Samstag

Heute haben
Charles Swinburne * 1837
Hugo Claus * 1929
Bora Cosic * 1932
Werner J.Egli * 1943
und Herbert von Karajan * 1908
Geburtstag, der sein erstes Engagement in Ulm hatte.
Und ich habe lange gepennt, da ich heute frei habe.
Deshalb kommt der Eintrag reichlich spät.
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Ein herrlich schräges, aber auch politisches Buch aus Polen:

Bart

Andrzej Bart: „Knochenpalast
Aus dem Polnischen von Albrecht Lempp
Schöffling Verlag € 18,95

Der Verlag bezeichnet das schmale Buch auf dem Umschlag mit Novelle. Das trifft sicherlich auch zu. Gleichzeitig hat der Autor auch das Drehbuch für die Verfilmung seines Buches verfasst. Da der Text so filmisch geschrieben ist, weiss ich nun gar nicht, ob nicht zuerst der Film und dann das Buch gemacht wurde, oder doch andersrum. Diese Verfilmung spürt man an vielen Stellen, in denen die Szenen so plastisch beschrieben sind, dass es fast wie Kino ist.
Es geht in der Geschichte um die 29jährige Lyrik-Lektorin (!) Sabina, die mit Mutter und herrschenden Oma in Warschau der 50er Jahre lebt. Ein Stock höher wohnt der versoffene Künstlerbruder, der sich mit Gemälden von Traktoristinnen und roten Fahnen über Wasser hält. Es ist noch die Zeit von Stalin und allem, was damit zusammenhängt.
Unsere schüchterne Sabine muss sich diversen Männern erwehren, die ihre Mutter ihr als mögliche Ehepartner herausgesucht hat. Aber es ist keiner dabei, der ihr passend wäre.
Ein anderes Problem versucht unsere Sabina auch zu lösen.Sie verschluckt täglich eine amerikanische Goldmünze, die sie nach dem Ausscheiden fein säuberlich putzt und wieder schluckt. Der Grund: Die Regierung bestraft jegliche Art von Devisen.
Dieser Haushalt mit den drei Frauen ist von Aussen betrachtet eine unscheinbare Sache, aber innendrin brodelt es ordentlich. Alles könnte so weitergehe, stünde nicht eines Tages der schöne Bronislaw für der Tür. Nun ist es um die gute Sabina geschehen. Diese innige Liebe schlägt aber ins Gegenteil um, als die Damen erfahren, dass der charmante Liebhaber ein Spitzel der Regierung ist. Es muss gehandelt werden.
Zum Schluss löst sich dann auch die Bedeutung des Titels auf. ….
Parallel dazu sind wir in der Gegenwart und die alte Sabine, die mittlerweile Professorin ist, wartet am Flughafen auf ihren erwachsenen Sohn. Von wem wohl der Sohn ist?
Andrzej Bart erzählt in diesem schmalen Bändchen einen rabenschwarze Liebesgeschichte, oder hat es doch etwas von „Arsen und Spitzenhäubchen“.
Der Film ist in schwarzweiss gedreht und diese Stimmung aus vergangener Zeit, Wehmut und Melancholie, aber auch skurile Spannung und überraschende Wendungen steckt in diesem Text. Eine Lektüre, die etwas Besonderes hat.

Leseprobe

http://www.youtube.com/watch?v=-D1RoA1jGB0
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Ich wünsche Ihnen mit diesem Spruch ein schönes Wochenende.

April prepares her green traffic light and the world thinks Go.
Christopher Morley

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