Montag

Heute haben
Horst Lange * 1904
Yasar Kemal * 1923
Louis Begley * 1933
Sulvio Huonder * 1954
Geburtstag.
Und auch Le Corbusier, über den gerade ein sehr interessantes Buch im Berenberg Verlg erschienen ist.
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Deutscher Buchpreis 2014: Die Preisverleihung im Live-Stream mitverfolgen.
Heute abend ab 18 Uhr ist es soweit. Dann erfahren wird endlich, wer den begehrten Preis bekommt. Wir haben ja im Buchladen schon abgestimmt und Thomas Steinfest als Sieger gekürt. Schau mer mal.
Auf jeden Fall können wir morgen bei unserer „Ersten Seite“ (Di. ab 19 Uhr) das Siegerbuch hochhalten, wenn wir noch welche vorrätig haben.
Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz.
Radio im Internet
Fernsehen im Internet.
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Ein ganz starkes Buch habe ich übers Wochenende gelesen und war und bin immer noch hin und weg.

Hodgen

Christie Hodgen: „Fünf Menschen, die mir fehlen“
Originaltitel: Elegies for the Brokenhearted
Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel
Knaus Verlag € 19,99

„Eine Handgranate in literarischer Form.“, schrieb die The New York Times, als das Buch 2010 in den USA herausgekommen ist. Und damit hat sie recht, auch wenn die Formulierung etwas zu drastisch ist. Christie Hodgen hat eine starke, laute, witzig, freche und lakonische Sprache, dass die mir manchmal wegblieb. Sie erzählt von Mary, die in einer kaputten Industriestadt aufwächst. Ihre Mutter ist schön wie Liz Taylor und versucht mit immer wechselnden Männern einen Zipfel vom Glück zu erhaschen. Dass dies nicht gelingt, merken wir schon auf den ersten Seiten. Die Stadt hat seine besten Seiten gesehen und die kleine Familie um Mary, ihre ältere Schwester und ihre Mutter, kennen die guten Seiten des Lebens nur aus Filmen und Vorabendserien.
Christie Hodgen hat ihren Roman in fünf große Kapitel aufgeteilt, in denen sie über fünf Menschen aus Mary Umfeld schreibt, die gestorben sind. Es ist ihr großspuriger Onkel, Klassenidiot, eine College Zimmergenossinm ein hochbegabter Pianist und zum Schluss auch noch ihre Mutter. Mit unglaublicher Wucht beginnt Christie Hodgen über diese Aussenseiter zu schreiben und setzt ihnen jeweils ein Denkmal, das wir nicht so schnell vergessen werden.

1

So beginnt dieses Buch und die Beschreibung des Bruders ihrer Mutter, der es nie zu etwas gebracht hat, immer mit großer Klappe durchs Leben lief, die Kinder mit seinem großen Auto durch die Gegend fuhr, und einen Absturz nach dem anderen erlebt, bis er Tod in einem Motelzimmer gefunden wird. Trotz dieses dramatischen Lebens, schafft es die Autorin, uns zum Lachen zu bringen. Situations- und Sprachcomic sind das, was diesen Roman ausmacht. Der Klassenidiot ist genauso ein Aussenseiter, wie die fette, schwarze Studentin auf dem College („fett und schwarz, fett und schwarz“), die sich mit Mary ein Zimmer teilt. Dass sie nie etwas lernt, durch alle Prüfungen fällt und gegen Ende nur noch vor dem Fernseher lebt, beruht auf einem Geheimnis, das Mary erst nach deren Tod erfährt. So langsam werden die Episoden ruhiger. Sie schreibt über einen begabten Musiker, der als Barpianist in einem Restaurant endet, in dem Mary als Tellerwäscherin arbeitet. Mary ist dort auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester gestrandet (hört sich so ähnlich an wie in Lutz Seilers Roman. „Kruso“).
Diese Schwester gibt vor, ihr Leben im Griff zu haben, was natürlich nicht stimmt, da ihr Partner ganz groß im Drogengeschäft ist. Marys Suche war zwar erfolgreich, aber eine wahre Schwester hat nun doch nicht gefunden.
Das letzte Kapitel über ihre Mutter erblüht nun vor lauter Liebe zu dieser Person, die auf der Suche nach dem Glück war, fünf mal geheiratet hat und jede Möglichkeit gesucht hat, aus dem Schlamassel herauszukommen. Dass sie sich selbst oft genug dort hineinmanöwriert hat, wird ihr gar nicht bewusst. Schuld sind immer die anderen.
Christie Hodgen hat mit Mary, die die Geschichten erztählt, einen Gegenpol zu all diesem Chaos gefunden. Sie ist ruhig, zurückhaltend in dieser lauten Umgebung. Sie weiss zwar auch nicht, wie sie ihr Leben organisieren soll, erlebt genauso ihre Abstürze, versucht aber immer wieder und ganz langsam aus diesem Sumpf herauszukommen. Ihr Leben stellt sich am Schluss des Roman auch als ein anderes heraus, wie es Mary sich vorgestellt hat. Sie hat ihrern Weg gefunden, ist zufrieden und schaut mit großer Verwunderung auf ihre Familie zurückt. Erstaunt, dass sie es herausgeschafft hat. Wenn auch anders, als geplant.
Für mich war dieser Roman ein grossartziges Leseerlebnis. Es ist schon unglaublich, was für Perlen (und nicht nur Handgranaten) sich in den Bücherregalen verstecken.

Leseprobe
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Werner Färber
UNGEREIMTHEIT DER WOCHE: (KW 40 aus dem Wandkalender 2014)

SUPERMARKTKASSE

Nur drei Teile sind im Wagen,
lang jedoch die Kassenschlange.
Ich versuch‘ es zu ertragen,
vielleicht dauert’s heut‘ nicht lange.

Die Wagen vor mir sind randvoll,
stelle ich dann leicht verdrossen
fest und finde es nicht sehr toll,
dass fünf Kassen sind geschlossen.

Vorwärts geht’s in Trippelschritten,
rückwärtig spür‘ ich Attacken.
„’tschuldigung, darf ich Sie bitten,
zu verschonen meine Hacken?“

„Kommen Sie gerne auch zu mir!“,
ruft, schon sprint‘ ich blitzeschnelle,
’ne zweite Frau von Kasse vier.
Ich dring‘ vor zur dritten Stelle.

Fast bin ich stolz! Bald ist’s geschafft!
Doch dann ist viel zu kompliziert
ein Storno für die Aushilfskraft.

Und schon bin ich erneut frustriert.

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UNGEREIMTHEIT DER WOCHE (UNGEREIMTHEITEN AUS DER TIERWELT):

DIE NASCHKATZE XXXVII 

Sie weiß genau: es ist verboten!
Und doch schleicht sie auf leisen Pfoten
heran an feine Leckerbissen,
die Herr- & Frauchen später missen.
Ein Häppchen hier, ein Maul voll dort,
schon sind die feinen Sachen fort.
Doch solche Nasch- und Diebestouren
hinterlassen sichtbar Spuren.

Nach kurzer oder läng’rer Zeit
wird die Katze nämlich breit.
Und dicker wird natürlich auch
der wohlgenährte Katzenbauch.

Die Katzenklappe – Maß der Dinge –
meldet erste Wohlstandsringe.
Zunächst nur Fell am Rahmen reibt.
Am End’ die Katze stecken bleibt!

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