen. Zu seiner Jugend und Kindheit im Friaul. Seine Prägungen durch Menschen Sprache und Familie. Seine Zeit als Junglehrer dort in einer Schule und seine „Flucht“ nach Rom, die dann in seiner Ermordung endet. „AM WASSERFLUGHAFEN VON OSTIA. Tod eines Freibeuters“. Sie schreibt über seine Zerissenheit, über seine Arbeiten, politischen Ansichten und persönlichen Neigungen. Sie machte mich so neugierig, dass ich die von ihr erwähnte Diskussionsszene in Berlin auf youtube suchte. Dort fand ich auch Pasolinis komplette Filme zum Anschauen. Maike Albath stellt u.a. noch Ennio Flaiano vor, von dem ich bis jetzt noch nichts gehört und gelesen habe, der (im Hintergrund) einer der ganz wichtigen Personen war und mit seinen Drehbücher (u.a. zu „La Dolce Vita“) Fellini zu Weltruhm verhalf.
„FINALE. Frauen in Rom“ heisst passenderweise das letzte Kapitel und beschließt ein sehr informatives, gut lesbares Buch, in das man immer wieder reinlesen mag.

Leseprobe
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Ich bin von heute bis Sonntag in Berlin bei den Kindern und habe heute abend Karten für Ibsens „Hedda Gabler“ in der Ostermeier-Inszenierung. So oft habe ich diese Inszenierung auf DVD angeschaut und jetzt endlich die Möglich die Aufführung live zu sehen.
Somit bin ich die nächsten Tage nicht immer online, melde mich spätestens aber am Montag wieder.

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Nicht vergessen:
Kommenden Dienstag, den 4.Februar um 19 Uhr.
„Jastrams erste Seite“ mit drei neuen Büchern und einer Szene aus „Tschick“, die drei Schauspieler des Ulmer Akademietheaters für uns präsentieren.
Es liest wie immer Clemens Grote.
Der Eintritt ist frei.
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