Danke an die Aufpasserinnen. Ich habe mal wieder vergessen, den Blog öffentlich zu machen.
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Heute haben
Karl Gutzkow * 1811
Patrick Hamilton * 1904
Siegfried Lenz * 1926
Hans Wollschläger * 1935
William Gibson * 1948
Geburtstag
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Heinrich Heine
Die Liebe begann im Monat März
Die Liebe begann im Monat März,
Wo mir erkrankte Sinn und Herz.
Doch als der Mai, der grüne, kam:
Ein Ende all mein Trauern nahm.
Es war am Nachmittag um Drei
Wohl auf der Moosbank der Einsiedelei,
Die hinter der Linde liegt versteckt,
Da hab ich ihr mein Herz entdeckt.
Die Blumen dufteten. Im Baum
Die Nachtigall sang, doch hörten wir kaum
Ein einziges Wort von ihrem Gesinge,
Wir hatten zu reden viel wichtige Dinge.
Wir schwuren uns Treue bis in den Tod.
Die Stunden schwanden, das Abendrot
Erlosch. Doch saßen wir lange Zeit
Und weinten in der Dunkelheit.
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Sonntag war wieder Lesetag. Endlich. So konnte ich das neue Buch von Toni Morrison lesen, das mit seinen 155 Seiten leicht zu schaffen sei; so dachte ich.
Toni Morrison: „Heimkehr„
Rowohlt Verlag € 18,95
In ihrem neuesten Roman führt die 83jährige Nobelpreisträgerin ihre Geschichtsschreibung der schwarzen Bevölkerung in den USA weiter. Noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen (an diesem Roman arbeitet sie noch), nimmt sie sich Frank „Smart“ Money und seine Schwester zur Hand, um uns über den alltäglichen Rassismus in den USA des 20.Jahrhunderts zu erzählen. Dazu braucht sie keine 500 Seiten. Die ganze Grausamkeit, die Hilflosgkeit und den Hoffnungsschimmer verpackt sie in einen schnalen Band. Nicht viel länger als eine Erzählung und trotzdem voll mit Stoff, das mir manchmal die Spucke weggeblieben ist.
Drei Jungs aus dem rassistischen Höllenloch Lotus, Georgia, haben sich freiwillig nach Korea gemeldet. Zwei kehren nicht zurück, der dritte, Frank führt nach dem Krieg zunächst ein haltloses Vagabundendasein. Traumatisiert durch seine Kriegserlebnisse, bei denen er nicht nur Opfer, sondern auch Täter war, findet er sehr schlecht in die amerikanischen Gesellschaft zurück. Es beginnt damit, dass er aus einer psychiatrischen Anstalt ausbricht, in die er zwei Tage zuvor nach einer Schlägerei eingewiesen worden ist. Draußen, im tiefen Winter, spürt er nicht nur die Kälte des Eises und des Schnees, sondern auch die Kälte seiner Mitmenschen und den ungebrochen fortgesetzten Rassismus des weißen Amerika der fünfziger Jahre, aber auch die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und deren Solidarität. Ausgebrochen ist er deshalb, weil er einen Brief erhalten hat, dass seine Schwetser Cee dringend Hilfe braucht und wenn er trödelt, ist sie wohl tot. Er begibt sich also auf eine lange Reise mit Bus und Zug zu ihr und würde dies alles nicht überleben, wären nicht immer wieder helfenden, schwarze Hände, die ihn mit Geld, Kleidung, Essen und überlebenswichtige Tipps versorgen würden. Er rettet seine Schwester und gemeinsam beziehen sie ihr Elternhaus wieder, das verwahrlost noch steht und an das sie keine besonders guten Erinnerungen haben.
Dies ist aber nur die Kurzform, damit ich Ihnen nicht zuviel erzähle. Es ist eine „Heimkehr“ für die beiden, die im Original „Home“ heisst. Also nicht direkt Heimkehr, sondern Zuhause, Heimat. Das, was die schwarze Bevölkerung nie erlebt hat. So sagt es Toni Morrison selbst in einem Interview mit „Der Welt“, das ich unten velinkt habe. Heimatlos und von einem tödlichen Rassismus bedroht, ist es schwer eine Art Heimat zu finden.
In diesem Roman hat mich beindruckt, dass sie die Schwarzen nicht nur als Opfer zeichnet, sondern ihre eigenen sehr strengen und harten Regeln beschreibt. Die allerdings nicht an die Unmenschlichkeit der Weissen heranreicht, die dadurch gezeigt wird, dass Toni Morrison einen Kampf zwischen zwei Männern beschreibt. Es sind Vater und Sohn, beide schwarz, die gezwungen werden mit dem Messer so lange gegeneinander zu kämpfen, bis einer von beiden tot ist. Um sie herum wetten die Weissen, betrinken sich und bedrohen beide mit dem Leben.
Ein engagierter Roman über das Widerstehen, die Würde des Menschen und die Kraft der Wahrheit.
Interview in „Der Welt“
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Am kommenden Mittwoch ist es soweit.
Christoph Öhm stellt seinen neuen historischen Thriller vor.
Die Entführung
Mehr als zwanzig Jahre später, am 1. August 1778,
circa eine Stunde vor Mitternacht
Ich wachte wegen eines Geräusches auf, war aber nicht sicher, ob ich es nur geträumt hatte. Doch da war es wieder. Ein lautes Klopfen! Ich schüttelte mich, um munter zu werden, sprang aus dem Bett und spähte durchs Fenster. Draußen war es dunkel, tiefe Nacht. Unten vor dem Haus, vor der Tür unseres Tuchladens, erkannte ich einen Mann. Er blickte zu mir herauf, als ich mich hinausbeugte. Ich wollte ihn beschimpfen und verjagen, er musste einer jener Trunkenbolde sein, die sich regelmäßig nachts in der Tür irrten oder Ärger suchten. Der Mann rief zu mir hoch: »Sind Sie Herr David
Stark?« »Wer sind Sie, wer fragt dies?« »Ich habe einen Brief für Sie. Es ist dringend!« Entgegen meiner üblichen Vorsicht entschied ich, den Unbekannten zu dieser späten Stunde einzulassen. Etwas an seiner Redeweise, an seinem Tonfall erweckte ihn mir den Eindruck, dass er es ehrlich meinte und dass die Angelegenheit wichtig war. Als ich ihm die Ladentür, die zugleich unsere Haustür war, aufsperrte und ihn hereinbat, sah ich sogleich, dass er kein Herumtreiber war. Er war fein gekleidet, sein Haar trotz schwüler Sommernacht mit einem Dreispitz bedeckt, darunter Perücke mit französischem Zopf, der dunkle Gehrock und seine Beinkleider aus seidig glänzendem Stoff. Er zog aus
seinem Revers einen Umschlag und reichte ihn mir. »Bitte, Herr Stark, ein wichtiger Brief. Sie müssen ihn sofort lesen.« Er sprach eigentümlich, drückte sich aber gewählt aus, ich hatte diesen Dialekt jüngst bei Reisenden aus Berlin vernommen, die Halt in der Stadt gemacht hatten.
Dies ein weiterer Textschnipsel aus dem Buch „Der Schatz des Preussenkönigs“ des Wahl-Neu-Ulmer Autoren.
Buchpräsentation: Mittwoch, 19.3. um 19.30 Uhr.
Eintritt kosntenlos.