Mittwoch

Heute haben
Ludvig Holberg * 1684
Joseph Conrad * 1857
Franz Josef Degenhardt * 1931
Alice Schwarzer * 1942
Geburtstag.
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978-3-15-019122-4

„Dezember“

Gedichte ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Jetzt haben wir das Jahr voll. Voll mit Gedichten für jeden Monat.
Wenn Sie alle Monate in einem Band wollen, dann wird es schwierig,
aber Sie bekommen alle zwölf Heftchen im Schuber für € 48,00 und
sparen (sich) somit fast 45 Tage.

Erwartungsvoller Auftakt samt Nikolaus
Schneefall im Advent
Traurig-schöne Dezembertage
Christnacht – damals und heute
Weihnachtsfeiern vielerorts
Das Jahr klingt aus
heissen die Kapitelüberschriften und die Herausgeberinnen kommen mal
wieder ohne Goethe aus.
Es geht! Und wie!!

Christian Morgenstern
Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie im Traum.

Die fiel dazu wie im Traum …
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
Aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum.
und dazu fiel eine Flocke,
so leise wie im Traum.

So leis als wie ein Traum.
Und als viertausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiß,
als wie von Engleinflaum.

Matthias Claudius
Ein Lied vom Reifen

Seht meine lieben Bäume an,
Wie sie so herrlich stehn,
Auf allen Zweigen angetan
Mit Reifen wunderschön!

Von unten an bis oben ’naus
Auf allen Zweigelein
Hängt’s weiß und zierlich, zart und kraus,
Und kann nicht schöner sein;

Und alle Bäume rundumher
All alle weit und breit
Stehn da, geschmückt mit gleicher Ehr,
In gleicher Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zu Ewigkeit.
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Das Beste vom Besten aus 2014.
Im Januar gab es diesen Filmtipp:

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“Take This Waltz“
Regie: Sarah Polley
DVD € 15,99

O Mann, was für ein starker Film, obwohl er mit vielen Brüchen arbeitet und die verschiedensten Bildmittel benutzt und zwischen den Zeiten hüpft und mich immer wieder stolpern lässt, war es ein wirklicher Filmgenuss.
Margo und Lou sind seit fünf Jahren verheiratet leben in Toronto in einem schnuckeligen Viertel in kleinen bunten Holzhäuschen mit einer Veranda vorne dran. Es ist Hochsommer. Immer. Den ganzen Film durch, obwohl er sich über einige Monate hinzieht. Die Ventilatoren schnurren und Margo hat immer eine Schweissschicht auf dem Gesicht.
Die beiden liegen im Bett und sagen sich auf die verschiedensten Arten (sehr skurill), dass sie sich lieben, aber irgendwie hat man da schon das Gefühl, dass es sich vielleicht nur um Worthülsen handeln könnte, obwohl zwischen ihnen ein sehr große Nähe besteht. Sie schreibt für Zeitungen, er will sein erstes Kochbuch veröffentlichen (nur Hühnerrezepte). Er ist typisch Mann, will nicht viel reden und hält alles für in Ordnung, so wie es ist. Margo jedoch hat einen melancholischen Einschlag und hinterfragt sehr viel, hauptsächlich, ob das alles ist. Hat Lou festen Boden unter den Füßen, so springt Margo von hier nach dort, als ob sie über Löcher hüpfen möchte. Lou hat eine Schwester mit Mann und Kind, die seit einem Jahr trocken ist und deshalb eine große Fete feiert. Sie ist Margos beste Freundin und sie tauschen sich oft aus. Aber sie steht ja auch nicht ganz sicher mit beiden Beinen im Alltag. In diese Situation trifft Margo einen jungen Mann im Flugzeug. Ein Gegenbeispeiel zu Lou. Daniel ist smart, schlank, wortgewandt und in der Flugzeugszene auch das Gegenteil zu Margo, die mehr als verunsichert ist, so dass wir Zuschauer, wirklich nicht wissen, woran wir mit ihr sind. Als sich herausstellt, das sie auch noch direkte Nachbarn sind, ahnt man schon, wo das enden könnte. Zuerst ist Funkstille, aber der Hochsommer spiegelt halt auch die Gefühlswelt wieder und so kommen sie sich näher, treffen sich am Strand, in einer Bar (herrliche Szene mit einem verbalen Geschlechtsakt) und Margo, die schon lange in Daniel verknallt ist und immer wieder die Notbremse gezogen hat, kann nicht mehr anders. Als sie Lou dies mitteilt, bricht für beide eine Welt zusammen, wobei es für Margo schnell bergauf geht, da sie mit Daniel zusammenzieht und das Leben in den schillerndsten Farben neu zu ihr kommt.”Take This Waltz” singt hier Leonard Cohen, während sie ihn auch geimensam tanzen. Aber auch das schönste Paradies nützt sich ab.
Eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern, wie ich sie noch nie gesehen haben. Eigentlich haben sie alles, was sie brauchen und es passiert etwas, das nicht berechenbar ist.
Dank der Finanzkrise in den USA wurde diese Schauspieler frei und Sarah Polley konnte sie für ihren kanadischen Indepentfilm gewinnen. Sehr gut. Ein Glück für uns Zuschauer. Und: ich habe mich auch verliebt … in diesen Film.


https://www.youtube.com/watch?v=xUQTNY5yaVk

Ein Gedanke zu „Mittwoch

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