
Heute haben
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Urs Jaeggi * 1931
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Rafik Schami * 1946
Tessa Korber * 1966
Geburtstag
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Emmy Hennings
Traum
Ich bin so vielfach in den Nächten.
Ich steige aus den dunklen Schächten.
Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein.
So selbstverloren in dem Grunde,
Nachtwache ich, bin Traumesrunde
Und Wunder aus dem Heiligenschrein.
Und öffnen sich mir alle Pforten,
Bin ich nicht da, bin ich nicht dorten?
Bin ich entstiegen einem Märchenbuch?
Vielleicht geht ein Gedicht in ferne Weiten.
Vielleicht verwehen meine Vielfachheiten
Ein einsam flatternd, blasses Fahnentuch…
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Daniela Krien: „Der Brand„
Diogenes Verlag € 14,00
Daniela Krien versteht es mit ihrer knappen Sprache viel auszudrücken. Sie sagte in einem Interview in der NZZ, dass sie so viel rausstreicht, dass in dem Wenigen was übrigbleibt, alles noch drinsteckt. Bei ihr klappt das. Und wie.
Wieder erzählt sie über die Liebe, über Paarbeziehungen, über das Verhältnis zu den jungen, erwachsenen Kindern, über ein Leben mit einem Partner nach 30 Jahren. Das ist nicht einfach für Rahel, die mit ihrer Psychotherapiepraxis extrem gefordert wird. Ihr Mann Peter, hat sich zurückgezogen, bekam schwere Probleme an seiner Universität, da er mit einer Studentin angeeckt ist und sich der Zwischenfall überregional hochschaukelt hat. Ihre Tochter fordert und fordert und der Sohn steckt seine ganze Energie in die Ausbildung als Gebirgsjäger. So ist das Angebot von alten Freunden, deren Haus in der Uckermark für drei Wochen zu hüten, bestens geeignet, etwas Ruhe und Ordnung in die Beziehungen zu bringen. Aber auch gerade dort entdeckt Rahel Neues aus ihrem Leben, was sie nicht vermutet hätte.
Daniele Krien versteht es meisterlich Gefühlswelten und Befindlichkeiten aufzuschreiben. Nebenbei, ganz beiläufig, Klima-Politisches einfließenzulassen, so wie wir es aus unserem Alltag kennen, und zu einem starken Roman zu komponieren.
Im NNZ Interview erklärt sich Vieles, was sie privat empfindet und dann im Buch auftaucht. So zum Beispiel, dass sie nach einer Äusserung von ihr in die Nähe der AfD gerückt wird, obwohl das überhaupt nicht in ihrem Sinn ist und auch der Link dort ins Leere läuft. Aber gerade diese heimlichen Tretminen in unserem Alltag sind es, die Rahel in dem Roman zu schaffen machen.
Lesen Sie das Buch, das sommerlich leicht daherkommt und im Nachklapp viel im Kopf bewegt.
Hier geht es zur Leseprobe.
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