Montag

Heute hat Guy de Maupassant (* 1850) Geburtstag.
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Wilhelm Busch
Im Sommer

In Sommerkleider
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Doktor,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.

Von Winterszenen.
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt.
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.
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geb_SU

Abbas Khider: „Brief in die Auberginenrepublik
Edition Nautilus € 18,00

Ende 1999 spielt Abbas Khiders dritter Roman, den er in deutscher Sprache geschrieben und veröffentlich hat. Im Irak herrscht Saddam Hussein, in Libyen Gaddafi, in Ägypten Mubarak, in Syrien Hafiz al-Assad und in Jordanien König Abdullah II bin Hussein. Salim, ein ehemaliger Student, war wegen des Besitzes verbotener Bücher verhaftet worden. Durch Beziehungen und Bestechung kam er frei und landete nach einer langer Reise in Libyen, wo er sich als Bauarbeiter durchschlägt. Zwei Jahre hat er seine Familie, seine Freundin nicht mehr gesehen. Er schreibt zwar viele Briefe an Samia, schickt sie jedoch nie ab. Einmal wartete er lange in einer Schlange vor dem Postschalter. Als er endlich vorne war, verließ in der Mut und er rannte aus dem Gebäude. Nun hat er einen Weg gefunden, wie dieser Brief sein Ziel doch noch erreichen kann, ohne dass die Geheimdienste ihm und der Adressatin (seine Freundin) auf die Schliche kommen und sie womöglich auch in einem der Gefängnisse verschwindet. Das hat alles mit Geld, viel Geld für einen Brief, zu tun. Es geht über viele Ecken; jeder hält die Hand auf. In einer Bar trifft er einen Übermittler, der Briefe an LKW-Fahrer weitergibt, die sie dann (hoffentlich) sicher über diverse Grenzen schmuggeln. Im Irak geht es dann wieder verschlungene Wege bis zu den Adressaten.
Abbas Khider, der selbst zwei Jahre in einem irakischen Gefängnis saß, lässt diesen besagten Brief nun von Hand zu Hand, wandern. In jedem Kapitel spricht eine andere Person, die den Brief weiterleiten soll. Der LKW-Fahrer, der Vermittler, der Polizist, der beauftragt ist, die Briefe der LKW-Fahrer zu lesen, bis hin zur Ehefrau eines Obersten, die in dessen Büro herumschnüffelt und diesen Brief in die Finger bekommt.
„Brief in die Auberginenrepublik“ hat seinen Titel daher, dass es im Irak zu dieser Zeit nichts zu essen gab, außer Auberginen in allen Varianten. Bis hin zu Chips aus Auberginen und zeigt Khider als großartigen Erzähler. Er unterhält großartig, ist witzig, frech, aufklärerisch, böse und knallhart. Wenn Sie die kurze Inhaltsangabe von mir lesen, denken Sie sicherlich: „Oh, was für ein harter Roman“. Weit gefehlt. Das Buch hat Schwung und Esprit. Wir können jede einzele Person verstehen. Bis hin zu den Folterknechten und Spitzeln. Jeder kommt zu Wort und schildert uns seine Lage in diesem System, das nur auf Korruption, Unterdrückung und Mord beruht. Khider zeigt uns einen Irak Ende des 20.Jahrhundert, der sicherlich für viele andere Länder der Welt stehen kann.
Trotz des Themas, des politischen Hintergrund ist dieser schmale Roman eine großartige Unterhaltung, auch (oder gerade auch) für junge LeserInnen. Nicht umsonst steht er auf der Hotlist 2013 der Bücher aus unabhängigen Verlagen. Dem deutschen Buchpreis stände es gut an auch an Abbas Khider zu denken.

Interview mit Abbas Khider

Leseprobe des ersten Kapitels

Ein Filmbericht über Abbas Khider im Bayerischen Fernsehen.

Ein Kritikergespräch über „Brief in die Auberginenrepublik“ zwischen Hubert Spiegel, Rainer Moritz und Denis Scheck ist als podcast zum Hören.

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