Montag

Heute haben
Carlo Goldoni * 1707
Anthony Burgess * 1917
Franz Xaver Kroetz * 1946
Geburststag.
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Passend zum Wetter bringt mein Lyrikkalender ein Gedicht von

Robert Frost
Fire and Ice

Some say the world will end in fire,
Some say in ice.
From what I’ve tasted of desire
I hold with those who favor fire.
But if it had to perish twice,
I think I know enough of hate
To say that for destruction ice
Is also great
And would suffice.

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Gestern hatte ich endlich Zeit, das Buch von Albertine Sarrazin zu lesen, das vor ein paar Tagen im Hanser Berlin erschienen ist. Ich muss gestehen, ich habe es überhaupt nur wegen des Nachwortes von Patti Smith bestellt und jetzt auch mit nach Hause genommen. Und dieses Nachwort war auch das erste, was ich gelesen habe. Sie schreibt über ihre Erfahrungen mit diesem Buch, das sie sich für 99 Cent in New York gekauft hatte. In einer Zeit, in der sie kein Geld hatte und von Robert Mapplethorpe verlassen worden war. „Ich frage mich wirklich, ob ich ohne sie die geworden wäre, die ich bin.“ Sie verschlingt dieses Buch, trägt es ihr ganzes Leben mit sich herum, getraut sich aber erst vor kurzem (auf einer Tournee) das Buch wieder herauszuziehen. Sie liest es wieder in einer Nacht.
Was hat es mit diesem Buch auf sich? Was hat es mit der Autorin auf sich?

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Albertine Sarrazin: „Astragalus
übersetzt von Claudia Steinitz
Hanser Berlin Verlag € 19,90
als eBook € 15,99

„Der Himmel war mindestens zehn Meter weiter weg. Ich blieb sitzen, nur keine Eile. Der Aufprall hatte wohl die Steine erschmettert, meine rechte Hand tastete überKiesel. Mit jedem Atemzug dämpfte die Stille die explodierenden Sterne, deren Funken noch in meinem Schädel prasselten. Die weißen Flächen der Steine leuchteten schwach in der Dunkelheit. Meine Hand löste sich vom Boden, strich über den linken Arm hinauf bis zur Schulter, über Rippen hinunter bis zum Becken: nichts. Ich war unversehrt, ich konnte weiter. Ich stand auf. Als es mich mit ausgebreiteten Armen, das Gesicht voran, in die Dornensträucher katapultierte, fiel mir ein, dass ich versäumt hatte, auch meine Beine zu kontrollieren.“

So beginnt dieser Roman und Sie merken schon, dass er genau das Leben der jungen Albertine erzählt. Aber wie sie das macht, ist schon ein kleines Meisterwerk. Sie schildert diese Nacht, dieses sich Fortschleppen. Sie schreibt auf, wie sie (sie nennt sich im Roman Anne, in Anlehnung an ihren richtigen Namen, der ihr im Heim weggenommen worden ist) von Julien auf dem Motorrad mitgenommen und zu ihm nach Hause gebracht worden ist.
Ihre Zeit dort mit dem gebrochenen Knöchel (Astragalus heisst der Knochen), bis sie endlich ins Krankenhaus kommt und dort in letzter Sekunde operiert wird.
Albertine Sarrazine schreibt unglaublich gut und ich verstehe, warum sich viele Schriftstellerinnen für sie stark gemacht haben. Ich denke, dass das nicht nur ein Biografie-, Knast-Bonus war. Viel mehr mag ich über diesen Roman nicht schreiben, um Ihnen den vollen Genuss dieser hochinterssanten und für mich sehr fremden Welt nicht zu nehmen.
Ich mache mich auf jeden Fall auf die Suche, ob ich noch an ihre andere Bücher von Albertine Sarrazine auf deutsch herankomme. Ganz vorne rechts auf unserem Tisch im Laden liegt dieses Buch.

Hier geht es zur Leseprobe, bei der eventuelle die Umlaut fehlen.

5 Gedanken zu „Montag

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