Freitag, 23.Juni


Heute haben
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Urs Jaeggi * 1931
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Rafik Schami * 1946
Tessa Korber * 1966
Geburtstag
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Emmy Hennings
Traum

Ich bin so vielfach in den Nächten.
Ich steige aus den dunklen Schächten.
Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein.

So selbstverloren in dem Grunde,
Nachtwache ich, bin Traumesrunde
Und Wunder aus dem Heiligenschrein.

Und öffnen sich mir alle Pforten,
Bin ich nicht da, bin ich nicht dorten?
Bin ich entstiegen einem Märchenbuch?

Vielleicht geht ein Gedicht in ferne Weiten.
Vielleicht verwehen meine Vielfachheiten
Ein einsam flatternd, blasses Fahnentuch…
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Daniela Krien: „Der Brand
Diogenes Verlag € 14,00

Daniela Krien versteht es mit ihrer knappen Sprache viel auszudrücken. Sie sagte in einem Interview in der NZZ, dass sie so viel rausstreicht, dass in dem Wenigen was übrigbleibt, alles noch drinsteckt. Bei ihr klappt das. Und wie.
Wieder erzählt sie über die Liebe, über Paarbeziehungen, über das Verhältnis zu den jungen, erwachsenen Kindern, über ein Leben mit einem Partner nach 30 Jahren. Das ist nicht einfach für Rahel, die mit ihrer Psychotherapiepraxis extrem gefordert wird. Ihr Mann Peter, hat sich zurückgezogen, bekam schwere Probleme an seiner Universität, da er mit einer Studentin angeeckt ist und sich der Zwischenfall überregional hochschaukelt hat. Ihre Tochter fordert und fordert und der Sohn steckt seine ganze Energie in die Ausbildung als Gebirgsjäger. So ist das Angebot von alten Freunden, deren Haus in der Uckermark für drei Wochen zu hüten, bestens geeignet, etwas Ruhe und Ordnung in die Beziehungen zu bringen. Aber auch gerade dort entdeckt Rahel Neues aus ihrem Leben, was sie nicht vermutet hätte.
Daniele Krien versteht es meisterlich Gefühlswelten und Befindlichkeiten aufzuschreiben. Nebenbei, ganz beiläufig, Klima-Politisches einfließenzulassen, so wie wir es aus unserem Alltag kennen, und zu einem starken Roman zu komponieren.
Im NNZ Interview erklärt sich Vieles, was sie privat empfindet und dann im Buch auftaucht. So zum Beispiel, dass sie nach einer Äusserung von ihr in die Nähe der AfD gerückt wird, obwohl das überhaupt nicht in ihrem Sinn ist und auch der Link dort ins Leere läuft. Aber gerade diese heimlichen Tretminen in unserem Alltag sind es, die Rahel in dem Roman zu schaffen machen.
Lesen Sie das Buch, das sommerlich leicht daherkommt und im Nachklapp viel im Kopf bewegt.

Hier geht es zur Leseprobe.

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Sonntag

Heute haben
Anna Achmatowa (* 1889)
Wolfgang Koeppen (* 1906)
Jean Anouilh (*1910)
Urs Jaeggi (* 1931)
Geburtstag
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Michael Haneke hat Mozarts: „Così fan tutte“ in Madrid inszeniert inszeniert und am Freitag lief die Aufführung auf arte. Dort können Sie alle Sendungen eine Woche lang nochmals über’s Netz anschauen und in diesem Fall meine ich, müssen Sie das machen. Ich bin überwältigt von der Schönheit der Bilder und der Klarheit der Situationen. Bis hin zum sehr realistischen Ende.

Auschnitt zum Anschauen, bzw. die ganze Oper:
http://www.arte.tv/guide/de/048633-000/cosi-fan-tutte#details-videos

Zum Schluss singen dann alle fünf:

Glücklich der Mensch,
der alles von der richtigen Seite nimmt
und sich in guten wie in schlimmen Tagen
von der Vernunft leiten läßt.
Was andere stets weinen läßt,
sei für ihn ein Grund zum Lachen,
und mitten in den Stürmen der Welt
wird er holden Frieden finden.

Das gab es arte (im Netz) auch noch zum Anschauen:

Eine Sezierung in Bildern

Samstag

Heute haben
Roda Roda * 1872
Samuel Beckett * 1906
Stephan Hermlin * 1915
G.Le Clézio * 1940
Geburtstag
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CIMG9172

Rasmus Prcic oder Ismet Vogel
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Achmatowa

Anna Achmatowa:Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne
Liebesgedichte
Mit farbigen Illustrationen von Jutta Bauer
Aus dem Russischen von Alexander Nitzberg
Ausgewählt von Olaf Irlenkäuser
Insel-Bücherei € 15,00

„Ich kenne überhaupt kein Land, in dem man Gedichte mehr lieben würde als in unserem und wo man sie mehr brauchen würde als bei uns.“, sagt Anna Achmatowa über ihr Heimatland Russland.
Im Gegensatz zu ihrer „Verwandten im Geiste“ Marina Zwetajewa mit ihrer emotionalen und feurigen Lyrik, herrscht bei Achmatowa Wehmut, Trauer und Nostalgie. Liebe, Trennung, Eifersucht und das alles in einem Ton, der noch die kleinste Kleinigkeit in den Vordergrund stellen kann.
Jetzt gibt es diese Gedichte in einem großformatigen Ausgabe der Insel-Bücherei mit den sehr passenden, einfachen Zeichnungen von Jutta Bauer. Gleichzeitig gibt es diese Gedichte auch als kleines schmales Taschenbuch für € 7,00, in der gleicher Übersetzung von Alexander Nitzberg.

In der 23 Seiten umfassenden Leseprobe können Sie sich selbst ein Bild von den Gedichten und den Illustrationen machen. Da brauchen Sie meine erläuternden Worte doch gar nicht mehr.
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Und wenn ich schon den Übersetzer Alexander Nitzberg erwähnt habe, soll sein letzter Lyrikband auch noch vorgestellt werden.

Nitzberg

Alexander Nitzberg: „Farbenklavier
Suhrkamp Verlag € 17,95

Auch bei Nitzberg ist es die Leichtigkeit und ihr musikalischer Klang, der das Besondere der Gedichte ausmacht.

Und wieder gibt es hier eine 21 Seiten dicke Vorschau zum reinschnuppern.

Mehr Infos gibt es auch noch auf der Website des Autors, der ja auch die hochgelobte Neuausgabe vonMeister und Margaritaübersetzt hat.
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Neues aus der New Yorker U-Bahn:

“De gevangene van de hemel,” by Carlos Ruiz Zafón

„De gevangene van de hemel“ von Carlos Ruiz Zafón