Mittwoch

Heute haben
Peter Hille * 1854
O’Henry * 1862
D.H.Lawrence * 1885
Geburtstag
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Peter Hille
Hymnus an die Dummheit

Dummheit, erhabene Göttin,
Unsere Patronin,
Die du auf goldenem Throne,
Auf niedriger Stirne die blitzende Krone,
Stumpfsinnig erhabenes Lächeln
Auf breitem, nichtssagendem Antlitz –
Königlich sitzest:
Siehe herab mit der Milde Miene
Auf deine treuen, dir nach-
Dummenden Kinder,
Verjage aus dem Land
Die Dichter und Künstler und Denker,
Unsere Verächter,
Vernichte die Bücher – Traumbuch und Rechenknecht,
Briefsteller und Lacherbsen verschonend,
Und wir bringen ein Eselchen dir,
Dein Lieblingstier,
Dein mildes, sanftes, ohrenaufsteigendes Lieblingstier.
Eine goldene Krippe dafür
Und ein purpurnes Laken von Disteln.
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Jastrams Kinderbuchexpertin Anja empfiehlt heute:

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Jostein Gaarder: „2084 – Noras Welt
Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Jugendbuch ab 12
Hanser Verlag € 14,90
als eBook € 11,99
Als ungekürzte Lesung auf 1 MP3-CD € 14,99
Der Hörverlag
Gelesen von Rosalie Thomass

„Die Schlittenfahrt
Solange Nora denken konnte, waren die Familien aus dem Dorf zu Silvester mit dem Schlitten zu den Almhütten hinaufgefahren. Zur Feier des neuen Jahres striegelte und schmückte man die Pferde, und an den Schlitten wurden in der Dunkelheit Schellen und brennende Fackeln befestigt. In manchen Jahren fuhr eine Schneewalze voraus, damit die Pferde nicht im losen Schnee auf der Stelle traten, aber hinauf in die Berge ging es am Silvesterabend immer, und nicht auf Skiern oder mit dem Schneemobil, sondern mit Pferd und Schlitten. Die Weihnachtszeit hatte auch so ihren Zauber, aber die Schlittenfahrt zur Hütte in den Bergen war erst das wahre Wintermärchen.
Zu Silvester war alles anders. …“ So beginnt der Roman.

Nora, 15 in ein paar Tagen 16 Jahre, macht sich viele Gedanken um die Umwelt. Dieses Thema beschäftigt Sie so sehr, dass sie sogar Nachts davon träumt. Ihre Träume spielen immer im Jahr 2084, wo alles gar nicht mehr so bunt und artenreich aussieht wie jetzt. Im Gegenteil. Viel Wüste, viele Flüchtlinge ziehen mit Ihren Kamelen umher und Autos gibt es schon lange nicht mehr. Im Traum ist Sie Urgroßmutter einer Enkelin namens Nova. Alles Zufall? Daran glaubt Nora eigentlich nicht. Und der Diamantring, den Sie seit wenigen Tagen am Finger trägt, ist auch nicht ganz unbeudeutend für die ganzen irritierenden Träume….
Sie muss im Hier und Jetzt etwas gegen die Erderwärmung unternehmen, mit Ihrem Freund Jonas zusammen entwickelt Sie einen „Notfall- Plan“, hoffentlich ist es noch nicht zu spät….
Jostein Gaarder ist ein starkes Buch zu einem wichtigen Thema gelungen. Er hat viele Infos in seine Geschichte mit eingeflochten, wenn man das Buch zuklappt, wirkt es noch lange nach.
Ganz tolles Buch!

Leseprobe
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Heute bekommen Sie den letzten Lesehappen aus
Stefan Plögers: „Der Klang der Hingabe“.

VII
Die beiden zögerten. Sie waren sich ihrer Sache nicht sicher. Das sagten sie ihm. Sie hatten heute ja erst angefangen. Aber irgendwie passte es auch, Ari daran teilhaben zu lassen. Warum sollte er in diese Zwiesprache nicht eingeschlossen sein? Zögernd standen sie auf. Claus setzte sich an den Flügel, Jan nahm seine Geige. Sie begannen mit dem ersten Satz. Sie ließen sich Zeit dabei und spielten einige Passagen mit Bedacht aus. Trotzdem spürten beide, dass die Musik nicht wirklich ankam. Sie zerfloss ihnen unter den Fingern. Als ob sie etwas suchen würden, das sie auf Abstand hielt. Ihre Unsicherheit wuchs. Sie brachen den Satz ab, ohne ihn zu beenden. Sie waren selbst überrascht. Warum konnten sie nicht überzeugender sein? Sie schauten auf Ari, ohne sich wirklich eine Antwort von ihm zu erwarten. Er wollte nicht die Rolle des Kritikers übernehmen. Dazu fühlte er sich nicht berufen. Musik zählte für ihn, wenn sie fähig war, Herzen zu berühren. Jetzt wollte er den anderen beiden beispringen, aber auch beitragen, dass sie in ihren Versuchen weiterkämen.
„Ich ahne etwas von dem, was ihr mit der Musik meint. Ihr seid ja am Anfang. Bitte, dafür…Aber, was ist es, was fehlt? Es ist wie hinter einem Vorhang gespielt. Als ob alles von Nebel umgeben ist. Ich kann es nicht besser sagen.“
Claus wusste, dass für Ari klassische Musik nicht im Mittelpunkt seines musikalischen Interesses stand. Aber er hatte irgendwie recht. Claus merkte selbst, wie er gebremst war, sich der Musik wirklich zu überlassen. Hatte Ari etwas dazu zu sagen? Claus wollte seine Meinung hören. Vielleicht war das ja ein Vorteil, dass Ari einen ganz anderen musikalischen Hintergrund hatte.
„Du kannst uns da vielleicht helfen. Sag, was ist dir aufgefallen?“
„Na ja: Wenn ich mit meinen Leuten Musik mache, dann machen wir Musik mit dem ganzen Körper. Bei euch sehe ich die Bewegung der Hände. Aber ich habe nicht gesehen, dass eure Körper vibrieren.“
Ari erzählte ihnen davon, dass jemand, der seine Musik spielt, sich ihr mit Haut und Haaren überlassen müsse. Es war eine Musik, die mit Körper und Seele gespielt wurde. Es gab keine Distanz zu ihr. Seine Musikanten waren keine Interpreten. Sie waren die Musik selbst.
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Ab morgen gibt es Ausschnitte aus Jagoda Marinics Roman: „Restaurant Dalmatia„, das gestern in den Laden kam und aus dem sie am Donnerstag, den 26.9. um 19 Uhr bei uns im Buchladen lesen wird.
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Auf unserem Fotoblog sehen Sie heute eine Geldbörse, hergestellt aus einer Musikkassette.
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