So! Diese wunderbare Hochsomemrhitze ist vorbei und es regnet vor sich hin.
Meine Sonntagsblogpause ist vorbei und es gibt wieder einen Tipp von uns aus der Buchhandlung.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche und eventuell einen gelungenen Beginn Ihrer Ferien.
Heute hat
Harry Mulisch 1927
Geburtstag
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Patrick Modiano: „Der Horizont„
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl
Hanser Verlag € 17,90
als eBook € 13,99
An jenem Abend hatten sich, auf der großen Fläche der Place de l’Opéra, Demonstranten vor einer Reihe von CRS-Männern versammelt, die entlang des ganzen Boulevards eine Kette bildeten, offenbar, um eine offizielle Fahrzeugkolonne zu schützen.“
Mit diesem Satz beginnt dieser Roman und Patrick Modiano ist ein Verführer. Mit seinen letzten Romanen, die im Hanser Verlag in einem kleinen, hübschen, passenden Format herausgekommen sind, nimmt er uns mit in einen vergangene Welt in Paris. Nicht nur vergangen, auch verschwunden sind die Zeiten der Kneipen und Bars aus seinem Roman: „Im Café der verlorenen Jugend“. Verschwunden auch die Zeiten in der Buchhandlung, wo man noch mal eben ein Schild in die Türe hängen konnte: „Bin gleich wieder da“. Diese beiden Romane siedelt Modiano, der 1945 geboren wurde, in den frühen 60er Jahren an.
„Der Horizont“ bringt zwei Menschen zueinander, die sich ineinander verlieben und auch wieder schnell verlieren.
Während einer Demonstration stoßen sie in einem Metroeingang zufällig zusammen, Margaret Le Coz und Jean Bosmans. Sie, geboren in Berlin als Tochter einer französischen Mutter, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, er schreibt an seinem ersten Roman. Beide meinen, dass sie verfolgt werden. Vielleicht ist es auch das, was sie aneinanderschweisst. Sie zeigt ihm wieder Menschen, die ihr auflauern und er stellt einen auch zur Rede, der dies allerdings (zu Recht) bestreitet. Auch er „flieht“ vor seiner Mutter und ihrem Freund. Modiano beherrscht es, uns an die Hand zu nehmen, die Dinge zu erwähnen, wie einen roten Fden durch’s Buch laufen zu lassen und doch vieles nicht aufzuklären. Wir erfahren also nie, was es mit den Verfolgern auf sich hat, wir erfahren nicht, warum und wohin die junge Frau geflohen ist.
Aber: Ich mag nicht zu viel verraten. Was der Verlag noch erwähnt, ist, dass er sich 40 Jahre später aufmacht, um seine kurze Liebe wieder zu finden und er folgt dieser Spur bis zu einer Buchhandlung in Berlin.
Für mich als Buchhändler ist das natürlich sehr schön, dass es Romane gibt, in denen Buchhandlungen zu zentralen Orten werden, auch wenn sie dort nicht unbedingt spielen.
Genießen Sie diesen schmalen Roman mit seinen 176 Seiten. Ich denke, dass die Übersetzung von Elisabeth Edl sehr viel dazu beiträgt, dass sich der Text zu flüßig lesen lässt.