Samstag

Heute haben
Annette von Droste-Hülshoff * 1797
Alexei Nikolajewitsch Tostoi * 1883
Axel Eggebrecht * 1899
Ingeborg Drewitz * 1923
Yasmina Khadra * 1949
Geburtstag

Annette von Droste-Hülshoff
Am Weiher
Ein milder Wintertag

An jenes Waldes Enden,
Wo still der Weiher liegt
Und längs den Fichtenwänden
Sich lind Gemurmel wiegt;

Wo in der Sonnenhelle,
So matt und kalt sie ist,
Doch immerfort die Welle
Das Ufer flimmernd küßt:

Da weiß ich, schön zum Malen,
Noch eine schmale Schlucht,
Wo all die kleinen Strahlen
Sich fangen in der Bucht;

Ein trocken, windstill Eckchen,
Und so an Grüne reich,
Daß auf dem ganzen Fleckchen
Mich kränkt kein dürrer Zweig.

Will ich den Mantel dichte
Nun legen übers Moos,
Mich lehnen an die Fichte,
Und dann auf meinen Schoß

Gezweig’ und Kräuter breiten,
So gut ich’s finden mag:
Wer will mir’s übel deuten,
Spiel ich den Sommertag?

Will nicht die Grille hallen,
So säuselt doch das Ried;
Sind stumm die Nachtigallen,
So sing’ ich selbst ein Lied.

Und hat Natur zum Feste
Nur wenig dargebracht:
Die Lust ist stets die beste,
Die man sich selber macht.

Und passend zum Sturm, der über uns hinwegbläst:

Am Turme

Ich steh‘ auf hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und lass‘ gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare;
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!

Und drunten seh‘ ich am Strand, so frisch
Wie spielende Doggen, die Wellen
Sich tummeln rings mit Geklaff und Gezisch,
Und glänzende Flocken schnellen.
O, springen möcht‘ ich hinein alsbald,
Recht in die tobende Meute,
Und jagen durch den korallenen Wald
Das Walroß, die lustige Beute!

Und drüben seh ich ein Wimpel wehn
So keck wie eine Standarte,
Seh auf und nieder den Kiel sich drehn
Von meiner luftigen Warte;
O, sitzen möcht‘ ich im kämpfenden Schiff,
Das Steuerruder ergreifen,
Und zischend über das brandende Riff
Wie eine Seemöve streifen.

Wär‘ ich ein Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär‘ ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!
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brahms

Johannes Brahms: „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?“
Brahms: Choral Works
Cappella Amsterdam unter der Leitung von Daniel Reuss

Inhalt:
Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen op. 74 Nr. 1; Intermezzo op. 119 Nr. 1; 5 Gesänge op. 104; Schicksalslied op. 54; 3 Motetten op. 110; 3 Quartette; Fest- und Gedenksprüche op. 109

Diese Musik passt vielleicht zu diesem stürmischen Wetter und diesen unberechenbaren Zeiten. Darauf gestossen bin ich auf eine Besprechung in der Lokalpresse und den darauffolgenden Anfragen unserer Kunden. Brahms „Deutschen Requiem“ ist vielen von uns bekannt und auch seine anderen kammermusikalischen Werke. Diese Motetten und Chormusik kam mir bisher noch nicht unter. Nun bin ich überhaupt kein Fachmann in klassicher Musik und schon gar nicht in Chormusik, das, was ich aber auf dieser CD zu hören bekam, hat mich stark berührt. Irgendwie scheint Brahms hier all seine Erfahrung eingebaut zu haben und es ist wie eine musikalischer Spaziergang von der Renaissance bis ins 19.Jahrhundert. Nun ist Weihnachten vorbei und das Auflegen von besinnlicher Musik schon wieder in weite Ferne gerückt. Wenn Sie sich jedoch etwas Gutes tun wollen und aus dem Alltag entfliehen, dann legen Sie sich diese CD auf und genießen die musiklaische Meisterleistung.

Hier die drei Fragen an den Dirigenten Daniel Reuss, die in der Ulmer Südwestpress veröffentlicht worden sind:

Herr Reuss, was gab den Ausschlag für die Auswahl der zu hörenden Stücke?

Auf der CD sollten wirklich nur die allerbesten Stücke versammelt sein, die Brahms für Chor geschrieben hat. Die Betonung lag dabei auf seinem Spätwerk. Ich habe versucht, die Werke so anzuordnen, dass hoffentlich ein durchgängiger Spannungsbogen zu hören ist.

Was hat es mit der Klavierbearbeitung des Schicksalsliedes auf sich?

Diese Bearbeitung des Werks hat der Komponist Karsten Gundermann vor rund zehn Jahren vorgenommen. Sie orientiert sich an Brahms‘ eigener Bearbeitung des Deutschen Requiems für Klavier zu vier Händen. Das kammermusikalische Element, das bei Johannes Brahms ja immer präsent ist, kommt darin, wie ich finde, hervorragend zum Ausdruck.

Welche Bedingungen stellen Sie an den Chor und die Akustik?

Wir haben vor der Aufnahme eine Tour mit sechs Konzerten gemacht und die CD dann anschließend in einer sehr schön klingenden, nicht zu großen Kirche in Amsterdam eingespielt – mit genügend Zeit für alle Stücke. Mein akustisches Ideal ist der geschlossene Chorklang, bei dem man einfach alle Stimmen hören kann, also nicht zu sopranlastig, was ja doch bei Brahms recht schnell passieren kann, sondern mit Betonung auf Harmonie und Transparenz.

Auf der Seite von jpc, unserem CD-Grosshändler, können sie in die einzelnen Stücke hineinhören.

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