Dienstag, 12.Mai

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Heute haben
Werner Bräuning * 1934
und Eva Demski * 1944
Geburtstag
und Helene Weigel, Katherine Hepburn, Joseph Beuys.
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Thomas Dietrich
Der Single

Ach, das Spüren fremder Haut,
wohlig ist es mir vertraut
beim Umarmen, Wangenkuss,
Händeschütteln – ein Genuss!

Alles das ist uns Kultur,
zollt Respekt, und das nicht nur.
Denn so manchmal ohnehin
steckt ein Hauch Erotik drin.

Doch seit Wochen, nämlich acht,
bin darum ich ganz gebracht.
Denn’s Berühren mit den Pfoten
der Figüren ist verboten.

Ich bin Single, leb‘ alleine.
Und darob ich auch nicht weine.
Denn es waren wunderbare,
diese vielen schönen Jahre.

Doch in dieser neuen Zeit
spüre manchmal ich nun Neid
auf Familien und auf Paare,
die zusammen ich gewahre,

die sich fassen, lassen, küssen,
ohne Angst haben zu müssen.
Mir bleibt dann die Flucht zum Buch,
wo der Haptik meist genuch …
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9783407754752

Hans-Christian Schmidt / Ill.: Andres Német:
„Hunger! Käpt’n Piet hat Appetit“
Beltz&Gelberg Verlag € 13,95
Kleinformatiges Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren

Käpt’n Piet hat richtig großen Hunger! Der kleinen Schiffsmaus und dem einäugigen Papagei geht es genauso. Sie haben ein Loch im Bauch. Also nix wie rein in die Kombüse und schauen, was es alles gibt. Zuerst kommt das Brot aufs Brett. Dann etwas Fett und Gaudakäse. Aber was reimt sich auf Käse? Ja klar Majonaise. Danach Schinckenspeck und äh? Ein Ketchupfleck. Es folgenZuckermais und Himbeereis. Das Brot wird immer dicker und höher, weil auch noch Chicorée und Beuteltee draufkommen. Nach den Pastinaken kommt was vom Angelhaken. Nämlich ein Tiefseekraken und ein Wal und ein Zitteral. Aber das ist längst nicht alles. Als das belegte Brot dann meterhoch ist kommen noch Pfeffer und Gewürze drauf. Fertig!
Danach liegt Käpt’n Piet pappsatt und zufrieden in seiner Hängematte.

Aaaah, was für ein Spaß. Ein wahrer Leseschmaus für Alle!

Leseprobe

Dienstag, 12.Juli

Heute haben
Henry David Thoreau * 1817
Stefan George * 1868
Raoul Hausmann * 1886
Bruno Schulz * 1892
Günther Anders * 1902
Pablo Neruda * 1904
Adam Johnson * 1967
Johanna Moosdorf * 1971
Geburtstag
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Unser heutiger Buchtipp beschäftigt sich mit einem sehr elementaren Problem.
Welche Frisur passt zu mir und meinem Kopf.Was für eine Haarfarbe hätte ich gerne und wann habe ich ich den nächsten Termin beim Frisör?
Löwen tauchen immer wieder und schon seit Jahrzehnten in Bilderbüchern auf, aber ich denke, dass noch keiner beim Haarschneiden war.

9783407820808

Britta Teckentrup:Herr Löwe beim Frisör
Übersetzt aus dem Französischen von Susanne Härtel
Beltz & Gelberg Verlag € 12,95
Bilderbuch mit dicken Seiten für Kinder ab 3.

So ein gutmütiger Löwe. Zum Knuddeln. Sitzt einfach nur mit verstuppelter Mähne da und schaut uns mit seinen großen Augen etwas schräg an. Sein Freund, der Affe, macht ihn darauf aufmerksam, dass er doch ganz zerzaust sei und er dringend zum Frisör müsse. Daraufhin möchte unser Löwe fliehen. Nein, bloß da nicht hin. Haarewaschen kämmen, frisieren und so. Das ist nix für unseren König der Tiere mit seiner wilden Mähne. Aber der schelmische Affe bringt ihn dazu, dass der Löwe sich die Haare waschen und föhnen lässt. Danach noch ein paar Lockenwickler in die Haare und los geht der Bilderbuchspaß.
Das Gesicht des Löwen ist immer ausgestanzt. Nur die Frisuren und die Körperhaltung ändern sich und es ist zum Brüllen komisch, wie komisch sich das gute Tier mit Schwänzchen, Haarband, Zöpfen und blondiert vorkommt. Der kleine Affe hat den größten Spaß dabei und kringelt sich am Boden, während der große Freund immer noch staunt, ob der Veränderung, die bei ihm vor sich geht.
Zum Schluß hat er wieder seine Löwenmähne. Er soll sich aber nicht mehr bewegen, sonst wird die Frisur wieder strubbelig. Ob das gelingt, wage ich zu bezweifeln, denn wenn der gutmutige Löwe wieder etwas im Gebüsch rascheln hört, springt er sicherlich voller Freude mitten rein in das Geäst.

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Werner Färbers Ungereimtheit der Woche:
(K)ein Pferd in der Küche

Während ich kochend steh‘ am Herd,
spricht mich jemand von hinten an.
Ich dreh‘ mich um und seh ein Pferd,
und weiß, dass das nicht stimmen kann.
Ich schüttle irritiert den Kopf
ob des Pferds in meiner Küche.
Dann rühre ich erneut im Topf
und inhaliere Wohlgerüche.

Mittwoch, 24.Februar

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Gestern abend im Osten

Heute haben
Erich Loest * 1926
Ferit Edgü * 1936
Keto von Waberer * 1942
Leon de Winter * 1954
Geburtstag
und es ist der Todestag von Uwe Johnson.

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Heute morgen im Westen

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Unser heutiger Buchtipp:

9783407821133

Christian Duda: „Bonbon
Super illustriert von Julia Friese
Beltz&Gelberg Verlag € 12,95
Bilderbuch ab 3

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Schlafenszeit!
Nach dem Sandmännchen darf man kein Bonbon mehr essen. Aber die Lust darauf lässt das Mädchen nicht mehr los. Und vielleicht friert das Bonbon, das vor ihren Füßen liegt, ja? Im Mund wäre es schön warm. Also rein damit. Halt! Vielleicht sind auch Monster hinter dem Bonbon her? Monster lieben Bonbon.Schleck und Schluss! Auf nimmerwiederlutschen … Und ich? Ich bin bonbonlos! Und ganz alleinsam! Also doch in den Mund. Prima Versteck. Oder ist das Bonbon eine Falle, eine Prüfung? Wer steckt dahinter? Also doch erst morgen. Jetzt erst mal Zähneputzen. Aber danach doch vielleicht?

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Die Gedanken des kleinen Mädchens werden immer verzwickter und genau so hat sie die Illustratorin Julia Friese umgesetzt. Selten ein Buch so oft im Kreis gedreht, bis ich den Text, der in Spiralen geschrieben ist, gelesen habe. Es beginnt ganz harmlos mit dem Mädchen und dem Bonbon auf dem Boden und steigert sich dann in ein riesiges Durcheinander mit  großen Zähnen, Schlangen, Monstern, fliegenden Bonbons.
Und neben dem Mädchen immer ein kleines Schaf (das Schnuffeltier), das alles genau beobachtet.
Der Text von Christian Duda ist ja schon grossartig, die Illustrationen machen das Buch zu einem Knaller. Da macht Vorlesen mal so richtig Spaß.
Achtung Sie werden ne kleine Süßigkeit in der Tasche haben müssen. Nicht für Sie, sondern für den kleinen Mund, der Ihnen gegenüber sitzt und immer größer wird.

Leseprobe

Homepage von Julia Friese

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Montag

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Heute haben
Jacob Grimm * 1785
Hellmuth Karasek *1934
Gao Xingjian * 1940 (Nobelpreis 2000)
und Louis Braille * 1804 (Erfinder der Blindenschrift)
Geburtstag.
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Wir beginnen das Jahr mit einem Fest.

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Jutta Bauer:Limonade
Bilderbuch im kleineren Format € 12,90

Auch Anfang Januar gibt es schon die ersten Geburtstage. (Ach übrigens: Herzlichen Geburtstag, liebe Miriam). Im Bilderbuch Limonade ist jedoch Sommer und es liegt kein Schnee auf der Terrasse. Das Mädchen steht barfuß in der Türe und ruft: „Kommt alle, es gibt Limonade!“. Sie hat nämlich heute ihren Festtag. Und alle kommen. Die Sonne, Mutter, ein Brombeerbusch, Dachs, Dackel und das Gundi. Geschenke gibt es natürlich auch. Die Sonne bringt Gold, Mutter Socken, der Brombeerbusch Brombeeren (von ganz hinten, wo man nie rankommt). Dachs eine gelbe Möhre, Dackel einen wunderschönen plattgefahrenen Frosch und das Gundi nix. Und während alle an der Limonade suckeln, klopft es wieder und der Tod steht an der Türe.
Alle erschrecken und das Mädchen fragt, was er denn hier wolle? Etwas kleinlaut antwortet der Tod: „Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren.“ Also rein mit ihm. Er bekommt vom Mädchen Limonade und schenkt ihr eine kleine, tickende Uhr.
Danach wird „Verstecken Verkehrt“ gespielt. Allerdings ohne Brombeerbusch, weil er so pikst. Gegen Abend musste die Sonne gehen, aber das Fest geht weiter. Der Tod tanzt und mit Mutter und hat seinen Spaß dabei. Bis alle Limonade getrunken ist und das Mädchen zum Tod sagt: „Hau ab“. Nachdem ihre Gäste gegangen sind, schaut noch der helle Mond vorbei und bringt eine Schale Milch.
Ein toller Geburtstag, so findet das Mädchen.

Dem möchte ich mich gerne anschließen. Jutta Bauer hat es wieder geschafft, eine lockere, witzige Geschichte mit etwas Besonderem zu unterfüttern. Für uns Erwachsene ist klar, dass auch in den schönsten Momenten des Lebens die Endlichkeit desselben sichtbar wird. Gerade an Geburtstagen wird dies deutlich.
Und warum aber ein Bilderbuch für Kinder mit diesem Thema? Warum nicht? Gerade deshalb! Kinder gehen sicherlich mit dem Tod ganz anders und unbekümmerter um, als wir vernünftigen, vom Leben geprängten Erziehungsberechtigkeiten.
Genießen wir das Bilderbuch, die Limonade, jeden Geburtstag, der kommt und freuen uns an den Momenten, die da sind. Der Rest ergibt sich sowieso.

Jutta Bauer über Geburtstage, Limonade und das Gundi
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Werner Färbers Ungereimtheit der Woche

Schauspielers(Un)glück

Endlich bekam er eine tolle
und großartige Nebenrolle.
Geschmälert wurd‘ jedoch sein Glück:
Es war ein Einpersonenstück!

Ein Scheuervogel

„Was ist los?“, fragt der Gemahl,
weil seine Frau mit einem Mal
den Finger an die Lippen legt
und sich so gut wie nicht mehr regt.

„Vor dem Fenster auf dem Ast
macht ein scheuer Vogel Rast“,
flüstert sie leise, kaum zu hören,
um das Tierchen nicht zu stören.

Der Gatte glaubt in seinem Garten
zu kennen alle Vogelarten.
Weshalb er eifrig widerspricht:
„Scheuervogel? Gibt’s doch nicht!“

„Wenn du es nicht glaubst, dann schau“,
entgegnet darauf seine Frau.

Doch das Vöglein ist schon fort
und scheut an einem andern Ort.