José Saramago * 1922
hat heute Geburtstag
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Unser Buchtipp des Tages ist heute ein Bilderbuch.
Ein trauriges, ein schönes, ein schön trauriges.
Kai Lüftner / Katja Gehrmann: „Für immer„
Beltz & Gelberg Verlag € 12,95
Bilderbuch ab 5 Jahren
Erst beim zweiten Mal Durchschauen sind mir all die Kleinigkeiten aufgefallen, die ich beim ersten Durchgang, auf Grund der bewegenden Geschichte, gar nicht wahrgenommen habe. So schon auf der ersten Seite , als der Junge mit seinem roten Drachen an der Hand, mit seiner traurig dreinschauenden Mutter,auf dem Gehweg unterwegs ist. Jetzt sehe ich erst die Blicke der Menschen, die vorgehaltenen Hände. Sogar aus einem Ladenschäft wird den beiden hinterhergeschaut. Nur im Kindergarten scheint alle seinen normalen Gang zu gehen. Obwohl Egon sagt: „Aber jetzt ist sowieso nichts mehr, wie es war …“ Die ersten Zeilen des Buches jedoch lauten: „Die Blumen vor unserem Haus sind dieselben. Die Ampel an der Kreuzung ist dieselbe. Und auch der kleine Lotto-Laden auf der anderen Straßenseite sieht aus wie immer. Trotzdem ist der Weg in den Kindergarten ganz anders als sonst.“
Ja, alles ist anders, denn auf der nächsten Doppelseite sehen wir Egons Papa, wie er im Bett sitzend mit ihm zusammen einen Drachen bastelt. Die Infusionsflasche und die Glatze des Papas lassen es erahnen, warum alles anders geworden ist.
„Ich heiße Egon und bin ein Zurückgebliebener.“ Über dieses Wort bin ich gestolpert und wusste nicht, wie die Geschichte weitergeht. „Aber nicht so, wie ihr vielleicht denkt, denn zurückgeblieben hat nichts mit Dummheit zu tun.“ Die Beerdigung des Vaters sehen wir auf der nächsten Doppelseite und der Blick in eine dunkle, braune Grube folgt noch. „Zurück bleiben die, die jemanden verloren haben. Für immer.“ Und die Worte „Für immer“ beschäftigen den kleinen Egon. Was bedeuten die überhaupt und was heisst das für seinen Alltag. Was ist „Für immer“? Ist das für immer? Oder doch nicht so lange? Bleiben Sachen für immer und trotzdem geht es weiter? Bleibt etwas für immer, aber anderes ändert sich ständig? Egon macht sich viele Gedanken, da er den Verlust seines Vaters nicht einordnen kann.
Es gibt auch keine Tabletten gegen „Für immer“.
Egon erzählt uns über Menschen, die zu den Flüsteren gehören, die einen so seltsam anschauen und ihm über den Kopf streicheln. Aber auch die Grinser gibt es, die lustig sein wollen und dabei nur peinlich sind. Und es gibt die vielen vielen Sprachlosen.
Egon hat seinen roten Drachen, den er das ganze Bilderbuch hindurch nicht aus der Hand gibt. Es ist das, was er zuletzt mit seinem Vater gebastelt hat. Es ist das letzte gemeinsame Erinnerungsstück. Und als der Drachen dann am Himmel schwebt ist er selbst Papa. „Zumindest ein kleines Stück. Für immer.“
Sehr bewegend wird diese Trauergeschichte erzählt und, wie gesagt, erst bei mehrmaligen Durchblättern fallen einem noch Kleinigkeiten auf, obwohl es nun wirklich kein Wimmelbuch ist.
Die Pinnwand mit den vielen Schnappsschüssen, die das gemeinsame Leben als Familie zeigen, runden das Buch ab und lassen uns wieder schmunzeln.
Hier können Sie ins Buch reinblättern.
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