Samstag

Heute haben
Ludwig Uhland * 1787
Arno Holz * 1863
Carl Einstein * 1885
Ludwig Wittgenstein * 1889
Bernard Malamud * 1914
Geburtstag
______________________

Ludwig Uhland
Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
___________________

Bille

S.Corinna Bille: „Theoda
Rotpunktverlag € 19,90

S.Corinne Bille lebte von 1912-1979 in der Schweiz. Sie gilt als die bedeutendste Schriftstellerin der Westschweiz. Sie lebte in Paris und Zürich hat sich später einem naturverbundenen Leben im Wallis verschrieben. Sie schrieb Romane, Novellen, Gedichte und Theaterstücke, erhielt 1974 den Schillerpreis und 1975 den Prix Goncourt. „Theoda“ war ihr Romandebüt, erschien 1944 und entwickelte sich zu einem Bestseller.
„Es ist möglich, dass „Theoda“ mein wichtigstes Buch bleibt. Als ich es schrieb, war sozusagen der ganze Fundus meiner Kindheit in mir, meine Jugend, alles.“, sagte die Autorin.
Mit einer Hochzeit steigt Corinna Bille in ihren Roman ein, der in einem Walliser Bergdorf namens Terroua spielt. Der ältere Bruder der kleinen Ich-Erzählerin Marceline heiratet jedoch eine „Fremde“ aus einem anderen Dorf. Und diese Fremde wird Theoda auch bleiben. Sie kleidet sich anders (als ob sie immer auf ein Fest ginge), sie beteiligt sich nicht an der Arbeit im Haus und sieht auch noch sehr gut aus. Dies alles zusammen ist nicht gerade förderlich, um in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Eltern nehmen die Entscheidung des Sohnes hin, zumal der Erstgeborene spurlos verschwunden ist und sich erst Monate später mit Briefen aus der Fremdenlegion meldet und aus Afrika und Asien berichtet. Corinna Bille beschreibt so eindringlich vom Jahreslauf in diesem Bauerndorf, von der Arbeit, den Tieren, über Wechsel in der Natur und den Jahresfesten, die der Gemeinschaft Halt geben.  Ein Fronleichnamsfest wird so plastisch geschildert, dass es schon fast filmisch wirkt . Marceline entdeckt eines Tages im Wald Theoda mit einem anderen Mann. Geschockt, über das, was sie dort sieht, über diesen Sündenfall, weiss sie kaum damit umzugehen. Sie möchte es gerne weitererzählen, traut sich aber nicht, da sie die Folgen in etwa abschätzen kann. Allerdings zerbricht sie fast an ihrem Wissen. Mehrere Versuche, mit ihrem Bruder ins Gespräch zu kommen scheitern und als sie dann doch eine Andeutung loswerden kann, kommt es zum großen Krach, ohne dass klar wird, was der Bruder weiß, oder nicht wahrhaben will. Im Dorf kocht mittlerweile die Gerüchteküche hoch. Namen werden in den Schnee geschrieben und Streit wird angezettelt. Als dann der Ehemann verschwunden ist, nimmt das Drama seinen Lauf. Corinna Bille erzählt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte (vielmehr die beschreibt sie gar nicht, sondern das Tuscheln drumherum) bis zum bitteren Ende und verwebt dies mit dem bäuerlichen Leben und dem Heranwachsen der Ich-Erzählerin und dem Ende der Kindheit. Dies alles in einem unglaublich intensiven, poetischen Ton, der wohl sehr gut in der Neuübersetzung aus dem Französischen von Gabriela Zehnder getroffen worden ist. Die Übersetzerin ist heute ab 16 Uhr zum Gespräch bei Radio Rottu Oberwallis. Wer’s reinbekommt!?

Schauen sie in die Leseprobe.

Deutschlandradiokultur berichtete auch darüber.