Mittwoch, 7.Dezember

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Heute haben
Johann Nestroy * 1801
Willa Cather * 1873
Noam Chomsky * 1928
Anne Fine * 1947
Gertrud Leutenegger * 1948
J.R.Moehringer * 1964
Geburtstag
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“We shouldn’t be looking for heroes, we should be looking for good ideas.”
Noam Chomsky
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Unser Tipp aus dem Januar 2022


Candice Carty-Williams: „Queenie
Aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane
Aufbau Verlag € 10,00

„Für alle Queenies da draußen – Ihr seid gut genug. Glaubt mir“

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Queenie lebt, wie die Autorin des gleichnamigen Romanes in Süd-London.
Im Moment geht es ihr nicht so gut. Ihr weißer Freund hat sich von ihr getrennt, sie hat ihren gutbezahlten Job verloren, ihre besten Freundinnen wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben und somit verliert sie auch ihr Leben in der Mittelschicht. Als sie aus ihrem WG-Zimmer ausziehen muss, bleiben nur noch ihre konservativen jamaikanischen Großeltern als Unterschlupf. Aus Frust geht sie auf Dating-Portale, lässt sich auf One-Night-Stands ein und merkt, dass auch hier der alltägliche Rassismus herrscht, unter dem Motto: „Mal eine Schwarze ausprobieren.“ Dann merkt sie, dass sie professionelle Hilfe braucht, um aus diesem Tief herauszukommen.

Das hört sich jetzt alles sehr ernst und niederschmetternd an, aber Carty-Williams schreibt mit so einer großen Wucht und mit einer fetten Portion Humor, mit dem Slang der jungen, schwarzen Londoner:innen, dass es trotz der Dramatik eine wunderbare Unterhaltung wird. Nicht umsonst wurde es zum besten Debüt des Jahres bei den British Book Awards gekürt.

Hier geht es zur Leseprobe.

Dienstag, 7.Juni


Heute haben
Elizabeth Bowen * 1899
Mascha Kaleko * 1907
Orhan Pamuk * 1952
Louise Erdrich * 1954
Fred Vargas * 1957
Geburtstag
und es ist der Todestag von Friedrich Hölderlin, Goerge Sand, Hans Arp, Dorothy Parker, E.M.Forster, Christine Lavant, Henry Miller, Michael Hamburger und Jorge Semprun.
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Friedrich Hölderlin
An eine Rose

Ewig trägt im Mutterschoße,
Süße Königin der Flur!
Dich und mich die stille, große,
Allbelebende Natur;
Röschen! unser Schmuck veraltet,
Stürm entblättern dich und mich,
Doch der ewge Keim entfaltet
Bald zu neuer Blüte sich.
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Unser Buchtipp:

Rüdiger von Fritsch: „Zeitenwende
Putins Krieg und die Folgen

Aufbau Verlag € 18,00

Rüdiger von Fritsch war u.a. Botschafter in Warschau und in Moskau. Er ist dort vielen russichen Politikern begegnet, auch Putin, hat an vielen internationalen Verhandlungen teilgenommen und darf wohl als Russland-Experte bezeichnet werden.
Der Krieg in der Ukraine hat viel Verhandeltes, Erhofftes, Geglaubtes über den Haufen geschmissen. Olaf Scholz spricht u.a. von einer Zeitenwende.
Von Fritsch analysiert die letzten Jahrzehnte mit Russland, wie die EU, die Nato u.a. auf die Besetzung der Krim und den Krieg im Donbass reagierte. Er schreibt über die Nato-Osterweiterung und dass es im Moment mit Russland keine gemeinsame Zukunft gegen wird. Trotzdem muss es ein Miteinander geben, bevor noch Schlimmeres passiert.
Das schmale, sehr aktuelle Buch war für mich sehr erhellend und aufschlussreich, da von Fritsch in einer ruhigen Art Vorgänge aufschreibt, die mir in dieser Form nicht klar waren.
Ein kluge Alternative zu den vielen Kurzmeldungen, die wir täglich bekommen.

„Maßnahmen der Transparenz und der militärischen Vertrauensbildung, Schritte der Rüstungskontrolle und der Abrüstung. Wir müssen aus der Konfrontation eine geordnete Konfrontation machen. Und zum anderen dürfen wir nie den Glauben daran verlieren, dass die Zukunft uns heute unbekannte Lösungen bringen kann für Probleme, die wir heute genau kennen und für unlösbar halten. Geschichte ist lang und windungsreich und wir wollen ja an dem Vorsatz festhalten, auch mit Russland auf dieser eurasischen Landmasse verträglich, friedlich und zum gegenseitigen Nutzen zusammenzuleben. Wir müssen, so und wo das möglich ist, bis dahin den mutigen Frauen und Männern der russischen Zivilgesellschaft zur Seite stehen“.

Rüdiger von Fritsch bei SWR1-Leute:
www.swr.de/swr1/swr1leute/ruediger-von-fritsch-diplomat-krieg-in-europa-was-nun-100.html
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Hardy on Tour
Tag 11 
116 km und ca. 1250 Höhenmeter bis nach Sidmouth 

Ein prima Radtag durch die ländliche Grafschaft Dorset. Liebliche Landschaft und Dörfer, satte Weiden, enge und sehr ruhige Wege umsäumt von Hecken und Büschen, kräftezehrende Anstiege und waghalsige Abfahrten und all das bei sonnigem Wetter mit frischem Wind. Ein wirklich schöner Fahrradtag an dem eigentlich auch nichts schief lief.

So radelt es sich doch schön.

Typischer kleiner Laden, in dem es alles gibt, was man so braucht.
Lidl und Aldi sind übrigens sehr präsent hier im Süden Englands.

Heute gab es einen neuen Mantel auf’s Fahrrad.
Ich hoffe, die Platten sind ab jetzt Vergangenheit.

Alle Bilder, das komplette Radltagebuch gibts hier:
https://hardyontour.wordpress.com

Montag, 14.Februar


Heute haben
Max Horkheimer * 1895
Alexander Kluge * 1932
und Josef Hader *1962
Geburtstag
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„Der menschliche Neugiertrieb ermüdet, wenn er immerzu auf die Hauptsache guckt.“
Alexander Kluge
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Was für ein starkes Buch:


Tove Ditlevsen: „Gesichter
Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
Aufbau Verlag, 160 Seiten, € 20,00

Verrückt, irre, der pure Wahnsinn – diese Wörter benutzen wir im Alltag, ohne auf die Bedeutung der Worte zu achten. Hier in diesem Roman, der 1968, kurz nach der Kopenhagen Trilogie, erschienen ist, geht es aber tatsächlich um Wahnvorstellungen, um das, dass etwas ver-rückt ist. Einiges in diesem Buch dürfte wieder autobiografisch sein, wie schon in den drei Romanen davor. Und doch sollten wir den Text als fiktionale Erzählung lesen. Ein Bericht über eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, die nach einer Dankesrede, die ihr Mann für sie geschrieben hat, keine Zeile mehr zu Papier gebracht hat. Sie hört Stimmen aus dem Kopfkissen und aus den Wasserrohren in ihrer Wohnung. Sie meint, dass ihr Mann und ihre Haushälterin sie in den Selbstmord treiben wollen. Ihre Rettung ist ein Suizidversuch, der sie für drei Wochen in die Psychiatrie bringt und sie in Sicherheit vor den vermeintlichen Gefahren.
Dass dieser Roman nicht zu einem düsteren Krankenhausbericht wird, dafür sorgt die Sprachgewalt und die Worterfindungen der Autorin. Unglaublich, was sie mit dem Wort „Gesicht“ alles macht, welche Beschreibungen, welche Assoziationen sie findet. So etwas habe ich noch nie gelesen.
Eine tolle Entdeckung und nach über 50 Jahren und immer noch tagesaktuell, wo täglich offen über psychische Gesundheit, Depression und Sucht geschreiben und diskutiert wird.

Mittwoch, 4.August

Heute haben
P.B.Shelley * 1792
Knut Hamsun * 1859
René Schickele * 1883
Erich Weinert * 1890
Witold Gombrowicz * 1904
Geburtstag
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Wilhelm Busch
Fortuna

Fortuna lächelt; doch sie mag
nur ungern voll beglücken;
schenkt sie uns einen Sommertag,
schenkt sie uns auch Mücken.
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Unser Taschenbuchtipp:

9783351037901

Giosuè Calaciura: „Die Kinder des Borgo Vecchio
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Aufbau Verlag € 10,00

Der Borgo Vecchio ist ein armer Stadtteil in Palermo. Dort, wo jeder ums Überleben kämpft. Es gilt das Gesetz der Straße. Solidarität ist nicht vorhanden. Der Autor Giosuè Calaciura kommt aus Palermo, lebt in Rom und stellt drei Jugendliche in den Vordergrund. Mimmo, Cristofaro und Celeste träumen von einer besseren Zukunft, obwohl all ihre Hoffnung längst zerstoben sind. Mimmos Vater hat seine Metzgereiwaage gezinkt, Cristofaros Vater ist Alkoholiker und v erprügelt ihn allabendlich. Celestes Mutter ist Prostituierte und schickt ihre Tochter auf den Balkon, wenn sie Männerbesuch hat. Alle drei schauen zu Totò auf, den Quartierskriminellen, der auch eine Pistole besitzt.
Giosuè Calaciura findet eine magisch, poetische Sprache für diese Brutalitäten.
Als es zum großen Showdown kommt, können wir den Weg einer Pistolenkugel durch den Borgo mitverfolgen. So etwas habe ich auch noch nie gelesen.

„Eines der schönsten und grausamsten Bücher des Jahres.“
Corriere della Sera
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?

Darauf antwortet Thomas Zehender, Ulm, danube books Verlag, Inhaber & Verleger

1. Daniele Strigl:“ Wahrscheinlich bin ich verrückt
Marlen Haushofer – die Biographie
2. Wenn es aus dem eigenen Verlag sein darf:
Kristiane Kondrat: „Abstufung dreier Nuancen von Grau
3. Sten Nadolny: „Die Entdeckung der Langsamkeit
… immer schon mal lesen: Raphaela Edelbauer: „Dave

Vielen Dank!!
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Montag, 2.August

Heute haben
Johannes Trolow * 1882
Rómulo Gallegos * 1884
James Baldwin * 1924
Isabel Allende * 1942
Jussi Adler-Olsen * 1950
Geburtstag
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Barbara Hufeisen (15.Jahrhundert)
Die Wasserstelze

Ein Wasserstelzlein ist mein Nam‘,
Mässigkeit mein Gesang;
Ich will dich lehren nüchtern sein,
Wasser trinken für den Wein;
Doch soltu es so streng nicht machen,
Dass du zuweilen noch magst lachen.
Und geht die Andacht nicht, wie du gedacht,
So denk: aus Wasser hat ja Jesus Wein gemacht!
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Sigrid Nunez: „Was fehlt dir
Aus dem Amerikanischen von Anette Grube
Aufbau Verlag € 20,00
What Are You Going Through“ € 13,90

Was für ein besonderes Buch.
Sigrid Nunez tröstet uns mit Tod, Krebs und den traurigsten Geschichten.
Liebe, Verlust, Freundschaft, Empathie, Politik und Klimakrise – und viel Weisheit.
Das klingt nach sehr viel in einem schmalen Roman. Stimmt. Aber Sigrid Nunez portioniert wohldosiert, mäandert durch die Weltliteratur, durch Filme, kramt Zufallsfunde heraus und lässt zwischen den Zeilen eine anmutige Wärme aufblitzen.
Wie schon in ihrem Vorgängerbuch geht es um den Tod eines Freundes/einer Freundin und die gemeinsame Zeit, die die beiden Personen miteinander verbringen. Diesmal ist statt einer Dogge eine Katze mit an Bord, die selbst auch zu Wort kommt. Immer wieder überrascht uns Sigrid Nunez mit einem Netz an Verbindungen, das sie längst gesponnen hat und uns aber nur nach und nach zu erkennen gibt.
Ein großartiger Roman, der die aktuelle Stimmung genial einfängt.
Lesen!

Leseprobe
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1. Welches Buch lesen Sie gerade?
2. Welches Buch empfehlen Sie unbedingt?
3. Welches Buch wollen Sie schon immer mal (wieder) lesen?


Brigitte Jetschina, Börsenverein des Deutschen Buchhandels / Baden-Württemberg

1. Ursula K. Le Guin: „Erdsee, und zwar die illustrierte Gesamtausgabe
2. Meena Kandasam, „Schläge
3. s. 1. Das dicke Buch lag sehr lange bei mir und wartete geduldig auf den geeigneten Zeitpunkt, um gelesen zu werden.
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Türkei, Italien, Griechenland
Waldbrände am Mittelmeer wüten weiter

tagesschau.de 01.08.2021 16:12 Uhr

In den Urlaubsregionen am Mittelmeer kämpfen Feuerwehrleute weiter gegen die verheerenden Waldbrände. Nach der Türkei und Italien sind nun wegen der extremen Hitze auch in Griechenland zahlreiche Brände ausgebrochen.

Hier geht es zum Artikel.


Mittwoch, 9.Oktober

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Heute haben
Léopold Sédar Senghor * 1906
Gert Loschütz * 1946
Durs Grünbein * 1962
Yael Hedaya * 1964
Geburtstag
und John Lennon
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28.Oktober

Johann Wolfgang von Goethe
Breit wie lang

Wer bescheiden ist, muß dulden,
Und wer frech, der muß leiden;
Also wirst du gleich verschulden,
Ob du frech seist, ob bescheiden.

9783351037727

„Jeden Tag ein Lächeln“
365 komische Gedichte
herausgegeben von Nele Holdack und Catrin Polojachtof
Aufbau Verlag in strahlendem Gelb € 22,00

Schon an das nächste Jahr gedacht? Schon daran gedacht, es heiter anzugehen, trotz widriger Umstände? Zum Frühstück ein lustiges Gedicht?
Nee? Doch? Egal. Hier haben Sie zumindest eine Sammlung mit 365 Gedichten für gute Laune an allen Tagen. Eine lyrische Reise durch die Jahrhunderte und durch die Festtage. Starten Sie mit einem Lächeln in den Tag. Danach gerne wieder rebellieren und auf die Straße gehen.
Mit den amüsantesten Gedichten von Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine, Theodor Fontane, Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky, Karl Valentin, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Ernst Jandl, Robert Gernhardt, Eugen Roth, Rudi Strahl, F. W. Bernstein, Friederike Kempner u. v. m.

9.Oktober

Oscar Blumenthal
Der neue Glaube

Es bildet sich der Glaubenssatz allmählich:
Der liebe Gott ist todt – Gott hab‘ ihn selig!

Mittwoch, 4.September

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Heute haben
Francois Chateaubriand * 1768
Leonard Frank * 1882
Antonin Artaud * 1896
Richard Wright * 1908
Per Olof Sundman * 1922
Joan Aiken * 1924
Thorsten Becker * 1958
Geburtstag
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Heute auf dem Gedichtekalender:

Daniel Czepko von Reigersfeld
(* 23.09.1605, † 08.09.1660)
Angst und Hohn der Liebe Lohn

Nimm die Rose von den Dörnern,
zeige dann den Frühling an;
nimm die Ähren mit den Körnern,
sage, was der Sommer kann.
Nimm der Trauben süßen Preis,
sprich darauf, der Herbst wird kommen,
nimm das Schmelzglas von dem Eis,
auch der Winter wird genommen.
Nimm der Liebe Qual und Pein,
Liebe wird nicht Liebe sein.
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Margit Rittlinger empfiehlt:

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Jörg-Dieter Kogel: „Im Land der Träume“
Mit Sigmund Freud in Italien
Aufbau Verlag € 22,00

Optisch, haptisch, inhaltlich – da passt alles. Ein tolles Buch vom Reisen. Der Journalist Jörg-Dieter Kogel läßt uns Freuds zahlreiche Reisen nach Italien miterleben. Da das Reisetagebuch als verschollen gilt, schöpft Jörg-Dieter Kogel reich aus den zahlreichen Postkarten und Briefen, die Sigmund Freud an die Lieben zu Hause schrieb. Detailgenau zusammengestellt und trotzdem wunderbar zu lesen.
Die schöne Ausstattung des Buches – illustrierter Leinenband, zweifarbiger Druck auf feinem Papier, Lesebändchen und farbiges Vorsatzpapier – machen den Lesegenuß perfekt.
Es war mir eine Freude, Venedig, Verona, Mailand, Ravenna, Pisa, Umbrien, die Toskana, Sizilien und natürlich sein geliebtes Rom mit Sigmund Freud und seinen jeweiligen Reisegefährten zu besuchen.

Leseprobe

Montag

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Heute haben
Anna Wimschneider * 1919
Erich Segal * 1937
Joyce Carol Oates * 1938
Alexandra Marinina * 1957
Robert Schneider * 1961
Geburtstag
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Der Jastram-Sommerwettbewerb hat sein erstes Kunstwerk.

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Amélie Mathieu (6 Jahre alt), hat ihr Lieblingsessen gemalt (Spaghetti mit Hackfleischsoße, dazu Sprudel) und ohne zu Zögern ihr aktuelles Lieblingsbuch „Seeräuber-Moses“ dazu ausgewählt.Werner Färber
Vielen Dank, das ist wirklich super geworden.
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Werner Färber: Ungereimtheit der Woche

HÜFTGOLD

Ewig lockt die Schokolade.
Wenn ich doch mal ignoriere
im Vorbeigeh’n jene Lade,
in der sie liegt, ich jäh verliere
den Kampf mit meinem Schweinehund:
Ich ess‘ die ganze Tafel auf
und packe damit Pfund um Pfund
auf eh’mals schlanke Hüften drauf.

(Ungereimtheiten aus der Tierwelt CCLVII)

NUSSHÖRNCHEN & HEFESCHNECKE
Es liegen zum Verzehr bereit
Nusshörnchen und Hefeschnecke.
Auch liegen sie in tiefem Streit,
wer von beiden besser schmecke.

Im Lauf des Tags verhärten sich
a) die Teilchen und b) der Streit,
bis am Nachmittag steht endlich
jemand als Schiedsrichter bereit.

Er isst beide auf der Stelle,
gießt schnell zwei Kaffee hinterher,
meint dann, dass er auf alle Fälle
zunächst mal nicht mehr hungrig wär.
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Monti1

Michel de Montaigne: „Tagebuch der Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland von 1580 bis 1581
Übersetzt aus dem Französischen, mit einem Essay, Anmerkungen und Register von Hans Stilett
Andere Bibliothek Band 349
im Aufbau Verlag

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Kaum hatte Montaigne seine Essais fertig, für die er neun Jahre in seinem Turm saß, machte er sich auf eine 17monatige Reise durch Deutschland, Schweiz und Italien. An Ulm kurvt er knapp vorbei (wie immer in der Weltliteratur, wenn Ulm vorkommt), schreibt aber ausführlich über Augsburg. Dabei wird erste Teil der Reise (bis nach Italien) von einem Mitreisenden auf Französisch geschrieben, der Rest dann von ihm selbst auf Italienisch und Französisch.

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Montaigne ist ein genauer Betrachter, was die Sitten der einzelnen Städte und Landschaften betritt. Wir reisen mit ihm auf seinen Pferden und Kutschen mit, erfahren, ob die Betten der Herbergen gut waren, ob sie überhaupt Matratzen hatten und wieviele Flöhe. Durch seine vielen Einladungen bekommt er (und wir mit ihm) Einblick in die verschiedensten Paläste und Herrenhäuser. Obwohl es eine beschwerliche Reise gewesen sein muss, fließt dies nicht  in seinen Bericht ein. Montaigne richtet seinen Blick nach vorne und ist wahnsinnig gespannt, was ihn täglich erwartet. Es müssen einige Überraschungen dabeigewesen sein. Es geht über die Alpen und am Po entlang. Durch Venedig und Florenz und gleich zweimal nach Rom. (Sehr gut!) Was für ihn wohl das Wichtigste im italienschen Teil der Reise war, sind seine Besuche in diversen Heilbädern. Seine Nierensteine und Koliken machten ihm extrem zuschaffen. Und so wissen wir am Ende des Buches auch viel über diese kleine Steine, die er mit mehr oder weniger Schmerzen ausscheidet. Wir lernen mit ihm die Unterschiede dieser Steine kennen. Ihre Form, Konsistenz und Farbe. Ha! Herrlich diese Beschreibungen. Fast tut es mir als Mann beim Lesen weh. Herrlich auch die Mengen an Heilwasser, die er zu sich nimmt. 7 Pfund auf ex sind keine Seltenheit. Mein Gott, das sind 3,5 Liter. Goethe hat seinen Reisebericht sehr gelobt und teilweise über seine Essais gestellt. Wahrscheinlich hat sich der alte deutsche Großmeister in diesen Beschreibungen wiedergefunden.

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Montaigne Reise vor 430 Jahren (habe ich richtig gezählt?) entführen uns in eine ferne Zeit, die jedoch in der Übersetzung von Hans Stilett überhaupt nicht antiquiert zu lesen sind, sondern oft wie ein aktueller Bericht erscheinen. Das Buch ist herrlich in zwei Farben gedruckt, hat einen schönen, langen Anhang mit Kommentaren, vielen alten Stichen und einer Zeichnung der Reise.
Vielleicht ist es auch ein Buch, das Sie in Ihren Urlaub mitnehmen können, obwohl, oder gerade weil es so ein schön gemachtes Buch ist. Montaignes Beschreibungen der Koch- und Tischsitten in den diversen Gasthöfen, der Bordelle von Venedig, oder Teufelsaustreibungen schärfen unseren Blick für das Andere, dort wio wir gerade sind. Na, hoffentlich gibt es dort auch Anderes und nicht nur sat1 und Pro7.
Weiter so, liebe Andere Bibliothek, Eure schön gemachten Bücher mit Inhalten, die nicht im Mainstream mitschwimmen sind immer ein Blick wert.
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Mittwoch

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„Da Roberto“ in der Hafengasse
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Heute haben
Sven Hedin * 1865
Paul Zech * 1881
Giorgios Sefaris * 1900
Kay Boyle * 1902
Carson McCullers * 1917
Marin Sorescu * 1936
Thomas Brasch * 1945
Siri Hustvedt * 1955
Helen Fielding * 1958
Jonathan Lethem * 1964
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„Lyric zum Faulenzen“
Der Aufbau führt seine Reihe mit thematisch sortierten Gedichten fort.
Diesmal in in hell, gelben gelb mit orangener Schrift und Buchbinde.
O süßes Nichtstun
Hundert Gedichte zum Lob der Faulheit
Herausgegeben von Jürgen Engler
Aufbau Verlag € 14,00
Reservieren

Lyrik

Die hundert schönsten Gedichte über die Kunst, das rechte Maß von Faulheit und Tätigkeit, Hast und Rast zu finden. Gerade in unserer schnellen Zeit, in der alles so schnell wie ein Wischeln am Smartphone verschwindet. Wir beschäftigen uns mit Entschleunigung, schauen Philosophen über die Schulter, die uns zum Loslassen raten, finden Adressen über Schweigeklöster und wandern bis nach Spanien. Aber zu meinen, dass es nur uns so geht, im Zeitalter von Internet und Hochgeschwindigekitszügen, der täuscht sich aber ordentlich. Schon Gryphius spricht von einer „Rennebahn“, Storm schreibt über das „süße Nichtstun“ und Lessings Gedicht heisst: „Lob der Faulheit“.
Vielleicht gerade das richtige Buch zur richtigen Zeit. Heute ist Mittwoch, bis auf das Wochenende haben Sie sich einmal quer durchgelesen und verbringen dann zumindest das Wochenende in kompletter Faulheit
Mit Gedichten von Rose Ausländer, Wilhelm Busch, Hermann Hesse, Erich Kästner, Christian Morgenstern, Mascha Kaléko, Joachim Ringelnatz, Eva Strittmatter, Rainer Maria Rilke u.v.a.

Gotthold Ephraim Lessing
Lob der Faulheit

Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied schenken,
Käm es nur gleich aufs Papier
Ohne lange nachzudenken
Doch, ich will mein bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat
Dessen ungestörtes Leben
Wird – ich gähn – ich werde matt –
Nu – so – magst Du mir vergebens,
Daß ich dich nicht loben kann;
Du verhinderst mich ja dran.

Angelus Silesius
Gott wird im Müßigsein gefunden

Viel eher wird dir Gott, wenn du ganz müßig sitzt,
Als wenn du nach ihm laufst, daß Leib und Seele schwitzt.

Friedrich Freiherr von Logau
Bücher

Es ist mir meine Lust, bei Toten stets zu leben,
Mit denen um und um, die nicht seyn, seyn gegeben,
Zu fragen, die sind taub, zu hören, die nichts sagen,
Und die, die haben nichts, sehr viel hingegen tragen,
Zu halten lieb und werth. Ich bin auff die beflissen,
Die mir viel gutes thun und doch von mir nichts wissen;
Ich halte diese hoch, die mich nur an nicht sehen;
Die manchmal mich mit Ernst verhöhnen, schelten, schmähen,
Sind meine beste Freund. Und solt ich die begeben,
Eh geb ich alle Welt, eh geb ich auch das Leben.

Theodor Storm
O süßes Nichtstun

O süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!
O süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
Zu atmen in den neubefreiten Düften;
sich locken lassen von den Frühlingslüften,
Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
Rückkehren dann aus aller Wunderferne
In deiner Augen heimatliche Sterne.
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Gestern in der Süddeutsche Zeitung. „Immer schön hochkochen“. In Müchen trafen sich E-Book-Verlage und die passenden Autoren dazu. So lässt das Erfolgsduo, das sich hinter dem Namen Iny Lorentz („Wanderhure“) ihren nächsten Roman („Wanderapothekerin“, hahaha) als eSerial erscheinen. Erstmal kostenlos anfixen und dann zweimal wöchentlich bezahlen. Klasse. In der FAZ steht, dass der Lübbe Verlag seine Jerry Cotton-, Drindl- und Arzt-Romane digital auf den chinesischen Markt werfen will. Dort sei ein großes Potential und ein riesiger Markt. „Oh Herr lass Hirn ra!“
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Dienstag

Heute hat Anna Seghers (* 1900) Geburtstag
und es ist der Todestag von Bruno Schulz (1942).
Der Roman von Maxim Biller, über Bruno Schulz haben wir hier vor ein paar Tagen vorgestellt.
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Der heutige Buchtipp ergänzt die Lektüre des „Trafikant“en von Robert Seethaler.
Während diese erst ein paar Jahre alt ist und Ende der 30er Jahren in Wien spielt, entstand der folgende Roman wahrscheinlich in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts in Wien. David Vogel zog als junger Mann dorthin und schildert in diesem Romamfragment seine Zeit dort zwischen den unterschiedlichsten Menschen und seine Dreiecksgeschichte zwischen seiner Vermieterin, ihrer Tochter und ihm.

Vogel

David Vogel:Eine Wiener Romanze
Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Achlama
Aufbau Verlag € 22,30

Dieses Manuskript wurde auf Rückseiten eines Konvolutes von David Vogel gefunden, dessen gesamtes Werk in einem Archiv in Israel beheimatet ist.
David Vogel wurde in der Ukraine geboren (* 1891), lebte Anfang des 20.Jahrhunderts in Wilna und Lemberg, bis es in nach Wien zog. Von dort nahm sein Leben weiterin verschlungene Wege, bis er in Paris landete. Eine Übersiedlung nach Palestina scheiterte, da er sich nicht integrieren konnte. Mit Frau und Kind zogen sie zurück nach Polen, Berlin und wieder nach Paris, von wo er nach Auschwitz deportiert wurde und dort im Jahre 1944 starb. Seine Bücher hat er in Hebräisch geschrieben und gilt als Erneuerer derselben.
Wie gesagt, es handelt sich um ein Fragment und ein sehr frühes Werk von ihm.
Er erzählt die Geschichte des Michael Rost, der im Wien vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs sein Glück sucht. Der junge Müßiggänger verkehrt mit Anarchisten, Aristokraten und leichten Mädchen. Er schildert in dieser Atmosphäre den Untergang des großen österreichischen Reiches an Hand dieser Treffen in den Kneipen. Rost ist ein Flaneur, der keine Arbeit hat und auch keine begehrt. Er schlägt sich irgendwie durch, beobachtet viel und lässt sich treiben. David Vogel lässt verschiedene Personen in den Vordergrund treten und auch wieder verschwinden, so dass nicht immer nur Michael Rost im Mittelpunkt steht. Dieser Flickenteppich von Beziehungen, Kneipenreden und Thekenphilosophien spiegeln das Innenleben dieser Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Dazu kommt, wie gesagt, seine Liebesgeschichte mit zwei Frauen, die ihn an den Rand seines persönliches Unterganges treibt. Dieser Roman nimmt Themen auf, die stark an „Lolita“ von Nabokov erinneren, oder an Ödön von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ und diese schon vorwegnehmen. Es ist diese Derbheit in den Gesten und in den Gesprächen in den Cafés, die diesen Roman auch so aktuell macht. Man könnte ihn locker in das Berlin der Jetztzeit umschreiben.
Auch die Beschreibungen von Sexualität ist sehr aktuell. Die Liebe zwischen ihm und seiner älteren Vermieterin dürfte wohl zu der damaligen Zeit sehr gewagt sein. Genauso die Szenen, in denen die 16jährige Tochter ihren Körper und ihre Sexualität entdeckt; mit dem Hausmädchen, mit ihrer Freundin und auch ganz alleine. Das dürfte wohl vor 100 Jahren zu einem Skandal geführt haben.
Der Roman erschien erst vor 4 Jahren in Israel und nun zum ersten Mal in deutscher Sprache. Übersetzt von Ruth Achlama, die auch schon seine anderen Romane und seine Tagebücher übersetzt hat, die in den 90er Jahren auf deutsch erschienen sind.

Hier gibt es eine kleine Leseprobe.

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Hallo und Merhaba, liebe Ulmer Freunde, Unterstützer, Kollegen und Bekannte!

Die meisten von Euch, haben von mir wegen One Million Steps schon mal Post bekommen. Einige von Euch haben den Film unterstützt!
One Million Steps ist mein neuer halbstündiger Dokumentarfilm mit fiktiven Elementen, Tanz, Leuten, Revolution, Vision und Abenteuer.
Anfang des Jahres lief unsere Crowdfunding Kampagne. Danach konnten wir im April 2013 in Istanbul drehen .
Als im Juni 2013 die Proteste ausbrachen, mussten wir natürlich zurück, und die Geschichte weiter, und anders, zu Ende zu erzählen.

Jetzt ist am kommenden Freitag, den 22.11.2012 um 19 Uhr, ist die erste Aufführung von One Million Steps, im Stadthaus Ulm!
Der Film ist noch nicht komplett fertig gestellt, da wir für weitere Interviews und O-Töne nochmals nach Istanbul reisen müssen.
Dennoch gewähren wir jetzt einen exklusiven Blick auf das Werk: In der Stadt und den Menschen von denen viel Unterstützung kam!
Marije Nie, die stepptanzende Hauptdarstellerin, kommt dafür extra aus Amsterdam angereist. Sie gibt am Nachmittag einen Rhythmus-Workshop und am Abend eine spontane Performance.
Mehr Infos dazu im Anhang.
Kommt vorbei, wir freuen uns Euch dort zu sehen! Und das Beste: Der Eintritt ist frei!
Da wir immer noch gegen eine gewisse Finanzierungslücke kämpfen, sind wir nach wie vor auf der Suche nach Förderern.
Bringt also gerne die Menschen mit, die Interesse haben, uns in diesem ambitionierten Projekt zu unterstützen.

Beste Grüße!
Eva

One Million Stepsim Ulmer Stadthaus.
Freitag, 22. November 2013, 19.30 Uhr
Hier stimmen die Anfangszeiten nicht überein. Bitte in der SWP nachschauen!

Die website des Filmprojektes

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=yWwNFzhGFwA]

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=dml-ENAiRus]