Samstag

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Eine „Unbekannte“ bringt uns Nahrhaftes vorbei.

Heute haben
Dorothy Parker * 1893
Wolfdietrich Schnurre * 1920
Ray Bradbury * 1920
Irmtraud Morgner * 1933
Geburtstag und morgen
Alfred Lichtenstein * 1889
Ephraim Kishon * 1924
Ilija Trojanow * 1965.

Alfred Lichtenstein
An Frida

Zwischen uns sind Wände Trennung.
Spinn-Netze Sonderbares.
Doch oft fliege ich schmal in meiner sinkenden,
Händeringenden Stube, ein blutender Piepmatz.
Wärst du da.
Ich bin so ermordet.
Frida.

Der Angetrunkene

Man muß sich so sehr hüten, daß man nicht
Ohn jeden Anlaß aufbrüllt wie ein Tier.
Daß man der ganzen Kellnerschaft Gesicht
Nicht kurz und klein haut, übergießt mit Bier.

Daß man sich nicht die ekle Zeit verkürzt,
Indem man sich in einen Rinnstein legt.
Daß man sich nicht von einer Brücke stürzt.
Daß man dem Freund nicht in die Fresse schlägt.

Daß man nicht plötzlich unter Hundswauwau
Die Kleider sich vom feisten Leibe reißt.
Daß man nicht irgendeiner lieben Frau
Den finstern Schädel in die Schenkel schmeißt.

Der Morgen

… Und alle Straßen liegen glatt und glänzend da.
Nur selten hastet über sie ein fester Mann.
Ein fesches Mädchen haut sich heftig mit Papa.
Ein Bäcker sieht sich mal den schönen Himmel an.

Die tote Sonne hängt an Häusern, breit und dick.
Vier fette Weiber quietschen spitz vor einer Bar.
Ein Droschkenkutscher fällt und bricht sich das Genick.
Und alles ist langweilig hell, gesund und klar.

Ein Herr mit weisen Augen schwebt verrückt, voll Nacht,
Ein siecher Gott … in diesem Bild, das er vergaß,
Vielleicht nicht merkte – Murmelt manches. Stirbt. Und lacht.
Träumt von Gehirnschlag, Paralyse, Knochenfraß.
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Rasmus Schöll empfiehlt:

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Tim Krohn: „Nachts in Vals“
Galiani Verlag € 16,99

Tim Krohn dürfte noch so manchen mit „Aus dem Leben einer Matratze bester Machart“ bekannt sein. Respektive, der ein oder andere erinnert sich noch an den Auftritt des Schweizers in Klagenfurt beim Ingeborg-Bachmann-Preis. Jedenfalls liegt nun ein neues Buch von ihm vor: “ Nachts in Vals“. Krohn hat diese Erzählungen als „Zimmerlesungen“ im „Hotel Therme“ in Vals gelesen. Erzählt werden die ganz unterschiedlichen Beweggründe einzelner Menschen, warum sie im besagten Hotel zu Gast sind und in der Therme baden. Da gibt es das junge Pärchen, dem das Geld zu Übernachtung nicht reicht und die sich in einer kleinen heruntergekommenen Absteige einquartieren. Beim Nachtbaden schleichen sie sich als Gäste ein und erhoffen sich ein biaachen mehr für ihre Liebe. Ein vom Leben verzagter Barmusiker findet im Laufe der Geschichte seinen eigenen Klang. Da ist ein alter Schriftsteller, der des ganzen Trubels
müde, genötigt wird, seinen achtzigsten Geburtstag zu feiern und doch noch Ruhe findet. Da sind die Berge, da ist der Schnee und die kalte Luft und ganz viel „Therme“. Ein  Buch für ein kurzweiliges Lesevergnügen, ob im Zug, oder Abends, wenn die Augen schwer werden und lange Handlungstränge in den Träumen untergehen. Ein Buch das Lust macht, den kleinen Ort Vals einmal selbst zu besuchen.

Die Homepage des Autors
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Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2015 ist bekannt.
Hier finden Sie alle Buchdecke. Nur zwei von den zwanzig ausgewählten Büchern haben wir (noch) nicht im Sortiment, werden dies aber sofort nachholen. Kostenlos zum Mitnehmen, das Reinlesenheft mit Leseproben aus allen Titeln der Longlist.

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